Die biber-Ausgabe vom November 2013.
Die biber-Ausgabe vom November 2013.
Die biber-Ausgabe vom November 2013.
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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />
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Magazin für neue Österreicher<br />
mit scharf<br />
NOVEMBER<br />
2013<br />
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FEDORA WAR 20, ALS KILLIAN KAM.<br />
SEITDEM WIRD SIE BESCHIMPFT.<br />
Report einer jungen Mutter. Seite 14
4<br />
MUTTERSORGEN<br />
Unsere Jung-Mamas sorgen für ihre Kinder, hackeln und<br />
14studieren. Dafür gibt es aber nur Spott und blöde Sprüche.<br />
22<br />
Männern<br />
ROLLENTAUSCH<br />
Im Iran werden Männer zu Frauen, damit sie mit anderen<br />
schlafen dürfen. Sonst gibt es die Peitsche und den Tod.<br />
54<br />
Redakteurin<br />
LEHRLINGSLEBEN<br />
Schiefe Zähne, Gemüseregale und Versicherungs-Betrüger –<br />
Adela Mustafovska testet drei Lehrberufe.<br />
68 Celluite-Wahn.<br />
BEAUTY-KULTI<br />
Andere Länder, andere Makel. Asiatinnen tapen sich die<br />
Augenlider hoch und dunkelhäutige Frauen lachen über unseren
INHALT<br />
5<br />
APP ZUM DATE<br />
Unser Autor Shadi datet sich durch die verschiedenen<br />
Dating-Applikationen und ist von den Angeboten der<br />
32Frauen auf Handy-Knopfdruck ganz begeistert.<br />
50<br />
New<br />
ARBEITSWAHNSINN<br />
Ob Schlosser mit Papa-Wunsch oder Jounalistin im<br />
York-Fieber, Geldverdienen ist Typsache.<br />
12 Ivanas Welt: „Hände weg von den Bildern!“<br />
POLITIKA<br />
20 Wir machen Meinung: über Lehrerbashing, dangerous<br />
Favoriten, Serbiens Mecki-Man und die syrischen<br />
Auserwählten<br />
28 <strong>Die</strong> EU ist sein Leben. Der Gewinner des Preises der<br />
„Wiener Vielfalt“, Vedran Džihić, im <strong>biber</strong>-Talk.<br />
29 Der kanadische Autor Doug Saunders spricht über den<br />
Mythos der Döner-Belagerung.<br />
RAMBAZAMBA<br />
36 Meet the Mipster: Wenn Kopftuch auf Karo-Hemd und<br />
Hornbrille trifft.<br />
KARRIERE-SPECIAL<br />
46 Chiller-Alarm oder Workaholic<br />
Der <strong>biber</strong>-Jobtest sagt dir, welcher Typ du bist.<br />
50 Sie sind auf Sicherheit bedacht, ihre eigenen Chefs<br />
oder Weltenbummler. Job ist nicht gleich Job und Geld<br />
verdienen kann man überall.<br />
58 News, News, News rund um Job, Karriere und<br />
Weiterbildung<br />
OUT OF AUT<br />
72 Partygrüße aus Moskau. Gastautorin Ekaterina<br />
Makarova erzählt von ihrer schlaflosen Stadt voller<br />
Blumensträuße.“<br />
77 Fejkbook mit Angela „Big Mama“ Merkel<br />
KOLUMNE<br />
78 <strong>Die</strong> Leiden des jungen Todor: „Schreibblockadeeeee!“<br />
Marko Mestrovic, Susanne Einzenberger, Christoph Liebentritt,<br />
Amelie Chapalain, Asoo Khammohammadi
6 EDITORIAL<br />
Alles für euch Leser<br />
Mann, war das ein intensiver Monat! Wir haben so viel Karriere<br />
gemacht, wie noch nie zuvor – nämlich ganze 18 Seiten. Wir haben<br />
junge Super-Mütter getroffen, die täglich mit ihren Kinderwägen<br />
um Respekt kämpfen. Und wir haben den #Mipster-Style auf Wiens<br />
Straßen gefunden. So viel Kopftuch mit Karo-Hemd und Jute-Sack<br />
habt ihr noch nie gesehen!<br />
Und das alles haben wir unter schwierigsten Bedingungen geschafft.<br />
<strong>Die</strong> Redaktion war im letzten Monat nämlich mehr ein Lazarett, als<br />
etwas anderes: eine gebrochene Hand, zwei Anginas und diverse<br />
grippalen Infekte haben gegen uns gearbeitet.<br />
Übrigens: Wir sind<br />
jetzt auch auf Instagram:<br />
<strong>biber</strong>_mitscharf.<br />
Ajde adde uns! Jeden<br />
Monat drucken wir ein<br />
Foto mit dem Hashtag<br />
#mitscharf ab. <strong>Die</strong>ses<br />
Mal ist es Alex Furmans<br />
Foto aus Kiev.<br />
Viel Spaß beim Lesen<br />
und bleibt gesund!<br />
<strong>Die</strong> Redaktion<br />
FOTO von Alex Furman<br />
IMPRESSUM<br />
MEDIENINHABER:<br />
Biber Verlagsgesellschaft mbH,<br />
Quartier 21,<br />
Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />
HERAUSGEBER & CHEFREDAKTEUR:<br />
Simon Kravagna<br />
STV. CHEFREDAKTEUR:<br />
Amar Rajković<br />
ONLINE:<br />
Teoman Tiftik<br />
CHEFICA VOM DIENST:<br />
Delna Antia<br />
REPORTERIN:<br />
Marina Delcheva<br />
AKADEMIELEITUNG:<br />
Marina Delcheva<br />
KOLUMNIST/INNEN:<br />
Ivana Martinović, Todor<br />
Ovtcharov<br />
FOTOCHEF:<br />
Marko Mestrović<br />
MARKETING &<br />
ÖFFENTLICHKEITSARBEIT:<br />
Irina Obushtarova<br />
REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />
Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović,<br />
Kardelen Ari, Stephanie de la<br />
Barra, Lucia Bartl, Muhamed<br />
Beganović, Adam Bezeczky,<br />
Milena Borovska, Ayper Cetin,<br />
Amélie Chapalain, Maida<br />
Dedagić, Amra Ducić, Ali Cem<br />
Deniz, Nana Egger, Susanne<br />
Einzenberger, Armand Feka,<br />
Thomas Frank, Matthias Fuchs,<br />
Menerva Hammad, Tina<br />
Herzl, Markus Hollo, Mahir<br />
Jamal, Anna Koisser, Fabian<br />
Kretschmer, Reinhard Lang,<br />
Lyudmila Gyurova, Sophie<br />
Kirchner, Andreas Marinović,<br />
Maria Matthies, Marko Mestrović,<br />
Ivana Martinović, Jeta Muarami,<br />
Momčilo Nikolić, Marie-Noel<br />
Ntwa, Elsa Okazaki, Aurora<br />
Orso, Anastasia Osipova, Todor<br />
Ovtcharov, Jelena Pantic, Michele<br />
Pauty, Senad Pintol, Magdalena<br />
Possert, Marian Smetana, Vanessa<br />
Spanbauer, Daniel Spreitzer,<br />
Alexandra Stanić, Julia Svinka,<br />
Reka Tercza, Teoman Tiftik, Bahar<br />
Tugrul, Aleksandra Tulej, Filiz<br />
Türkmen, Magdalena Vachova,<br />
René Wallentin, Artur Zolkiewicz<br />
ART DIRECTOR: <strong>Die</strong>ter Auracher<br />
LAYOUT: <strong>Die</strong>ter Auracher, Viktoria<br />
Platzer<br />
LEKTORAT: Eldina Slipac<br />
ANZEIGEN: Irina Obushtarova,<br />
Teoman Tiftik, Adam Bezeczky<br />
BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas<br />
Wiesmüller<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />
Wilfried Wiesinger, Simon<br />
Kravagna<br />
KONTAKT: <strong>biber</strong> Verlagsgesellschaft<br />
mbH<br />
Quartier 21,<br />
Museumsplatz 1, E-1.4,<br />
1070 Wien<br />
Tel: +43/1/ 9577528<br />
redaktion@das<strong>biber</strong>.at<br />
marketing@das<strong>biber</strong>.at<br />
abo@das<strong>biber</strong>.at<br />
INTERNET: www.das<strong>biber</strong>.at<br />
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8 FACES OF THE MONTH<br />
Milenko Badzić
FACES OF THE MONTH<br />
9<br />
FACES OF THE MONTH<br />
WENN<br />
BALKAN<br />
AUF KLASSIK<br />
TRIFFT<br />
Von Anna Pranić<br />
DAS PUBLIKUM LIEBT SIE UND RAPPER<br />
SIDO FÜHLT SICH MIT IHNEN IM HER-<br />
ZEN VERBUNDEN. DAS MUSIKALISCHE<br />
GESCHWISTER-TRIO „PILLER“ SORGT<br />
MIT VIEL TALENT FÜR FURORE UND<br />
HAT „DIE GROSSE CHANCE“ EROBERT.<br />
Mit fünf Jahren schreit der 18-jährige Darko nach einer Geige,<br />
während sein großer Bruder Daniel, 20, sich am Klavier austobt.<br />
<strong>Die</strong> Musik liegt den Piller- Brüdern im Blut, bereits der<br />
Urgroßvater war Musiker. Auch die 14-jährige kleine Schwester<br />
Sandra kann ihre Finger nicht von der Geige lassen. 2009<br />
gewinnt das Trio den Sieg beim serbischen Supertalent. Jetzt<br />
wollen sie Österreich erobern. Sandra und Darko geigen um die<br />
Wette und der große Bruder bringt mit seiner Ziehharmonika<br />
ein Stück Balkan in den Sound. Sechs bis zwlf Stunden täglich<br />
üben die Geschwister, da bleibt wenig Zeit für Freund oder<br />
Freundin. Auch wenn jeder seine eigenen Ziele hat, so wollen<br />
die drei Talente weiterhin gemeinsam Musik machen: „Denn<br />
nur gemeinsam sind wir stark“, sagt Darko.
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WELT<br />
Von Ivana Martinović<br />
„NICHT ANFASSEN!“<br />
In letzter Zeit bekamen meine Instagram- und Facebook-Freunde ein paar Bilder<br />
zu sehen, bei denen sich der eine oder andere denkt: „Mann, die ist ja kunstinteressiert,<br />
schwirrt ständig in ihrer Freizeit in Museen herum!“ Richtig und falsch!<br />
Ich bin im Museum, aber nicht in der Freizeit. So wie einige Wiener, die noch nie<br />
ein Museum von innen gesehen haben. Ich habe nie für einen Museumsbesuch<br />
bezahlt. Ist ja auch teuer. Bis ich diesen einen Job fand. Ich wurde 2006 Security<br />
im Kunsthistorischen Museum und passte auf die Schätze der Habsburger auf.<br />
Jetzt arbeite ich wieder dort, als Zweitjob neben der Tätigkeit beim ORF.<br />
Foto: Igor Minić<br />
In Ivanas WELT berichtet<br />
<strong>biber</strong>-Redakteurin<br />
Ivana Martinović<br />
über ihr daily life.<br />
OTTO, BERTL , SÜLEYMAN<br />
<strong>Die</strong> Lust packte mich, mich wieder zu<br />
bewerben, als eine Freundin fragte,<br />
wo sie neben dem Studium arbeiten<br />
könnte. MUSEUM! Mich überkam es<br />
wieder. Warum nicht ein bisschen Kohle<br />
dazuverdienen, wenn ich frei habe <strong>Die</strong><br />
Ruhe genießen, während ich auf die<br />
wunderschönen Bilder und Skulpturen<br />
aufpasse Es ist ein Ausgleich, wie er<br />
nicht besser sein könnte. Neben den<br />
Arbeitstagen vor dem PC, kommen mir<br />
dann die Spazierrunden zwischen den<br />
alten Musikinstrumenten und Ritterrüstungen<br />
in der Neuen Burg oder den<br />
ägyptischen, antiken Sammlungen im<br />
Kunsthistorischen Museum wie gerufen.<br />
Ich fühle mich wie auf Zeitreise. Ich<br />
passe auf den Säbel von Sultan Süleyman<br />
auf und bin fasziniert davon, so<br />
nah an Beethovens Klavier zu stehen.<br />
Ich stelle mir vor, wie die Ritter in ihren<br />
Rüstungen gegeneinander gekämpft<br />
haben und wundere mich, dass diese<br />
so kleinwüchsig waren. Ich gebe ihnen<br />
lustige Namen: Bertl, Otto, Ferdinand<br />
oder Louise, damit auch eine Frau zu<br />
der Ehre kommt, eine Ritterrüstung zu Das ist Bertl, mein Ritter.<br />
tragen.<br />
„SCHAUST DU MIT DEN FINGERN, ALTER“<br />
Das ständige Piepsen des Alarms erweckt mich aus meinen Tagträumen. Kinder<br />
und Schulgruppen haben ihre Griffel nicht immer unter Kontrolle und wollen alles<br />
anfassen. Ab und zu sorgt es bei mir für Kopfschütteln, nachdem ich durch die<br />
Gegend rufe: „Nicht anfassen! Schaust du mit den Fingern oder mit den Augen,<br />
Alter“ Faszinierend sind die Summen, die man sich hinter den Kunstwerken<br />
vorstellt. Letztens passte ich in der Lucian-Freud-Ausstellung auf das verliehene<br />
Bild eines reichen Russen auf. Wert: mehr als der Jackpot bei EuroMillionen. Und<br />
so etwas bringt mich zum Nachdenken. Wenn man bedenkt, wie viele Menschen<br />
man damit füttern könnte.<br />
Aber ja, die Kunst ist eine Welt für sich.<br />
martinovic@das<strong>biber</strong>.at
13<br />
Foto von Marko Mestrović<br />
„SCHLEICHT’S EUCH,<br />
BESSERWISSER!“<br />
POLITIKA
14<br />
POLITIKA<br />
NIEMAND IST<br />
STOLZ AUF<br />
MAMA
JUNGE MAMAS ARBEITEN, STUDIEREN, FÜHREN DEN<br />
HAUSHALT UND ERZIEHEN IHRE KINDER. RESPEKT DA-<br />
FÜR GIBT ES KEINEN – DAFÜR BELEIDIGENDE SPRÜCHE<br />
AN BUSHALTESTELLEN UND BÖSE BLICKE IM PARK.<br />
BIBER-REDAKTEURIN FEDORA, 22, UND MUTTER EINES<br />
ZWEIJÄHRIGEN SOHNES, FRAGT SICH: DARF MAN DENN<br />
JUNG KEIN KIND MEHR HABEN<br />
Von Fedora Chudoba und Amelie Chapalain (Fotos)<br />
POLITIKA<br />
15<br />
MEIN KLEINER UND ICH sind unterwegs<br />
zur Kinderärztin und warten an der U-Bahn-<br />
Station auf den Lift. Wir sind spät dran, also<br />
quetsche ich mich noch hinein. Dabei stoße<br />
ich mit den Kinderwagenreifen unabsichtlich<br />
die Beine einer Frau. Sie dreht sich zu mir<br />
um und fragt, was ich mir erlaube, ihr über<br />
die Füße zu fahren. Bevor ich mich entschuldigen<br />
kann, geht mich ihr daneben stehender<br />
Freund an und schreit: „Haben‘s da ins Hirn<br />
g‘schissen“ Ich bin sprachlos. Bevor ich die Situation<br />
überhaupt begreifen kann, mischt sich<br />
eine Pensionistin ins Geschehen und zischt<br />
böse: „<strong>Die</strong>se scheiß jungen Leute von heute!“<br />
Das trifft mich. Ich zittere vor Wut und Angst.<br />
JUNG-MAMA VS. BIO-MUTTER<br />
Nicht nur ich muss mich immer wieder von<br />
fremden Leuten beleidigen lassen, weil ich<br />
ein Kind habe und vor nicht allzu langer Zeit<br />
selbst eines war. Auch Julia, 28, die mit 24 erstmals<br />
Mama wurde, musste sich schon vieles<br />
anhören. Vor ein paar Monaten wurde sie an<br />
einer Bushaltestelle angeraunzt: „<strong>Die</strong> braucht<br />
nie mehr arbeiten gehen, bei zwei Kindern in<br />
dem Alter, da kann sie ja <strong>vom</strong> Kinderbetreuungsgeld<br />
und den staatlichen Beihilfen leben.“<br />
Solche Sprüche muss sich eine 35-jährige Anwältin,<br />
die gerade ihr erstes Kind bekommen<br />
hat, nicht anhören.<br />
Heutzutage ist es gar nicht populär, als<br />
junge Frau Mutter zu werden. 2012 wurden<br />
laut Statistik Austria 78.952 Kinder geboren.<br />
Nur 17,1 Prozent der Mütter waren unter 25.<br />
Dagegen waren 52,4 Prozent über 30. „Mein<br />
Eindruck war, nachdem ich Mutter geworden<br />
bin, entweder gibt es diese über drüber Bio-<br />
„FÜR MICH IST DIE UMWELT<br />
PROBLEMATISCH, NICHT<br />
DIE KINDER.“<br />
Julia P., 28, Mama eines vierjährigen und eines sechs Monate alten Sohnes.<br />
Selbstständige District Managerin bei „Show Me The World“.
16 POLITIKA<br />
„ICH WOLLTE IMMER SCHON<br />
MUTTER SEIN, ALSO SEHE ICH DA<br />
NICHTS BEMITLEIDENSWERTES.“<br />
Eva I., 21, Mama einer einjährigen Tochter und Studentin.<br />
Mamas, die dann 30 oder 40 sind, oder diese,<br />
die vor den „Teenager werden Mütter“-Kameras<br />
gebären. Keine normalen Leute wie mich“,<br />
meint Jungmutter Eva, 21.<br />
Ach ja, „über drüber Bio-Mama“ müsste<br />
man sein. Sie sind die Vorzeigemütter unserer<br />
Gesellschaft. <strong>Die</strong> Frauen, die sich zuerst<br />
emanzipieren, eine Ausbildung und Karriere<br />
machen, um danach mit perfektem Partner<br />
und Haus im Grünen Kinder zu zeugen und in<br />
Karenz zu gehen. <strong>Die</strong>se Frauen wissen bereits<br />
alles über Erziehung, Ernährung und welche<br />
Stärken ihres Kindes gefördert werden sollen.<br />
Im Gegensatz dazu sind wir die Mütter der<br />
„Hoppala“-Kinder. Frauen ohne fertige Ausbildung,<br />
ohne festen Partner oder Eigentumswohnung.<br />
Wir haben weder alle essenziellen<br />
Erziehungsratgeber gelesen, noch waren wir<br />
beim Schwangerschaftsyoga-Kurs. Wir können<br />
nicht die volle Karenzzeit zu Hause bleiben,<br />
weil wir uns durch Studium oder Job finanzieren<br />
müssen. Und anscheinend macht uns das<br />
zu schlechten Müttern, auf die man herabsehen<br />
darf.<br />
WINDEL-HORROR, WENN DIE FREUNDE PARTY<br />
MACHEN<br />
Besonders Chantal, 21, liebevolle Mutter und<br />
Frisörin, hat zu spüren bekommen, was man<br />
für eine junge Mutterschaft alles aufgeben<br />
muss. Ihre Freunde lösten sich plötzlich von<br />
ihr, als sie schwanger wurde. Viele konnten<br />
nicht einsehen, dass sie nicht spontan mit<br />
ihnen fortgehen konnte, als sie bereits hochschwanger<br />
war. Niemand wollte sich an ihren<br />
neuen Rhythmus anpassen. Heute sieht sie ihre<br />
Freunde nur noch selten, auf der Straße oder<br />
im Supermarkt. Wenn sie grüßt, drehen sich<br />
manche um und gehen weg oder grüßen nicht<br />
zurück. Ohne Erklärung, von jetzt auf gleich.<br />
Wir alle haben das erlebt: Mutter zu werden<br />
schränkt ein. Wir können nicht jeden Freitag<br />
Party machen. Wir können es uns nicht leisten,<br />
mit einem Kater aufzuwachen und den<br />
Rest des Tages auf der Couch zu verbringen.<br />
Wir müssen Frühstück machen und das Kind<br />
versorgen. Während Freunde an der Uni ihren<br />
Erasmus planen, bleiben wir zu Hause und<br />
wechseln Windeln. Auch die Betreuungssituation<br />
ist eine andere als bei älteren Müttern.<br />
Deren Mütter oder Verwandte sind bereits in<br />
Pension und können auf das Kind aufpassen.<br />
Unsere Mütter müssen arbeiten und unsere<br />
Freunde haben seit ihrer Kindheit keinen<br />
Spielplatz betreten.<br />
Das bekommt Alessa, 23, oft zu spüren.<br />
Sie ist mit ihrer Tochter Janina oft alleine zu<br />
Hause. Als sie mit 21 ihr Kind bekam, ging<br />
ihr Verlobter weiter arbeiten, während sie zu<br />
Hause blieb. Oft abgeben konnte sie die Kleine<br />
nicht, weil auch ihre Mutter noch arbeitstätig<br />
war, ihre Oma zu alt und weitere Freunde oder<br />
Verwandte nicht nah genug waren. Als Janina<br />
sechs Monate alt war, ging Alessa wieder arbeiten.<br />
Zuerst geringfügig, jetzt sucht sie eine<br />
Teilzeitstelle. Sie wollen bald in eine größere<br />
Wohnung ziehen, Platz für drei Personen und<br />
einen Hund schaffen. Ob die Jobsuche einfach<br />
sei, frage ich sie. „Jein“, antwortet Alessa.<br />
Manchmal kommen seltsame Fragen bei Vorstellungsgesprächen:<br />
„Was heißt, der Betreuungsplatz<br />
ist gesichert Was passiert, wenn das<br />
Kind mal krank wird“<br />
Julia erinnert sich auch an ähnliche Schwierigkeiten<br />
nach ihrem Umzug aus der Schweiz<br />
nach Wien: „In der Schweiz ist es normal, Kinder<br />
bald nach ihrer Geburt 40 Stunden in die<br />
Krippe zu geben und wieder arbeiten zu gehen.<br />
In Österreich merkt man noch stark diese zwei<br />
Klassen, besonders als Frau. Hier war meine<br />
Arbeit plötzlich weniger wert, weil ich keinen<br />
Magister, dafür aber ein Kind habe.“ Julia ist<br />
heute selbstständige District Managerin bei<br />
„Show Me The World“, wo sie Englischkurse<br />
für Kinder erstellt und vermietet.<br />
„DU SOLLTEST DEINEN EX WIEDER<br />
HEIRATEN!“<br />
Etwas anderes an Julias Situation lässt mich<br />
plötzlich an meine denken – die Männerlosigkeit.<br />
Schon oft wurde mir gesagt, ich solle doch<br />
meinen Ex heiraten und damit verhindern,<br />
dass mein Sohn nur von mir großgezogen<br />
wird. Davon kann auch Julia ein trauriges Lied<br />
singen. Sie sei nicht in der Lage, ihren Kindern<br />
dieselben Chancen zu bieten, wie Mütter mit<br />
Partner. Bei der Schwangerschaft ihres zweiten<br />
Sohnes kam der Vorwurf: „Wieso hast du nicht<br />
abgetrieben“<br />
Mit derselben Frage wurde auch ich am Anfang<br />
meiner Schwangerschaft konfrontiert. Bis<br />
heute verstehe ich nicht wieso. Warum sollte<br />
ich versuchen meinem damaligen Freund ein<br />
Kind unterzujubeln Ich wollte nicht so früh<br />
schwanger werden, aber als ich die Nachricht
POLITIKA<br />
17<br />
„MIR WURDE VORGEWORFEN: ‚DU<br />
ZAHST DEM STAAT DAS GELD WEG.‘<br />
MEISTENS SAGE ICH NICHTS ZU<br />
ALL DEN GUTEN RATSCHLÄGEN. ICH<br />
SCHLUCKE SIE EINFACH.“<br />
fünf Monate alten Sohn mit Eis zu füttern.<br />
<strong>Die</strong>ses Jahr gab es neuen Streit, weil ich meiner<br />
Oma nicht erlaubte, seinen Schnuller in Wein<br />
zu tunken. Eis durfte er diesmal haben. Von<br />
jedem Urlaub komme ich geschafft und verunsichert<br />
zurück.<br />
Auch Eva verspürte oft eine große Unsicherheit.<br />
All die Ratschläge und Besserwisser<br />
ließen sie nur noch mehr zweifeln. <strong>Die</strong> junge<br />
Frau wusste nicht mehr, was richtig und was<br />
falsch war. Ältere Leute im Bus fragten sie vorwurfsvoll:<br />
„Sollte sie nicht dickere Hemdchen<br />
anhaben“, „Ist sie nicht zu jung um zu sitzen“<br />
Eva war verzweifelt: „Ein Kind zu haben ist wie<br />
ein Freibrief für Besserwisser und Moralprediger.“<br />
Sie hat aus den negativen Erfahrungen<br />
gelernt und gibt mir den wichtigsten Tipp als<br />
Jungmutter mit auf den Weg: „Wir sind keine<br />
Roboter. Deswegen dürfen wir auch schwach<br />
sein und Fehler machen.“ Evas Satz tat gut.<br />
BEFEHLE STATT HILFE<br />
Aber geht es nicht allen Müttern so, egal welchen<br />
Alters Nein, meint Chantal. Ihr fällt<br />
immer wieder auf, dass ältere Mütter in den<br />
Baby-Kursen respektvoller behandelt werden.<br />
Es wird ihnen weniger reingeredet als ihren<br />
jungen Geschlechtsgenossinnen. Immer wieder<br />
bekam sie Ratschläge zu hören wie: Stell<br />
Chantal R., 21, Mama eines einjährigen Sohnes und gelernte Friseurin.<br />
erfuhr, wusste ich, ich werde es auf die Welt<br />
bringen. Das ist mein Kind, mein kleines,<br />
wundervolles Leben, das mit rasend schnellem<br />
Herzen in mir schlug. Meinem Freund wurde<br />
das zu viel. Er ging noch vor der Geburt. Als<br />
ich andere junge Mütter auf ihr Beziehungsleben<br />
anspreche, will keine darüber sprechen.<br />
Aus Erfahrung weiß ich, Männer bekommen<br />
Angst, ihre Jugend und Freiheit zu verlieren,<br />
können mit der Verantwortung nicht umgehen<br />
und sehen in der Flucht den einzigen Ausweg.<br />
So tat es der Vater meines Sohnes, so tun es<br />
viele junge Väter. Zurück bleiben wir – junge<br />
Mütter, die es niemandem recht machen können.<br />
FEHLER, NA UND<br />
Dafür haben es alle anderen richtig gemacht<br />
und sie scheuen nicht davor mir zu erklären,<br />
wie Erziehung richtig geht. Von gesunden<br />
Ohrfeigen und christlichen Werten ist dabei<br />
die Rede. Zucker soll ich ihm unters Essen<br />
mischen, damit er schneller zunimmt. Verhindern<br />
soll ich, dass er zu sehr verweichlicht und<br />
ja schön brav seine männliche Ader zum Vorschein<br />
kommt. Letzten Sommer, bei meiner<br />
Oma in Kroatien, kam es zu mehreren Streitereien,<br />
weil ich ihr nicht erlaubt habe, meinen<br />
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acebook.com/kuemmernummer
18 POLITIKA<br />
HIER FINDEN JUNGE MÜTTER HILFE, UNTERSTÜTZUNG UND<br />
EINFACH EIN PAAR NETTE WORTE:<br />
YOUNGMUM - BEGLEITUNG FÜR SCHWANGERE TEENAGER<br />
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STÄDTISCHE ELTERN-KIND-ZENTREN<br />
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Alessa P., 23, Mama einer zweijährigen Tochter<br />
und geringfügig angestellte Verkäuferin.<br />
das Essen für deinen Mann pünktlich<br />
auf den Tisch, ernähre dein Kind anders,<br />
schlafe nicht untertags. Es scheint,<br />
als gäbe unser junges Alter anderen die<br />
Berechtigung, uns nicht nur Empfehlungen,<br />
sondern Anweisungen zu geben.<br />
<strong>Die</strong> Stiftung für Zukunftsfragen hat<br />
2012 zehn Länder in Europa nach ihrer<br />
Kinderfreundlichkeit befragt. Österreich<br />
fiel dabei auf den viertletzten Platz.<br />
Besonders Wien schneidet schlecht ab.<br />
Nur jeder fünfte Befragte hält die Stadt<br />
für kinderfreundlich. Das bekommen<br />
besonders junge Mütter zu spüren, weil<br />
sie nicht nur den Vorwurf des quengelnden<br />
Kindes, sondern auch der inadäquaten<br />
Mutter auf sich ziehen. Doch<br />
Alessa nimmt das gelassen. Während<br />
wir ihrer Tochter beim Rutschen auf<br />
dem Spielplatz zusehen und Dinkel-<br />
Brezeln knabbern, meint sie: „Wenn ich<br />
dumme Sprüche gehört habe, dann nur<br />
„DIE ÄLTEREN LEUTE SIND<br />
TOTALE KINDERHASSER. SIE<br />
VERGESSEN WOHL, DASS SIE<br />
AUCH EINMAL KINDER WAREN.“<br />
von Leuten, deren Meinung mir egal<br />
ist. Denn ich bin überzeugt: Das allerschönste<br />
auf der ganzen Welt ist Mutter<br />
zu sein.“ Und sie hat Recht! Trotz der<br />
schiefen Blicke, dummen Sprüche und<br />
blöden Vorurteile würde keine von uns<br />
gegen ein Leben ohne Kind tauschen.<br />
Denn während ihr alle auf Party-Tour<br />
seid oder den dritten Doktortitel vor<br />
dem ersten Kind habt, haben wir einen<br />
kleinen Sonnenschein und ewige, bedingungslose<br />
Liebe. Und wir müssen<br />
nicht mit dem Gehstock zur Maturafeier.<br />
<strong>Die</strong> Autorin Fedora Chudoba ist 22 und alleinerziehende<br />
Mutter. Sie studiert Translationswissenschaften<br />
und absolviert gerade die <strong>biber</strong>-Akademie.<br />
Fe hat einen entzückenden Sohn, der auf<br />
dem Cover richtiges Model-Talent beweist und die<br />
gesamte Redaktion verzückt hat.<br />
DIPL. HEBAMME USCHI REIM-HOFER VON DER<br />
BERATUNGSSTELLE „YOUNGMUM“ ERKLÄRT,<br />
WARUM UNSERE GESELLSCHAFT SO FEIND-<br />
SELIG AUF JUNGE MÜTTER REAGIERT.<br />
Warum richtet sich der Hass gerade auf junge<br />
Mütter<br />
R-H: Es ist in unserer derzeitigen gesellschaftlichen<br />
Struktur nicht vorgesehen, dass junge<br />
Frauen so jung Mütter werden. Je älter sie sind,<br />
umso Höher wird die Toleranz.<br />
Andere Kulturen gehen mit der frühen<br />
Mutterschaft vergleichsweise selbstverständlicher<br />
um,, da frühe Mutterschaft zur kulturellen<br />
Geschichte dazu gehört.<br />
Was sind die häufigsten Anfeindungsgründe<br />
R-H: Man traut ihnen aufgrund ihrer mangelnden<br />
Reife keine Verantwortung für ihr<br />
Kind zu. Es wird diesen Mädchen alles mögliche<br />
Beleidigende und Diskriminierende unterstellt.<br />
Dass das Alter alleine kein Entscheidungsgrund<br />
für eine Mutterschaft sein kann,<br />
liegt auf der Hand. Dass sie es viel schwerer haben<br />
sich in ihre Rolle hineinzufinden, ist auch<br />
klar. Es wird ihnen aber erheblich erschwert,<br />
wenn sie von außen heruntergezogen werden<br />
und nicht die Unterstützung bekommen, die<br />
sie bräuchten.<br />
Was kann eine junge Mutter machen, an welche<br />
Stellen kann sie sich wenden<br />
R-H: Junge Mütter haben meistens Angst, sich<br />
einem Vertrauten mitzuteilen, deshalb bieten<br />
wir ihnen die Möglichkeit, sich an uns zu wenden,<br />
um Hilfe und Beratung zu bekommen.
