Polyarthrose der Fingergelenke
Polyarthrose der Fingergelenke
Polyarthrose der Fingergelenke
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Abb. 2: Röntgenbild von Fingergelenkarthrosen<br />
(in den Endgelenken Heberden-Arthrose, in<br />
Mittelgelenken Bouchard-Arthrose genannt).<br />
Links im roten Kasten ein unauffälliges Bild.<br />
rische Gelenkspaltverschmälerung (=<br />
Knorpelverlust) sowie die subchondrale<br />
Sklerose. Bei länger andauerndem Krankheitsverlauf<br />
kann es auch noch zum Auftreten<br />
von subchondralen Zysten kommen.<br />
Bei <strong>der</strong> aggressiven Verlaufsform <strong>der</strong><br />
FPA (erosive FPA), finden sich zusätzlich<br />
Knochenerosionen. Sie sind aber verschieden<br />
von den Erosionen bei entzündlich,<br />
rheumatischen Gelenk erkrankungen<br />
wie <strong>der</strong> chronischen Polyarthritis o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Psoriasis-Arthritis (PsoA).<br />
Neuere bildgebende Verfahren, hier<br />
insbeson<strong>der</strong>s die Magnetresonanz, können<br />
zwar bereits Verän<strong>der</strong>ungen am Knorpel<br />
und Knochen vor dem Skelettröntgen<br />
erkennen und somit zu einer schnelleren<br />
Diagnose <strong>der</strong> FPA führen, sind aber hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Dokumentation des Krankheitsverlaufs<br />
und auch als Routinemaßnahme<br />
zur Diagnose noch zu aufwändig<br />
und kostenintensiv.<br />
Unterschiede zwischen FPA, CP<br />
und PsoA<br />
Foto: Praxis Dr. Lengerke, Wikipedia<br />
Differenzialdiagnostisch bei Fingergelenkschmerzen<br />
ist es vor allem wichtig,<br />
immer auch an eine entzündlich, rheumatische<br />
Erkrankungen wie die Psoriasis-<br />
Arthritis (PsoA) o<strong>der</strong> die chronische Polyarthritis<br />
(CP) zu denken, da es infolge<br />
dieser Diagnosen an<strong>der</strong>er Therapiekonzepte<br />
als bei <strong>der</strong> FPA bedarf (siehe Tab. 2,<br />
Seite 8). Auch eine Abgrenzung zu sekundären<br />
Arthrose-Formen, wie z. B. <strong>der</strong> Hämochromatose<br />
ist wichtig. Stellt sich ein<br />
Patient mit Fingergelenkschmerzen vor, so<br />
sollte zunächst eine genaue Anamnese, im<br />
Detail eine Schmerz-, Familien- und <strong>der</strong>matologische<br />
Anamnese erhoben werden.<br />
So ist eine Morgensteifigkeit von wenigen<br />
Minuten eher für die FPA, als für entzündliche<br />
Gelenkerkrankungen, wo sie mehrere<br />
Stunden andauern kann, typisch. Die<br />
Hautanamnese wie<strong>der</strong>um kann zielführend<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Diagnose einer PsoA<br />
sein. Als nächstes folgt ein Fingergelenkstatus.<br />
Im hierbei erhobenen Gelenkbefallmuster<br />
unterscheidet sich zum Beispiel<br />
die FPA von <strong>der</strong> chronischen<br />
Polyarthritis.<br />
Während bei <strong>der</strong> FPA die distalen, proximalen<br />
Interphalangealgelenke (DIP,<br />
PIP) und das CMCI-Gelenk hauptsächlich<br />
betroffen sind, sind es bei <strong>der</strong> chronischen<br />
Polyarthritis hauptsächlich die MCP-, PIPund<br />
Handgelenke.<br />
Augenmerk auf die Art <strong>der</strong><br />
Gelenkschwellung<br />
Komplizierter erscheint die Unterscheidung<br />
zwischen <strong>der</strong> FPA und PsoA,<br />
wenn man sich nur auf das Gelenkbefallmuster<br />
konzentriert, da bei <strong>der</strong> PsoA auch<br />
die DIP-Gelenke betroffen sein können.<br />
Hier kann, abgesehen von <strong>der</strong> genauen<br />
Inspektion <strong>der</strong> Haut, die Art <strong>der</strong> Gelenkschwellung<br />
weiterhelfen. So findet man<br />
bei <strong>der</strong> Arthrose harte, „knöcherne“<br />
Schwellungen (Heberden-, Bouchardknoten;<br />
