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biber Ausgabe Juni 2013

Die biber-Ausgabe vom Juni 2013.

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P.b.b., Verlagspostamt 1070, Vetragsnummer 09Z038106 M<br />

www.das<strong>biber</strong>.at<br />

Magazin für neue Österreicher<br />

mit scharf<br />

JUNI<br />

<strong>2013</strong><br />

kost noch<br />

immer nix<br />

DER<br />

ÖSTERREICHISCHE<br />

JOURNALIST<br />

GRATISMAGAZIN DES JAHRES2012<br />

DER<br />

JUGO<br />

BOBO<br />

WIE ER FEIERT,<br />

WAS ER ANZIEHT,<br />

WO MAN IHN FINDET<br />

+GORAN BREGOVIĆ+ +HÜSEYIN, DER ALABA-FRISEUR+ +TÜRKISCHER FRÜHLING+ +


2<br />

GEMEINSAM SICHER ANKOMMEN.<br />

„Weil ich die Rettungsgasse bilde! Immer wenn der<br />

Verkehr ins Stocken gerät.“ Eine freie Rettungsgasse kann<br />

Leben retten: Alle Fahrzeuge auf der linken Spur fahren nach<br />

links, alle anderen nach rechts. Mehr Infos gibt’s in der Broschüre<br />

„Verkehrs-Tipps von A bis Z“ – gratis auf asfinag.at


3 MIN MIT<br />

NURTEN YILMAZ<br />

Die SPÖ-Politikerin bekommt bald ihren Sitz im<br />

Nationalrat und wird somit die zweite Abgeordnete<br />

mit Migrationshintergrund. Yilmaz erklärt,<br />

warum sie einen dicken Ringfinger hat, wie sie<br />

den „Wiener Traum“ lebt und was sie von Alev<br />

Korun unterscheidet.<br />

Von Ayper Cetin und Marko Mestrović (Foto)<br />

<strong>biber</strong>: Ist das ein Rapid-Armband<br />

NURTEN YILMAZ: Ja, natürlich! Ich bin ein leidenschaftlicher<br />

Rapid-Fan.<br />

Wirklich Schon immer gewesen<br />

Ja klar, schon seit meiner Kindheit. Ich habe mir sogar einmal eine<br />

Verletzung bei einem Spiel zugezogen, da war ich 12 Jahre alt. Ich<br />

trug einen Ring am Finger. Damals waren die Plätze im Stadion mit<br />

einem Zaun voneinander getrennt. Gegen Ende des Spieles sind wir<br />

meistens rübergeklettert. Dabei bin ich mit meinem Ring hängen<br />

geblieben (zeigt die Verletzungsspuren an ihrem Ringfinger). Ich bin<br />

eine Veteranin! (lacht)<br />

Sie sind ja voraussichtlich ab Herbst die zweite Abgeordnete mit Migrationshintergrund<br />

im Nationalrat, nach Alev Korun. Nervt es Sie<br />

eigentlich, mit ihr in Verbindung gebracht zu werden<br />

Nein, nerven tut es mich nicht. Wir sind beide in der Türkei geboren,<br />

das ist aber das einzige, was uns miteinander verbindet. Ich habe<br />

eine andere Migrationsbiographie. Ich bin wegen etwas anderem da.<br />

Und zwar<br />

Ich bin ein Arbeiterkind. Ich bin ausgewandert, um zu leben, mein<br />

Leben zu verbessern und das habe ich auch geschafft. Der „Wiener<br />

Traum“ ist viel besser als der amerikanische, weil er vielen Menschen<br />

nützt. Vom Tellerwäscher zum Millionär werden die wenigsten. Ich<br />

kann Ihnen aber tausende Namen von Leuten nennen, die sich hier<br />

ihr Leben wesentlich verbessert haben.<br />

Was ist Ihr nächstes Ziel nach dem Parlamentseinzug<br />

Ich habe kein konkretes Ziel, meine Träume passen sich immer der<br />

Realität an. Ich bin jetzt irrsinnig stolz darauf, Spitzenkandidatin<br />

eines Arbeiterbezirkes zu sein und nicht Integrationskandidatin. Es<br />

ist ein weiterer Abschnitt meines „Wiener Traumes“.<br />

Klingt, als wären Sie froh, aus der Integrationsecke rauszukommen.<br />

Nein, ich meine nur: Zusammenleben ist sehr wichtig, aber es ist<br />

nicht alles. Zuwanderer interessieren sich nämlich auch für Kultur,<br />

Arbeitsmarktpolitik, Gesundheitspolitik, Sport usw. Die Wichtigkeit<br />

anderer Punkte möchte ich hervorheben. Ich bin dann eine Nationalratsabgeordnete<br />

und ich werde jede Arbeit, die auf mich zukommt,<br />

machen, von Verkehrspolitik bis hin zu Fußgängerpolitik.<br />

Wer ist sie:<br />

Name: Nurten Yılmaz<br />

Alter: 56<br />

Geburtsort: Aydın/Türkei<br />

Beruf: Abgeordnete zum Wiener Landtag und Gemeinderat,<br />

SPÖ<br />

Besonderes: Hat in Griechenland die schweren<br />

Ausschreitungen beim Fußballspiel PAOK Saloniki<br />

gegen Rapid Wien live miterlebt.<br />

3


VIKTOR ORBÁN<br />

Befindet sich unser Nachbar Ungarn, mit Viktor<br />

Orbán an der Spitze, auf dem Weg zur Diktatur<br />

14Ein Lokalaugenschein in Budapest.<br />

18 H.C.<br />

GORAN BREGOVIĆ<br />

Einer der bekanntesten Rockmusiker und Komponisten Ex-<br />

Jugoslawiens im exklusiven <strong>biber</strong>-Interview über Roma und<br />

Strache.<br />

34 limische<br />

ICH LIEBE JESUS<br />

Sie liebten sich, sie waren glücklich. Doch eines Tages machte Heinrich<br />

Schluss mit Selma. Der Grund: Heinrichs Familie akzeptiert keine mus-<br />

Schwiegertochter.<br />

48 Ottakringer<br />

NIX DEUTSCH, BRAUCHEN KONTO<br />

Spricht deine Bank auch deine Sprache In der Werbung<br />

schon, wir machten aber den Reality-Test auf der<br />

Straße.<br />

4


INHALT<br />

JUGO-BOBO<br />

Jute-Tasche, Yoga-Matte und kein Turbofolk! Die<br />

Kreativen aus der Ex-Ju-Community werden immer<br />

28auffälliger. Eine Typologie.<br />

62<br />

DA STEPPT DER POLE<br />

Über polnische Single-Börsen, flotten Tanz auf der<br />

Pensionisten-Uni und Supermärkte, in denen du echte<br />

Pierogis bekommst. Wir zeigen dir wo.<br />

03 3 Minuten mit Nurten Yilmaz von der SPÖ<br />

08 Place of the month<br />

Friseur Hüseyin macht Alaba und Arnautović schön.<br />

12 Ivanas Welt: Filmfestspiele Cannes – nie wieder!<br />

POLITIKA<br />

14 Unser Nachbar Ungarn wandelt sich langsam zur<br />

Diktatur. Oder alles Lügen Wir waren in Budapest<br />

und haben die Menschen vor Ort befragt.<br />

18 Der mit den Roma tanzt – Goran Bregović ist ein<br />

Star der World-Musik. Der frühere Bijelo-Dugme-<br />

Frontmann über seinen Auftritt für die FPÖ, seine<br />

Gefühle zum Rock und die Romakultur als Inspiration.<br />

RAMBAZAMBA<br />

28 Achtung: Im folgenden Artikel fliegen Stereotype und<br />

Klischees, wie Popcorn auf Kinderpartys! Dürfen wir<br />

vorstellen: der Jugo-Bobo.<br />

34 Gott vor Liebe Da sage mal einer, die Jugend pfeift<br />

auf Gott und liebt, wen sie will. Falsch! Heinrich<br />

verließ seine Selma. Grund: Sie ist nicht katholisch.<br />

40 Es wird mal an der Zeit, Väter zu loben, obwohl sie<br />

uns oft nicht zuhören und nicht wissen, wo das Salz<br />

in der Küche ist. Danke, Papa, zum Vatertag!<br />

GELD-SPEZIAL<br />

47 Welches Konto ist das beste, wie bekommt man den<br />

günstigsten Kredit und was sagen Migranten über die<br />

wirtschaftliche Zukunft<br />

55 Versicherungen haben Migranten lange Zeit wie<br />

Weihnachtsgänse ausgenommen. Jetzt sprechen die<br />

Berater in der Muttersprache und werden dafür mit<br />

einem riesen Kundenstock entlohnt.<br />

SPORT<br />

66 Felix Superstar: Er will es in die NFL schaffen! Felix<br />

Ntwa, Kongo-Wiener und derzeit auf dem American<br />

River College in Kalifornien.<br />

KOLUMNE<br />

70 Die Leiden des jungen Todor: „DALAVERA!“<br />

Cover: Marko Mestrović<br />

Fotos: Balint PORNECZI / Gamma / picturedesk.com, Marko Mestrović, Markus Hollo, Amélie Chapalain<br />

5


BLEIB ZUHAUSE! BIBER KOMMT ZU DIR.<br />

Marko Mestrović<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, jetzt brauchst du dich nie mehr darüber ärgern, dass du wieder<br />

einmal keinen <strong>biber</strong> erwischt hast – denn jetzt kommt <strong>biber</strong> mit der Post zu dir. Wie viel<br />

dir das wert ist, bestimmst du selbst. Zahl ein, wie viel du willst, zahl ein, was du willst. Du<br />

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Informationen findest du unter www.das<strong>biber</strong>.at/abo.<br />

IMPRESSUM<br />

HERAUSGEBER:<br />

Biber Verlagsgesellschaft mbH, Quartier 21,<br />

Museumsplatz 1, E-1.4, 1070 Wien<br />

CHEFREDAKTEUR:<br />

Simon Kravagna<br />

STV. CHEFREDAKTEUR:<br />

Amar Rajković<br />

ONLINE:<br />

Teoman Tiftik<br />

CHEFICA VOM DIENST:<br />

Delna Antia<br />

REPORTERIN:<br />

Marina Delcheva<br />

AKADEMIELEITUNG:<br />

Ivana Martinović<br />

KOLUMNIST/INNEN:<br />

Ivana Martinović, Todor Ovtcharov<br />

FOTOCHEF:<br />

Marko Mestrović<br />

MARKETING & ÖFFENTLICHKEITSARBEIT:<br />

Irina Obushtarova<br />

REDAKTION & FOTOGRAFIE:<br />

Sarah Al-Hashimi, Melisa Aljović, Kardelen<br />

Ari, Stephanie de la Barra, Lucia Bartl,<br />

Muhamed Beganović, Adam Bezecky, Milena<br />

Borovska, Ayper Cetin, Amélie Chapalain,<br />

Maida Dedagić, Amra Ducić, Ali Cem Deniz,<br />

Nana Egger, Armand Feka, Thomas Frank,<br />

Matthias Fuchs, Menerva Hammad, Tina<br />

Herzl, Markus Hollo, Mahir Jamal, Anna<br />

Koisser, Fabian Kretschmer, Reinhard Lang,<br />

Lyudmila Gyurova, Andreas Marinović, Maria<br />

Matthies, Marko Mestrović, Ivana Martinović,<br />

Jeta Muarami, Momčilo Nikolić, Marie-<br />

Noel Ntwa, Elsa Okazaki, Todor Ovtcharov,<br />

Aurora Orso, Jelena Pantic, Michele Pauty,<br />

Senad Pintol, Magdalena Possert, Marian<br />

Smetana, Vanessa Spanbauer, Daniel Spreitzer,<br />

Alexandra Stanić, Julia Svinka, Reka Tercza,<br />

Teoman Tiftik, Bahar Tugrul, Aleksandra<br />

Tulej, Filiz Türkmen, Magdalena Vachova,<br />

René Wallentin, Artur Zolkiewicz<br />

ART DIRECTOR: Dieter Auracher<br />

LAYOUT: Dieter Auracher, Viktoria Platzer<br />

LEKTORAT: Eldina Slipac<br />

ANZEIGEN: Bernhard Friedrich,<br />

Irina Obushtarova<br />

BUSINESS DEVELOPMENT: Andreas Wiesmüller<br />

GESCHÄFTSFÜHRUNG:<br />

Wilfried Wiesinger, Simon Kravagna,<br />

Bernhard Friedrich.<br />

KONTAKT: <strong>biber</strong> Verlagsgesellschaft mbH<br />

Quartier 21, Museumsplatz 1, E-1.4,<br />

1070 Wien<br />

Tel: +43/1/ 9577528<br />

redaktion@das<strong>biber</strong>.at<br />

marketing@das<strong>biber</strong>.at<br />

INTERNET: www.das<strong>biber</strong>.at<br />

AUFLAGE: 65.000 Stück<br />

MIT SCHARF


Foto: Florian Raidt<br />

BEZAHLTE ANZEIGE DES SPÖ-RATHAUSKLUBS<br />

„IN WIEN LASSEN WIR KEINE<br />

JUNGEN LEUTE ZURÜCK“<br />

Die Themen Jugendarbeitslosigkeit, Informationslücken und veraltete Lehrpläne stehen für Jugendarbeitsbeauftragte<br />

Tanja Wehsely und Lehrlingssprecher Christoph Peschek von der SPÖ an der Tagesordnung.<br />

Sie kämpfen gemeinsam für jeden Ausbildungsplatz und jeden jungen Menschen in Wien - mit Erfolg: Bei<br />

den Unter-20-Jährigen ist die Arbeitslosigkeit um 14,5 Prozent gesunken.<br />

Hauptschule fertig - was nun Jugendliche<br />

werden in ihrer Wahl, der passenden<br />

Schule oder Lehre zu finden, nicht selten<br />

alleine gelassen. Entscheiden sie sich<br />

dann für einen Weg, ist der oft steinig und<br />

ohne Happy End was den Ausbildungsplatz<br />

anbelangt.<br />

Tanja Wehsely, SPÖ-Gemeinderätin<br />

für Jugendarbeit und Arbeitsmarkt, weiß:<br />

„Jugendliche brauchen eine Perspektive,<br />

ohne eine Ausbildungsgarantie kann die<br />

Jugendarbeitslosenrate nicht sinken.“ Sie<br />

arbeitet schon seit dem Antritt ihres Amtes<br />

2007 an diesem Konzept. Für sie sind Jugendliche<br />

nicht selbst schuld, wenn sie keine<br />

Ausbildung haben. Jeder hat ein Recht<br />

auf Bildung, denn ohne Qualifikation hat<br />

man es später doppelt so schwer, einen<br />

Job zu finden. Die Ziele und das Bemühen<br />

hat sie gemeinsam mit Christoph Peschek.<br />

Er kämpft als Gemeinderat für Lehrlinge<br />

und die Jugend und ist überzeugt: „Wien<br />

ist leiwand, weil Wien Vielfalt hat, jeder<br />

Mensch leistet seinen Beitrag, warum soll<br />

dann Jugendlichen nicht die Chance geboten<br />

werden, ihren Traumjob zu erlernen“<br />

Da sie beide aus der Praxis kommen, kennen<br />

sie die zentralen Probleme sehr gut.<br />

Die Verbesserung der Lehrwerkstätten<br />

mit der Einführung eines Qualitätssiegels<br />

für privatwirtschaftliche Betriebe, Schulen<br />

und qualifizierte Ausbildungskräfte haben<br />

oberste Priorität, genauso wie ein Jugendcoaching<br />

in Schulen, das den Übergang<br />

ins Berufsleben erleichtern soll. „Weil wir<br />

beide dasselbe Ziel haben, können wir uns<br />

die Arbeit besser aufteilen und Druck aufbauen.“<br />

Mit Erfolg, wie sich zeigt, denn seit<br />

10 Jahren wird wieder einmal eine neue<br />

Berufsschule gebaut, die EDV-Ausstattung<br />

verbessert, die Privatwirtschaft zum<br />

Ausbilden motiviert und mit insgesamt<br />

80-100 Millionen Euro kräftig investiert.<br />

Aufgrund des Erfolgs setzt sich Österreich<br />

deshalb auch auf EU-Ebene für eine Ausbildungsgarantie<br />

ein.<br />

Tanja Wehsely weiß: „Jugendliche<br />

brauchen eine Perspektive, wir wollen<br />

dasselbe, deshalb kämpfen wir weiterhin<br />

genauso stark für Wiens Zukunft.“<br />

Tanja Wehsely ist seit 2007 SPÖ-Gemeinderätin<br />

und tätig im Bereich Jugendarbeit, Arbeitsmarkt<br />

und Jugendzentren.<br />

Christoph Peschek ist seit 2010 Gemeinderat und<br />

als Lehrlings- und Jugendsprecher der SPÖ tätig.<br />

7


Friseur Hüseyin (links) kümmert sich um die Haare, Sevda stylt die Augenbrauen.<br />

8 PLACE OF THE MONTH


PLACE OF THE MONTH<br />

CUT IT<br />

LIKE<br />

ALABA!<br />

WAS HABEN DIE KICKER ALABA, ARNAUTOVIĆ<br />

UND DRAGOVIĆ GEMEINSAM SIE LASSEN NUR<br />

HÜSEYIN AN IHRE HAARPRACHT, DER FÜR DIE<br />

RASENSTYLER AUCH MAL AM SONNTAG ÖFF-<br />

NET. Von Amra Dučić und Marko Mestrović (Foto)<br />

Marko Arnautović weiß bei jedem Besuch genau, welche Frisur<br />

er haben will – seitlich kurz und oben etwas länger. Wenn der<br />

Werder-Kicker und das Enfant terrible des österreichischen Fußballs<br />

auf Wien-Visite ist, steht der Name Hüseyin Kargi ganz dick<br />

in seinem Terminkalender. Seit drei Jahren zaubert der Haarkünstler<br />

die fetzigsten Frisuren auf den Köpfen von Österreichs<br />

Legionären wie Alaba, Dragović oder eben Arnautović.<br />

AUTOS UND CLUBS<br />

„Die beiden sind super, sie kommen immer zusammen. Alaba<br />

ohne Arnautović geht gar nicht“, berichtet Hüseyin vom Auftreten<br />

seiner prominentesten Gäste. Angefangen hat der Starkult mit<br />

dem Besuch des England-Legionärs Georg Margreitter und dem<br />

Nationalspieler Aleksandar Dragović, die damals in der Nachbarschaft<br />

wohnten. Drei Jahre und unzählige Irokesen später haben<br />

auch andere Kicker von Hüseyins Schnittkünsten Wind bekommen.<br />

David Alaba ist nicht ganz so entschlossen wie Arnautović,<br />

was sein Haupthaar anbelangt und braucht öfters eine Typberatung.<br />

Hüseyins Kollege Alper weiß genau, was David steht. Er und<br />

Marko kommen gerne zu Hüseyin, weil da auch mal locker über<br />

Autos und Clubs diskutiert wird, der Haarschnitt dauert dann<br />

zwar eine Stunde, statt der üblichen 15 Minuten, aber die Zeit<br />

muss sein.<br />

SONNTAGS GEÖFFNET<br />

Werbung oder gar eine eigene Webseite braucht der Türke nicht,<br />

er hat seine fixe Kundschaft, für die er auch gerne Ausnahmen<br />

macht. „Was die Öffnungszeiten betrifft, bin ich nicht so streng.<br />

Wenn es sein muss, sperre ich meinen Salon auch sonntags für die<br />

Kicker auf “, so Kargi schmunzelnd. Zur Verabschiedung drücken<br />

die Kicker ihrem Haarmeister noch den obligatorischen Zehner<br />

in die Hand, denn bei Hüseyin müssen alle zahlen. „Egal ob Star<br />

oder nicht, da mache ich keine Ausnahmen.“<br />

PLACE OF THE MONTH<br />

9


ONLINE<br />

10<br />

ÜBERRASCHUNG<br />

Scanne diesen QR-Code<br />

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und erlebe eine Überraschung<br />

TOP USERBLOG DES MONATS<br />

SPORT IST MORD<br />

Für den 19-jährigen Burak Yildirim wurde das 375. Istanbuler<br />

Derby Fenerbahce – Galatasaray zum Todestag. Er wurde<br />

auf dem Heimweg bei der Busstation niedergestochen und<br />

verstarb im Krankenhaus. Von User Kalimero<br />

Der 12.Mai war Muttertag, Burak<br />

Yildirim ein 19-jähriger Student und<br />

Fenerbahce-Fan. Wahrscheinlich<br />

schenkte er seiner Mutter, wie viele<br />

andere an diesem Tag auch, Blumen.<br />

Er zog sein blaues Trikot an, machte<br />

ein Foto und postete es auf Facebook,<br />

bevor er ins Sükrü-Saracoglu-<br />

Stadion ging, um das Spiel gegen<br />

den Erzrivalen zu verfolgen.<br />

HEXENKESSEL VON ISTANBUL<br />

Das Derby hat eine lange Tradition<br />

und einen besonders hohen<br />

Stellenwert. Obwohl Galatasaray<br />

schon den Meistertitel fixiert hatte,<br />

wurde nichts geschenkt. In der<br />

Türkei herrscht Ausnahmezustand.<br />

Die Medien berichten über nichts<br />

anderes, Schüler bekommen keine<br />

Hausaufgaben und Geschäfte werden<br />

früher geschlossen. Im ausverkauften<br />

Stadion besiegte Fener vor<br />

55.000 Zuschauern schon den fixen<br />

Meister mit 2:1. Das Spiel wurde von<br />

hitzigen Diskussionen und harten<br />

Fouls begleitet. So sahen die Nationalspieler<br />

Volkan (FB) und Sabri<br />

(GS) jeweils die Rote Karte.<br />

SCHWARZER TAG FÜR DEN<br />

TÜRKISCHEN FUSSBALL<br />

Das Derby forderte ein Todesopfer.<br />

Zuerst berichteten Augenzeugen<br />

von einem Jungen im Galatasaray-<br />

Trikot der Burak einfach wortlos<br />

Ej, hast du Internet WIR AUCH!<br />

Blogs, Veranstaltungen, Fotos,<br />

Artikelarchiv uvm. auf www.das<strong>biber</strong>.at<br />

facebook.com/mitscharf<br />

niederstach und wieder verschwand.<br />

Türkische Medien berichteten nur<br />

davon, wie ein Galatasaray-Anhänger<br />

einen Fenerbahce-Anhänger<br />

niederstach. Auch wenn diese Fakten<br />

stimmen, halte ich die Berichterstattung,<br />

die diese Rivalität fördert,<br />

für sehr bedenklich. Eine Portion<br />

Rivalität, Leidenschaft und Emotion<br />

ist ein wichtiger Teil des Fußballs.<br />

Burak ist gestorben. Kein Pokal, kein<br />

Meistertitel dieser Welt kann ihn zurückbringen.<br />

Trotzdem sollte man nicht Galatasaray,<br />

oder deren Fans für den Tod<br />

des jungen Fußball-Anhängers verantwortlich<br />

machen. Kein gesunder<br />

Mensch, egal welches Team er auch<br />

immer supported, wünscht sich den<br />

Tod des anderen. Burak war zur falschen<br />

Zeit am falschen Ort.<br />

Der Täter wurde mittlerweile gefasst.<br />

Er hatte bereits drei Vorstrafen<br />

und sitzt jetzt in Untersuchungshaft.<br />

In Onlineforen stehen ausnahmsweise<br />

sowohl Fener-, als auch Gala-<br />

Fans auf derselben Seite. Sie wünschen<br />

sich eine harte Bestrafung für<br />

den feigen Täter. Eines ist klar, auch<br />

wenn beide Teams Erzrivalen sind,<br />

sie brauchen sich gegenseitig, denn<br />

sonst gibt es kein großes Istanbuler<br />

Derby mehr.<br />

Dummheit hat eben keine Farbe<br />

weder gelb-blau (Fener) noch gelbrot<br />

(Gala).<br />

Du willst auch<br />

Fan of the Month<br />

werden<br />

Sende uns ein Bild mit<br />

einem BIBER-Magazin an<br />

online@das<strong>biber</strong>.at<br />

REDAKTIONSBLOG DES MONATS<br />

Supermodels in der Arbeit, Enkelfotos vom Taxifahrer<br />

und die Straßenbahn kommt nie: Ich bin eine<br />

Außerirdische in meiner Heimat.<br />

Von Marina Delcheva<br />

Es ist acht Uhr morgens und die Anzeigetafel neben der Haltestelle<br />

zeigt seit zehn Minuten an, dass die Straßenbahn in zwei<br />

Minuten kommt. Neben mir steht eine junge Frau mit Laptoptasche<br />

und Zehn-Zentimeter-Hacken. Zwischen uns beiden<br />

durchwühlt ein junger Mann den Mistkübel. Er hat Glück und<br />

findet einen halben Burek, der noch nicht so lange im Müll liegt.<br />

Ich lebe seit langem das erste Mal in Bulgarien, meinem Geburtsland,<br />

und ich fühle mich so fremd, wie schon lange nicht<br />

mehr. Es ist eine Sache, in den Sommerferien die Verwandten zu<br />

besuchen und ab und zu auf Urlaub in die alte Heimat zu fahren.<br />

Es ist eine vollkommen andere Sache hier zu leben, zu arbeiten,<br />

Geld zu verdienen, mit den Öffis zu fahren, zur Post zu gehen<br />

oder einen Handyvertrag zu schließen.<br />

ÜBERALL NUR MODELS<br />

In Österreich dachte ich, dass ich ganz ansehnlich bin und mich<br />

nicht so schlecht kleide. Hier falle ich nur auf, wenn ich mit<br />

fettigen Haaren, ungeschminkt und mit flachen Schuhen das<br />

Haus verlasse. Ich bin von aufgetakelten Models mit perfekten<br />

Make-Up, Frisur und Kleidergröße umgeben. Sogar die Deichmann-Schuhe<br />

sind hier bunter, höher und spitzer. Aber jetzt mal<br />

ehrlich: Warum muss man sich so aufbrezeln, wenn man acht<br />

Stunden lang in einem geschlossenen Büroraum sitzt und den<br />

ganzen Tag in den Computer hämmert<br />

Mir ist das ja meistens viel zu mühsam – ich bleibe morgens<br />

lieber eine Stunde länger liegen als mir die Haare schön zu föhnen.<br />

Und Journalistinnen gehören Gott sei Dank auch hier nicht<br />

zum Stand der Bürotussen. Aber es gibt einen anderen Aspekt,<br />

den ich ganz sympathisch finde: Hier schließen (übertriebene)<br />

Weiblichkeit, lackierte Fingernägel und Röcke beruflichen Erfolg<br />

nicht aus. Eine Frau kann im Alltag die Rolle der Mutter<br />

oder Tussi spielen und gleichzeitig im Vorstand einer Bank sitzen.<br />

LEBENSGESCHICHTE IN 20 KILOMETERN<br />

In Wien dürfen sich normalerweise die Taxifahrer alle möglichen<br />

Geschichten anhören – Liebeskummer, Stress im Job.


