AB 2: Polis Athen – Die Polisstruktur (1/3) Bk Datum: Die ...

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AB 2: Polis AthenDie Polisstruktur (1/3) Bk Datum: Die Polisstruktur als Keimzelle der Demokratie Bei einer sehr großzügigen Betrachtung beginnt die Antike etwa um 2500 v. Chr., als in der südlichen Ägäis auf den Inseln Kreta und Thera die minoische Kultur entstand. Im engeren Sinne setzt die antike Kultur jedoch erst mit dem 8. Jahrhundert vor Christus ein, denn sie ist eng verknüpft mit der Ausbildung der griechischen polis (Plural: poleis), einer Einrichtung, die man am ehesten mit dem Begriff Stadtstaat (oder auch Dorfgemeinschaft) übersetzen kann. Von diesen Poleis gab es im antiken Griechenland mindestens 250, vielleicht aber auch 700 oder mehr. Mit Ausnahme der wenigen großen Poleis wie Athen, zu der große Teile der Halbinsel Attika gehörten, oder Sparta (große Teile der Peloponnes) waren sie recht klein und überschaubar. Im Durchschnitt war eine Polis kaum größer als 50 bis 100 qkm und besaß vermutlich nur 2 000 bis 3 000 Einwohner. Aber jede Polis war eine Welt für sich, und zweifellos empfand sich jeder Polisbürger als Einwohner eines eigenen Staates, für den bereits die Nachbarpolis Ausland war. Man pochte auf Autonomie (staatliche Unabhängigkeit) und strebte nach Autarkie (wirtschaftliche Unabhängigkeit): Feindschaften und Kriege der Poleis untereinander waren von daher an der Tagesordnung. Vielfalt und Einheit im antiken Griechenland Trotz dieser Vereinzelung und Aufsplitterung in kleine und kleinste Einheiten gab es Gemeinsamkeiten, die alle Griechen miteinander verbanden und die für eine kulturelle Einheit sorgten. In erster Linie ist hier die gemeinsame Sprache zu nennen. Auch wenn jede Polis einen eigenen Dialekt aufwies, konnten sich Spartaner, Athener und Kreter gegenseitig verstehen. Als Hellenen grenzten sie sich gleichzeitig von allen anderen ab, die Ein zweites Bindeglied bildeten die gleichen bzw. sehr ähnlichen religiös-kultischen Vorstellungen. Einzelne Poleis erkannten zwar bestimmten Göttern oder Göttinnen eine Sonderrolle zu, z. B. Athen der Schutzgöttin Athene, aber den „wichtigen“ Göttern wie Zeus oder Poseidon opferten alle Hellenen gleichermaßen. Mit größter Selbstverständlichkeit ging man davon aus, dass auf dem Olymp der Stammsitz der Götter lag, die nach allgemeiner Auffassung in einer menschenähnlichen, nahezu familiären Gemeinschaft lebten. Das Orakel in Dritte Gemeinsamkeit aller Hellenen waren die gesamtgriechischen Spiele und Wettkämpfe, die an verschiedenen Orten und zu periodisch wiederkehrenden Zeitpunkten abgehalten wurden. Der mit Abstand wichtigste Wettkampf waren die Olympischen Spiele zu Ehren des Zeus, die alle vier Jahre in Olympia stattfanden und somit auch zur Grundlage der griechischen Zeitrechnung wurden. Olympiasieger wurden hoch geehrt und waren der Stolz ihrer Polis. Zu vielen Gelegenheiten, ihre Sprache nicht beherrschten, und nannten diese einfach Barbaren (= Plapperer). Während des 8. Jahrhunderts gelang den Griechen die Entwicklung des Alphabets - was sich im Laufe von ca. 200 Jahren flächendeckend verbreitete. Die Reduzierung der Schrift auf wenige Buchstaben war genial einfach, das Schreiben fiel den Griechen nun kinderleicht. Delphi wurde von allen Griechen verehrt, denn hier erbat man sich den göttlichen Rat von Apoll. Von den religiösen Vorstellungen sind die Mythen kaum zu trennen, denn neben Menschen gehörten auch Halbgötter und Götter zum Personal dieser Geschichten. Jedes griechische Kind kannte die sagenhaften Erzählungen aus der Frühzeit, etwa den Raub der Europa oder den Skandal um Prometheus; die Erzählungen Homers (Ilias/Odyssee) waren in jeder Polis die klassische Schulund Bildungslektüre. auch in Olympia, kämpften nicht nur Sportler, sondern auch Künstler und Philosophen um die Anerkennung des Publikums - was auch zum Ausdruck bringt, dass die Griechen kaum eine Gelegenheit versäumten, in Konkurrenz zu anderen zu treten und sich im Wettbewerb hervorzutun. „Immer Bester zu sein und überlegen zu sein den anderen“ (so Homer in der llias), war den Griechen oberstes Erziehungsziel und Richtschnur des Handelns.

