12 MIT SCHARF IVANAS WELT Von Ivana Martinović „NICHT ANFASSEN!“ In letzter Zeit bekamen meine Instagram- und Facebook-Freunde ein paar Bilder zu sehen, bei denen sich der eine oder andere denkt: „Mann, die ist ja kunstinteressiert, schwirrt ständig in ihrer Freizeit in Museen herum!“ Richtig und falsch! Ich bin im Museum, aber nicht in der Freizeit. So wie einige Wiener, die noch nie ein Museum von innen gesehen haben. Ich habe nie für einen Museumsbesuch bezahlt. Ist ja auch teuer. Bis ich diesen einen Job fand. Ich wurde 2006 Security im Kunsthistorischen Museum und passte auf die Schätze der Habsburger auf. Jetzt arbeite ich wieder dort, als Zweitjob neben der Tätigkeit beim ORF. Foto: Igor Minić In Ivanas WELT berichtet <strong>biber</strong>-Redakteurin Ivana Martinović über ihr daily life. OTTO, BERTL , SÜLEYMAN <strong>Die</strong> Lust packte mich, mich wieder zu bewerben, als eine Freundin fragte, wo sie neben dem Studium arbeiten könnte. MUSEUM! Mich überkam es wieder. Warum nicht ein bisschen Kohle dazuverdienen, wenn ich frei habe <strong>Die</strong> Ruhe genießen, während ich auf die wunderschönen Bilder und Skulpturen aufpasse Es ist ein Ausgleich, wie er nicht besser sein könnte. Neben den Arbeitstagen vor dem PC, kommen mir dann die Spazierrunden zwischen den alten Musikinstrumenten und Ritterrüstungen in der Neuen Burg oder den ägyptischen, antiken Sammlungen im Kunsthistorischen Museum wie gerufen. Ich fühle mich wie auf Zeitreise. Ich passe auf den Säbel von Sultan Süleyman auf und bin fasziniert davon, so nah an Beethovens Klavier zu stehen. Ich stelle mir vor, wie die Ritter in ihren Rüstungen gegeneinander gekämpft haben und wundere mich, dass diese so kleinwüchsig waren. Ich gebe ihnen lustige Namen: Bertl, Otto, Ferdinand oder Louise, damit auch eine Frau zu der Ehre kommt, eine Ritterrüstung zu Das ist Bertl, mein Ritter. tragen. „SCHAUST DU MIT DEN FINGERN, ALTER“ Das ständige Piepsen des Alarms erweckt mich aus meinen Tagträumen. Kinder und Schulgruppen haben ihre Griffel nicht immer unter Kontrolle und wollen alles anfassen. Ab und zu sorgt es bei mir für Kopfschütteln, nachdem ich durch die Gegend rufe: „Nicht anfassen! Schaust du mit den Fingern oder mit den Augen, Alter“ Faszinierend sind die Summen, die man sich hinter den Kunstwerken vorstellt. Letztens passte ich in der Lucian-Freud-Ausstellung auf das verliehene Bild eines reichen Russen auf. Wert: mehr als der Jackpot bei EuroMillionen. Und so etwas bringt mich zum Nachdenken. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen man damit füttern könnte. Aber ja, die Kunst ist eine Welt für sich. martinovic@das<strong>biber</strong>.at
13 Foto von Marko Mestrović „SCHLEICHT’S EUCH, BESSERWISSER!“ POLITIKA