FAN OF THE MONTH<br />

TOP 3 USERBLOGS<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Schwarz und Moslem – Na Bravo!<br />

Matura Angst – sudern muss sein<br />

Gleichstellung Islamischer Feiertage in Schulen –<br />

längst überfällig oder unfair <br />

Saghi<br />

Hier sind eher die Fahrgäste die Zuhörer. Auf<br />

dem Weg vom Flughafen nach Hause hat mich<br />

der Taxifahrer gründlich ausgefragt, was ich<br />

hier mache. Er hat mir erzählt, dass sein Sohn<br />

spondiert, dass seine Tochter zwei Kinder hat<br />

und als Beweis hat er einen Stapel Kinderfotos<br />

aus dem Handschuhfach geholt und sie mir in<br />

die Hand gedrückt.<br />

Am Ende hat er mich dann auch nur 20 (10<br />

Euro) statt 24 Leva zahlen lassen. „Sie erinnern<br />

mich an mein Kind und die Rechnung<br />

ist ohnehin viel zu hoch für eine junge Redakteurin“,<br />

sagte er. Ein süßer Man. Wieso<br />

passiert mir das nie in Wien Drei Tage später<br />

erzählt mir ein anderer Taxifahrer von seinem<br />

Grundstück in den Bergen und dass die<br />

Erdbeeren schon zu blühen begonnen haben.<br />

Bald gibt es wieder Erdbeermarmelade.<br />

SCHIMPFWÖRTER UND ÄPFEL<br />

Das sind eigenartige Leute, meine Landsleute.<br />

Es gibt so viel, das nicht funktioniert: Sehr<br />

viele Leute haben sehr wenig Geld. Man wird<br />

auf offener Straße beschimpft, weil man bei<br />

rot noch nicht ganz über die Straße gelaufen<br />

ist.<br />

Und dann funktionieren andere Sachen so<br />

viel besser. Meine Kollegin versorgt das ganze<br />

Büro mit Süßigkeiten. Der Gemüseverkäufer<br />

schenkt mir einen Apfel, weil ich zu wenig<br />

Kleingeld für das ganze Kilo habe, obwohl<br />

er vier Mal weniger verdient als ich. Eine<br />

unbekannte Frau macht mich in der U-Bahn<br />

darauf aufmerksam, dass meine Handtasche<br />

halboffen ist und mich jemand beklauen<br />

könnte. Und jeder findet Ausländer total aufregend<br />

– zumindest jene, die aus dem Westen<br />

kommen. Ich muss mich wohl noch ein bisschen<br />

anpassen.<br />

Deutschkurse<br />

Lerntechnikworkshops<br />

Nachhilfe in<br />

Kleingruppen<br />

Intensivwochen<br />

in den Ferien<br />

Maturavorbereitungskurse<br />

VHS LERNHILFE<br />

www.vhs.at/lernhilfe +43 1 893 00 83<br />

11


IVANAS<br />

WELT<br />

Von Ivana Martinović<br />

ZAUNGAST IN CANNES<br />

Mich hat nach der Fertigstellung meiner Masterarbeit die Reiselust gepackt.<br />

Diesmal war es Nizza. Das zum Spucken nahe Monaco und die Filmfestspiele<br />

in Cannes standen auch auf dem Programm. Ich war auf das Steuerparadies<br />

der Grimaldis gespannt, die vielen fetten Yachten, die ich wohl nie im Leben<br />

betreten werde. Einladungen willkommen! Ich hoffte den einen oder anderen<br />

Star an der Côte d’Azur zu sehen. Ich sah keinen einzigen, außer Cindy Crawford<br />

beim Filmfestival – am großen Bildschirm, neben der Feststiege. Für uns<br />

Zaungäste war diese Welt zu abgeschirmt. Was ich erlebte, war strömender<br />

Regen, viele Leute, die sich wegen gegenseitiger versperrter Sicht auf die<br />

Nerven gingen und Schranken, die für uns die Grenze in eine andere Welt<br />

waren. Aus der Ferne schauen! Das war die erlaubte ruhmreiche Funktion des<br />

Publikums, die Stars zu dem macht, was sie sind – reich und berühmt, weil<br />

wir sie so toll finden und wegen ihnen im Regen stehen. Nach Cindy, der Ersten<br />

auf dem roten Teppich, hatte ich die Schnauze voll und ging zurück ins<br />

Hotel. In trauriger Erinnerung blieb mir ein kleines Mädchen, das durchnässt<br />

in ihrem Kinderwagen saß, weil ihre Mama gebannt auf die Ankunft der Stars<br />

wartete und keinen Regenschutz für ihr Kind mithatte. Das alles für die Stars<br />

und ihren fetten Auftritt.<br />

Foto: Igor Minić<br />

In Ivanas WELT berichtet<br />

<strong>biber</strong>-Redakteurin<br />

Ivana Martinović<br />

über ihr daily life.<br />

CÔTE D’AZUR FÜR BILLIGGÄSTE<br />

Eines vorab für meine Verwandtschaft und Bekanntschaft, die wegen der<br />

Reise zu den Reichen denken, ich schwimme nun im Geld, weil ich dieselbe<br />

Luft wie Caroline von Monaco geschnuppert habe – die Luft war gratis. Das<br />

Billighotel und McDonald‘s-Menüs haben weniger Geld gekostet als ein herkömmlicher<br />

Heimaturlaub in Bosnien. Aber auch ein Zaungast der Schönen<br />

und Reichen bringt Erfahrungen mit nachhause. Lektion Nummer eins: Nie<br />

wieder am Zaun stehen, auf Stars warten. Dafür gibt es akkreditierte Society-<br />

Journalisten, die wie eine Garde entlang des roten Teppichs aufgestellt sind,<br />

um die besten Bilder für die Glotze zu liefern. Durch ihre Arbeit sehe ich<br />

im bequemen Wohnzimmer mehr Botox als live vor Ort in einer genervten<br />

Menschenmenge.<br />

EIN ORT, ZWEI WELTEN<br />

Bei der Eröffnung des Filmfestivals in Cannes erlebte ich zwei Welten<br />

nebeneinander. Auf der einen Seite waren wir, auf der anderen sie. In der<br />

Welt der Schaulustigen bewegten sich afrikanische Schirmverkäufer, die auf<br />

Regen hofften. Ein paar Stunden vor der Eröffnung schien noch die Sonne,<br />

die Schirmverkäufer gelangweilt und verzweifelt. Wie bestellt, kam dann der<br />

Regen, als die ersten Limousinen eintrudelten. Ich beobachtete die Leute um<br />

mich herum. Einige spannten ihre Schirme auf und blockierten damit noch<br />

mehr die Sicht auf den roten Teppich, die andere Welt. Beschimpfungen<br />

und massenhafte Kopfschüttelaktionen der Leute waren die Folge, die sich<br />

scheinbar allein durch die Existenz ihrer Mitmenschen gestört fühlten. Dabei<br />

ist klar: Nicht jeder kann in der ersten Reihe stehen. Und wer vor dir steht,<br />

stört, wird beschimpft, ermahnt, oder gehasst. Wer es in die erste Reihe vor<br />

der Grenze schaffte, bekam die Ärsche der Journalisten zu sehen, die sich<br />

entlang des Teppichs aufgestellt hatten. Durch den Regen lief das Schirmgeschäft,<br />

15 Euro das Stück. Einige blechten. Für wen es zu teuer war, wurde<br />

nass und blieb dennoch. Wie die eine Frau, die keinen Schirm kaufte und<br />

deren kleine Tochter nass im Kinderwagen saß. Mama war abgelenkt, wahrscheinlich<br />

noch stundenlang – um die zu bewundern, die trocken geblieben<br />

sind.<br />

12<br />

MIT SCHARF


Foto von Christoph Schlessmann<br />

EINE LEGITIME DEMOKRATIE.<br />

POLITIKA<br />

13


MEIN<br />

NACHBAR,<br />

DER<br />

DIKTATOR<br />

WIR BEFINDEN UNS IM JAHR <strong>2013</strong>. IN GANZ EUROPA HERRSCHT<br />

MEINUNGSFREIHEIT, UNEINGESCHRÄNKTE PRESSE UND<br />

DEMOKRATIE. IN GANZ EUROPA<br />

NEIN! DIE REGIERUNG UNSERES NACHBARLANDES UNGARN<br />

UNTERNIMMT GERADE EINE GEFÄHRLICHE GRATWANDERUNG –<br />

IN RICHTUNG DIKTATUR<br />

Von Alexander Kords<br />

Gefahr von rechts: Ungarns Regierung fährt<br />

einen kompromisslosen nationalistischen Kurs.<br />

Balint PORNECZI / Gamma / picturedesk.com, ATTILA KISBENEDEK / AFP / picturedesk.com<br />

14 POLITIKA & GESELLSCHAFT


Vor dem Budapester Parlament wird gerade<br />

umgebaut. Drinnen auch.<br />

DER PLATZ VOR DEM UNGARISCHEN<br />

PARLAMENT in Budapest ist zur Zeit eine<br />

riesige Baustelle. Der Asphalt ist aufgerissen,<br />

Bagger und Kräne tun fleißig ihre Arbeit, Sicherheitsleute<br />

achten darauf, dass sich niemand<br />

auf das Schotterfeld verirrt. Der gesamte<br />

Kossuth-Platz wird gerade runderneuert und<br />

sein momentaner Zustand kann als Sinnbild<br />

für die politische Lage in Ungarn interpretiert<br />

werden. Denn nicht nur vor, sondern auch im<br />

Parlament wird abgerissen, um neu aufzubauen.<br />

Dabei erinnert vieles, was die Regierung<br />

tut, an eine aufkeimende Diktatur.<br />

Ungarn wird von der Fidesz Partei regiert,<br />

ihr Vorsitzender Viktor Orbán ist Ministerpräsident<br />

des Landes. Das Programm von<br />

Fidesz ist nationalistisch-konservativ ausgerichtet<br />

und stark auf kirchliche und familiäre<br />

Werte bedacht. Bei der Wahl im April 2010<br />

erreichte die Partei eine Zweidrittelmehrheit<br />

im Parlament, die es ihr erlaubt, Gesetze ohne<br />

Zustimmung der Opposition zu beschließen,<br />

zu ändern und abzuschaffen. Ihre Allmacht<br />

nutzt Fidesz geradezu exzessiv: So schuf die<br />

Partei im Alleingang ein neues Grundgesetz<br />

und setzte es zu Jahresbeginn 2012 in Kraft.<br />

National wie international sorgte es für heftige<br />

Kritik, weil es unter anderem die Kompetenzen<br />

des Verfassungsgerichts beschränkt<br />

und der Regierung über Umwege ermöglicht,<br />

selbstständig das Parlament aufzulösen und<br />

Neuwahlen zu erzwingen.<br />

TOTALE KONTROLLE<br />

Eine belebte Einkaufsstraße in Budapest: Zwei<br />

junge Männer, beide Studenten, verteilen Flyer<br />

für ein klassisches Konzert. Dávid studiert Philosophie,<br />

Balázs wird Ingenieur. Beide sehen<br />

ihre berufliche Zukunft nicht in Ungarn und<br />

überlegen, nach dem Studium nach Österreich<br />

oder Deutschland zu gehen. Die Bildungsreform,<br />

die 2012 in Kraft trat, betrifft sie glücklicherweise<br />

nicht; sie mussten noch nicht den<br />

Vertrag unterschreiben, der Studenten dazu<br />

verpflichtet, nach ihrem Studium mindestens<br />

doppelt so lange in Ungarn zu bleiben und zu<br />

arbeiten. Was sie jedoch persönlich betrifft:<br />

Viele ihrer Professoren wurden aus politischen<br />

Gründen von der Uni entlassen.<br />

Die junge Buchhändlerin Erzsébet erzählt<br />

davon, dass 50 Prozent der im Radio gespielten<br />

Lieder und der im Fernsehen gezeigten Filme<br />

ungarisch sein müssen. Sie mag es, wie die Regierung<br />

durch solche Regelungen für nationale<br />

Werte einsteht. Allerdings findet sie den Stil<br />

der Fidesz aufdringlich, wie sie meint. Viele<br />

Parteimitglieder und -sympathisanten werden<br />

in führenden Positionen eingesetzt, obwohl sie<br />

oft nicht die nötige Kompetenz und Erfahrung<br />

aufweisen und ihre Vorgänger zudem gute Arbeit<br />

geleistet haben.<br />

Tatsächlich ist Fidesz sehr darum bemüht,<br />

vor allem die Kunst- und Kulturhäuser des<br />

Landes mit parteinahen Führungskräften zu<br />

besetzen. So wird der im Sommer auslaufende<br />

Vertrag des seit Jahren erfolgreichen Nationaltheater-Direktors<br />

nicht verlängert, die Position<br />

übernimmt ein konservativer Nationalist. Das<br />

Neue Theater in Budapest wird bereits seit Anfang<br />

2012 von einem rechtsradikalen Freund<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

15


„Es ist an der Zeit“ - Viktor Orban hat viele Freunde, trotz autoritärem Kurs.<br />

Kritisches Graffito in Budapest<br />

der Regierung geleitet. Auf diese Weise kontrollieren<br />

Orbán und Co. den gesamten Kulturbetrieb<br />

Ungarns.<br />

ZENSUR LIGHT<br />

Auch die Medien liegen seit 2011 in Fidesz‘<br />

Hand – dank der eigens gegründeten Medienbehörde<br />

NMHH. Ihre Aufgabe: Dafür zu<br />

sorgen, dass sämtliche Medien des Landes<br />

ausgewogen über Politik und Parteien berichten.<br />

Die Behörde wird von einem fünfköpfigen<br />

Gremium geleitet, das ausschließlich von Fidesz<br />

ernannt wurde. Ob dessen Urteile wirklich<br />

neutral ausfallen, ist mehr als fraglich. Die<br />

Medienbehörde kann unter anderem empfindliche<br />

Strafen bis zu 750.000 Euro gegen Medien<br />

aussprechen, die sich nicht an die Regeln<br />

halten. „Es gibt zwar auch weiterhin Medien,<br />

die sich dem widersetzen und unabhängig<br />

berichten“, sagt Dr. Vedran Džihić, Politikwissenschaftler<br />

an der Universität Wien, „aber<br />

die stehen zunehmend unter politischem und<br />

wirtschaftlichem Druck und können kaum<br />

überleben.“ Daher verzichten die meisten kleinen<br />

Sender, Verlage und Radiostationen lieber<br />

gleich ganz auf politische Berichterstattung.<br />

„Das führt zu einem zensurähnlichen Zustand,<br />

dem immer wieder der Anschein der Legitimität<br />

gegeben wird“, so Džihić.<br />

„Ich habe das Gefühl, dass im Fernsehen<br />

vieles verschwiegen wird“, sagt Zsófia, Verkäuferin<br />

in einem Budapester Kleidungsgeschäft.<br />

Und Klára, eine ehemalige Lehrerin, ist der<br />

Meinung, dass die Nachrichten im staatlichen<br />

Fernsehen Ähnlichkeiten mit Gute-Nacht-<br />

Geschichten haben. „Wir Ungarn sollen mit<br />

einem guten Gefühl ins Bett gehen“, meint sie.<br />

Das hat seine Gründe: Die öffentlich-rechtlichen<br />

Radio- und Fernsehsender Ungarns sind<br />

gezwungen, die Nachrichten zu senden, die<br />

ihnen die staatliche Nachrichtenagentur MTI<br />

zur Verfügung stellt. So ist zumindest im Radio<br />

und TV nichts von Finanz- und sonstigen<br />

Krisen zu spüren.<br />

Trotzdem wird den ungarischen Fernsehzuschauern<br />

je nach politischer Ausrichtung<br />

das passende Programm geboten: Sind die öffentlich-rechtlichen<br />

Sender regierungsfreundlich,<br />

so haben die privaten eher eine kritische<br />

Färbung. „Seit ihrer Gründung im Jahr 1997<br />

sind die beiden größten privaten Fernsehsender<br />

Ungarns, RTL Klub und tv2, linksliberal<br />

eingestellt“, erklärt Dr. Zsolt Antal, Medienwissenschaftler<br />

an der Katholischen Péter-Pázmány-Universität<br />

Budapest. Allerdings halten<br />

die privaten Sender den politischen Teil ihrer<br />

Nachrichten so kurz wie möglich. „Wie Medienanalysen<br />

zeigen, interessieren sich die Ungarn<br />

weit weniger für Politik als für Berichte<br />

über Kriminalität und Katastrophen", weiß<br />

Antal.<br />

Mediale Kritik an der ungarischen Regierung<br />

kommt vor allem von ausländischen<br />

Journalisten. Deren negative Äußerungen<br />

kommentiert Fidesz gerne als „ungarnfeindlich“<br />

und „linksgerichtet“. Als der deutsche<br />

Kinderkanal im März seine jungen Zuschauer<br />

über die Lage in Ungarn informierte, erklärte<br />

Viktor Orbán persönlich die deutschen Kinder<br />

zu „Opfern politischer Gehirnwäsche“. Selbst<br />

bei wiederholten Ermahnungen der EU, sich<br />

an die Verträge der Union zu halten, reagierte<br />

Orbán mit Beleidigungen und Hinhaltungen.<br />

Und er kann es sich leisten: Vor einem Ausschluss<br />

aus der Europäischen Union fürchtet<br />

er sich nicht, die kontinentale Staatengemeinschaft<br />

entspricht ohnehin nicht seinen nationalistischen<br />

Plänen. Ganz nebenbei wird so,<br />

laut Džihić, „eines der Vorzeigeländer im Hinblick<br />

auf den Demokratisierungsprozess langsam<br />

zum Buhmann in Europa“.<br />

MACHT ERWEITERN, MACHT<br />

BEHALTEN<br />

Im nächsten Jahr wählt Ungarn wieder – und<br />

Fidesz tut einiges, um auch danach noch die<br />

absolute Macht im Land zu haben. So wurde<br />

die Chefin der schon erwähnten Medienbehörde<br />

gleich für neun Jahre vereidigt, also für<br />

mehr als zwei präsidiale Legislaturperioden.<br />

Die Medien bleiben also noch eine Weile unter<br />

Fidesz‘ Kontrolle. Erstmal dürfen 2014 auch<br />

Ungarn an die Urne treten, die keinen festen<br />

Wohnsitz im Land haben. Das führt dazu, dass<br />

dann rund 2,5 Millionen Auslandsungarn,<br />

vor allem aus Rumänien, Serbien, der Slowakei<br />

und der Ukraine, das ungarische Parlament<br />

wählen dürfen. Für deren Kreuz an der<br />

richtigen Stelle sorgte Fidesz, als sie 2011 die<br />

Verleihung der doppelten Staatsbürgerschaft<br />

erheblich vereinfachte. Damit haben die Auslandsungarn<br />

fortan einen besseren Zugriff auf<br />

das Gesundheitssystem und den Arbeitsmarkt<br />

im Inland – und sind schlagartig Freunde von<br />

Fidesz.<br />

MEIN FREUND, DER NAZI<br />

Neben der rechtskonservativen Fidesz sitzt<br />

eine weitere nationalistische Partei im ungarischen<br />

Parlament: die rechtsextreme Jobbik.<br />

Deren Vorsitzender Gábor Vona forderte un-<br />

BALAZS MOHAI / EPA / picturedesk.com, JANOS MARJAI / EPA / picturedesk.com<br />

16 POLITIKA & GESELLSCHAFT


BALÁZS (21) & DÁVID (24), STUDENTEN:<br />

„Vor allem in den privaten Fernsehsendern<br />

merken wir nichts von einer Medienzensur,<br />

aber wer weiß, in welche Richtung die neuen<br />

Mediengesetze führen.“<br />

Mitglieder der "Neuen ungarischen Garde", der paramilitärischen Schlägertruppe der Jobbik-Partei<br />