<strong>AB</strong> 2: <strong>Polis</strong> <strong>Athen</strong> – <strong>Die</strong> <strong>Polis</strong>struktur (1/3) <strong>Bk</strong> <strong>Datum</strong>:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Polis</strong>struktur als Keimzelle der Demokratie<br />

Bei einer sehr großzügigen Betrachtung beginnt die<br />

Antike etwa um 2500 v. Chr., als in der südlichen Ägäis<br />

auf den Inseln Kreta und Thera die minoische Kultur<br />

entstand. Im engeren Sinne setzt die antike Kultur jedoch<br />

erst mit dem 8. Jahrhundert vor Christus ein, denn<br />

sie ist eng verknüpft mit der Ausbildung der griechischen<br />

polis (Plural: poleis), einer Einrichtung, die man<br />

am ehesten mit dem Begriff Stadtstaat (oder auch Dorfgemeinschaft)<br />

übersetzen kann. Von diesen Poleis gab<br />

es im antiken Griechenland mindestens 250, vielleicht<br />

aber auch 700 oder mehr. Mit Ausnahme der wenigen<br />

großen Poleis wie <strong>Athen</strong>, zu der große Teile der Halbinsel<br />

Attika gehörten, oder Sparta (große Teile der Peloponnes)<br />

waren sie recht klein und überschaubar. Im<br />

Durchschnitt war eine <strong>Polis</strong> kaum größer als 50 bis 100<br />

qkm und besaß vermutlich nur 2 000 bis 3 000 Einwohner.<br />

Aber jede <strong>Polis</strong> war eine Welt für sich, und zweifellos<br />

empfand sich jeder <strong>Polis</strong>bürger als Einwohner eines<br />

eigenen Staates, für den bereits die Nachbarpolis Ausland<br />

war. Man pochte auf Autonomie (staatliche Unabhängigkeit)<br />

und strebte nach Autarkie (wirtschaftliche<br />

Unabhängigkeit): Feindschaften und Kriege der Poleis<br />

untereinander waren von daher an der Tagesordnung.<br />

Vielfalt und Einheit im antiken Griechenland<br />

Trotz dieser Vereinzelung und Aufsplitterung in kleine<br />

und kleinste Einheiten gab es Gemeinsamkeiten, die alle<br />

Griechen miteinander verbanden und die für eine kulturelle<br />

Einheit sorgten. In erster Linie ist hier die gemeinsame<br />

Sprache zu nennen. Auch wenn jede <strong>Polis</strong> einen<br />

eigenen Dialekt aufwies, konnten sich Spartaner, <strong>Athen</strong>er<br />

und Kreter gegenseitig verstehen. Als Hellenen<br />

grenzten sie sich gleichzeitig von allen anderen ab, die<br />

Ein zweites Bindeglied bildeten die gleichen bzw. sehr<br />

ähnlichen religiös-kultischen Vorstellungen. Einzelne<br />

Poleis erkannten zwar bestimmten Göttern oder Göttinnen<br />

eine Sonderrolle zu, z. B. <strong>Athen</strong> der Schutzgöttin<br />

<strong>Athen</strong>e, aber den „wichtigen“ Göttern wie Zeus oder<br />