POLITIKA<br />
19<br />
AK Präsident Rudi Kaske<br />
Einladung<br />
Alle Kinder sollen gute Chancen haben.<br />
Einladung zur Messe L14<br />
„Was kann mein Kind lernen“<br />
20.-23.11.2013 im AK Wien, Bildungszentrum,<br />
1040 Wien, Theresianumgasse 16-18<br />
Freitag Nachmittag und Samstag Familienprogramm<br />
www.L14.at
20 MIT SCHARF<br />
MEINUNGSMACHE<br />
MELISA<br />
STOPPT DAS<br />
LEHRERBASHING<br />
Es vergeht kaum ein Tag, an dem nichts über uns<br />
LehrerInnen in der Zeitung steht – immer wird mit<br />
einem abwertenden Unterton über die „faulen“<br />
Lehrer und Lehrerinnen berichtet, die immer nur<br />
meckern. Als wäre das nicht genug, möchte mir<br />
auch noch die ganze Welt erklären, wie mein Job<br />
funktioniert. JournalistInnen, PolitikerInnen, mein<br />
Vater, meine Freundin Claudia und kürzlich sogar<br />
Nachbarin Maier: Sie meinen zu wissen, wie wenig<br />
sich Lehrer und Lehrerinnen vorbereiten, sie<br />
entscheiden darüber, wie viel ihre Arbeit wert ist<br />
und dass man ihnen die vielen Ferien streichen<br />
sollte. Allesamt sind sich sicher, den LehrerInnen<br />
würde es zu gut gehen. „Was ist bitte so schwer<br />
daran, Jugendlichen etwas beizubringen“<br />
GEDICHTE FÜR PUBERTIERENDE<br />
<strong>Die</strong>se Leute sind noch nie vor einer Schulklasse<br />
gestanden. Sie haben noch nie eine 12-Jährige<br />
benotet, mit dem Wissen, damit eine kleine Welt<br />
zerstören zu können. Sie haben noch nie versucht,<br />
dreißig Pubertierende für Gedichte zu begeistern.<br />
Sie sind noch nie abends im Bett gelegen und<br />
haben überlegt, wieso Tina aus der 4C immer<br />
dünner und dünner wird und wie man das am<br />
sensibelsten ansprechen soll. <strong>Die</strong>se Menschen<br />
haben keine Ahnung davon wie es ist, Tag für<br />
Tag Entertainer, Mentor, Lehrer für das härteste<br />
Publikum zu sein: die Kinder und Teenager dieses<br />
Landes. <strong>Die</strong>, die bereits alles wissen, mit der<br />
ganzen Welt vernetzt sind, sich hunderte Videos<br />
und Apps herunterladen und dabei trotzdem<br />
chronisch gelangweilt sind<br />
HUT AB<br />
Ich ziehe meinen Hut vor allen, die diesen Job<br />
schon jahrelang ausüben, alles geben, mit dem<br />
Wissen, dass das von den wenigsten honoriert<br />
wird. Lehrer-Sein hört nicht mit dem Verlassen<br />
des Klassenzimmers auf, es ist viel mehr als nur<br />
ein bisschen unterrichten und dann viel Ferien<br />
haben. Was müssen wir Lehrer und Lehrerinnen<br />
noch alles leisten, damit dieses Lehrerbashing ein<br />
Ende nimmt<br />
Melisa Aljović ist angehende Lehrerin und leitet<br />
den Schüler-<strong>biber</strong>.<br />
aljovic@das<strong>biber</strong>.at<br />
Der 10. Bezirk ist unsicher. Verkommen.<br />
Verfehlte Ausländerintegration. Martina<br />
Salomon aus der KURIER-Chefredaktion<br />
hat so richtig auf den Putz gehauen. Wer<br />
sich Salomons Ergüsse über den zehnten<br />
Bezirk durchliest, könnte meinen, Favoriten<br />
ist die Bronx ft. Harlem. Es stört<br />
mich, dass sich eine Top-Journalistin<br />
das Recht herausnimmt, über Zustände<br />
in einem Bezirk zu schreiben, den sie<br />
offenkundig nicht gut genug kennt. Oder<br />
anders gesagt: Ich glaub, ich kenn` mich<br />
besser aus.<br />
Ich habe praktisch meine Kindheit in<br />
Favoriten verbracht und wurde nie angeschossen,<br />
ausgeraubt, gekidnappt oder<br />
zusammengeschlagen. Shoppen, spazieren<br />
und mit Freunden ausgehen verlaufen<br />
problemlos, auch Freunde OHNE Migrationshintergrund<br />
leben hier und meckern<br />
nicht rum. Selbst nachts kann man sich<br />
ruhig auf die Straße trauen.<br />
Am falschen Ort zur falschen Zeit zu sein<br />
kann jedem passieren - überall in Wien.<br />
Wenn ich im Kurpark Oberlaa die Natur<br />
und Ruhe genießen möchte, dann sind<br />
Kindergelächter und Hundegebell die<br />
einzigen Lärmquellen. Nix da von Ghettoähnlichen<br />
Zuständen. Mafia haben wir<br />
auch keine, aber falls Interesse besteht,<br />
kann ja Frau Salomon eine gründen.<br />
Serbien ist mit über 19 Milliarden Euro verschuldet<br />
und steht vor dem Staatsbankrott.<br />
Abhilfe soll der neue Finanzminister Lazar<br />
Krstić schaffen. Gar nicht so abwegig, denn<br />
Krstić ist ein Wunderkind, Yale-Absolvent,<br />
Ex-Mitarbeiter von McKinsey, aber – festhalten<br />
– erst 29.<br />
In typischer Jugo-Manier zweifeln viele daran,<br />
ob er es packt, Serbien vor dem Bankrott<br />
zu bewahren.<br />
Grund der Zweifel: Er ist zu jung und bekanntlich<br />
sind ja nur ältere Menschen, am<br />
NOUR<br />
„WIR AUS DEM<br />
FAVORITNER GETTO“<br />
Dass Favoriten nicht die Innere Stadt<br />
ist, darüber sind wir uns alle einig. Der<br />
zehnte Bezirk ist kein heiler Graben. Aber<br />
ist eine Fußgängerzone verkommen, weil<br />
man dort Chanel und Armani vergeblich<br />
sucht Und ist ein Bezirk ein Problem,<br />
nur weil dort überwiegend Arbeiter und<br />
Migranten und deren Familien leben<br />
Ja, in Favoriten werden laut Statistik die<br />
meisten Anzeigen getätigt. Dabei handelt<br />
es sich in der Regel aber nicht um Mord<br />
und Totschlag, sondern öfter um Lärmbelästigung<br />
und Sachschäden. Hierfür leisten<br />
übrigens „euphorische“ Fußballfans<br />
auch ihren Beitrag, die aus ganz Wien zu<br />
den Austria-Spielen ins Franz-Horr-Stadion<br />
strömen.<br />
Natürlich: Auch Ärgeres passiert leider.<br />
Erst kürzlich stürmten rechtsradikale<br />
Fußball-Hooligans ein Migrantenlokal.<br />
Vielleicht war dieser misslungene Kommentar<br />
nur ein verzweifelter Hilfeschrei<br />
nach Integration. Ich zeige Ihnen gerne<br />
das wahre Gesicht von Favoriten, Frau<br />
Salomon!<br />
Nour Khelifi ist Stipendiatin der <strong>biber</strong>-<br />
Akademie<br />
khelifi@das<strong>biber</strong>.at<br />
JELENA<br />
SERBIEN: KRSTIĆ KANN<br />
NICHTS VERSEMMELN<br />
besten Männer, weise und kompetent. Meine<br />
Unterstützung hat er trotzdem. Hohes<br />
Alter ist keineswegs eine Garantie für Kompetenz<br />
und außerdem ist er 29 und nicht<br />
12. Seine Vorgänger waren alle um einiges<br />
älter, dafür um nichts klüger und haben es<br />
verbockt. Und mal ganz ehrlich, was könnte<br />
er in Serbien noch großartig versemmeln<br />
Jelena Pantić ist <strong>biber</strong>-Mitarbeiterin<br />
pantic@das<strong>biber</strong>.at<br />
Marko Mestrovic, Tina Herzl, Philipp Tomsich
MIT SCHARF<br />
21<br />
MARINA<br />
DIE LISTE DER<br />
AUSERWÄHLTEN<br />
Sind Sie einer von zwei Millionen kriegsgeplagten syrischen Flüchtlingen<br />
Sind Sie minderjährig Wurden Sie für den Kampf zwangsrekrutiert<br />
oder sexuell ausgebeutet Alleinerziehende Mutter Alt und gebrechlich<br />
Haben Sie eine schwere Krankheit Sind Sie verfolgter Christ Haben<br />
Sie Verwandte in Österreich Gratuliere, dann dürfen Sie vielleicht ganz<br />
bald und unkompliziert als einer von 500 schutzsuchenden Syrern nach<br />
Österreich einreisen. Alle anderen müssen bitte auf Schlepper, die grüne<br />
Grenze oder den abenteuerlichen Weg über die See ausweichen.<br />
ÖSTERREICH ENTSCHEIDET<br />
500 besonders schutzbedürftige,<br />
syrische Flüchtlinge sollen<br />
nach Östereich kommen. 20<br />
sind schon da. Wer einreisen<br />
darf, schlagen die syrisch-orthodoxe<br />
Kirche und die UNHCR<br />
vor. Letztlich entscheidet aber<br />
das Innenministerium wer mittels<br />
vereinfachtem Verfahren direkt nach Österreich darf. Zwei Millionen<br />
Syrer sind auf der Flucht, eine Million von ihnen sind Kinder. Schutzbedürftig<br />
sind also alle. Auf die heiligen Listen kommen aber nur jene, die<br />
sehr viel Glück haben oder gute Beziehungen nach Österreich.<br />
„JEDER FRAGT NACH KRITERIEN.<br />
TAUSENDE LEIDEN IN SYRIEN. WIE<br />
SOLL MAN DA AUSWÄHLEN“<br />
BISCHOF EMANUEL AYDI<br />
VERWANDTSCHAFTS-CONNECTION<br />
„Jeder fragt nach den Kriterien! Tausende leiden, wie soll man da 500<br />
auswählen“, fragt sich Bischof Emanuel Aydi von der syrisch-orthodoxen<br />
Kirche in Österreich. Er und seine Mitarbeiter dürfen 250 der insgesamt<br />
500 Syrer vorschlagen. Und diese sind bevorzugt Christen, die Verwandte<br />
im Land haben. Ein Krieg soll keine Familien trennen und helfen muss<br />
jeder, der kann. Aber was machen all jene, die in den Zeltlagern im Libanon<br />
oder in der Türkei verharren, Moslems sind und keine Verwandten<br />
und Freunde in Österreich haben<br />
SCHLEPPER-TOUR<br />
<strong>Die</strong> UNHCR hat ein Aufnahmeprogramm mit konkreten Kriterien erarbeitet.<br />
Absolut schutzbedürftig sind unter anderem kranke Menschen,<br />
Kinder, alleinerziehende Mütter oder Opfer von Gewalt. Also eigentlich<br />
fast alle, die vor dem Krieg fliehen müssen. „Wir versuchen bei der Auswahl<br />
zumindest transparent zu sein. Allen können wir nicht helfen“, sagt<br />
Christoph Pinter von der UNHCR<br />
Österreich.<br />
Für alle anderen gilt: Rette sich wer<br />
kann. Eine legale Einreisemöglichkeit<br />
nach Österreich und in die EU<br />
gibt es für Schutzsuchende nämlich<br />
nicht. Einzige Ausnahme ist das<br />
Nachholen von Verwandten, wenn<br />
man schon anerkannter Flüchtling<br />
ist. Und so müssen fast alle Schutzsuchenden auf Schlepper ausweichen.<br />
Sie verkaufen alles, was sie haben, um die mehrere tausend Euro<br />
teure Überfahrt zu bezahlen. Sie sitzen tagelang in Auto-Hohlräumen,<br />
stapfen durch Grenzflüsse oder besteigen überladene Fischerboote. Sie<br />
landen dann bestenfalls in Traiskirchen oder verenden schlimmstenfalls<br />
als Wasserleiche vor Lampedusa. Daumen hoch für Europa und seine<br />
christliche Nächstenliebe.<br />
Marina Delcheva, Redakteurin und Akademie-Leiterin, wird langsam zur<br />
Flüchtlings-Expertin.<br />
delcheva@das<strong>biber</strong>.at<br />
Serbiens Finanzminister<br />
Lazar Krstić: Sein gestutzter Vollbart soll<br />
ihn etwas reifer wirken lassen<br />
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22<br />
POLITIKA<br />
TRANS<br />
FLUCHT
POLITIKA<br />
23<br />
HOMOSEXUELLE MÄN-<br />
NER WERDEN IM IRAN<br />
ZU FRAUEN, DAMIT SIE<br />
MIT ANDEREN MÄNNERN<br />
SCHLAFEN DÜRFEN. SONST<br />
DROHEN PEITSCHENHIEBE<br />
ODER SCHLIMMSTENFALLS<br />
DER TOD. FOTOREPORTA-<br />
GE ÜBER GEFANGENE IM<br />
EIGENEN KÖRPER GESELL-<br />
SCHAFTLICHE AUSSENSEI-<br />
TER GEFANGEN IM FREMDEN<br />
KÖRPER IN EINEM AUTORI-<br />
TÄR-KLERIKALEN REGIME.
24 POLITIKA<br />
Bei „echten“ Frauen stößt Mitra auf Misstrauen.<br />
Von Lina Berehi (Text) und Asoo Khanmohammadi (Fotos)<br />
MITRA IST EINE TRANSSEXUELLE Sexarbeiterin<br />
in den Straßen Teherans. Im Iran<br />
gilt Homosexualität als Perversion, Krankheit,<br />
oder im „besten“ Fall als psychische Störung,<br />
die mit Peitschenhieben oder sogar der Todesstrafe<br />
geahndet wird. <strong>Die</strong> Bilder der iranischen<br />
Künstlerin Asoo Khanmohammadi<br />
zeigen homosexuelle und transsexuelle Sexarbeiterinnen<br />
in den dunklen Gassen Teherans.<br />
Khanmohammadi zeigt eine Gesellschaft, in<br />
der es keinen Platz für gleichgeschlechtliche<br />
Liebe gibt, in der homosexuelle Männer zu<br />
Frauen werden müssen, um als geheilt zu gelten.<br />
ROLLENVERTEILUNG<br />
Transsexualität ist im Iran legal. Großayatol-<br />
lah Khomeini setzte das 1987 mit einer Fatwa,<br />
einem Rechtsgutachten eines islamischen Gelehrten,<br />
fest. Somit sollen die typisch patriarchalischen<br />
Geschlechterrollen des Mannes und<br />
der Frau gewahrt werden. Transsexualität im<br />
Iran heißt, die Rolle des anderen Geschlechts<br />
körperlich anzunehmen, um den gesellschaftlichen<br />
Normen zu entsprechen.<br />
Für viele homo- und transsexuelle Menschen<br />
im Iran ist die Sexarbeit der einzige<br />
Weg, einen Platz in der Gesellschaft zu finden.<br />
Transfrauen können im Unterschied zu<br />
weiblichen Prostituierten mit unendlich vielen<br />
Freiern schlafen, da sie nicht schwanger<br />
werden können. Allein die Dunkelziffer jener<br />
Transfrauen, die als Sexworker im Iran arbeiten,<br />
wird von der „Oriental Queer Organisation<br />
Austria“ auf eine Million geschätzt. Sie<br />
verdienen zudem nur ein Fünftel dessen, was<br />
heterosexuelle Sexarbeiterinnen verdienen.<br />
HARTE STRAFEN<br />
Wie schmal der Grat zwischen Recht und Unrecht<br />
in der Liebe im Iran ist und mit welchen<br />
Folgen Menschen homosexueller Orientierung<br />
rechnen müssen, offenbart ein Blick in die<br />
Scharia:<br />
<strong>Die</strong> Artikel 110-111 des Strafgesetztes besagen:<br />
Lavat, also der Geschlechtsverkehr<br />
zwischen zwei Männern, wird mit der Todesstrafe<br />
geahndet. Seit einer Gesetzesänderung<br />
durch das iranische Parlament 2012 muss<br />
nur der passive Partner mit der Todesstrafe
POLITIKA<br />
25<br />
IRAN<br />
Der Iran hat um die 78 Million<br />
Einwohner. 7 Million davon sind<br />
Menschen mit verschiedenen sexuellen<br />
Orientierungen. „Man sagt, acht<br />
bis zehn Prozent jeder Bevölkerung<br />
gehören der lesbischen und schwulen<br />
Community (LGBTIQ) an“, so Dr. Gorji<br />
Marzban, Gründer der „Oriental Queer<br />
Organisation Austria“ (ORQOA) in Wien.<br />
LGBTIQ schließt Lesben, Schwule,<br />
Bisexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle<br />
und Queer ein. Dr. Gorji Marzban zur<br />
Situation im Iran: „<strong>Die</strong> transsexuelle<br />
Lebensform ist eine Provokation in<br />
einer starren Gesellschaftsstruktur, in<br />
der die Menschen nur strikt definierte<br />
Geschlechterrollen kennen.“
26 POLITIKA<br />
<strong>Die</strong> Geschlechtsumwandlung treibt viele an den Rand der Gesellschaft.<br />
rechnen. Außer der aktive Partner ist verheiratet.<br />
Dann werden beide getötet.<br />
Artikel 123-124: Lustvolles Küssen und nackt<br />
unter der Bettdecke liegen ohne ersichtliche<br />
Notwendigkeit wird mit bis zu 99 Peitschenhieben<br />
bestraft.<br />
Artikel 129-131: <strong>Die</strong>se Artikel kriminalisieren<br />
mosaheqeh, also sexuelle Beziehungen<br />
zwischen zwei Frauen. <strong>Die</strong> Strafe für lesbische<br />
Liebe ist für jede 100 Peitschenhiebe.<br />
Wurden beide schon drei Mal verurteilt, wird<br />
nach der vierten Verurteilung die Todesstrafe<br />
verhängt.<br />
Auch Mitra musste damals, als junger<br />
Mann, die rechtlichen Konsequenzen fürchten.<br />
Deswegen flüchtete sie in die Transsexualität<br />
zum anderen Geschlecht, um nicht aufgrund<br />
ihrer sexuellen Orientierung bestraft zu<br />
werden. Kontakt zu ihrer Familie und ihren<br />
Freunden pflegt sie nicht mehr – sie hat zu viel<br />
Schande über die Familie gebracht. Täglich<br />
schlagen ihr verachtende Blicke entgegen, wie<br />
hier im Frauenabteil der Teheraner Metro.<br />
3000 OPERATIONEN IM JAHR<br />
Mitra ist die erste Transfrau, die Khanmohammadi<br />
im Rahmen ihrer Recherche für ihr<br />
Fotoprojekt getroffen hat. Noch wartet sie auf<br />
ihre geschlechtsangleichende Operation. <strong>Die</strong>se<br />
birgt im Iran ein hohes Gesundheitsrisiko. Oft<br />
bleiben schlimme Verstümmelungen an den<br />
Geschlechtsteilen zurück. <strong>Die</strong> Anzahl solcher<br />
Operationen wird von NGO‘s auf 3.000 im<br />
Jahr geschätzt.<br />
Homosexuelle verändern sich im Iran. Sie<br />
übernehmen die weibliche Rolle und verinnerlichen<br />
Gestik und Mimik, damit sie sich vor<br />
gewalttätigen Übergriffen durch Staat und Gesellschaft<br />
schützen.<br />
Das hat auch die Fotografin und Künstlerin<br />
Asoo erkannt und ihre Bilder deswegen<br />
in Schwarz-Weiß festgehalten. „Ich wollte den<br />
Menschen an sich darstellen“, erzählt die Fotografin,<br />
„der Betrachter soll im Unklaren über<br />
das Geschlecht gelassen werden.“ Wenn es<br />
nach dem ehemaligen Machthaber Mahmud<br />
Ahmadinedschad geht, gebe es in seinem Land<br />
Homosexualität gar nicht. Bei einem Besuch<br />
an der Columbia University in New York 2007<br />
sagte der ehemalige Präsident und Bürgermeister<br />
Teherans, angesprochen auf die Lage im<br />
Iran: „Wir haben im Iran keine Homosexuellen<br />
wie ihr in euren Ländern. So etwas existiert in<br />
unserem Land nicht.”