längst, eine Liste aller jüdischen Ungarn mit<br />

israelischer Staatsbürgerschaft anzufertigen.<br />

Mindestens genauso beängstigend: Seit 2008<br />

hält sich Jobbik eine paramilitärische Schlägertruppe,<br />

die „Neue ungarische Garde“, deren<br />

Auftreten an eine nationalsozialistische Partei<br />

aus Zeiten des Faschismus erinnert – und<br />

die von Regierungschef Orbán geduldet wird.<br />

Überhaupt sieht Fidesz es nicht für nötig, sich<br />

ideologisch von Jobbik zu distanzieren. Im<br />

Gegenteil: Deren harter Ton ist der nationalen<br />

Sache der Fidesz nur förderlich. Zumal sich die<br />

Regierungspartei immer häufiger an Jobbik-<br />

Ideen bedient und sie als ihre eigenen verkauft.<br />

So sieht Dr. David Wineroither, Assistent für<br />

Politischen Systemvergleich an der Universität<br />

Innsbruck, die politische Entwicklung in<br />

Ungarn als „gespenstisch, wenn man bedenkt,<br />

wie salonfähig Antisemitismus und Zigeunerfeindlichkeit<br />

geworden sind“.<br />

Eine ältere Dame überquert den Platz vor<br />

der imposanten St.-Stephans-Basilika in Budapest.<br />

Zsusanna ist 77 Jahre alt und seit 20<br />

Jahren Rentnerin. Sie hat schon schlimmere<br />

Zeiten in Ungarn erlebt, daher findet sie an<br />

der aktuellen Regierung nichts Negatives. „Es<br />

macht mich traurig zu sehen, wie viele, vor<br />

allem junge Menschen und Studenten, protestieren“,<br />

sagt sie. „Denen geht es doch heute<br />

viel besser als uns damals.“ Zsusanna bewundert<br />

Viktor Orbán dafür, dass er sich trotz des<br />

Gegenwindes immer noch so sehr für das Land<br />

einsetzt. Ádám, einem 30-jährigen Tischler,<br />

der mit seinem einjährigen Sohn Bence vor<br />

einem Supermarkt wartet, gefällt speziell die<br />

Familienpolitik der Fidesz. Jungen Paaren werden<br />

Anreize geboten, Kinder zu bekommen,<br />

etwa durch geringere Steuern, Wohnbauförderungen<br />

oder besser verzinste Babysparbücher.<br />

Darüber hinaus hat sich das Leben von Ádáms<br />

kleiner Familie in den letzten drei Jahren nicht<br />

merklich verändert. „Zigaretten sind teurer geworden“,<br />

meint er lachend.<br />

Gleichschaltung der Medien, überhöhter<br />

Nationalismus, Mutterkreuz – bei jedem demokratisch<br />

denkenden Menschen schrillen da<br />

die Alarmglocken. Besonders perfide: Orbán<br />

und seine Partei tun formal nichts Illegales.<br />

Zum einen, weil sie selbst die Gesetze machen,<br />

zum anderen aber auch, weil sie vom<br />

Volk mit überwältigender Mehrheit gewählt<br />

wurden. Noch dazu ist jede einzelne der Maßnahmen,<br />

die von Fidesz eingeführt wurden,<br />

auch in anderen Staaten existent, oder zumindest<br />

vorstellbar. Eine konkrete Bedrohung der<br />

Menschenrechte bleibt so im Bereich des Unvorstellbaren.<br />

Erst das Gesamtpaket aus Gesetzesänderungen<br />

und Neuregelungen macht<br />

aus Ungarn ein Pulverfass. Zwar meint Wineroiter,<br />

dass „eine Diktatur in Ungarn höchst<br />

unwahrscheinlich ist“, aber er sieht „eine<br />

ausgehöhlte Demokratie, die von einer demokratisch<br />

legitimierten Regierung gegen die<br />

Wand gefahren wird“. Oder wie es der ungarische<br />

Schriftsteller Rudolf Ungváry bei einem<br />

Symposium im April in Wien formuliert hat:<br />

„Die Fidesz-Regierung ist eine Mutation des<br />

Faschistoiden, gegen die noch kein politisches<br />

Immunsystem entwickelt wurde.“<br />

ÁDÁM (30), TISCHLER & BENCE (1):<br />

„Die Regierung motiviert junge Paare, Kinder<br />

zu kriegen – das ist gut.“<br />

ZSÓFIA (50), VERKÄUFERIN:<br />

„Ich kenne keine ungarische Familie, von<br />

der nicht zumindest ein Kind ins Ausland<br />

gegangen ist.“<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

17


IM INTERVIEW:<br />

GORAN BREGOVIC<br />

DER MIT<br />

DEN ROMA<br />

TANZT<br />

Stefan Crömer / ChromOrange / picturedesk.com<br />

DER MUSIKER-VAGABUND UND FILMKOMPONIST GORAN BREGOVIĆ<br />

SPRACH VOR SEINEM WIEN-KONZERT ÜBER DIE ROMA-KULTUR<br />

ALS INSPIRATION, SEINEN AUFTRITT FÜR FPÖ-CHEF STRACHE IM<br />

NACHTWERK UND DIE KULT-BAND BIJELO DUGME.<br />

Von Momčilo Nikolič und Markus Hollo (Foto)<br />

<strong>biber</strong>: 2011 hattest du einen Auftritt im Wiener<br />

Club „Nachtwerk“. Der Sponsor der Veranstaltung<br />

war FPÖ-Obmann H.C. Strache, ein<br />

rechter Politiker, der gegen Minderheiten hetzt.<br />

Würdest du das nochmal machen<br />

GORAN BREGOVIĆ: Sofort! Wissenschaftlich<br />

gesehen ist Musik die erste menschliche<br />

Sprache. Sie war da, bevor wir gelernt haben,<br />

zu sprechen. Sie war vor der Religion da, vor<br />

der Politik und vor allem anderen. Sie war sogar<br />

da, bevor der Mensch gelernt hat, dumm zu<br />

sein, oder zu hassen. Darum ist sie ein so guter<br />

Kommunikationskanal. Ich glaube an die Sprache<br />

der Musik und daran, dass sie alle erreicht,<br />

selbst Menschen mit so einer Gesinnung.<br />

Also gibt es für dich da keine Grenzen<br />

18 POLITIKA & GESELLSCHAFT


„MUSIK WAR VOR<br />

DER POLITIK UND<br />

RELIGION DA.“<br />

Bereut es nicht, für Strache aufzutreten – Goran Bregovic.<br />

Ich glaube nicht, dass es hilft, wenn ich meine<br />

Musik verstecke. Es bewirkt mehr, wenn ich sie<br />

spiele.<br />

Was fasziniert dich an der Kultur der Roma,<br />

die dein musikalisches Schaffen stark beeinflusst<br />

hat<br />

Die Roma-Kultur ist reichhaltig, groß. Du<br />

wirst kaum einen ernsthaften Komponisten<br />

finden, der von der Roma-Musik nicht beeinflusst,<br />

oder zumindest beeindruckt war.<br />

Deshalb habe ich ein paar Musiker eingeladen,<br />

um mit mir das Album „Champagne for<br />

Gypsies“ aufzunehmen. Darunter sind „Gipsy<br />

Kings“, Stephan Eicher (ehemaliger Sänger der<br />

Band „Grauzone“ mit dem Hit „Eisbär“) und<br />

Eugene Hütz, Sänger und Gitarrist der Gypsy-<br />

Punk-Band „Gogol Bordello“. Wir dürfen nicht<br />

vergessen: Hitler hat im Zweiten Weltkrieg<br />

proportional gesehen mehr Roma als Juden<br />

umgebracht. Es ist erbärmlich, wie wir uns ihnen<br />

gegenüber verhalten.<br />

Wie zum Beispiel<br />

Es hängt vom jeweiligen Ort ab. Im Osten<br />

sind die Menschen primitiv und haben kein<br />

Bestreben, sich mit anderen zu vermischen.<br />

Es ist wirklich ein lächerlicher Rassismus, der<br />

da wirkt. Er umfasst aber nicht nur eine Abneigung<br />

gegen Roma, sondern gegen alles,<br />

was anders ist. Was mich überrascht, ist das<br />

Vorgehen von Ländern wie Frankreich. Frankreich<br />

hat eine lange Tradition, Menschen mit<br />

Problemen Zuflucht zu gewähren. Da wären<br />

russische oder skandinavische Autoren, spanische<br />

Maler. Stell dir vor, Frankreich hätte der<br />

„Gipsy Kings“-Family die Einreise verweigert,<br />

als sie vor der Franco-Diktatur geflohen sind.<br />

Frankreichs Popkultur wäre um einiges ärmer.<br />

Die Message deines Albums klingt nach einem<br />

Appell an Roma, aus der Anonymität herauszutreten,<br />

in die sie geflüchtet sind. Roma werden<br />

aus Frankreich vertrieben und in Ungarn<br />

ermordet. Wieso sollten sie sich zeigen<br />

Wenn du ein Rom bist, beginnen deine Probleme<br />

bereits mit der Geburt. Du wirst in<br />

einem Kartonhaus geboren. Im Alter von<br />

sieben Jahren sind deine Eltern verpflichtet,<br />

dich in die Schule zu schicken. Dort riechst<br />

du nicht wie die anderen Kinder, weil du keine<br />

Dusche hast. Deswegen kommst du dann in<br />

die Sonderschule. Es ist ein Teufelskreis. Aber<br />

Öffentlichkeit ist wichtig. Bei der letzten Wahl<br />

in Serbien habe ich Roma aufgefordert, ihre<br />

Stimme abzugeben.<br />

Und<br />

Sie haben damit begonnen, ja. Es ist notwendig,<br />

Repräsentanten im System zu haben. Die<br />

Welt wird jeden Tag ein Stück besser, aber es<br />

braucht seine Zeit – etwas, das die Roma eigentlich<br />

nicht haben. Unglücklicherweise,<br />

oder besser gesagt, glücklicherweise sind sie<br />

die einzige Minderheit in der Geschichte, die<br />

keine Gewalt kennt. Vielleicht ist es das, was<br />

wir an ihnen mögen. Jede andere Minderheit<br />

in der Geschichte hat für seine Rechte gekämpft<br />

– außer die Roma.<br />

Kannst du dir das erklären<br />

Die Prioritäten der Roma sind schwer zu verstehen.<br />

Ich bin mein Leben lang unter ihnen<br />

und habe nie wirklich das Wertesystem verstanden.<br />

Ich respektiere das – im Gegensatz zu<br />

vielen anderen.<br />

Vermisst du deine alte Rockband „Bijelo Dugme“<br />

Nicht wirklich. Rock’n‘Roll war für eine gewisse<br />

Zeit das Kleid meiner Musik. Es ist wie<br />

ein Wechsel von Pampers zu Hosen. Irgendwann<br />

ist es normal, erwachsen zu werden.<br />

Hast du Kontakt zum Regisseur Emir Kusturica,<br />

für den du schon öfters Filmmusik geschrieben<br />

hast<br />

Nein. In dieser Art von Geschäft siehst du<br />

nicht so viele Leute, außer du arbeitest mit ihnen<br />

zusammen.<br />

Was ist dein nächstes Projekt<br />

Meine selbst geschriebene Oper mit dem Namen<br />

„Karmen with a Happy End“. Sie war<br />

ursprünglich fürs TV gedacht und wurde zunächst<br />

über 150 Mal als Theaterstück aufgeführt,<br />

in Wien wie auch in Buenos Aires. Jetzt<br />

würde ich gerne eine TV-Serie daraus machen.<br />

Wann bist du wieder in Wien<br />

Hoffentlich bald. Ich mag es, etwas Neues von<br />

mir zu präsentieren. Da bin ich altmodisch<br />

und nicht jemand, der zum Fernsehen geht,<br />

um etwas vorzuführen. Ich bin ein reisender<br />

Musiker.<br />

<strong>biber</strong>-Redakteur Momcilo beim<br />

Smalltalk mit Bregovic.<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT<br />

19


DAS<br />

UNBEKANNTE<br />

VOLK<br />

ÜBER DIE ROMA IST HIER-<br />

ZULANDE WENIG BEKANNT,<br />

OBWOHL 30 – 40 TAUSEND<br />

IN ÖSTERREICH LEBEN. DER<br />

ÖSTERREICHER SIEHT DIE ROMA<br />

TANZEND, MUSIZIEREND UND<br />

NATÜRLICH AUF REISE. AUF<br />

DER ANDEREN SEITE SIND SIE<br />

LISTIG, STEHLEN UND SCHICKEN<br />

IHRE KINDER ZUM BETTELN.<br />

DER PÄDAGOGISCHE LEITER DES<br />

„ROMANO CENTRO“, FERDINAND<br />

KOLLER, KLÄRT AUF.<br />

Harry Stoika (55): Erfolgreicher Komponist und<br />

Musiker. Bekennender Rom.<br />

Von Momčilo Nikolič und<br />

Katharina Mahel (Fotos)<br />

ALLGEMEINE AUSSAGEN über Roma<br />

sind unmöglich, zu unterschiedlich sind die<br />

Familienstrukturen, Traditionen und Glaubensfragen.<br />

„Vor langer Zeit sind Roma aus<br />

Nordindien ausgewandert und nach Europa<br />

gekommen“, so Koller. Die meisten Roma in<br />

Wien stammen aus Serbien und weisen eine<br />

religiöse Vielfalt auf. Manche sind serbischorthodox,<br />

andere katholisch, muslimisch oder<br />

gar Zeugen Jehovas. Eines haben sie gemeinsam,<br />

„diskriminiert zu werden“. Der Musiker<br />

Goran Bregović weist im <strong>biber</strong>-Interview (siehe<br />

gegenüberliegende Seite) auf die prekäre<br />

Situation der Roma und die fehlende Schulbildung<br />

hin. Den Vergleich mit dem Holocaust<br />

sieht Koller als unangebracht, gibt aber zu<br />

bedenken: „In Österreich haben nur zehn Prozent<br />

den Holocaust überlebt. Da hat Bregović<br />

recht.“ Das Problem der mangelhaften Schulbildung<br />

liegt am fehlenden Geld. Die Eltern<br />

der Roma-Kinder wissen, wie wichtig Bildung<br />

ist und deswegen „suchen viele den Weg ins<br />

Romano Centro.“ Dort kostet eine Nachhilfestunde<br />

3€. Sogar das ist für manche zu viel,<br />

weiß Koller. Geholfen wird den Kindern den-<br />

Eine fröhliche Roma-Großfamilie bei einer<br />

Gedenkfeier in Wien.<br />

noch.<br />

Die von Bregović angesprochene Vertreibung<br />

der Roma aus Frankreich verletzte das<br />

Grundrecht der EU auf freien Personenverkehr.<br />

Dieses erlaubt EU-Bürgern, sich im EU-<br />

Raum frei zu bewegen und aufzuhalten.<br />

WAS IST MIT DEN ÄRZTEN<br />

Die Nichtreaktionen der Medien und anderer<br />

EU-Staaten sprechen Bände, wie die meisten<br />

Staaten zur Roma-Situation stehen, kritisiert<br />

Koller das mediale Schweigen. „Wenn Journalisten<br />

über Roma schreiben, dann wollen sie<br />

über dreckige Kinder und zerfallene Häuser<br />

berichten. Über jene, die sich nur kriminell<br />

über Wasser halten. Keiner erwähnt die Ärzte<br />

oder Lehrer. Die gibt es auch!“ Die Waffe gegen<br />

solchen Rassismus und düstere Zukunftsvisionen<br />

kann nur Bildung heißen. Und die<br />

müssen sich Roma einfach nehmen, wie Harry<br />

Stojka, Rom und berühmter Jazz-Musiker,<br />

neulich treffend sagte: „Wir müssen es aus eigener<br />

Kraft schaffen, erfolgreich zu werden. Wir<br />

dürfen nicht darauf warten, dass uns jemand<br />

etwas schenkt. Das wird keiner tun.“<br />

Stefani Beligovic singend bei der Gedenkfeier<br />

Das Romwano Centro finanziert sich durch<br />

die Volksgruppenförderung und Spenden. Das<br />

Geld wird in die Lernhilfe und die „Vienna<br />

Gipsy Music School“ gesteckt.<br />

Spendenkonto:<br />

Bank Austria (BLZ 12000)<br />

Kontonummer: 00671 106 508<br />

IBAN: AT70 1200 0006 7110 6508<br />

BIC: BKAUATWW<br />

www.romano-centro.org<br />

20<br />

POLITIKA & GESELLSCHAFT


OMV<br />

Die vielfältige Welt der OMV<br />

Wir leben und brauchen Vielfalt. Das macht uns stark und kommt bei uns<br />

aus drei Zentren: Österreich, Rumänien und der Türkei. Unsere rund 29.000<br />

Mitarbeiter stammen aus 60 Nationen. So entwickeln wir den besten Mix in<br />

unseren Teams für die Tätigkeit in knapp 30 Ländern.<br />

So bunt ist unsere Welt, das gehört gefeiert. Am 21. Mai ist „Welttag der<br />

kulturellen Vielfalt für Dialog und Entwicklung“ der UNESCO.<br />

21


„ERDOĞANS TON<br />

MACHT ANGST“<br />

IN DER TÜRKEI GEHEN DIE DEMOS GEGEN DIE<br />

REGIERUNG WEITER. WAS ALS FRIEDLICHE<br />

BESETZUNG EINES PARKS BEGANN,<br />

VERWANDELTE SICH INNERHALB KÜRZESTER<br />

ZEIT ZU EINER GROSSEN PROTESTBEWEGUNG.<br />

DOCH WORUM GEHT ES WIRKLICH<br />

DER POLITOLOGE CENGIZ GÜNAY IM GESPRÄCH.<br />

Von Ayper Cetin, Ali Cem Deniz<br />

Türkei-Experte Günay blickt<br />

optimistisch in die Zukunft.<br />

In Wien demonstrierten rund 2000 Menschen gegen Erdogans Politik.<br />

<strong>biber</strong>: Die Proteste passieren nicht nur in der Türkei, auch in Wien wurde<br />

gegen die türkische Regierung protestiert. Verschiedene politische<br />

Lager haben daran teilgenommen. Was bringt sie zusammen<br />

GÜNAY: Es sind ganz unterschiedliche Leute, die gemeinsam protestieren.<br />

Es ist der Führungsstil von Ministerpräsident Recep Tayyip<br />

Erdoğan, den sie als autoritär empfinden. Bei den Regierungsgegnern<br />

hat sich viel Wut angestaut.<br />

Woher kommt diese Wut<br />

Viele befürchten die Einmischung in ihr Privatleben durch neue Gesetze,<br />

wie z.B. durch neue Alkoholregulierung. Auch wenn de facto<br />

noch nichts passiert ist, herrscht Angst vor Einschränkungen. Auch die<br />

Medien haben dazu beigetragen.<br />

Wie<br />

Kein einziges nationales Medium hat ausreichend über die Proteste<br />

im Gezi-Park berichtet, obwohl die Polizei gewaltsam vorgegangen ist.<br />

Aufgrund der Brutalität sind dann noch mehr Leute auf die Straße gegangen.<br />

Das hätte man auch ohne Gewalt in den Griff kriegen können.<br />

Ist Erdoğan wirklich der Diktator, wie er von seinen Gegnern beschrieben<br />

wird<br />

Er ist natürlich kein Diktator, er wurde schließlich demokratisch gewählt.<br />

Aber es ist sein Ton, der als bedrohlich empfunden wird. Die<br />

AKP ist jetzt mittlerweile seit über 10 Jahren an der Macht und zeigt<br />

Marko Mestrović, Drago Palavra, Spfc / Seskim / picturedesk.com<br />

ANNA<br />

DARIO<br />

FLORA


Türkischer Frühling auf dem Taksim-Platz Politologe Günay sieht es anders: „In der Türkei gibt es eine gewählte Regierung und keine Diktatur.“<br />

Ermüdungserscheinungen. Es gibt genug zu kritisieren an ihr. Die Wut<br />

musste sich irgendwo entladen und das ist jetzt wohl passiert.<br />

Wieso finden die Proteste gerade am Taksim-Platz statt Ist ein Vergleich<br />

mit dem Tahrir-Platz in Kairo angebracht<br />

Der Taksim-Platz hat eine symbolische Bedeutung. Das ist einer der<br />

wenigen, wenn nicht der einzige, große Platz in Istanbul. Viele haben<br />

Angst, dass dieser öffentliche Platz von der Regierung dominiert wird.<br />

Die 1. Mai Demonstrationen dieses Jahr wurden dort verboten. Dieses<br />

eigenmächtige Vorgehen Erdoğans treibt die Demonstranten an.<br />

Ist es der Türkische Frühling<br />

Egal ob Südeuropa, Arabische Welt oder jetzt die Türkei – Protestbewegungen<br />

haben generell Gemeinsamkeiten. Es geht überall um dieselben<br />

Dinge: Menschen fühlen sich von politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen<br />

ausgeschlossen. In der Türkei hast du eine gewählte Regierung,<br />

es ist keine Diktatur, daher sind die Rahmenbedingungen anders.<br />

Sind diese autoritären Strukturen nicht ohnehin seit der Staatsgründung<br />

vorhanden<br />

Ja. In der Türkei sagt man ja „Devlet Baba“ („Der Staat ist unser Vater“).<br />

Es ist etwas historisch Gewachsenes und nicht so leicht umzudrehen.<br />

Es gibt eine junge Bevölkerung, die nicht mehr diese Ehrfurcht vor der<br />

staatlichen Autorität hat. Das ist eine gesunde Entwicklung.<br />

Wie viel Rückhalt hat Erdoğan in der Bevölkerung<br />

Der ist natürlich noch groß genug. Erdoğan wird die nächsten Wahlen<br />

wohl wieder gewinnen, aber er muss Kompromisse eingehen. Manche<br />

Wähler wird er trotzdem verlieren, vor allem die Liberalen. Die AKP ist<br />

sehr heterogen, man darf sie nicht als einheitliche Bewegung betrachten.<br />

Trotzdem muss es irgendwelche Alternativen geben.<br />

Und was ist mit der Opposition<br />

Die Opposition ist zu schwach und die Medien sind ausgeschalten. Es<br />

gibt zwar in der Oppositionspartei CHP einen liberalen Flügel, aber der<br />

sehr starke hardcore-kemalistische Flügel macht sie für viele unwählbar.<br />

Eine Partei, die intern so große Spannungen erlebt, kann auch nicht<br />

nach außen anziehend sein.<br />

Wie stehen die Wiener Türken zu Erdoğan<br />

Bei Türken im Ausland ist er generell beliebt, da er zu seinem konservativen<br />

Lebensstil steht und sie sich mit ihm identifizieren können. Er hat<br />

hier vielen Türken Selbstbewusstsein gegeben, die sich durch ausländerfeindliche<br />

Stimmung unterdrückt fühlen.<br />

Wie sehen Sie die politische Zukunft der Türkei<br />

Ich bin optimistisch. Wir leben in einer Zeit, wo jede Unruhe gleich<br />

als negativ empfunden wird. Man verändert oft solange nichts, bis man<br />

gegen die Wand fährt. Das gehört aber zu einer Demokratie dazu. Wir<br />

können nur hoffen, dass es auch gute Veränderungen werden.<br />

ANDI<br />

ELSA<br />

JOSEF<br />

ORF. WIE WIR.


iber<br />

WIE DU!<br />

Armin, Lisa, Werner oder Josef. Die neue ORF-Plakat-Kampagne zeigt freundliche<br />

und glückliche Menschen, die uns vermitteln sollen: Der ORF ist modern, hip,<br />

volksnah - so wie seine auf den Plakaten abgebildeten Mitarbeiter. Gut, über den optischen<br />

Auftritt lässt sich streiten. Aber wo bitte bleiben Mehmet, Azra, Singh oder<br />

Ivana 40 Prozent der Wiener haben ihre Wurzeln woanders. Sie röntgen unsere<br />

Tante, arbeiten als IT-Experten, spielen in der Nationalmannschaft, manche fahren<br />

auch Straßenbahn. Auf den Plakaten können wir sie nicht finden.<br />

Deswegen haben wir unsere Kreativ-Abteilung aktiviert und ein realistisches Bild<br />

der Bevölkerung gezeichnet. Vorhang auf für Menerva, Irina, Amra und Bernhard.<br />

Und wir verrechnen ausnahmsweise nichts für unsere Dienstleistung. Die ORF-Verantwortlichen<br />

dürfen unsere Kampagne gerne unentgeltlich verwenden.<br />

AYPER<br />

AMRA<br />

MUHAMED<br />

MENERVA<br />

BERNHARD<br />

IRINA<br />

24 POLITIKA & GESELLSCHAFT


MITARBEITER AM GEWINN BETEILIGEN<br />

– UND ZWAR ALLE!<br />

BEZAHLTE ANZEIGE<br />

Frank Stronach fordert: Wer gute Arbeit leistet, soll auch gut verdienen. Fleißige Mitarbeiter haben<br />

ein moralisches Recht, am Gewinn ihres Unternehmens beteiligt zu sein.<br />

Fotos: bereitgestellt<br />

In den vergangenen Jahren<br />

ist die soziale Kluft zwischen Arbeitgebern<br />

und Arbeitnehmern<br />

zu groß geworden. Das Team<br />

Stronach will dies ändern. Das<br />

Team fordert, dass Mitarbeiter<br />

am Erfolg und Gewinn ihrer Firma<br />

beteiligt werden. Denn eine<br />

gerechte Mitarbeiterbeteiligung<br />

schafft die Motivation für mehr<br />

Leistung. Nur wenn Eigentümer,<br />

Manager und Mitarbeiter am gleichen<br />

Strang ziehen, ist ein Unternehmen<br />

langfristig leistungs- und<br />

konkurrenzfähig.<br />

4 FRAGEN DAZU AN<br />

FRANK STRONACH:<br />

1.<br />

Wie viel Geld soll dann<br />

jeder Mitarbeiter<br />

bekommen<br />

So viel wie möglich! Wir wollen die Unternehmenssteuer<br />

auf 10 Prozent senken<br />

und den Unternehmern die Wahl geben,<br />

ob sie die 10 Prozent an den Staat, oder<br />

als Gewinnbeteiligung an die Mitarbeiter<br />

ausschütten wollen. Ich glaube, dass die<br />

meisten Unternehmer das Geld lieber an<br />

ihre Mitarbeiter zahlen als an den Staat.<br />

2.<br />

Wie soll das<br />

entschieden werden<br />

Bei der Magna habe ich schon vor über<br />

30 Jahren eine Unternehmensverfassung<br />

eingeführt, die von vornherein regelt, wie<br />

der Gewinn aufgeteilt wird. Dann gibt es<br />

einen Schlüssel, wie die 10 Prozent unter<br />

den Mitarbeitern aufgeteilt werden, je<br />

nach Unternehmenszugehörigkeit und<br />

Leistung. Wichtig ist, dass alles fair bleibt.<br />

3.<br />

Sollen wirklich alle was bekommen,<br />

oder eh wieder nur die in<br />

besser bezahlten Positionen<br />

Natürlich müssen alle Mitarbeiter beteiligt sein!<br />

Das ist ja gerade der Punkt. Wir müssen dafür<br />

sorgen, dass wir die soziale Kluft verringern<br />

können. Ich habe immer gesagt, dass die Mitarbeiter<br />

ein moralisches Recht darauf haben, am<br />

Erfolg, den sie helfen mit zu erwirtschaften, beteiligt<br />

zu sein.<br />

4.<br />

Soll das einmalig<br />

passieren oder jährlich<br />

Jedes Jahr. Das wichtigste ist, dass die Arbeiter<br />

die Möglichkeit haben, am Wohlstand Schaffen<br />

beteiligt zu sein. Das wird zu einem Umdenken<br />

führen. Derzeit nehmen mehr Menschen aus<br />

dem System raus, als sie ins System hineinzahlen.<br />

Das kann nicht funktionieren. Wir brauchen<br />

wieder mehr Menschen, die ins System reinzahlen.<br />

Nur so können wir uns auch um die ärmsten<br />

Leute kümmern. Eine Gesellschaft kann nur daran<br />

bemessen werden, wie sie sich um die Leute<br />

kümmert, die sich aus irgendeinem Grund selbst<br />

nicht helfen können.<br />

21


FÜR JEDEN GESCHMACK DAS RICHTIGE:<br />

CIABATTA<br />

DIV. SORTEN<br />

Ab<br />

2,<br />

75<br />

26<br />

www.ankerbrot.at<br />

www.facebook.at/ankerbrot.AG


Foto von Severin Koller<br />

JUGOS VON GESTERN.<br />

RAMBAZAMBA<br />

27


JUGOBOBOS<br />

Sie werden im MQ bewundert und auf der Ottakringer Straße belächelt. Statt dicken Goldketten und<br />

gezupften Augenbrauen tragen sie Hornbrillen und Vollbart. Vorhang auf für den Jugobobo!<br />

