Offshore-Windenergie – Ein Überblick über die ... - BMU - Bund.de
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KAPITEL 4 DIE UMWELT PROFITIERT<br />
scheinen <strong>die</strong> drehen<strong>de</strong>n Rotoren zu bemerken, da<br />
sie <strong>die</strong>se tags und nachts mei<strong>de</strong>n. Zugleich regis-<br />
trierten <strong>die</strong> Forscher keine großräumigen Ausweich-<br />
manöver gegen<strong>über</strong> <strong>de</strong>m Windpark. Die bisherigen<br />
Ergebnisse <strong>de</strong>uten darauf hin, dass alpha ventus<br />
allein kein großräumiges Hin<strong>de</strong>rnis für <strong>de</strong>n Vogel-<br />
zug darstellt.<br />
Auch <strong>die</strong> Forschungen auf <strong>de</strong>n FINO-Plattformen<br />
geben Auskunft <strong>über</strong> das Vogelvorkommen. <strong>Ein</strong>e<br />
Ruferfassung hat ergeben, dass rund 120 verschie-<br />
<strong>de</strong>ne Vogelarten im Bereich von FINO 1 vorkommen.<br />
Das Artenspektrum umfasst etwa Sturm- und Lach-<br />
möwen, Amseln, Stare sowie Rot-, Sing- und Wachol-<br />
<strong>de</strong>rdrosseln. Auf <strong>de</strong>r FINO 3, <strong>die</strong> weiter entfernt von<br />
<strong>de</strong>r Küste liegt, zählten <strong>die</strong> Forscher weitaus weniger<br />
Arten. Die Ursache ist, dass einige Vögel sich an Leit-<br />
linien wie <strong>de</strong>r Küste orientieren und damit nicht in<br />
<strong>die</strong> Nähe <strong>de</strong>r küstenfern gelegenen Plattform FINO 3<br />
gelangen.<br />
Schweinswale<br />
Der Schweinswal gehört mit durchschnittlich<br />
1,80 Metern Länge zu <strong>de</strong>n kleinsten Walarten.<br />
Er wiegt bis zu 90 Kilogramm, kann bis <strong>über</strong><br />
12 Jahre alt wer<strong>de</strong>n und ist sehr auf seinen Gehör-<br />
sinn angewiesen. Schweinswale wur<strong>de</strong>n einzeln<br />
und in Gruppen im Windpark alpha ventus gesichtet,<br />
beson<strong>de</strong>rs häufig in <strong>de</strong>n Monaten April bis Juni.<br />
<strong>Ein</strong>e Gefahr für <strong>die</strong> marinen Säugetiere kann von<br />
<strong>de</strong>r Errichtung von <strong>Offshore</strong>-Windparks ausgehen,<br />
da beim Rammen <strong>de</strong>r Fundamente Unterwasser-<br />
schall in <strong>die</strong> Meeresumwelt eingetragen wird. Um<br />
<strong>die</strong> Tiere davor zu schützen, hat das BSH ein vom<br />
Umweltbun<strong>de</strong>samt entwickeltes duales Lärmschutz-<br />
kriterium in <strong>de</strong>n Genehmigungsbeschei<strong>de</strong>n festge-<br />
legt. Bei ungedämpften Rammungen wird <strong>die</strong>ser<br />
Grenzwert <strong>über</strong>schritten. Durch <strong>de</strong>n <strong>Ein</strong>satz geeig-<br />
neter Schallminimierungstechniken soll er zukünftig<br />
Interview mit Anika Beiersdorf, BSH<br />
Interview mit <strong>de</strong>r Biologin Anika Beiersdorf, <strong>die</strong> im <strong>Bund</strong>esamt<br />
für Seeschifffahrt und Hydographie (BSH) das Forschungspro-<br />
jekt „StUKplus“ koordiniert<br />
Wie reagieren Seehun<strong>de</strong> auf <strong>Win<strong>de</strong>nergie</strong>anlagen, gibt es<br />
hier schon Erkenntnisse<br />
Seit 1976 das Jagen von Seehun<strong>de</strong>n im Wattenmeer verboten<br />
wur<strong>de</strong>, steigt <strong>die</strong> Populationsgröße beinahe kontinuierlich in<br />
<strong>de</strong>r Nordsee an. Die Anzahl an Seehun<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r Nordsee wird<br />
auf etwa 20.000 Tiere geschätzt. Seit <strong>de</strong>m groß angelegten<br />
Monitoring-Projekt MINOS ist bekannt, dass sich Seehun<strong>de</strong><br />
bis 150 Kilometer vor <strong>de</strong>r Küste Nahrung suchen. Über <strong>die</strong><br />
möglichen Reaktionen von Seehun<strong>de</strong>n auf <strong>Win<strong>de</strong>nergie</strong>anla-<br />
