Die biber-Ausgabe vom November 2013.
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24 POLITIKA<br />
Bei „echten“ Frauen stößt Mitra auf Misstrauen.<br />
Von Lina Berehi (Text) und Asoo Khanmohammadi (Fotos)<br />
MITRA IST EINE TRANSSEXUELLE Sexarbeiterin<br />
in den Straßen Teherans. Im Iran<br />
gilt Homosexualität als Perversion, Krankheit,<br />
oder im „besten“ Fall als psychische Störung,<br />
die mit Peitschenhieben oder sogar der Todesstrafe<br />
geahndet wird. <strong>Die</strong> Bilder der iranischen<br />
Künstlerin Asoo Khanmohammadi<br />
zeigen homosexuelle und transsexuelle Sexarbeiterinnen<br />
in den dunklen Gassen Teherans.<br />
Khanmohammadi zeigt eine Gesellschaft, in<br />
der es keinen Platz für gleichgeschlechtliche<br />
Liebe gibt, in der homosexuelle Männer zu<br />
Frauen werden müssen, um als geheilt zu gelten.<br />
ROLLENVERTEILUNG<br />
Transsexualität ist im Iran legal. Großayatol-<br />
lah Khomeini setzte das 1987 mit einer Fatwa,<br />
einem Rechtsgutachten eines islamischen Gelehrten,<br />
fest. Somit sollen die typisch patriarchalischen<br />
Geschlechterrollen des Mannes und<br />
der Frau gewahrt werden. Transsexualität im<br />
Iran heißt, die Rolle des anderen Geschlechts<br />
körperlich anzunehmen, um den gesellschaftlichen<br />
Normen zu entsprechen.<br />
Für viele homo- und transsexuelle Menschen<br />
im Iran ist die Sexarbeit der einzige<br />
Weg, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.<br />
Transfrauen können im Unterschied zu<br />
weiblichen Prostituierten mit unendlich vielen<br />
Freiern schlafen, da sie nicht schwanger<br />
werden können. Allein die Dunkelziffer jener<br />
Transfrauen, die als Sexworker im Iran arbeiten,<br />
wird von der „Oriental Queer Organisation<br />
Austria“ auf eine Million geschätzt. Sie<br />
verdienen zudem nur ein Fünftel dessen, was<br />
heterosexuelle Sexarbeiterinnen verdienen.<br />
HARTE STRAFEN<br />
Wie schmal der Grat zwischen Recht und Unrecht<br />
in der Liebe im Iran ist und mit welchen<br />
Folgen Menschen homosexueller Orientierung<br />
rechnen müssen, offenbart ein Blick in die<br />
Scharia:<br />
<strong>Die</strong> Artikel 110-111 des Strafgesetztes besagen:<br />
Lavat, also der Geschlechtsverkehr<br />
zwischen zwei Männern, wird mit der Todesstrafe<br />
geahndet. Seit einer Gesetzesänderung<br />
durch das iranische Parlament 2012 muss<br />
nur der passive Partner mit der Todesstrafe