Von Alexandra Stanić und Marko Mestrović (Fotos)<br />

JEDER KENNT EINEN, KEINER<br />

WILL EINER SEIN: Die Rede ist<br />

vom Bobo (franz. für „bourgeois“<br />

und „bohemien“). Spaziert man<br />

durch den 7. Wiener Bezirk, findet<br />

man sie an jeder Ecke. Sie haben<br />

zerrissene Jeans vom Flohmarkt an,<br />

einen Jutebeutel unterm Arm und<br />

trinken Fair Trade Kaffee. Aus dieser<br />

Bewegung ist eine Subkultur entstanden:<br />

Die Jugobobos.<br />

Wie für den normalen Bobo ist<br />

auch für den „Jugobobo“ Styling das<br />

Amen im Gebet. Hier gilt: Aus der<br />

Masse hervorheben und bloß keinen<br />

Mainstream verfolgen. Das zeigt<br />

sich in der Liebe zu Vintagekleidung<br />

und Secondhand-Läden, an den Biomüsliflocken<br />

im Jutebeutel und den<br />

70ties-Möbeln vom Flohmarkt. Wie<br />

jeder echte Bobo liebt natürlich auch<br />

der Jugobobo es, sein Essen im Instagram-Retro-Look<br />

zu fotografieren.<br />

Doch statt coolem Posing mit Frozen-Yoghurt<br />

im Museumsquartier<br />

postet er Selbstportraits mit Burek<br />

vom Yppenplatz. Der Jugobobo fährt<br />

auch keinen geleasten Audi A5 wie<br />

der typische Balkanmann. Er düst<br />

stattdessen mit einem Smart durch<br />

Wien, isst Tofu-Cevapcici und steht<br />

in der ersten Reihe auf Konzerten<br />

von alternativen Jugobands wie Dubioza<br />

Kolektiv oder Zoster. Er wohnt<br />

in einer WG, statt wie üblich bis zur<br />

Heirat bei den Eltern und bringt den<br />

Balkan unters österreichische Volk –<br />

mit selbstgebranntem Schnaps von<br />

Opa und hübsch geflickten Überdecken<br />

aus Mostar. Aber auch unter<br />

den Jugobobos gibt es Unterschiede.<br />

Vom Fitnessguru bis zum Vintagefan,<br />

wir stellen vor.<br />

Edin Karadza, 27 – Der Visualizer<br />

Dunkle Haare, tiefe Stimme, Sunnyboy-Lächeln – Edin ist der Vorzeigeschwiegersohn für den Jugoverstand.<br />

Mit was er seine Brötchen verdient, würden seine potenziellen Schwiegereltern jedoch<br />

nicht verstehen. „Visual Effects Artist“ klingt auch nicht wie die typische Berufsbezeichnung des<br />

Jugomannes. Wenigstens würde er beim Abendessen nicht nach Brokkoli fragen – Edin liebt das<br />

Balkan-Nahrungsmittel Nummer Eins: Fleisch. „Es ist wichtig, seine Wurzeln zu kennen“, sagt der<br />

Multimedia-Designer. „Deswegen kann ich meinen Balkan-Trip im Sommer kaum erwarten.“<br />

Wenn er nicht auf Reisen ist, ist er in Szenelokalen wie der Pratersauna oder dem Fluc anzutreffen.<br />

Na mal sehen, ob er nach dem Sommer vielleicht einmal auf der Ottakringer Straße vorbeischaut!<br />

28<br />

RAMBAZAMBA


Valentina Sekulić, 22 – Ms. Spotify<br />

Valentina geht zu Ex-Yu Rock ab und steht auf alternative Jugobands wie SARS. Turbofolk-Sternchen<br />

wie Seka Aleksic, Boban Rajovic oder Halid Beslic Dazu sagt sie dankend nein, sie ist mit der<br />

Turbofolk-Hölle Ottakringer Straße und den dort anzutreffenden Personen überfordert. „Ab und zu<br />

geb‘ ich mir das ganze Szenario schon, aber ich brauche danach eine lange Pause“, beschreibt sie ihre<br />

Besuche in OTK. Valentina covert lieber Lieder von Rocklegenden wie Bijelo Dugme, spielt Gitarre<br />

und mag durchdachte Texte mehr als billige Liebesbekundungen in Turbofolksongs. Geträllere über<br />

schnelle Autos, heiße Blondinen und Geld kommen nicht in die Spotify-Liste der Musikliebhaberin.<br />

„Ich lebe für gute Musik!“<br />

RAMBAZAMBA<br />

29


Sandra Ratković, 21 – Die Hippiebraut<br />

Pinke Miniröcke, goldene High-Heels und wasserstoffblonde Haare – ein No-Go für die 21jährige.<br />

Bunte Armbänder, bodenlange Kleider und Haarbänder, die an Woodstock erinnern, das findet man<br />

in Sandras Kleiderschrank. „Ich kann manchmal echt nur den Kopf schütteln, wenn ich mir ansehe,<br />

was Jugo-Mädels anziehen und wie sie sich geben“, meint sie. Trotzdem vertraut Sandra nur ihrem<br />

serbischen Friseur und fährt mindestens drei Mal im Jahr „runter“. Sie ist auch gläubig. „Ich habe mir<br />

erst letzte Woche ein kleines Kreuz hinterm Ohr stechen lassen“, erzählt Sandra. In ihrer Freizeit chillt<br />

sie am liebsten. „Festivals, Grillpartys und Sommerabende mit Freunden auf einer Dachterrasse…<br />

mag ich einfach“, schwärmt Sani. „Aber manchmal überkommt mich die Nostalgie, dann findet man<br />

mich schon mal im Jugoschuppen ‚Cream’ auf der Märzstraße“, gesteht sie grinsend.<br />

30 RAMBAZAMBA


Mirza Sprecaković, 30 – Herr Vintage<br />

Mirza arbeitet als Fashion Editor für den „Vangardist“, ein Lifestyle-Magazin für Männer. Somit ist er<br />

nicht nur auf Jugo-Hochzeiten der schräge Vogel, sondern auch im Alltag. Seine große Leidenschaft<br />

sind Flohmärkte. Während der typische Balkanmann mit Markenhemden von Lacoste protzt, steht<br />

Mirza auf Vintage-Mode und abgetragene Designer-Jeans. Auf kroatische Partystädte wie Makarska<br />

oder Zrce kann Mirza im Sommer verzichten. „Ich liebe es, um die ganze Welt zu reisen“, erzählt er.<br />

Und genießt er auch die Vorzüge des „Hotel Mama“ bis zur Hochzeit „Ich war viel früher raus und<br />

habe jahrelang in einer WG gelebt“, so Mirza. So wie es ein Jugobobo eben macht.<br />

RAMBAZAMBA<br />

31


Damir Dizdarević, 25 – Mr. Wok<br />

Damir ist in einer Web-Design Agentur im ersten Bezirk angestellt. Letzten Monat musste er Überstunden<br />

machen, um den 1. Mai mit Lamm am Spieß, viel Bier und lauter Musik in einem Zelt in<br />

Bosnien verbringen zu können. Wenn er nicht gerade in einem Bobo-Lokal wie dem „Liebling“ im 7.<br />

Bezirk sitzt, verbringt er einen Großteil seiner Freizeit im Fitness-Center. Damir wäre kein richtiger<br />

Jugobobo, würde er nicht penibel auf seine Ernährung achten. Er kocht sich nachts sein Mittagessen<br />

für den nächsten Tag – von Broccoli-Auflauf bis hin zu Hühnchen mit Wok-Gemüse ist alles dabei.<br />

Nichts da mit fettigem Essen vom Balkan – Damir achtet auf seinen Jugobobo-Körper. Außer wenn es<br />

zu Hause Sarma gibt, da drückt er ein Auge zu. Aber pssst!<br />

32<br />

RAMBAZAMBA


Foto: Marko Mestrovic<br />

SPORT<br />

OHNE GRENZEN<br />

Unzählige Sprachen, Bräuche und Riten, am Spielfeld vereint sie alle eines: der Sport. Der neue Workshop<br />

„Interkulturelle Kompetenz im Sport“ verbindet und fördert erfolgreich sportliche Integration.<br />

Sport verbindet nicht nur menschlich sondern<br />

auch kulturell. Sportler, Trainer und Funktionäre<br />

lernen schon zu Beginn ihrer Laufbahn,<br />

was wirklich zählt: Teamgeist, Ehrgeiz und Spaß<br />

an der Bewegung.<br />

Fernab von allen Kultur- und Klassenunterschieden,<br />

schlägt der Sport seit Jahren eine Brücke<br />

zur Integration. Am Spielfeld zählen Spaß,<br />

Anstrengung und Siegeswille, welche Herkunft<br />

und Hautfarbe man hat, spielt keine Rolle.<br />

Sportvereine sind zunehmend Orte der interkulturellen<br />

Begegnung. Für die Vereine und das<br />

Vereinsleben ist Diversität oft mit Veränderungen<br />

verbunden. Für ein gleichberechtigtes Miteinander<br />

setzt sich das Sportministerium in Kooperation<br />

mit der Österreichischen Bundes-Sportorganisation<br />

(BSO) und den Dachverbänden ASKÖ,<br />

ASVÖ, SPORTUNION aktiv ein. Gemeinsam<br />

werden Workshops zum Thema „Interkulturelle<br />

Kompetenz im Sport“ angeboten.<br />

BSO-Präsident Dr. Peter Wittmann ist vom<br />

Konzept überzeugt und bestätigt: „Die BSO<br />

widmet sich seit 3 Jahren verstärkt gesellschaftspolitischen<br />

Themen. Wir wollen unser umfangreiches<br />

Netzwerk nützen, um Bewusstsein für<br />

diese Inhalte zu schaffen. Das Thema Integration<br />

ist sehr wichtig und Sport spielt dabei eine große<br />

Rolle. Daher unterstützt die BSO als Partner verschiedene<br />

Initiativen, wie etwa den Workshop<br />

„Interkulturelle Kompetenz im Sport“, aber auch<br />

den Integrationspreis Sport, den MIA-Award und<br />

die Initiative „ZUSAMMEN: ÖSTERREICH“.<br />

Unseren Auftritt beim Europäischen Forum Alpbach<br />

haben wir ebenfalls genützt, um über das<br />

Potenzial von Sport und Integration zu diskutieren<br />

und Tipps für die Praxis zu erarbeiten. Natürlich<br />

haben wir auch in unserer Mitgliederzeitschrift<br />

auf die Thematik aufmerksam gemacht.<br />

Zusätzlich ist uns ein wichtiger Schritt gelungen,<br />

indem wir das Modul „Interkulturelle Öffnung<br />

von Sportvereinen“ in unseren Sportverein-<br />

Management-Kursen verankert haben.“<br />

INTEGRATIONSMOTOR SPORT<br />

Deutsch, Bosnisch oder Türkisch, am Spielfeld<br />

nutzt man jede Sprache. Kulturelle Unterschiede<br />

wie kein Schweinefleisch für Muslime, Kopftuch<br />

am Spielfeld oder rituelle Waschungen: Für Trainer<br />

und Funktionäre bedeutet dieses im Workshop<br />

vermittelte Wissen eine Hilfe im Umgang<br />

mit kultureller Vielfalt. Praxisinput trifft auf Theorieblöcke<br />

und Diskussionen, die der Forschung<br />

und fundiertem wissenschaftlichem Wissen zu<br />

Grunde liegen. Die Teilnahme am Kurs ist gratis<br />

und für alle Sportinteressierten ein Muss.<br />

Keine Zugangsbeschränkungen und kein obligatorischer<br />

Haken. Es sind noch Plätze frei, am<br />

besten schnell informieren und anmelden unter:<br />

http://sportintegration.at/interkulturellekompetenz/<br />

Die Österreichische Bundes-<br />

Sportorganisation (BSO) ist der<br />

Dachverband des österreichischen,<br />

organisierten Sports. Die Mitglieder<br />

sind:<br />

– Sportdachverbände und Sportfachverbände<br />

– Österreichisches Olympisches<br />

Comité und Österreichisches<br />

Paralympisches Committee<br />

– Special Olympics Österreich<br />

– Österreichischer Behindertensportverband<br />

Infos zu den BSO-Mitgliedsorganisationen<br />

und deren Angeboten unter<br />

www.bso.or.at/ordentlichemitglieder<br />

33


LIEBE,<br />

WIE ES GOTT GEFÄLLT<br />

34 RAMBAZAMBA


SELMA* UND HEINRICH* VERLIEBTEN SICH,<br />

WURDEN EIN PAAR. NACH EINEM JAHR KAM<br />

DAS PLÖTZLICHE AUS. HEINRICHS FAMILIE<br />

HATTE IHREM SOHN DAZU GERATEN, DIE<br />

BEZIEHUNG ZU BEENDEN. WARUM SELMA<br />

IST MUSLIMIN, HEINRICH CHRIST.<br />

*(Namen von der Red. geändert)<br />

von Marie-Noel Ntwa und Amélie Chapelain (Fotos)<br />

ZWISCHEN SELMA UND HEINRICH hat es sofort<br />

mächtig geknistert. Durch gemeinsame Freunde lernten<br />

sie sich kennen. Zuerst war es nur Smalltalk mit funkelnden<br />

Augen und Schmetterlingen im Bauch. Für<br />

beide war klar, nur Freunde wollen sie nicht bleiben.<br />

Unzählige Flirts und lange Telefonate später entflammte<br />

die Sehnsucht nach einem Kuss, einer zärtlichen Berührung.<br />

Dann kam das erste Date, ein zweites, ein drittes,<br />

bis es konkret wurde. Selma hätte sich in ihren kühnsten<br />

Träumen nicht vorstellen können, dass ihr Glaube ihrer<br />

großen Liebe einmal im Weg stehen würde. „Am Anfang<br />

spricht doch keiner über Religion. Man spricht über Interessen,<br />

Hobbys, Musik. Aber doch nicht, an welchen<br />

Gott man glaubt“, erzählt Selma.<br />

SELMA ODER JESUS<br />

Selma sollte sich irren. Die Eltern von Heinrich sind<br />

streng katholisch. Die Erziehung ihres zukünftigen Enkelkindes<br />

sahen sie eng in Verbindung mit dem Glauben,<br />

der dem Kind mitgegeben wird. Als sie erfuhren,<br />

dass Selmas Eltern bosnische Muslime sind, gab es für<br />

sie nur eine logische Konsequenz – Liebesaus! Im Namen<br />

von Jesus. Selma bekam den Druck der Familie zu<br />

spüren. Heinrich war wütend, gereizt und hin- und hergerissen.<br />

Sollte er auf sein Herz hören, oder doch auf den<br />

Verstand Allein die Tatsache, dass Heinrich überlegen<br />

musste, tat Selma weh. Ihre Eltern waren über den katholischen<br />

Schwiegersohn auch nicht gerade glücklich.<br />

Aber Selma war das egal – und genau diesen Willen, für<br />

die Beziehung zu kämpfen, vermisste sie bei ihrem Herzblatt.<br />

Heinrich musste es sich gefallen lassen, er würde<br />

den Namen und die Tradition der Familie beschmutzen.<br />

Ein frommer Katholik, liiert mit einer Muslimin<br />

Das geht gar nicht! Dabei kannten sich seine Eltern und<br />

Selma. „Sie waren immer so nett und höflich zu mir, als<br />

ich Heinrich ab und zu zu Hause besuchte. Ich hätte mir<br />

niemals gedacht, dass sie sich eines Tages gegen mich<br />

wenden.“<br />

Die anfängliche rosarote Brille, mit ihm nicht über<br />

die Religion zu sprechen, wobei die Familie streng katholisch<br />

ist, war ein Fehler. Davon ist die Bosnierin überzeugt.<br />

GLÜCKLICH GETAUFT<br />

Selma wollte keinesfalls konvertieren, nicht, weil sie eine<br />

praktizierende Gläubige ist, sondern aus Respekt vor<br />

ihren Eltern und der jüngsten Geschichte im Ex-Jugoslawien-Krieg.<br />

Ihre Familie ist aus Bosnien und trägt<br />

schlimme Erinnerungen mit sich, die genau durch die<br />

religiösen Konflikte zu so viel Leid und Kriegsopfern<br />

in ihrer Heimat führten. „Dennoch war ich bereit, für<br />

unsere Beziehung zu kämpfen, sie fühlte sich richtig an“,<br />

seufzt Selma. Vergebens! Es kam immer öfter zu Streit<br />

und Tränen. Vor allem das Thema Kinder brachte Konfliktpotenzial<br />

in die Beziehung. „Unsere Kinder können<br />

nur glücklich aufwachsen, wenn sie getauft sind“, erklärte<br />

ihr Heinrich. Selma ist obendrauf nicht getauft. „Bin<br />

ich deswegen ein schlechterer Mensch, oder weniger<br />

glücklich als andere“, fragte sie ihren Freund fassungslos.<br />

Die Antworten kamen in Form von abweisendem<br />

Benehmen. Heinrich war nicht mehr derselbe und lud<br />

sie zu einem letzten Date ein. Stille und verletzte Gefühle<br />

füllten den Raum. Selma war klar, das Ende ihrer Beziehung<br />

war gekommen. Mit einem letzten Kuss verabschiedete<br />

sich Heinrich von ihr und ging. Selma machte<br />

das auf ihre Art – mit einem Brief an seine Eltern! (siehe<br />

S. 36)<br />

RAMBAZAMBA<br />

35


SELMA VERFASSTE<br />

EINEN BERÜH-<br />

RENDEN BRIEF AN<br />

HEINRICHS ELTERN.<br />

BIS JETZT HAT SIE<br />

NOCH KEINE ANT-<br />

WORT BEKOMMEN.<br />

Liebe …,<br />

ich hätte nie geahnt, dass alles so kommen musste<br />

Ich schreibe euch meine Gedanken, weil es mir schwer fällt, euch alle zu vergessen, auch wenn<br />

wir uns nie wirklich offen kennengelernt haben.<br />

Heinrich und ich sehen uns seit ein paar Wochen nicht mehr, weil er es für richtig hält, dass<br />

wir jetzt schon an unsere Zukunft denken und er will für seine Familie und sich das Richtige tun.<br />

Er hat gesagt, dass sich nichts daran geändert hat, dass er und ich uns lieben, aber für eine<br />

gemeinsame Zukunft würde es Probleme geben, weil wir eben verschiedene Religionen haben.<br />

Durch Heinrich habe ich auch euch alle vor einem Jahr kennengelernt und fand von Anfang<br />

an, dass ihr eine großartige Familie seid. Ich habe nie etwas gefunden, was mir bei euch nicht<br />

gepasst hätte.<br />

Ich möchte euch hier auch gleich für eure nette Gastfreundschaft und das gute Essen danken.<br />

Ich finde es auch toll, wie ihr, als Eltern, Heinrich erzogen habt, und dass euch die Kirche<br />

dabei das Wichtigste war und ist. Ich würde nie etwas an euch ändern wollen! Ich will nichts an<br />

Heinrich ändern und ich respektiere die Kirche ehrlichen Herzens.<br />

Ich habe einfach nur die ganze Zeit geglaubt, ich wäre auch ein Teil davon, und dass Heinrich<br />

auch glücklich damit ist. Bis jetzt waren wir gleiche Menschen.<br />

Doch als er mir gesagt hat, was euer Wunsch ist, hat mich das tief getroffen und verletzt.<br />

Vor allem habe ich Schwierigkeiten damit, wirklich zu verstehen, dass der Glauben uns auseinander<br />

bringen soll, anstatt diese Liebe zu fördern. Diese Liebe ist ehrlich und hat uns beiden gut<br />

getan.<br />

Ich habe Heinrich zuerst als einen Freund kennengelernt, mit dem ich sehr gut lachen und<br />

stundenlang telefonieren kann. Längere Zeit später haben wir beide beschlossen, zusammen zu<br />

sein, als Paar, weil wir uns einfach verliebt haben und uns eigentlich bis heute lieben.<br />

Obwohl wir so unterschiedlich aussehen, freuen wir uns über viele gleiche Sachen und können<br />

sehr oft gemeinsam lachen. Als Menschen sind wir auch alle gleich. Ist das wirklich so schwer zu<br />

begreifen<br />

Ich wünschte nur, es könnte alles so wie bis jetzt sein, weil bis jetzt gab es fast nur Freude und<br />

Liebe zwischen uns. Wie Kinder haben wir uns mit dem Herzen gesehen. Jetzt sollen wir plötzlich<br />

anders sein, obwohl uns das von alleine nie aufgefallen wäre…<br />

Überall auf der Welt, egal in welcher Religion, gibt es gute und schlechte Taten von Menschen.<br />

Als ich Heinrich Meinung erfahren habe, habe ich zu Gott gebetet, dass jemand kommen soll<br />

und mir erklärt, warum es keine Zukunft zwischen mir und Heinrich geben kann Am nächsten<br />

Tag habe ich zufällig in der Früh, in der Straßenbahn 67, Pfarrer Ron getroffen. Pfarrer Ron hat<br />

der Situation offen entgegen geschaut und gesagt: „Es wird wohl Wege geben und dass wir immer<br />

nur kämpfen müssen, wenn wir uns wirklich lieben...»<br />

Ich habe nur gedacht, wenn schon Pfarrer Ron so positiv denkt, warum können wir das nicht<br />

alle<br />

Es kann nicht falsch sein, was wir aneinander haben. Ich sehe meine Zukunft immer in schönen<br />

Bildern, mit lieben Menschen und viel Freude. Wahre Freude und Gerechtigkeit.<br />