Poseidon opferten alle Hellenen gleichermaßen. Mit<br />

größter Selbstverständlichkeit ging man davon aus, dass<br />

auf dem Olymp der Stammsitz der Götter lag, die nach<br />

allgemeiner Auffassung in einer menschenähnlichen,<br />

nahezu familiären Gemeinschaft lebten. Das Orakel in<br />

Dritte Gemeinsamkeit aller Hellenen waren die gesamtgriechischen<br />

Spiele und Wettkämpfe, die an verschiedenen<br />

Orten und zu periodisch wiederkehrenden Zeitpunkten<br />

abgehalten wurden. Der mit Abstand wichtigste<br />

Wettkampf waren die Olympischen Spiele zu Ehren des<br />

Zeus, die alle vier Jahre in Olympia stattfanden und<br />

somit auch zur Grundlage der griechischen Zeitrechnung<br />

wurden. Olympiasieger wurden hoch geehrt und<br />

waren der Stolz ihrer <strong>Polis</strong>. Zu vielen Gelegenheiten,<br />

ihre Sprache nicht beherrschten, und nannten diese<br />

einfach Barbaren (= Plapperer). Während des 8. Jahrhunderts<br />

gelang den Griechen die Entwicklung des Alphabets<br />

- was sich im Laufe von ca. 200 Jahren flächendeckend<br />

verbreitete. <strong>Die</strong> Reduzierung der Schrift auf<br />

wenige Buchstaben war genial einfach, das Schreiben<br />

fiel den Griechen nun kinderleicht.<br />

Delphi wurde von allen Griechen verehrt, denn hier<br />

erbat man sich den göttlichen Rat von Apoll. Von den<br />

religiösen Vorstellungen sind die Mythen kaum zu trennen,<br />

denn neben Menschen gehörten auch Halbgötter<br />

und Götter zum Personal dieser Geschichten. Jedes<br />

griechische Kind kannte die sagenhaften Erzählungen<br />

aus der Frühzeit, etwa den Raub der Europa oder den<br />

Skandal um Prometheus; die Erzählungen Homers (Ilias/Odyssee)<br />

waren in jeder <strong>Polis</strong> die klassische Schulund<br />

Bildungslektüre.<br />

auch in Olympia, kämpften nicht nur Sportler, sondern<br />

auch Künstler und Philosophen um die Anerkennung<br />

des Publikums - was auch zum Ausdruck bringt, dass<br />

die Griechen kaum eine Gelegenheit versäumten, in<br />

Konkurrenz zu anderen zu treten und sich im Wettbewerb<br />

hervorzutun. „Immer Bester zu sein und überlegen<br />

zu sein den anderen“ (so Homer in der llias), war den<br />

Griechen oberstes Erziehungsziel und Richtschnur des<br />

Handelns.


<strong>AB</strong> 2: <strong>Polis</strong> <strong>Athen</strong> – <strong>Die</strong> <strong>Polis</strong>struktur (2/3) <strong>Bk</strong> <strong>Datum</strong>:<br />

<strong>Die</strong> innere Struktur einer <strong>Polis</strong><br />

<strong>Die</strong> Poleis ähnelten sich nicht nur hinsichtlich der Infrastruktur,<br />

