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<strong>Lilienberg</strong> –<br />

Die Zeitschrift für lebendiges<br />

Unternehmertum<br />

Nummer 24 / Januar 2011


3<br />

E d i t o r i a l<br />

Demokratie und damit eines prosperie-<br />

Von Christoph Vollenweider<br />

renden Staates sehr wichtig ist.<br />

Wir haben das Ziel, das unternehme-<br />

U N T E R N E H M E R T U M<br />

3 Editorial: <strong>Lilienberg</strong> als Bestandteil<br />

der Schweizer Zivilgesellschaft<br />

4 Die <strong>Lilienberg</strong> Unternehmensführung<br />

6 Vielfalt als strategischer Erfolgsfaktor<br />

8 Kraft für ein starkes und faires Unternehmertum<br />

B E G E G N U N G<br />

11 Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth:<br />

«Aus dem Hintergrund mische ich<br />

schon noch ein bisschen mit»<br />

14 Prof. Dr.-Ing. E. h. Berthold Leibinger<br />

und die hohe Verantwortung des<br />

Unternehmers in der Gesellschaft<br />

18 Abtprimas Dr. Notker Wolf: Der<br />

rockende Benediktiner-Abt ist Gast<br />

auf <strong>Lilienberg</strong><br />

19 Junger Bratschist mit charismatischer<br />

Bühnenpräsenz<br />

<strong>Lilienberg</strong><br />

Die Zeitschrift für lebendiges<br />

Unternehmertum<br />

Nr. 24 – Januar 2011<br />

G E S P R Ä C H<br />

22 Michael Ringier: «Den ‹Blick› zu<br />

machen, ist eine Gratwanderung»<br />

25 Dr. med. Rolf A. Maibach: «Nach<br />

dem Erdbeben in Haiti waren die<br />

Patienten geduldig und dankbar»<br />

28 «Die Bevölkerung muss Vertrauen in<br />

unsere Armee haben»<br />

32 Flammende Bekenntnisse für und<br />

gegen den Beitritt zur EU<br />

36 Das Teamgefüge in der Unternehmung<br />

stärken<br />

37 Mit Innovation vom Experiment<br />

zum Exponat im Technorama<br />

39 Die Chancen auf dem Schweizer<br />

Arbeitsmarkt stehen weiterhin gut<br />

42 Vom Jungunternehmer zum Patron:<br />

die Erfolgsgeschichte des Peter<br />

Spuhler<br />

44 Schweizer Bauern geniessen das<br />

Vertrauen der Konsumenten<br />

Herausgeberin<br />

Stiftung <strong>Lilienberg</strong><br />

Unternehmerforum<br />

CH-8272 Ermatingen<br />

Telefon +41 71 663 23 23<br />

Fax +41 71 663 23 24<br />

info@lilienberg.ch<br />

www.lilienberg.ch<br />

47 Demokratie braucht qualitativ hochstehende<br />

Medien<br />

51 Tertiärstufe einheitlich finanzieren<br />

– Numerus clausus für Masterstudiengänge<br />

54 Fritz Schiesser: «Die ETH ist auch<br />

international als Schrittmacher anerkannt»<br />

57 Der Patient steht im Zentrum, nicht<br />

der Versicherer<br />

60 Der Mensch ist trotz Datenschutz<br />

gläsern geworden<br />

B I L D U N G<br />

63 Fachgespräche als Chance zur unternehmerischen<br />

Weiterentwicklung<br />

M I T G L I E D S C H A F T<br />

64 Nutzen einer Mitgliedschaft<br />

B L I C K W I N K E L<br />

65 Braucht ein Unternehmen eine<br />

Heimat<br />

Redaktion und Konzeption<br />

<strong>Lilienberg</strong> Unternehmertum, Hinwil<br />

Stefan Bachofen, Wilhelm Knecht<br />

Bilder – Fredy Blunier, Vinzenz Zahner,<br />

Stefan Bachofen<br />

Druckvorstufe – Alinéa AG, Wetzikon<br />

Druck – pmc, Oetwil am See<br />

<strong>Lilienberg</strong> als Bestandteil<br />

der Schweizer Zivilgesellschaft<br />

Im vergangenen Herbst sind vier<br />

Gesprächszyklen zu Ende gegangen.<br />

In allen diesen Zyklen wurden grundsätzliche<br />

Themen behandelt, die für<br />

unser Land und unsere Gesellschaft von<br />

grosser Wichtigkeit sind. Der Bogen<br />

der diskutierten Fragen spannte sich<br />

von der herausgeforderten Landwirtschaft<br />

über den künftigen Arbeitsmarkt<br />

bis zur Gestaltung der Bildungspolitik<br />

und zum bedenklichen Rückgang der<br />

Medienvielfalt.<br />

Diese Themen sind sicher nicht für alle<br />

Menschen gleich relevant, auch wenn<br />

sie indirekt jeden betreffen. Ihnen<br />

gemeinsam ist aber, dass sie alle als<br />

komplexe Probleme wahrgenommen<br />

werden, die schwierig und scheinbar<br />

kaum zu lösen sind. Natürlich<br />

findet <strong>Lilienberg</strong> mit seinen Kolloquien,<br />

Tagungen und Gesprächen auch keine<br />

Patentlösungen. Aber <strong>Lilienberg</strong> macht<br />

etwas, das man in der öffentlichen<br />

Diskussion, sei es in der «Arena» oder<br />

auf anderen Podien, meistens vermisst,<br />

nämlich die Behandlung der<br />

Themen nach einem ganzheitlichen<br />

Ansatz. Dabei werden in sehr persönlichen,<br />

intensiven und offenen Begegnungen<br />

zwischen allen Beteiligten – den<br />

Aktionsfeldteams, den Referenten sowie<br />

den engagierten Teilnehmern – wichtige<br />

Erkenntnisse gewonnen, die auf<br />

unterschiedliche Art und Weise Impulse<br />

für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

liefern oder auch nur Denkanstösse für<br />

jeden einzelnen Teilnehmer, was an sich<br />

schon einen grossen Gewinn darstellt.<br />

Auf <strong>Lilienberg</strong> begegnen sich Menschen<br />

aus den verschiedensten Bereichen mit<br />

einem gemeinsamen Ziel: offen und<br />

vorurteilslos miteinander debattieren,<br />

sich in einer toleranten Atmosphäre<br />

einbringen und austauschen sowie das<br />

Verbindende suchen, ohne das Trennende<br />

zu negieren. <strong>Lilienberg</strong> als Stätte<br />

der Begegnung, des Gesprächs und der<br />

Bildung kann man daher als wichtigen<br />

Bestandteil der Zivilgesellschaft in der<br />

Schweiz bezeichnen. Unter Zivilgesellschaft<br />

versteht man den Bereich innerhalb<br />

einer Gesellschaft, der zwischen<br />

Staat, Markt und Familie besteht und<br />

für das Funktionieren einer freiheitlichen<br />

rische Denken und Handeln in alle<br />

Bereiche der Gesellschaft hineinzutragen,<br />

wobei unternehmerisch hier klar<br />

für ganzheitlich steht. Wir beschränken<br />

uns nicht auf die Unternehmerschaft im<br />

engeren Sinne, sondern sprechen alle<br />

Menschen an, die Verantwortung übernommen<br />

haben, wo auch immer sie<br />

beruflich oder gesellschaftlich stehen.<br />

Dahinter steckt die tiefe Überzeugung,<br />

dass unternehmerisches Denken und<br />

Wirken zum Wohle einer Gesellschaft<br />

beiträgt. Nur wenn möglichst viele<br />

Menschen die Probleme und Herausforderungen<br />

unserer Zeit nach menschlichen,<br />

sachlichen und wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten anpacken, sich selber<br />

fordern und das Wirken der anderen<br />

fördern, können Zuversicht gewonnen<br />

und Lösungen gefunden werden.<br />

Es ist eine der wichtigsten Aufgaben<br />

der <strong>Lilienberg</strong> Unternehmensführung,<br />

dafür zu sorgen, dass die Rahmenbedingungen<br />

geschaffen werden, welche<br />

es ermöglichen, dieses Ziel zu erreichen:<br />

menschlich durch motivierte Mitarbeitende<br />

und engagierte «<strong>Lilienberg</strong>ianer»,<br />

sachlich durch das Erkennen relevanter<br />

Themen und wirtschaftlich durch finanziell<br />

mitengagierte Partner und Kunden.<br />

In diesem Sinne hoffen wir, dass wir<br />

gemeinsam mit Ihnen gut ins neue Jahr<br />

starten.<br />

© Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum, Ermatingen


4<br />

U N T E R N E H M E R T U M<br />

5<br />

Von Walter Reist<br />

Die <strong>Lilienberg</strong><br />

Unternehmensführung<br />

Nach der Fusion zweier Rekrutenschulen<br />

wurde er Kommandant der Sanitätsschulen<br />

42 und des Waffenplatzes<br />

der Privatwirtschaft tätig. Schliesslich<br />

arbeitete er als Leiter Benchmarking<br />

und stellvertretender Geschäftsführer<br />

der Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum<br />

verantwortlich. Es obliegt ihm<br />

vor allem das Erkennen der grundsätz-<br />

schaft hinein. Christoph Vollenweider<br />

schloss an der ETH ein Studium in<br />

Forstwirtschaft ab. Nach Stationen<br />

Airolo. Aron Moser ist verheiratet, hat<br />

am Transferzentrum für Technologiema-<br />

lichen unternehmerischen Fragestel-<br />

in einem Parteisekretariat und in der<br />

drei Kinder und lebt im Lankenberg in<br />

nagement an der Universität St. Gallen.<br />

lungen, welche Wirtschaft, Politik und<br />

Bundesverwaltung war er viele Jahre<br />

Nach gut zwanzig Jahren wirksamem Führen der Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unterneh-<br />

Ermatingen.<br />

Daniel Anderes ist verheiratet, hat zwei<br />

Gesellschaft beschäftigen, und damit<br />

Ausland- und Inlandredaktor beim<br />

merforum entscheide ich mich für die Verantwortungsübergabe an das schon gut<br />

Kinder und lebt in Winterthur.<br />

die Lenkung des Bereichs Gespräch mit<br />

«Zürcher Oberländer»; zuletzt war er<br />

eingespielte Team, das nachfolgend vorgestellt wird. Ich bin überzeugt, dass diese<br />

Daniel Anderes, Leiter <strong>Lilienberg</strong><br />

dessen sieben Aktionsfeldern. Ihm zur<br />

dort Chefredaktor. Christoph Vollen-<br />

bejahenden, sehr gutgesinnten Persönlichkeiten Freude haben, sich für Sie unter-<br />

Finanzen & Verwaltung<br />

Christoph Vollenweider, Leiter<br />

Seite steht der <strong>Lilienberg</strong>rat, den er prä-<br />

weider ist Vater einer Tochter und lebt<br />

nehmerisch inspirierend und wohlwollend einzusetzen! Erleben Sie <strong>Lilienberg</strong> mit<br />

Daniel Anderes ist seit November<br />

<strong>Lilienberg</strong> Unternehmertum<br />

sidiert. Mit seinen Aktivitäten trägt er das<br />

in Herrliberg, wo er lange Jahre in der<br />

seinen ganzheitlichen Gedanken für das lebendige Unternehmertum mit all unse-<br />

2008 in der Unternehmensführung<br />

Christoph Vollenweider ist seit Januar<br />

unternehmerische Denken in die Gesell-<br />

Kommunalpolitik aktiv war.<br />

ren engagierten <strong>Lilienberg</strong> Kräften zum Nachdenken, Verweilen und Stärken!<br />

der Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmer-<br />

2009 in der Unternehmensführung der<br />

forum tätig. Bis Ende 2009 leitete er<br />

Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum<br />

Ihr Walter Reist, Gründer, Erbauer<br />

das Unternehmerforum in Ermatingen<br />

wirksam. Er ist für die inhaltliche Umset-<br />

Das Führungsteam der Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum (von links):<br />

und Stiftungsratspräsident der Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum<br />

und übernahm 2010 die Leitung Finan-<br />

zung und Weiterentwicklung der Ziele<br />

Daniel Anderes, Christoph Vollenweider und Aron Moser. (Bild: Fredy Blunier)<br />

zen & Verwaltung sowie Marketing.<br />

In seiner Funktion ist er die Schnittstelle<br />

zwischen Unternehmensführung<br />

Aron Moser, Leiter <strong>Lilienberg</strong><br />

hält den Kontakt zu den <strong>Lilienberg</strong><br />

und dem Stiftungspräsidenten. Er ver-<br />

Unternehmerforum in Ermatingen<br />

Regionalgruppen. Aron Moser bildete<br />

antwortet die Administration und Ver-<br />

Aron Moser arbeitet seit November<br />

sich am Kantonsspital Chur zum medizi-<br />

waltung sämtlicher Stiftungsbelange,<br />

2009 für die Stiftung. Als Mitglied der<br />

nischen Laboranten aus. Er war dort Lei-<br />

steuert die finanziellen Aspekte der Stif-<br />

Unternehmensführung leitet und ver-<br />

ter des Enzymlabors und Lehrlingsaus-<br />

tung und ist Fachvorgesetzter in den<br />

antwortet er die Aktivitäten und die<br />

bildner. Er wechselte zum Berufsoffizier<br />

Bereichen Personal, Marketing und IT.<br />

Beziehungswelt auf <strong>Lilienberg</strong> sowie<br />

der Schweizer Armee, wo er verschie-<br />

Daniel Anderes liess sich zum Kauf-<br />

entsprechende Akquisitionen. Im Wei-<br />

dene Schulen und Zusatzausbildun-<br />

mann mit dem Spezialgebiet «Treuhand<br />

teren lenkt er den Bereich Bildung,<br />

gen an der ETH in Zürich absolvierte.<br />

und Creditmanagement» ausbilden. Er<br />

welcher für die Durchführung von<br />

Nach mehreren Stationen auf den Waf-<br />

absolvierte an der ZHAW ein Nachdi-<br />

Fach- und Sachgesprächen sowie von<br />

fenplätzen in Lausanne und Moudon<br />

plomstudium in «Integriertem Risiko-<br />

Gesprächstagen zuständig ist. Zudem<br />

übernahm er das Kommando über die<br />

management» und war anschliessend<br />

präsidiert er den <strong>Lilienberg</strong> Ring und<br />

Sanitätsrekrutenschule Monte Ceneri.<br />

in verschiedenen Führungspositionen in


6<br />

7<br />

U N T E R N E H M E R T U M<br />

E d i t o r i a l<br />

Von Dominique Roland Gerber*<br />

Vielfalt als strategischer<br />

Erfolgsfaktor<br />

Kundenstrukturen oder auch bei<br />

Kooperationen und Fusionen traditionsgemäss<br />

schon lange seinen festen<br />

Kapital, mit allen Farbtönen und Facetten,<br />

gewinnbringend einzusetzen. «Diversity<br />

Management» ist ein äusserst effi-<br />

In der Schweizer Hotellerie fördern viele Führungsverantwortliche ihre Mitarbeitenden<br />

unterschiedlicher Kulturen gezielt und legen damit einen Grundbaustein für ihren<br />