Ich will keinen Streit und ich will keinen Hass zwischen den Menschen. Ich will nur wissen,<br />

warum Heinrich und ich eigentlich nicht zusammenbleiben dürfen<br />

Liebe Grüße<br />

36 RAMBAZAMBA


DER EXPERTE RÄT:<br />

„TÖTE DAS MONSTER, SOLANGE ES EIN BABY IST.“<br />

EHEBERATER DOMINIK BORDE<br />

ÜBER KONFLIKTPOTENZIAL<br />

IN EINER INTERRELIGIÖSEN<br />

BEZIEHUNG, WARUM ES KEIN<br />

RICHTIG ODER FALSCH GIBT<br />

UND DIE WICHTIGKEIT, PRO-<br />

BLEME ANZUSPRECHEN.<br />

<strong>biber</strong>: Warum spielt die Religion in<br />

den meisten Ehen eine große Rolle<br />

DOMINIK BORDE: Nicht die Religion<br />

ist das Problem, sondern eher<br />

die Werte und Normen, die von der<br />

Familie und der zugehörigen Glaubensgemeinschaft<br />

vermittelt werden.<br />

Können diese Beziehungen funktionieren<br />

Liebesbeziehungen sind immer eine<br />

Herausforderung. Bei unterschiedlichem<br />

Glauben steigt das Konfliktpotenzial.<br />

Für eine glückliche, interreligiöse<br />

Liebesbeziehung darf es in<br />

diesem Kontext kein „richtig“ oder<br />

„falsch“ geben, sonst fühlt sich ein<br />

Partner nicht vollkommen akzeptiert<br />

und abgelehnt. Das tut weh.<br />

Können Sie uns ein Beispiel aus der<br />

Praxis nennen<br />

Dilara ist eine junge, türkische Muslimin<br />

und Abraham ein junger, armenischer<br />

Christ. Beide sind nicht<br />

wirklich religiös, ABER die Familien<br />

der beiden nehmen ihre Religion<br />

sehr, sehr ernst. Das Paar wirkt sehr<br />

harmonisch und ihre Liebe ist stark,<br />

doch ihr einziger Streitpunkt ist die<br />

Erziehung ihrer ungeborenen Kinder!<br />

In diesem Fall spielt der familiäre<br />

und gesellschaftliche Background<br />

eine tragende Rolle und ist stärker<br />

als die persönlichen Vorstellungen<br />

von Kindererziehung und Familienplanung<br />

der beiden. Ein anderes<br />

Beispiel: Jelena ist eine orthodoxe<br />

Russin, Mitte dreißig, Martin ein<br />

katholischer Österreicher im selben<br />

Alter. Die beiden sind seit fünf Jahren<br />

ein Paar. Jelenas Familie drängt<br />

unaufhörlich zu einer Hochzeit, da<br />

die Beziehung sonst keinen Wert<br />

hat und Jelena ihre Eltern endlich zu<br />

Großeltern machen soll. Martin will<br />

nicht unter diesen Umständen heiraten,<br />

was Jelena noch mehr Druck bereitet.<br />

Im Leben gibt es nie nur eine<br />

oder zwei Lösungen und manchmal<br />

braucht es da eine neue Perspektive.<br />

Und die wäre<br />

Es ist wichtig, den Partner nicht<br />

verändern zu wollen und ihm auch<br />

nicht das eigene Weltbild aufzudrängen.<br />

Entscheidend ist, dass Religion<br />

nie wichtiger als die Liebe zueinander<br />

wird. Wenn jeder seine Individualität<br />

ausleben kann, ohne seine Herkunft<br />

zu leugnen, ist die Liebe stark.<br />

Wann kommen die Paare zu ihnen<br />

Meistens kommen sie dann, wenn<br />

die Beziehung kurz vor dem Abgrund<br />

steht. In diesen Fällen rate ich<br />

zu dem folgenden, simplen Motto:<br />

„Töte das Monster, wenn es noch ein<br />

Baby ist“, dh., selbst im anfänglichen<br />

Verliebtsein soll man aufkommende<br />

Probleme anpacken und nicht ignorieren.<br />

Haben Sie einen guten Tipp für unsere<br />

Leser<br />

Wenn du eine glückliche Liebesbeziehung<br />

möchtest, darfst du dich<br />

nicht an der Norm orientieren. Behalte<br />

unbedingt ein Bild von der Liebesbeziehung<br />

vor Augen, die du führen<br />

möchtest und lass dich in deinen<br />

Träumen nicht von Scheidungsraten<br />

oder frustrierten Paaren beirren.<br />

Denn die große Liebe gibt es, wenn<br />

man bereit ist, an sie zu glauben !<br />

RAMBAZAMBA<br />

37


„DU BIST NICHT ALLEINE!“<br />

Liebe zwischen Religionsfronten ist keine Seltenheit. Deshalb<br />

ist es für Paare wichtig, sich in Konfliktsituationen eine<br />

professionelle Beratung zu holen. Hier ein paar Stellen, wo du<br />

dir Tipps holen kannst.<br />

MEDIEN-SERVICESTELLE NEUE ÖSTERREICHER/INNEN<br />

In Wien, der Steiermark, Kärnten und Salzburg;<br />

Hier findest du Fakten und Daten in Bezug auf interreligiöse<br />

Partnerschaften. Für Paare oder Singles, jung oder alt.<br />

http://tinyurl.com/a6w6duu<br />

INTERRELIGIÖSE KONFERENZ GRAZ <strong>2013</strong><br />

Die Interreligiöse Konferenz ist eine Organisation, die sich für<br />

ein friedliches Zusammenleben der Religionen einsetzt. Dort<br />

findest du Antworten auf die meist gestellten Fragen zum Thema<br />

Religion aus ganz Europa, sowie Beratung. Die Konferenz<br />

findet dieses Jahr in Graz statt (17. – 20. Juli im Kunsthaus).<br />

Die Einladung zur Teilnahme an der Konferenz wird an alle in<br />

Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften gehen. Jeder,<br />

der sich fürs Thema Religion interessiert, ist willkommen.<br />

http://tinyurl.com/bfylzhc<br />

www.wgkk.at<br />

Bist du zwischen 15 und 18 Jahre alt und berufstätig<br />

Dann lädt dich die Wiener Gebietskrankenkasse<br />

(WGKK) zur Jugendlichenuntersuchung ein.<br />

Dabei wird neben dem jährlichen Routine-Check ein<br />

Sehtest durchgeführt, im zweiten Lehrjahr gibt es zudem<br />

einen Hörtest. Zusätzlich informieren Ärztinnen<br />

und Ärzte über die Auffrischung diverser Impfungen.<br />

Nähere Informationen ndest du unter www.wgkk.at<br />

Wegweiser => Gesundheitszentren => Gesundheitszentrum<br />

Wien-Mariahilf => Fachambulanzen H-L =><br />

Jugendlichenuntersuchung<br />

38


25 Jahre Donauinsel – Freizeitparadies und Hochwasserschutz<br />

1 km<br />

Die Griller glühen bereits!<br />

Party!<br />

Samstag<br />

<strong>Juni</strong><br />

8. 14-22 Uhr<br />

Sonntag<br />

<strong>Juni</strong><br />

9. 10-18 Uhr<br />

Bezahlte Anzeige | message.at Fotos: Shutterstock<br />

U1<br />

Donauinsel<br />

zwischen Reichsbrücke<br />

& Kaisermühlenbrücke<br />

Grillen oder grillen lassen!<br />

Grillgut mitnehmen oder vor Ort<br />

erstehen – die Griller glühen bereits!<br />

• Wildschweinrennen, Kinder-Action<br />

• Musik und Spaß ohne Ende!<br />

www.donauinsel.wien.at/25jahre<br />

39


9.JUNI VATERTAG<br />

PAPA IST DER BESTE!<br />

Er erteilt weise Ratschläge, versteckt unsere<br />

hohe Handyrechnung vor Mama, holt uns<br />

kiloweise Schokolade bei Liebeskummer und<br />

beschützt uns sein Leben lang – Papa, der erste<br />

Held eines Sohnes, die erste Liebe einer Tochter.<br />

Von Melisa Aljović und Amélie Chapalain (Foto)<br />

Ahmet Özcoban 52, Bautechniker<br />

und Deniz Özcoban 22, Student<br />

Darin bin ich ganz der Papa…<br />

Wir sind beide riesen Galatasaray-Fans und sitzen<br />

jedes Wochenende um 18h vor dem Fernseher, um uns<br />

gemeinsam das Spiel anzusehen.<br />

…nicht wie Papa…<br />

Mein Papa ist die Ruhe selbst, während ich mich schnell<br />

aufrege.<br />

Der beste Ratschlag, den mir mein Vater erteilt hat…<br />

„Habe nie Vorurteile anderen gegenüber!“<br />

Deshalb bin ich besonders stolz auf meinen Papa…<br />

Er steht immer hinter mir, darauf bin ich stolz.<br />

Das darf nur mein Papa…<br />

Er ist der Einzige, der sich in meine Entscheidungen<br />

einmischen darf.<br />

Das wünsche ich meinem Papa..<br />

Dass ich eines Tages genug verdiene, um ihm einen<br />

Ferrari zu kaufen.<br />

Orhan Gürol 53, Gärtner<br />

und Musa Gürol 26, Lean-Manager<br />

Darin bin ich ganz der Papa…<br />

Wir sind beide sehr modebewusst und achten auf unser Äußeres.<br />

…nicht wie Papa…<br />

Mein Vater hat oft Ängste und Zweifel, ich bin sehr selbstbewusst.<br />

Der beste Ratschlag, den mir mein Vater erteilt hat…<br />

Im Türkischen sagt man: „Bu devirde babana bilen güvenmeyeceksin.“<br />

Das heißt übersetzt: „Vertraue nicht einmal<br />

deinem Vater.“ Mein Vater hat mir beigebracht, dass man vor<br />

allem im Beruflichen nicht jedem trauen darf. Vertrauen ist<br />

gut, Kontrolle ist besser!<br />

Deshalb bin ich besonders stolz auf meinen Papa…<br />

Er lebt in erster Linie für seine Familie und ist immer für uns<br />

da.<br />

Das darf nur mein Papa…<br />

Mein Vater darf mich kritisieren. Von meinem Haarschnitt<br />

bis zum Job darf es alles bemängeln ohne dass ich ihm je böse<br />

werde.<br />

Das wünsche ich meinem Papa..<br />

Ein langes, gesundes und glückliches Leben!<br />

40<br />

RAMBAZAMBA


Edin Dučić 50, LKW-Fahrer und Belma Dučić 20, Studentin;<br />

Selma Dučić 20, Studentin (zweieiige Zwillinge)<br />

Belma:<br />

Darin bin ich ganz der Papa…<br />

Papa hat sein Fußballgen an<br />

mich weitervererbt. Wir beide<br />

stehen total auf Fußball und<br />

schauen uns die Spiele immer<br />

zusammen an.<br />

…nicht wie Papa…<br />

Seine „Haarpracht“ hat er Gott<br />

sei Dank nicht an mich weitervererbt.<br />

Der beste Ratschlag, den mir<br />

mein Vater erteilt hat…<br />

Hör auf dein Herz und mach<br />

das, was dich glücklich macht!<br />

Deshalb bin ich besonders<br />

stolz auf meinen Papa…<br />

Weil er besser Deutsch kann als<br />

ich und fließend Oberösterreichisch<br />

spricht.<br />

Das darf nur mein Papa…<br />

Nur er darf mich „Sin moj“ nennen<br />

(„Mein Sohn“ auf Bosnisch/<br />

Kroatisch/Serbisch).<br />

Das wünsche ich meinem<br />

Papa…<br />

Dass er niemals seinen Humor<br />

verliert und mich weiterhin zum<br />

Lachen bringt. Mit meinem<br />

Papa hat man immer Spaß, er ist<br />

einfach der beste Papa auf der<br />

Welt. I love you daddy!<br />

Selma:<br />

Darin bin ich ganz der Papa…<br />

Im Parfum baden und Schuhe<br />

shoppen sind wir beide Weltmeister.<br />

…nicht wie Papa…<br />

Die Haare, die hab ich definitiv<br />

nicht vom Papa.<br />

Der beste Ratschlag, den mir<br />

mein Vater erteilt hat…<br />

„Wenn du nicht so viel hackeln<br />

möchtest wie Mama und ich,<br />

dann geh zur Schule und mach<br />

was aus dir!“<br />

Deshalb bin ich besonders<br />

stolz auf meinen Papa…<br />

Weil er mit vier Mädels zusammenlebt<br />

und dabei nicht<br />

durchdreht.<br />

Das darf nur mein Papa…<br />

Mit uns „Desperate Housewives“<br />

und „Dallas“ schauen.<br />

Das wünsche ich meinem<br />

Papa…<br />

Dass er immer das Kind in sich<br />

behält und gesund bleibt.<br />

Dragiša Vojinović 40, Elektriker<br />

und Tanja Vojinović 17, Schülerin<br />

Darin bin ich ganz der Papa…<br />

Es ist unschwer zu übersehen, dass ich meinem Vater wie aus<br />

dem Gesicht geschnitten bin. Außerdem sind wir beide zwei<br />

Plaudertauschen, Papa und ich reden unglaublich viel.<br />

…nicht wie Papa…<br />

Mich kann nichts aus der Ruhe bringen. Meinen Vater dagegen<br />

kann man leicht verärgern.<br />

Der beste Ratschlag, den mir mein Vater erteilt hat…<br />

„Du musst deine eigenen Fehler machen, um daraus zu<br />

lernen!“<br />

Deshalb bin ich besonders stolz auf meinen Papa…<br />

Trotz der schwierigen Umstände in meiner Kindheit, hat er es<br />

geschafft, eine sehr gute und vertrauensvolle Vater-Tochter-<br />

Beziehung aufzubauen.<br />

Das darf nur mein Papa…<br />

Er darf mich ärgern und sich über mich lustig machen, ohne<br />

dass ich ihm je böse werde.<br />

Das wünsche ich meinem Papa…<br />

Ich wünsche mir, dass die Rückenschmerzen, die er wegen<br />

seiner harten Arbeit hat, weggehen. Da er und Mama wegen<br />

mir und meiner Schwester auf vieles verzichten mussten,<br />

wünsche ich ihnen, dass sie jetzt, wo wir groß sind, verreisen<br />

und all die Dinge machen, die sie wegen uns aufgeschoben<br />

haben.<br />

RAMBAZAMBA<br />

41


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42<br />

SUMMER<br />

IN THE<br />

CITY<br />

Heiße Tage, lange Nächte: Der Sommer in Wien kann kommen.<br />

Mit Chillout-Zonen in Wiens Naturparadies, Badespaß für Groß<br />

und Klein in den Bädern und Event-Angeboten der Extraklasse<br />

in der Stadt. Wozu noch in die Ferne reisen, wenn das Gute<br />

doch so nah ist<br />

AB INS KÜHLE NASS<br />

Die Türen zu Wiens Bädern stehen seit<br />

Mai für alle Badegäste offen. Täglich<br />

stürmen bei gutem Wetter bis zu 100.000<br />

Badegäste die Pools und Liegeflächen.<br />

Modernste Filtersysteme sorgen für Wasserqualität<br />

auf höchstem Niveau, damit<br />

das Wasser frisch und sauber bleibt. In<br />

den Ferien wird das Programm für alle<br />

Badegäste erweitert. Mit Animationsprogrammen,<br />

Wassergymnastik, Volleyball<br />

und Kinderclubs sind die Ferien für alle<br />

Wasserratten mit ausreichend Programm<br />

im Wasser verplant.<br />

Tipp: Für ultimative Wasserratten gibt<br />

es die Wiener Bäder Monatskarte. Damit<br />

spart man Geld und Nerven beim langen<br />

Anstehen in den Warteschlangen.<br />

ES GRÜNT SO GRÜN<br />

Wer lieber im Schatten chillt und auf Badespaß<br />

verzichtet, der schnappt sich eine


Foto: Wien Tourismus/Karl Thomas, Wolfgang Simlinger<br />

Decke und lässt seine Seele in einer der<br />

vielen Grünoasen der Stadt baumeln. Ob<br />

im Prater, am Roten Berg, im Schwarzenbergpark<br />

oder auf der Donauinsel. Mit 51<br />

Prozent Grünfläche zählt Wien zu den<br />

„grünsten“ Millionenstädten der Welt, ein<br />

richtiges Highlight, das sie zur lebenswertesten<br />

weltweit macht.<br />

Das letzte Stück des Ur-Wienerwaldes<br />

– der Lainzer Park, am Rande der Stadt,<br />

wartet auf alle, die Natur, Kultur und Geschichte<br />

verbinden wollen. Das ehemalige<br />

Jagdrevier des Kaiserhauses, mit Hermes-<br />

Villa und Tierpark, ist für Familien das<br />

perfekte Ausflugsziel.<br />

Der Dschungel Wiens , die Lobau, liegt<br />

im Osten der Stadt und macht mit 2.300<br />

Hektar ein Drittel des Nationalparks Donau-Auen<br />

aus. Als Wasserwald lockt er<br />

aber nicht nur zum Naturbaden, sondern<br />

mit Erlebniswanderungen, Exkursionen<br />

und Wanderausflügen ist auch etwas für<br />

Stadtabenteurer dabei.<br />

INSELFLAIR AM FESTLAND<br />

Mit 21 km ist die Donauinsel das beliebteste<br />

Naherholungsgebiet der Wiener.<br />

In ein paar Minuten ist man mit der U-<br />

Bahn nach einem langen Arbeitstag mitten<br />

im Grünen. Ob zum Auspowern und<br />

um sich fit zu halten, oder zum Schwimmen<br />

und Entspannen, alles ist möglich.<br />

Baden, Boot fahren, Rad fahren, skaten,<br />

Beachvolleyball spielen, oder doch lieber<br />

wandern, joggen, Rad fahren und skaten.<br />

Ein ausgedehntes Wegnetz erlaubt Sport<br />

ohne lästige Autos und giftige Abgase.<br />

Für all jene, die einen Plan benötigen,<br />

um sich auf dem riesen Areal zurecht zu<br />

finden, gibt es eigens eine Inselinfo. Das<br />

multifunktionale Infocenter steht nicht<br />

nur den Besucherinnen und Besuchern<br />

für Fragen zur Verfügung, sondern ist<br />

auch mit einem mobilen Info-Service<br />

unterwegs.<br />

Wer lieber in Beach-Atmosphäre an<br />

einem Cocktail trinkt, kann auch zu<br />

einem der Hotspots am Donaukanal pilgern.<br />

Die summerstage, das Badeschiff,<br />

die Strandbar Hermanns, Motto am Fluss,<br />

das Schützenhaus oder der Tel Aviv Beach.<br />

Für gute Musik, feines Essen und<br />

kalte Drinks ist garantiert gesorgt.<br />

KUNSTHOTSPOT MQ<br />

Für echte Stadtmenschen, die lieber umgeben<br />

von Kunst und Kultur entspannen,<br />

bietet das MQ den ganzen Sommer ein<br />

reichhaltiges Programm. Um dennoch<br />

dem Lärm der Straßen zu entgehen, chillt<br />

man einfach im Innenhof auf den Enzos.<br />

Ein Ausblick in die Ferne wird zwar nicht<br />

geboten, aber ein einzigartiges Zusammenspiel<br />

aus historischen Gebäuden und<br />

moderner Architektur, gepaart mit Musik,<br />

Kunst und Menschen aus aller Welt.<br />

„ALLES KARL“<br />

Laut und cineastisch wird es auch am<br />

Karlsplatz im Sommer. Dieser bietet<br />

43


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eine ausgefallene barocke Bühne für<br />

zwei Events. Das 4. Popfest Wien findet<br />

vom 25. bis 28. Juli statt. 50 Acts der<br />

heimischen Popszene verwandeln die<br />

Seebühne vor der Kirche in eine ausgelassene<br />

Partyzone. Das Fest eröffnen werden<br />

die A capella-Genies „Bauchklang“,<br />

aber auch Newcomer wie die „Steaming<br />

Satellites“ und „HVOB“ versprechen einen<br />

unvergesslichen Auftritt hinzulegen.<br />

Aber auch preisgekrönte Bands wie die<br />

FM4-Amadeus Gewinner „Catastrophe<br />

& Cure“ sowie „König Leopold“ lassen es<br />

sich nicht nehmen, das Fest mit ihrer Musik<br />

zu bereichern.<br />

Bevor das Popfest ansteht, wird der<br />

Resselpark am Karlsplatz vom 28. <strong>Juni</strong> bis<br />

20. Juli zum Open-Air-Kino umfunktioniert.<br />

Unter dem Motto „Alles Karl“ steht<br />

tägliches Sommerkino bei freiem Eintritt<br />

auf dem Programm. Ein besonderes<br />

Zuckerl für alle Filmjunkies: Vor jeder<br />

Aufführung gibt es die Möglichkeit, die<br />

RegisseurInnen, MusikerInnen, KabarettistInnen<br />

und SchauspielerInnen kennenzulernen.<br />

Wer sich dieses Angebot entgehen<br />

lässt und zu Hause bleibt, ist eindeutig<br />

selber schuld.<br />

Alle weiteren Infos rund ums<br />

Badevergnügen in Wien gibt<br />

es unter: www.wiener.baeder.at<br />

oder unter der Bäder<br />

Hotline: 60112/8044<br />

Fit für die Donauinsel wirst<br />

du mit Infos auf: www.wien.at.<br />

Die nächsten Events und<br />

Termine im MQ klickst du<br />

unter: www.mqw.at.<br />

Foto: PID/Pressefoto Votava, Lammerhuber, summerstage<br />

44


AUTOTEST BY BIBERICA<br />

NORMALERWEISE SCHREIBEN MÄNNER<br />

ÜBER PS, SERVOLENKUNG UND<br />

KÜHLERGRILL – IM BIBER MACHT<br />

DELNA ANTIA, CHEFICA VOM DIENST,<br />

HÖCHSTPERSÖNLICH DEN AUTOTEST.<br />

DER LIFESTYLER<br />

OPEL ADAM JAM<br />

DAS BESTE KOMMT bekanntlich zum Schluss. Hier<br />

nicht. Beim neuen Opel-Clou ist das Beste definitiv<br />

der Anfang. Ich meine, mal im Ernst, wie oft haben wir<br />

schon mit unseren Freundinnen zusammengesessen<br />

und den perfekten Traummann ausgetüftelt Muskulös,<br />

aber nicht zu kräftige Waden, sensibel, aber kein Weichei,<br />

humorvoll, aber nicht albern. Blablabla – immer mit<br />

dem Wissen, alles Traumspinnerei, Männer sind leider<br />

nicht aus Lego. Nun, jetzt ist ein Lebensgefährte auf dem<br />

Markt, der alles möglich macht. Er heißt ADAM und anders<br />

als im Paradies, wird er aus deiner Rippe geschaffen.<br />

Du designst dir deinen Typ, wie er dir gefällt.<br />

Ladys, ich rede von einem Auto. Aber das ist auch das<br />

einzige Manko, das man Opel bei seiner neuen Kleinwagenserie<br />

vorwerfen kann. Die Idee, beim eigenen Fahrzeug<br />

mehr als die Farbe und die Innenraumpolster zu bestimmen,<br />

trifft den heutigen Lifestyle-Wahn. So kannst<br />

du aus 12 Außenfarben, 3 Dachfarben, über 30 Radvarianten,<br />

fast 20 Innenraumdekoren inklusive 6 Fußraumteppich-Varianten<br />

nach Herzenslust kombinieren. Keine<br />

Angst, auch wenn du nicht in der Kreativbranche unterwegs<br />

bist, hilft dir Opel, dass zum Schluss dein perfekter<br />

ADAM vom Fließband rollt. So entscheidest du dich<br />

zunächst zwischen den drei Ausstattungspaketen JAM,<br />

GLAM oder SLAM und dann erst, ob die Außenspiegel<br />

etwa in „Mojito Green“ daherkommen sollen.<br />

Leider konnte ich mir für meinen Fahrtest nicht extra<br />

meinen Typ designen. Ich erhielt einen ADAM JAM in<br />

der Lackierung „Pump up the Blue“, der Dachfarbe „I’ll<br />

<strong>biber</strong>-Redakteurin Delna hätte nur zu gern ihren eigenen ADAM entworfen.<br />

be Black“ und einem Himmel im Schachbrett-Look. Das<br />

klingt nicht nur hip, sondern sah auch so aus. Selbst unser<br />

Fotochef auf dem Beifahrersitz befand: „Männlich,<br />

sportlich“, und da hatte er die Alu-Sportpedale noch<br />

gar nicht entdeckt. Womit bewiesen war: Muss ja nicht<br />

immer eine Eva am Designerpult gesessen haben. Denn<br />

„Adam“ spielt zwar auf die Schöpfungsgeschichte an, ist<br />

aber auch ein Tribut an Unternehmensgründer Adam<br />

Opel. Doch wie immer zählt: Aussehen ist nicht alles.<br />

Der Opel ADAM macht Spaß zu fahren: großes Cockpit,<br />

einfach zu bedienender Bordcomputer, angenehme<br />

Sitze und Lederlenkrad. Gut, Basketballer oder langbeinige<br />

Damen sollte man nur einen pro Stück mitnehmen,<br />

denn auf die Rückbank passen platzmäßig besser<br />

Haustiere oder Babys. Doch eine Familienkutsche will<br />

der ADAM gar nicht sein. Flink, flott, mit serienmäßig<br />

8 Airbags, Berganfahrassistent und Bordcomputer ist<br />

er ein sicherer Begleiter - ohne fad zu sein. Das iPhone<br />

lässt sich super easy anstecken und schon schallt dir dein<br />

neuester Playlistschatz „Get lucky“ entgegen. Lucky you!<br />

ADAM JAM 1.4<br />

ECOFLEX<br />

Foto: Marko Mestrović<br />

Pump up the Blue<br />

74kW/100PS<br />

5-Gang-Schaltgetriebe<br />

inkl. Start/Stop-System<br />

Durchschnittsverbrauch:<br />

5,0 bis 5,3 Liter / 100 km<br />

CO2-Ausstoß: 119 bis 129<br />

g/km<br />

Gesamtpreis inkl.<br />

Sonderausstattung,<br />

20%USt. und NoVa:<br />

19.505 €<br />

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Nähere Infos unter:<br />

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46


Foto von Julie Brass<br />

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47


BANKEN-CHECK<br />

„NIX<br />

DEUTSCH,<br />

BRAUCHEN<br />

KONTO“<br />

Kann man im 16. Bezirk auf Bosnisch ein<br />

Konto eröffnen Dieser Frage ging <strong>biber</strong> in<br />

einem Undercover Banken Stress-Test in<br />

Wien Ottakring nach.<br />

Von Amra Ducic und Amélie Chapalain (Fotos)<br />

Der Morgen beginnt in den Filialen der Raiffeisen Bank, Erste<br />

Bank, BAWAG/PSK und Bank Austria wie jeder andere auch.<br />

Zig Kunden die Wünsche, Probleme und Anliegen haben, mitten<br />

unter ihnen ich, eine Jugo-Studentin ohne Deutschkenntnisse,<br />

die ein neues Bankkonto braucht. Die Frage mit der ich<br />

mich in den Filialen vorstelle, ist dabei immer dieselbe: „Eine<br />

Frage, nix Deutsch, brauchen Konto“ Die Reaktionen darauf<br />

waren nur teilweise zufriedenstellend.<br />

RAIFFEISEN BANK<br />

Ottakringer Straße 67<br />

Als erstes Ziel in meiner Testreihe wähle ich die Raiffeisen Bank auf<br />

der Ottakringer Straße. Umgeben von Jugo-Lokalen und Restaurants<br />

gehe ich in die Filiale – hier muss doch jemand Jugo sprechen, oder<br />

Eine junge Frau an einem der Schalter begrüßt mich freundlich<br />

und fragt, was sie denn für mich tun könne. In gebrochenem<br />

Deutsch stelle ich ihr die Frage: „Brauchen Konto, nix Deutsch.“ Sie<br />

antwortet mit: „Kein Problem, welche Sprache sprechen Sie denn“<br />

Ich sage daraufhin Bosnien, prompt steht sie auf und geht zu einer<br />

Kollegin. Diese kommt auf mich zu, begrüßt mich auf Bosnisch und<br />

entschuldigt sich erstmals dafür, dass sie eine Zahnbehandlung hatte<br />

und nicht so gut sprechen kann. Danach erklärte sie mir alle weiteren<br />

Schritte, die bis zum Abschluss eines Kontos noch getätigt werden<br />

müssen und sagte, dass ich am nächsten Tag mit den Dokumenten<br />

vorbeikommen soll. Für diese Professionalität, Freundlichkeit und<br />

sprachliche Kompetenz erhält die Raiffeisen Bank in der Bewertung<br />

5 von 5 Punkten mit scharf.<br />

48


Gesundheit<br />

erhalten.<br />

Job behalten!<br />

BANK AUSTRIA<br />

Thaliastraße/Brunnengasse<br />

Zufrieden mit dem ersten Ergebnis begebe ich mich als<br />

nächstes in die Bank Austria-Filiale, Ecke Brunnenmarkt. Da<br />

dort überlicherweise sehr viele Migranten herumschwirren,<br />

war ich mir sicher, auch dort einen Berater zu finden, der<br />

meine Sprache spricht. Verloren stand ich im Gang, an jedem<br />

Schalter Menschen mit größeren und kleineren Anliegen –<br />

das könnte wohl länger dauern. Nach einiger Zeit fragte mich<br />

eine Beraterin im Vorbeigehen, was ich denn brauche. Ich<br />

sagte auch ihr denselben Satz. Sie schaute mich verdutzt<br />

an und zuckte mit den Schultern. Ich sagte dazu Bosnien,<br />

sie fragte nur: „Sie wollen ein Konto Na dann brauchen<br />

Sie folgendes: ….“ In Wienerischem Dialekt ratterte sie die<br />

Bedarfsliste ab und ging um ihre Karte zu holen. Wäre ich<br />

wirklich eine Migrantin ohne Sprachkenntnisse gewesen,<br />

hätte ich wohl kein Wort verstanden. Kein Verweis auf einen<br />

Kollegen der diese Sprache spricht. Entweder heißt das, dass<br />

dort niemand mit Bosnisch-Sprachkenntnissen arbeitet, oder<br />

sie unfähig war, mich an jemanden zu vermitteln. Nachdem<br />

sie die Karte geholt hatte, fragte sie: „Little bit of English<br />

Phone this number for Termin.“ Ich fragte noch einmal nach,<br />

um mich zu vergewissern: „Oh, I have to call this number if I<br />

would like to open an acount“ Sie sagte: „Yes, bye bye!“ Für<br />

diesen Sprachenfail und diese Unprofessionalität vergebe ich<br />

1 von 5 Punkten mit schaas.<br />

fi t 2work Ihre Beratung für<br />

ein gesundes Arbeitsleben.<br />

Beratung ist<br />

freiwillig<br />

vertraulich<br />

kostenlos<br />

Fast jeder Mensch kämpft im Laufe seines Arbeitslebens einmal<br />

mit gesundheitlichen Problemen. Das kann dazu führen, dass der<br />

Arbeitsplatz gefährdet ist oder die Arbeitssuche erschwert wird.<br />

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gegen körperliche und psychische Belastungen zu erarbeiten und<br />

