Die biber-Ausgabe vom November 2013.
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78 MIT SCHARF<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
Amar, als ich ihn fragte, ob diese <strong>Ausgabe</strong><br />
ein spezifisches Thema hat, um meine<br />
Suche nach der passenden Geschichte für<br />
die Kolumne zu erleichtern.<br />
KLO-LEKTÜRE<br />
Ich habe neulich meine gesammelten Kolumnen<br />
in einem Buch rausgebracht. In<br />
den Jahren sind es schon so viele geworden,<br />
dass sie fast ganze 200 Seiten füllen.<br />
<strong>Die</strong>se Kolumnen habe ich in den letzten<br />
fünf Jahren geschrieben. Laut einigen liest<br />
man mein Buch in fünf Stunden. Mein<br />
Vermieter hat irgendwie mitbekommen,<br />
dass ich die Kolumnen als Buch herausbringe.<br />
Er hat einige schon gelesen und<br />
meint, dass mein Buch die perfekte Klo-<br />
Lektüre sei – eine Kolumne für jeden<br />
ist auch nicht passiert. Der Vermieter hat<br />
mir keine einzige Miete erlassen, da jetzt<br />
eine Berühmtheit in seiner Wohnung lebt.<br />
Im Supermarkt bekomme ich auch keinen<br />
Autorenrabatt. Wenn ich mich für Schlüsselpositionen<br />
(wie zum Beispiel Buchbinder<br />
im gleichen Buchvertrieb, der mein<br />
Buch verbreitet) bewerbe, bekomme ich<br />
weiterhin nur Absagen.<br />
NEUES BUCH,<br />
ALTES LASTER<br />
EIN JUNGER SCHAUSPIELER fragte<br />
einmal den großen Regisseur Alfred<br />
Hitchcock: „Was soll meine Motivation<br />
für diese Rolle sein“, in der Hoffnung,<br />
dass ihm Hitchcock etwas Weises sagen<br />
würde. „Deine Motivation ist dein Gehalt“,<br />
antwortete der Großmeister der<br />
Suspense. Einfach genial! Um diese Genialität<br />
zu erreichen, braucht man aber jede<br />
Menge Fleiß und Mühe. Ich habe meine<br />
Leiden noch nicht ganz durchlitten. Aber<br />
ich versuche es. Ich schreibe fünf Kolumnen<br />
monatlich.<br />
Das ist gar nicht so leicht. Mir muss<br />
jede Woche etwas Lustiges oder etwas,<br />
was den Leser zum Nachdenken bringt,<br />
einfallen. Manchmal fällt mir absolut<br />
nichts Lustiges oder Kluges ein. Aber ich<br />
muss ja etwas schreiben, wenn ich etwas<br />
essen will – wie es Alfred Hitchcock schon<br />
gesagt hat. Da ich diesen „Beruf “ gewählt<br />
habe, habe ich einfach kein Recht, keine<br />
Motivation zu haben.<br />
„Schreib eine Kolumne, wie du dich als<br />
junger Autor fühlst!“, sagte mir <strong>biber</strong>-Chef<br />
Stuhlgang sei perfekt. Ich weiß nicht,<br />
ob ich das als ein Kompliment betrachten<br />
soll. Er hat jetzt mindestens bis zum<br />
Jahresende etwas zum Lesen, außer er<br />
bekommt eine besonders schwere Magenverstimmung<br />
und muss fünf Mal täglich<br />
aufs Klo gehen.<br />
KEIN AUTORENRABATT<br />
Ich gebe zu, dass ich mich auf das Buch<br />
gefreut habe. Ich habe sogar geglaubt,<br />
dass mein Debüt-Buch mein Leben radikal<br />
verändern würde und dass mich von<br />
da an, wenn nicht die ganze Welt, dann<br />
mindestens ganz Wien kennen würde. Ich<br />
dachte an Arnold Schwarzenegger, der<br />
sich gesagt hat, dass sich irgendwann ganz<br />
Amerika seinen schweren und langen Namen<br />
merken wird. Leider ist das bei mir<br />
aber noch nicht passiert. Ich muss immer<br />
noch bei der Vorstellung meinen Namen<br />
mindestens drei Mal wiederholen, bevor<br />
es mein Gegenüber kapiert. Ich habe auch<br />
geglaubt, dass sich als Autor mein sozialer<br />
Status radikal verändern würde. Das<br />
TODOR STATT GOETHE<br />
Ich freue mich aber ganz besonders, dass<br />
sich nach dem Buchrelease zumindest einige<br />
Freunde mein Buch gekauft haben,<br />
ohne überhaupt die deutsche Sprache zu<br />
beherrschen. Sie lernen sie jetzt durch<br />
meine Geschichten. Niki und Deni übersetzen<br />
eine Kolumne täglich und schreiben<br />
sich die unbekannten Wörter auf. Das<br />
erfüllt mich mit Stolz. Wir sind schon<br />
zwei Klassiker – Goethe und Todor. Ich<br />
weiß nicht, ob das gut für die Deutschkenntnisse<br />
meiner Freunde ist. Vielleicht<br />
ist es besser, Goethe zu lesen.<br />
Meine liebe M. fragt mich jeden Tag,<br />
wie das Buch läuft und ich sage ihr, dass<br />
es perfekt ist. Wie ich mich als Buchautor<br />
fühle Super! Und ich habe jetzt genug<br />
Wörter für eine neue Kolumne.<br />
Kauft euch das Buch „<strong>Die</strong> Leiden des<br />
jungen Todor!“. Ihr könnt euch gerne bei<br />
mir melden und ich schreibe euch eine<br />
Widmung! Ich verspreche euch, dass mir<br />
für jeden von euch eine spezielle Widmung<br />
einfallen wird. Das ist ein Riesenfortschritt.<br />
Bei der Buchpräsentation ist<br />
mir nur eine Widmung eingefallen und<br />
ich habe allen die gleiche geschrieben.<br />
<strong>Die</strong>ses Mal wird es aber anders!