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KOMPASS Soldat in Welt und Kirche

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Aus aktuellem Anlass<br />

Zur Sache – aus aktuellem Anlass<br />

Stellungnahme des Bischofs von<br />

Augsburg <strong>und</strong> Katholischen Militärbischofs<br />

für die Deutsche B<strong>und</strong>eswehr,<br />

Dr. Walter Mixa, zur<br />

Afghanistan-Diskussion der vergangenen<br />

Wochen:<br />

Der E<strong>in</strong>satz kriegerischer Mittel ist<br />

nach der Lehre der Katholischen<br />

<strong>Kirche</strong> immer e<strong>in</strong> Übel <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

„Niederlage der Menschheit"<br />

(Papst Johannes Paul II.) <strong>und</strong> nur<br />

unter sehr engen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

überhaupt vertretbar. Diese Bed<strong>in</strong>gungen<br />

s<strong>in</strong>d im <strong>Welt</strong>katechismus<br />

der Katholischen <strong>Kirche</strong> von 1992<br />

festgehalten. Dazu gehört, dass<br />

kriegerische Handlungen der<br />

erfolgreichen Abwendung e<strong>in</strong>es<br />

dauerhaften <strong>und</strong> schweren Schadens<br />

für e<strong>in</strong>e Nation oder Völkergeme<strong>in</strong>schaft<br />

dienen, dass alle<br />

anderen Mittel sich als unanwendbar<br />

oder unwirksam herausstellen<br />

<strong>und</strong> dass der Waffene<strong>in</strong>satz nicht<br />

größere Übel <strong>und</strong> Unordnung hervorbr<strong>in</strong>gt<br />

als das zu beseitigende<br />

Übel selbst.<br />

Kriegerische Maßnahmen als letztes<br />

Mittel der Politik dürfen nach kirchlicher<br />

Lehre angesichts der Zerstörungskraft<br />

moderner Waffensysteme<br />

überhaupt nur dann zur Anwendung<br />

kommen, wenn diese zeitlich<br />

begrenzt, mit klarer Zielsetzung auf<br />

das <strong>in</strong>ternationale Geme<strong>in</strong>wohl ausgerichtet<br />

s<strong>in</strong>d, sowie unter Beachtung<br />

des Völkerrechts <strong>und</strong> <strong>in</strong> der<br />

Verantwortung e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen<br />

Autorität, das heißt der Vere<strong>in</strong>ten<br />

Nationen, erfolgen.<br />

© BMVg / Grauw<strong>in</strong>kel<br />

Die B<strong>und</strong>eswehr wurde im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>es Mandates der UNO <strong>und</strong> auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong>es Parlamentsbeschlusses<br />

ursprünglich nicht zur<br />

Kriegsführung nach Afghanistan<br />

geschickt, sondern zur Stabilisierung<br />

des Landes im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

umfassenden Aufbauhilfe.<br />

So wie sich die Situation aktuell<br />

zeigt, kann man nicht mehr nur<br />

von e<strong>in</strong>em Stabilisierungse<strong>in</strong>satz<br />

sprechen. Es herrschen <strong>in</strong> weiten<br />

Teilen des Landes kriegsähnliche<br />

Zustände. Darauf hat auch Verteidigungsm<strong>in</strong>ister<br />

zu Guttenberg<br />

h<strong>in</strong>gewiesen. Ziel, Dauer <strong>und</strong> die<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen von Auslandse<strong>in</strong>sätzen<br />

der B<strong>und</strong>eswehr<br />

müssen jeweils von den politisch<br />

Verantwortlichen, das heißt vom<br />

Parlament, verantwortungsbewusst<br />

<strong>und</strong> unter E<strong>in</strong>beziehung moralischer<br />

Kriterien def<strong>in</strong>iert werden.<br />

Um dies im Falle von Afghanistan<br />

immer wieder <strong>in</strong> ethisch verantwortbarer<br />

Weise zu tun, brauchen<br />

wir e<strong>in</strong>e offene <strong>und</strong> ehrliche<br />

Debatte über die Situation unserer<br />

<strong>Soldat</strong>en <strong>und</strong> deren Auftrag. Die<br />

Frage der Öffentlichkeit <strong>und</strong> der<br />

<strong>Soldat</strong>enfamilien, ob der E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong><br />

Afghanistan gerechtfertigt sei, ist<br />

zu jeder Zeit berechtigt <strong>und</strong> die<br />

Antwort muss sicher politisch<br />

immer wieder neu überprüft <strong>und</strong><br />

entschieden werden. Dabei ist die<br />

<strong>in</strong>ternationale Politik wie jedes<br />

menschliche Handeln auch an konkrete<br />

sittliche <strong>und</strong> moralische<br />

Maßstäbe geb<strong>und</strong>en. Sie darf sich<br />

nicht alle<strong>in</strong> von Interessen oder<br />

Bündnisverpflichtungen bestimmen<br />

lassen.<br />

Ich bete jeden Tag für unsere Politiker,<br />

die diese weitreichenden<br />

Entscheidungen zu treffen haben,<br />

sowie für unsere <strong>Soldat</strong>en im E<strong>in</strong>satz<br />

<strong>und</strong> für ihre Familien. Als<br />

Militärbischof begrüße ich ausdrücklich<br />

die jüngsten Anregungen<br />

aus der Politik, zur Beilegung der<br />

Konflikte <strong>in</strong> Afghanistan verstärkt<br />

auch auf diplomatische Initiativen<br />

<strong>und</strong> Gespräche mit allen Beteiligten<br />

zu setzen. Militärische Mittel<br />

alle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d niemals geeignet, e<strong>in</strong>en<br />

Konflikt zu lösen.<br />

Dr. Walter Mixa,<br />

Militärbischof <strong>und</strong><br />

Bischof von Augsburg<br />

4 Kompass 02|10

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