Platz im unternehmerischen Umfeld,<br />

zientes Management-Instrument, das<br />

unternehmerischen Erfolg. Die Inhaber des Hotels Collina in Scuol, Heidi und Martin<br />

Die relativ junge Management-Disziplin<br />

lisch geprägten Umfeld «widening<br />

und wir gehen natürlich und unter-<br />

darauf abzielt, Effizienz und Wettbe-<br />

Heimgartner, leben ihren Angestellten zudem unternehmerisches Denken, Kunden-<br />

«Diversity Management» befasst sich<br />

participation» angestrebt wird. Immer<br />

nehmerisch-opportunistisch mit diesem<br />

werbsfähigkeit eines Unternehmens<br />

freundlichkeit und effizientes Arbeiten Tag für Tag beispielhaft vor. Unser Bild zeigt<br />

mit der proaktiven Gestaltung und<br />

geht es darum, voneinander und<br />

Einfluss um.<br />

nachhaltig zu verbessern.<br />

das Unterengadiner Hotel-Ehepaar in der Küche zusammen mit dem tunesischen<br />

der synergetischen Nutzung von Viel-<br />

miteinander zu lernen und so einen<br />

Koch Houcine Ben Salah (links) und den portugiesischen Service-Mitarbeiterinnen<br />

falt. Dabei wird Verschiedenheit als<br />

Exzellenzgewinn zu erreichen, der sich<br />

In jüngster Zeit hat sich das Thema der<br />

Heterogener Mitarbeiterstab<br />

Tania S. Oliveira Rocha (Zweite von links) und Lucinda Pires (Zweite von rechts).<br />

Chance und die kulturelle Integration<br />

von einer Vielfalt der Exzellenzen hin zu<br />

Vielfältigkeit in der Gesellschaft, aber<br />

als Chance für Hotelbranche<br />

(Bild: Stefan Bachofen)<br />

als Voraussetzung für das Nutzen dieser<br />

der angestrebten Vielfalt als Exzellenz<br />

auch im Inneren eines Unternehmens<br />

Besonders fundierte Erfahrungen im<br />

Chance gesehen. Was in den Anfän-<br />

entwickelt.<br />

in den Vordergrund gedrängt. Unter-<br />

Umgang mit Verschiedenheit haben vor<br />

gen auf einer moralischen Begründung<br />

nehmer und Unternehmerinnen sind<br />

allem Unternehmen im Tourismus und<br />

ihrer Zugehörigkeit zu einer Minoritä-<br />

nicht nur hinzunehmen, sondern diese<br />

fusste und später dem Unternehmer als<br />

Das Kapital Mitarbeiter<br />

gefordert, diese Veränderungen in den<br />

in der Hotellerie. Einerseits kommen<br />

tengruppe besonderes kulturelles Wis-<br />

gezielt zu fördern und gewinnbringend<br />

rechtlich verbindlich vermittelt wurde,<br />

gewinnbringend einsetzen<br />

sozialen Strukturen zur Kenntnis zu<br />

sie seit jeher in sehr direkten Kontakt<br />

sen und entsprechende Kommuni-<br />

einzusetzen. «Diversity Management»<br />

lässt sich heute ökonomisch begründen.<br />

Das Management der Verschiedenheit<br />

nehmen und sich konstruktiv mit ihnen<br />

mit Gästen aus unterschiedlichen Kul-<br />

kationsformen in die Unternehmung<br />

ist als vorausschauend gestaltbare Stra-<br />

Zum Beispiel in der Hotellerie und im<br />

ist eine direkte Folge der Globalisierung.<br />

auseinanderzusetzen.<br />

turen. Andererseits verfügen sie, oft<br />

einbringen können. Der unternehmeri-<br />

tegie zu verstehen, bei der Vielfalt und<br />

Tourismus.<br />

Eine zunehmende Zahl von Menschen<br />

nicht ganz freiwillig, über einen äus-<br />

sche Erfolg stellt sich auf zwei Ebenen<br />

Unterschiede bewusst gepflegt oder<br />

bringt eine grosse Vielfalt an Kulturen<br />

Die Beschleunigung der Märkte bringt<br />

serst heterogenen Mitarbeiterstab. In<br />

ein. Einerseits fühlt sich der Gast in einer<br />

gar zelebriert werden, um daraus eine<br />

Der Erfolg eines Unternehmens hängt<br />

und Eigenschaften mit sich. Dies führt<br />

eine Reihe von Herausforderungen,<br />

Bezug auf die gewinnbringende Nut-<br />

persönlichen Art wahrgenommen und<br />

positive Kraft für die Unternehmung<br />

wesentlich davon ab, ob und wie es<br />

zu Gruppen innerhalb einer Gesell-<br />

auf die ein Unternehmen mit geeigne-<br />

zung der Vielfältigkeit sind in dieser<br />

verstanden. Und andererseits ermög-<br />

zu gewinnen. Eine vermeintliche Gefahr<br />

gelingt, möglichst viele verschie-<br />

schaft, die selbst nicht homogen ist,<br />

ten Strategien antworten muss. Viel-<br />

Branche erfolgversprechende Ansätze<br />

licht ein solcher Ansatz dem Mitarbeiter,<br />

kann, ja muss in eine Chance um-<br />

dene Talente und Persönlichkeiten mit<br />

und es zeigt sich Trennendes und Ver-<br />

fältigkeit und der Umgang damit sind<br />

erkennbar, die wegweisend für andere<br />

sich selber in einer reicheren, wohlwol-<br />

interpretiert werden.<br />

den unterschiedlichsten Charakteren in<br />

bindendes. Das Unternehmen als eine<br />

nicht primär Fragen der Grössenord-<br />

Unternehmen sein könnten. Ethno-<br />

lenden und gezielt fordernden Umge-<br />

den Zielerreichungsprozess einzubinden.<br />

soziale Gemeinschaft muss sich mit den<br />

nung oder des Internationalisierungs-<br />

marketing ist hier nicht nur ein Schlag-<br />

bung vollständig einzubringen und Ver-<br />

* Dr. Dominique Roland Gerber ist<br />

Bereits die sprachliche Einbettung<br />

Verschiedenheiten auseinandersetzen.<br />

grades einer Unternehmung. Im Vorder-<br />

wort, sondern vielmehr eine handfeste<br />

antwortung zu übernehmen.<br />

Dozent im Bereich «Unternehmertum<br />

des Grundkonzeptes deutet auf eine<br />

Mehr noch, das Unternehmen muss<br />

grund stehen das ernsthafte Bekenntnis,<br />

Strategie zur Erschliessung von neuen<br />

in Tourismus und Hotellerie» an der<br />

direkte Anwendung im unternehme-<br />

die Verschiedenheit proaktiv angehen,<br />

dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Marktpotenzialen. Es geht konkret<br />

Beim Ansatz des «Diversity Manage-<br />

Hochschule Kempten / Allgäu (Deutsch-<br />

rischen Umfeld hin: Im französischen<br />

es muss sie managen. In der Schweiz als<br />

für das Unternehmen das wichtigste<br />

darum, kulturell differenzierte Kunden-<br />

ment» geht es für Unternehmerinnen<br />

land). Zudem ist er Mitglied des Lilien-<br />

Sprachraum wird von «ouverture<br />

exportorientiertem Land hat der Aspekt<br />

Kapital darstellen, und die ebenso<br />

wünsche zu erkennen und diese mit<br />

und Unternehmer letztlich darum, die<br />

bergrates.<br />

sociale» gesprochen, während im eng-<br />

der Vielfältigkeit in Bezug auf Markt- und<br />

ernsthaft gemeinte Absicht, dieses<br />

Mitarbeitenden abzugleichen, die dank<br />

Andersartigkeit in der Mitarbeiterschaft


8<br />

U N T E R N E H M E R T U M<br />

9<br />

Von Günter Heuberger*<br />

Kraft für ein starkes und faires<br />

Unternehmertum<br />

Unternehmerisches Denken setzt eine<br />

emotionale Bindung an die Firma voraus,<br />

die über das blosse Geldverdienen<br />

überzeugt, innovationsfreudig und risikobereit,<br />

aber auch fleissig und diszipliniert<br />

zu sein, die für richtig befunde-<br />

ren Unternehmern. Seit über 15 Jahren<br />

nehme ich mir zwei- bis dreimal pro<br />

Jahr ganz bewusst die Zeit, um Themen<br />

oder das Karrieredenken hinausgeht.<br />

nen Werte (vor) zu leben und allfällige<br />

aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und<br />

Die Schweiz hat sich nach dem<br />

Mehr als nur Geldverdienen und<br />

Da nicht jeder Arbeitnehmer Unter-<br />

Auswüchse in den eigenen Unterneh-<br />

Kultur vertieft aus den verschiedenen<br />

Zweiten Weltkrieg zu einer Erfolgs-<br />

Karrieredenken<br />

nehmer sein kann oder sein will, geht<br />

men wieder zu vermeiden und alles in<br />

Blickwinkeln zu reflektieren. Als Medien-<br />

geschichte für das Unternehmertum<br />

Bekanntlich ist nichts so konstant<br />

es darum, den Mitarbeitenden unter-<br />

die richtigen Bahnen zu lenken. Doch<br />

unternehmer muss ich nicht zu jeder<br />

entwickelt. Tausende KMUs, basie-<br />

wie der Wandel. Und dieser Wandel<br />

nehmerisches Denken als Leitlinie zu<br />

Unternehmer ist nicht nur – wie das<br />

Entwicklung in den verschiedenen Ge-<br />

rend auf einer hervorragenden Berufs-<br />

hat sich in den letzten fünfzehn Jah-<br />

vermitteln und so eigenverantwortli-<br />

Wort nahelegt – der Gründer eines<br />

bieten alles wissen. Aber die Gesamt-<br />

bildung, waren die Grundlage für eine<br />

ren nochmals beschleunigt. Die Stich-<br />

ches Handeln, Kundenfreundlichkeit<br />

Unternehmens, sondern auch derje-<br />

zusammenhänge und die Wechselwir-<br />

nachhaltige Entwicklung der Gesell-<br />

worte Globalisierung, Digitalisierung<br />

und Effektivität nachhaltig zu fördern.<br />

nige, der darin Führungsverantwor-<br />

kungen der gesellschaftlichen Trends<br />

schaft, die es einem breiten Mittel-<br />

und Komplexität sind die technischen<br />

Die Mitarbeitenden sollen vom Unter-<br />

tung übernimmt. Mehr als andere Mit-<br />

und deren mögliche Auswirkungen auf<br />

stand ermöglichte, geschäftlich und<br />

Beschleuniger des emotionalen Wer-<br />

nehmer in der Praxis immer wieder<br />

arbeitende müssen Angehörige der<br />

meine Unternehmen Radio Top und<br />

privat einen «runden Lebensplan» zu<br />

tewandels, den wir Unternehmer sehr<br />

erfahren, wie sie durch gelebtes Unter-<br />

Führungsebene typische Unternehmer-<br />

Tele Top muss ich früh antizipieren.<br />

verfolgen. Die traditionellen Werte<br />

stark spüren. Unternehmer in der Gegen-<br />

nehmertum und unternehmerisches<br />

eigenschaften beherrschen: Sie müs-<br />

Mein Credo lautet: Ich muss überhaupt<br />

von Treu und Glauben, Zielstrebigkeit<br />

wart und Zukunft zu sein, ist deshalb<br />

Denken bessere Leistungen erzielen<br />

sen langfristig planen und kalkulieren,<br />

nicht jeden kurzfristigen Trend mitma-<br />

und Genügsamkeit im Geschäftsle-<br />

anspruchsvoller geworden. Die Rolle<br />

können.<br />

mit Augenmass und Weitsicht inves-<br />

chen, um erfolgreich führen zu kön-<br />

ben und im privaten Umgang führten<br />

als Patron ist immer noch wichtig,<br />

Dr. Günter Heuberger, hier im<br />

tieren, Zielvereinbarungen umsetzen,<br />

nen. Aber umgekehrt gilt auch: Das<br />

zu einer Bürgergesellschaft, die auch<br />

ja sie ist die Grundlage des Unternehmer-<br />

Sendestudio von Radio Top: «Für die<br />

Gefragt sind Innovation und<br />

Zuversicht vermitteln, Prioritäten setzen<br />

Nichterkennen, wie sich die Gesell-<br />

die Solidarität mit den Benachteiligten<br />

seins. Aber heute gehört meines Erach-<br />

Überprüfung meiner Führungsgrundsätze<br />

Mut zum Risiko<br />

und durch richtiges Delegieren Verant-<br />

schaft entwickelt, oder die oft beob-<br />

umfasste. An der Spitze der Unterneh-<br />

tens mehr dazu: Zivilcourage und Mut!<br />

sind die Veranstaltungen des <strong>Lilienberg</strong><br />

Das unternehmerische Denken umfasst<br />

wortung abgeben. Es ist deshalb klar:<br />

achtete Arroganz von «Möchtegern-<br />

men standen unternehmerisch den-<br />

Unternehmerforums die ideale Plattform.»<br />

heute eine ganze Palette von positi-<br />

Unternehmerisches Handeln beginnt<br />

unternehmern», die schon im Voraus<br />

kende Patrons, die das Beste des Unter-<br />

ven Charaktereigenschaften und Ver-<br />

– wie andere Formen der Motivation –<br />

wissen, wie sich alles entwickelt, sind<br />

nehmens im Auge hatten. Natürlich<br />

haltensweisen. Und immer mehr sind<br />

beim Unternehmer selbst.<br />

für die langfristige Entwicklung jedes<br />

führte auch damals das unterneh-<br />

es auch Abgrenzungen zum «Main-<br />

Unternehmens fatal.<br />

merische Denken nicht an Kriterien<br />

stream» in Gesellschaft, Medien, Politik<br />

Unternehmer müssen lebenslang<br />

Als Unternehmer mit einer hohen sozi-<br />

wie Umsatz- und Gewinnsteigerung,<br />

und Sport. Das braucht, wie gesagt,<br />

lernen<br />

alen Verantwortung braucht man nicht<br />

Effektivität und Wirtschaftlichkeit<br />

Zivilcourage und Mut. Die Abgren-<br />

Welche Rolle spielt das <strong>Lilienberg</strong><br />

nur die zweifellos wichtige emotionale<br />

vorbei.<br />

zungen müssen nicht lautstark in den<br />

Unternehmerforum in meinen Überle-<br />

Intelligenz, sondern auch das Bewusst-<br />

Medien «gefeiert» werden. Nein, es<br />

gungen <strong>Lilienberg</strong> ist für mich in erster<br />

sein, dass eine Unternehmerkarriere<br />

geht darum, von der eigenen Stärke<br />

Linie der Ort der Begegnung mit ande-<br />

auch lebenslanges Lernen bedeutet.