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fit2work wird finanziert von:<br />

49


BANKEN-CHECK<br />

BAWAG/PSK<br />

Thaliastraße 68<br />

ERSTE BANK<br />

Thaliastraße 58<br />

Als nächstes checke ich die Lage in der Erste Bank-Filiale<br />

in der Thaliastraße. Bei einem eigenen Informationsschalter<br />

warte ich, bis ich an die Reihe komme. Ein junger Mann<br />

begrüßt mich und fragt, was er für mich tun könne. „Nix<br />

Deutsch, Student brauchen Konto.“ „Welche Sprache<br />

sprechen Sie denn“ Ich antworte mit Bosnien, gleich darauf<br />

fängt er selbst an, mit mir auf Bosnisch zu sprechen. Zuerst<br />

erklärt er mir, was ich für ein Konto brauche und erinnert<br />

sich dann: „Sie haben ja gesagt sie seien eine Studentin,<br />

dann können Sie sogar ein Studentenkonto haben. Ich<br />

drucke Ihnen auf einem Zettel alles aus, was sie dafür<br />

brauchen.“ Damit ich mich auf der Uni nicht mit Wörtern<br />

wie Inskriptionsbestätigung herumschlagen muss, soll ich<br />

nur auf den Zettel verweisen. Danach gibt er mir noch eine<br />

Karte von einem Betreuer der Bosnisch kann und befugt ist,<br />

ein Konto zu eröffnen, um später für den Abschluss einen<br />

Termin auszumachen. Ich bedanke mich und vergebe für so<br />

viel Rücksichtnahme, Freundlichkeit und Professionalität<br />

ebenfalls 5 von 5 Punkten mit scharf.<br />

Als letzten Checkpoint besuche ich die BAWAG/PSK-Filiale auf der<br />

Thaliastraße. Am Infoschalter sagte ich zwei Damen den üblichen Satz,<br />

sie fragten mich gleich darauf, welche Sprache ich spreche, genauso wie<br />

es auch die Berater in der Raiffeisen und Erste Bank taten. Ich lächelte<br />

und wusste, die haben jemanden, der mich beraten kann. Ich sprach<br />

Bosnien aus, die beiden schauten sich fragend an: „Haben wir hier in der<br />

Filiale jemanden, der Bosnisch spricht“, und wendeten zeitgleich ihren<br />

Blick zu einer Kollegin, die an einem Tisch saß. Sie war aus Serbien,<br />

deshalb war den anderen beiden wohl nicht klar, dass das mit kleinen<br />

Unterschieden ein und dieselbe Sprache ist. Nach diesem Missverständnis<br />

gestehe ich, war die Beraterin freundlich, erklärte mir ebenfalls alles,<br />

was ich für ein Konto brauche, gab mir ihre Visitenkarte und machte ein<br />

Kreuzerl neben ihre Nummer, damit ich gleich zu ihr durchkomme, wenn<br />

ich einen Termin für die Kontoeröffnung ausmachen möchte. Für dieses<br />

kleine Wissensmanko innerhalb der Kollegen, die aber darüber hinaus sehr<br />

freundliche Beratung, vergebe ich 4 von 5 Punkten mit scharf.<br />

FAZIT:<br />

Mit 3 von 4 Banken, die mich gut beraten konnten und<br />

auch auf Kunden mit besonderen Bedürfnissen eingehen<br />

können, ist das Ergebnis alles in allem sehr zufriedenstellend.<br />

Wie es in anderen Bezirken oder Filialen ausgesehen<br />

hätte, kann ich nicht sagen, eine Forderung für alle Filialen<br />

sollte es auch nicht werden, aber in migrantenstarken Bezirken,<br />

wie dem 16., sollte für diese Sprachenvielfalt doch<br />

gesorgt werden.<br />

50


Ich vertraue meinem<br />

Nahversorger.<br />

Gewählt zur vertrauenswürdigsten Versicherung Österreichs.<br />

Unsere KundInnen<br />

schätzen, dass unsere<br />

MitarbeiterInnen<br />

17 Sprachen sprechen.<br />

Mehr auf www.uniqa.at<br />

51


Foto: Marko Mestrovic<br />

FETT SPAREN GEGEN<br />

ZUKUNFTSÄNGSTE<br />

Wie sieht Österreichs wirtschaftliche Zukunft aus Laut einer Umfrage sind Migranten in<br />

ihrer Meinung darüber gespalten. Während ein Drittel noch immer einen Kredit braucht,<br />

haben die anderen auf dem Sparbuch ein kleines Vermögen angehäuft.<br />

52<br />

Österreich zählt zu den stabilsten Ländern in<br />

Europa, die Zukunft sehen Migranten dennoch<br />

nicht besonders positiv. Während zwei Drittel<br />

aller „Alten Österreicher“ gut mit ihrem<br />

Geld auskommen, ist es nur die Hälfte aller<br />

Migranten. Christina Matzka vom Markt- und<br />

Meinungsforschungsinstitut Ethnopinion sagt<br />

auch: „Die wirtschaftliche Situation für Migranten<br />

sieht nicht besonders rosig aus, dies ist<br />

auch ausschlaggebend für die wagen Zukunftsansichten.“<br />

EINE BANK, MEINE BANK<br />

Die Bankprodukte werden von Migranten hingegen<br />

sehr gut genutzt. Neben der Grundausstattung<br />

mit Girokonto und Bankomatkarte, ist<br />

die Kreditkarte auch immer öfter ein nützliches<br />

Tool, aber auch auf Sparen und Anlegen von<br />

Wertpapieren wird heutzutage nur ungern verzichtet.<br />

Vom großen Geldregen in der Zukunft<br />

geht man ja nicht aus.<br />

WELCHE BANKPRODUKTE NUTZEN SIE<br />

Nichts davon<br />

Girokonto ohne<br />

Bankomatkarte<br />

Wertpapiere<br />

Kredit/Darlehen<br />

Lebensversicherung<br />

Kreditkarte<br />

Bausparvertrag<br />

Sparbuch,<br />

Sparkarte,<br />

Online Sparkonto<br />

Girokonto mit<br />

Bankomatkarte<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90%<br />

Österreicher<br />

Migranten<br />

Die Vergleichszahlen<br />

sind aus<br />

dem Jahr 2009.


WIE SIEHT DIE SITUATION IN ÖSTERREICH IN 2 JAHREN AUS<br />

Sehr Gut<br />

Gut<br />

Total<br />

0% 20% 40% 60% 80% 100%<br />

6% 14% 27% 30% 12% 10% 1%<br />

Ziemlich<br />

Problemlos<br />

Mit einigen<br />

Schwierigkeiten<br />

Mit Schwierigkeiten<br />

Ex-Jugoslawien<br />

Türkei<br />

6% 16% 33% 27% 8% 9%<br />

7% 16% 19% 18% 28% 12%<br />

1%<br />

Mit großen<br />

Schwierigkeiten<br />

Weiß nicht<br />

EU 04/07<br />

Andere Staaten<br />

5% 8% 29% 39% 13% 4% 1%<br />

6% 19% 22% 27% 8% 16% 2%<br />

NENNEN SIE IHRE HAUPTBANK<br />

BAWAG<br />

Raiffeisenbank (RAIKA)<br />

Bank Austria (Bank Austria Creditanstalt<br />

0% 10% 20% 30% 40% 50%<br />

18%<br />

17%<br />

20%<br />

Erste Bank<br />

Easybank<br />

8%<br />

15%<br />

Bawag-PSK<br />

Hauptanteil<br />

örtliche / regionale Sparkasse<br />

6%<br />

Volksbank (Hagebank)<br />

4%<br />

PSK Bank<br />

2%<br />

Oberbank<br />

2%<br />

Hypobank<br />

1%<br />

Sparda<br />

1%<br />

Generali Bank<br />

1%<br />

andere Geldinstitute<br />

4%<br />

Information:<br />

Umfrageinstitut: Ethnopinion<br />

Befragte: 504<br />

(per Online-Panel)<br />

Zeitraum: 03.04.<strong>2013</strong> -<br />

14.04.<strong>2013</strong><br />

DIE WICHTIGSTEN ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK:<br />

WAS BRINGT DIE ZUKUNFT<br />

Generell überwiegt der Pessimismus. Türken schätzen die<br />

Situation in der Zukunft am schlechtesten ein. Ausgehend von<br />

ihrer gegen-wärtigen Situation, denn bei ihnen reicht das Geld<br />

am seltensten für den ganzen Monat.<br />

WOHIN MIT MEINEM GELD<br />

22% aller Migranten vertrauen auf die BAWAG/PSK als Hausbank<br />

und stellen sie auf dem Podest auf Platz eins. Mit 18% ist<br />

die Raiffeisen Bank auf Platz zwei, dicht gefolgt von der Bank<br />

Austria (17%) auf dem dritten Rang und der Erste Bank (15%)<br />

auf Platz 4.<br />

AUSGEBEN, SPAREN UND ANLEGEN<br />

Die Hälfte aller Migranten möchte bereits nicht mehr auf ein<br />

Sparkonto und eine Bankomatkarte verzichten. Auch der Bausparer<br />

wird immer wichtiger und ist für ein Drittel aller Migranten<br />

ein Teil der Sparstruktur. Eine Kreditkarte<br />

besitzen genauso viele Migranten wie Österreicher.<br />

Über den Wert von Aktien und<br />

Anleihen sind sich schon 11% im Klaren.<br />

Einen Kredit nehmen mit 27% aber dennoch<br />

ziemlich viele in Anspruch.<br />

NIE OHNE MEINE KARTE<br />

Auf eine Kreditkarte möchten genauso<br />

viele Migranten wie Österreicher (31 %)<br />

nicht mehr verzichten. Über die Vorliebe<br />

für eine bestimmte Karte ist die Community<br />

gespalten. Während Visa bei Jugos<br />

und Türken die beliebteste Karte ist, stehen<br />

alle anderen Migranten mehr auf die<br />

Mastercard.<br />

53


BANKEN-CHECK<br />

OHNE MOOS NIX LOS<br />

DU BRAUCHST EIN NEUES KONTO, SUCHST DEN BILLIGSTEN KREDIT FÜR DEIN AUTO,<br />

WILLST AUF REISEN ALLE DOKUMENTE AUF EINEN KLICK HABEN, ODER SIMPEL ERSPARTES<br />

ANLEGEN ALLES KEIN PROBLEM, BIBER HAT DIE BESTEN TIPPS RUND UM DEIN GELD.<br />

NEUES KONTO GEFÄLLIG<br />

Full Service bei der Finanz- und<br />

Freizeitgestaltung bietet jetzt die<br />

Raiffeisen Bank. Das neue Wien<br />

Konto verleiht dem klassischen<br />

Konto ein neues Aussehen und<br />

neue Features.<br />

Ob angesagtes Konzert oder begehrtes<br />

Fußballspiel im Ernst-<br />

Happel-Stadion, mit 6 Euro im<br />

Monat verspricht Raiffeisen dir<br />

Tickets für 2 Events deiner Wahl<br />

pro Jahr im Bereich Sport und<br />

Kultur. Wer von lauter Musik<br />

oder Gegröle im Stadion nichts<br />

hält, kann die Tickets gegen einen<br />

50 Euro-Öffi-Gutschein für Wien<br />

eintauschen, oder ein exklusives<br />

E-Bike-Angebot nutzen. Die Karte<br />

im Wien-Design gilt ein Jahr<br />

und kann optional verlängert<br />

werden. Weitere Infos zum Konto<br />

findest du unter: www.raiffeisenbank.at/wienkonto.<br />

Eine Liste<br />

aller aktuellen Erlebnisse gibt es<br />

auf:<br />

www.mein-wien-erlebnis.at.<br />

DER DATEN-SAFE<br />

Einen weltweiten Zugriff auf persönliche<br />

Dokumente verspricht<br />

das neue Konto der Ersten Bank.<br />

Ob Flugticket oder Pass, wer<br />

Kopien seiner wichtigsten Dokumente<br />

in den netbanking Safe<br />

hochlädt, kann später weltweit<br />

darauf zugreifen.<br />

Das neue Feature gilt für alle<br />

Konten, auch Studentenkonten.<br />

Andere Extras wie die Impulsspar-App,<br />

Rundungssparen oder<br />

die neue Scan&Pay Funktion sind<br />

dann aber nur im s Komfort Konto<br />

inkludiert. Wer jetzt wechselt,<br />

testet ein Jahr gratis.<br />

Für mehr Infos klickst du:<br />

www.erstebank.at.<br />

KLEINE EINLAGE,<br />

GROSSER ERTRAG<br />

Wem die Rendite vom Bausparen<br />

zu gering ist, der sollte in Fonds<br />

investieren. Das neue Paket der<br />

Bank Austria bietet ihren Kunden<br />

einen maßgeschneiderten Wertpapierplan<br />

an. Mit kleinen Einlagen<br />

und einem Mindestbeitrag<br />

von 40 Euro monatlich kann man<br />

in verschiedene Fonds einzahlen.<br />

Das Risikolevel sowie die Laufzeit<br />

sind flexibel wählbar. Wer sich<br />

bis 30. August beraten lässt und<br />

am Gewinnspiel teilnimmt, dem<br />

winkt vielleicht eine von drei Reisen<br />

nach Frankreich.<br />

Mehr Infos unter:<br />

fondsparen.bankaustria.at.<br />

DAS NEUE PICKERL FÜRS AUTO<br />

Das alte Auto streikt, ein neues<br />

muss her! In Zeiten wie diesen<br />

fehlt vielen dafür das Geld, deshalb<br />

nimmt man einen Kredit<br />

auf. Die neue KreditBox Schnell<br />

der BAWAG /PSK bietet gegen<br />

eine Rundumbeklebung des Autos<br />

einen Kredit ohne Zinsen an.<br />

Wer nichts gegen Pickerl, die an<br />

jedes Auto angepasst werden, hat<br />

und sich einen umweltfreundlichen<br />

Neuwagen zulegt, der<br />

sollte schnell zugreifen. Das Angebot<br />

haben bereits 400 Kunden<br />

genutzt, weitere Infos für den 0%<br />

Kredit findest du unter:<br />

www.bawagpsk.com.<br />

Foto: Marko Mestrović<br />

54


VERSICHERUNGS-CHECK<br />

GUT VERSICHERT<br />

Versicherungen versuchen<br />

seit Jahren, die Lebensversicherung<br />

an den Mann zu bringen,<br />

vor allem bei Migranten<br />

beißen sie dabei oft auf Granit.<br />

Was ist eine Lebensversicherung<br />

und welchen Nutzen<br />

hat man als Kunde davon<br />

Bei „Altösterreichern“ zählt die Lebensversicherung<br />

seit Jahren zur beliebtesten<br />

Form der Altersvorsorge. Die klassische<br />

Variante der Versicherung ist langfristig<br />

ausgerichtet und verspricht fixe Garantien,<br />

wie auch einen stabilen Fixzins. Der<br />

Wertzuwachs ist überdurchschnittlich<br />

hoch und das Leben wie auch der Tod<br />

sind abgesichert.<br />

PENSION UND INDIVIDUALITÄT<br />

Wer im Alter die Zeit ausnutzen möchte,<br />

um etwas zu erleben, für den reicht die<br />

mickrige Pension vom Staat schon längst<br />

nicht mehr aus. Um sich einen kleinen<br />

Polster zusätzlich anzusparen, braucht<br />

man eine Lebensversicherung. Das Motto<br />

der Uniqua-Versicherung lautet deshalb:<br />

„Wer früh genug anfängt, kann auch mit<br />

kleinen Beträgen, die das Konto nicht belasten,<br />

sein Leben versichern.“<br />

Der Klassiker ist die Er- und Ablebensversicherung,<br />

das Geld bekommt man dabei<br />

in der Pension oder die Familie nach<br />

dem Tod ausbezahlt. Die Verzinsung ist<br />

auch über Jahre hinweg stabil, der Ertrag<br />

sicher und das Risiko klein. Andere Formen<br />

sind die Risikoversicherung, Rentenversicherung<br />

und die fondsgebundene<br />

Versicherung. Die letztere hat keinen fixen<br />

Zinssatz, der Gewinn fällt dabei mal<br />

höher und mal niedriger aus, somit ist das<br />

Risiko auch viel größer.<br />

Die Wiener Städtische Versicherung<br />

bietet ihren Kunden besondere Formen<br />

der Lebensversicherung die vor der Berufsunfähigkeit<br />

schützen. Das Kindervorsorgeprogramm<br />

versichert das Leben<br />

der jüngsten Familienmitglieder, damit<br />

die Ausbildung, das erste Auto oder die<br />

Hochzeit fix bezahlt werden können.<br />

Das Angebot ist sehr groß und für jeden<br />

existiert eine Variante, die im Falle der S-<br />

Versicherung für jeden Kunden individuell<br />

zugeschnitten wird. Denn eine ist für<br />

jeden bestimmt die richtige.<br />

DER NEUE KREDIT,<br />

DER IHNEN SOFORT ZUSAGT.<br />

JETZT AUF<br />

EINFACHONLINE.AT<br />

Die KreditBox Online mit Sofortzusage*.<br />

Egal wann, egal wo – mit der KreditBox wissen Sie nach nur wenigen Klicks,<br />

ob Sie sich Ihre kleinen Wünsche und großen Träume erfüllen können.<br />

Ab sofort auf einfachonline.at.<br />

Mitten im Leben.<br />

www.bawagpsk.com<br />

*) abhängig von der Kreditentscheidung nach Bonitätsprüfung anhand der wahrheitsgemäß eingegebenen und<br />

nachgewiesenen Onlinedaten<br />

55


KARRIERE<br />

ALI YILMAZ: „VERSICHERN IST BEI UNS BEZIEHUNGSACHE“<br />

Anastasia Osipova<br />

„ICH VERSICHERE MEIN AUTO, aber<br />

nicht meine Wohnung.“ Wenn es darum<br />

geht Migranten zu beraten, zählen skeptische<br />

Blicke und kritische Fragen für Versicherungsfachleute<br />

zum Alltag. Deshalb<br />

zücken sie nun ihre Geheimwaffen: Berater<br />

mit Migrationshintergrund.<br />

Ali Yilmaz ist seit 7 Jahren Versicherungsfachmann<br />

bei der UNIQA. Der<br />

gebürtige Türke hat 1.900 Kunden, 70%<br />

davon sind Türken, 15% Jugos und 15%<br />

Österreicher. Er weiß, seine Stärke sind<br />

seine Sprachkenntnisse. Viele Kunden<br />

sind Gastarbeiter der ersten Generation,<br />

diese sprechen nicht gut Deutsch und<br />

fühlen sich wohler, wenn sie auf Türkisch<br />

beraten werden können. Vertrauen<br />

aufbauen ist bei dieser sensiblen Kundengruppe<br />

besonders wichtig. Jahrelang<br />

wurde mit ihnen gespielt und sie wurden<br />

von Versicherungen um sehr große Summen<br />

geprellt. „Bei uns kauft der Kunde<br />

nicht das Produkt, sondern die Beziehung<br />

zum Mitarbeiter.“ Alis Kunden sind Multiplikatoren.<br />

Er weiß: „Wenn ich einen<br />

türkischen Mann erfolgreich versichere<br />

und gut berate, dann passiert es nicht<br />

selten, dass er 4 Kinder und 15 Enkel hat,<br />

die kommen dann alle zu mir. So baue<br />

ich ständig meinen Kundenstamm aus.<br />

Das bringt aber auch immer eine große<br />

Verantwortung mit sich, man darf niemanden<br />

verstimmen.“<br />

Stojan Bucan ist ebenfalls Versicherungsfachmann.<br />

Er arbeitet seit 14 Jahren<br />

bei der Wiener Städtischen. Der gebürtige<br />

Kroate weiß, dieser Job ist ein Fulltime-<br />

Job, erlaubt aber auch eine gute finanzielle<br />

Steigerung. Seine Kunden sind zwar<br />

mehrheitlich Österreicher, aber in seiner<br />

Filiale der Wiener Städtischen auf der<br />

Thaliastraße kommen auch viele Leute<br />

aus Ex-Jugoslawien. „Wir haben jede Woche<br />

einen Tag, an dem wir uns allen Kunden<br />

aus der B/K/S-Community widmen.<br />

Mein serbischer Kollege und ich beraten<br />

dann alle ohne Termin und auch Leute,<br />

die nicht unsere eigenen Kunden sind.“<br />

STATUS UND PS<br />

Die beliebteste Versicherung unter Ex-Jugoslawen<br />

und Türken ist noch immer die<br />

KFZ-Versicherung. „Sie kommen immer<br />

zuerst wegen ihrer KFZ-Versicherung,<br />

weil es ein Muss ist, dass Auto zu versichern“,<br />

sagt Stojan über seine Kunden.<br />

Auch Ali ist sich dessen im Klaren, sein<br />

Geschäft läuft zuerst immer über PS, Typen<br />

und Statussymbole. „Wenn sie sich<br />

ein schnelles Auto zulegen, muss man<br />

ihnen erklären, dass eine Lebensversicherung<br />

nicht schlecht wäre.“ Auch bei<br />

der Haushaltsversicherung gibt’s öfter<br />

kritische Blicke als Zustimmung. „Für die<br />

Österreicher zählt die Haushaltsversicherung<br />

wie das Amen zum Gebet, Türken<br />

muss man den Nutzen erst erklären, damit<br />

sie nicht komplett abblocken.“ Auch<br />

Stojan ist sich bewusst: „Früher gab es<br />

diese Versicherungen nicht, Migranten<br />

kennen sie deshalb nicht und man muss<br />

oft in mehreren Sitzungen erklären, wie<br />

wichtig die Haushaltsversicherung für sie<br />

ist.“ Wer jetzt das große Geld riecht, sollte<br />

vorsichtig sein. Der Job ist ein Vollzeitjob<br />

und absolut kein Zuckerschlecken, wenn<br />

man ihn ernst nimmt.<br />

56


WERDE CROUPIER BEI<br />

CASINOS AUSTRIA!<br />

Anastasia Osipova, Achim Biniek<br />

Brainworker Manuel Bräuhofer (links),<br />

Geschäftsführer von factor-D Manfred<br />

Wondrak und Hund (Name unbekannt)<br />

FAIR IM JOB – FAIR.VERSITY<br />

Herr Ilić und Frau Öztürk haben es nicht leicht. Als Migranten<br />

werden sie auch als qualifizierte Kräfte bei der Jobsuche diskriminiert.<br />

Um diesem Problem gegenüberzutreten, entwickelten<br />

Manuel Bräuhofer von Brainworker und Manfred Wondrak von<br />

factor-D die gemeinsame Idee einer Karrieremesse für alle – fair.<br />

versity.<br />

Migranten werden bei<br />

der Jobsuche diskriminiert<br />

und schon während<br />

des Recruiting<br />

Prozesses ausgesiebt.<br />

Fair.versity bietet als<br />

Karrieremesse für alle<br />

die Möglichkeit, diese<br />

Hürde leichter zu nehmen<br />

und dem Big Boss<br />

gegenüberzutreten.<br />

Who is who<br />

Manuel Bräuhofer:<br />

Brainworker – Agentur für<br />

Diversity Marketing<br />

Manfred Wondrak:<br />

Geschäftsführer der Agentur<br />

factor-D<br />

Zusammen sind sie die<br />

Gründer der ARGE fair.versity<br />

und der Messe.<br />

SPEED-DATING UND FOTOSHOOT<br />

Zum ersten Mal findet heuer die Messe für alle qualifizierten Arbeitssuchenden<br />