POLITIKA<br />
27<br />
Wer seine Homosexualität offen lebt, muss mit Peitschenhieben und Gefägnis rechnen.<br />
www.wgkk.at<br />
WGKK lädt dich zur Vorsorgeuntersuchung ein<br />
Gesundheits-Check sollte regelmäßig<br />
durchgeführt werden!<br />
Zur Vorsorgeuntersuchung kann jede/jeder ab<br />
18 Jahren kommen. Abgeklärt werden dabei u.a. die<br />
Risikofaktoren für Zivilisationskrankheiten wie Diabetes<br />
und Herzinfarkt. Weiters geben die Ärztinnen und Ärzte<br />
Tipps für einen gesünderen Lebensstil.<br />
Angeboten wird der Check auch in Türkisch,<br />
Bosnisch, Serbisch, Kroatisch und Englisch.<br />
Nähere Informationen erhältst du von Montag bis Freitag<br />
von 08.00–18.00 Uhr unter der kostenlosen Servicenummer 0800 501 522.
28 POLITIKA<br />
„DER BALKAN GEHÖRT ZUR EU“<br />
Obwohl ihr viele nicht trauen, machte er die EU zu seinem Beruf. Der<br />
Politologe Vedran Džihić über populistische Rattenfänger, Sinnhaftigkeit<br />
von Preisverleihungen und den EU-Beitritt Serbiens und Bosniens.<br />
Von Amar Rajković<br />
<strong>biber</strong>: Sie haben den Preis der „Wiener Vielfalt“ in der Rubrik Wissenschaft<br />
im Wert von 2500 Euro gewonnen. Wie werden Sie das Geld<br />
ausgeben<br />
Džihic: Ich werde mir einige Bücher kaufen, Essenseinladungen an<br />
gute Freunde ausschicken und mir vielleicht eine schöne Reise gönnen.<br />
Wie sinnvoll sind solche Preise<br />
Preise sind immer ein Zeichen der Anerkennung einer Leistung.<br />
Wenn die Preise nach objektiven Kriterien vergeben werden und die<br />
Preisträger dazu motivieren, weiter zu machen, dann machen sie Sinn.<br />
Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die im Alltag wunderbare,<br />
kleine Dinge tun, die alle einen Preis verdient hätten. Einige von<br />
diesen Menschen werde ich mit meinem Preisgeld auf ein Essen und<br />
ein angenehmes Gespräch einladen.<br />
Was macht ein Politologe den ganzen Tag<br />
Ich schreibe an einem Buch über die Krise der Demokratie, unterrichte<br />
viel über Menschenrechte, Fragen der Integration und Migration,<br />
betreue meine Studierenden, melde mich da und dort in meiner<br />
Heimat Bosnien und Herzegowina und hier in Österreich öffentlich zu<br />
Wort. Es wird einem nicht langweilig. (lacht)<br />
Wann treten Bosnien, Serbien oder Mazedonien der EU bei<br />
Leider werden alle drei Staaten zu spät in die EU kommen. Im serbischen<br />
Fall sind es vielleicht weitere acht bis zehn Jahre, die die<br />
Menschen in Serbien auf den Beitritt warten müssen. In Bosnien<br />
und Mazedonien ist die Situation derzeit schwierig, Prognosen<br />
ebenso. Unabhängig davon, wann diese Staaten der EU beitreten,<br />
ist es wichtig, dass sie intern ihre Verwaltung, ihre sozialen Systeme<br />
reformieren, damit ein menschenwürdigeres Leben möglich wird.<br />
Ist es sinnvoll, der EU überhaupt beizutreten<br />
<strong>Die</strong> EU ist zwar derzeit in einer Krise, stellt aber dennoch eine<br />
Union des Friedens, der Kommunikation und des Austausches dar.<br />
Natürlich gibt es viele Dinge, die man in der EU kritisieren kann.<br />
Anstatt aber nur wie die populistischen Rattenfänger die EU zum<br />
Sündenbock abzustempeln, geht es darum, dass man sich engagiert,<br />
um die Europäische Union leistungsfähiger, gerechter und freier zu<br />
machen. Zu diesem europäischen Projekt gehören die Staaten des<br />
Balkans einfach dazu.<br />
Warum interessieren sich so wenige junge Menschen für politische<br />
Angelegenheiten<br />
<strong>Die</strong> Politik ist ein <strong>Die</strong>nst von Menschen für den Menschen. Junge<br />
Menschen haben aber zunehmend das Gefühl, dass die Politik sie<br />
nicht hört, dass sie sich auf Parteipolitik und den Kampf um Macht<br />
beschränkt. In der Tat haben sich die professionellen Politiker von<br />
den Menschen, für die sie da sein sollten, entfernt. Sie kämpfen um<br />
Macht oder strategische und eigene Interessen und vergessen oft,<br />
dass sie ihr politisches Dasein gerade ihren Wählern verdanken.<br />
Sie haben früher professionell Basketball gespielt. Warum haben Sie<br />
aufgehört<br />
Professioneller Basketball ist eine eigene Welt, die andere Welten<br />
neben sich nicht duldet. Man trainiert jeden Tag, spielt, erholt sich<br />
von den Spielen, trainiert wieder. Irgendwann mit Mitte 30 ist dann<br />
Schluss. Ich spiele weiterhin in meiner Freizeit, jede Sekunde auf<br />
dem Platz macht mich glücklich.<br />
INFO<br />
Der Preis der Wiener Vielfalt wurde <strong>vom</strong> Verein Wirtschaft für<br />
Integration und dem ORF Landesstudio Wien inittiert. Neben Vedran<br />
Džihić wurden unter anderem ausgezeichnet: Das Kinderbüro der<br />
Uni Wien (Kategorie Bildung), Köchin Parvin Razavi thx4cooking<br />
(Kulinarik), Ippon Girls, Judoclub café+co Vienna Samurai (Sport)<br />
und Christian Wurstbauer, Neulerchenfelder-Apotheke (Wirtschaft)<br />
sowie die Schauspielerin und Regisseurin Sandra Selimović.<br />
bereitgestellt, Randy Quan
DIE DÖNER-BELAGERUNG<br />
Der kanadische Autor Doug Saunders hat<br />
keine Angst davor, dass der Islam uns „überschwemmt“.<br />
Der Anti-Sarrazin erklärt, warum<br />
Kebab-Viertel keine Gefahr sind und die Geburtenrate<br />
bei Muslimen in Österreich sinkt.<br />
Von Doug Saunders<br />
POLITIKA<br />
29<br />
Sie haben viele Namen, die heruntergekommenen Wohngegenden<br />
in Europas größten Städten, aber vielleicht ist „Döner-Kebab-Bezirke“<br />
am passendsten. Sie sind die armen Migrantenviertel,<br />
meist nahe am Zentrum und manchmal in den<br />
Plattenbauten-Außenbezirken, die ein Zuhause für Türken,<br />
Marokkaner, Ägypter, Algerier und manchmal Pakistani sind.<br />
Obwohl sie bescheiden und klein in der Anzahl sind, sind die<br />
Kebab-Bezirke zur Zielscheibe für tiefsitzende, europäische<br />
Ängste geworden – Ängste, die in den letzten Jahren zu neuen<br />
Formen der Politik geführt haben.<br />
Ich habe Jahre damit verbracht, das Innenleben der armen<br />
Migranten-Wohngegenden zu studieren – wie sie funktionieren,<br />
was sie als Geburtsstätte einer neuen Mittelschicht erfolgreich<br />
macht, was sie zum Scheitern bringt und in Gewalt und Armut<br />
abrutschen lässt.<br />
GLEICHE MUSTER<br />
Viele europäische Städte haben einen hohen Anteil an Arbeiterklassen-Migranten-Bezirken.<br />
Sie alle folgen denselben Mustern<br />
von Erfolg und Niederlage – egal ob die Shop-Betreiber osteuropäische,<br />
orthodoxe Christen, südamerikanische Katholiken<br />
oder nordamerikanische Muslime sind.<br />
Aber es sind die muslimischen Bezirke die eine spezielle Art<br />
der Angst hervorgerufen haben – eine die wir seit den Jahren<br />
der jüdischen Einwanderung nach Westeuropa und der katholischen<br />
Einwanderung nach Nordamerika nicht mehr gesehen<br />
haben: Der Glaube, dass ihre wirtschaftlichen Misserfolge das<br />
Ergebnis einer Religion ist, die versucht uns zu überschwemmen...<br />
Am 13. <strong>November</strong> diskutiert <strong>biber</strong> mit Doug Saunders<br />
auf Deutsch und Englisch über die Angst vor dem<br />
Islam und dem Mythos der Überfremdung. Kommt<br />
und diskutiert mit! <strong>Die</strong> Veranstaltung findet in<br />
Kooperation mit der Botschaft von Kanada statt.<br />
Wo: „Berfin“, Siebensterngasse 46, 1070 Wien<br />
Wann: 13. <strong>November</strong>, ab 18 Uhr<br />
Doug Saunders<br />
ist der Autor von<br />
„ Mythos Überfremdung“<br />
(Blessing<br />
Verlag). Er arbeitete<br />
ein Jahrzehnt als europäischer<br />
Bürochef für<br />
„The Globe and Mail“,<br />
Kanadas nationale<br />
Zeitung.<br />
Lest den gesamten Bericht<br />
auf das<strong>biber</strong>.at.
30 MIT SCHARF<br />
www.constantinfilm.at<br />
Ab 8.11. nur im Kino!
31<br />
Foto von Sebastian Freiler<br />
TELEFONIERST DU NOCH<br />
ODER FLIRTEST DU SCHON<br />
RAMBAZAMBA
32 RAMBAZAMBA<br />
TRAUMFRAU<br />
AUF DEM<br />
FLIRT-RADAR<br />
WAS ANDERE AUS SPASS ODER VERZWEIFLUNG MACHEN, WAR FÜR REDAKTEUR<br />
SCHADI MOUHANDES EINE WOCHE LANG HARTE ARBEIT: ER HATTE 20 DATES.<br />
FÜR BIBER TESTETE ER DIE BELIEBTESTEN DATING-APPS FÜR SMARTPHONES.<br />
ER FILTERTE NACH RELIGION UND KÖRPERGRÖSSE, LUD VERGEBLICH ZUM SHISHA-<br />
RAUCHEN EIN UND BEWEGTE SICH ALS FLIRT-U-BOOT IM 1. BEZIRK.<br />
Von Schadi Mouhandes und Georg Wagenhuber (Illustrationen)
RAMBAZAMBA<br />
33<br />
ÜBER 1 MILLION SINGLES LEBEN in<br />
Österreich und die Zahl steigt und steigt. Normalerweise<br />
sucht man den Traumpartner in der<br />
Disko oder in der U-Bahn, seit einigen Jahren am<br />
PC daheim und neuerdings unterwegs per Handy-<br />
App. Aber wie funktioniert das und wie bekomme<br />
ich meine Traumfrau auf den Radar Ich testete die<br />
fünf beliebtesten Dating-Apps für Smartphones.<br />
Am Ende hatte ich 20 Dates, aber immer noch<br />
keine Beziehung.<br />
BADOO:<br />
NICHTS FÜR<br />
ERNSTE ABSICHTEN<br />
Während ich meine Shisha rauchte, bemerkte ich, dass es billiger für<br />
mich wäre, wenn ich jemanden dabei hätte. Es sollte aber ein Mädchen<br />
sein, denn sie rauchen nur ein oder zwei Züge und geben den Schlauch<br />
dann ab. Ich beschloss mich bei der App mit dem wahrscheinlich größten<br />
Hype zurzeit anzumelden, bei Badoo. Hier kann man lockere Flirts<br />
in der näheren Umgebung finden, ich will doch nichts Ernstes jetzt.<br />
Ich schrieb einige Mädchen in der Umgebung an und lud sie ein, „an<br />
meinem Shishaschlauch zu ziehen“. Anscheinend haben alle Mädchen<br />
diesen Satz irgendwie missverstanden, denn es klappte nicht.<br />
Angeschrieben wurde ich anfangs auch nicht. Aufgrund der mehreren<br />
hunderttausend Mitglieder geht man leider schnell unter und<br />
müsste um gesehen zu werden 2€ für eine einmalige Top-1-Platzierung<br />
bezahlen.<br />
Später in der Testwoche haben mich ausländische Wienerinnen, ältere<br />
Damen auf der Suche nach einem Liebhaber sowie komischerweise<br />
Transsexuelle angeschrieben. <strong>Die</strong> Mädchen auf Badoo haben zu 75 Prozent<br />
sehr leicht bekleidete Fotos mit tiefen Einblicken in ihren „Charakter“.<br />
Sie schimpfen dann in ihren Badoo-Statusmeldungen, dass sie nur<br />
von hirnlosen, mit dem primären Geschlechtsteil denkenden Männern,<br />
angeschrieben werden und auf der Suche nach etwas Ernstem sind und<br />
nicht wissen, wieso sie nur „Idioten“ anschreiben. Tja, ein Teufelskreis...<br />
Dates hatte ich über Badoo einige, doch es lief nicht gut. Wie gerade<br />
zum Beispiel. Sie war 21 Jahre alt und erhoffte sich über Badoo ihren<br />
Traummann plus Kind. Ich will doch nur „shishan“ und nicht gleich<br />
Kinder haben!<br />
<strong>Die</strong> App ist übersichtlich und schnell zu bedienen. Jedoch muss man<br />
viele Erweiterungen kaufen um die ganze App vollständig genießen zu<br />
können.<br />
♥♥♥<br />
App: BADOO<br />
Kosten: <strong>Die</strong> App selbst ist gratis, jedoch Premium-Mitgliedschaft 10€<br />
mtl., Top 1-Platzierung 2€ einmalig usw.<br />
Pro: viele Singles, Umgebungsanzeige (deaktivierbar)<br />
Kontra: kann sehr teuer werden<br />
LOVOO:<br />
AUF DEM FLIRT-RADAR<br />
LOVOO ist eine der innovativsten Apps, denn sie besitzt den Flirt-Radar,<br />
welchen ich bei einer Shoppingtour im ersten Bezirk direkt getestet<br />
habe. Man findet hier eine perfekte Mischung zwischen lockeren und<br />
ernsteren Dates. Das System funktioniert wie bei einem U-Boot-Radarsystem.<br />
Ich machte mich also wie ein U-Boot auf die Suche und schrieb<br />
mit einigen Mädchen in der Umgebung. Ich brauchte ein ultraheißes<br />
und stylisches Mädchen, denn in diesem Bezirk muss geprotzt werden.<br />
Blöd war, dass ich mit den beliebten Mädchen nur schreiben könnte,<br />
wenn ich 50 Credits investier. Kluge Idee von LOVOO, blöde Sache für<br />
mich.<br />
Wenn das Anschreiben nicht klappt, schaue ich mir einfach nur die<br />
Fotos von ihnen an. Leider kann man die Bilder nicht vergrößern, denn<br />
das kostet auch Credits. Man kann Credits zum einen kaufen und zum<br />
anderen auch durch z.B. tägliches Login oder durch die Teilnahme an<br />
Gewinnspielen sozusagen „gratis“ verdienen. Womit man auch ohne<br />
Probleme viele nützliche Erweiterungen auch ohne Investitionen nutzen<br />
kann.<br />
Ich habe über diese App sehr viele Mädchen kennengelernt und kann<br />
es nur wärmstens weiterempfehlen. Mein schnellstes Date über LO-<br />
VOO war ein Mädchen, dass in meiner Nähe gearbeitet hat und starke<br />
Kopfschmerzen hatte. 30 Minuten nachdem ich sie anschrieb, trafen wir<br />
uns schon, um ihr eine Kopfschmerztablette zu geben. Ich bekam kein<br />
Danke, sondern ein „<strong>Die</strong>se Person hat dich nun auf die Ignorieren-Liste<br />
gesetzt“. Anscheinend war es die falsche Tablette.<br />
<strong>Die</strong> App ist ein wenig unübersichtlich, da es zu viele Knöpfe und<br />
Einstellungen hat, worunter auch die Performance dieser App leidet.<br />
♥♥♥♥<br />
App: LOVOO<br />
Kosten: Theoretisch nichts bei Teilnahme an Gewinnspielen,<br />
sonst 3,59€ für 300 Credits<br />
Pro: Flirt-Radar, Creditsystem<br />
Kontra: Langsame App
34<br />
RAMBAZAMBA<br />
FRIENDSCOUT24:<br />
FÜR REIFE MENSCHEN<br />
Als ich von der Shisha Bar nach Hause gehe, denke ich mir, dass es<br />
mir doch lieber wäre, eine feste Freundin zu haben. Friendscout24 ist<br />
eher das Gegenteil von Badoo. Hier sind eher Menschen mit ernsteren<br />
Absichten sowie mehr Österreicher und weniger Transsexuelle als bei<br />
Badoo. Das heißt: Mit einem lockeren Anmachspruch wie „Fi(lm gu)<br />
cken“ kommst du nicht weit. Ich melde mich also an.<br />
Doch „ernst“ ist auch irgendwie langweilig. Hier findet man die<br />
klassischen Standarddates, wo man etwas trinken geht, Sushi isst oder<br />
bei einem Spaziergang über den letzten Ski-Urlaub redet. Neben dem<br />
gemeinsamen „Shishan“ sind mir persönlich aktive Dates lieber: Gemeinsam<br />
ins Fitnessstudio gehen oder bei einem Spaziergang auf der<br />
Reichsbrücke sich gegenseitig in die Donau zu werfen. Ich bin Araber,<br />
ich brauche Action und Drama.<br />
Dafür hatte ich durch Friendscout24 viele niveauvolle Gespräche.<br />
Mit einem Mädchen habe ich mich sogar öfter als ein Mal getroffen. Jedoch<br />
waren wir verschiedener Ansicht, was eine Ehe angeht. Sie wollte<br />
arbeiten und Geld verdienen, ich war für eine totale Isolation in der<br />
Küche mit Kopftuch, natürlich. Hat ihr anscheinend nicht so gefallen.<br />
Ich bin vielleicht noch nicht erwachsen genug für diese App.<br />
<strong>Die</strong> App ist sehr schlicht, dadurch extrem schnell und zuverlässig.<br />
Für alle Paranoiden unter uns gibt es bei FS24 keine Umgebungsanzeige,<br />
sodass ihr keine Angst vor Stalkern haben müsst. Dass man für eine<br />
Top-Platzierung allerdings 20 Euro im Monat zahlen muss, finde ich<br />
übertrieben.<br />
♥♥♥<br />
App: FRIENDSCOUT24<br />
Kosten: <strong>Die</strong> App ist gratis. Premium-Mitgliedschaft 20€ mtl. für Top-<br />
Platzierung etc.<br />
Pro: sehr schnelle App, nette Leute<br />
Kontra: Bezahloptionen<br />
JAUMO:<br />
TRAUMFRAU ZUM FILTERN<br />
Jaumo ist eine meiner Lieblingsapps geworden. Es gibt eine überschauliche<br />
Userzahl, womit die Chancen gesehen zu werden höher sind.<br />
Jaumo war die vierte App, die ich installierte und bis dato hatte ich mein<br />
Girl noch nicht gefunden. Vielleicht sind meine Erwartungen zu hoch<br />
Ich beschloss, dass ich nicht mehr aufs Aussehen schaue, sondern nur<br />
noch auf den Charakter!<br />
Ein großer Vorteil von Jaumo sind die Filtereinstellungen. Ich möchte<br />
meine wahre Traumfrau finden und gebe meine Wünsche in den<br />
Filter ein. Das ist nämlich genial: Hier kann nicht nur nach oberflächlichen<br />
Merkmalen wie Körpergröße, Gewicht und Haarfarbe, sondern<br />
auch nach entscheidenden Eigenschaften wie Raucher/Nichtraucher<br />
und der Religionszugehörigkeit gefiltert werden. Ich teste: Über 1,90 m<br />
groß, über 120 kg schwer, Raucher, auf der Suche nach etwas Ernstem<br />
und natürlich muslimisch, sonst hat es ja keine Zukunft. Und schwups<br />
erscheint meine Herzdame auf dem Display. <strong>Die</strong> Traumfrau servierte<br />
mich allerdings aufgrund meiner Zwergengröße von 1,75 Metern ab.<br />
Später lernte ich dort mit mehr Erfolg ein Mädchen kennen, dem ich<br />
von diesem Artikel erzählte und das sich fürchtete, erwähnt zu werden.<br />
Der Kontakt brach ab als sie anfing mich öfter anzuschreiben, als ich auf<br />
mein Handy schauen konnte, mich anrief und versuchte, den Kennlernprozess<br />
zu beschleunigen, was schon stressig war. Tja, waren schöne 3<br />
Tage mit dir, liebe namenlose Kontrollsüchtige.<br />
Immer noch alleine kann ich über diese App sagen, dass sie übersichtlich,<br />
jedoch ein wenig langsam ist. Man hat keine Umgebungsanzeige,<br />
kann aber sehen, wie viele Kilometer die jeweilige Person gerade<br />
entfernt ist.<br />
♥♥♥♥♥<br />
App: JAUMO<br />
Kosten: Gratis<br />
Pro: wenig Konkurrenz, sehr gute Filtereinstellungen<br />
Kontra: einige unwichtigere Extras kosten Geld, etwas langsam
RAMBAZAMBA<br />
35<br />
MYENERGIE APP:<br />
DATING ALS EVENT<br />
<strong>Die</strong> MYENERGIE App ist eine Dating-App des hiesigen<br />
Radiosenders Energy. <strong>Die</strong> App ist relativ neu<br />
und modern, somit auch noch nicht gut besucht.<br />
Eine sehr coole Applikation ist die Event-Funktion,<br />
mit der man Veranstaltungen finden und selbst hinzufügen<br />
kann, wo man gemeinsam hingehen<br />
könnte. So ist Kennenlernen unkomplizierter<br />
und man hat direkt gemeinsame<br />
Themen zu bereden. Leider sind bis dato<br />
in Wien genau null Events zu finden und aus<br />
diesem Grund beschloss ich, das erste Event<br />
zu starten. Ich möchte mit einem Mädchen in ein<br />
Wettbüro gehen, Fußball gucken und mit den Jungs<br />
Fanlieder grölen. Keine einzige Interessentin! Vielleicht<br />
bin ich auch hierfür nicht reif genug.<br />
Darüber hinaus kann man über die App nebenbei<br />
noch Energy hören, was ganz schön war, denn die<br />
Musik munterte mich ein wenig auf.<br />
Über die MYENERGIE App habe ich ein einziges<br />
längeres Gespräch geführt, jedoch ohne großen Erfolg.<br />
<strong>Die</strong> App ist schnell und sehr modern, aber trotzdem<br />
noch übersichtlich. Wenn dort viel mehr User<br />
reinkommen würden, wäre sie eine große Hilfe für<br />
Wiens Singles.<br />
♥♥ (Mit Potential nach oben)<br />
App: MYENERGIE App<br />
Kosten: gratis<br />
Pro: Event-Funktion<br />
Kontra: viel zu wenige User, dadurch App nutzlos<br />
<br />
FAZIT:<br />
Daten ist kein Vergnügen! Es ist Arbeit, Anstrengung und<br />
Schweißarbeit. Es macht selten Spaß, denn meistens schämt sich<br />
das Mädchen bei den ersten Dates, wenn man mit unlustigen<br />
Witzen versucht, die Stimmung aufzulockern. Frauen sind einfach<br />
kompliziert. Ich habe sie nie verstanden, verstehe sie nicht<br />
und werde sie auch nie verstehen. Oder vielleicht liegt es daran,<br />
dass man sich als Mädchen in solchen Portalen vor Nachrichten<br />
kaum mehr retten kann. 50-100 Nachrichten pro Tag sind normal,<br />
also ist immer der Mann am Zug und muss anschreiben<br />
und den ersten Schritt machen.<br />
Nach 5 Apps und 100 Mädchen, die ich anschrieb, bekam ich<br />
bei 50% eine Antwort und traf mich mit ca. 20% der Mädchen,<br />
wobei 0% meine Freundin wurden und keine mit mir auf eine<br />
Shisha gehen wollte, sondern es bei einem Kaffee oder Mittagessen<br />
blieb. Anstatt einer Shisha probiere ich es das nächste Mal<br />
mit Golf oder Billiard spielen, vielleicht stehen sie mehr darauf,<br />
mit mir zusammen einen zu versenken.<br />
Euer, immer noch an der Shisha ziehender, Schadi<br />
4 TIPPS FÜR’S DATEN ÜBER APPS:<br />
♥ Jungs: Wenn ihr wissen wollt, welcher erste Anmachspruch am besten<br />
zieht, dann macht ein Zweitprofil, wo ihr euch als Mädchen ausgebt. Ihr<br />
erlebt euer blaues Wunder, zweifelt an der Intelligenz eurer Jagdkollegen<br />
und seid danach defintiv im Strategievorteil.<br />
♥ Jungs: Augen auf bei ultrahübschen Mädchen, die euch direkt heiraten<br />
wollen; es könnte sich dabei um ein Fake handeln.<br />
♥ Alle: Mit Photoshop umgehen kann heute jeder.<br />
♥ Mädels: Bei Stalking hilft nur abmelden.<br />
Bezahlte Anzeige<br />
Pilot Bar<br />
Salzgries 3, 1010 Wien<br />
www.pilotbar.eu<br />
Öffnungszeiten: Mo.- So. 17:00 - 6:00<br />
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off <strong>Die</strong> Startfreigabe<br />
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ihr in der eleganten Café-Lounge „Pilot<br />
Bar“ am Salzgries im ersten Bezirk. Ali und<br />
seine Crew verwöhnen euch mit köstlichen<br />
Cocktails und kühlen Drinks. Feiern, Freunde<br />
finden und die Partystimmung genießen<br />
könnt ihr bis 6 Uhr in der Früh. Happy-Hour<br />
von Montag bis Samstag zwischen 18 und<br />
21 Uhr, Freitag und Samstag von 20 Uhr bis<br />
Mitternacht! Vorbeischauen lohnt sich!
