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Von Papst Johannes Paul II. zu Papst Benedikt XVI.

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Nein, nicht schon wieder dieses Thema!<br />

Ich meine, so hörte ich manch ein<br />

Gemeindemitglied aus der Nachkriegsgeneration<br />

sagen.<br />

Aber dieses Thema gehört <strong>zu</strong> unserem<br />

Leben, weil irgendwo auf der Welt<br />

immer Krieg ist – auch heute noch.<br />

Wir leben in einem Land, in dem seit<br />

60 Jahren kein Krieg mehr ist. „Gott<br />

sei Dank!“ Und das ist keine Floskel,<br />

wie sie so oft und unüberlegt ausgesprochen<br />

wird. Ich sage von ganzem<br />

Herzen „Gott sei Dank!“, denn der<br />

Krieg ist etwas Furchtbares:<br />

Da ist <strong>zu</strong>erst das Töten, Mensch<br />

gegen Mensch, die Opfer, aber auch<br />

die Opfer unter den Überlebenden, die<br />

mit dem, was sie da getan haben, in<br />

ihrem Leben nicht fertig werden.<br />

Im Krieg werden die Lebensgrundlagen<br />

der Menschen vernichtet: ihre<br />

Arbeitstätten, ihre Wohnungen, ihre<br />

Kirchen, die Kultur ihres Landes.<br />

Im letzten Krieg, den die Welt erlebt<br />

hat, waren da die Bombennächte,<br />

das „aus dem Schlaf gerissen werden“<br />

für Erwachsene und Kinder ein Trauma,<br />

unter dem viele lange gelitten haben.<br />

Wie viele Menschen haben Verschleppung<br />

und Vertreibung erlitten?<br />

Schlimme Dinge erlebt. Kinder bekamen<br />

keine Antworten auf ihre Fragen,<br />

weil die Mütter selbst in einem Ausnahme<strong>zu</strong>stand<br />

lebten und der Verzweiflung<br />

nahe waren.<br />

Wie viele Familien sind innerlich<br />

zerbrochen, weil der Vater als Soldat<br />

an der Front war, und die Mutter „<br />

ihren Mann stehen musste“ ? Wenn die<br />

Väter nach dem Krieg <strong>zu</strong>rückkamen,<br />

selbst erfüllt mit ihren schlimmen Erlebnissen,<br />

war es oft sehr schwierig,<br />

dass in diesen Familien wieder jeder<br />

seinen normalen Platz fand. Väter und<br />

Kinder und selbst die Ehepartner waren<br />

einander entfremdet, und keine<br />

Berater waren da, die ihnen halfen.<br />

Ich habe ganz bewusst keine persönlichen<br />

Erlebnisse aus der Kriegs-<br />

und Kriegsendzeit geschildert. Das<br />

Einzige, was ich von mir persönlich<br />

sagen möchte, ist, dass aus all dem<br />

Schrecklichen, das ich erlebt habe, und<br />

das mein Leben geprägt hat, eine ganz<br />

große Dankbarkeit erwachsen ist. Es<br />

ist eine Dankbarkeit für viele kleine<br />

Dinge im täglichen Leben, die die<br />

meisten Menschen gar nicht empfinden<br />

können, weil sie sie nie vermisst<br />

haben.<br />

Auch beim ökumenischen Gottesdienst<br />

vor Pfingsten in unserer Pfarrkirche<br />

stand der Gedanke an das Kriegsende<br />

vor 60 Jahren im Mittelpunkt.

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