auch die Sozialstrukturen waren verblüffend<br />

ähnlich. In <strong>Athen</strong>, Korfu, Theben oder Ephesos - überall<br />

stieß man auf die grundlegende Unterscheidung zwischen<br />

Bürgern und Nichtbürgern. Ein Bürger war man<br />

nur, wenn man ein Kind von einem Bürger dieser <strong>Polis</strong><br />

war und mindestens ein Stück Land besaß. Wer aus<br />

einer anderen <strong>Polis</strong> stammte, konnte kein Bürger der<br />

neuen <strong>Polis</strong> werden. Im Laufe der Jahrhunderte lockerten<br />

einige Poleis diese restriktiven Bestimmungen etwas,<br />

aber im Grundsatz blieb jeder Neuankömmling ein<br />

Fremder, ein Ausländer ohne Bürgerrechte. In <strong>Athen</strong><br />

bildete diese Gruppe, man nannte sie Metöken, mindestens<br />

ein Zehntel der Gesamteinwohner. <strong>Die</strong> dritte große<br />

Gruppe der Einwohner waren die Sklaven. Der Anteil<br />

der Sklaven an der Gesamtbevölkerung schwankte von<br />

<strong>Polis</strong> zu <strong>Polis</strong>; so waren etwa in Sparta fast vier Fünftel<br />