10 11<br />

B E G E G N U N G<br />

Von Werner Schwarzwälder<br />

Mein Werdegang umfasste immer<br />

wieder längere Ausbildungsphasen.<br />

Die Mittelschule im Lyceum Alpinum<br />

heisst etwas frei übersetzt: Jedes Unternehmen<br />

soll faire und gleiche Möglichkeiten<br />

beim Start seiner Tätigkeit<br />

zusätzliche Impulse für die Überprüfung<br />

der eigenen Strategien im kompetitiven<br />

Umfeld. Schliesslich bringt <strong>Lilienberg</strong> die<br />

Reinhold Würth: «Aus dem Hintergrund<br />

mische ich schon noch ein bisschen mit»<br />

Zuoz mit dem Schwergewicht im Sport<br />

oder seiner Projekte haben. Was das<br />

internationale Dimension der Boden-<br />

(«Mens sana in corpore sano») brachte<br />

Unternehmen nachher daraus macht,<br />

seeregion. Für mich sind diese Begeg-<br />

Die Zuhörer haben dem Gast sicher alle<br />

damaligen Bundesrepublik nach dem<br />

1200 in der Schweiz. 8,4 Milliarden<br />

mir das Verständnis für die universal<br />

soll durch geschicktes Handeln in einem<br />

nungen ein reicher Fundus für neue<br />

seine Thesen, Äusserungen und Bemer-<br />

Zweiten Weltkrieg, geschaffen habe.<br />

Euro Umsatz nennt die Halbjahres-<br />

geltenden Werte der Achtung der<br />

fairen Wettbewerb ausgefochten werden.<br />

geschäftliche und private Horizonte.<br />

kungen abgenommen, einen Satz aber<br />

Und mit Blick auf Walter Reist meinte<br />

Bilanz 2010, selbst im Krisenjahr 2009<br />

unterschiedlichen Kulturen, aus denen<br />

ganz besonders: «Aus dem Hintergrund<br />

der Moderator: «Hier sitzen gleich<br />

erwirtschaftete Würth noch 235 Millio-<br />

die Schüler stammten. Im Sport brach-<br />

Bei Radio Top und Tele Top kann ich<br />

* Der Medienunternehmer und stu-<br />

mische ich schon noch ein bisschen<br />

zwei erfolgreiche Unternehmer.»<br />

nen Euro Gewinn. «Wir haben die Krise<br />

ten uns die Games-Masters aus England<br />

meine erworbenen Grundsätze der Füh-<br />

dierte Jurist Dr. Günter Heuberger (57)<br />

mit». Ein verschmitztes Lächeln huschte<br />

schnell beherrscht», sieht der Senior<br />

das «fair play» im eigentlichen engli-<br />

rung und des Unternehmertums täg-<br />

ist Geschäftsführer der Top-Medien, zu<br />

dabei über das Gesicht von Prof. Dr. h. c.<br />

«In der Nische zum Weltmarktführer»<br />

seinen wichtigen Grundsatz eines<br />

schen Sinn bei. Im Jura-Studium an der<br />

lich einbringen. Für die laufende Über-<br />

denen Radio Top, Tele Top und Top Two<br />

mult. Reinhold Würth, der am 28. Sep-<br />

– unter diesem Titel referierte Rein-<br />

schnellen und wendigen Unternehmens<br />

Universität Zürich beeindruckte mich der<br />

prüfung meiner Führungsgrundsätze<br />

gehören. Die Top-Gruppe mit Sitz in<br />

tember zum 62. <strong>Lilienberg</strong> Forum nach<br />

hold Würth aus seinem Wirkungskreis.<br />

bestätigt.<br />

«Grundsatz von Treu und Glauben» im<br />

sind die Veranstaltungen des <strong>Lilienberg</strong><br />

Winterthur ist zu einem Unternehmen<br />

Ermatingen gekommen war. Dass ein<br />

Erfolg lässt sich bei Reinhold Würth,<br />

Handeln. In der Ausarbeitung der Dis-<br />

Unternehmerforums die ideale Platt-<br />

mit weit über 100 Mitarbeitenden ange-<br />

Unternehmer dieses Schlags trotz seiner<br />

inzwischen Vorsitzender des Stiftungs-<br />

sertation über das internationale Luft-<br />

form. Gleichgesinnte Persönlichkeiten<br />

wachsen. Von 1996 bis 2006 präsi-<br />

75 Jahre nicht das Altenteil wählt, war<br />

aufsichtsrates der Würth-Gruppe, am<br />

recht an der McGill University in Mon-<br />

aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesell-<br />

dierte Günter Heuberger den Verband<br />

allen Zuhörern klar, die den Ausführun-<br />

leichtesten in Zahlen darstellen: Mit<br />

treal stand das Prinzip der «fair and<br />

schaft und Sport sind die Messlatte für<br />

Schweizer Privatradios.<br />

gen des Künzelsauers gebannt folgten.<br />

zwei Mitarbeitern fing sein Vater 1945<br />

equal opportunities» im Zentrum, das<br />

die eigenen Erfahrungen und geben<br />

den Schraubenhandel an. Mit 19 Jah-<br />

Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth.<br />

Gastgeber Dr. h. c. Walter Reist hatte<br />

ren musste der junge Reinhold den<br />

nicht zu hoch gegriffen, als er dem<br />

Betrieb übernehmen, weil der Vater<br />

<strong>Lilienberg</strong> Gast attestierte, «echtes, wah-<br />

gestorben war. Heute verkauft Würth<br />

res Unternehmertum» zu leben. Um es<br />

rund 100 000 verschiedene Produkte<br />

salopp auszudrücken: Mehr Unterneh-<br />

von Schrauben und Dübeln bis zu<br />

mer als Reinhold Würth geht wirklich<br />

Elektrowerkzeug, alles vorwiegend für<br />

nicht. Moderator Prof. Dr. Dres h. c.<br />

das Handwerk. 150 Ingenieure entwi-<br />

Bernd Rüthers brachte es denn auch<br />

ckeln neue Produkte, beispielsweise<br />

auf den Punkt, als er seinen Gast<br />

Dübel, die bei Erdbeben Decken an<br />

als einen Angehörigen jener Gene-<br />

ihrem Platz halten. Der Name «Würth»<br />

ration vorstellte, die das Wirtschafts-<br />

ist in 84 Ländern vertreten, 60 000 Mit-<br />

wunder, den unglaublichen Aufbau der<br />

arbeitende zählt die Gruppe, davon


12 13<br />

Moderator Prof. Dr. Dres h. c. Bernd<br />

Rüthers (rechts) überreicht Prof.<br />

Das Projekt «2020 – 20»<br />

Am deutlichsten legte der Unternehmer<br />

sein Erfolgsrezept auf den Tisch,<br />

tum stösst er jetzt wieder mit dem Projekt<br />

«2020 – 20» an, was nicht weniger<br />

bedeutet als das ehrgeizige Ziel, im<br />

Familienunternehmen im Erbfall oft<br />

leiden». An der Spitze des Stiftungsgeflechts<br />

steht er selbst, ansonsten hält<br />

Humorvolle Szene bei der<br />

Geschenkübergabe<br />

Dass <strong>Lilienberg</strong> mit dem achtreichsten<br />

stellte der Gast schnell klar: «Doch,<br />

doch, den kann ich schon mitnehmen».<br />

Dr. h. c. mult. Reinhold Würth das<br />

Gastgeschenk, einen Thurgauer<br />

Früchtekorb.<br />

als er auf das Thema «Wachstum» zu<br />

Jahr 2020 bei 20 Milliarden Umsatz zu<br />

Tochter Bettina die Fäden in der Hand<br />

Mann Deutschlands aber auch einen<br />

62. <strong>Lilienberg</strong> Forum vom 28. Septem-<br />

sprechen kam. Man kann sich vorstel-<br />

landen.<br />

und wird vom Vater schon mal gefragt,<br />

Schwaben eingeladen hatte, machte<br />

ber 2010, «In der Nische zum Weltmarkt-<br />

len, wie dieser Mann seine Mitarbeiter<br />

ob dieses oder jenes Schreiben, das er<br />

eine kleine Szene zum Schluss des<br />

führer», mit Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold<br />

über Jahrzehnte auf Trab gehalten hat,<br />

Um den Mitarbeitern auch nach<br />

verfasst hat, so auch recht sei.<br />

Forums deutlich. Als ihm der grosse,<br />

Würth, Vorsitzender des Stiftungsauf-<br />

denn «man muss ein Unternehmen<br />

Ablauf seiner Zeit ein verlässliches<br />

Bei seiner Bemerkung, Professor Würth<br />

traditionelle Thurgauer Früchtekorb<br />

sichtsrates der Würth Gruppe; Gast-<br />

lang im Zustand des Werdens halten. Im<br />

Unternehmen zu bieten, hat Reinhold<br />

zeige eine sehr menschliche, soziale,<br />

als Gastgeschenk mit der Bemerkung<br />

geber: Dr. h. c. Walter Reist; Moderation:<br />

Zustand des Seins bekommen die Buch-<br />

Würth Stiftungen gegründet und das<br />

ganzheitliche Grundhaltung, hatte Walter<br />

überreicht werden sollte, «den kön-<br />

Prof. Dr. Dres h. c. Bernd Rüthers.<br />

halter-Typen das Sagen.» Neues Wachs-<br />

Unternehmen dort eingebracht, «weil<br />

Reist sicher auch den Kunstmäzen Würth<br />

nen Sie ja fast nicht mitnehmen»,<br />

im Auge. 13 Museen hat er gegründet,<br />

zahlreiche Preise gestiftet. Würth verfügt<br />

Gastgeber Dr. h. c. Walter Reist (rechts) und Referent Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth<br />

über die grösste private Kunstsammlung<br />

Reinhold Würths zentrale Unternehmensgrundsätze<br />

marschieren zügigen Schrittes Richtung <strong>Lilienberg</strong> Zentrum.<br />

in Deutschland.<br />

Bei so vielen Erfolgen war in der Dis-<br />

Wie beiläufig liess der Unternehmer Reinhold Würth beim 62. <strong>Lilienberg</strong> Forum<br />

kussion die Frage nach Fehlern span-<br />

die für ihn bedeutendsten Unternehmensgrundsätze in seinen Ausführungen ein-<br />

nend. «Die Würth-Bau würde ich nicht<br />

fliessen. Nachfolgend eine Zusammenstellung der wichtigsten Kernsätze:<br />

noch einmal gründen, die hat mich<br />

10 Millionen Euro gekostet», antwor-<br />

• «Qualität schlägt Preis»<br />

tete der Gast offen und ehrlich. Mit<br />

• «Wir gewähren unseren leitenden Mitarbeitenden so viel Freiheit wie möglich<br />

Sorge, so die Antwort auf eine andere<br />

und leisten so viel Führung durch die Zentrale wie nötig»<br />

Frage, treibe ihn die Tendenz nach links<br />

• «Wachstum ohne Gewinn ist tödlich»<br />

in der Politik seines Landes um, und<br />

• «Man muss zehn Jahre in die Zukunft planen»<br />

die Neidgesellschaft. Gut weg kam<br />

• «Ein Unternehmen muss schnell und wendig sein»<br />

dagegen der frühere Bundeskanz-<br />

• «Geld ist für Mitarbeiter nicht alles im Leben. Man muss ihnen auch Dank, Res-<br />

ler Gerhard Schröder, der mit sei-<br />

pekt und Anerkennung zollen»<br />

ner Agenda 2010 «Sensationelles»<br />

• «Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit und Geradlinigkeit sind für die Unter-<br />

geleistet habe, was erst später, sprich<br />

nehmenskultur wichtig»<br />

jetzt, wirke.<br />

• «Wir brauchen immer wieder neues Wachstum»