36<br />
RAMBAZAMBA<br />
#MIPSTER
RAMBAZAMBA<br />
37<br />
Hornbrille, Skinny Jeans,<br />
Jack- Daniel´s-Shirt und Kopftuch:<br />
typische Symptome der<br />
Hipster-Epidemie, die über den<br />
Globus wütet. Jetzt haben junge,<br />
urbane Muslime den Trend<br />
mit der islamischen Religion<br />
gepaart. <strong>biber</strong> stellt euch den<br />
Mipster-Style vor.<br />
Von Nour Khelifi<br />
und Diva Shukoor (Fotos)<br />
ES GIBT KEIN ENTKOMMEN: Ob Starbucks,<br />
Museumsquartier oder Kärtnerstraße,<br />
sie sind mit ihren Hornbrillen und<br />
Jutesäcken nicht zu übersehen. Religion<br />
schützt vor dieser Epidemie nicht, so sind<br />
auch Muslime <strong>vom</strong> Hipster-Hype befallen.<br />
Sie nennen sich „Mipster“. Stark vertreten<br />
sind sie in den USA, in weiten Teilen Asiens<br />
(Japan, Malaysia) und in den Golfstaaten.<br />
Inzwischen gibt es sie sogar bei uns in Österreich.<br />
SHIRT AUF DEM KOPF<br />
Mipster lassen ihre Werte und ihren Glauben<br />
in ihren Style einfließen. Zur Hornbrille<br />
kommt dann ein Vollbart. Ein 80er-Jahre-T-<br />
Shirt wird prompt zu einem Kopftuch. Sie<br />
versuchen Interessen wie Musik, Kunst und<br />
Mode mit religiösen Elementen zu vereinbaren.<br />
Ziel der Mipster ist es, ihren geliebten<br />
Lifestyle zu leben und dabei dem Islam Respekt<br />
zu zollen.<br />
Nachhaltig denken und handeln – das<br />
steht bei Mipstern an der Tagesordnung.<br />
Selbst im Islam spielt Umweltschutz eine<br />
große Rolle. Indem sie beispielsweise in<br />
Secondhandläden statt in großen Modehäusern<br />
shoppen, handeln sie gleichsam im<br />
Sinne des Islam und der Hipster-Bewegung.<br />
Mode sehen sie als Mittel zum Zweck.<br />
Mipster wollen die Sichtweisen auf den<br />
Islam spielerisch und in positiver Weise<br />
ändern. Wie gut Mode und Religion miteinander<br />
harmonieren können, zeigen uns die<br />
Österreicher Imen, Baraa und Çağri.<br />
#<br />
DIE HUNGRIGE FASHIONISTA<br />
BARAA R. AUS WIEN, 18<br />
<strong>Die</strong> Schülerin liebt Vintage. Ein Oberteil aus einer Secondhandboutique<br />
kann das komplette Outfit aufwerten. Seinen<br />
eigenen Zugang zur Mode haben und sich einzigartig kleiden,<br />
findet sie wichtig. Denn schließlich muss man nicht jedem Modetrend<br />
nachrennen. „Leggings und eine durchsichtige Tunika,<br />
das geht gar nicht!“
38 RAMBAZAMBA<br />
#<br />
HYBRID MIT BART<br />
ÇAĞRI BAKIŞ AUS SALZBURG, 27<br />
Der Krankenpfleger aus Salzburg empfindet<br />
„Kleidung als Spiegel der Identität“. Deswegen<br />
designt er unter seinem Label „Charly Banks“<br />
u.a. Sweater mit dem Schriftzug „Hybrid Identity“.<br />
Damit möchte er zeigen, wie man bewusst<br />
mit mehreren Kulturen gleichzeitig leben kann.<br />
Derzeit ist er in New York und lässt sich mit<br />
seiner neu erschienenen Ware ablichten. Auch<br />
der Bart muss gut in Szene gesetzt werden, denn<br />
„Männer ohne Bärte sind Frauen“.<br />
Wer die coolen Sweater kaufen möchte:<br />
https://www.facebook.com/banksofficialfref=ts.<br />
#<br />
DER ANTI-HIPSTER<br />
IMEN B. AUS WIEN, 20<br />
<strong>Die</strong> gebürtige Tunesierin hat ein Händchen für Mode. Klar,<br />
wenn man die Modeschule besucht. Neben Hüten kombiniert<br />
sie ihre Kopftücher gerne mit funkelnden Ketten oder bunten<br />
Stirnbändern. Außerdem trägt sie gerne verschiedene Stoffmuster.<br />
„Man kann auch viel zu große Pullis oder Cardigans<br />
tragen und trotzdem gut aussehen.“ Finden wir auch.
MIT SCHARF<br />
39<br />
ohne<br />
ware das leben<br />
ein irrtum.
40 KOOPERATION<br />
GEBACKENE<br />
ZUKUNFT<br />
von Adam Bezeczky<br />
ZUTATEN FÜR EIN UNGEWÖHNLICHES<br />
REZEPT: JUGENDLICHE AUS SCHWIE RIGEN<br />
VERHÄLTNISSEN UND EIN BÄCKERMEISTER<br />
AUS ÖSTERREICH. MIT VIEL FACHWISSEN,<br />
HAUSVERSTAND UND EINSATZ WURDE VON<br />
CONCORDIA IM RUMÄNISCHEN PLOIEȘTI<br />
EIN NACHHALTIGES AUSBILDUNGSKONZEPT<br />
GEBACKEN.<br />
<strong>Die</strong> selbstgebackenen Weihnachtskekse der Jugendlichen duften herrlich<br />
Lebkuchenhaus-Architekten zeigen ihr Können<br />
Traditionelle Begrüßung mit Brot & Salz<br />
SPENDENMÖGLICHKEIT:<br />
CONCORDIA Sozialprojekte<br />
Gemeinnützige Privatstiftung<br />
Raiffeisenlandesbank NÖ/Wien<br />
IBAN: AT66 3200 0000 0703 4499<br />
Swift: RLNWATWW<br />
2006 LEISTET ANDREAS RESCH mit<br />
CONCORDIA Sozialprojekte seinen freiwilligen<br />
<strong>Die</strong>nst in Rumänien. „In einem kleinen<br />
Raum auf der ‚Farm der Kinder‘ habe<br />
ich zum ersten Mal mit drei Jugendlichen<br />
60 Kilogramm Weihnachtskekse gebacken“,<br />
sagt Resch. <strong>Die</strong> Freude der Kinder dabei ist<br />
unübersehbar. Sie alle stammen aus schwierigen<br />
Verhältnissen, leben ohne ihre Eltern<br />
in Heimen von CONCORDIA. Aus der einmaligen<br />
Sache reift e ein größerer Plan.<br />
Resch hat ein Pâtisserie- und auch ein Bäcker-Diplom.<br />
Er kennt sich also bestens mit<br />
Sauerteig & Co. aus. 2011 wird schließlich<br />
die „CONCORDIA Bakery“ feierlich eröffnet.<br />
„Das Projekt ist von Anfang an mit mir<br />
mitgewachsen“, erzählt Resch stolz. Mit 520<br />
Kilogramm Brot versorgt das Unternehmen<br />
wöchentlich CONCORDIA-Einrichtungen<br />
in der ganzen Region. Das verwendete Mehl<br />
wird zum Teil auf der ‚Farm der Kinder‘ angebaut.<br />
Jugendliche aus sozial schwachen<br />
Familien erhalten im Betreib eine fundierte<br />
Ausbildung, die Lehrerstelle von Resch wird<br />
<strong>vom</strong> österreichischen Bundesministerium<br />
für Unterricht gefördert. In zwei 6-monatigen<br />
Modulen erlernen die Burschen und<br />
Mädchen das Handwerk, danach können sie<br />
sich für ein weiterführendes, halbjähriges<br />
Zuckerbäckermodul entscheiden.<br />
Neben der Praxis werden sie auch in<br />
Wirtschaftskunde und Mathematik unterrichtet.<br />
Das Ziel ist es, den Jugendlichen<br />
einen Weg in eine bessere, unabhängige<br />
Zukunft zu ebnen. <strong>Die</strong> Ausbildung wird mit<br />
einer staatlichen Prüfung zum Bäcker bzw.<br />
Zuckerbäcker (Patissier) abgeschlossen. <strong>Die</strong><br />
frisch gebackenen Absolventen erhalten ein<br />
EU-weit gültiges Diplom. 2013 konnten 24<br />
Jugendliche die Ausbildung erfolgreich abschließen.<br />
PATENTIERTE GUGLHUPFE<br />
<strong>Die</strong> Produkte der „CONCORDIA Bakery“<br />
treffen den Geschmack der Kunden.<br />
Mehrere Botschaften, große, internationale<br />
Hotelketten und Restaurants zählen zu den<br />
Abnehmern. In einem der größten Shopping<br />
Center von Bukarest wird ein eigener Verkaufsstand<br />
von Jugendlichen betrieben. Der<br />
Verkaufsschlager ist natürliches Brot mit<br />
hohem Roggenanteil. „Ich bin sehr stolz auf<br />
unsere Produkte. Unsere selbst entwickelten<br />
Miniguglhupfe sind in Rumänien sogar patentiert“,<br />
schwärmt Resch.<br />
<strong>Die</strong> größte Genugtuung sind Jugendliche,<br />
die es geschafft haben. „Ich halte den<br />
Kontakt zu unseren Absolventen. Viele haben<br />
jetzt einen Arbeitsplatz, ein vernünftiges<br />
Einkommen und können ihre Familie<br />
unterstützen. Sie sind nicht auf fremde Hilfe<br />
angewiesen, stehen also auf eigenen Beinen.<br />
Einer von ihnen arbeitet seit fast zwei Jahren<br />
in einer Pâtisserie in einem Restaurant<br />
nahe Wien. Solche Erfolge sind die größte<br />
Motivation für mich weiterzumachen“,<br />
strahlt Resch. <strong>Die</strong> Gründung einer österreichischen<br />
Schule wird überlegt. Jedenfalls<br />
geht die Vorgangsweise von CONCORDIA,<br />
Kindern und Jugendlichen durch eine gute<br />
Ausbildung eine selbstständige Zukunft zu<br />
ermöglichen, voll auf.
MIT SCHARF<br />
Der<br />
„ Alle-werden-<br />
staunen“-<br />
Strudel.<br />
41<br />
Nähere Infos und Rezeptideen finden Sie unter www.finis-feinstes.at<br />
Besuchen Sie uns jetzt auch auf www.facebook.com/finisfeinstes
Bezahlte Anzeige<br />
FIT & FUN:<br />
SPORTLICH IN<br />
DEN HERBST<br />
In Wien können Hobby- sowie<br />
Spitzen-sportler auch in der<br />
kühleren Jahreszeit ihrer<br />
sportlichen Leidenschaft<br />
nachgehen. <strong>Die</strong> Stadt bietet<br />
in drei topmodernen Sportund<br />
Fun-Hallen die besten<br />
Rahmenbedingungen und<br />
ein äußerst breites Angebot.<br />
Von Beachvolleyball bis<br />
Inlinehockey und Streetsoccer<br />
– in diesen Locations wird alles<br />
geboten, was ein Sportlerherz<br />
höher schlagen lässt.<br />
WOHER KOMMEN DIE MEISTEN TRENDS<br />
Richtig, aus den USA. Das gilt auch für junge<br />
Sportarten. Seit den frühen 80er Jahren<br />
begann der Siegeszug des Inlinehockeys.<br />
Erfunden wurde es von amerikanischen<br />
Eishockey-Profis, die auch im Sommer<br />
nicht auf ihren rasanten Sport verzichten<br />
wollten. Auch Beachvolleyball ist eine Erfindung<br />
„Made in the US“. Im sonnigen Teil<br />
der USA, genauer in Santa Monica, wurden<br />
schon in den 20er Jahren die ersten Courts<br />
gebaut. Seit 2000 ist Beachvolleyball auch<br />
eine olympische Disziplin. Streetball ist<br />
fast so alt wie die Erfindung des Basketball<br />
in den USA; das war im Jahr 1890. Seit den<br />
90er Jahren gibt es Streetball in Europa.<br />
Viele der heutigen NBA-Stars lernten auf<br />
Hinterhöfen Basketball spielen. Ein weiterer<br />
„Straßensport“ hat seine Ursprünge
SPORT- UND<br />
FUN-HALLEN<br />
Sport- und Fun-Halle Ottakring<br />
1160, Sandleitengasse 39<br />
Tel: 01/4000 51 316<br />
Sport- und Fun-Halle Donaustadt<br />
1220, Erherzog-Karl-Straße 108<br />
Tel: 01/4000 51 322<br />
Sport- und Fun-Halle Dusika<br />
1020, Engerthstraße 267-269<br />
Tel: 01/4000 50 302<br />
www.sportundfun.at<br />
www.sport.wien.at<br />
Fotos: BubuDujmic, Votava, ©kletterhallewien<br />
SPORTHALLEN DER<br />
STADT WIEN<br />
Sporthalle Hollgasse (5. Bezirk)<br />
Sporthalle Mollardgasse<br />
(6. Bezirk)<br />
Kurt-Kucera-Halle (10. Bezirk)<br />
Rundhalle Simmering (11. Bezirk)<br />
Fritz-Grassinger-Halle (15. Bezirk)<br />
Sporthalle Brigittenau<br />
(20. Bezirk)<br />
Dominik-Hofmann-Halle<br />
(21. Bezirk)<br />
Sporthalle Großfeldsiedlung<br />
(21. Bezirk)<br />
Rundhalle Rennbahnsiedlung<br />
(22. Bezirk)<br />
Rundhalle Kagran (22. Bezirk)<br />
Rundhalle Alt Erlaa (23. Bezirk)<br />
Hans-Lackner-Halle (23. Bezirk)<br />
Sporthalle Liesing (23. Bezirk)<br />
Terminvergabe unter Tel: 01/4000<br />
DW 51152 bzw. DW 51153.<br />
auf hoher See: Streetsoccer verbreiteten<br />
vor allem Matrosen, die sich mit dem Kicken<br />
auf den großen Schiffen die Zeit vertrieben.<br />
<strong>Die</strong> Einheimischen schauten mit<br />
Staunen zu und wenig später fingen diese<br />
selber mit dem Sport an. Viele Top-Fußballer<br />
begannen so ihre Karriere.<br />
Was auch immer dein Sport ist, ob als Einsteiger<br />
oder Profi – die Sport- und Fun-Hallen in<br />
Wien bieten dir auch im Winter die nötigen<br />
Plätze dazu. Alle Hallen stehen während der<br />
Öffnungszeiten – auch ohne Anmeldung –<br />
zur Verfügung. Sportvereine oder Schulen<br />
können die Hallen auch mieten.<br />
SPORT- UND FUN-HALLE OTTAKRING<br />
<strong>Die</strong> Trendsporthalle bietet ein Top-Angebot<br />
für Erwachsene, Jugendliche und Kinder<br />
auf höchstem sportlichen Niveau. Dort<br />
kann das ganze Jahr über Beachvolleyball,<br />
Fußball, Streetsoccer oder Streetbasketball<br />
gespielt werden.<br />
SPORT- UND FUN-HALLE DUSIKA<br />
In der Engerthstraße im zweiten Bezirk befindet<br />
sich eine weitere 4.000 Quadratmeter<br />
große, topmoderne Trendsporthalle.<br />
Folgende Sportarten können hier ausgeübt<br />
werden: Badminton, Beachvolleyball,<br />
Inlinehockey, Streetsoccer, Streetball,<br />
Tischtennis, Tischfußball und Fitness. Für<br />
Leichtathleten bietet sie eine 60-Meter-<br />
Laufbahn mit dem schnellsten Laufbelag<br />
der Welt (Mondo) und eine Weitsprung-<br />
anlage, auf Wunsch auch Hoch- und Stabhochsprung.<br />
SPORT- UND FUN-HALLE<br />
DONAUSTADT<br />
In der multifunktionellen Trendsporthalle<br />
sind eine Kletterhalle und ein Leistungszentrum<br />
für Volleyball untergebracht. <strong>Die</strong><br />
Halle besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil<br />
der Halle ist als Fun-Sporthalle ausgestattet.<br />
Auf einer Fläche von 4.000 Quadratmetern<br />
stehen folgende Sporteinrichtungen<br />
zur Verfügung: Ein Beachvolleyballfeld,<br />
drei Volleyballfelder, ein Streetsoccerfeld,<br />
vier Badmintonplätze und fünf Streetbasketballfelder.<br />
Der zweite Teil der Halle ist eine 1.200 Quadratmeter<br />
große Kletterhalle. Dort stehen<br />
verschiedene Kletterwände bis zu 16 m<br />
Höhe mit unterschiedlichsten Schwierigkeitsgraden<br />
täglich von 9 – 23 Uhr zur<br />
Verfügung. Ein speziell abgestimmtes<br />
Kursprogramm lässt keine Wünsche offen<br />
– egal ob Anfänger oder Profi. Anmeldung<br />
und Infos unter www.kletterhallewien.at.<br />
ALBERT-SCHULTZ-EISHALLE<br />
Seit dem Generalumbau in den Jahren 2010<br />
und 2011 gibt es in der Albert-Schultz-Halle<br />
nun drei Eishallen für Eishockey, Eissport<br />
und Publikumseislaufen. Nach telefonischer<br />
Voranmeldung steht auch eine Sportkegelbahn<br />
zur Verfügung. Vor Ort befindet<br />
sich ein Buffet-Restaurant. Alle Infos unter<br />
www.albertschultzeishalle.at.
KARRIERE<br />
45<br />
ZAHL DES MONATS<br />
150 Euro<br />
– Migranten verdienen in Österreich im Schnitt<br />
150 Euro pro Monat weniger als Österreicher.<br />
Fotos: Marko Mestrovic, Mayr Elke/WB, Nana Egger (Illu)<br />
Karriere<br />
Ab und zu einfach<br />
& Kohle<br />
klingeln lassen. Von<br />
Marina Delcheva<br />
Meinung:<br />
Lebenslauf – Terror<br />
„Sie haben ja einen spannenden Lebenslauf. Wollen Sie<br />
vielleicht ein Praktikum bei uns machen“ Argh, nein! Ich<br />
will weder bei Ihnen, noch bei irgendjemand anderem ein<br />
Praktikum machen. Ich will einen Job – anständig bezahlt<br />
und ohne Zukunftsängste. Weil ich ihn machen kann.<br />
Wieso bekommt man als Jungakademiker unter 30 ständig<br />
Praktika um die Ohren geschmissen, aber nie echte<br />
Jobs Bei so vielen qualifizierten Leuten bekommen ohnehin<br />
nur jene das Praktikum, die locker auch den Job schaffen<br />
würden. Viele Freunde und Kollegen kommen aus dem<br />
Volontariats- und Karenzvertretungskarussell gar nicht mehr<br />
heraus. Mit Ende zwanzig und gefühlten fünfzig Lebenslauffüllern<br />
muss doch irgendwann Schluss sein mit Generation<br />
Praktikum. Mit etwas Glück landen einige dann in der<br />
Scheinselbstständigkeit und müssen hoffen, sich kein Bein<br />
zu brechen, weil der Krankenstand nicht bezahlt wird. Damit<br />
sich das ändert, setzt sich natürlich kein Gewerkschaftsführer<br />
hin und droht mit Streik, geschweige denn ein Medium, ein<br />
Theater oder sonst ein Arbeitgeber. Und die älteren Kollegen<br />
haben Angst, dass man ihnen etwas wegnehmen könnte.<br />
Ich bin übrigens keine Praktikantin mehr. Ich war ein<br />
paar Mal eine. Jetzt bin ich angestellt und habe selbst Praktikanten.<br />
Deshalb kann ich mir auch das Meckern ungestraft<br />
leisten. Aber ich habe viele Hofer-Nudeln gegessen,<br />
bis ich endlich DEN Job hatte. Und meine Freundin muss<br />
noch lange in der WG wohnen, bis ihr Chef ihr endlich so<br />
viele Stunden bezahlt, wie sie tatsächlich arbeitet.<br />
Ganz schön mächtig<br />
Das Fortune-Magazin hat<br />
die 58-jährige Türkin Güler<br />
Sabanci zur zweitmächtigsten<br />
Wirtschaftsfrau der Welt gekürt.<br />
Sabanci ist Vorstandsvorsitzende<br />
der zweitgrößten türkischen<br />
Industrie-und Finanzgruppe<br />
„Sabanci Holding“. Ihr Unternehmen<br />
beschäftigt 60.000<br />
Mitarbeiter und hat allein im<br />
letzten Jahr 14,6 Milliarden US-<br />
Dollar umgesetzt.<br />
Damit kann man Geld verdienen<br />
Du fährst täglich eine längere Strecke mit dem<br />
Auto Über checkrobin.com kannst du damit<br />
nebenbei Geld verdienen und CO2 sparen. Wie<br />
das funktioniert Einfach als Fahrer registrieren,<br />
die zu befahrene Strecke angeben<br />
und danach alle Pakete einsammeln, die auf<br />
deiner Strecke liegen. Somit werden die leeren<br />
Kofferräume genutzt, die Umwelt geschont und<br />
die Empfänger sind auch zufrieden.<br />
Workaholic, Chiller<br />
oder Häuslbauer<br />
Welcher Job-Typ<br />
bist du Mach den<br />
<strong>biber</strong>-Test.<br />
➡
46 KARRIERE<br />
WELCHER JOBTYP BIST DU<br />
BAUST DU EIN HAUS<br />
JA<br />
NEIN<br />
WIE ALT<br />
BIST DU<br />
SPARE NOCH.<br />
WARUM<br />
NICHT<br />
ICH MAG<br />
MEINE WG.<br />
BOAH, SCHON 25!<br />
(ODER JÜNGER)<br />
IM PERFEKTEN<br />
HAUSALTER:<br />
UM DIE 30.<br />
ES WURDE<br />
AUCH ZEIT!<br />
38 UND ÄLTER.<br />
WELCHER<br />
HAUSTYP<br />
BIST DU<br />
ES IST SCHON<br />
FERTIG!<br />
ICH WILL NICHT!<br />
HAST DU EIN<br />
AUTORITÄTS-<br />
PROBLEM<br />
NUR WEIL ICH<br />
ÜBER 30 BIN,<br />
MUSS ICH DOCH<br />
NICHT HEIRATEN,<br />
KINDER PRO-<br />
DUZIEREN UND<br />
HÄUSER AUFS<br />
LAND SETZEN.<br />
GEMÜTLICHES EINFAMI-<br />
LIENHAUS AM LAND MIT<br />
SCHAUKEL IM GARTEN.<br />
ICH RENOVIERE DEN<br />
BAUERNHOF SELBST,<br />
PFLANZE RADIESCHEN<br />
UND SCHREIBE EIN<br />
BUCH AM BACH.<br />
SCHICK, MODERN,<br />
VIEL GLAS. GARA-<br />
GE FÜR MEHRERE<br />
AUTOS.<br />
JA<br />
WANN<br />
WIRST DU<br />
ERWACHSEN<br />
NIE.<br />
DANN MÜSSTE ICH<br />
JA EIN HAUS BAUEN.<br />
NEIN<br />
FRÜHESTENS MIT<br />
42 UND NUR WENN<br />
ICH DANN SCHON IN<br />
VEGAS WAR.<br />
HAST DU<br />
GEERBT<br />
WIE SIEHT DEIN ALLTAG AUS<br />
JA<br />
NEIN<br />
TYP C<br />
ICH ENTFALTE MICH<br />
IN ALLEM, WAS ICH<br />
TUE UND REFLEKTIERE<br />
AM ABEND DARÜBER.<br />
TYP A<br />
CHILLEN, COMPU-<br />
TERGAMES, PARTY.<br />
AB UND ZU ARBEITEN.<br />
AM WOCHENENDE<br />
DAS GLEICHE – OHNE<br />
ARBEITEN.<br />
TYP B<br />
MEETINGS,<br />
NETZWERKE,<br />
MEETINGS, AB UND ZU<br />
FITNNESS. AM<br />
WOCHENENDE<br />
ARBEITEN.<br />
TYP D
KARRIERE<br />
47<br />
Arbeit ist Ansichtssache. Manche Menschen suchen den Sinn des Lebens, andere konkurrieren um Karriere<br />
und Kohle und wieder andere sehen das tägliche Hackln als gottgegebenes Mittel zum Zweck: Hausbauen<br />
und Familie planen. Was trifft auf dich zu Mach den <strong>biber</strong>-Test! Von Delna Antia und Nana Egger (Illustrationen)<br />
KEIN HAUS, SONDERN EINE<br />
DACHTERRASSENLOFT.<br />
WAS<br />
STUDIERST<br />
DU<br />
LETZTERES.<br />
DU ODER<br />
PAPA (ANDERE<br />
VERWANDTE)<br />
NICHTS.<br />
MUSS ICH<br />
KUNST/<br />
FOTOGRAFIE/<br />
MODE –<br />
ICH WILL AN-<br />
DERS SEIN.<br />
PUBLIZISTIK/<br />
THEATER-/<br />
POLITIK-<br />
WISSEN-<br />
SCHAFTEN –<br />
ICH WUSSTE<br />
NICHT WAS.<br />
SPORT/<br />
MEDIZIN/<br />
PSYCHOLOGIE<br />
O. Ä. – ICH<br />
BIN MIT MIR<br />
SELBST BE-<br />
SCHÄFTIGT.<br />
JUS/<br />
WIRTSCHAFT/<br />
TECHNIK –<br />
ICH BIN JA<br />
NICHT BLÖD.<br />
WAS IST DEIN LEBENSZIEL<br />
ICH! DAFÜR ARBEITE ICH<br />
AUCH 70 H/WOCHE, BIN<br />
ASOZIAL UND KOKSE AM<br />
WOCHENENDE.<br />
TYP D<br />
REICHTUM. ICH MAG<br />
MACHT UND JET SET.<br />
HAST DU<br />
SPASS AN<br />
DEINER<br />
ARBEIT<br />
EIN HAUS UND<br />
EINE NETTE<br />
FAMILIE.<br />
TYP A<br />
ZIELE SIND<br />
ANSTRENGEND.<br />
ICH MACH MIR EIN<br />
KÄSETOAST.<br />
TYP B<br />
EINS MIT MIR UND<br />
DEM UNIVERSUM.<br />
ICH WILL MEIN<br />
DING MACHEN.<br />
TYP C<br />
WELCHE<br />
ARBEIT<br />
WAS HAT SPASS MIT<br />
ARBEIT AM HUT ES<br />
HEISST DOCH: ERST<br />
DIE ARBEIT, DANN<br />
DAS VERGNÜGEN.<br />
TYP A<br />
IST OKAY, NICHT<br />
ZU ANSTRENGEND.<br />
MEIN CHEF IST<br />
NICHT SAUER, WENN<br />
ICH SCHON MAL<br />
VERSCHLAFE.<br />
TYP B<br />
JA.<br />
SIE IST ICH.<br />
TYP C<br />
KLAR. ICH VERDIENE<br />
IM MONAT MEHR ALS<br />
DIE MEISTEN DEPPEN<br />
DA DRAUSSEN IM JAHR.<br />
MEIN KONTOSTAND<br />
MACHT VIEL SPASS!<br />
TYP D<br />
AUFLÖSUNG
48 KARRIERE<br />
TYP C<br />
TYP A<br />
„HACKELN“<br />
Du arbeitest nicht, du hacklst. Täglich brav und geregelt von<br />
8 –17 Uhr, ob im Büro oder am Bau – Arbeit ist Pflichtprogramm.<br />
An deinem Job gefällt dir am besten die Mittagspause und das<br />
Urlaubsgeld. <strong>Die</strong> 40 Stunden müssen sein, schließlich geht es zum<br />
30er los: Haus, Garten, Garage, dazu zwei Kinder, ein Kombi und<br />
nicht zuletzt der Weber-Grill. Für dich zählt Sicherheit. Deswegen<br />
bist du lieber angestellt, als Start-up-Unternehmer. Solange dein<br />
Job die Pension absichert, die Raten für den Hausbau abdeckt und<br />
unterm Weihnachtsbaum ab und zu Marken-Klamotten liegen, bist<br />
du ein tüchtiges Mitglied der Arbeiterkammer.<br />
„SINNSUCHEN“<br />
Du hast keinen Beruf, sondern eine „Berufung“: Du musst deine Talente<br />
entfalten – und zwar alle und in diesem Leben. Du interessiert dich für<br />
internationale Politik, aber auch für Biogemüse, du schreibst gerne,<br />
möchtest aber auch deine eigene Shirt-Kollektion herausbringen! Sich<br />
für EINEN Beruf zu entscheiden, den man dann für IMMER machen soll,<br />
fandst du schon immer utopisch. Schließlich sind Arbeit und Privates<br />
nicht zwei verschiedene Paar Schuhe, sondern ein Teil derselben<br />
Sandale. Deine Logik: Was du auch tust, es soll dir Seelenglück<br />
bringen. Immerhin verbringst du die meiste Zeit deines Lebens damit.<br />
Daher machst du auch lieber dein eigenes Ding, als bei im Zahnrad<br />
eines Großkonzern zu rotieren.<br />
TYP B<br />
„CHILLEN“<br />
Du bist Lebenskünstler und genetisch entstresst. Damit hast<br />
du es gut, denn dein Leben ist gechillt. Du schläfst aus,<br />
gehst in Ruhe Milch holen und genau in dem Moment, wo<br />
du produktiv in den Spätnachmittag starten möchtest, ist<br />
der Tag, husch, husch, wieder vorbei. Das Thema Arbeit<br />
findest du berechtigt, aber überbewertet. Man soll ja Maß<br />
halten und bitte was ist anstrengender als ein ehrgeiziger<br />
Chef Eben. Deiner Muse tut es nicht gut, autoritär<br />
behandelt zu werden und beim AMS gibt es schließlich<br />
auch Geringfügigkeitsgrenzen. Du bist der „Dude“. Jedem<br />
Hamsterradläufer rätst du: Relax and take a Chill-Pill!<br />
TYP D<br />
„KARRIEREGEIL“<br />
Du weißt, was du willst,<br />
was es kostet und wie du<br />
es bekommst: Mit deinem<br />
Einser-Abschluss und<br />
deinen Ellenbogen. Du willst<br />
gewinnen, immer und überall.<br />
Das gilt besonders im Job.<br />
Panoramaaussichten magst<br />
du, daher ist die Chefetage<br />
dir gerade hoch genug. Für<br />
viel Geld und noch mehr<br />
Macht bist du bereit einiges,<br />
vielleicht sogar alles, zu tun.<br />
24/7-Arbeitspensum ist dabei<br />
noch die kleinste Hürde. Dein<br />
Blackberry ist dein Partner,<br />
dein Büro dein Zuhause. Um<br />
im Konkurrenzkampf stark zu<br />
sein, machst du Fitness vor der<br />
Arbeit und NLP-Kurse danach.<br />
Eine schicke Wohnung ist<br />
selbstverständlich, die Frage<br />
ist nur wo: HongKong, Dubai,<br />
New York <strong>Die</strong> Anbindung zum<br />
Flughafen ist wichtig.