mit Lehrabschluss, Matura und Uni-Abschluss<br />

statt. Big Player aus dem Wirtschaftsbereich wie REWE International,<br />

Trenkwalder, Vienna Insurance Group, aber auch aus<br />

dem Sozialbereich, wie z. B. waff oder das Bundesheer, werden<br />

als Aussteller aktiv nach Talenten suchen. Organisator Manfred<br />

Wondrak sagt: „Mich hat es persönlich sehr überrascht, dass Unternehmen<br />

aus dem Sozialbereich die Hürde viel eher genommen<br />

haben und sich als Aussteller für die Messe gemeldet haben.“<br />

Dabei ist das Angebot riesig und reicht von der Chance auf<br />

ein Job-Speed-Dating bis hin zum ultimativen CV-Check. Wer<br />

unsicher ist, was seinen Lebenslauf betrifft, übergibt ihn auf der<br />

Messe einem Profi, der daraus den perfekten Lebenslauf macht,<br />

mit Profifoto inklusive versteht sich.<br />

Der Besuch auf der Messe ist kostenlos. Organisator Manuel<br />

Bräuhofer sagt: „Es sind alle willkommen, egal ob schwarz oder<br />

weiß, mit oder ohne Kopftuch, Mann oder Frau.“ Unter allen Besuchern,<br />

die sich vorab über die Homepage registrieren, werden<br />

ein I-Pad mini und andere kleinere Preise verlost.<br />

MESSE-FACTS:<br />

Wann: 27. September <strong>2013</strong><br />

Wo: WKO, Wiedner Hauptstraße 63, 1045 Wien<br />

Von: 10 – 18 Uhr<br />

Hängt nicht vom Glück ab –<br />

der Job als Croupier<br />

Jährlich bietet Casinos Austria die Ausbildung<br />

zum Croupier an. Dauer: Neun<br />

Wochen. Nach dem Eignungstest musst<br />

du drei Prüfungen absolvieren. Schon<br />

während der Ausbildung arbeitest du an<br />

den Casinotischen. Danach darfst du dich<br />

<strong>Juni</strong>or Croupier nennen und im Casino<br />

arbeiten. Das Einstiegsgehalt ist mit<br />

1.960,-- Euro brutto angemessen, genauso<br />

wie das Trinkgeld, das einem die wohlhabenden<br />

Gäste zustecken. In Wien findet<br />

die nächste Ausbildungsrunde 2014 statt,<br />

bewerben kannst du dich ab sofort und<br />

bedenke, dass du mindestens 21 Jahre alt<br />

sein musst.<br />

Weitere Infos:<br />

www.jobs.casinos.at<br />

TEAM STRONACH<br />

SUCHT SOCIAL MEDIA<br />

PRAKTIKANTEN<br />

Du bist gut im Umgang mit Facebook,<br />

Twitter & Co. Dann bewirb dich jetzt!<br />

Das Team Stronach sucht ab 1. Juli für<br />

die Dauer von 3 Monaten Vollzeit einen<br />

Social Media Checker. Für deine tatkräftige<br />

Unterstützung winken pro Monat<br />

1.200 Euro brutto und eine Schulung im<br />

Kameradreh und Videoschnitt. Zusätzlich<br />

bekommst du die Chance, eine politische<br />

Organisation in der heißen Wahlkampfphase<br />

zu unterstützen.<br />

Wenn du politisch interessiert bist, ein<br />

abgeschlossenes Grundstudium im Bereich<br />

Kommunikation, oder Erfahrung<br />

im journalistischen Bereich gemacht hast<br />

und dich ein kreativer und authentischer<br />

Schreibstil ausmacht, dann bewirb dich<br />

bei:<br />

Laura.Schuppert@teamstronach.at<br />

57


TIPPS MIT SCHARF<br />

FARBENSCHLACHT!<br />

HOLI FESTIVAL OF COLOURS<br />

Wer gerne ein wenig Farbe bekennen möchte,<br />

hat am HOLI Festival of colours die Chance<br />

dazu. Die Altindische Tradition hat in den letzten<br />

Jahren ihren Weg nach Europa gefunden. Zu<br />

Frühlingsbeginn bewerfen sich die Menschen in<br />

Indien mit buntem Farbpulver, genannt Gulal.<br />

Dabei wird die Luft rund um die Menschen in<br />

ein einzigartiges Farbenmeer getaucht. Egal ob<br />

klein, groß, reich, arm, dick oder dünn: An dem<br />

Tag sind alle Teilnehmer gleich – eine in Farben<br />

getauchte Hippie-Familie.<br />

HARD FACTS:<br />

Wo: Neu Marx (U3-Station<br />

Erdberg)<br />

Wann: 13. Juli, 12-22h<br />

Kostet: 16,99€<br />

Einlass: Streng ab 18<br />

LOVE LIFE WAR<br />

PAST PRESENT<br />

IDENTITIES<br />

QUEER FILM FESTIVAL<br />

Wiens Queer Film Festival <strong>2013</strong> findet heuer zum<br />

20. Mal statt. Der Filmmarathon rund um queeres<br />

Leben dauert 10 Tage und umfasst 90 Filme. Mit<br />

dabei auch Produktionen aus Bosnien, Serbien und<br />

Montenegro, die unter dem Motto „LOVE LIFE<br />

WAR PAST PRESENT“ homosexuelle „Liebesgschichtn“<br />

vom Balkan auf die Leinwand zaubern.<br />

Neben vielen No-Names und Schulproduktionen<br />

finden sich aber auch Hollywoodgrößen wie Meryl<br />

Streep und Diane Kruger unter den Schauspielern<br />

in den Filmen.<br />

HARD FACTS:<br />

Wo: Gartenbaukino, Top Kino, Filmcasino<br />

Wann: 06.06-18.06.<strong>2013</strong><br />

Kostet Einzelkarte 8€ - Gruppenermäßigungen<br />

möglich<br />

www.holifestival.com, www.identities.at/<br />

Straßenkunst der anderen Art:<br />

Shepard Fairey aus L.A. bemalt das Silo im 10. Bezirk<br />

CASH, CANS & CANDY<br />

IN FAVORITEN<br />

Der 10. Bezirk ist ja bekanntlich kein Kulturhotspot. Doch die Street Art-<br />

Ausstellung „Cash, Cans & Candy“ wird selbst Kunstbanausen beeindrucken.<br />

Auf dem Gelände und in den Hallen der einstigen Ankerbrotfabrik<br />

zeigen „Straßenkünstler“ aus allen fünf Kontinenten ihre Werke. Vom 1.<br />

<strong>Juni</strong> bis 14. September hat die Galerie Ernst Hilger 40 österreichische und<br />

internationale Künstler geladen, um nicht nur auf den 800 Quadratmetern<br />

der HilgerBROTKunsthalle, sondern auch live, ihre Arbeiten vorzuführen.<br />

Denn Street-Art wäre nicht authentisch, würde sie nur indoor stattfinden.<br />

So werden über den Sommer hinweg in der ganzen Stadt immer wieder<br />

live und legal Mauern bemalt. Am Naschmarkt ist bereits ein „Mural“ der<br />

bulgarischen Künstlerin Vasilena Gankovska zu bewundern und die Wand<br />

vom Silo der Ankerbrotfabrik wurde zum Auftakt vom Weltstar Shepard<br />

Fairey aus Los Angeles in schwindelerregender Höhe verschönert.<br />

HilgerBROTKunsthalle, Wien 10 / Öffnungszeiten: Mi–Sa 12–18 Uhr<br />

58


FORZA BIERSTUBE!<br />

Die Jungs des Hobbyverein<br />

Bierstube stellen selbst den<br />

famosen FC Bayern München<br />

in den Schatten. Nicht nur,<br />

dass sie in souveräner Manier<br />

das Double herausgeschossen<br />

haben - nein, die Rasenkünstler<br />

mit dem flüssigen Vereinsnamen<br />

haben das große<br />

<strong>biber</strong>-Voting „Wähle deine 11<br />

Helden“ gewonnen und dafür<br />

500 Euro von Casinos Austria<br />

abgesahnt. Biber gratuliert und<br />

erholt sich noch immer von der<br />

Meisterfeier!<br />

Wie komme ich<br />

als Unternehmerin<br />

an Förderungen<br />

Richtige Antwort:<br />

Förderreferat<br />

der Wirtschaftskammer<br />

Wien<br />

01/514 50-1055<br />

wienerfoerderungen@wkw.at<br />

Unternehmer haben nichts zu verschenken. Das Förderreferat der Wirt schaftskammer<br />

Wien berät Sie kostenlos, wie Sie zu passenden Förderungen kommen.<br />

Informieren Sie sich jetzt: T 01/514 50-1055, E wienerfoerderungen@wkw.at<br />

Weiter kommen. 59


TIPPS MIT SCHARF<br />

Rotkäppchen war ihr Durchbruch, jetzt folgt „Wir Kinder von Bahnhof<br />

Zoo“ mit mehr Anspruch.<br />

THEATER<br />

DELUXE<br />

WIR KINDER VOM<br />

BAHNHOF ZOO<br />

Die Story der Christiane F. zählt schon seit Jahren zu den Klassikern<br />

deutscher Literatur. Jetzt wird das Stück von Wiener Jugendlichen<br />

auf Serbisch aufgeführt.<br />

2005 entschied sich die diplomierte Schauspielerin Violeta<br />

Stevanovic eine Theatergruppe in Wien zu gründen, die ihre<br />

Stücke aber auf Serbisch aufführt. Anfangs waren es einige aufgeweckte<br />

12-Jährige, die lernten, wie man Bewegungen auf der<br />

Bühne ausführt oder Gedichte richtig aufsagt. Das sprach sich<br />

schnell herum und das Interesse stieg: die Schauspielschule „Papillon“<br />

war geboren.<br />

In der Schule gibt es momentan drei Gruppen: für Kinder<br />

von fünf bis sieben Jahren, für Acht- bis Zwölfjährige und für<br />

alle über 13 Jahre. Die Schüler festigen ihre Muttersprache, lernen<br />

die Schauspielerei kennen und knüpfen langjährige Freundschaften.<br />

Der bisher größte Erfolg der jungen SchauspielerInnen und<br />

ihrer Mentorin ist das Kinderstück „Crvenkapa i zbunjeni vuk“<br />

(dt.: Rotkäppchen und der verwirrte Wolf).<br />

Ganz andere Töne schlagen „Papillon“ mit ihrem derzeitigen<br />

Stück an: Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, wo die Geschichte der<br />

jungen Christiane F., die der Heroinsucht verfällt, erzählt wird.<br />

Auf den Geschmack gekommen<br />

Premiere ist am 19. <strong>Juni</strong> um 19h im Narrenschloss im Stadion<br />

Center!<br />

KINO UNTERSTERNEN<br />

Open Air am Karlsplatz 28. <strong>Juni</strong>–20. Juli <strong>2013</strong><br />

www.kinountersternen.at<br />

60


„IN DEN USA ZÄHLT DIE LEISTUNG!“<br />

Der erfolgreichste österreichische Manager ist<br />

ein Türke. Hikmet Ersek ist Big Boss der Western<br />

Union, lebt in den USA und spricht auch mal beim<br />

G20-Gipfel vor wichtigsten Politikern der Welt.<br />

Von Teoman Tiftik<br />

Western Union CEO Hikmet Ersek<br />

vermisst die Wiener Melange.<br />

<strong>biber</strong>: Sie sind ein „Multimigrant“. Ein Türke aus Österreich, dann<br />

aber doch ein Österreicher in Amerika. Was sind sie nun Türke, Österreicher<br />

oder vielleicht sogar Amerikaner<br />

ERSEK: Nicht nur das, ich bin auch ein Viertel Inder nachdem<br />

meine Frau eine Indo-Österreicherin ist. Spass bei Seite, ich bin vor<br />

allem ein Mensch, der stolz auf seine Herkunft, und zwar auf beide<br />

Teile, den türkischen und den österreichischen. Ich bin dankbar für<br />

meine Mutter aus Wien und für meinem Vater aus Istanbul und ich<br />

bin dankbar für alles Neue, das ich auf meinem Berufs- und Lebensweg<br />

kennengelernt habe. Ich glaube and die Kraft, die in der Vielfalt<br />

liegt. Ich lerne täglich von meinem Sohn, der noch globaler ist als ich,<br />

und ich lerne täglich weltweit von meinen Western Union Kollegen.<br />

Ich glaube, allein im Büro in Wien sprechen die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter 40 Sprachen. Diese Vielfalt macht ein Unternehmen<br />

erfolgreich. Sie ist aber auch für jeden einzelnen Menschen eine Bereicherung,<br />