14 15<br />

B E G E G N U N G<br />

Von Wilhelm Knecht<br />

Berthold Leibinger und die hohe Verantwortung<br />

des Unternehmers in der Gesellschaft<br />

ten der einzelnen Teile der Gesellschaft.<br />

Pflichterfüllung, Gehorsam, Unterordnung<br />

und Fleiss wurden als Tugenden hoch-<br />

sie setzt auch Kräfte frei, von denen alle<br />

profitieren.»<br />

Prof. Dr.-Ing. E. h. Berthold Leibinger.<br />

gehalten. Die ungeheure Aufbauleis-<br />

Weiterbildung hat zentrale<br />

nünftiges zu tun, nur weil die öffentli-<br />

Am 3. November war Prof. Dr.-Ing. E. h.<br />

sagte Professor Leibinger zu Beginn sei-<br />

Was haben wir aus der Finanz- und Wirt-<br />

tung des deutschen Volkes war unter<br />

Bedeutung<br />

che Meinung dies verlangt. Man sollte<br />

Berthold Leibinger, Vorsitzender des<br />

nes Vortrages auf <strong>Lilienberg</strong>. «Die Ver-<br />

schaftskrise gelernt Welchen Beitrag<br />

der erschreckenden Ausgangslage (zer-<br />

Und heute Von den Mitarbeitenden<br />

sich immer daran erinnern, dass Unter-<br />

Aufsichtsrats der Trumpf GmbH + Co.<br />

antwortung des Unternehmers in der<br />

können – oder müssen – wir als Unter-<br />

störtes Land, verfemt, zehn Millionen<br />

wird – in einer wieder unsichereren Zeit<br />

nehmen anvertrautes Geld haben, das<br />

KG im deutschen Ditzingen Gast des<br />

Gesellschaft», dieses Thema sei immer<br />

nehmer leisten» Fragen über Fragen.<br />

Flüchtlinge, Millionen junger Män-<br />

– akzentuiert gefordert:<br />

ihnen zum Zwecke der Verzinsung von<br />

63. <strong>Lilienberg</strong> Forums. Seine zentrale,<br />

aktuell, auch in der jetzigen Situation.<br />

ner fehlten) unter anderen Maximen<br />

• vom Lohn der Arbeit leben zu können<br />

den Eigentümern überlassen wurde.<br />

aus vielen Jahrzehnten erfolgrei-<br />

«Ist die Rezession vorbei Beginnt nun<br />

Professor Leibinger blickte zurück auf<br />

vielleicht nicht zu bewältigen. Dafür<br />

• gerecht entlöhnt zu werden<br />

Kritisch wird es auch dann, wenn sich<br />

cher Unternehmensführung abgeleitete<br />

der Aufschwung Sind wir mittendrin<br />

die Fünfzigerjahre. Diese waren geprägt<br />

brauchte es wohl ein Höchstmass an<br />

• einen sicheren Arbeitsplatz zu haben<br />

angestellte Unternehmer – Manager<br />

Erkenntnis lautet: «Ob es uns Unterneh-<br />

– oder gar schon wieder ganz oben<br />

durch autoritäre Gedanken und Verhal-<br />

Disziplin. Dies manifestierte sich im<br />

• anständig behandelt zu werden<br />

– zulasten der Eigentümer exzessiv<br />

mern gut oder schlecht geht, an unsere<br />

Wirtschaftswunder. Ende der Fünfziger-<br />

• im Alter versorgt zu sein<br />

bedienen.»<br />

Verantwortung für die Gesellschaft<br />

und Anfang der Sechzigerjahre begann<br />

– oder vielleicht richtiger, an unsere<br />

Berthold Leibinger: Sein Leben und Wirken<br />

sich die Situation zu verändern. Wohl-<br />

Die Verantwortung des Unternehmers<br />

Ohne Gewinn geht nichts<br />

Verantwortung in der Gesellschaft – wird<br />

stand kam, es folgte eine fast koperni-<br />

spannt sich über einen weiten Bogen.<br />

Die erste und wichtigste Aufgabe eines<br />

immer erinnert!»<br />

Berthold Leibinger wurde im November 1930 in Stuttgart geboren. Nach einer<br />

kanische Revolution der Gesellschaft,<br />

Noch nie haben Mitarbeiterentwicklung<br />

Unternehmers bleibt die wirtschaftlich<br />

Lehre bei der Tumpf GmbH studierte er von 1981 bis 1987 Maschinenbau an der<br />

die ihren Höhepunkt im Jahr 1968<br />

und -weiterbildung eine so wichtige<br />

erfolgreiche Führung des Unterneh-<br />

Christoph Vollenweider hiess Professor<br />

Universität in Stuttgart und wurde anschliessend Konstrukteur bei Trumpf. Im<br />

erreichte. «Wir haben, so sagen Psy-<br />

Rolle gespielt.<br />

mens. Nur wenn ein positives Ergebnis<br />

Leibinger im Namen von Dr. h. c. Walter<br />

Anschluss an einen beruflichen Aufenthalt in den USA wurde er 1961 Leiter der<br />

chologen, den Wandel vom nomozen-<br />

erwirtschaftet wird, können der Fortbe-<br />

Reist zum 63. <strong>Lilienberg</strong> Forum will-<br />

Konstruktionsabteilung und 1966 Technischer Geschäftsführer und Gesellschaf-<br />

trischen zum egozentrischen Weltbild<br />

Ihr Verhalten in der Gesellschaft ist<br />

stand des Unternehmens gesichert und<br />

kommen. Prof. Dr. Dres h. c. Bernd Rüt-<br />

ter bei Trumpf. 2005 übernahm Berthold Leibinger den Vorsitz der Aufsichtsgre-<br />

erfahren», so Professor Leibinger.<br />

für die grossen Unternehmen fester<br />

die Mitarbeiter kontinuierlich beschäf-<br />

hers, Moderator, freute sich, im Dialog<br />

mien der Trumpf Gruppe – nach mehr als 40 Jahren operativer Verantwortung als<br />

Bestandteil der Strategie. Oder präzi-<br />

tigt werden. Ohne Gewinn bewegen<br />

mit Berthold Leibinger die Unterneh-<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung des Familienunternehmens. Professor Leibin-<br />

«Ich will das auch gar nicht verteufeln»,<br />

ser sind es die Reaktionen der Gesell-<br />

sich Reflexionen über die gesellschaft-<br />

mensphilosophien und Lebensstrate-<br />

ger war Mitglied in zahlreichen Aufsichtsräten, unter anderem bei der Deutschen<br />

bekräftigte der Referent. «Die Befrei-<br />

schaft auf ihr Verhalten. «Corporate<br />

liche Verantwortung des Unternehmers<br />

gien eines Weltmarktführers kennen zu<br />

Bank, bei BMW und bei der BASF. Er setzt sich in vielen Funktionen für wirt-<br />

ung des Individuums aus der Bevor-<br />

Social Responsability» ist der Fachaus-<br />

im luftleeren Raum.<br />

lernen.<br />

schaftliche, soziale und insbesondere kulturelle Belange ein. Berthold Leibinger<br />

mundung, die Überwindung starrer<br />

druck dafür. Es sei gut und klug, dass<br />

Es sei für ihn eine Ehre, aus seinen unter-<br />

hat kürzlich seinen «Lebensbericht» in Buchform herausgegeben. Das 240-seitige<br />

Vorgaben und Zwänge bringt nicht<br />

sich Firmen als Wirtschaftsbürger füh-<br />

Professor Leibinger: «Ein Grundprob-<br />

nehmerischen Lebenserkenntnissen her-<br />

Werk mit dem Titel «Wer wollte eine andere Zeit als diese» ist im Murmann-<br />

nur persönlichen Gewinn und ver-<br />

len und ihr Verhalten an Bürgertugen-<br />

lem unserer Wirtschaftsordnung ist,<br />

aus Leitideen – als Vergleich mit eigenen<br />

Verlag erschienen.<br />

schafft dem Einzelnen ein besseres,<br />

den orientieren, so Professor Leibinger.<br />

dass es neben dem für viele erreich-<br />

Erfahrungen gedacht – zu vermitteln,<br />

menschenwürdigeres Leben, sondern<br />

«Es ist aber falsch, wirtschaftlich Unver-<br />

ten Wohlstand, der sozialen Sicherheit


16 17<br />

Angeregtes Gespräch: Moderator Prof. Dr. Dres h. c. Bernd Rüthers (links), Referent Prof.<br />

Dr.-Ing. E. h. Berthold Leibinger (Mitte) und Wilhelm Knecht, Mitglied des <strong>Lilienberg</strong>rates.<br />

und den Bildungsmöglichkeiten auch<br />

die Geissel der Arbeitslosigkeit gibt.<br />

Wenn Menschen, die arbeiten wollen,<br />

ohne Arbeit sind, muss uns das bedrücken.<br />

Gebraucht zu werden, nützlich zu<br />

sein, einen Beitrag in der Gesellschaft<br />

leisten zu können, ist ein Ur-Anliegen<br />

der Menschen, gerade auch junger<br />

Menschen.» Die Erhaltung der Beschäftigung<br />

in unserer Heimat, die Aufrechterhaltung<br />

des sozialen Friedens sei eine<br />

Aufgabe, die wahrlich auch in der Verantwortung<br />

der Unternehmer liege.<br />

Ist der Gewinn alles<br />

Den Gewinn als Mass aller Dinge in seiner<br />

Relation zum eingesetzten Kapital<br />

zu sehen, könne aber kein ausschliessliches<br />

Unternehmensziel an sich sein.<br />

«Es gibt andere Grössen, die mit zu<br />

berücksichtigen sind – das Schicksal der<br />

sich uns anvertraut habenden Mitarbeiter<br />

etwa, die Verpflichtung gegenüber<br />

den Lieferanten, die Bindung gegenüber<br />

dem Gemeinwesen.»<br />

«Allerdings», so Berthold Leibinger:<br />

«Wenn wir eine besondere Unternehmenskultur<br />

wollen, eine Unternehmenskultur,<br />

die der sozialen Marktwirtschaft<br />

verpflichtet ist, eine Unternehmenskultur,<br />

die von der angelsächsich-amerikanischen<br />

Denkweise abweicht, wenn<br />

wir die Sozialpflichtigkeit des Eigentums<br />

bejahen, müssen wir sie alle wollen,<br />

auch die Aktionäre!»<br />

Unternehmer rechnen sich gemeinhin<br />

der Elite zu. Genügen hierbei «Leistungseliten»<br />

– «Durch seine berufliche Leistung<br />

erreicht ein Mensch eine herausragende<br />

Position. Aber dann muss,<br />

damit er zur Elite gehört, noch etwas<br />

dazukommen!» Die Verantwortlichkeit<br />

insbesondere des Unternehmers verlange,<br />

dass er seine Talente auch in den<br />

Dienst der Gesellschaft stelle. Es gebe<br />

eine Gemeinwohlpflichtigkeit der Privilegierten.<br />

Professor Leibinger: «Unsere<br />

Gesellschaft braucht die Meinung der<br />

Unternehmer im politischen Raum. Sie<br />

braucht die Stimme der Wirtschaft bei<br />

Die Aufgaben der Unternehmer und die Anforderungen an die Eliten<br />

Die erste Pflicht eines Unternehmers sei deshalb, Talent zur Führung eines<br />

Unternehmens zu haben. Gefordert werden namentlich:<br />

• Fantasie und Kreativität<br />

• Mut zum Risiko<br />

• die Fähigkeit, mit Menschen umzugehen<br />

• die Eigenschaft, das Vertrauen anderer zu gewinnen<br />

• Verlässlichkeit<br />

• die Kraft, Rückschläge hinzunehmen<br />

• und nicht zuletzt Fleiss<br />

der Formulierung der Gesetze und Verordnungen,<br />

die unser Arbeitsleben<br />

bestimmen. Sie braucht die organisatorische<br />

Erfahrung der Unternehmer im sozialen<br />

Bereich. Sie braucht die Unruhe und<br />

Neugier der Wirtschaftsverantwortlichen<br />

bei der Formulierung vieler Ziele in<br />

der Wissenschaft. Und sie braucht das<br />

Engagement der Unternehmer im kulturellen,<br />

auch im kirchlichen Bereich – nicht<br />

nur als Geldgeber, sondern ebenso als<br />

Teil der Gesellschaft, die weiss, dass sie<br />

nicht vom Brot allein lebt.»<br />

Jungunternehmer fördern<br />

Professor Rüthers nahm nach dem Referat<br />

von den Teilnehmenden eine Vielzahl<br />

von Wortmeldungen entgegen.<br />

Sie betrafen vor allem die Frage nach<br />

der Förderung von Jungunternehmern.<br />

Hierzu zeigte Professor Leibinger verschiedenste<br />

Wege auf. Fakt ist: Unternehmen<br />

können und sollen Möglichkeiten<br />

für einen unternehmerischen<br />

Werdegang bereits Jugendlichen, beispielsweise<br />

durch Projektbeteiligungen,<br />

offenlegen. Professor Leibinger verdeutlichte<br />

zudem von ihm initiierte Vorgehensmodelle<br />

für Start-up-Unternehmen:<br />

«Junge Menschen müssen in den Unternehmern<br />

Vorbilder erkennen können!»<br />

63. <strong>Lilienberg</strong> Forum vom 3. November Trumpf-Gruppe; Gastgeberin: Stiftung<br />

2010, «Die Verantwortung des Unternehmers<br />

in der Gesellschaft», mit Prof. treten durch Christoph Vollenweider,<br />

<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum, ver-<br />

Dr.-Ing. E. h. Berthold Leibinger, Vorsitzender<br />

der Aufsichtsratsgremien der Prof. Dr. Dres h. c. Bernd Rüthers.<br />

Leiter Unternehmertum; Moderation:<br />

Referent Prof. Dr.-Ing. E. h. Berthold Leibinger (Mitte) zusammen mit Christoph Vollenweider,<br />

Leiter Unternehmertum (links), und Moderator Prof. Dr. Dres h. c. Bernd Rüthers.