der Bevölkerung Sklaven, in <strong>Athen</strong> ca. ein Drittel. Nach<br />

Auffassung der Griechen konnten Sklaven allein schon<br />

wegen ihrer persönlichen Unfreiheit keine Bürger sein.<br />

Trotz regionaler Unterschiede lässt sich ein Idealtyp<br />

einer griechischen <strong>Polis</strong> rekonstruieren. Sieht man von<br />

besonderen Ausprägungen ab, besaß jede <strong>Polis</strong> einen<br />

städtischen Kern, der von landwirtschaftlichen Flächen<br />

umgeben wurde. Nur die größeren Poleis besaßen weitere<br />

dorfähnliche Siedlungen. Am Stadtrand lebten die<br />

Ackerbauern und Viehzüchter, in der Innenstadt die<br />

Händler und Handwerker sowie die Ärzte oder Lehrer.<br />

Fast immer besaß eine <strong>Polis</strong> auf einer Anhöhe oder einem<br />

Berg eine akropolis (Oberstadt). Hier wohnte niemand.<br />

<strong>Die</strong> Akropolis war vielmehr ein Treffpunkt, wo<br />

sich die Bürger versammelten, um den Göttern zu opfern,<br />

wo wichtige Gerichtsverfahren entschieden wurden<br />

oder bedeutende Feierlichkeiten stattfanden. Fast<br />

immer bildete ein prächtiger Tempel das architektonische<br />

Zentrum dieser Stätte, die der <strong>Polis</strong> eine Mitte gab,<br />

auf die sich alle Bürger ausrichteten. Unterhalb der Akropolis<br />

lag die agora, ein großer Platz, auf dem sich das<br />

wirtschaftliche und gesellschaftliche Alltagsleben abspielte.<br />

Hier wurde gekauft und verkauft, hier befanden<br />

sich weitere Tempel und Gerichte für alltägliche Kulthandlungen<br />

und Streitigkeiten. Hier besprachen die<br />

Bürger auch alle Angelegenheiten von allgemeinem<br />

Interesse, je nach <strong>Polis</strong> mit unterschiedlicher Chance,<br />

eigene Auffassungen durchsetzen zu können. Akropolis<br />

und Agora waren Gemeinschaftsleistungen aller Bürger,<br />

genau wie die Stadtmauer, zentrale Brunnenanlagen, das<br />

Theater, Schulgebäude oder Sportstätten (Gymnasien).<br />

Sie waren im Krieg oder bei der Unterwerfung ihres<br />

Volkes gefangen genommen und auf einem Sklavenmarkt<br />

von einem Bürger als persönliches Eigentum<br />

gekauft worden - was sie aus griechischer Sichtdisqualifizierte,<br />

um unabhängig und sachverständig Entscheidungen<br />

zu treffen. Frauen und Kinder waren gleichfalls<br />

keine Bürger und besaßen keine politischen Rechte.<br />

Innerhalb der Gruppe der <strong>Polis</strong>bürger gab es deutliche<br />

soziale Differenzen, insbesondere zwischen den Bauern<br />

mit geringem Landbesitz und den sehr vermögenden<br />

Großgrundbesitzern, die vereinfachend als Adelige bezeichnet<br />

wurden und die sich selbst als Aristokraten<br />

(von aristoi = die Besten, die Vornehmen) verstanden.<br />

Schon um 750 v. Chr. lässt sich für die politischen<br />

Strukturen in den Poleis ein recht genaues Bild zeichnen.<br />

In jeder <strong>Polis</strong> dürfte es üblich gewesen sein, dass<br />

sich zu bestimmten Anlässen alle Bürger vermutlich auf<br />

der Agora getroffen haben, um Gemeinschaftsaufgaben<br />

zu besprechen. <strong>Die</strong> Frage von Krieg und Verteidigung<br />

gegen einen auswärtigen Feind, z.B. die Nachbarpolis,<br />

dürfte das beherrschende Dauerthema gewesen<br />

sein. <strong>Die</strong>jenigen, die im Kampfe erfolgreich waren<br />

und/oder finanziell wertvolle Beiträge leisten konnten,


<strong>AB</strong> 2: <strong>Polis</strong> <strong>Athen</strong> – <strong>Die</strong> <strong>Polis</strong>struktur (3/3) <strong>Bk</strong> <strong>Datum</strong>:<br />

Von der Sphäre des Politischen ist die Sphäre des eigenen<br />

Haushaltes (oikos) zu unterscheiden. Der Begriff<br />

Oikos ist mit „Familie“ nur unzureichend übersetzt,<br />

denn er bezeichnet zunächst eine Wirtschaftseinheit,<br />

etwa einen landwirtschaftlichen Betrieb oder ein Handwerksunternehmen.<br />

Wer Haus und Hof besaß, war verantwortlich<br />

für alle Personen, die für diese Hausgemeinschaft<br />

produzierten und in ihr lebten. Bei einem Bauern<br />

mit wenig Besitz konnte sich der Oikos auf Frau und<br />

Kinder beschränken, im anderen Extrem auf mehrere<br />

Zur inneren Gründung einer <strong>Polis</strong> trugen vielfache Formen<br />

von Kulthandlungen und Festveranstaltungen bei.<br />

<strong>Die</strong> Griechen opferten im Kreis der Gemeinschaft. Es<br />

gab keine Privataltäre, sondern gemeinschaftlich errichtete<br />

Opferaltäre bei den Tempeln. Wenn sich ein Schiff<br />

der Südspitze Attikas und damit dem <strong>Polis</strong>gebiet <strong>Athen</strong><br />