gen ist noch relativ wenig bekannt. Bei alpha ventus beobach-<br />
ten Windparkmitarbeiter regelmäßig einen Seehund, <strong>de</strong>r<br />
sich bevorzugt an <strong>de</strong>n nördlichen Anlagen aufhält. Ähnliches<br />
konnte auch in <strong>de</strong>m dänischen Windpark Hons Rev I und <strong>de</strong>m<br />
holländischen Windpark Eegmond Aan Zee beobachtet wer-<br />
<strong>de</strong>n. Hier wur<strong>de</strong>n Seehun<strong>de</strong> mit satellitengestützten Sen<strong>de</strong>rn<br />
ausgestattet und <strong>die</strong> Schwimmmuster um <strong>de</strong>n Windpark<br />
aufgezeichnet. Die Tiere vermie<strong>de</strong>n während <strong>de</strong>r Konstrukti-<br />
onsphase das Baugebiet, konnten während <strong>de</strong>r Betriebsphase<br />
aber wie<strong>de</strong>r im Windpark beobachtet wer<strong>de</strong>n. Man vermutet,<br />
dass Seehun<strong>de</strong>, ähnlich wie Schweinswale, vom zusätzlichen<br />
Nahrungsangebot an <strong>de</strong>n Fundamenten und vom Schutz<br />
vor Schiffsverkehr durch <strong>die</strong> geschützten Windparkflächen<br />
profitieren.<br />
An <strong>de</strong>n <strong>Win<strong>de</strong>nergie</strong>anlagen von alpha ventus konnte<br />
festgestellt wer<strong>de</strong>n, dass sich Lebewesen an <strong>de</strong>r Plattform<br />
ansie<strong>de</strong>ln, <strong>die</strong> im jeweiligen Benthos zuvor nicht beobach-<br />
tet wur<strong>de</strong>n. Wie ist <strong>die</strong>se Entwicklung zu bewerten<br />
Im Nahbereich <strong>de</strong>r Fundamente (15 Meter) fin<strong>de</strong>t sich auf <strong>de</strong>m<br />
sonst feinsandigen Meeresbo<strong>de</strong>n eine massive Muschelschill-<br />
be<strong>de</strong>ckung. Die Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns als Lebensraum<br />
<strong>de</strong>s Benthos lassen Än<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Artzusammensetzung<br />
erkennen. Hartsubstratlieben<strong>de</strong> Arten, wie zum Beispiel<br />
<strong>die</strong> Samtkrabbe o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r Taschenkrebs, sie<strong>de</strong>ln sich an. Der<br />
Bewuchs <strong>de</strong>r Anlagen ist drei Jahre nach <strong>de</strong>r Errichtung von<br />
alpha ventus stark ausgeprägt und setzt sich unter an<strong>de</strong>rem<br />
aus Miesmuscheln und Seenelken zusammen. Tiere, wie <strong>de</strong>r<br />
Seebull, Flohkrebse o<strong>de</strong>r Seesterne, fin<strong>de</strong>n hier Lebensräu-<br />
me, Schutz und Nahrung.<br />
Diese Anreicherung an Lebewesen be<strong>de</strong>utet einen Anstieg<br />
an Nahrung für Fische und schließlich auch für <strong>die</strong> höheren<br />
trophischen Ebenen, dad heißt für Meeressäuger, wie Seehund<br />
und Schweinswal, o<strong>de</strong>r für Seevögel. Für einige Fischarten, wie<br />
<strong>de</strong>n Dorsch, wur<strong>de</strong> bereits nachgewiesen, dass sie Schutz und<br />
Nahrung im Windparkgebiet und vor allem in <strong>de</strong>n Konstruktio-<br />
nen <strong>de</strong>r Fundamente fin<strong>de</strong>n. Holländische und dänische Stu<strong>die</strong>n<br />
zeigen, dass sich im Betrieb befindliche Windparks regelmäßig<br />
von Schweinswalen aufgesucht wer<strong>de</strong>n, und zwar vermutlich<br />
zur Nahrungssuche. Es ist zu vermuten, dass sie vom vermehr-<br />
ten Fischvorkommen zwischen <strong>de</strong>n Konstruktionen profitieren.<br />
In <strong>de</strong>m holländischen Windpark Eegmond Aan Zee konnten<br />
Ei<strong>de</strong>renten beobachtet wer<strong>de</strong>n, <strong>die</strong> am Aufwuchs <strong>de</strong>r Anla-<br />
gen Muscheln abfraßen, und von Kormoranen ist bereits seit<br />
Längerem bekannt, dass sie küstennahe Windparkgebiete und<br />
<strong>Offshore</strong>-Plattformen zum Jagen von Fischen nutzen.<br />
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