18 19<br />

B E G E G N U N G<br />

B E G E G N U N G<br />

Von Stefan Bachofen<br />

Von Stefan Bachofen<br />

Der rockende Benediktiner-Abt<br />

ist Gast auf <strong>Lilienberg</strong><br />

Arbeit nicht annimmt. Ebenfalls wehrt er<br />

sich gegen unverantwortliches Management<br />

und Profitmaximierung.<br />

Junger Bratschist mit<br />

charismatischer Bühnenpräsenz<br />

Vor einem Jahr wurde ihm der Sonderpreis<br />

für den besten Liedpianisten beim<br />

Schubert-Wettbewerb in Dortmund<br />

zugesprochen. Wenn Mönkemeyer<br />

Einen ganz besonderen Gast wird<br />

1961 nach dem Abitur in das Bene-<br />

Obwohl er hoher Amtsträger der katho-<br />

In den Genuss eines hochstehenden<br />

zusammen mit Nicholas Rimmer am<br />

und Rimmer zusammen Kammermusik<br />

Dr. h. c. Walter Reist am Dienstag,<br />

diktinerkloster Sankt Ottilien ein. Dort<br />

lischen Kirche ist, hat Notker Wolf in<br />

Brahms- und Schumann-Konzerts mit<br />

Klavier den renommierten Parkhouse<br />

machen, werden die beiden in Kon-<br />

15. März 2011, am 64. <strong>Lilienberg</strong> Forum<br />

erhielt er den Ordensnamen Notker.<br />

den vergangenen Jahren eine Liebe zur<br />

einem überragenden Bratschisten in der<br />

Award, einen internationalen Preis für<br />

zertkritiken regelmässig als «Traumduo<br />

in Ermatingen begrüssen dürfen. Mit<br />

Er studierte an der Benediktinerhoch-<br />

Rockmusik entwickelt. Gelegentlich tritt<br />

Hauptrolle kamen am 2. November die<br />

Kammermusik, und er wurde als Nach-<br />

schlechthin» bezeichnet – als Traum-<br />

dem Abtprimas der benediktinischen<br />

schule in Rom Philosophie, wechselte<br />

er zusammen mit der Band Feedback<br />

geladenen Gäste des letzten <strong>Lilienberg</strong><br />

wuchskünstler des Jahres mit dem Echo<br />

duo, dessen Dialog durch erfrischende<br />

Konföderation, Dr. Notker Wolf, erzählt<br />

dann an die Universität München, wo er<br />

an Konzerten auf und spielt E-Gitarre<br />

Rezitals im Jahr 2010. Dazwischen<br />

Klassik geehrt. Wie kein anderer hat<br />

Lebendigkeit besticht.<br />

der oberste Repräsentant des ältesten<br />

ein Studium in Theologie, Philosophie,<br />

oder Querflöte. Im August 2008 stand<br />

sorgten Variationen von Mozart für<br />

Nils Mönkemeyer der Bratsche zu medi-<br />

Ordens der Christenheit aus seinem Wir-<br />

Zoologie, Anorganischer Chemie und<br />

der Abtprimas mit seiner Band, die sich<br />

eine stilistische Abwechslung.<br />

aler Aufmerksamkeit verholfen und sie<br />

Im Klang sonorer als die Violine<br />

kungskreis im Allgemeinen und zum<br />

Astronomiegeschichte in Angriff nahm.<br />

musikalisch an den Rolling Stones orien-<br />

aus dem Schatten des Konzertbetriebs<br />

Dass vor allem das Repertoire der<br />

Thema «Wertehaltungen zur Zukunfts-<br />

Mit der Arbeit «Das zyklische Welt-<br />

tiert, als Vorgruppe des Deep-Purple-<br />

Mit Nils Mönkemeyer, auch bekannt<br />

ans Licht gebracht, sodass viele Deut-<br />

Romantik Nils Mönkemeyer beson-<br />

bewältigung» im Speziellen. Als insge-<br />

modell der Stoa» wurde er 1974 zum<br />

Konzerts auf dem Meierhof im Kloster<br />

als «deutsches Bratschenwunder», und<br />

sche mittlerweile von einem regelrech-<br />

ders gut liegt, spürten die geladenen<br />

samt neunter Abtprimas ist Notker Wolf<br />

Dr. phil. promoviert.<br />

Benediktbeuern auf der Bühne.<br />

dem Pianisten Nicholas Rimmer, eben-<br />

ten «Bratschen-Boom» sprechen. Seine<br />

Gäste des Rezitals im <strong>Lilienberg</strong> Zent-<br />

heute weltweiter Sprecher der Bene-<br />

falls ein Deutscher, gelang es Gast-<br />

beiden ersten CDs stürmten in unserem<br />

rum schnell. Bei romantischen Werken<br />

diktiner mit 7500 Mönchen und 17 100<br />

Gegen unverantwortliches<br />

geberin Susanne Rau-Reist, zwei<br />

nördlichen Nachbarland innert kurzer<br />

wie denjenigen von Brahms oder von<br />

Nonnen. Der 70-jährige Deutsche trat<br />

Management<br />

junge, gleichzeitig aber bereits etab-<br />

Zeit die Klassik-Charts.<br />

dessen Förderer Schumann kann Mön-<br />

Im September 2000 erfolgte Notker<br />

lierte Musikkünstler ins <strong>Lilienberg</strong> Zen-<br />

kemeyer, der als Professor für Viola<br />

Wolfs Wahl zum neunten Abtprimas.<br />

trum einzuladen; Musiker, die in den<br />

Auch Mönkemeyers musikalischer Part-<br />

an einer Musikhochschule in Dresden<br />

Mit Mönchskutte, Kreuz und Gitarre:<br />

2008 bestätigte ihn der Äbtekongress<br />

vergangenen Jahren international auf<br />

ner, der in England geborene Pianist<br />

tätig ist, den sonoren und warmen<br />

Notker Wolf, oberster Chef der<br />

für weitere vier Jahre in seinem Amt.<br />

höchstem Niveau für Furore gesorgt<br />

Nicholas Rimmer, kann als erst 29-Jäh-<br />

Klang seiner Bratsche aus der Werk-<br />

Benediktinermönche.<br />

Notker Wolf tritt in der Öffentlichkeit mit<br />

hatten. Der 32-jährige Mönkemeyer<br />

riger bereits zahlreiche internationale<br />

statt des Münchner Geigenbauers<br />

dezidiert politischen Meinungen auf. Im<br />

erhielt 2006 in Moskau den ersten<br />

Erfolge vorweisen. 2005 gewann er den<br />

Peter Erben wunderbar entfalten und,<br />

Sommer 2007 erschien er in einem Inse-<br />

Preis des Internationalen Yuri-Bashmet-<br />

Birmingham Accompanist of the Year<br />

gemeinsam mit Klavierpartner Nicholas<br />

rat der Initiative Neue Soziale Markt-<br />

Wettbewerbs für Viola da Braccio, oder<br />

Award, 2006 den Preis des Deutschen<br />

Rimmer, die kantablen Bögen auskos-<br />

wirtschaft. Er plädiert für mehr Eigen-<br />

auch Bratsche genannt; im selben Jahr<br />

Musikwettbewerbs und, mit dem von<br />

ten. Mit der Bratsche wird ein Musiker<br />

verantwortung des Einzelnen sowie<br />

wurde er mit dem Preis des Deutschen<br />

ihm gegründeten Leibniz-Trio, einen ers-<br />

fast nie berühmt; im Orchester fris-<br />

für Kürzungen beim Arbeitslosengeld,<br />

Musikwettbewerbs ausgezeichnet. Ver-<br />

ten Preis beim Internationalen Johan-<br />

ten Bratschisten, im Gegensatz zu Gei-<br />

falls der Arbeitslose eine zumutbare<br />

gangenes Jahr gewann er in London<br />

nes-Brahms-Wettbewerb in Pörtschach.<br />

gern, oftmals nur ein Schattendasein.


20 21<br />

«Nur selten kann man die Bratsche als<br />

Allegro appassionato (heiter-leiden-<br />

die Geige es vermag, nimmt er sich der<br />

Soloinstrument hören», sagte Mode-<br />

schaftlich) und Andante con moto<br />

Melodien an, kostet den leicht heise-<br />

Die Bratschisten-Klischees gründlich widerlegt<br />

ratorin Eva Oertle-Zippelius. Ein Brat-<br />

(mässig bewegt) ist ursprünglich eine<br />

ren Ton der Bratsche aus und verwan-<br />

schenspieler in der Rolle des Solisten<br />

Sonate für Klarinette und Klavier und<br />

delt ihre Mittellage, die ohne extreme<br />

Über kaum eine andere Gruppe von Musikern zirkulieren so viele Witze und<br />

– das gabs bisher auch an einem Lili-<br />

wurde nachträglich auch für Bratsche<br />

Höhen und Tiefen auskommen muss,<br />

Klischees wie über die Bratschisten. «Bratschisten werden verspottet, wenig<br />

enberg Konzert noch nie. Nils Mönke-<br />

und Klavier übernommen. «Ein Glanz-<br />

in einen unschlagbaren Vorteil.» Mit<br />

virtuos, dem Üben abgeneigt, allgemein faul und begriffsstutzig zu sein», sagte<br />

meyer spielt die Bratsche allerdings so<br />

stück der Kammermusik-Literatur», so<br />

diesen Worten lässt sich auch Mön-<br />

Moderatorin Eva Oertle-Zippelius zu Beginn des Rezitals. Das schlechte Image des<br />

gut, dass manche Violinisten vor Neid<br />

die Moderatorin. Allgemein gibt es nur<br />

kemeyers Auftritt in Ermatingen tref-<br />

Bratschers rühre daher, dass die Bratsche im klassischen Orchester bis weit ins<br />

erblassen.<br />

sehr wenig Musikliteratur für Solo-Viola,<br />

fend zusammenfassen. Denn klar ist:<br />

19. Jahrhundert nur eine untergeordnete Stellung innehatte, für die Bratsche rela-<br />

deshalb die Adaptionen und Transkrip-<br />

Der junge Bratschist aus Bremen besitzt<br />

tiv wenig Sololiteratur existiert und die Orchesterstimme der Bratsche in älteren<br />

Moderatorin Eva Oertle-Zippelius<br />

Eigene Liedtranskriptionen gespielt<br />

tionen für Bratsche als Solo- und für<br />

eine geradezu charismatische Bühnen-<br />

Kompositionen als vergleichsweise leicht zu spielen gilt. Im Internet gibt es unter<br />

im Gespräch mit dem «deutschen<br />

Wie bereits an den beiden vorange-<br />

Klavier als Begleitinstrument.<br />

präsenz. Er musiziert mit einem der-<br />

www.bratschenwitze.de sogar eine Sammlung ausschliesslich mit Bratschen-<br />

Bratschenwunder» Nils Mönkemeyer.<br />

gangenen Rezitals räumten die Orga-<br />

artig feurigen Temperament, dass die<br />

witzen. Beispiel Nummer eins: «Was ist die erste Runde im Bratschistenwettbewerb<br />

Rechts Pianist Nicholas Rimmer.<br />

nisatoren am November-Anlass den<br />

Sozusagen umrahmt von den Schumann-<br />

meisten seiner Solistenkollegen im Ver-<br />

Antwort: Auswendig stimmen.» Beispiel<br />

Werken von Robert Schumann im Pro-<br />

und Brahms-Werken aus der Zeit der<br />

gleich fast wie zahme Biedermänner<br />

Nummer zwei: «Was ist der Unterschied<br />

gramm viel Platz ein. Dies aus Anlass des<br />

Romantik spielten Mönkemeyer und<br />

aussehen. Mönkemeyer und sein Part-<br />

zwischen einer Bratsche und einer<br />

200. Geburtstages Schumanns. «Die drei<br />

Rimmer zur Konzertmitte aus der Welt<br />

ner am Klavier, Nicholas Rimmer, spie-<br />

Waschmaschine Antwort: Die Wasch-<br />

vorgetragenen Liedtranskriptionen für<br />

der Klassik die sechs Variationen in<br />

len auf hohem, fein aufeinander abge-<br />

maschine vibriert, was herauskommt, ist<br />

Viola und Klavier, aber auch das Ada-<br />

g-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart<br />

stimmtem Niveau, farbenreich und mit<br />

sauber, und sie kommt erst am Ende des<br />

gio und Allegro in As-Dur haben<br />

über das französische Lied «Au bord<br />

einer angenehmen Wärme des Tons,<br />

Programms ins Schleudern.»<br />

Mönkemeyer und Rimmer selbst aus-<br />

d’une fontaine». Sie entstanden 1781 in<br />

die sich auch dank des sehr räumlichen<br />

Spätestens nach dem Rezital war allen<br />

geführt», betonte Eva Oertle-Zippelius.<br />

Wien, zusammen mit den Variationen<br />

Klangbildes vermittelt.<br />

126 Gästen im <strong>Lilienberg</strong> Zentrum klar:<br />

Gleiches gilt für die Liedtranskriptio-<br />

in G-Dur.<br />

Nils Mönkemeyer passt in keines die-<br />

nen von Johannes Brahms («Botschaft»,<br />

ser Klischees. Oder, um es mit den<br />

«An die Nachtigall» und «Wie Melodien<br />

Mit feurigem Temperament<br />

Worten der Moderatorin zu sagen: «Er<br />

zieht es mir»), Liedtranskriptionen, die<br />

musiziert<br />

hat heute Abend all diese schlafmützi-<br />

Stimmungsbilder zeichnen und sanfte<br />

Die bayrische Zeitung «Main-Echo»<br />

gen Klischees eines Bratschisten gründ-<br />

Gefühle wachrufen. Die abschlies-<br />

schrieb kürzlich in einer Konzertkritik:<br />

lich widerlegt, ja demontiert.»<br />

sende Sonate für Viola und Klavier in<br />

«Nils Mönkemeyer zeigt sein Instru-<br />

Es-Dur, ebenfalls von Brahms, mit den<br />

ment von seiner besten Seite: beson-<br />

Sätzen Allegro amabile (heiter-lieblich),<br />

nen, weniger dramatisch und schrill, als


22 23<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Werner Schwarzwälder<br />

