03.02.2015 Aufrufe

Buch jugendarbeit:freiwillig, engagiert, professionell

Buch jugendarbeit:freiwillig, engagiert, professionell

Buch jugendarbeit:freiwillig, engagiert, professionell

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Werner Thole<br />

132<br />

Aufwand, der sie davor bewahrt, vergleichbare frustrierende Erfahrungen<br />

wie ihre „1968er“-Eltern – zum Teil „1968er“-Großeltern<br />

– durchlebten. Das hat auch etwas mit Distanzierung zu tun, aber<br />

nicht nur. Die Relationierungen zwischen Nutzen und Aufwand<br />

steuern und brechen das soziale, kulturelle und politische Interesse<br />

und Engagement von älteren Kindern und Jugendlichen und bewahren<br />

sie weitestgehend an dieser Stelle vor frustrierenden Erfahrungen.<br />

Heranwachsende erleben heute weniger thematischen Tabus als die<br />

Jugendgenerationen davor. Die Bilder und Themen, die sie berühren,<br />

wie die jeweils aktuellen Themen der Weltgesellschaft, sind ihnen<br />

über die neuen Medien alle zugänglich und weitgehend bekannt.<br />

Kinder und Jugendliche sind zunehmend mehr gezwungen zu selektieren,<br />

die Themen zu erkennen und zu filtrieren, die ihnen bearbeitbar,<br />

aushaltbar erscheinen und sie nicht erdrücken (vgl. Thole<br />

2010). Mit Überthemen sind sie nicht mehr zu ködern, weder politisch,<br />

noch sozial, noch kulturell. Wenn die Beobachtung zutrifft,<br />

dass die bedeutenden Themen der Zeit von Jugendlichen und älteren<br />

Kindern heute nicht mehr erstritten werden müssen, ist die permanente<br />

Abwägung zwischen Aufwand und Ertrag eine verständliche,<br />

wenn auch nicht immer zu akzeptierende Form der Bewältigung und<br />

Gestaltung von Alltag durch Jugendliche. Vor diesem Hintergrund<br />

sind Jugendliche heute nicht weniger, aber vielleicht auch nicht mehr<br />

politisch, kulturell und sozial <strong>engagiert</strong> als ihre Vorgängerinnen- und<br />

Vorgängergenerationen. Sie sind <strong>engagiert</strong> und politisch interessiert<br />

ohne wirklich politisch zu werden. Vielleicht ist ihre eigentliche Politik<br />

– in Verkehrung von Innen- und Außenwelt – die des Privaten.<br />

Und darüber haben sie auch gelernt, Gefühle zu artikulieren, die ihre<br />

Vorgängerinnen und Vorgänger nicht einmal zu denken wagten. Ihr<br />

Engagement ist möglicherweise eines der Betroffenheit, nicht der abstrakt<br />

ideologischen Überzeugung. Gegen die ökonomischen, kulturellen<br />

und sozialen Zweckrationalitäten der Gesellschaft und ihres<br />

Alltags setzen sie ihren sozial-kulturellen Eigensinn.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!