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Buch jugendarbeit:freiwillig, engagiert, professionell

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Jugendarbeit in der Konkurrenz- und Leistungsgesellschaft<br />

Die Ausrichtung der Individuen an äußeren Gütern, an Ansehen,<br />

Reichtum und Macht, hat für Gemeinschaften und die Gesellschaft<br />

insgesamt bittere Folgen. Sie lösen sich in widerstreitende Einzelinteressen<br />

auf. Anstelle einer von humanitären Werten getragenen Kultur<br />

des Zusammenlebens und der Solidarität tritt der Kampf aller gegen<br />

alle, der von Thomas Hobbes beschriebene gesellschaftliche Urzustand<br />

des menschlichen Zusammenlebens, der dem Prinzip „homo<br />

homini lupus“ gehorcht. Wenn der Mensch sich dem anderen Menschen<br />

gegenüber wie ein Wolf verhält, wenn er all seinen auf den<br />

eigenen Nutzen, auf die Befriedigung der eigenen Wünsche gerichteten<br />

Trieben freien Lauf lässt, wenn er sich nur mehr auf die Jagd<br />

nach äußeren Gütern begibt, dann wird die Gesellschaft mehr und<br />

mehr von Betrug und Korruption heimgesucht. Denn, wem die Moral<br />

fremd ist, dem ist jedes Mittel recht (vgl. MyIntyre 1997).<br />

Warum tendiert nun eine ökonomisierte Gesellschaft, die von äußeren<br />

Gütern, von Tauschwerten, dominiert wird, dazu, korrupt<br />

zu werden Dies hängt wohl damit zusammen, dass die Ökonomie<br />

nicht dem binären moralischen Code „gut“ und „böse“, sondern<br />

dem binären Code „Gewinn“ und „Verlust“ folgt (Luhmann nach<br />

Schwabbe 2007: 101). Das ökonomische System funktioniert nach<br />

der Maßgabe von sachlichen, kühlen Rechenoperationen. Gewinne<br />

und Verluste werden gegeneinander abgewogen, Ertragsmöglichkeiten<br />

werden kalkuliert, Erfolgsmöglichkeiten werden berechnet.<br />

Sachliche Erwägungen dieser Art dominieren die Ökonomie, nicht<br />

moralische. Schon Max Weber hat darauf hingewiesen, dass das kapitalistische<br />

System nicht gut oder schlecht ist, sondern einfach eine<br />

ganz andere Wertesphäre repräsentiert als die Moral (vgl. Schwabbe<br />

2007: 101ff.). Werden im Zuge der Ökonomisierung des Sozialen<br />

nun andere Lebensbereiche und Wertesphären durch die Ökonomie<br />

kolonialisiert, also ihr unterworfen, so wird ein moralisches System<br />

durch ein unethisches ersetzt. Die Folge davon ist, dass sich neue<br />

Räume für Handlungsträgerinnen und -träger öffnen, die für den<br />

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