Michael Ringier: «Den ‹Blick› zu machen,<br />

ist eine Gratwanderung»<br />

zu Regierungen, vorwiegend in Osteuropa.<br />

Für die Gesamtstrategie aber<br />

seien die Unternehmensleitung und<br />

rund 7500 Mitarbeitenden verlegt Ringier<br />

Zeitungen und Zeitschriften, produziert<br />

und vermarktet Fernsehsendun-<br />

AG betrieben wird. Um dies anzubahnen,<br />

habe man den Ex-Kanzler Schröder<br />

aber nicht gebraucht, «da gibt es<br />

das Management zuständig.<br />

gen, hält wesentliche Beteiligungen<br />

alte Verbindungen». Investitionen im<br />

Michael Ringier führt den Ringier-<br />

für allzu forschen Journalismus Strafe<br />

«Man muss den Leuten die Welt<br />

an Fernseh- und Radiokanälen, pro-<br />

Ausland kosteten in den nächsten<br />

Konzern in der fünften Generation.<br />

zahlen muss.<br />

erklären»<br />

Unabhängiger Journalismus<br />

duziert Events und Konzerte mit Ticke-<br />

Jahren viele 100 Millionen Franken, da<br />

«Strategisches entscheiden wir selbst»,<br />

Wahrscheinlich war ihm deshalb kein<br />

gewünscht<br />

ting, unterhält Web- und Mobile-Platt-<br />

sei es sinnvoll, dies mit einem Unter-<br />

erzählte er am <strong>Lilienberg</strong> Gespräch<br />

In Deutschland die Grundlagen des<br />

abwertendes Wort über das Flagg-<br />

Beim Einsatz neuer Technologien in<br />

formen und betreibt Druckereien. Im<br />

nehmen zu teilen, mit dem es keine<br />

vom 13. September. Dem Boulevard-<br />

Journalismus erlernt<br />

schiff des Verlagshauses, den «Blick»,<br />

seinem Medienkonzern gilt der Grund-<br />

Heimmarkt Schweiz und Deutschland<br />

Überschneidungen gebe. Ob das die<br />

Journalismus, und damit auch dem<br />

Sein Vater habe unter der Knute eines<br />

zu entlocken, obschon dieser Titel<br />

satz: «Wer zu früh ist, geht pleite,<br />

erreichte Ringier 2009 mit rund 3100<br />

Vorstufe zu einer Fusion sei, wollte Mode-<br />

«Blick», prophezeit der Verleger eine<br />

allzu strengen alten Herrn gelitten,<br />

dann und wann für Affären steht.<br />

wer zu spät ist, ebenfalls.» Ringier<br />

Mitarbeitern einen Umsatz von 825,3<br />

rator Werner Schwarzwälder wissen.<br />

hervorragende Zukunft.<br />

weshalb er seinen eigenen Kindern<br />

«Den ‹Blick› zu machen, ist jeden Tag<br />

brauche zwar Geschäftsmodelle mit<br />

Millionen Schweizer Franken. 2009 gab<br />

«Im Gegenteil», antwortete Michael<br />

eine solch harte Schule erspart habe.<br />

von Neuem eine Gratwanderung»,<br />

digitalen Aktivitäten. Die Kernfrage<br />

es einen Umsatzeinbruch von 15 Pro-<br />

Ringier, «diese Art Partnerschaft ist<br />

Michael Ringier, Verwaltungsrats-<br />

Deshalb durfte der damals 23-jährige<br />

nimmt der Verleger seine Leute in<br />

drehe sich aber um die Finanzierung.<br />

zent, die Zahlen für 2010 werden nicht<br />

Garant für die Eigenständigkeit der Rin-<br />

präsident der Ringier Holding AG, ist<br />

Michael auch mehr Tennis spielen als<br />

Schutz, selbst dann, wenn sie vom<br />

Bewusst habe man fast nichts in «social<br />

viel besser ausfallen, prognostizierte<br />

gier-Gruppe.»<br />

ein Medienmann, der sich nicht ins<br />

studieren. Eher der Zufall führte ihn<br />

Weg abgekommen sind. Deswegen<br />

communities» investiert. Dafür aber in<br />

der Gast. Allerdings hätten gravierende<br />

Rampenlicht drängt. Auch die Zahl<br />

dann über die «Abendzeitung» in<br />

diskutiere er mit der Redaktion viel<br />

Aktivitäten, die Umsatz generieren,<br />

Sparmassnahmen bereits gegriffen, so-<br />

Etwas anderer Ansicht als bestimmte<br />

seiner Interviews ist rar. Umso dank-<br />

München und den «Stern» in den Jour-<br />

und führe durch «management by<br />

beispielsweise Kleininserate für den<br />

dass das Ergebnis positiver werde.<br />

Ringier-Manager ist der Konzernchef,<br />

barer waren die Verantwortlichen des<br />

nalismus. Sehr gerne habe er geschrie-<br />

walking around». Hat der Boulevard<br />

Autohandel, den Webshop Geschenk-<br />

wenn es um eine Konkurrenz für die<br />

<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforums, weil es<br />

ben. Sogar Chefredaktor in Deutsch-<br />

überhaupt Zukunft Es folgt ein kla-<br />

idee.ch oder eine Konzertagentur.<br />

«Ich bin ein Anhänger von Zufällen,<br />

«Weltwoche» geht, beispielsweise nach<br />

ihnen gelungen war, den bedeuten-<br />

land hätte er werden können. Doch ein<br />

res Ja, «eine hervorragende Zukunft<br />

Ringier verkaufe immer weniger ein-<br />

aber man muss sie erzeugen», hat<br />

dem Modell des in Deutschland von<br />

den Schweizer Verleger zu einem Lili-<br />

Funke Gehorsam gegenüber der Familie<br />

sogar, aber er muss sich ändern. Man<br />

zelne Anzeigenseiten, sondern fast nur<br />

Michael Ringier einmal gesagt. Als Bei-<br />

enberg Gespräch nach Ermatingen zu<br />

war noch am Glühen. So fiel der Ruf<br />

muss den Leuten die Welt erklären.»<br />

noch Pakete. Dennoch: Die Trennung<br />

spiel führte er im Rahmen des Lili-<br />

holen. In der lockeren Atmosphäre<br />

zurück in die Schweiz ins 1833 gegrün-<br />

Jetzt, mit dem neuen Chefredaktor<br />

dieses Geschäfts und der journalisti-<br />

enberg Gesprächs das Engagement<br />

Michael Ringier.<br />

eines warmen Herbsttages vor inter-<br />

dete Familienunternehmen, um dort<br />

Ralph Grosse-Bley, laufe es gut.<br />

schen Inhalte sei nach wie vor geboten.<br />

in Osteuropa an. Da habe der Kon-<br />

essiertem Publikum packte der Spross<br />

die Zuständigkeit für Neue Medien<br />

«Die Leute merken das, sie wollen unab-<br />

zern das Richtige daraus gemacht.<br />

einer Verleger-Dynastie aus: Privates,<br />

zu übernehmen, 1983 auf fruchtbaren<br />

Blauäugigkeit gegenüber Beratern ist<br />

hängigen Journalismus.»<br />

Wie in vielen anderen Bereichen<br />

Unternehmensgrundsätze,<br />

Einschätzun-<br />

Boden. «Ich habe in Deutschland das<br />

Michael Ringier fremd. Er holt sie ins<br />

auch setze er inzwischen auf Part-<br />

gen über die Zukunft der Medien und<br />

Wichtigste gelernt, was wir herstellen<br />

Haus für einzelne Projekte, so wie den<br />

Ringier ist heute ein multinational täti-<br />

ner, weshalb das Ost-Geschäft nun<br />

wie man sich als Eigentümer fühlt,<br />

– Journalismus», ist der Verleger heute<br />

ehemaligen deutschen Bundeskanz-<br />

ges Medienunternehmen mit Aktivitä-<br />

von einem Gemeinschaftsunternehmen<br />

wenn der «Blick» wieder einmal<br />

dankbar für diesen Werdegang.<br />

ler Gerhard Schröder als Türöffner<br />

ten in Europa und Asien. Mit seinen<br />

mit dem deutschen Konzern Springer


25<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Peter Eichenberger<br />

Ringier verlegten Magazins «Cicero».<br />

«Es wäre schön, aber wirtschaftlich in<br />

der Schweiz schwierig», räumte der<br />

Gast ein.<br />

Seine Nachfolge liess der Medienunternehmer<br />

offen. Erstens könne<br />

man auch mit 70 noch klare Gedanken<br />

fassen, zweitens sei geregelt, dass kein<br />

Familienmitglied CEO werden könne,<br />

wohl aber Verwaltungsratspräsident.<br />

Ein Familienunternehmen brauche<br />

aber auch gute Aktionäre, die qualifizierte<br />

Entscheidungen treffen können.<br />

Von ethischen Grundsätzen<br />

geprägt<br />

In der Diskussion liess Michael Ringier<br />

erkennen, dass er an der Druckerei in<br />

seiner Heimatstadt Zofingen wenig<br />

Freude hat. Weil dauernde Restrukturierungen<br />

nötig seien und die Konkurrenz<br />

mit alten, abgeschriebenen<br />

Maschinen die Preise drücke, sei das<br />

Referent Michael Ringier (Mitte) zusammen mit Moderator Werner Schwarzwälder<br />

und Dr. Barbara Meili vom Aktionsfeld Medien & Kommunikation.<br />

Geschäft «brutal». Wenn ein guter<br />

Käufer käme, fände er offene Ohren.<br />

106. <strong>Lilienberg</strong> Gespräch vom 13. September<br />

2010, mit Michael Ringier,<br />

Betriebsschliessungen und Rausschmisse Verwaltungsratspräsident der Ringier<br />