MIT SCHARF<br />
49
50 KARRIERE<br />
Mein Job & ich<br />
WELCHER JOB GLÜCKLICH MACHT, IST TYPSACHE. JOURNALISTIN, SCHLOSSER UND<br />
KARATE-TRAINER ÜBER IHRE EINSTELLUNG ZUM GELDVERDIENEN UND DIE PERFEKTE<br />
BALANCE ZWISCHEN BÜROSTUHL UND FERNSEHSESSEL.<br />
Von Delna Antia und Susanne Einzenberger (Fotos)<br />
„‚Passt schon‘<br />
gibt’s bei mir<br />
nicht!“<br />
MAGGIE CHILDS, 27, STELLVERTRETENDE CHEFREDAKTEURIN<br />
UND MANAGING EDITOR DER „VIENNA REVIEW“<br />
„Ich wollte Ballerina werden, doch dafür wurde ich zu groß. Also<br />
fragte ich mich: Worin bin ich noch gut Geschichten erzählen,<br />
das konnte ich schon immer!“ <strong>Die</strong> Amerikanerin, die mit 11<br />
Jahren von New York nach Wien umsiedelte, arbeitet seit zwei<br />
Jahren als Journalistin bei der „Vienna Review“, einer englischsprachigen<br />
Monatszeitung in Wien.<br />
Ihr Publizistik-Studium hielt Maggie trotzdem nur genau<br />
eine Woche durch. „Super langweilig.“ Sie wechselte zur Philosophie<br />
und machte ihren Magister. Nebenbei begann Maggie<br />
ihre Journalistin-Karriere. Schon mit 19 schrieb sie für die<br />
amerikanische „Associated Press“ und landete gleich mit ihrem<br />
ersten Pressekonferenztermin eine Knüllerstory: Natascha Kampusch.<br />
Später sammelte sie Fernseherfahrungen – mit Kopftuch.<br />
Für den iranischen Sender „Press TV“ sprach sie die Nachrichten<br />
wohl verhüllt. Doch im Zuge der Proteste 2009 wurde ihr der<br />
Job zu „heiß“.<br />
Maggie ist ehrgeizig. Das spürt man, wenn man mit ihr im<br />
Archivraum sitzt, sie an ihrer Zigarette zieht und dabei einer Redakteurin<br />
am Handy den Storyaufbau erklärt. „Wir Amerikaner<br />
haben eine andere Arbeitseinstellung als Österreicher. <strong>Die</strong> ‚Passt<br />
schon‘-Mentalität gibt es bei mir nicht.“ Kein Wunder, dass sie<br />
in ihrem Job schnell aufstieg. 2001 fing sie als Redakteurin für<br />
das Stadtleben an, heute ist sie stellvertretende Chefredakteurin.<br />
Maggie arbeitet 50-60 Stunden die Woche. Sie liebt investigative<br />
Geschichten und mag das Gefühl, eine Nacht für eine Story aufzubleiben,<br />
damit die am Ende perfekt ist. „Wenn es mir im Job<br />
gut geht, geht es mir auch im Leben besser.“ <strong>Die</strong> Zukunftsziele<br />
sind klar: zurück zum Fernsehen, vielleicht auch New York-Korrespondentin.<br />
Was ist mit Geld „Ich möchte reich genug sein,<br />
sodass Geld kein Thema ist.“ Dann lächelt sie: „Und in New York<br />
kann man nur gut leben, wenn man reich ist.“
KARRIERE<br />
Lehrstelle gesucht<br />
Deichmann macht´s möglich!<br />
Dass Deichmann als Europas größter Schuheinzelhändler<br />
mit über 34.000 MitarbeiterInnen trendige und sensationell<br />
günstige Schuhe hat, ist sicher bekannt, dass Deichmann<br />
aber auch als besonders guter und fairer Arbeitgeber gilt, ist<br />
dir vielleicht neu! Das beweist auch die Auszeichnung „Great<br />
place to work“, die Deichmann für sein besonderes Mitarbeiter-Engagement<br />
schon mehrfach erhalten hat.<br />
„Zurzeit habe ich<br />
den Papa-Trip!“<br />
ERHAN KAYA, 24, METALLBEARBEITUNGSTECHNIKER<br />
Seinen großen „Fußballer-Traum“ musste Erhan nach einer<br />
Verletzung am Sprunggelenk aufgeben. Jetzt will der Metallbearbeitungstechniker<br />
studieren. Für seine Schlosserlehre hatte Erhan<br />
sich per Zufall entschieden. Er brach mit 18 die HAK ab, wollte auf<br />
eigenen Beinen stehen, Geld verdienen. <strong>Die</strong> Mutter eines Freundes<br />
erzählte ihm von der freien Lehrstelle, Erhan sagte zu und schloss<br />
2011 erfolgreich ab. Könnte er die Zeit zurückdrehen, wäre er lieber<br />
in Richtung Finanzwesen gegangen. Doch das will er studieren,<br />
Finanzen oder erneuerbare Energie, sobald er die Matura hat. „Ich<br />
liebe die Natur und ich hasse Schmutz!“, grinst er. So oder so, es<br />
soll etwas Zukunftsträchtiges werden. Noch vor einem Jahr spielte<br />
Erhan mit dem Gedanken an eine eigene Schlosserei, aber davon<br />
hat er sich inzwischen verabschiedet. „<strong>Die</strong> kleinen Firmen zerfallen,<br />
weil die neuen Regelungen für die Familienbetriebe zu teuer<br />
werden. Deswegen muss man seine Zukunftsideen aktualisieren“,<br />
sagt er. Eine leitende Tätigkeit in einem großen Konzern könnte er<br />
sich heute vorstellen. Überhaupt, der junge Türke hat seine Zukunft<br />
bereits in jede Richtung durchdacht. „Alles Geld macht nicht<br />
glücklich – zurzeit habe ich den Papa-Trip!“, lacht er. „In zwei Jahren<br />
möchte ich meine Matura komplett absolviert haben, danach werde<br />
ich die Frau für’s Leben finden, heiraten und gemeinsam werden wir<br />
arbeiten.“ Erhan ist ein moderner Mann, was die Familienplanung<br />
betrifft: „Ich finde es nicht richtig, dass Kinder in den Kindergarten<br />
abgeschoben werden. Sie brauchen Liebe und Zuneigung, deswegen<br />
würde ich auch Zuhause bleiben, wenn ‚sie‘ unbedingt arbeiten<br />
möchte.“ Auch Hausbauen in Mödling steht auf der Liste – „mit<br />
eigenen Händen“.<br />
Menschenorientierte Unternehmenskultur<br />
Nach außen hin steht Schuhmode an erster Stelle, im Unternehmen<br />
selbst sind aber die MitarbeiterInnen die eigentlichen<br />
Stars – und das <strong>vom</strong> Lehrling bis zum Geschäftsführer!<br />
Denn nur das Miteinander und eine gelebte Philosophie, die<br />
Mensch und Leistung schätzt und belohnt, hat die Erfolgsgeschichte<br />
von Deichmann möglich gemacht.<br />
Das ist DEINE Chance<br />
Voller Einsatz ist eine Grundvoraussetzung, denn in einer<br />
Deichmann Filiale gibt es immer viel zu tun. Deshalb packen<br />
alle mit an! Neben einer fundierten Berufsausbildung unterstützt<br />
dich Deichmann in allen Belangen, wenn du weiter<br />
durchstarten willst (z.B. Lehre mit Matura). Auf dich wartet<br />
ein abwechslungsreicher Arbeitsplatz mit hoher Eigenverantwortung<br />
und vielen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung.<br />
Und: Unabhängig von Alter, Ausbildung und Herkunft ist jede<br />
Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter etwas Besonderes.<br />
Wusstest du schon, dass Deichmann ...<br />
• zu 100% im Besitz der Gründerfamilie Deichmann ist<br />
• weltweit knapp 34.000 MitarbeiterInnen beschäftigt<br />
• in Österreich bereits 170 Lehrlinge ausbildet und<br />
insgesamt 1.350 MitarbeiterInnen beschäftigt<br />
• weltweit mehr als 3.300 Filialen betreibt<br />
• weltweit jährlich über 165 Millionen Paar<br />
Schuhe verkauft<br />
• jährlich mehr als 4,65 Milliarden Euro umsetzt<br />
• Schuhhändler des Jahres 2012 ist<br />
Wir freuen uns über deine Bewerbung in unserem Karriere-<br />
Portal auf www.deichmann.com!
52 KARRIERE<br />
„Ich bin nicht da, um zu arbeiten!“<br />
SANDRA GOTTSCHALL, 24,<br />
SACHBEARBEITERIN BEI DER BVA<br />
Mit 21 zog Sandra von zu Hause aus.<br />
Sie bezog eine eigene Wohnung, wollte<br />
ihr eigenes Geld verdienen. Ihr BWL-<br />
Studium brach sie nach einem Semester<br />
ab, zu trocken, zu „buchhalterisch“. Heute<br />
arbeitet sie in der Buchhaltung der Versicherungsanstalt<br />
öffentlicher Bediensteter<br />
(BVA) und fühlt sich pudelwohl. „Ich<br />
könnte mir nicht vorstellen, ewig zu<br />
studieren und nichts zu haben.“<br />
Sandra mag ihre Arbeit, sie hat ihren<br />
eigenen Sachbereich und Verantwortung.<br />
Sie beginnt um 7.30 Uhr, geht meist um<br />
16 Uhr und trifft dann noch Freunde<br />
oder spaziert durch ihren Lieblingsbezirk,<br />
den Ersten. Der Job ist nicht ihr<br />
Leben. Sie sei nicht auf der Welt, um zu<br />
arbeiten, sagt sie verschmitzt und nippt<br />
an ihrer Melange. Sandra reicht eine<br />
Visitenkarte: „My pretty curvy secrets“<br />
steht darauf. Das ist ihr Hobby – ein<br />
Tagebuch-Blog, den sie schreibt. Auch<br />
Style ist ihr wichtig, sich schöne Dinge<br />
leisten zu können wie Ringe und Accessoires.<br />
„Wenn du für den Staat arbeitest,<br />
hast du alle zwei Jahre eine Gehaltserhöhung.<br />
Daher würde ich auch nicht in die<br />
Privatwirtschaft wechseln.“ Schon ihre<br />
Mutter arbeitete bei der BVA, ihr Vater<br />
war selbstständig. Das hat sie geprägt.<br />
„Selbstständigkeit wäre mir zu unsicher<br />
und ist vor allem in Österreich schwer.“<br />
Daher waren die Kriterien bei der Jobsuche<br />
auch klar priorisiert: Sandra wollte<br />
einen sicheren Job mit guter Krankenversicherung<br />
und der Gewissheit, auch nach<br />
der Karenz noch eine Arbeitsstelle zu<br />
haben. Denn trotz Heirats- und Kinderwünsche<br />
könnte sie sich nicht vorstellen,<br />
überhaupt nicht zu arbeiten. „Nur Blog<br />
schreiben verblödet ja auch“, lacht sie<br />
wieder verschmitzt.
KARRIERE<br />
53<br />
„Ich genieße meine Freiheit“<br />
ARTUR ZOLKIEWITZ, 27, KARATETRAINER, MODEL UND FREIER REDAKTEUR<br />
<strong>Die</strong> längste Zeit, die Artur dieses Jahr in Wien gewesen ist, waren seine zwei Monate<br />
in der <strong>biber</strong>-Journalisten-Akademie. Zwei Monate am Stück, das ist für den<br />
27jährigen Polen schon lang. Artur lebt gern frei und vielfältig. In Wien studiert er<br />
Publizistik und Kommunikationswissenschaften, daneben arbeitet er als Karatetrainer,<br />
er schreibt für <strong>biber</strong> und Polonika, ein polnisches Magazin. Auf der ganzen Welt<br />
modelt er. So war Artur dieses Jahr längere Zeit in Istanbul, in Tel Aviv, er pendelt<br />
ständig zwischen Wien und London. Dort baut er seine Model-Karriere weiter auf.<br />
Er will investieren, Castings und Fotos machen, die Modeljobs sind in England deutlich<br />
besser bezahlt. Zudem leben seine Schwester und seine Freundin dort. „Auch<br />
wenn ich in London manchmal nichts verdiene, zurzeit kann ich mir nicht vorstellen,<br />
jeden Tag ins selbe Office zu gehen und dieselbe Routine zu haben.“ Er mag die<br />
Vielfalt der Dinge, die er tut, und will nicht verzichten. „Wenn ich meinen Magister<br />
habe, möchte ich erst mal ein Jahr reisen, nach Mexiko, Süd- und Nordamerika. Ich<br />
will mehr modeln und mehr schreiben.“ Artur mag das Freelancen, die unterschiedlichen<br />
Menschen, die er dabei trifft, seine verschiedenen Welten: der Sport, die Uni,<br />
das Modeln und Schreiben. Aber Freiheit um jeden Preis will er nicht. „Ich bin kein<br />
Hippie!“ lacht er. „Ich plane alles, das muss ich! Oft suche ich die Uni-Seminare<br />
danach aus, ob es sie als Blockveranstaltung gibt.“ Immerhin ermöglicht das Reisen<br />
auch seine Beziehung. Seine Freundin arbeitet selbst als Model und so reisen die<br />
beiden gemeinsam, arbeiten und sind zusammen. Es wundert nicht, dass Artur sich<br />
für später besser die Selbstständigkeit als ein Leben als Angestellter vorstellen kann.<br />
„Ich genieße meine Freiheit, ich bestimme meinen Tag und kann kreativ für mich<br />
selbst sein. Ob hier in Österreich oder woanders. Viele sind nicht mutig genug, das<br />
zu machen.“ Und er spricht weise: „Ich habe einen Weg, den ich gehe. Aber ich kann<br />
immer abbiegen.“<br />
Entdecke die Vielfalt:<br />
22 Lehrberufe bei den ÖBB!<br />
Mit unseren zahlreichen technischen Lehrberufen<br />
wie Gleisbautechnik oder Metall- und Elektrotechnik<br />
und unseren kaufmännischen<br />
Lehrberufen begeistern wir Mädchen und<br />
Burschen gleichermaßen. Erstmals bietet<br />
die ÖBB-Berufsschule in St. Pölten die<br />
Ausbildung in eisenbahnspezifischen<br />
Lehrberufen an. Auch die Lehre mit<br />
Matura ist möglich – und damit steht<br />
der Weg zu Universitäten und Fachhochschulen<br />
offen.<br />
Bewirb dich jetzt unter oebb.at/lehrberufe
54<br />
KARRIERE<br />
GEFORDERT AM SUPER-<br />
MARKT-REGAL, ZITTER-<br />
HÄNDE BEIM ZAHN-<br />
SPANGE-SETZEN UND<br />
VERSICHERUNGSWAHN<br />
– BIBER-REDAKTEURIN<br />
ADELA MUSTAFOVSKA<br />
TESTET FÜR EUCH DREI<br />
LEHRBERUFE UND GIBT<br />
EINBLICKE IN DAS<br />
LEHRLINGSLEBEN<br />
Von Adela Mustafovska und Christoph Liebentritt (Foto)
KARRIERE<br />
55<br />
Verschollen zwischen Klopapier – <strong>biber</strong> Redakteurin verzweifelt gesucht!<br />
EINES MUSS GESAGT WERDEN: <strong>Die</strong> Lehre ist<br />
kein Zuckerschlecken und Respekt an alle, die sich<br />
früh für einen Job entscheiden. <strong>Die</strong> Lehrlinge sind<br />
alle zufrieden mit ihrem Beruf und leisten wirklich<br />
gute Arbeit. Und am Ende des Tages haben alle drei<br />
das Gefühl, etwas Gutes für die Menschheit getan<br />
zu haben. Okay, okay, Superhelden haben wohl einen<br />
anderen Tagesablauf, aber diese Lehrlinge sind<br />
meine Helden des Alltags.<br />
„<br />
ICH HABE EINIGE<br />
LEHRBERUFE<br />
AUSPROBIERT,<br />
ABER DAS BESTE<br />
FEEDBACK HABE<br />
ICH HIER.<br />
“<br />
WELCHE NUMMER HABEN DIE BANANEN<br />
Ich nehme früh morgens um 6 Uhr noch meinen<br />
letzten Schluck Kaffee. Ich kann mich nicht erinnern,<br />
wann ich jemals so früh auf war. Aber heute<br />
bin ich Einzelhandelskauffrau bei Spar, ich werde<br />
Gemüse sortieren, Regale auffüllen und Aktionen<br />
beschildern. Im Geschäft werde ich freundlich begrüßt<br />
und zunächst in den hellen Aufenthaltsraum<br />
geführt. Eine Dame bringt mir meine heutige Berufsbekleidung.<br />
Mit dem braun-weiß gestreiften<br />
Hemd sehe ich wie alle anderen Mitarbeiter aus. Es<br />
dauert nicht lange, bis ich Arthur kennenlerne. Er<br />
ist im dritten Lehrjahr und ich darf ihn heute begleiten.<br />
„Ich habe einige Lehrberufe ausprobiert,<br />
aber das beste Feedback habe ich hier“, erzählt er.<br />
Das hat ihn so stark motiviert, dass er gleich bei<br />
Spar geblieben ist.<br />
Ich bin hundemüde, während Arthur genug Energie<br />
für zwei hat. Im Laufschritt schiebt er Gemüse<br />
und Obst mit Hilfe von Transportwagen aus dem<br />
Lager, um die Regale mit den frischen Lebensmitteln<br />
zu füllen. Ich kann kaum eine Kiste mit Tomaten<br />
heben, während er nebenbei noch zehn Sachen<br />
erledigt: Etiketten drucken, ungenießbare Lebensmittel<br />
aussortieren, Kürbisse schneiden und in<br />
Klarsichtfolie verpacken und Obst für eine Kundin<br />
wiegen. Arthur hat auch noch genug Energie um<br />
der Reinigungskraft beim Verschieben von Regalen<br />
zu helfen.<br />
Ich bewundere Arthur sehr. Der junge Mann<br />
erledigt drei Sachen gleichzeitig – von wegen Männer<br />
sind keine Multitasking-Talente. Während wir<br />
im Schnellschritt zur Verpackungsmaschine gehen,<br />
frage ich ihn, ob es immer so hektisch zugeht. „Ja“,<br />
sagt er. Er mag es nicht, wenn ihm langweilig ist:<br />
„Ich bin lieber in der Früh hier, da ist genug zu tun.<br />
Am Nachmittag wird es ruhiger.“<br />
Ich fühle mich bei dieser Hektik zugegeben<br />
überfordert. Dafür vergeht die Zeit wie im Flug.<br />
Mein Tag als Lehrling bei Spar ist schnell vergangen.<br />
Zusammen mit Arthur habe ich einiges an Arbeit<br />
EINZELHANDELSKAUFFRAU/-MANN<br />
Ausbildungsdauer:<br />
3 Jahre<br />
Lehrlingsentschädigung: 1. Lj.: € 490,-<br />
2. Lj.: € 621,-<br />
3. Lj.: € 883,-<br />
Prämien:<br />
Insgesamt kann man bis zu 4.500 Euro dazuverdienen,<br />
beispielsweise durch monatliche Prämien<br />
für gute Praxisleistungen. Abhängig <strong>vom</strong> Lehrjahr<br />
kann es bis zu 218 Euro monatlich extra geben.<br />
Bei ausschließlich guten Praxisbeurteilungen<br />
und Vorzugszeugnissen bezahlt SPAR auch den<br />
B-Führerschein.