näherte, sahen die Seeleute schon von Weitem den<br />

prächtigen Poseidon-Tempel auf dem Kap Sunion:<br />

gewannen in der Versammlung an Bedeutung und erhielten<br />

Führungsaufgaben. <strong>Die</strong>se Männer nannten sich<br />

basileis (etwa: Könige) oder eben aristoi (Aristokraten).<br />

Im Kriege kämpften sie an exponierter Stellung: Wie<br />

Homer berichtet, standen die Bürger „Schild an Schild,<br />

Helm an Helm, Krieger an Krieger“, also „eng vereinigt“,<br />

während die Adeligen „nur eines verlangten: vorn<br />

an der Spitze der Truppen zu fechten“ (llias 16, 212ff.).<br />

Waren die adligen „Vorkämpfer“ erfolgreich, gewannen<br />

sie an Ruhm, Ansehen und zweifellos auch an Beute.<br />

Von daher dürfte zumindest zwischen 800 und 500 v.<br />

Chr. die gemeinsame Herrschaft der Adelsfamilien (Oligarchie<br />

= wörtlich übersetzt: Herrschaft der wenigen)<br />

die vorherrschende Staatsform in den Poleis gewesen<br />

sein. Das Streben der Oligarchen nach dem eigenen<br />

Vorteil war aber begleitet von der Verantwortung gegenüber<br />

der Bürgerschaft, die immer danach fragte,<br />

welchen Nutzen das Handeln für die <strong>Polis</strong>gemeinschaft<br />

insgesamt gebracht hatte, und die Egoismus oder Versagen<br />

eines führenden Politikers schonungslos anprangerte.<br />

Gesellschaftlich blieb der Adel unter sich und begriff<br />

sich als überlegene Elite, im öffentlichen Raum der<br />

<strong>Polis</strong>gemeinschaft aber meldeten sich auch die Bauern<br />

zu Wort. <strong>Die</strong> Versammlung der freien Bauern konnte<br />

nicht einfach ignoriert werden. Mit der Ausbildung der<br />

<strong>Polis</strong>struktur war eine Traditionslinie entstanden, die<br />

allen Griechen selbstverständlich erschien: Wenn die<br />

eigene <strong>Polis</strong> im Wettbewerb mit den Rivalen bestehen<br />

wollte, durfte man die „Politik“ nicht allein den Königen<br />

oder den Vornehmen überlassen. Wohl und Wehe<br />

der eigenen <strong>Polis</strong> hingen von dem Engagement aller<br />

Bürger ab.<br />

hundert Personen (Frau, Kinder, Verwandte, Sklaven).<br />

Im Oikos dominierte nicht die Debatte, sondern der<br />

Befehl. Der Hausherr herrschte nicht selten wie ein<br />

Despot über Frau, Kinder und Sklaven, die im Hause<br />

ihre Pflichten zu erfüllen hatten und vom politischen<br />

Leben mehr oder weniger ferngehalten wurden. Von<br />

Gleichheit und Freiheit fand sich keine Spur. Man ist<br />

geneigt, von einem „Doppelleben“ zu sprechen, das sich<br />

in der Trennung von Öffentlichem und Privatem niederschlug.<br />

Das Bewusstsein, einer <strong>Polis</strong> anzugehören und für<br />

diese Gemeinde auch etwas tun zu wollen, zeigte sich<br />

in vielfältiger Form. Neben der politischen Aktivität in<br />

den politischen Institutionen war auch der Kampf im<br />

Krieg von großer Bedeutung. Für jeden Bürger war es<br />

selbstverständlich, fast alljährlich in den Krieg zu ziehen<br />

und in Reih und Glied mit den gleich gesinnten<br />

Kameraden das Leben einzusetzen. Der griechische<br />

Mann war sehr auf das Ansehen unter seinen Mitbürgern<br />

fixiert - und dieses Ansehen wuchs deutlich, wenn<br />

man im Kampf für die <strong>Polis</strong> gestorben war. Das Kämpfen<br />

und Sterben für die Gemeinschaft verlieh dem Tod einen<br />

Sinn, es vermehrte den eigenen Ruhm und stärkte die<br />

<strong>Polis</strong>. Man erklärt diese Opferbereitschaft und das Denken<br />

in den Kategorien von Ehre und Ruhm auch damit,<br />

dass sich nach griechischer Vorstellung mit dem Tode<br />

keine Hoffnung auf eine Erlösung im Sinne der christlichen<br />

oder islamischen Religion verband.<br />

zweifellos ein Geschenk für den Meeresgott, aber<br />

gleichzeitig auch eine Botschaft über die Leistungsfähigkeit<br />

und den Opfersinn aller <strong>Athen</strong>er. <strong>Die</strong> integrative<br />

Funktion der Kulte und Feste zeigte sich auch in den<br />

Prozessionen und Umzügen, an denen alle Bürger geschlossen<br />

teilnahmen. <strong>Die</strong>se Veranstaltungen boten<br />

übrigens auch den Frauen die Chance, teilzunehmen und<br />

ihre Zugehörigkeit zur <strong>Polis</strong> auszudrücken.<br />

Aus: Zeiten und Menschen, Braunschweig 2007, S. 13-18.<br />

Erläutere, warum die <strong>Polis</strong>struktur die historische Grundlage für die Herausbildung der Demokratie<br />

in <strong>Athen</strong> bildet.

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