auf Teufel komm raus kann sich der<br />

von hohen ethischen Grundsätzen<br />

geprägte Unternehmer aber nicht<br />

vorstellen. «Ringier hat 2009 über<br />

700 Leute entlassen. Es gab wenig<br />

Aufruhr, anders als bei Tamedia. Wir<br />

Holding AG; Gastgeberin: Stiftung<br />

<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum, vertreten<br />

durch Christoph Vollenweider,<br />

Leiter Unternehmertum; Moderation:<br />

Werner Schwarzwälder (Aktionsfeld<br />

Medien & Kommunikation).<br />

haben die Leute begleitet, waren<br />

grosszügiger und boten mehr als das<br />

Minimum, das bringt viel», ist er vom<br />

Nutzen fairer Partnerschaft in einem<br />

Unternehmen überzeugt.<br />

Rolf A. Maibach: «Nach dem Erdbeben in Haiti<br />

waren die Patienten geduldig und dankbar»<br />

Das Albert-Schweitzer-Spital in Haiti<br />

überstand das verheerende Erdbeben<br />

vor einem Jahr wie durch ein Wunder<br />

fast unversehrt. Es wurde daraufhin<br />

Anlaufstelle für unzählige verletzte<br />

und hungernde Menschen. Dr. med. Rolf<br />

A. Maibach, früher Kinderarzt im bündnerischen<br />

Ilanz, ist heute medizinischer<br />

Direktor des Spitals. Die Erdbebenkatastrophe<br />

im Südkaribik-Staat habe ihn und<br />

sein Team vor schwierige organisatorische<br />

Aufgaben gestellt, erzählte er als<br />

Gast auf <strong>Lilienberg</strong>.<br />

Das 107. <strong>Lilienberg</strong> Gespräch vom<br />

5. Oktober bot den Anwesenden die<br />

Gelegenheit, Dr. med. Rolf A. Maibach,<br />

den heutigen medizinischen Direktor<br />

des Albert-Schweitzer-Spitals in Haiti,<br />

persönlich kennen zu lernen. Zuvor war<br />

Rolf Maibach als Kinderarzt fast 30 Jahre<br />

lang in einem Fachgebiet tätig gewesen,<br />

das noch nie zu den «Spitzenreitern»<br />

der Medizin gehörte. «Begegnungen<br />

mit Menschen aus der Jugend- und<br />

der Studienzeit, besonders ein berührendes<br />

Erlebnis in der Elfenbeinküste in<br />

Afrika, waren der Hauptgrund, dass ich<br />

mich der Pädiatrie, der Kinderheilkunde,<br />

gewidmet hatte.» Schon früh entwickelte<br />

Rolf Maibach auch ein Interesse<br />

für die Tropenmedizin.<br />

Jedes Jahr als Volontär<br />

im Albert-Schweitzer-Spital<br />

Dass er dann nicht in Afrika, sondern in<br />

Haiti tätig wurde, sei ebenfalls die Folge<br />

einer Begegnung gewesen, erzählte er<br />

dem interessierten <strong>Lilienberg</strong> Publikum.<br />

Er hatte im Herbst 1995, als er gemeinsam<br />

mit seiner Frau Raphaela in Indien<br />

weilte, eine Vertreterin des Albert-<br />

Schweitzer-Spitals von Haiti kennengelernt.<br />

Nach diesem Treffen arbeitete das<br />

Ehepaar Maibach ab 1996 fortan jedes<br />

Jahr als Volontäre im Albert-Schweitzer-<br />

Spital, einem Betrieb mit rund 550 fast<br />

ausschliesslich einheimischen Mitarbeitenden,<br />

der einer Bevölkerung von über<br />

300000 Personen als Basis dient.<br />

Weder der «Verleider» an der täglichen<br />

Arbeit in der Praxis in Ilanz noch das<br />

komplizierte schweizerische Gesundheits-<br />

wesen mit den immer dichteren Regulierungen<br />

waren für Rolf Maibach aber<br />

ausschlaggebend, 2006 nach Haiti<br />

umzusiedeln. Nein, es war die Begeisterung<br />

für die neue Aufgabe und die<br />

Erkenntnis, dass Hilfe in Haiti dringend<br />

nötig und auch mit wenig Mitteln<br />

effizient war. Die Medizin in der<br />

Schweiz bezeichnete der Gast als grossartig<br />

und fantastisch, ja er sprach von<br />

einem Privileg. «Der Kontrast zu Haiti<br />

ist riesig. Die Anforderungen an die<br />

Ärzte in der Schweiz sind sehr hoch.<br />

Umso mehr bedaure ich die dauernden<br />

Angriffe auf die Allgemeinmedizin<br />

und die mühsamen Diskussionen um die<br />

Grundversorgung.»<br />

Der Mensch steht immer<br />

im Zentrum<br />

Anhand eindrücklicher Bilder von Gesichtern,<br />

die vor Dankbarkeit strahlten,<br />

erklärte Dr. Maibach den Spitalalltag in<br />

Haiti. Unschwer war zu erkennen, dass<br />

er sich zwar sehr für die Medizin, vor<br />

allem aber für die Menschen interessiert.<br />

Er betonte, dass für die Akzeptanz


26 27<br />

Dr. med. Rolf A. Maibach.<br />

nicht nur die Leistung, sondern die<br />

Denn für sie entstünden von selbst<br />

Keine Unterstützung<br />

eine Amputation des betroffenen Kör-<br />

anpriesen und sich zumindest zu einem<br />

zen, Personal und Qualität langfristig<br />

offene und unkomplizierte Kommuni-<br />

Nachteile. So würden beispielsweise<br />

durch die Regierung<br />

perteils nötig machten. «Dank Spen-<br />

Teil mit sich selbst beschäftigten. Effi-<br />

sicherzustellen.» Auch wenn manchmal<br />

kation eine wesentliche Rolle spiele und<br />

jenen Angestellten, die zu spät zum täg-<br />

Die Regierung in Haiti schätze das<br />

den konnten wir eine kleine Prothesen-<br />

zienz und Nachhaltigkeit der Aktivitä-<br />

Enttäuschungen und Zweifel aufkämen,<br />

Vertrauen schaffe.<br />

lichen Morgenrapport kommen, einfach<br />

Albert-Schweitzer-Spital zwar sehr,<br />

Fabrik schaffen.»<br />

ten seien nicht überall klar gewesen.<br />

halte er sich an eines der zahlreichen<br />

wichtige Informationen fehlen.<br />

«allerdings geniessen wir kaum Unter-<br />

Dabei anerkannte Dr. Maibach aber,<br />

haitianischen Sprichworte, die er sam-<br />

Dass im täglichen Betrieb auch Füh-<br />

stützung durch die Behörden». Um<br />

Koordination der Hilfe<br />

dass NGOs Werbung zur Gewinnung<br />

melt: Souri chak fwa ou stresse – Lächle<br />

rungsaufgaben anfallen, versteht sich<br />

Korruption sei in seiner täglichen<br />

den finanziellen Bedarf sicherzustel-<br />

war suboptimal<br />

von Sympathisanten sowie Ressourcen<br />

jedes Mal, wenn du gestresst bist!<br />

von selbst. Rolf Maibach erläuterte sei-<br />

Arbeit kein Thema, erzählte Rolf Mai-<br />

len, gründete Dr. Maibach bereits im<br />

Gesprächsmoderator Dr. med. Peter<br />

brauchen, um ihre sich auferlegten Auf-<br />

nen Führungsstil: «Ich formuliere klare,<br />

bach weiter, eine gewisse Bereitschaft<br />

Jahr 1997 die Bündner Patenschaft<br />

Eichenberger wollte vom Gast wissen,<br />

gaben erfüllen zu können.<br />

107. <strong>Lilienberg</strong> Gespräch vom 5. Okto-<br />

verständliche Forderungen, versuche<br />

zur Bestechlichkeit bestehe aber. Die<br />

Hôpital Albert Schweitzer Haiti (www.<br />

wie er als Mensch die Erdbebenkatastro-<br />

ber 2010 mit Dr. med. Rolf A. Maibach,<br />

selber immer Vorbild zu sein, anerkenne<br />

Frage, ob er und seine Frau ihre Sicher-<br />

hopitalalbertschweitzer.org). Dank die-<br />

phe und die damit verbundene Arbeit<br />

Schrittweiser Rückzug<br />

medizinischer Direktor und Mitglied<br />

Leistungen anderer und setze lieber ein<br />

heit nicht gefährdet sehen, zum Bei-<br />

ser Patenschaft, aber auch dank ver-<br />

verkraftet und wie er die Hilfe von<br />

Auf die Frage, wie seine künftige Arbeit<br />

des Verwaltungsrates Albert-Schweitzer-<br />

Lächeln auf, statt griesgrämig durch das<br />

spiel wenn Wünsche oder Erwartungen<br />

schiedener Sponsoren ist die Finanzie-<br />

Staaten, auch der Deza, der Direktion<br />

am Albert-Schweitzer-Spital aussehe,<br />

Spital in Haiti; Gastgeberin: Stiftung<br />

Leben zu gehen», so laute sein Erfolgs-<br />

nicht erfüllt werden können, verneinte<br />

rung des Spitalbetriebs sichergestellt.<br />

für Entwicklung und Zusammenarbeit,<br />

antwortete Rolf Maibach, dass er und<br />

<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum, vertre-<br />

rezept. Mitarbeitenden, die sich nicht an<br />

Dr. Maibach. «Wir brauchen nur einen<br />

Auch längerfristig werde der Staat<br />

sowie von zahlreichen Nichtregierungs-<br />

seine Frau planen, sich schrittweise zu<br />

ten durch Christoph Vollenweider,<br />

die Vorgaben halten, kritisiere er nicht.<br />

sehr begrenzten Sicherheitsdienst.»<br />

nicht in der Lage sein, den Betrieb zu<br />

organisationen (NGOs) erlebt habe.<br />

entlasten. Es zeichne sich eine Nach-<br />

Leiter Unternehmertum; Moderation:<br />

übernehmen.<br />

«Organisatorische Herausforderungen<br />

folge ab. «Es geht darum, den Fort-<br />

Dr. med. Peter Eichenberger (Aktions-<br />

standen für mich im Vordergrund.» Die<br />

betrieb des Spitals in Bezug auf Finan-<br />

feld Gesundheit & Umwelt).<br />

Die verheerende Erdbebenkatastrophe<br />

Patienten seien sehr geduldig und dank-<br />

Referent Dr. med. Rolf A. Maibach (rechts) diskutiert mit Juan F. Gut, Mitglied des<br />

vom Januar 2010 habe das Spital fast<br />

bar gewesen, «der Umgang mit Helfern<br />

Zum Schweizer des Jahres 2010 gekürt<br />

<strong>Lilienberg</strong>rates.<br />

unversehrt überstanden, berichtete<br />

war aber nicht immer einfach». Bei aller<br />

Das grosse Engagement von Rolf Maibach hat auch viele Schweizerinnen und<br />

Rolf Maibach. Der riesige Ansturm von<br />

Anerkennung für die grosse Unterstüt-<br />

Schweizer bewegt. Am vergangenen 8. Januar wählten sie den 67-jährigen Arzt<br />

Patienten, aber auch von Helfern aller<br />

zung, besonders auch aus der Schweiz,<br />

und die 27-jährige Krankenschwester und Pflegefachfrau Marianne Kaufmann im<br />

Art habe ihn und seine Mitarbeiten-<br />

äusserte Dr. Maibach Vorbehalte gegen-<br />

Rahmen der Swiss-Award-Fernsehshow im Zürcher Hallenstadion zu den Schwei-<br />

den jedoch vor immense organisatori-<br />

über den Helferinnen und Helfern, ins-<br />

zern des Jahres 2010. Knapp 20 Prozent der Fernsehzuschauer gaben ihre Stimme<br />

sche Aufgaben und Herausforderungen<br />

besondere gegenüber dem Katastro-<br />

den beiden Helfern des Albert-Schweitzer-Spitals, die damit für ihren unermüdli-<br />

gestellt. Zwei bis drei Tage nach dem<br />

phentourismus. «Die Koordination liess<br />

chen und couragierten Einsatz im Erdbebengebiet Haitis ausgezeichnet wurden.<br />

Naturereignis habe sich die Lage stabi-<br />

zu wünschen übrig.» Er erwähnte etwa<br />

Rolf Maibach und Marianne Kaufmann treten die Nachfolge des Kinderherzchi-<br />

lisiert: Viele Menschen seien mit Verlet-<br />

das Camp verschiedenster Organisa-<br />

rurgen René Prêtre an. Sie erhielten zudem den Swiss Award in der Kategorie<br />