der über einen familiären Hintergrund verfügt, der diese<br />

Vielfalt in ihm vereint.<br />

Was ist der Unterschied zwischen Österreich und den USA<br />

Als ich mit meinem Bruder nach Österreich kam war ich 19 und Student.<br />

Ich kannte in Wien niemanden und musste mir erst ein neues<br />

Umfeld, einen Freundeskreis aufbauen. Das Basketball spielen hat<br />

mir viel geholfen, meine Kollegen aus der Basketball Bundesliga von<br />

damals sind noch immer meine besten Freunde. Wenn man als CEO<br />

in ein anderes Land geht, wird einem natürlich vieles einfacher gemacht.<br />

Aber eines bleibt immer gleich, man muss sich in einer neuen<br />

Umgebung zurechtfinden, es ganz bewusst zu seiner neuen Heimat<br />

machen. Die USA sind von Immigranten aufgebaut worden. Was<br />

dort zählt, ist die Leistung, nicht woher man kommt oder wie gut<br />

man vernetzt ist. Da hat Österreich noch Nachholbedarf.<br />

Sie waren beim G20 Gipfel und haben zu den mächtigsten 20 Politikern<br />

der Welt gesprochen. Worüber spricht man dort<br />

Man spricht über Entwicklungen in der Weltpolitik und in der Wirtschaft.<br />

Als CEO eines global players wie Western Union ist man natürlich<br />

auch ein begehrter Gesprächspartner. Viele wirtschaftliche<br />

Entwicklungen sieht Western Union anhand der Geldströme zwischen<br />

den einzelnen Ländern oft schon früher als sie tatsächlich global<br />

zum tragen kommen.<br />

Aus welchen Ländern wird am meisten Geld geschickt und wo landet<br />

es<br />

Laut Zahlen der Weltbank gehören die USA, Saudi-Arabien, Russland<br />

und auch Deutschland zu den wichtigsten Senderländern<br />

weltweit. Von den Western Union Kunden wissen wir, dass derzeit<br />

rund 89% der Menschen, die Geldtransfers nutzen, Migranten-Hintergrund<br />

haben. Mit den Rücküberweisungen werden zum großen<br />

Teil die Familien in der Heimat unterstützt. Wir wissen aus unseren<br />

Kundenbefragungen, dass in den vergangenen zwölf Monaten 30%<br />

unserer Kunden Geld für die Finanzierung von Ausbildung versendet<br />

haben, rund 26% für die Bezahlung von Arztkosten.<br />

Muhtar Kent, der CEO von Coca Cola ist auch Türke. Ist man unter<br />

erfolgreichen türkischen Managern befreundet und geht einen Çay<br />

trinken<br />

Muhtar ist nicht nur ein Freund, sondern Mentor für mich, ein ‚‘Abi“<br />

(türkisch für Bruder). Das hat mit dem Zusammenhalt zwischen Türken<br />

zu tun aber auch mit der Tatsache, dass wir die einzigen beiden<br />

türkischen CEO’s in den USA sind. Und auch Muhtar hat einige Jahre<br />

in Wien gelebt.<br />

Was vermissen sie an Wien<br />

Die Wiener Gemütlichkeit, meine Familie und Freunde. Oder einfach<br />

einen guten Kaffee am Naschmarkt zu trinken.<br />

61


WICHTIGSTE REGEL: LASS DEINE<br />

TANZMAUS NICHT AUS DEN AUGEN.<br />

DA STEPPT DER<br />

WO TÜRKEN ABHÄNGEN UND<br />

JUGOS ABFEIERN, WISSEN WIR.<br />

ABER WAS TREIBEN EIGENTLICH<br />

UNSERE POLNISCHEN<br />

FREUNDE DER STADT ARTUR<br />

ZOLKIEWICZ HAT DEN POLEN-<br />

CHECK GEMACHT. DABEI HAT<br />

ER 81-JÄHRIGE STUDENTINNEN<br />

IM PARTYFIEBER, POLNISCHE<br />

HERZEN IM LIEBESWAHN UND<br />

TEE MIT STROM AUFGESPÜRT.<br />

POLE<br />

62<br />

OUT OF AUT


Sara Meister, bereitgestellt<br />

HEISSE OSTBLOCK-MÄDELS, gestohlene<br />

Autos, Putzfrauen, Bauarbeiter und Kirche –<br />

am Stereotyp Polens scheint nichts zu rütteln<br />

zu sein. Das ändert wohl auch der Status als<br />

neues EU-Land und Veranstalter der letzten<br />

Fußball-EM nicht. Aber: Der Kommunismus<br />

ist längst vorüber, der Ostblock existiert nicht<br />

mehr und eure Autos stehen immer noch vor<br />

der Tür – vermutlich. Ich, selbst waschechter<br />

Polak, habe mich auf die Suche nach den Polen<br />

Wiens gemacht. Immerhin leben hier offiziell<br />

40.000. Und: Die Polen sind beliebt. Auf jeden<br />

Fall historisch gesehen, denn 1683 hat König<br />

Jan III. Sobieski die Osmanen geschlagen und<br />

damit die Zweite Wiener Türkenbelagerung<br />

beendet. Seitdem gilt der Pole als Retter Wiens<br />

und zum Dank wurde eine Gasse im 9. Bezirk<br />

nach ihm benannt.<br />

Doch, wer sind diese Wiener Polen eigentlich<br />

Was tun sie Wo leben, arbeiten, essen,<br />

tanzen und beten sie Bei meiner Tour haben<br />

mich die eigenen Landsleute überrascht. Nur<br />

eins war eh klar: Polen und Party, ein Dreamteam.<br />

FÜR IMMER JUNG<br />

Es ist Montag, 18 Uhr. Im Nebenraum der Gartenstadt-Kirche<br />

in Floridsdorf plaudert Frau<br />

Irena (81), Pensionistin und seit 30 Jahren in<br />

Österreich, mit Frau Ewa (70), ebenfalls Pensionistin<br />

und seit 30 Jahren da. Sie sind bester<br />

Laune. „Du musst noch die drei Euro bezahlen“,<br />

erinnert Frau Ewa ihre ältere Freundin.<br />

Von diesen drei Euro werden die Kosten des<br />

Vortrags über gesunde Ernährung für ältere<br />

Menschen finanziert.<br />

Die beiden sitzen nicht etwa in einem<br />

VHS-Kurs, sondern in einer Vorlesung der<br />

„Universität des dritten Lebensalters“ (UTW),<br />

die 2012 vom polnischen Magazin „Polonika“<br />

ins Leben gerufen wurde. Student kann jeder<br />

Pole in Österreich werden, der über 50 Jahre<br />

alt ist. Unabhängig von Ausbildung und Beruf.<br />

Die Vorträge werden auf Polnisch gehalten.<br />

„Die Migranten fühlen sich einsam, vor allem<br />

Pensionisten und Rentner, ihre sozialen Kontakte<br />

sind begrenzt. Unser Ziel ist es, ihnen zu<br />

ermöglichen, sich weiterzubilden, aber auch<br />

neue Kontakte zu knüpfen. Wir wollen ihnen<br />

helfen, nicht mehr einsam zu sein“, sagt Slawomir<br />

Iwanowski, Herausgeber von „Polonika“<br />

und Gründer der Universität. Bis dato gelingt<br />

dies auch sehr gut, die Erwartungen sind übertroffen<br />

worden. Die UTW zählt derzeit über<br />

220 Mitglieder, Tendenz steigend.<br />

Frau Irena erzählt ungefragt ihre Lebensgeschichte.<br />

„Ich fühle mich, als wäre ich achtzehn“,<br />

sagt die 81-Jährige. „Ich habe Skype,<br />

meine eigene E-Mail-Adresse und gehe regelmäßig<br />

mit meinen Freundinnen von der Uni<br />

tanzen“.<br />

Der Saal füllt sich langsam. „Es sind wesentlich<br />

mehr Frauen als Männer da“, sagt Frau<br />

Ewa. „Aber die Männer, die da sind, sind brav.<br />

Beim Tanzen sind sie immer ein bisschen steif<br />

am Anfang, wir laden sie aber auf ein Glas<br />

Wein oder einen Tee mit Strom ein. Danach<br />

werden sie schon lockerer“, lacht Frau Ewa.<br />

Tee mit Strom „Die Jüngeren kennen diesen<br />

Ausdruck nicht mehr. Strom ist Vodka.“<br />

Galvanigasse 1, 1210. Treffpunkt der polnischen<br />

Universität des dritten Lebensalters<br />

POLEN UND PARTY,<br />

EIN DREAMTEAM.<br />

POLNISCHE HERZEN<br />

Singles in Wien aufgepasst!<br />

Ania (29) lebt in Wien und liebt Reisen, ist<br />

kreativ, optimistisch, ehrgeizig, mutig und<br />

schüchtern zugleich. Romantisch, aber ohne<br />

es zu übertreiben. Eine bodenständige Träumerin.<br />

Sie sucht einen humorvollen, mutigen,<br />

ehrgeizigen, kreativen Mann, der es liebt, aktiv<br />

die Zeit zu verbringen. Es soll jemand sein, mit<br />

dem man über alles reden und lachen kann.<br />

Theo_KBH (25) liebt neue Herausforderungen,<br />

interessante Menschen, überraschende<br />

Situationen. „Das Leben ist voll von<br />

wunderschönen und wertvollen Events, wenn<br />

man weiß, wo man nach diesen suchen soll“,<br />

schreibt er in seiner Beschreibung. Er fühlt<br />

sich hingezogen zu Frauen mit Persönlichkeit,<br />

Leidenschaft und… sauberen Haaren! Er interessiert<br />

sich für schöne Frauen, die wissen, was<br />

sie wollen. Solche, die mutig sind und die keine<br />

Angst davor haben zu handeln, um ihre Ziele<br />

zu erreichen.<br />

Interessiert Das Internetportal www.polnischeherzen.at<br />

bietet jedem einsamen (nicht<br />

nur) polnischen Herzen in Österreich die<br />

Möglichkeit, die (polnische) Liebe seines Lebens<br />

zu finden. Registrieren, anmelden und<br />

los geht’s!<br />

In der Kirche fühlen sich Polen wie zu Hause.<br />

Jan Kaczmarek, Pfarrer der polnischen Kirche<br />

Wien.<br />

MESSEN FÜR DIE SEELE<br />

Es ist keine Neuigkeit, dass die Polen sehr religiös<br />

sind – auch wenn sie im Ausland wohnen.<br />

In Wien haben sie ihre eigene Kirche, in der<br />

jeden Sonntag acht Messen auf Polnisch stattfinden.<br />

Sie werden regelmäßig von 3500 Polen<br />

besucht. „Es kommen alle Altersgruppen in die<br />

Kirche“, sagt Pfarrer Jan Kaczmarek, der seit<br />

2006 in Wien lebt. „Viele Jugendliche und Studenten,<br />

ganze Familien mit Kindern. Vor allem<br />

Polen, die nicht so lange in Österreich leben.<br />

Es ist einfacher für sie, das Religionswissen auf<br />

Polnisch zu vertiefen, ihre Identität zu finden.<br />

Die Muttersprache ist doch die Herzenssprache.<br />

Es ist oft eine Art Heimatland-Ersatz. Sie<br />

fühlen sich hier wie zu Hause.“<br />

www.polonika.at<br />

OUT OF AUT<br />

63


Auf der polnischen Schule Wiens lernen die Kleinen<br />

alles, was ein großer Pole so wissen muss.<br />

FRÜH ÜBT SICH, WER EIN<br />

POLE WERDEN WILL<br />

Über die Türkenbelagerung und andere wichtige<br />

Fakten aus der polnischen Geschichte lernen<br />

Kinder ab sechs Jahren in der polnischen<br />

Schule in Wien. Den Kindern werden jeden<br />

Samstag oder unter der Woche nachmittags<br />

in ihrer Muttersprache die Geographie Polens<br />

sowie polnische Gesellschaftskunde gelehrt.<br />

Parallel dazu besuchen alle Schüler österreichische<br />

Schulen, wo sie ihrer Schulpflicht<br />

nachkommen. Das Unterrichtsprogramm und<br />

die Lehrbücher sind die gleichen wie in Polen.<br />

Polnische Schule, Promenadeweg 3, 1230 Wien<br />

PROST MAHLZEIT!<br />

„Es kommen nicht nur Polen zu uns“, sagt<br />

der Besitzer des traditionellen Restaurants<br />

„Bacówka“ im 15. Bezirk. „Österreicher, Türken,<br />

Serben, alle lieben unser Fleisch, unsere<br />

Suppen und Pierogi. Alle trinken polnisches<br />

Bier und polnischen Vodka“. Eigenhändig<br />

vertäfelt mit Holz, wie die Holzhäuser in Zakopane,<br />

und liebevoll eingerichtet, dazu die<br />

bekanntesten polnischen Spezialitäten auf<br />

der Karte: Pierogi (polnische Teigtaschen mit<br />

Fleisch, Kraut und Pilzen oder Schaffrischkäse),<br />

Bigos (Eintopf aus Kraut und Fleisch),<br />

Barszcz (traditionelle Rote-Rüben-Suppe),<br />

Zurek (saure Weizenmehlsuppe mit Wurst,<br />

Erdäpfel und gekochtem Ei), Kartoffelpuffer<br />

mit Sauermilch und vieles mehr. „Am Sonntag<br />

gibt’s bei uns ein Buffet, deftiges Essen für alle,<br />

die am Samstagabend zu viel vom polnischen<br />

Vodka gekostet haben“, lacht der Besitzer.<br />

Bacówka, Märzstraße 86, 1150 Wien<br />

Starker Vodka, deftiges Essen - Bacówka im 15.<br />

DER POLIN REIZ BLEIBT<br />

UNERREICHT!<br />

Abshaken auf Polnisch Kein Problem! Samstags<br />

dröhnen House und R’n’B aus den Boxen, sonntags<br />

werden die Sounds aus den 80ern und 90ern<br />

von einer Band live gespielt. Das Utopia, die größte<br />

polnische Disco in Wien, wird außerdem regelmäßig<br />

von bekannten polnischen Kabaretts und<br />

Bands besucht. Wer weiß, vielleicht treffen sich da<br />

manche der einsamen polnischen Herzen Österreichs,<br />

die die Online-Suche verweigern<br />

Utopia, Ruckergasse 30-32, 1120 Wien<br />

Jungs, das ist kein gestelltes Foto. Nix wie hin!<br />

64 OUT OF AUT


SOBIESKI BLEIBT IM LANDE<br />

Polnische Produkte kaufen Nie ma problemu!<br />

Tiefgefrorene Pierogi, Süßigkeiten, Bier, Vodka<br />

oder polnisches Zurek. „Bei uns gibt es keine<br />

Produkte, die man in Österreich kaufen kann“<br />

sagt Frau Renata, die Verkäuferin bei Videopoll.<br />

„Es sind alles Sachen, die man sonst nur<br />

in Polen kaufen kann“. Die Mehrzahl der Kunden<br />

machen Polen aus. Es kommt manchmal<br />

vor, dass auch die österreichischen Fans der<br />

polnischen Produkte das Geschäft besuchen.<br />

Außer Lebensmittel sind hier auch polnische<br />

DVDs und polnische Presse zu bekommen.<br />

Polski Sklep, Märzstraße 57<br />

Wir schwören, Polonika hat mehr Leser als Redakteure.<br />

Frau Renata verkauft polnische Wurst - garantiert<br />

nicht made in Austria.<br />

MAN LIEST POLNISCH<br />

Polnische Ärzte ausfindig machen, polnisch<br />

sprechende Rechtsanwälte Die<br />

Monatszeitschrift „Polonika“ erscheint<br />

in polnischer Sprache in Österreich, es<br />

werden auch deutschsprachige Beiträge<br />

veröffentlicht. Das Magazin hat sich zum<br />

Ziel gesetzt, die Integration der Polen in<br />

Österreich zu unterstützen. „Polonika“<br />

informiert über alle Ereignisse, die für in<br />

Österreich lebende Polen und für die beiden<br />

Länder relevant sind.<br />

Polnische Presse – www.polonika.at<br />

INFOBOX:<br />

Knapp 60.000 Polen leben in Österreich,<br />

40.000 davon in Wien<br />

Tausende pendeln wöchentlich/monatlich<br />

zwischen Polen und Wien<br />

Dutzende polnische Vereine mit Sport und<br />

Kultur im Mittelpunkt<br />

Es gibt eine Vielzahl an polnischen<br />

Institutionen, etwa das Polnische<br />

Kulturinstitut, das Polnische<br />

Wissenschaftszentrum (PAN), die polnische<br />

Schule, eine Buchhandlung, Theatergruppen<br />

Polnische Medien (Polonika, Jupiter, Zongler)<br />

wird zum neuen<br />

Brustgesundheits-<br />

Check eingeladen<br />

kann sich<br />

auf sichere<br />

Medikamente<br />

verlassen<br />

erhält als<br />

Selbstständiger<br />

jetzt Krankengeld<br />

Entgeltliche Einschaltung<br />

In Österreich haben alle – vom<br />

Baby bis zur Oma – Zugang zu<br />

erstklassigen Gesundheitsleistungen.<br />

Das sorgt für Gerechtigkeit und eine<br />

sichere Zukunft. Informieren Sie sich<br />

noch heute über das breite Angebot.<br />

Denn was zählt, ist Ihre Gesundheit.<br />

Mehr auf gesundheitsleistungen.at<br />

ist dank neuem<br />

Impfprogramm<br />

bestens<br />

geschützt<br />

Aus Verantwortung:<br />

für Ihre Gesundheit.<br />

bekommt ab sofort<br />

eine Zahnspange<br />

zum fairen Preis<br />

im Zahnambulatorium<br />

OUT OF AUT<br />

65


66 SPORT


FELIX<br />

SUPERSTAR<br />

WAS BRAUCHT ES, UM EIN NFL-PROFI ZU WERDEN FELIX NTWA VOM<br />

KALIFORNISCHEN AMERICAN RIVER COLLEGE RACKERT, RENNT UND<br />

SCHWITZT TÄGLICH FÜR DEN GROSSEN TRAUM.<br />

Von Aleksandra Tulej und Marko Mestrović (Foto)<br />

WIR SCHREIBEN DAS JAHR 2005. Schauplatz<br />

Coney Island, Brooklyn, USA. Der damals<br />

16-jährige Felix sieht im Park Football<br />

spielende Männer, als der Ball zufällig in seine<br />

Richtung fliegt. Er beschließt, aus Spaß mit<br />

dem Ball wegzulaufen. Die Spieler, alles erwachsene<br />

Männer, können den Jungen nicht<br />

einholen. „Junge, du musst Footballer werden.<br />

So ein Talent darf man nicht verschwenden“,<br />

raten sie dem flinken Naturtalent. Felix nimmt<br />

sich den Rat zu Herzen. Acht Jahre später besucht<br />

der leidenschaftliche Playstation-Zocker<br />

das American River College in Kalifornien.<br />

Die letzte Stufe vor dem großen Ziel, einer<br />

Karriere in der NFL (National Football League,<br />

Superbowl und so, ihr wisst schon). American<br />

Football ist die populärste Sportart in den Staaten.<br />

Beim diesjährigen Finale zwischen den<br />

San Francisco 49ers und den Baltimore Ravens<br />

(die Ravens gewannen mit 34:31) trat Popstar<br />

Beyoncé als Halbzeit-Act auf. Ein 30-sekündiger<br />

Werbespot kostete an diesem Abend rund<br />

4 Millionen Dollar, mehr als 100 Millionen<br />

Amerikaner versammelten sich vor der Glotze,<br />

um das Kräftemessen der besten Football-<br />

Teams zu verfolgen. Ein Fest der Superlative<br />

und genau dort will auch Felix hin.<br />

ZU FRÜH GIBT’S NICHT<br />

„Ich stehe um fünf Uhr morgens auf. Danach<br />

gibt’s zwei Stunden Training.“ Um acht Uhr<br />

sitzt der gebürtige Kongolese schon ausgepowert<br />

im Hörsaal, während die meisten Kom-<br />

militonen noch in ihren Sitzen lümmeln und<br />

ihrem Schlaf nachtrauern. Einen Footballspieler<br />

stellt man sich so vor, wie man ihn aus amerikanischen<br />

Teenie-Movies kennt. Groß, breit<br />

gebaut, bepackt – Viech halt. Felix passt genau<br />

in dieses Klischee und kaum durch die Tür, als<br />

er in der Redaktion aufkreuzt. Als „Defensive<br />

End“ braucht er jedes Kilo auf der Waage.<br />

Nach den Vorlesungen geht’s weiter mit Essen,<br />

Lernen, Kraftkammer. Abends steht das Team-<br />

Meeting auf dem Programm. Da werden Taktik<br />

und Spieltechniken nochmal besprochen.<br />

Cheerleader erwähnt er in seinen Tagesplänen<br />

nicht, das sei nur das Klischee in den Köpfen<br />

der Europäer. Spätestens um 22:00 ist dann<br />

Bettruhe. Trotz des Mega-Programms bleibt<br />

Felix bescheiden. „Die Chance, es in die NFL<br />

zu schaffen, liegt bei einem Prozent.“ Nicht nur<br />

der Körper, sondern vor allem der Kopf müsse<br />

mitspielen, betont er immer wieder. Er sitzt<br />

konzentriert da und schweift wieder einmal ins<br />

Englische ab: „physical capability and mind“ –<br />

also die Physis gepaart mit mentaler Stärke.<br />

Der Druck am College ist enorm, jeder möchte<br />

ein Football-Star werden, im Scheinwerferlicht<br />

posieren, mit einem Schlag berühmt und<br />

begehrt sein.<br />

„Ich weiß gar nicht, ob ich berühmt werden<br />

möchte. Ich will einfach nur Football spielen<br />

und verdammt gut darin sein.“ Bis jetzt hat<br />

Felix Kollege-Mannschaft, die American River<br />

Beavers, in dieser Saison gerade mal ein<br />

Spiel verloren. Ob er jemals die Gelegenheit<br />

bekommt, beim alljährlichen Draft gezogen<br />

zu werden (beim Draft werden die besten<br />

College-Spieler von NFL-Teams ausgesucht),<br />

hängt von viel Glück ab und ist nicht immer<br />

beeinflussbar. Felix ist jedenfalls auf dem besten<br />

Weg. Bis dahin heißt es rackern, schuften<br />

und schwitzen. Go Felix, go!<br />

Suchbild: Wer ist der angehende NFL-Star<br />

Wer ist er<br />

Name: Felix Ntwa<br />

Alter: 24<br />

Geburtsort: Wien<br />

Beruf: Student und angehender<br />

Football-Star<br />

Besonderes: Felix ist abergläubisch<br />

– wir dürfen seinen Erfolg<br />

nicht verschreien!<br />

SPORT<br />

67


iber KOPFSCHAU DES MONATS<br />

WIR PRÄSENTIEREN DIE STERNCHEN AM BIBER-HIMMEL.<br />

DIE BALKANAKEN<br />

KEHREN ZURÜCK<br />

CARA WHO<br />

REIFER, FRESHER, TÜR KISCHER: IN<br />

NEUER FORMATION WAGTEN SICH<br />

DIE BALKANAKEN-RAPPER FÜR<br />

IHREN TRACK NACH ISTANBUL.<br />

Von Sarah Al-Hashimi und Sophie Kirchner (Foto)<br />

„Ottakringer Straße, Klick-Klack-Kopfschuss“ – das war eine der Rapzeilen<br />

der Balkanaken Mevlut Khan (25) und seiner Kollegen vor fünf Jahren. Der<br />

Sound von der Straße, wo die Tschuschen und Kanaken zu Hause sind. Und<br />

sie sorgten für Aufsehen: Der TV-Sender ATV berichtete von einem der<br />

größten, österreichischen YouTube-Erfolge und H.C. Strache verwendete<br />

die Drohgebärden zur eigenen Polit-Propaganda gegen Ausländer. Danach<br />

schossen die Jungrapper wie Pilze aus dem Boden.<br />

So auch der 23-jährige Rasheed Ganove aus Favoriten. Ein „Vollblutkanake“,<br />

der mit Mevlut in seinem Musikclip „Doppeltes Risiko“ auf „Blutsbrüderschaft<br />

bis der Satan sie holt“, einschlägt. Das war aber nicht immer so.<br />

Ottakring und Favoriten waren nämlich verfeindet. Nun aber ist Mevlut<br />

überzeugt, „führte sie das Schicksal zueinander“. Denn sein kommendes<br />

Solo-Album nahm er im selben Studio auf, wie Rasheed seine Single. „Wir<br />

hörten unsere Musik, gaben uns gegenseitig Props und haben unseren Stolz<br />

überwunden“, erzählt Rasheed. Daraufhin folgte die Kooperation zum gemeinsamen<br />

Track „Balkanaken II“.<br />

Gedreht wurde in Istanbul, „wo vor uns noch kein deutschsprachiger Rapper<br />

ein Video aufnahm“, sagt Mevlut. Obwohl der Track selbst nicht von<br />

Istanbul erzählt, spiegeln die wüsten Bilder durchaus den rauen Text wider.<br />

Aber wo ist eigentlich der Balkan unter den ganzen Kanaken „Das“, verrät<br />

Rasheed, „ist die Überraschung im dritten Teil“.<br />

iTunes-Release: 8. <strong>Juni</strong> <strong>2013</strong> / Youtube-Videorelease: 9. <strong>Juni</strong> <strong>2013</strong><br />

WILDE, UNGESTRIEGELTE AUGEN-<br />

BRAUEN, AUF FOTOS STETS SCHIE-<br />

LEND, MIT RAUSGESTRECKTER<br />

ZUNGE UND BURGER IN DER HAND<br />

ZU SEHEN – KLINGT NICHT WIE DAS<br />

BESTGEBUCHTE MODEL DERZEIT.<br />

Privat ist Cara Delevingne auch mehr Chiller-Queen als Haute<br />

Couture. Meist in Sneakers, Beanie und Hoodie unterwegs, mag<br />

sie es gerne bequem.Trotzdem wird die 20-jährige Britin seit ihrem<br />

Laufstegdebüt 2011 für alle großen Designer gebucht: Burberry,<br />

Chanel, Dolce&Gabbana, Moschino – klingelt’s Sie ist überall!<br />

2012 machte Cara ihr Debüt in der Victoria‘s Secret Fashion Show.<br />

Was sie so besonders macht Ihre Natürlichkeit und Ausstrahlung.<br />

BURGER UND BEANIES<br />

Auf Instagram und Twitter hat man täglich einen Einblick in ihr<br />

verrücktes Leben. Cara postet Fotos ungeschminkt nach dem Aufstehen,<br />

bei einem Mitternachtssnack bei McDonald’s, wie sie gerade<br />

mit Karl Lagerfeld (Ja, mit dem alten, ernsten Mode-Guru, genau,<br />

mit dem Lagerfeld!) herumblödelt, oder Fotos, auf denen sie ihre<br />

Augenbrauen mit denen einer Eule vergleicht. Sie sieht mit Pyjamahose<br />

und Grimassen besser aus, als die geschniegelten und gestriegelten<br />

Models neben ihr. Nein, Cara ist keine klassische Schönheit,<br />

aber genau das macht sie so interessant. Auf die Frage, wie sie sich<br />

auf die Victoria‘s Secret Modenschau vorbereitet hätte (Adriana<br />

Lima isst tagelang nichts vor der Show) sagte Cara überrascht: „Ehrlich<br />

Ich war bei McDonald’s. Ich brauche die Kraft. Wenn ich nicht<br />

esse, werde ich grantig.“<br />

Sophie Kirchner, Rex Features / picturedesk.com<br />

68<br />

KOPFSCHAU


Danny Clifford<br />

„ÖSTERREICHER SIND OFFEN!“<br />

DER KROATISCHE ROCKSTAR ÜBER ÖSTERREICHISCHE<br />

DIPLOMATIE UND ENGLISCHE TEXTE.<br />

<strong>biber</strong>: Wieso ist dein nächstes Album in englischer Sprache<br />

GIBONNI: Ich bedauere, dass ich nicht früher auf Englisch gesungen<br />

habe. Mein Album „20th Century Man“ ist ein klassisches Rock-Album.<br />

Dieses Genre ist sehr beliebt und gefragt. Es fühlte sich so an, als würden<br />

wir „Der Pate IV“ drehen. Wir wussten, was zu tun war.<br />

Wo nimmst du deine Ideen her<br />

Ich finde sie in meiner Umgebung und durch die Menschen, die mich berühren.<br />

Manchmal erkennen sich die Fans in meinen Liedern wieder.<br />

Siehst du dich als Mainstream<br />

Nein, im Gegenteil. Ich vermeide Mainstream-Songs, wenn ich ein Album<br />

zusammenstelle.<br />

Was taugt dir an Wien<br />

Ich mag die österreichische Mentalität, weil ich mir 100%ig sicher bin, dass<br />

hier die Diplomatie erfunden wurde. Ihr habt ein Imperium durch Heirat,<br />

anstatt durch Krieg erbaut. Das zeigt eure Gefühlslage. Ihr Österreicher<br />

seid offen und man kommt mit euch leicht ins Gespräch.<br />

Wer ist er<br />

Name: Gibonni<br />

Alter: 44<br />

Herkunft: Kroatien<br />

Job: Sänger und Songschreiber<br />

I BIN A STAR. I GEH‘ ZUM CASTING!<br />

W24 – das neue Stadtfernsehen – sucht am 25.06 <strong>2013</strong> für die neue<br />

Wiener Sitcom „Die Brunnenviertler“ Darsteller, Selbstdarsteller und<br />

einfach frische Gesichter und gute Typen für die Kamera!<br />

Du bist unsere Frau und unser Mann,<br />

wenn Du am besten alle folgenden<br />

Punkte mit „Ja“ beantworten kannst:<br />

○ Du bist zwischen 20 und 55 Jahre alt.<br />

○ Du warst zumindest einmal in deinem<br />

Leben am Brunnenmarkt.<br />

○ Du kannst Dich in die<br />

unterschiedlichsten Rollen hinein<br />

versetzen.<br />

○ Dein Herz schlägt für Wien.<br />

○ Deine Ausstrahlung blendet selbst die<br />

Filmkamera.<br />

Na dann: Was schaust!! Möd‘ di an!!<br />

Schick bitte an casting@w24.at :<br />

➡ Lebenslauf<br />

➡ Motivationsschreiben<br />

➡ 2 Portraitfotos und 1 Ganzkörperfoto<br />

➡ Telefonnummer<br />

➡ Einen Satz über dein<br />

besonderes Talent<br />

➡ Und am besten noch ein<br />

Video von Dir<br />

Anmeldeschluss: 20. 06. <strong>2013</strong><br />

www.w24.at/casting<br />

69


Von Todor Ovtcharov<br />

DIAGNOSE „DALAVERA“: FÜR DIESE<br />

KRANKHEIT GIBT ES KEINE HEILUNG.<br />

SIE HÄLT LEBENSLANG.<br />

auf den ersten Blick zweifelhaft erscheint, eigentlich<br />

soll sie allen Seiten, die in der „Dalavera“<br />

verwickelt sind, Dividenden bringen.<br />

Der einzige, der darunter leiden wird, ist der<br />

Staat.<br />

DER BESTE CELLIST DER WELT<br />

Bat Joro ist der König der „Dalavera“. Sein<br />

Lächeln setzt er nicht ab. Sogar ohne einen<br />

einzigen Cent in der Hosentasche ist Bat Joro<br />

immer sauber und parfümiert. Er spricht<br />

über sich in der dritten Person. „Bat Joro ist<br />

der Größte!“, wiederholt er immer wieder.<br />

Offiziell ist Bat Joro ein Musiker – ein Cellist.<br />

Er hat eine Musikschule abgeschlossen.<br />

Ich kann eigentlich nur bestätigen, dass Bat<br />

ihn sofort ins Orchester aufnehmen, ohne<br />

dass er Probe spielen muss. Bei der zweiten<br />

Probe erkennt der Dirigent jedoch seinen<br />

Fehler. Das Orchester ist aber schon in China<br />

oder Indonesien und die einzige Lösung<br />

ist, dass Bat Joro gebeten wird, nur so zu tun,<br />

als ob er spielen würde. Er versteht die Situation<br />

sofort. „Kein anderer spielt besser zum<br />

Schein als ich, Brüderchen!“<br />

DIE DUNKLE SEITE<br />

Die „Dalavera“ hat auch eine dunkle Seite.<br />

Sie übersprang nicht einmal Bat Joro.<br />

Er kaufte sich günstig ein Violoncello von<br />

einem Armenier. Das Instrument hatte ein<br />

Zertifikat, dass es 200 Jahre alt ist und dass<br />

DIE MACHT DER<br />

„DALAVERA“<br />

„BRUDER, LASS MICH DIR DIESE<br />

,DALAVERA‘ ERKLÄREN!“ Jedes Mal<br />

wenn ich diesen Satz auf den Straßen Wiens<br />

höre, weiß ich, dass Leute vom Balkan<br />

in der Nähe sind. Ich weiß nicht, wie man<br />

dieses so „balkanische“ Wort „Dalavera“<br />

am besten übersetzen könnte. Ich frage<br />

mich, ob es Goethe schaffen würde. Ein<br />

passendes Äquivalent, welches den ganzen<br />

sozio-kulturellen Sinn mit sich trägt, gibt<br />

es in der deutschen Sprache nicht. Es gehört<br />

nur uns, den Balkanesen, und ganz<br />

besonders den Bulgaren. Es stammt vom<br />

griechischen νταραβέρι [daraveri] und<br />

wird wörtlich übersetzt mit „Lärm, Geräusch,<br />

Unmut“. Vielleicht übersetzt man<br />

es am besten als „zweifelhaftes Geschäft“.<br />

Aber auch das wäre nicht ganz richtig:<br />

Die „Dalavera“ ist nicht gerade ein zweifelhaftes<br />

Geschäft, sie ist ein beinahe ehrlicher<br />

Weg, um an Geld heranzukommen.<br />

Die „Dalavera“ ist ein Geschäft, das nur<br />

Joro fürchterlich spielt. Sein „Musizieren“<br />

erinnert ein bisschen an eine alte sowjetische<br />

Bandsäge, oder an das Schnarchen<br />

meines Mitbewohners nach dem dritten<br />

Schnaps. Trotz des Fehlens jeglichen musikalischen<br />

Talents kann sich Bat Joro nicht<br />

über Arbeitslosigkeit beklagen. Dank seines<br />

Cellos reist er um die halbe Welt. Wenn er<br />

sich bei einem Orchester bewirbt, zeigt er<br />

zuerst seinen Lebenslauf. Laut ihm hat er<br />

Unterricht bei den besten Cellisten der Welt<br />

gehabt. Bat Joro hat tatsächlich Unterricht<br />

bei ihnen gehabt und die Daten in seinem<br />

Lebenslauf sind ganz korrekt. Natürlich hat<br />

er aber vergessen zu schreiben, dass sie ihm<br />

dazu geraten haben, das Cellospielen für<br />

immer zu lassen und sich etwas zu widmen,<br />

was so weit wie möglich von der Musik entfernt<br />

ist. Die Dirigenten, denen Bat Joro seinen<br />

Lebenslauf zeigt, sind aber so von ihm,<br />

wie auch von seinem selbstsicheren und<br />

strahlenden Auftreten beeindruckt, dass sie<br />

es von einem berühmten deutschen Geigenbauer<br />

stammt. Es stellte sich heraus, dass<br />

das Cello aus der Fabrik ist – Made in China.<br />

Der Armenier war verschwunden. Bat<br />

Joro lief kurz traurig durch die Stadt. Aber<br />

nach einigen Wochen kehrte sein Lächeln<br />

zurück. „Brüderchen, brauchst du ein Cello<br />

Aus Deutschland, mindestens 200 Jahre alt.<br />

Diese ,Dalavera‘ darfst du dir nicht entgehen<br />

lassen!“ Als ich hörte, wie Bat Joro mir das<br />

Cello andrehen möchte, von dem ich weiß,<br />

dass es ein Fake ist, sagte ich zu ihm, dass<br />

sein Zustand krankhaft sei. Leider aber kann<br />

ihm auch kein Arzt helfen. Seine Diagnose<br />

ist „Dalavera“. Für diese Krankheit gibt<br />

es keine Heilung. Sie hält lebenslang. Die<br />

„Dalavera“ ist eine Existenzeinstellung. Ein<br />

Geisteszustand. Derjenige, der eine Medizin<br />

gegen die „Dalavera“ findet, wird sehr reich!<br />

Ganze Völker werden es verwenden! Eine<br />

Medizin gegen die „Dalavera“ Das ist aber<br />

echt eine „Dalavera“!<br />

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