56 KARRIERE<br />
erledigt. Ich bin wirklich keine Frühaufsteherin<br />
und deshalb freue ich mich, dass ich morgen etwas<br />
länger schlafen kann, bevor ich mich als Kieferorthopädische<br />
Assistentin versuchen kann. Daumen<br />
hoch für Arthur, der mit Leichtigkeit seinen Job<br />
macht und Zeit findet, den Kunden freundlich das<br />
Gemüse in den Wagen zu legen.<br />
BITTE WEIT AUFMACHEN!<br />
Mein Tag als Kieferorthopädische Assistentin ist<br />
super! Schon beim Hineingehen grinst mir ein Bild<br />
von einem Frosch entgegen. Sofort formen sich<br />
auch meine Lippen zu einem Lächeln. Heute erfahre<br />
ich wie es ist, Menschen im Mund zu wühlen<br />
und Teenies Zahnspangen anzulegen. Richard, der<br />
Lehrling den ich begleiten darf, ist ebenfalls im dritten<br />
Lehrjahr. Er zeigt mir, wie Gipsabdrücke von<br />
dem Gebiss der Patienten gemacht werden – eine<br />
staubige Angelegenheit. Ohne Atemschutzmaske<br />
geht da gar nichts.<br />
Ich bekomme auch eine Einführung in den sicheren<br />
Umgang mit Röntgengeräten. „Kinder, die<br />
Schön weit aufmachen!<br />
Lehrling Richard kneift vor unserer Redakteurin den<br />
Mund zu.<br />
„<br />
WIR FREUEN<br />
UNS IMMER<br />
MIT UNSEREN<br />
PATIENTEN.<br />
“<br />
ZAHNTECHNIKER/-IN<br />
Ausbildungsdauer: 4 Jahre<br />
Lehrlingsentschädigung: 1. Lj.: € 320,-<br />
2. Lj.: € 410,-<br />
3. Lj.: € 510,-<br />
4. Lj.: € 640,-<br />
Angst vor den Maschinen haben, beruhige ich damit,<br />
dass es nur ein großer und lauter Fotoapparat<br />
ist“, verrät mir Richard sein Geheimnis. Während<br />
der Pause erzählt er mir, dass viele Patienten den<br />
Termin, an dem die Zahnspange angebracht werden<br />
soll, verschieben. Eine fixe Zahnspange trägt<br />
man im Regelfall mindestens ein Jahr und keiner<br />
möchte in dieser Zeit eine Radioantenne im Mund<br />
haben. „Aber es ist toll zu sehen, wie glücklich die<br />
Patienten sind, wenn sie nachher schöne Zähne haben“,<br />
sagt der 20-Jährige. „Wir freuen uns immer<br />
mit ihnen.“<br />
Nach der Pause gehen wir in den Behandlungsraum<br />
und ich bemerke sofort die kleinen und mir<br />
gänzlich unbekannten Arbeitsgeräte – ein Minispiegel,<br />
eine Zange und etwas, das wie eine Sense<br />
aussieht. Vorsichtig frage ich, ob ich sie verwenden<br />
darf. Ich möchte etwas ausprobieren, bei dem man<br />
nicht viel falsch machen kann. Da mich das Team<br />
der Ordination nicht an „echte“ Patienten lässt<br />
und Richard eine Zahnspange hat, muss er sich<br />
zur Verfügung stellen. Ich setze das durchsichtige<br />
Kunststoffvisier auf – das schützt vor spuckenden<br />
Patienten – und ziehe Arzthandschuhe an. Tatsächlich<br />
darf ich ein Gummiringerl an seinen Brackets<br />
wechseln. Meine Hände zittern und vorsichtshalber<br />
steht mir eine ausgelernte Assistentin zur Seite.<br />
Zirka vier Minuten und einige Schweißausbrüche<br />
später habe ich es noch immer nicht geschafft. Ich<br />
gebe auf und das Team lacht. Einzig Richard und<br />
ich scheinen erleichtert.<br />
MEINE FRAU HAT MEIN GANZES GELD GEKLAUT!<br />
„Magst du mir gleich helfen“, fragt Anna. Wir sitzen<br />
in einem Büro mit PCs, Akten und Ordnern.<br />
Heute bin ich bei der Versicherungsfirma „Wiener<br />
Städtische“. Ich habe mich extra in Schale geworfen.<br />
Statt Strickweste trage ich einen Blazer und die<br />
weißen Converse habe ich gegen schwarze Lackballerinas<br />
getauscht. Ich will ja einen guten Eindruck<br />
hinterlassen. „Klar, von mir aus kann´s los gehen.“<br />
Mit Hilfe eines Programmes kontrollieren wir<br />
die Versicherungen von bestehenden Kunden, also<br />
Ablaufdatum und Art der Versicherung. „Wir bereiten<br />
diese Liste für einen neuen Mitarbeiter vor“, erklärt<br />
die 20-jährige Anna. Sie lernt im dritten Lehrjahr<br />
den Beruf der Versicherungskauffrau. Sie hat<br />
also noch keinen eigenen Kundenstamm, aber sie<br />
darf beinahe jeden Nachmittag zusammen mit ihrem<br />
Mentor dessen Kunden zu Hause aufsuchen. Sie<br />
sprechen über neue Versicherungsmöglichkeiten,<br />
besichtigen Wasserschäden, oder verhandeln niedrigere<br />
Prämien, wenn es keine Pannen gab. Wenn
Versicherungsarbeit ist Aktenarbeit.<br />
KARRIERE<br />
Erwecke diese Anzeige zum Leben: Post alive App<br />
auf www.post.at/alive oder im App Store herunterladen,<br />
Bild scannen und staunen!<br />
57<br />
„<br />
MEIN<br />
GANZES<br />
GELD IST<br />
WEG!<br />
“<br />
VERSICHERUNGSKAUFFRAU/-MANN<br />
Ausbildungsdauer:<br />
3 Jahre<br />
Lehrlingsentschädigung: 1. Lj.: € 584,-<br />
2. Lj.: € 792,-<br />
3. Lj.: € 1.016,-<br />
sie <strong>vom</strong> sogenannten Außendienst spricht, leuchten<br />
ihre Augen. „Es macht Spaß, weil es immer<br />
eine neue Erfahrung ist. Jeder Kunde ist anders“,<br />
schwärmt sie.<br />
Wir wecheln in die Kundenservicestelle. <strong>Die</strong><br />
Räumlichkeiten sind hell und freundlich. „Hier<br />
werden Klienten betreut, die zu uns kommen<br />
und Fragen haben“, erklärt Anna. Leider sind an<br />
diesem Tag nicht so viele Menschen da, aber das<br />
Telefon läutet ständig. Sie fragen nach Betreuern,<br />
manche brauchen Versicherungsbestätigungen<br />
oder andere Auskünfte. Anna mailt, faxt und telefoniert.<br />
Am Nebentisch höre ich, wie sich ein<br />
Herr darüber beklagt, dass seine Frau mit dem<br />
ganzen Geld verschwunden ist und er die Prämien<br />
jetzt nicht mehr zahlen kann. Er will sich<br />
sogar scheiden lassen. An einem anderen Tisch<br />
möchte eine Kundin, deren Mutter verstorben<br />
ist, wissen, welchen Betrag die Lebensversicherung<br />
der Verstorbenen aufweist. An diesem Tag<br />
lerne ich, dass man mit der Zeit ein Gespür für<br />
Versicherungsbetrüger bekommt. Und dass Versicherungen<br />
billiger wären, würde es diese Leute<br />
nicht geben. Außerdem kenne ich jetzt den Unterschied<br />
zwischen Zahlungsart und Zahlungsweise.<br />
Mein Tag neigt sich dem Ende zu und auf<br />
dem Heimweg verspüre ich plötzlich den Drang<br />
mein Haus, meinen PC und alles Mögliche versichern<br />
zu lassen.<br />
█EGAL WOHER DU█<br />
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Dich mit A1 zum Einzelhandelskaufmann/-frau aus und<br />
bieten Dir neben der Möglichkeit, Deine Lehre mit Matura<br />
abzuschließen auch noch exzellente Aufstiegschancen in<br />
unseren Postfi lialen! Und auch Dein Mindestbruttogehalt<br />
pro Monat steigert sich von Lehrjahr zu Lehrjahr:<br />
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58<br />
KARRIERE<br />
KARRIERE NEWS<br />
TIPPS<br />
Förderung<br />
KOHLE FÜR KREATIVE<br />
Der erste eigene T-Shirt-Shop oder eine Töpferwerkstatt<br />
– departure-die Kreativagentur der Stadt Wien<br />
fördert im Rahmen vier verschiedener Programme<br />
Unternehmer und Gründer aus der Kreativwirtschaft.<br />
„departure pioneer“ vergibt beispielsweise<br />
Startkapital an gerade erst gegründete Unternehmen<br />
oder an solche, die kurz vor der Gründung stehen.<br />
„departure experts“ richtet sich an Kreativ-Profi s.<br />
Wer schon eine eigene Firma hat, die gerade am<br />
Wachsen ist, kann im Rahmen des Förderprogramms<br />
Steuerberater, Marketingexperten oder PR-Profi s<br />
treffen, die Hilfestellung geben. Je nach Projekt und<br />
Umfang vergibt departure bis zu 200.000 Euro auf<br />
drei Jahre verteilt. Alle Infos zu den Einreichfristen<br />
und Kriterien fi ndest du unter www.departure.at.<br />
SCHLUSS MIT BABYPAUSE<br />
Ein Kind oder zwei müssen nicht zwingend das<br />
Karriereende sein. Der „Wiener ArbeitnehmerInnen<br />
Förderungsfond“ (waff) hilft Müttern mit speziellen<br />
Programmen zurück in den Job. So können sich<br />
Frauen schon während der Schwangerschaft zu<br />
den Themen Weiterbildung in der Karenz und was<br />
nach der Babypause kommt, beraten lassen. Das<br />
Programm richtet sich übrigens auch an Väter. Das<br />
abz*FIT-Frauenberatungszentrum des AMS in Simmering<br />
hilft und fördert arbeitslose Mütter, die nach der<br />
Babypause keinen Job fi nden oder ihnen die nötige<br />
Ausbildung fehlt. Das „FRECH“-Programm des waff<br />
bietet hochwertige Beratung und Weiterbildungsförderung<br />
bis zu € 3.700,- für beschäftigte Frauen,<br />
die sich berufl ich verändern wollen und die maximal<br />
über einen Lehrabschluss oder einen BMS-Abschluss<br />
verfügen. Mehr Infos unter: www.waff.at.<br />
Start-up<br />
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von Fedora Chudoba<br />
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<strong>Die</strong> Welt gehört Ihnen!<br />
Mehr als 20 Sprachen<br />
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ESL – Wien<br />
t 01 522 7000<br />
f 01 522 t 017000 522 7000<br />
Das ist das Motto der coolen Jungdesignerin aus Wien.<br />
Seit 2012 verschönert Jules Kay mit ihrem Label „Holy<br />
Shit“ Käppis, Hosen, Shirts und alles, was man tragen<br />
kann, mit Sprüchen wie „Wegen gestern heute schiach“<br />
oder „Szeneopfer“. Der Style ist geil, die Sprüche frech<br />
und alles streng limitiert. „Heilige Scheiße, geiles Shirt!“<br />
– diese Reaktion möchte die Wienerin. <strong>Die</strong> Idee entstand<br />
über Nacht aus dem Wunsch, nicht mehr für andere<br />
zu arbeiten und sich nicht mehr verstellen zu müssen.<br />
So designt und vermarktet sie auch ihre Mode: ehrlich,<br />
provokant und voller Hingabe. Bekannt gemacht hat sie<br />
Facebook, wo sie inzwischen über 7000 Likes hat – und<br />
Mundpropaganda. Jedes wiedererkannte T-Shirt ist Gold<br />
wert. Denn „eine Sache kann nur funktionieren, wenn<br />
man ihr volle Aufmerksamkeit schenkt“, sagt sie. Daher<br />
lebt sie nur von HOLY SHIT. Ihr Tipp zum Erfolg „Egal<br />
welche Idee du hast, du musst daran glauben. Das klingt<br />
zwar einfach, aber wenn nicht einmal du daran glaubst, wie<br />
willst du dann andere davon überzeugen“
KARRIERE<br />
59<br />
KARRIERE MIT LEHRE<br />
T0P 10<br />
DIE<br />
LEHRBERUFE NACH BRUTTO-<br />
EINSTIEGSGEHALT (NACH ABGESCHLOSSENER LEHRE)<br />
HOCH DIE<br />
KARRIERELEITER<br />
Eldad Zaimovic hat vor 14 Jahren seine Karriere als<br />
einfacher Lehrling begonnen. Heute ist er Marktmanager,<br />
hat 90 Ange-stellte unter sich und leitet die große Merkur-<br />
Filiale im Auhofcenter.<br />
Von Adela Mustafovska<br />
Pflasterer/Pflasterin .......................................... € 2.260,-<br />
MaurerIn .......................................................... € 2.110,-<br />
Brau- und GetränketechnikerIn .......................... € 2.040,-<br />
Zimmerer/Zimmerin ........................................... € 1.985,-<br />
VerfahrenstechnikerIn für die Getreidewirtschaft .. € 1.930,-<br />
ForstfacharbeiterIn ............................................ € 1.905,-<br />
Gold- und SilberschmiedIn und JuwelierIn .......... € 1.890,-<br />
KraftfahrzeugtechnikerIn (mit MODULEN) ........... € 1.890,-<br />
Molkerei- und KäsereifacharbeiterIn .................. € 1.860,-<br />
AugenoptikerIn ................................................. € 1.825,-<br />
<strong>biber</strong>: Wie wurdest du <strong>vom</strong> Lehrling zum Marktmanager<br />
Als Lehrling war ich anfangs ziemlich zufrieden. Je älter<br />
ich wurde, umso stärker wurde auch das Verlangen,<br />
etwas Größeres in meinem Leben zu erreichen. Da ich<br />
nie ein lauter und aufdringlicher Mensch war, habe ich<br />
mich mit Leistung angeboten. Ich war gut und so wurde<br />
ich stellvertretender Abteilungsleiter, später Abteilungsleiter.<br />
<strong>Die</strong> Führungsqualitäten dafür musste ich mir erst<br />
durch Schulungen aneignen. Irgendwann fühlte ich<br />
mich auch als Abteilungsleiter unterfordert und wollte<br />
mich weiterentwickeln.<br />
Fotos: Marko Mestrovic, Christina Noelle, Matthias Heschl, Doris.H / Westend61 / picturedesk.com, bereitgestellt<br />
Was sind deine Aufgaben als Marktmanager Worin unterscheiden<br />
sie sich von deinen alten Aufgaben<br />
Ich habe jetzt viel mehr Verantwortung. Als Abteilungsleiter<br />
war ich zuständig für drei Mitarbeiter. Im Gegensatz<br />
dazu verantworte ich jetzt das Handeln von einem<br />
90-köpfigen Team. Ich muss auch darauf achten, dass sie<br />
gerne zusammenarbeiten. Als Marktmanager muss man<br />
natürlich auch mit Zahlen umgehen, aber das erlernt<br />
man schneller als den Umgang mit unterschiedlichen<br />
Menschen. Ich glaube meine Mitarbeiter sind zufrieden,<br />
weil ich einen liberalen Führungsstil habe. Ich bin kompromissbereit<br />
– aber ich hasse Lügen.<br />
Was bist du lieber, Einzelhandelskaufmann oder Marktmanager<br />
Ich bin lieber Marktmanager. Durch diesen Beruf bin ich<br />
privat, wie auch menschlich weitergekommen. Früher<br />
war ich egoistischer, heute bin ich viel sozialer und in<br />
jeder Hinsicht glücklicher. Wenn die Arbeit Spaß macht,<br />
dann klappt es auch privat. Man nimmt ja das Gefühl<br />
von der Arbeit mit nach Hause. Deshalb ist es mir wichtig,<br />
dass sich meine Mitarbeiter auch wohl fühlen.<br />
Sie sind arbeitslos, aber haben eine tragfähige Geschäftsidee, oder möchten Ihr kleines<br />
Unternehmen erweitern<br />
Der Mikrokredit ist eine Initiative des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und<br />
Konsumentenschutz (BMASK) in Kooperation mit der Ersten Bank und den Sparkassen<br />
zur Förderung Ihrer Selbstständigkeit. Verwirklichen Sie Ihre Geschäftsidee!<br />
Bis zu 12.500,- Euro für Einzelpersonen<br />
Keine Bearbeitungsgebühren, fixer Zinssatz<br />
Kostenlose Info-Hotline: 0800-800 807,<br />
E-Mail: dermikrokedit@oesb.at<br />
Beratung bei der Antragstellung via Telefon oder E-Mail<br />
Gefördert aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz sowie der ERSTE Bank der<br />
oesterreichischen Sparkassen AG, der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG, unterstützt durch Schweighofer Privatstiftung,<br />
Humer Privatstiftung, Martin und Gerda Essl gemeinnützige Privatstiftung, Katharina Turnauer gemeinnützige Privatstiftung,<br />
Unruhe Privatstiftung, ERSTE Stiftung, gefördert durch die Kärntner Sparkasse Aktiengesellschaft, unterstützt durch Kostmann<br />
Privatstiftung, Bischöflicher Arbeitslosenfonds der KAJ-Kärntens, gefördert durch die Allgemeine Sparkasse Oberösterreich<br />
Bankaktiengesellschaft, unterstützt durch Familie Scheuch Privatstiftung, gefördert durch die Salzburger Sparkasse Bank AG, u<br />
nterstützt durch Dreyer Ventures & Management GmbH, gefördert durch die Tiroler Sparkasse Bankaktiengesellschaft Innsbruck,<br />
die Dornbirner Sparkasse Bank AG, die Wiener Städtische Versicherung AG Vienna Insurance Group, CARE Österreich sowie<br />
das Land Burgenland, das Land Kärnten, das Land Niederösterreich, das Land Oberösterreich, das Land Salzburg,<br />
das Land Steiermark, das Land Tirol und das Land Vorarlberg, die Stadt Wien. <strong>Die</strong>se Finanzierung profitiert von einer Bürgschaft,<br />
die im Rahmen der „Europäischen Mikrofinanzierungsfazilität Progress“ von der Europäischen Union geschaffen wurde.<br />
Umgesetzt von der ÖSB Consulting GmbH in Kooperation mit der Austria Wirtschaftsservice GmbH.