„nodale FPA“), während man bei <strong>der</strong><br />
CP und PsoA teigig weiche „synovitische<br />
Schwellungen“ im Bereich <strong>der</strong> betroffenen<br />
Gelenke findet. Weitere Unterschiede<br />
zwischen <strong>der</strong> FPA und den entzündlich,<br />
rheumatischen Erkrankungen finden sich<br />
im Labor. So sind bei <strong>der</strong> FPA, abgesehen<br />
von <strong>der</strong> „erosiven“ FPA, die Entzündungsparameter<br />
meist nicht erhöht. Sind bei <strong>der</strong><br />
CP serologisch-immunologische Marker<br />
wie Rheumafaktor o<strong>der</strong> anti-CCP-Antikörper<br />
meist auffällig, so findet man bei <strong>der</strong><br />
FPA diese Marker nur in einer Häufigkeit<br />
vergleichbar mit <strong>der</strong> gesunden Normalbevölkerung.<br />
Bei Verdacht auf eine sekundäre<br />
FPA kann ein erhöhtes Ferritin als<br />
Ausdruck einer Hämochromatose hinsichtlich<br />
<strong>der</strong> Diagnose zielführend sein.<br />
Zur endgültigen Diagnose ist aber auf alle<br />
Fälle die Anfertigung von Skelettröntgenaufnahmen<br />
wichtig.<br />
Therapiekonzepte<br />
Die Behandlung <strong>der</strong> Fingerpolyarthrose<br />
ist aufgrund mehrerer Faktoren eine beson<strong>der</strong>e<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung: Einerseits besteht<br />
nur eine sehr vage Beziehung zwischen<br />
den radiologischen Verän<strong>der</strong>ungen<br />
und den klinisch fassbaren krankheitsspezifischen<br />
Verän<strong>der</strong>ungen (Gelenkdeformitäten)<br />
und den vom Patienten beschriebenen<br />
Beschwerden. An<strong>der</strong>erseits gibt es<br />
<strong>der</strong>zeit lei<strong>der</strong> keine krankheitsspezifische<br />
Therapie, die zu einer deutlichen Vermin<strong>der</strong>ung<br />
<strong>der</strong> Progression o<strong>der</strong> sogar zu einer<br />
Heilung führen könnte. Ein genaues<br />
Abwägen zwischen potenziellen Nebenwirkungen<br />
auf <strong>der</strong> einen, und dem Nutzen<br />
für den Patienten auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite<br />
<strong>der</strong> <strong>der</strong>zeit vorhandenen, hauptsächlich<br />
symptomatisch wirkenden Therapieformen,<br />
ist daher beson<strong>der</strong>s angezeigt.<br />
Nichtpharmakologische<br />
Behandlungsformen<br />
Die nichtpharmakologischen Therapien<br />
sind ein wichtiger Bestandteil des Behandlungskonzepts<br />
<strong>der</strong> Fingerpolyarthrose.<br />
Dazu gehören muskelkräftigende Übungen<br />
und die Bewegungsschulung, ebenso<br />
wie ergotherapeutische Maßnahmen, hier<br />
sei zum Beispiel <strong>der</strong> Gelenkschutz gennannt<br />
sowie die Hilfsmittelberatung und<br />
-anpassung. Weiters wichtig sind lokale<br />
physikalisch-therapeutische Maßnahmen<br />
wie die Ultraschall- und Wärmetherapie<br />
(z. B. Paraffinbä<strong>der</strong>). Diese Therapien sind<br />
vor allem zur Vorbereitung von speziellen<br />
Fingerübungsprogrammen sinnvoll.<br />
Bei <strong>der</strong> Rhizarthrose sind Schienen<br />
und Orthesen zur Vermeidung und Korrektur<br />
einer Lateraldeviation und einer<br />
Tabelle 2<br />
Differenzialdiagnose: rheumatoide Arthritis versus Arthrose<br />
Gelenkbefallmuster Hand<br />
CP<br />
Praktisch nie distal interphalangeal<br />
FPA<br />
Typischerwiese proximal und<br />
distal interphalangeal sowie<br />
carpometacarpal I<br />
Gelenkscharakteristik<br />
Weiche „synovitische“<br />
Schwellung<br />
Harte „knöcherne“ Schwellung<br />
Labor Erhöhte Akutphase Normale Akutphase<br />
Rheumafaktor, anti-CCP<br />
Assoziation mit schwererer<br />
Verlaufsform<br />
Keine Assoziation<br />
8 4/2009 © Springer-Verlag<br />
rheuma plus