60 KARRIERE<br />
TIPPS<br />
Weiterbildung<br />
TRAINING FÜR DEN JOB<br />
Das Trainee-Programm der Wirtschaftskammer<br />
Österreich bildet jährlich drei Uni-Absolventen aus<br />
und macht sie fi t für den Jobeinstieg. Bewerben<br />
können sich Bachelor- oder Master-Absolventen<br />
aus den Bereichen Jus, Wirtschaft, Publizistik und<br />
Technik. 15 Monate lang durchlaufen die Trainees<br />
vier verschiedene Stationen innerhalb der<br />
Wirtschaftskammer und sind drei Monate lang auch<br />
in einem Partnerunternehmen tätig. „Wir wollen die<br />
Leute von der Uni für die Wirtschaft fi tter machen“,<br />
sagt Daniela Friedrich, Personalentwicklerin bei<br />
der WKO. Ab Jänner 2014 können sich Interessierte<br />
wieder für einen Trainee-Platz bewerben. Entlohnt<br />
wird das 15-monatige Programm mit 1.900 Euro<br />
brutto pro Monat.<br />
DU JU SPIEK INGLISCH<br />
Das Cambridge Institute bietet Englischkurse für<br />
alle Lernstufen an - von Anfängerkursen bis hin zu<br />
den weltweit anerkannten Diplom-Zertifi katen für<br />
British und American English. Durch den Einstufungstest<br />
startet jeder auf seinem persönlichen<br />
Niveau und kann sich die 21 Stufen hocharbeiten,<br />
bis hin zu dem „Cambridge Certifi cate of Profi ciency<br />
in English“. <strong>Die</strong>ses ist vergleichbar mit dem Niveau<br />
von Native Speakern und berechtigt einen zu uneingeschränktem<br />
Zugang an allen englischsprachigen<br />
Universitäten. Das Institut bereitet auf insgesamt<br />
acht Diplom-Zertifi kate vor, darunter auch der<br />
international anerkannte TOEFL-Test. <strong>Die</strong> Kurspreise<br />
rangieren zwischen 215 und 499 Euro.<br />
OMV FINANZIERT<br />
NEUEN MASTERLEHRGANG<br />
<strong>Die</strong> OMV wird innerhalb der nächsten drei Jahre zehn Millionen<br />
Euro in die Montanuniversität in Leoben investieren. Mit<br />
dem Geld fi nanziert das Unternehmen das neue Masterprogramm<br />
„International Petroleum Academy“, das im Herbst<br />
2014 startet. Grund dafür ist der steigende Personalbedarf.<br />
Bis 2016 benötigt die OMV rund 1.600 zusätzliche technische<br />
Mitarbeiter.<br />
GO WEST!<br />
EINSTEIGEN, BITTE! LIDIA IST STEWARDESS BEI DER WEST-<br />
BAHN UND HAT BIBER AUF EINE FAHRT MITGENOMMEN.<br />
Von Anna Pranić<br />
„Guten Morgen, wohin soll’s denn gehen“, begrüßt die 26-jährige<br />
Lidia lächelnd ihre Gäste an Bord der WESTbahn. Ticketing,<br />
Catering und die regelmäßige Pflege der Toiletten gehören<br />
zu Lidias täglichen Aufgabenbereichen. Kein Job für Morgenmuffel,<br />
denn je nach Schicht beginnt die Arbeit schon ab 4:25<br />
Uhr früh. Zu dieser unorthodoxen Uhrzeit empfiehlt es sich,<br />
die Kaffeemaschine auf ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen.<br />
Wegen der Möglichkeit Teilzeit zu arbeiten, finden sich unter<br />
Lidias Kollegen besonders viele Studenten. Einsätze am Wochenende<br />
und an Feiertagen werden zusätzlich zum Grundlohn<br />
vergütet, dieser beträgt bei einer Vollzeitbeschäftigung 1700<br />
Euro brutto. Der Job ist aber nichts für Menschenscheue und<br />
Fremdsprachen-Muffel – unter den zahlreichen Gästen sind<br />
auch viele Touristen. Zumindest die Englischkenntnisse sollten<br />
passen. <strong>Die</strong> Arbeit ist eine gute Möglichkeit, neben dem Studium<br />
etwas Geld zu verdienen. Aber auch innerhalb des Betriebs<br />
bieten sich gute Aufstiegsmöglichkeiten.<br />
Fotos: matthias heschl, Inga Kjer / dpa / picturedesk.com, Peter Banos / United Archives / picturedesk.com
KARRIERE<br />
61<br />
TIPP MIT SCHARF<br />
TOP 5-Nebenjobs<br />
Anna Pranić<br />
Mehr Tage am Ende des Monats als Geld auf dem Konto In deiner<br />
Geldtasche herrscht Griechenland und Kellnern findest du gar<br />
nicht leiwand Wir haben für euch die fünf lukrativsten Nebenjobs:<br />
1.)<br />
2.)<br />
Medikamententester<br />
Wenn du dich nicht nur von Mutti, sondern auch von<br />
Ärzten gerne verpflegen lässt, dann bewirb dich auf der<br />
Pharmakologie der Uni-Klinik als Medikamententester.<br />
Es gibt 800 Euro für drei Tage im Krankenbett. Nebenwirkungen<br />
unbekannt.<br />
Samenspender<br />
Keine Lust auf Kinder aber die perfekten Gene Dein Samen<br />
ist Gold wert. Diverse Kinderwunsch- und Spenderzentren<br />
zahlen bis zu 75 Euro Aufwandsentschädigung für<br />
dein Sperma.<br />
3.)<br />
4.)<br />
5.)<br />
Marktforschungsinstitut<br />
Nachtschwärmer aufgepasst! Exzessives Feiern wird jetzt<br />
belohnt. Hole dir 30 Euro bei Marktforschungsstudien für<br />
die Analyse deines Trinkverhaltens.<br />
Aktmodell<br />
Warum dich nur auf Facebook in Szene setzen Zeig dich<br />
auf der Angewandten wie Gott dich schuf. Es gibt 27 Euro<br />
pro Doppelstunde.<br />
Nachhilfeunterricht<br />
Immer als Streber abgestempelt Dann mach deinem Ruf<br />
alle Ehre und gib Nachhilfe in Mathematik, Statistik oder<br />
Klavierunterricht. Mit bis zu 30€ wird die Stunde honoriert.<br />
Karriere mit Lehre<br />
Heute Lehrling, morgen Fachkraft: Neue Berufe und<br />
Schwerpunkte machen die Lehre attraktiver denn je.<br />
Wusstest Du, dass es in Österreich mehr als 200 Lehrberufe gibt Jeder<br />
davon bietet eine hochwertige Ausbildung, die betriebliche Praxis und<br />
Schlüsselqualifikationen optimal verbindet. Und weil unsere Unternehmen<br />
laufend Fachkräfte brauchen, ist der Start einer Lehre nach wie vor eine<br />
gute Investition in eine erfolgreiche Zukunft. Vor allem technische Berufe<br />
bieten für Mädchen und Burschen tolle Karrierechancen. Dort werden<br />
besonders viele Fachkräfte benötigt und sind die Gehälter höher.<br />
Um die Lehre noch attraktiver zu machen, modernisiert das Wirtschaftsministerium<br />
die Ausbildung und etabliert neue Berufe.<br />
Entgeltliche Einschaltung<br />
Neues Coaching-Programm für Lehrlinge und Betriebe<br />
Damit die Lehre erfolgreich verläuft, gibt es jetzt ein neues Serviceangebot. Professionelle<br />
Coaches zeigen Stärken und Schwächen auf und unterstützen die Lehrlinge und<br />
ausbildende Betriebe. Sie helfen zum Beispiel bei der Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung<br />
und vermitteln bei Problemen zwischen Betrieb, Berufsschule und Lehrling.<br />
Alle Informationen<br />
zum Coaching-Angebot<br />
und zu den über 200<br />
Lehrberufen in Österreich<br />
gibt es online auf<br />
www.bmwfj.gv.at
62 KARRIERE<br />
GESUNDE<br />
GASTRO<br />
DIE GASTRONOMIE VON HEUTE IST GESUND, FETT-<br />
ARM, FREI VON UNBEKANNTEN INHALTSSTOFFEN UND<br />
WAHNSINNIG LECKER. DAS GASTHAUS „KLEEBLATT“ IN<br />
KLAGENFURT KOMMT AUCH OHNE FERTIGSCHNITZEL<br />
UND ERDÄPFELSALAT AUS DER PLASTIKBOX AUS.<br />
Von Melanie Suette<br />
„GESUNDE KÜCHE IST DIE ZUKUNFT DER GAS-<br />
TRONOMIE!“, das meint Karin Isapp, Pächterin des Restaurants<br />
„Kleeblatt“ in Klagenfurt, das ausschließlich auf<br />
Bio- und Vollwertprodukte setzt. <strong>Die</strong> Zustände in vielen<br />
österreichischen Restaurants sind ihrer Meinung nach bedenklich:<br />
tagealtes Fett, geschälte Fertigkartoffeln aus dem<br />
Supermarkt und fast keine frischen Kräuter oder Gewürze.<br />
Viele junge Köche lernen nicht einmal mehr die Herstellung<br />
von traditionellen Gerichten, wie Kärntner Kasnudeln<br />
oder Wiener Schnitzel, weil es alles schon fertig abgepackt<br />
zu kaufen gibt. Was ist, wenn die jungen Leute dadurch den<br />
Bezug zum Essen und das Gefühl für den Umgang mit Lebensmitteln<br />
verlieren<br />
MAN SOLLTE KOCHEN VON GRUND AUF LERNEN!<br />
Vom Salat bis zum Schnitzel – Karin Isapp ist sich sicher,<br />
dass angehende Köche und Köchinnen eine solide Grundausbildung<br />
brauchen und eine Lehre nicht mit dem Zubereiten<br />
von Fertiggerichten abgetan werden sollte. Davon<br />
profitiert auch Lehrling Hannes: „Ich finde es voll gut,<br />
dass das Restaurant gesund kocht. Mir gefällt es wirklich,<br />
dass ich hier alles von Grund auf lerne.“ Auch das Arbei-<br />
ten mit frischen und vor allem saisongerechten Zutaten ist der<br />
Restaurantleiterin wichtig. Sie verwendet in ihrem Restaurant<br />
ausschließlich selbstgemahlenes Roggenmehl und Produkte von<br />
heimischen Bauern, damit sie sich sicher sein kann, woher ihre<br />
Lebensmittel kommen und dass sie eine gute Qualität haben.<br />
„DIE ERNÄHRUNG IST DER SCHLÜSSEL ZUR GESUNDHEIT.“<br />
So lautet ihr Motto und sie ist der Meinung, dass viel mehr Restaurants<br />
nach diesem Vorsatz kochen sollten. Nicht nur weil es<br />
einfach gut für den Körper ist, sondern auch weil diese Küche<br />
für empfindliche Menschen, Allergiker, Vegetarier oder Veganer<br />
besser verträglich ist. Trotzdem handeln noch nicht viele<br />
Restaurants so – ihrer Meinung nach wegen des enormen Arbeitsaufwandes.<br />
Klar, wenn man frisch kocht, fallen automatisch<br />
mehr Arbeitsgänge an, als wenn man Fertigprodukte im<br />
Supermarkt kauft, zum Beispiel das Putzen des Gemüses oder<br />
Vorbereiten der Zutaten. Trotzdem ist sie davon überzeugt, dass<br />
es das wert ist.<br />
„ES SOLLTEN MEHR MENSCHEN SO LEBEN!“<br />
Auch wenn das gesunde Kochen mehr Aufwand erfordert und<br />
die Speisekarte ein wenig schmälert, ist das doch den Erhalt unserer<br />
Gesundheit wert! Dessen werden sich auch immer mehr<br />
Restaurants bewusst, denn Österreich steht an der Spitze der EU<br />
in Sachen „Bio“. Auch in der Gastronomie sollen Bio-Lebensmittel<br />
zunehmen und sind deshalb auch ein großes Thema für<br />
angehende Köche und Köchinnen. Und ich hoffe, dass sich die<br />
Vermutung, dass die gesunde Küche in Österreich zunehmen<br />
wird, auch bewahrheitet, denn wer wünscht es sich nicht zu wissen,<br />
dass das Essen in den heimischen Restaurants gesund ist<br />
Zur Autorin:<br />
Melanie Suette ist 14 Jahre alt und<br />
kommt aus Griffen in Kärnten.<br />
<strong>Die</strong> Schülerin hat am Projekt<br />
„JobreporterInnen“ des AMS<br />
teilgenommen. Jugendliche zwischen<br />
13 und 19 Jahren aus ganz<br />
Österreich waren dazu aufgerufen,<br />
Geschichten und Reportagen<br />
zum Thema „Berufsinformation“<br />
einzureichen. <strong>Die</strong> 13 besten,<br />
darunter auch Melanie, haben<br />
sich im September in Wien getroffen<br />
und einen Workshop mit<br />
Standard-Redakteur Sebastian<br />
Pumberger absolviert.<br />
Doris.H / Westend61 / picturedesk.com, bereitgestellt
MIT SCHARF<br />
63
64 MIT SCHARF<br />
3 Fragen an Adnan Shah, Produktmanager für<br />
Endgeräte bei T-Mobile Österreich. Er ist der<br />
Handy-Experte.<br />
Welches Handy verwenden Sie<br />
Beruflich verwende ich laufend verschiedene<br />
Smartphones, egal ob Android, iOS oder Windows<br />
Phone, da ich die Geräte in meinem Job<br />
laufend auf Herz und Nieren testen muss. Privat<br />
verwende ich ein iPhone 5s.<br />
Technik<br />
Alt+F4 und der<br />
& Mobil<br />
Tag gehört dir.<br />
Von Adam Bezeczky<br />
Welche App haben Sie zuletzt auf Ihr Handy geladen<br />
und warum<br />
„YAYOG – You Are Your Own Gym” ist ein Personal<br />
Trainer für Zuhause. So halte ich mich nach<br />
langen Bürotagen fit.<br />
Welches Gadget haben Sie gekauft, aber nie wirklich<br />
verwendet<br />
Einen Bluetooth-Adapter, der Musik <strong>vom</strong> Handy<br />
an das Autoradio überträgt. Leider war der Qualitätsverlust<br />
für meinen Geschmack viel zu hoch.<br />
Meinung:<br />
Rote Karte für die türkische Liga<br />
<strong>Die</strong> Fußballsimulation „FIFA 14“ toppt die Spiele-<br />
Verkaufscharts. 600 Clubs aus 33 verschiedenen Ligen<br />
sind dabei. Aber die türkischen Fans der Serie sind<br />
unzufrieden. Seit 2011 fehlt nämlich die komplette<br />
türkische Liga, die „Spor Toto Süper Lig“, im Spiel.<br />
Nur Galatasaray Istanbul hat es in die Rubrik „Rest der<br />
Welt“ geschafft.<br />
Wilde Gerüchte machen deshalb in Internet-Foren<br />
die Runde. Behauptet wird, dass die türkische Liga<br />
wegen anhaltenden Wettmanipulationen die rote Karte<br />
bekommen hat. Manche glauben, Galatasaray habe die<br />
Entwickler bestochen, um so die Konkurrenz ins Out<br />
zu schießen. EA Sports konnte auf Nachfrage keine<br />
Einzelheiten nennen, warum die Liga nicht im Spiel<br />
vorkommt.<br />
„Uns ist bewusst, dass viele Fans sich die Integration<br />
der gesamten türkischen Liga wünschen. Wir bemühen<br />
uns, immer neue Teams ins Spiel zu integrieren“, sagt<br />
Ralf Anheier, Senior PRManager<br />
für EA Sports. Heuer<br />
sind das erste Mal auch die<br />
Teams der brasilianischen Serie<br />
A spielbar. Das wird aber<br />
die türkischen Fans nicht<br />
trösten, sie möchten ihre<br />
Lieblingsmannschaften aus<br />
der heimischen Liga sehen.<br />
Vielleicht klappt es ja in der<br />
nächsten Auflage des Spiels.<br />
Wow<br />
GAMER LÖSEN AIDS-RÄTSEL<br />
Mit dem Computerspiel „Foldit“ (www.<br />
fold.it) hilft man Wissenschaftlern bei<br />
der Lösung von schwierigen Fragen<br />
der Molekularbiologie. Unlängst haben<br />
Zocker den Aufbau eines wichtigen<br />
Bausteins der HIV-Krankheit in nur zehn<br />
Tagen entschlüsselt. <strong>Die</strong> Supercomputer<br />
der Wissenschaftler konnten jahrelang<br />
dieses Problem nicht lösen.<br />
BULGARIA INSIDE<br />
<strong>Die</strong> sozialistische, bulgarische<br />
Computermarke „Pravetz“ wird<br />
jetzt von einem findigen Unternehmer<br />
wiederbelebt.<br />
Der neue Pravetz 64M soll mit modernen<br />
Intel-Prozessoren ausgestattet werden und<br />
1-TB Speicher haben. Verkaufsstart ist zu<br />
Neujahr, zum Preis gibt es bisher keine<br />
Angaben.<br />
GADGET UPDATE:<br />
NEUE IPADS<br />
Das neue iPad mini hat nun auch<br />
ein hochauflösendes Retina-<br />
Display, das „große“ iPad wurde<br />
weiter verschlankt und heißt<br />
„iPad Air“. In beiden Tablets<br />
werkelt der neue A7-Chip mit<br />
64-Bit-Technologie, der auch<br />
schon im iPhone 5s für hohe<br />
Leistung sorgt. Eine Akkuladung<br />
des „Air“ reicht nun für bis zu<br />
10 Stunden. Beide Geräte sind<br />
ab sofort im Fachhandel erhältlich.<br />
Das iPad Air kostet ab 479<br />
Euro, das iPad mini mit Retina-<br />
Display ist etwas günstiger um<br />
389 Euro zu haben.<br />
Fotos: Marko Mestrovic, apple.com, fifa 2014, T-Mobile
Demner, Merlicek & Bergmann<br />
Wo nimmt die Montanuniversität Leoben nur die Energie her<br />
Sicher auch von der OMV, die im Rahmen ihres Nachhaltigkeitsprogramms Resourcefulness<br />
in Bildungsprojekte investiert, damit Österreich auch in Zukunft einen Wissensvorsprung hat.<br />
www.omv.com<br />
Mehr bewegen. Mehr Zukunft.
66 MIT SCHARF<br />
Schlapphut<br />
ZAHL DES MONATS<br />
7, 6<br />
Millionen<br />
Euro haben sich Österreichs Männer 2012 ins<br />
Gesicht geschmiert. Der Markt für Männerkosmetik<br />
wächst. Besonders beliebt: Anti-Faltencremes.<br />
Das starke Geschlecht will schöner<br />
werden. Was das wohl zu bedeuten hat Vor<br />
Make-up scheuen die Mannsbilder aber noch<br />
zurück, so die Studie. Wäre ja auch zu schön.<br />
LIFE &<br />
Shoppen senkt den<br />
Blutdruck.<br />
Von Delna Antia<br />
Style<br />
TIPP<br />
Flex wird fesch: Ab 12.<br />
<strong>November</strong> startet die<br />
„Nachteule“: Erst wird im<br />
Flex Café geshoppt, danach<br />
in der Halle geshaked. Pop-<br />
Up-Stores cooler Labels<br />
verkaufen jeden 2. <strong>Die</strong>nstag<br />
ihre Sachen, musikalisch<br />
heißt es „Deep House is our<br />
passion“. Einer der ersten<br />
Aussteller ist die „PAAR<br />
Sneakerboutiqe“.<br />
Meinung:<br />
Das Tier an Dir<br />
Als Kind der 80er hat mir meine Mutter beigebracht:<br />
Pelze sind böse und nur für einsame Ehefrauen ohne<br />
Herz, Leopardenkleider sind billig und nur für Mädls aus<br />
dem Hochhaus am Stadtrand und Zottelfelljacken nur für<br />
Raver auf Ecstasy – oder Yeti-Fans. <strong>Die</strong>sen Winter ist all<br />
das – once again – total en vogue. Und trotz guter Erziehung<br />
mache ich mit. Ob Leo, Tiger oder Zebra – Animalprints<br />
finde ich todschick. Eine Leopardin in der Steppe<br />
sieht ja auch fesch aus, sofern sie lebt. Sterben sollte für<br />
diesen Trend nämlich keiner. Ich bin WWF-Tiger-Patin<br />
und strikt für die Haut Couture von Fake-Fellen. Auch<br />
Yetis sollte man nicht häuten. Zwar fallen sie nicht unter<br />
meinen Mitleidsradar, aber eine Frau im Zottel-Yeti-<br />
Jacken-Look macht<br />
sich zum Schreck jeder<br />
Hundezone. Cruella<br />
De Vil lässt grüßen.<br />
Das Gleiche gilt für<br />
diese Fellwesten, die<br />
aussehen, als hätte ihre<br />
Trägerin vorm Frühstück<br />
ein Reh erlegt.<br />
Zu viel Tier des Guten.<br />
Einzig: Kuscheligen<br />
Fake-Felljacken und<br />
Teddybär zum anziehen: Lamahaar-Mantel<br />
(99€) & Fizhut (29€)<br />
<strong>vom</strong> Magazin am Getreidemarkt.<br />
(Check out on fb!)<br />
Flauschinnenfutter im<br />
Leolook kann ich nicht<br />
widerstehen. Sie wecken<br />
die Katze in mir.<br />
5 FRAGEN AN<br />
Ali Rabbani, Kostümbildner &Fashion<br />
Show Director<br />
Ali, was hast du dir als letztes gekauft<br />
Graue Schnürstiefel von <strong>Die</strong>sel.<br />
Was braucht jeder Mann diesen Winter<br />
Graue Schnürstiefel. Und einen<br />
schwarzen „Slimcut“-Mantel.<br />
„Tier-Look“ ist angesagt. Welcher Tierprint<br />
ist dein Favorit<br />
Keiner. ich bevorzuge Tierprints an<br />
Tieren.<br />
Als Frau, meine Bluejeans trage ich<br />
diesen Winter mit...<br />
... einem Oversize grob gestrickten<br />
Cardigan.<br />
Benützt du Männerkosmetik<br />
Ja. Am liebsten die Gesichtscreme von<br />
Kiehl’s.<br />
GESCHMACKSSACHE<br />
So langsam scheinen wir Frauen<br />
es zu kapieren. Man trägt Cara<br />
Delevingne statt Marlene <strong>Die</strong>trich<br />
im Gesicht. Will sagen: Wir haben<br />
wieder Augenbrauen. <strong>Die</strong>se<br />
gemalten Striche, am besten noch<br />
ein Stockwerk höher angesetzt,<br />
als es die Natur vorgesehen hat,<br />
rauben selbst Mandelaugen die<br />
Show. Wegstarren unmöglich!<br />
Auch perfektes Rasieren oder<br />
Wachsen ist ein no-Go. Es braucht<br />
bisserl Flaum, sonst werden<br />
Brauen zu Balken. Also nie oben<br />
zupfen, nur von unten weg. Das<br />
gilt auch für Männer. Hört bitte<br />
sofort auf, eure Augenbrauen zu<br />
designen! <strong>Die</strong>se geometrischen<br />
Formen sind unmännlich. Da<br />
helfen auch aufgepumpte Muckis<br />
nicht. Basta!<br />
Fotos: Stefan Gergely, Marko Mestrovic, NIVEA, Mischa Nawrata, instagram
Bezahlte Anzeige<br />
DEPARTURE FÜR KREATIVE KÖPFE<br />
Petar Petrovs Modekreationen gehen um die ganze Welt und er ist eine Fixgröße in der heimischen<br />
Modeszene. Sein Label PETAR PETROV ist eines von vielen Kreativunternehmen, das von departure –<br />
die Kreativagentur der Stadt Wien, gefördert wurde.<br />
Obwohl er sehr viel auf Reisen ist<br />
und Partnerbüros in Italien und<br />
Bulgarien hat, kehrt er immer wieder<br />
nach Wien zurück. „Es ist gut,<br />
nicht nur hier zu sein, ab und zu<br />
wegzukommen. Dann lernt man<br />
Wien wirklich zu schätzen“, sagt<br />
Petrov. Seine Inspiration sind seine<br />
Kunden selbst. „Meine Herangehensweise<br />
ist eher pragmatisch.<br />
<strong>Die</strong> Kleidungsstücke müssen qualitativ<br />
hochwertig sein und eine<br />
gute Passform haben, dabei spielt<br />
die Farbe eine sehr große Rolle.<br />
Ich bin der Meinung, dass das Kleidungsstück<br />
an sich sehr wichtig<br />
als Endergebnis ist, und nicht die<br />
Inspirationsquelle.“<br />
Fotos: Freunde von Freunden, PETAR PETROV<br />
Er steht bescheiden in seinem Atelier,<br />
umgeben von wunderschönen,<br />
bunten Blusen, Kleidern und Anzügen.<br />
Wenn man ihm eine Frage<br />
stellt, antwortet er in der Wir-Form<br />
– nicht in der Er-Form, der majestätischen:<br />
„Das klingt sonst unbescheiden.<br />
Ich bin ja nicht allein<br />
das Label.“ Petar Petrov ist derzeit<br />
vermutlich das Angesagteste, das<br />
die österreichische Modeszene zu<br />
bieten hat. Seine Stücke und seine<br />
Marke „PETAR PETROV“ gehen auch<br />
in Frankreich, Italien und Hongkong<br />
über die Ladentische.<br />
Der Modeschöpfer wurde in der<br />
Ukraine geboren und wuchs in<br />
Bulgarien auf. 1998 kam er erstmals<br />
nach Österreich. Er studierte<br />
Modedesign an der Universität für<br />
angewandte Kunst in Wien. Und<br />
dann kam irgendwie eins nach<br />
dem anderen. „Man muss flexibel<br />
sein, mit und nach seinen Möglichkeiten<br />
arbeiten“, sagt er. Seine<br />
innovative und elegante Männermode<br />
findet Abnehmer auf der<br />
ganzen Welt. Mittlerweile designt<br />
er auch für Frauen.Vier Mal jährlich<br />
präsentiert er seine Stücke in Paris.<br />
STARTHILFE<br />
Wegweisend für den Erfolg des<br />
Designers war eine Förderung von<br />
departure – die Kreativagentur der<br />
Stadt Wien. Das Förderprogramm<br />
für junge Kreative hat die Entwicklung<br />
der Musterkollektion, die internationale<br />
Vermarktung und den<br />
Vertrieb seiner Womanswear-Linie<br />
mit fast 200.000 Euro gefördert. Er<br />
ist einer von vielen jungen Unternehmern<br />
aus der Kreativwirtschaft,<br />
die dank der departure-Förderung<br />
ihr Unternehmen ausbauen oder<br />
gründen konnten. „<strong>Die</strong> Förderung<br />
war sehr hilfreich, weil wir wichtige<br />
Schritte schnell und früh umsetzen<br />
konnten“, sagt Petrov.<br />
Seit fast 10 Jahren erweist sich<br />
departure als europaweit erfolgreiches<br />
Modell der Kreativ- und<br />
Innovationsförderung: Als Hotspot<br />
für Wissenstransfer, Vernetzung<br />
und Professionalisierung zwischen<br />
Kreativwirtschaft und Wirtschaft, als<br />
kompetente Beratungs- und Service-Stelle<br />
sowie als Förderer von<br />
Unternehmensgründungen und<br />
Spitzenleistungen in den Bereichen<br />
Design und Mode, Audiovision und<br />
Multimedia, Musik und Verlagswesen,<br />
Kunstmarkt und Architektur.<br />
www.departure.at
68<br />
RAMBAZAMBA
RAMBAZAMBA<br />
69<br />
ANDERE<br />
LÄNDER,<br />
ANDERE<br />
MAKEL<br />
GEBLEICHTE HAUT, GETAPTE AU-<br />
GENLIDER UND FALSCHES HAAR<br />
– WELTWEIT WOLLEN FRAUEN UM<br />
JEDEN PREIS SCHÖN SEIN. DAS<br />
LEID IST GLEICH, NUR DAS IDEAL<br />
UNTERSCHEIDET SICH.<br />
Von Lina Berehi, Melissa Fabian und Marko Mestrović (Fotos)<br />
DES EINEN FREUD, des anderen Feind – in<br />
Österreich würde keine einzige Frau den Sommer<br />
im Schatten mit Strohhut verbringen und<br />
viele träumen von einer ungezähmten Lockenpracht.<br />
Vanessa, Jennyfer und Shirin schütteln<br />
nur den Kopf, wenn sie Selbstbräuner und Lockenwickler<br />
im Regal sehen.<br />
PUPPEN-PORZELLANTEINT<br />
Im Sommer räkeln sich sonnenhungrige Körper<br />
am Donaustrand, toasten sich ihre Bräune<br />
an.<br />
Für die 29-jährige Jennyfer W. ist das ein<br />
Albtraum: Von April bis September verlässt sie<br />
das Haus nicht ohne Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor<br />
50, die ihre noble Blässe vor der<br />
„Bauernbräune“ schützt. Jennyfer kommt aus<br />
Taiwan und wohnt seit sie vier ist in Wien.<br />
Das Schönheitsideal aus dem fernöstlichen<br />
Asien hat sie mitgebracht: „Je heller die Haut,<br />
desto mehr zeigst du der Gesellschaft, dass du<br />
es nicht nötig hast, hart zu arbeiten“, erzählt<br />
sie. Sie will eine makellose Porzellanhaut und<br />
große Kulleraugen – um jeden Preis.<br />
Wie viele andere Asiatinnen bleicht sie regelmäßig<br />
mit Whitening Creams und speziellen<br />
Duschgels ihre Haut. In Asia-Shops und<br />
Apotheken gibt es ganze Regale mit Hautaufhellern.<br />
Auch Online-Portale machen ein gutes<br />
Geschäft mit Auslandsasiatinnen. Um die<br />
helle Haut zu pflegen, verwenden die jungen<br />
Frauen Gesichtswasser, Feuchtigkeitscremes<br />
mit Lichtschutzfaktor, Augencremes und einen<br />
Sonnenschutz – und das nach jeder Gesichtsreinigung.<br />
Ein absolutes Muss sind sogenannte<br />
„BB-Creams“ – „Blemish Balm Creams“.<br />
Blemish bedeutet Makel und eben dieser soll<br />
damit kaschiert werden: Sommersprossen,<br />
Narben, Rötungen und Pigmentflecke verschwinden<br />
unter einer dicken Produktpalette.<br />
<strong>Die</strong> perfekte Asiatin sieht wie eine Porzellan-Puppe<br />
aus: reine, weiße Haut, Korkenzie-
70 RAMBAZAMBA<br />
her-Locken und große, unschuldige Kulleraugen.<br />
Deswegen legen sich vor allem in<br />
Südkorea viele junge Frauen unters Messer<br />
und lassen sich die Augen seitlich aufschneiden.<br />
Oder sie lassen sich die Lidfalte hochnähen,<br />
um das Schlupflid verschwinden<br />
zu lassen. <strong>Die</strong> weniger radikale Methode:<br />
Double-Eyelid Tapes – doppelseitige Klebestreifen,<br />
die das obere Augenlid hochtapen.<br />
Viele tragen auch sogenannte „Circle<br />
Lenses“, Kontaktlinsen, welche die Iris größer<br />
erscheinen lassen. Falsche Wimpern<br />
runden den Puppen-Look ab. Jennyfer hat<br />
zwar nichts auf- oder wegschneiden lassen,<br />
investiert dennoch viel Zeit in den Puppenblick:<br />
„Mit der richtigen Schminktechnik<br />
und Circle Lenses wirken die Augen größer“,<br />
lächelt sie.<br />
KRAUSIGE SACHE<br />
Europäern ist gar nicht bewusst, wie sehr<br />
dunkelhäutige Frauen mit ihrem Krausehaar<br />
kämpfen. <strong>Die</strong> Haare sind kaum zu einer<br />
Frisur zu bändigen. Haben sie eine gewisse<br />
Länge erreicht, brechen sie sofort ab.<br />
Außerdem wachsen sie durch den enormen<br />
Feuchtigkeitsmangel sehr langsam.<br />
Vanessa S., die 21-jährige Wienerin mit<br />
nigerianischem Vater, kennt das Problem<br />
nur zu gut: „Mein Traum von langen, glatten<br />
Haaren ist und bleibt nur ein Traum.“ Ihre<br />
österreichische Mutter war mit den afrikanischen<br />
Haaren ihrer Tochter überfordert.<br />
„Beim Frisieren hatte ich einfach nur<br />
Schmerzen“, sagt Vanessa. Mit den Jahren<br />
hat die junge Frau gelernt, wie sie mit ihren<br />
Haaren umgehen muss. Da Krausehaar<br />
kaum fettet, verzichtet sie auf Shampoo, weil<br />
es das Haar austrocknet. <strong>Die</strong> Haare werden<br />
nur mit Conditioner und Wasser gewaschen.<br />
Das nennt man die „Co-Washing“-Methode.<br />
„Conditioner, Conditioner und Conditioner<br />
– das wirkt Wunder!“, verspricht<br />
Vanessa. Ohne Haaröl geht es auch nicht:<br />
Kokos-, Mandelöl oder was der Afro-Shop<br />
sonst so zu bieten hat. Um die Haare schön<br />
glatt zu bekommen, greifen Frauen oft zum<br />
Glätteisen oder glätten chemisch – „relaxen“<br />
das Haar. Trockene Haare werden dabei aber<br />
noch trockener. Eine beliebte und pflegeleichte<br />
Alternative sind Rasta-Zöpfe. <strong>Die</strong>se<br />
Frisur ist aber schwarzen Frauen vorbehalten:<br />
„Weiße Frauen sehen mit eingeflochtenen<br />
Haaren einfach nur bescheuert aus“,<br />
lacht Vanessa. Viele Frauen, auch Popstars<br />
wie Rihanna oder Beyoncé, greifen gerne zu<br />
Perücken oder tragen Haarteile – darunter<br />
sind ihre Haare kurz und kraus.<br />
DIE HA(A)RTE WAHRHEIT<br />
Shirin (Name von der Redaktion geändert)<br />
schämt sich. Dabei hat die 21-jährige Irane-
RAMBAZAMBA<br />
71<br />
rin eigentlich keinen Grund dazu. Sie<br />
hat einen ebenmäßigen, milchkaffeebraunen<br />
Teint, mandelförmige, tiefbraune<br />
Augen und die Lippen sind mit<br />
roter Farbe betont. Sie gibt sich sehr<br />
viel Mühe das zu verstecken, was niemand<br />
sehen darf.<br />
Sie leidet an starker Körperbehaarung,<br />
hat dunkle Härchen am ganzen<br />
Körper, auch im Gesicht. Ein Makel,<br />
den sie mit vielen Frauen orientalischer<br />
Herkunft teilt. Der Oberlippenflaum<br />
oder vereinzelte, dunkle Haare am Kinn<br />
seien am schlimmsten, erzählt sie, denn<br />
das Gesicht würde man immer sehen.<br />
„Oft hab ich Angst, dass jemand mein<br />
Geheimnis lüftet“, gesteht sie. Wenn die<br />
Haare doch nur ein bisschen feiner und<br />
heller wären.<br />
Der Kampf um eine glatte Haut ist<br />
vor allem zeitintensiv: Eine halbe Stunde<br />
pro Tag ist sie damit beschäftigt, ihre<br />
Augenbrauen zu zupfen und einzelne<br />
Härchen zu eliminieren. Ihre treuesten<br />
Gefährten sind Wachs, Enthaarungscremes,<br />
das Epiliergerät, Bleichmittel<br />
und der Rasierer. Das Kriegsgebiet:<br />
Oberlippe, Kinn, Nacken, Beine und<br />
Arme. Mittlerweile bleicht sie ihre Härchen<br />
am Nacken, auf den Armen und<br />
im Gesicht. Sie verwendet normales<br />
Bleichmittel aus dem Friseur-Fachhandel.<br />
Der beißende Geruch von Blondierpulver<br />
und Entwicklungsemulsion<br />
kriecht ihr dabei jedes Mal in die Nase.<br />
Monatlich schmiert sie sich die hellblaue<br />
Paste auf die Haut. Es juckt, stinkt<br />
und brennt. „Ich will gar nicht wissen,<br />
ob das schädlich ist. Das ist momentan<br />
meine einzige Möglichkeit, mich wohl<br />
zu fühlen“, klagt sie. Für ein paar Wochen<br />
ist der dunkle, feine Flaum blondiert<br />
und unsichtbar. Es gibt auch spezielle<br />
Cremes im Drogeriemarkt, die<br />
Haare aufhellen sollen. Aber das hätte<br />
nie wirklich funktioniert, sagt sie. Gerade<br />
im Sommer, wenn es heiß ist, wirft<br />
sie neidische Blicke in Richtung blonder<br />
Mädchen: „Ich wünschte, ich wäre<br />
so wie sie.“<br />
Übrigens: Auch wir Europäerinnen<br />
sorgen in anderen Kulturen für<br />
Schmunzeln und Kopfschütteln. Unser<br />
Anti-Cellulite-Wahn stößt anderswo<br />
auf wenig Verständnis. „Den Hintern<br />
kann ich doch bedecken. Meine Haare<br />
trage ich auf dem Kopf “, schmunzelt<br />
Vanessa.
72 OUT OF AUT<br />
NAZDAROVJE<br />
МОСКВА<br />
MOSKAU SCHLÄFT NIE, IST TEUER UND HAT HUNDERTE<br />
GESICHTER. DIE AUTORIN EKATERINA MAKAROVA<br />
ERZÄHLT VON IHRER STADT DER SCHLAFLOSEN NÄCHTE<br />
UND BLUMEN-MÄNNER. Von Ekaterina Makarova<br />
Moskau ist die Stadt, die niemals schläft.<br />
WENN ICH NACH MOSKAU FLIEGEN<br />
WILL, buche ich immer den Flug um 00:30<br />
Uhr. <strong>Die</strong> Russen sind entspannt, bewegen sich<br />
langsam am schlafenden Wiener Flughafen.<br />
Aber wenn das Flugzeug um fünf Uhr morgens<br />
in Moskau landet, verwandeln sich die<br />
Passagiere von lässigen Shopping-Touristen zu<br />
echten Moskauern. Hektik, Aufdringlichkeit<br />
und Angespanntheit herrscht auf allen großen<br />
Flughäfen der Stadt. Wenn man in Moskau leben<br />
will, muss man angespannt sein – es geht<br />
ums Überleben. Nicht du entscheidest dich für<br />
Moskau, sondern Moskau entscheidet sich für<br />
dich.<br />
HARTES SPIEL<br />
Das russische Wort für Hauptstadt heißt „Stolitsa“,<br />
was so viel wie „100 Gesichter“ bedeutet.<br />
Moskau ist eine Stadt mit ganz vielen Gesichtern.<br />
<strong>Die</strong> meisten jungen Russen, die es weit<br />
bringen wollen, gehen nach Moskau. <strong>Die</strong>se<br />
Stadt ist wie ein Magnet. Sie ist wie eine verbotene<br />
Affäre, wie eine Sucht, ein Rausch.<br />
In Moskau gehört es zum schlechten Ton,<br />
wenn man keine Überstunden macht. Zwölf<br />
Stunden am Tag zu arbeiten ist normal. Und<br />
wenn du nicht so viel hackeln willst, wirst<br />
du ausgetauscht – es stehen 100 andere<br />
hinter dir. In Moskau gibt es immer Jobs.<br />
Deswegen ist es auch üblich, dass man ein<br />
halbes Jahr voll arbeitet, drei Monate chillt<br />
(meistens auf Goa) und dann wieder einen<br />
neuen Job findet.<br />
STADT DER BLUMENSTRÄUSSE<br />
Moskau ist eine Stadt der Liebe: In jeder<br />
U-Bahn-Station, vor jedem Kino, um jede<br />
Uhrzeit sieht man Männer mit Blumen in<br />
PhotoXPress / Visum / picturedesk.com, bereitgestellt
OUT OF AUT<br />
73<br />
der Hand, die sich hübsch gemacht haben und auf ihr<br />
Date warten. Oder Pärchen, die Hand in Hand durch die<br />
Stadt schlendern. Sogar Office-Angestellte treffen sich<br />
vor dem Bürogebäude auf eine „Tschick mit Flirt“.<br />
In einer Stadt, in der alle nur Gäste sind, lernt man<br />
leicht und gerne Menschen kennen. <strong>Die</strong> Stadt ist so groß,<br />
dass man sich für immer verlieren könnte, deswegen<br />
hält man auch zusammen. Wenn der Freitag kommt,<br />
gehe ich immer in einen naheliegenden Hof, wo ich meine<br />
Freunde treffe. Hier werden Witze erzählt, wird aus<br />
Plastikbechern getrunken und die Gitarre geholt und<br />
gesungen. Viele meiner Freunde haben tolle, ernsthafte<br />
Jobs, verdienen Geld, machen Karriere, unterrichten<br />
an den Unis. Aber sich wie in der Schulzeit im Hof zu<br />
treffen, gehört einfach dazu. Danach wird fortgegangen.<br />
Das Fortgehen in Wien kann man mit dem Fortgehen in<br />
Moskau nicht vergleichen. Und wenn man alle erlebten<br />
Partynächte in Wien summiert, kommt man trotzdem<br />
nicht auf das, was eine Partynacht in Moskau bieten<br />
kann: Feiern, als ob es keinen Morgen gäbe.<br />
Russland ist ein Land der Extreme und Moskau ist<br />
seine extremste Stadt. Hier stehen vor den abgefucktesten<br />
Kneipen die teuersten Karren. In einem Supermarkt<br />
gibt dir die Kassiererin Trinkgeld, wenn sie gerade<br />
nicht wechseln kann. Ich kenne keine andere Stadt, in<br />
der es normal ist, mit Freunden um drei in der Früh ins<br />
Kino zu gehen, oder sich ein neues Paar Ski in einem riesigen<br />
Einkaufszentrum zu kaufen und sie gleich auf einer<br />
„Indoor-Piste“ auszuprobieren. Das ist Moskva.<br />
Feiern, als gäbe es kein morgen.<br />
Wer hilft mir, wenn<br />
ich Lehrlinge<br />
ausbilden will<br />
Richtige Antwort:<br />
Lehrlingsstelle<br />
der Wirtschaftskammer<br />
Wien:<br />
01/514 50-2453<br />
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Weiter kommen.
74 MIT SCHARF<br />
<strong>biber</strong> KOPFSCHAU DES MONATS<br />
WIR PRÄSENTIEREN DIE STERNCHEN AM BIBER-HIMMEL.<br />
MARINA<br />
SUPERSTAR!<br />
Mit Gespür für Gesellschaftlich-<br />
Relevantes, Recherche und goldenen<br />
Fingerspitzen hat sich <strong>biber</strong>-Redakteurin<br />
Marina Delcheva auf Platz<br />
zwei des Prälat-Leopold-Ungar-<br />
Journalistenpreises geschrieben.<br />
Der Preis ehrt herausragende journalistische<br />
Leistungen, die Toleranz<br />
und Verständnis fördern und<br />
sich mit sozialpolitischen Themen<br />
auseinandersetzen. Ihre Reportage<br />
„Hängende Hoffnung“ (Siehe <strong>biber</strong><br />
Mai, 2013) hat die kritische Jury<br />
überzeugt und beweist mal wieder:<br />
bei <strong>biber</strong> schreiben nur die Besten!<br />
Herzlichen Glückwunsch. Chestito!<br />
RIESEN<br />
GLÜCK<br />
Auch die Größten entkommen der<br />
Ehe nicht. Am 27.10.13 heiratete<br />
der größte Mann der Welt in Mardin,<br />
Türkei, seine Angebetete. <strong>Die</strong> gigantische<br />
Hochzeitstorte ragte über<br />
sämtliche Gäste und die Braut hinweg.<br />
Sultan Kösen, mit 2,51 (richtig<br />
gelesen: ZWEIHUNDERTEINUNDFÜN-<br />
ZIG ZENTIMETER) größter Mann der<br />
Welt und knackfrischer Bräutigam,<br />
ergriff ein säbelartiges Tortenmesser<br />
und schnitt die Torte an. Er musste<br />
es auch tun, denn seine Frau konnte<br />
gerade mal beim untersten Tortenboden<br />
mitschneiden. Als sie sich in der<br />
Menschenmenge küssten, streckte<br />
sie sich zu ihm hoch und er beugte<br />
sich so weit wie möglich zu ihr runter<br />
und erreichte dabei - ihre 1,70 Meter<br />
hohe Stirn. Etwas unbeholfen aber im<br />
Namen der Liebe ist alles willkommen.<br />
Hauptsache sie sehen glücklich<br />
aus! Biber-Tipp an das frischvermählte<br />
Paar: Den Nachwuchs sofort<br />
auf den Basketballkorb stellen, dann<br />
bekommt die NBA bald türkischen<br />
Nachwuchs.<br />
Nazmi Akyol / AFP / picturedesk.com; Tina Herzl
MIT SCHARF<br />
75<br />
ELEMENTAL<br />
SIE KRITISIEREN IN IHREN LIEDERN GESELLSCHAFTLICHE<br />
PROBLEME UND VERARBEITEN LIEBESKUMMER. DIE<br />
KROATISCHE BAND ELEMENTAL ROCKT DEN BALKAN SEIT<br />
1998. HEUER FEIERN SIE MIT IHREM ALBUM „U REDU JE“<br />
(DT.: ES IST IN ORDNUNG) IHR 15-JÄHRIGES JUBILÄUM.<br />
Von Alexandra Stanić<br />
12. <strong>November</strong> 2013, <strong>Die</strong>nstag, 19.30 Uhr<br />
THEATER AKZENT<br />
Theresianumgasse 18, 1040 Wien<br />
Info: www.akzent.at (+43 1) 501 65-3306<br />
MASSIMO & BAND<br />
Mal rappen sie über verflossene Lieben, ein andermal wird<br />
ihr Spot aufgrund scharfer Vorwürfe gegen die heimische<br />
Politik im Fernsehen verboten. <strong>Die</strong> Gruppe aus Zagreb<br />
glänzt mit selbst komponierten Texten und bringt frischen<br />
Wind in die kroatische Musikszene. So ist Elemental auch<br />
die einzige kroatische Gruppe mit einer Rapperin, Mirela<br />
Priselac „Remi“, als Frontfrau.<br />
1998 wird Elemental gegründet und zählt heute sieben<br />
Bandmitglieder. Mit einem Mix aus HipHop, Rock, Soul und<br />
Funk sprechen sie Ausbeutung am Arbeitsplatz, korrupte<br />
Politiker und ausweglose Lebenssituationen an. Aber auch<br />
romantische Kompositionen findet man auf ihren insgesamt<br />
sechs Alben.<br />
<strong>Die</strong> Band nimmt in ihren Liedern kein Blatt vor den<br />
Mund. 2007 etwa sorgt „Zasto te imam“ (dt.: Warum<br />
habe ich dich) mit kritischen Aussagen über die Politik<br />
für Aufsehen. Der Clip wurde im TV verboten, hatte<br />
gleichzeitig über eine halbe Million Klicks auf YouTube.<br />
Über die Jahre touren sie von Mazedonien über Serbien<br />
bis nach Slowenien und erobern den Balkan. Im <strong>November</strong><br />
und Dezember planen sie anlässlich ihres 15-jährigen<br />
Bühnenjubiläums und ihres neuen Albums „U redu je“ eine<br />
Tour in Städten wie Split, Belgrad und Tuzla.<br />
30. <strong>November</strong> 2013, Samstag, 20.30 Uhr<br />
PORGY & BESS<br />
Riemergasse 11, 1010 Wien<br />
Info: www.porgy.at, (+431 ) 512 88 11<br />
GABI NOVAK, Gesang<br />
MATIJA DEDIĆ TRIO<br />
Marina Filipović<br />
KRITIK ODER LOB GEFÄLLIG<br />
REDAKTION@DASBIBER.AT<br />
Koncertna<br />
direkcija<br />
Zagreb<br />
www.kdz.hr<br />
Konzertdirektion<br />
Zagreb<br />
www.kdz.hr<br />
Kroatisches<br />
Musikinformationszentrum<br />
www.mic.hr
fakebook Suche<br />
Startseite Profil Konto<br />
Angela „Big Mama“ Merkel<br />
Pinnwand<br />
Info Fotos Videos Gefällt mir<br />
Snowden Angela „Big Mama“ Merkel<br />
Ich habe es dir ja gesagt :<br />
Fc Bayern München, David Alaba und 13 gefällt das<br />
Werbeanzeige erstellen<br />
Informationen<br />
Beruf: Bundeskanzlerin<br />
und Europachefin<br />
Hobbys: Fußball<br />
Lebensmotto: Gehts<br />
Griechenland gut, gehts<br />
uns allen gut!<br />
Angela „ Big Mama“ Merkel Frechheit! @ Hollande schau<br />
dir das an!<br />
03. <strong>November</strong> 2013 um 12:00 Uhr<br />
Krypto-Telefone<br />
Telefonieren Sie sicher!<br />
Freunde<br />
155.000 Alle anzeigen<br />
Edward<br />
Snowden<br />
Francois<br />
Hollande<br />
Frank<br />
Stronach<br />
Jogi Löw Tedros Werner<br />
Teclebrhan Faymann<br />
Fotos<br />
2 von 13 Alben Alle anzeigen<br />
Ich im Stadion<br />
vor 15 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Ich beim<br />
spioniert<br />
werden<br />
vor 25 Tagen<br />
aktualisiert<br />
Frank Stronach Ich hab da imma scho gesagt: <strong>Die</strong> Chinesen<br />
werden kommen!<br />
03. <strong>November</strong> 2013 um 12:05 Uhr<br />
Xi Jinping, Li Keqiang und Restaurant zur goldenen Ente<br />
gefällt das<br />
Angela „Big Mama“ Merkel<br />
Mir gefällt der Spruch „Herr im eigenen Haus sein“<br />
sehr. Ich bin das sehr gerne!<br />
25. Oktober 2013 um 13:45<br />
Hc Strache, Joachim Sauer, Abou-Chaker Family und 13<br />
anderen gefällt das<br />
Tedros Teclebrhan Angela „ Big Mama“ Merkel<br />
Ey Angelo Mertes! Wasch laaaaaaabascht du von<br />
Obama Mobama<br />
23. Oktober 2013 um 20:15<br />
Eko Fresh, Stefan Raab und 122 gefällt das<br />
Angela „Big Mama“ Merkel<br />
Viele fragen mich, warum ich immer so durch die<br />
Gegend laufe. Ich muss ehrlich gestehen, ich habe<br />
mir vor 2 Jahre unabsichtlich beim Basteln die<br />
Finger zusammen geklebt.<br />
20. Oktober 2013 um 18:23<br />
Jogi Löw, Werner Faymann und 128 anderen<br />
gefällt das<br />
Jogi Löw<br />
Frau Merkel, waren Sie da zufällig mit meinem<br />
Tormann, Manuel Neuer, unterwegs Das<br />
Gefühl, dass seine Hände zusammen geklebt<br />
sind, habe ich bei ihm auch.<br />
20. Oktober 2013 um 18:25<br />
Snowden<br />
Kaspersky Antivirus<br />
Software Made in Russia!<br />
Sicher ist Sicher!<br />
Schnur/Becher Telefon<br />
Wenn es wirklich geheim<br />
bleiben soll!<br />
Hier das „Fakebook“-<br />
Profil des Monats – voll<br />
fake versteht sich. Schreibt<br />
Teoman Tiftik, wessen Pinnwand<br />
ihr in der nächsten<br />
<strong>Ausgabe</strong> lesen wollt:<br />
tiftik@das<strong>biber</strong>.at<br />
Ich hab‘s mir überlegt. Du<br />
kannst bei mir schlafen. Da<br />
ist es sicher<br />
Da war ich ja am<br />
Bahnhofsklo von<br />
Moskau sicherer!<br />
Obama verlässt<br />
die Unterhaltung<br />
Fotos: OLIVIER HOSLET / EPA / picturedesk.com, JULIAN STRATENSCHULTE / EPA / picturedesk.com, Isopix / picturedesk.com, Kolvenbach,Michael / Action Press / picturedesk.com, SCHACHT,<br />
HENNING / Action Press / picturedesk.com, Armin Linnartz, photocase.de, PETER POWELL / EPA / picturedesk.com, Marko Mestrovic, youtube.com
MIT SCHARF<br />
77
78 MIT SCHARF<br />
Von Todor Ovtcharov<br />
Amar, als ich ihn fragte, ob diese <strong>Ausgabe</strong><br />
ein spezifisches Thema hat, um meine<br />
Suche nach der passenden Geschichte für<br />
die Kolumne zu erleichtern.<br />
KLO-LEKTÜRE<br />
Ich habe neulich meine gesammelten Kolumnen<br />
in einem Buch rausgebracht. In<br />
den Jahren sind es schon so viele geworden,<br />
dass sie fast ganze 200 Seiten füllen.<br />
<strong>Die</strong>se Kolumnen habe ich in den letzten<br />
fünf Jahren geschrieben. Laut einigen liest<br />
man mein Buch in fünf Stunden. Mein<br />
Vermieter hat irgendwie mitbekommen,<br />
dass ich die Kolumnen als Buch herausbringe.<br />
Er hat einige schon gelesen und<br />
meint, dass mein Buch die perfekte Klo-<br />
Lektüre sei – eine Kolumne für jeden<br />
ist auch nicht passiert. Der Vermieter hat<br />
mir keine einzige Miete erlassen, da jetzt<br />
eine Berühmtheit in seiner Wohnung lebt.<br />
Im Supermarkt bekomme ich auch keinen<br />
Autorenrabatt. Wenn ich mich für Schlüsselpositionen<br />
(wie zum Beispiel Buchbinder<br />
im gleichen Buchvertrieb, der mein<br />
Buch verbreitet) bewerbe, bekomme ich<br />
weiterhin nur Absagen.<br />
NEUES BUCH,<br />
ALTES LASTER<br />
EIN JUNGER SCHAUSPIELER fragte<br />
einmal den großen Regisseur Alfred<br />
Hitchcock: „Was soll meine Motivation<br />
für diese Rolle sein“, in der Hoffnung,<br />
dass ihm Hitchcock etwas Weises sagen<br />
würde. „Deine Motivation ist dein Gehalt“,<br />
antwortete der Großmeister der<br />
Suspense. Einfach genial! Um diese Genialität<br />
zu erreichen, braucht man aber jede<br />
Menge Fleiß und Mühe. Ich habe meine<br />
Leiden noch nicht ganz durchlitten. Aber<br />
ich versuche es. Ich schreibe fünf Kolumnen<br />
monatlich.<br />
Das ist gar nicht so leicht. Mir muss<br />
jede Woche etwas Lustiges oder etwas,<br />
was den Leser zum Nachdenken bringt,<br />
einfallen. Manchmal fällt mir absolut<br />
nichts Lustiges oder Kluges ein. Aber ich<br />
muss ja etwas schreiben, wenn ich etwas<br />
essen will – wie es Alfred Hitchcock schon<br />
gesagt hat. Da ich diesen „Beruf “ gewählt<br />
habe, habe ich einfach kein Recht, keine<br />
Motivation zu haben.<br />
„Schreib eine Kolumne, wie du dich als<br />
junger Autor fühlst!“, sagte mir <strong>biber</strong>-Chef<br />
Stuhlgang sei perfekt. Ich weiß nicht,<br />
ob ich das als ein Kompliment betrachten<br />
soll. Er hat jetzt mindestens bis zum<br />
Jahresende etwas zum Lesen, außer er<br />
bekommt eine besonders schwere Magenverstimmung<br />
und muss fünf Mal täglich<br />
aufs Klo gehen.<br />
KEIN AUTORENRABATT<br />
Ich gebe zu, dass ich mich auf das Buch<br />
gefreut habe. Ich habe sogar geglaubt,<br />
dass mein Debüt-Buch mein Leben radikal<br />
verändern würde und dass mich von<br />
da an, wenn nicht die ganze Welt, dann<br />
mindestens ganz Wien kennen würde. Ich<br />
dachte an Arnold Schwarzenegger, der<br />
sich gesagt hat, dass sich irgendwann ganz<br />
Amerika seinen schweren und langen Namen<br />
merken wird. Leider ist das bei mir<br />
aber noch nicht passiert. Ich muss immer<br />
noch bei der Vorstellung meinen Namen<br />
mindestens drei Mal wiederholen, bevor<br />
es mein Gegenüber kapiert. Ich habe auch<br />
geglaubt, dass sich als Autor mein sozialer<br />
Status radikal verändern würde. Das<br />
TODOR STATT GOETHE<br />
Ich freue mich aber ganz besonders, dass<br />
sich nach dem Buchrelease zumindest einige<br />
Freunde mein Buch gekauft haben,<br />
ohne überhaupt die deutsche Sprache zu<br />
beherrschen. Sie lernen sie jetzt durch<br />
meine Geschichten. Niki und Deni übersetzen<br />
eine Kolumne täglich und schreiben<br />
sich die unbekannten Wörter auf. Das<br />
erfüllt mich mit Stolz. Wir sind schon<br />
zwei Klassiker – Goethe und Todor. Ich<br />
weiß nicht, ob das gut für die Deutschkenntnisse<br />
meiner Freunde ist. Vielleicht<br />
ist es besser, Goethe zu lesen.<br />
Meine liebe M. fragt mich jeden Tag,<br />
wie das Buch läuft und ich sage ihr, dass<br />
es perfekt ist. Wie ich mich als Buchautor<br />
fühle Super! Und ich habe jetzt genug<br />
Wörter für eine neue Kolumne.<br />
Kauft euch das Buch „<strong>Die</strong> Leiden des<br />
jungen Todor!“. Ihr könnt euch gerne bei<br />
mir melden und ich schreibe euch eine<br />
Widmung! Ich verspreche euch, dass mir<br />
für jeden von euch eine spezielle Widmung<br />
einfallen wird. Das ist ein Riesenfortschritt.<br />
Bei der Buchpräsentation ist<br />
mir nur eine Widmung eingefallen und<br />
ich habe allen die gleiche geschrieben.<br />
<strong>Die</strong>ses Mal wird es aber anders!
iPhone 5s<br />
gewinnen<br />
Reise<br />
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LESERBEFRAGUNG<br />
& GEWINNSPIEL<br />
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Istanbul zu einem Fußballmatch deiner<br />
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