zungen an Kopf, Armen und Beinen ein-<br />

tionen im Bereich des Flughafens, die<br />

Gesellschaft.<br />

geliefert worden, Verletzungen, die oft<br />

Küchen des jeweiligen Herkunftslandes


28 29<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Wilhelm Knecht<br />

Bundesrat Ueli Maurer.<br />

Korpskommandant André Blattmann,<br />

Chef der Armee.<br />

«Die Bevölkerung muss Vertrauen<br />

in unsere Armee haben»<br />

Leistungen und Finanzmittel<br />

im Ungleichgewicht<br />

Was macht Sinn Walter Reist erwähnte,<br />

4,4 Milliarden sind deutlich zu wenig<br />

Der neue Sicherheitspolitische Bericht<br />

und der Armeebericht liegen vor. Hier-<br />

Ueli Maurer weiter. Konkret: Wie viel<br />

darf die Gewährleistung von Sicherheit<br />

in den Augen der Bürger kosten<br />

Armeeangehörige wünschen mehr<br />

Eigenverantwortung<br />

Was macht Spass, beziehungsweise was<br />

dass in den anderen Departementen<br />

bei steht für Bundesrat Maurer die<br />

Wollen wir die Souveränität und den<br />

motiviert Korpskommandant André<br />

Die Armee stellt einen bedeutenden<br />

geschenkt, dies stets menschlich, sach-<br />

die Kredite zur Erfüllung der Aufgaben<br />

Frage «Welche Armee wollen wir» im<br />

erreichten Wohlstand in unserem Land<br />

Blattmann berichtete von seinen kürzli-<br />

Faktor zur Sicherheit unseres Landes<br />

lich und wirtschaftlich bedacht.»<br />

gesprochen, die Budgets für das VBS<br />

Mittelpunkt. Die Politik müsse auf diese<br />

genügend sichern<br />

chen Truppenbesuchen. Er stelle immer<br />

dar. Sie trägt zur Aufrechterhaltung<br />

hingegen seit geraumer Zeit drastisch<br />

zentrale Frage – in Beurteilung mögli-<br />

wieder fest, dass die Armeeangehörigen<br />

unseres Wohlstandes bei und ist im<br />

Moderator Dr. Peter Forster betonte,<br />

gesenkt werden. «Was braucht es zur<br />

cher Bedrohungslagen – eine Antwort<br />

«Transparenz und Vertrauen seitens<br />

auf allen Stufen eine hohe Begeisterung<br />

internationalen Wettbewerb Mitgarant<br />

dass sich die Ausgangslage seit dem<br />

Korrektur», wollte er wissen. Bundesrat<br />

finden. «Mit den vom Gesamtbundes-<br />

der Bevölkerung in unsere Armee sind<br />

zeigten – dies unter der Voraussetzung,<br />

unseres Standortvorteils. Die finanziel-<br />

letzten <strong>Lilienberg</strong> Armee-Anlass vom<br />

Maurer antwortete, dass die Armee im<br />

rat gesprochenen 4,4 Milliarden Fran-<br />

– gerade auch im Hinblick auf eine<br />

dass sie mit sinnvollen Aufgaben, paral-<br />

len Mittel zur Auftragserfüllung sind<br />

April 2010 wesentlich verändert habe.<br />

Laufe der vergangenen 15 Jahre stets<br />

ken liegen wir mit Sicherheit deutlich<br />

mögliche Volksinitiative – zur ausrei-<br />

lel zu Eigenverantwortung, betraut sind.<br />

indessen deutlich ungenügend. Dies<br />

Zu bedenken seien insbesondere die<br />

von neuen Reorganisationen betroffen<br />

zu tief.» Es stelle sich die Frage, wie viel<br />

chenden Finanzierung unserer Armee<br />

Den Chef der Armee überzeugte zudem<br />

zeigte das Ausserordentliche Gespräch<br />

vom Bundesrat im Herbst beschlossene<br />

war: Nach der Armee 61 folgten die<br />

Sicherheit sich mit diesen beschränk-<br />

Voraussetzung!» Wesentlich sei jetzt,<br />

das hohe Niveau der Ausbildung der<br />

mit hochkarätigen Teilnehmern aus Poli-<br />

Plafonierung des Verteidigungsbudgets<br />

Armee 95, dann die Armee XXI und der<br />

ten Mitteln noch gewährleisten lasse.<br />

eine breite Diskussion, auf allen Stufen,<br />

künftigen Berufsoffiziere an der Militär-<br />

tik und Militär auf eindrückliche Art<br />

auf 4,4 Milliarden Franken, die Reduk-<br />

Entwicklungsschritt 2008 / 11. «Um den<br />

«Wie in einem Unternehmen bieten sich<br />

im Parlament und in der Bevölkerung,<br />

akademie an der ETH (Milak). André<br />

und Weise.<br />

tion des Bestandes der Armeeange-<br />

Gesamthaushalt des Bundes im Griff<br />

zwar auch für die Armee Möglichkeiten<br />

zu führen. «Hierbei müssen wir unsere<br />

Blattmann stellte seine Feststellungen<br />

hörigen auf 80 000 und die zeitliche<br />

zu halten, wurden die Finanzen für die<br />

für Kostensenkungen und für Effizienz-<br />

Überzeugungen klar und glaubhaft zum<br />

in einen Vergleich zu den Anforderun-<br />

Dr. h. c. Walter Reist hiess die Teil-<br />

Verschiebung des Kampfflugzeug-Teil-<br />

Armee fortlaufend – für mich in unver-<br />

steigerung, aber hierbei sind Grenzen<br />

Ausdruck bringen.»<br />

gen der Privatwirtschaft, verbunden mit<br />

nehmenden zum Ausserordentlichen<br />

ersatzes (TTE). «Von den Podiumsmit-<br />

ständlichem Umfang – reduziert. Zwi-<br />

gesetzt.» Neben der Beschaffung der<br />

dem Wunsch, die Unternehmer und ihre<br />

Gespräch vom 22. Oktober willkommen<br />

wirkenden wollen wir die persönliche<br />

schen den von der Armee geforderten<br />

Rüstungsgüter sei insbesondere auch<br />

Zum Kernauftrag der Armee zählt der<br />

Führungsverantwortlichen<br />

möchten<br />

und dankte den drei Podiumsmitwir-<br />

Einschätzung der nun dringend nöti-<br />

Leistungen und den ihr zugebilligten<br />

deren Unterhalt zu berücksichtigen.<br />

Schutz von Land und Volk. «Persön-<br />

doch ihre tüchtigen Leute vermehrt zur<br />

kenden, Bundesrat Ueli Maurer, Chef<br />

gen Schritte und Massnahmen ken-<br />

Mitteln besteht ein enormes Ungleich-<br />

Zudem habe das VBS hohe Schulden-<br />

lich», sagte Bundesrat Maurer, «bin ich<br />

Dienstleistung in der Armee, auch zu<br />

des Eidgenössischen Departementes für<br />

nen lernen. Hierzu folgen wir den vier<br />

gewicht», so der VBS-Vorsteher. Statt<br />

beträge abzutragen. Ins Gewicht fallen<br />

davon überzeugt, dass das Schweizer<br />

entsprechenden Karrieren, ermuntern.<br />

Verteidigung, Bevölkerungsschutz und<br />

unternehmerischen Fragen von Walter<br />

sich auf den Armeeauftrag auszurich-<br />

auch die Immobilienkosten. Die vom<br />

Volk eine hohe Sicherheit will. Für die<br />

«Frühe Erfahrungen im Kader und positive<br />

Sport (VBS), Korpskommandant André<br />

Reist: Was macht Sinn Was macht Spass,<br />

ten, habe man sich während der ver-<br />

Bundesrat festgelegten Eckwerte gehen<br />

Armee heisst das, dass sie in der Lage<br />

Diensterlebnisse kommen auch den Unter-<br />

Blattmann, Chef der Armee, sowie Nati-<br />

beziehungsweise was motiviert Was<br />

gangenen 20 Jahre an den Ressourcen<br />

jetzt zur Debatte ins Parlament.<br />

sein muss, auch einen militärischen<br />

nehmungen zugute.» Was ihn sonst noch<br />

onalrat Bruno Zuppiger, Mitglied der<br />

macht stark Was lohnt sich»<br />

orientiert. «Man liess die Tatsache, dass<br />

Angriff von aussen abzuwehren. Hierzu<br />

motiviere, wollte Walter Reist vom Chef<br />

Sicherheitspolitischen Kommission des<br />

die Armee im Rahmen der Sicherheits-<br />

Armee sichert den Wohlstand<br />

braucht es Feuer und Bewegung, somit<br />

der Armee wissen. «Gut ausgerüstete<br />

Nationalrates, für ihre Bereitschaft zum<br />

politik unseres Staates das letzte Mittel<br />

der Schweiz<br />

auch Artillerie, Panzer und Luftwaffe.»<br />

Verbände, eine perfekte Ausbildung, eine<br />

Dialog. «Wir haben den Armeebelan-<br />

darstellt, weitgehend ausser Acht», gab<br />

Die Frage betreffe unsere Bürgerinnen<br />

hohe Einsatzbereitschaft der Truppe, die<br />

gen auf <strong>Lilienberg</strong> stets hohe Beachtung<br />

Ueli Maurer zu bedenken.<br />

und Bürger auch direkt, so Bundesrat<br />

Verankerung in der Bevölkerung.»


30 31<br />

Nationalrat Bruno Zuppiger.<br />

Gesprächsmoderator Dr. Peter Forster<br />

(rechts) bespricht sich mit dem<br />

VBS-Chef, Bundesrat Ueli Maurer.<br />

Was macht stark Nationalrat Bruno<br />

Zuppiger hob folgende Punkte hervor:<br />

Die Kernaussagen auf einen Blick<br />

<strong>Lilienberg</strong>schrift «Ja zur Armee» per E-Mail bestellen<br />

• Es gilt nun, unter den Armee-Befürwortern<br />

die noch unterschiedlichen<br />

Meinungen auszudiskutieren, sich auf<br />

eine gemeinsame Zielrichtung festzulegen<br />

und vereint aufzutreten. Die<br />

Bündelung der Kräfte ist einer der<br />

wichtigsten Führungsgrundsätze.<br />

• Die eigene Meinung ist da und dort<br />

zurückzunehmen.<br />

• Der Auftrag im Sicherheitspolitischen<br />

Bericht ist klar formuliert. Für dessen<br />

Umsetzung bedarf es des erhöhten<br />

Einsatzes seitens der Politikerinnen<br />

und Politiker, einhergehend mit<br />

zeitgerechter Mehrheitsfindung im<br />

Parlament.<br />

• Das Militärbudget darf nicht mehr<br />

länger finanzgetrieben sein, vielmehr<br />

ist es auftragsgetrieben zu etablieren.<br />

• Die Armee muss Vertrauen zurückgewinnen.<br />

Negativmeldungen (auch aus<br />

ihren eigenen Reihen) schaden.<br />

• Die Mängel sind bekannt. Deren<br />

Behebung ist möglichst rasch zu<br />

vollziehen.<br />

• Doktrin und Führungsgrundsätze<br />

bedürfen innerhalb der Armee einer<br />

einheitlichen Kommunikation.<br />

Was lohnt sich Gastgeber Walter Reist fragte an alle Podiumsmitwirkenden<br />

gewandt: «Welches sind Ihre vorrangigen Überzeugungen Die drei wichtigsten<br />

Kernaussagen hierzu:<br />

• Die Armee leistet einen hohen Beitrag zur Sicherheit und somit zum Standortvorteil<br />

unseres Landes.<br />

• Die Ressourcen beziehungsweise die Finanzen haben sich auf die der Armee<br />

übertragenen Aufgaben auszurichten.<br />

• Die Aufrechterhaltung der Miliz und der allgemeinen Wehrpflicht ist unabdingbar.<br />

Peter Forster nahm in der anschliessenden<br />

Plenumsdiskussion zahlreiche vom 22. Oktober 2010, «Sicherheitspoliti-<br />

24. Ausserordentliches Gespräch «Armee»<br />

Wortmeldungen entgegen. Die Statements<br />

betrafen insbesondere Frage- mit Bundesrat Ueli Maurer, Chef des Eidscher<br />

Bericht – Aufträge an die Armee»,<br />

stellungen in Bezug auf Grenzwacht genössischen Departementes für Verteidigung,<br />

Bevölkerungsschutz und Sport,<br />

korps (Schengener Abkommen), den<br />

Bereitschaftsgrad der Armee (System Korpskommandant André Blattmann,<br />

der Mobilmachung) und die Logistik. Chef der Armee, und Nationalrat Bruno<br />

Ein besonderer Fokus lag auf der Inneren<br />

Sicherheit sowie auf der Rolle tischen Kommission des Nationalrates,<br />

Zuppiger, Mitglied der Sicherheitspoli-<br />

der Armee in Zusammenarbeit mit Mitglied des <strong>Lilienberg</strong>rates; Gastgeber:<br />

den kantonalen Sicherheitsdiensten Dr. h. c. Walter Reist, Präsident des Stiftungsrates<br />

der Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unter-<br />

(Sicherheitsverbund).<br />

nehmerforum; Moderation: Dr. Peter<br />

Forster.<br />

Im Rahmen des Ausserordentlichen Gesprächs «Armee» vom 22. Oktober wies<br />

Gastgeber Dr. h. c. Walter Reist auch auf die <strong>Lilienberg</strong>schrift 24 «Ja zur Armee»<br />

hin. Die Stiftung <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum erarbeitete diese 150 Seiten starke<br />

Schrift im Jahr 2009. Es handelt sich um eine Dokumentation der drei Gesprächsreihen<br />

«Ja zu einer starken Armee», «Unsere Armee – die Schweizer Stärke» und<br />

«Wir stehen ein für unsere Armee», die zwischen 2003 und 2009 auf <strong>Lilienberg</strong><br />

stattfanden. Ebenfalls enthält die Schrift Textzusammenfassungen des Ausserordentlichen<br />

Gesprächs mit dem früheren Chef der Armee, Korpskommandant<br />

Christoph Keckeis, sowie des Forums mit Korpskommandant Dominique Andrey,<br />

Kommandant Heer. Des Weiteren sind Sonderbeiträge von Ständerat Dr. Hermann<br />

Bürgi und Korpskommandant Markus Gygax, Kommandant der Schweizer<br />

Luftwaffe, sowie unternehmensbezogene Beiträge aus dem <strong>Lilienberg</strong> Aktionsfeld<br />

Sicherheit & Armee nachzulesen. Die Schrift kann per E-Mail bestellt werden:<br />

stefan.bachofen@lilienberg.ch<br />

Eine kompetente Gesprächsrunde und ein interessiertes Publikum. Auf dem Podium diskutieren (von links): Gastgeber Dr. h. c. Walter<br />

Reist, Bundesrat Ueli Maurer, Korpskommandant André Blattmann, Nationalrat Bruno Zuppiger und Moderator Dr. Peter Forster.


32 33<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Wilhelm Knecht<br />

Unter der Leitung von Nationalrat Bruno Zuppiger (Dritter von rechts) diskutieren zum Thema «Schweiz – EU, wie weiter»<br />

alt Bundesrat Dr. Christoph Blocher (Zweiter von links) sowie die Nationalratsmitglieder Brigitte Häberli-Koller (Dritte von links),<br />

Christa Markwalder und Christian Levrat (rechts). Ganz links auf dem Podium Gastgeber Dr. h. c. Walter Reist.<br />

Flammende Bekenntnisse<br />

für und gegen den Beitritt zur EU<br />

• Christa Markwalder: «Die EU ist mit<br />

500 Millionen Einwohnern mit Abstand<br />

der wichtigste Partner der Schweiz,<br />

sowohl aufgrund des politischen und<br />

• Brigitte Häberli-Koller: «Zur Beurteilung<br />

zählen nebst wirtschaftlichen auch aussenpolitische<br />

Interessenlagen. Neben<br />

der EU steht die Schweiz auch global,<br />

• Christian Levrat: «Europapolitik ist<br />

Interessenpolitik. Der Zwang zum Nachvollzug<br />

des EU-Rechts – die Bilateralen<br />

umfassen 120 Verträge – zeigt, dass wir<br />

der Schweiz geforderten Aufrechterhaltung<br />

der Grundwerte auszuloten. Wer<br />

im 21. Jahrhundert seine Souveränität<br />

behaupten will, muss seinen Einfluss<br />

wirtschaftlichen Gewichts als auch wegen<br />

etwa mit den USA oder mit Asien, in<br />

uns bezüglich Souveränität und Auto-<br />

dort ausüben, wo die für ihn zentralen<br />

Kann das Verhältnis der Schweiz zur<br />

• alt Bundesrat Dr. Christoph Blocher,<br />

ihrer geografischen und kulturellen Nähe.<br />

Abhängigkeit. Von den möglichen Vari-<br />

nomie wohl in einer Sackgasse befin-<br />

Entscheide gefällt werden. Im Übrigen<br />

Europäischen Union auf dem bilateralen<br />

Chefstratege der SVP Schweiz<br />

60 Prozent der Exporte gelangen in die<br />

anten ist der bilaterale Weg der beste<br />

den. Wer mit der EU neue Abkommen<br />

macht ein EU-Beitritt die Schweiz dann<br />

Weg aufrechterhalten werden Wenn ja,<br />

• Nationalrätin Brigitte Häberli-Koller,<br />

EU, 80 Prozent der Importe kommen von<br />

Weg. Der Nichtmitglied-Status fordert<br />

abschliessen will, wird das bestehende<br />

sozialer, ökologischer und demokrati-<br />

unter welchen Prämissen Wenn nein,<br />

Vizefraktionschefin der CVP Schweiz<br />

dort. Die Schweiz verdient jeden drit-<br />

aber eine fortlaufende Interessenab-<br />

und künftiges Recht im betroffenen<br />

scher, wenn ihm entsprechende innere<br />

was würde ein Beitritt der Schweiz zur<br />

• Nationalrat Christian Levrat, Präsident<br />

ten Franken im Austausch mit der EU.<br />

wägung und intensive Verhandlungen<br />

Bereich übernehmen müssen. Der Bun-<br />

Reformen zur Seite gestellt werden.»<br />

EU bedeuten Diese beiden Fragen stan-<br />

der SP Schweiz<br />

Die Bilateralen haben zum Wohlstand<br />

zur Anpassung und Vertiefung des Ver-<br />

desrat und die EU haben am 19. Juli<br />

den anlässlich des Ausserordentlichen<br />

• Nationalrätin Christa Markwalder<br />

der Schweiz beigetragen, sie schliessen<br />

tragsnetzes. Weitere Abkommen müs-<br />

2010 eine gemeinsame Arbeitsgruppe<br />

• Christoph Blocher: «Im Verhältnis<br />

Gesprächs am 24. November im Mittel-<br />

(FDP), Präsidentin Neue Europäische<br />

indessen weitgehend die Übernahme des<br />

sen laufend geprüft werden. Dieser<br />

eingesetzt, um die institutionellen<br />

zur EU sind – wie in einem Unterneh-<br />

punkt. Die Beurteilungen waren – partei-<br />

Bewegung Schweiz, Nebs<br />

EU-Rechts in sich. Der Einfluss der poli-<br />

Prozess ist zuweilen schwierig. Die<br />

Fragen, wie Nachvollzug des EU-Rechts,<br />

men – die Grundsatzfragen zu klären:<br />

politisch geprägt – sehr differenziert.<br />

tischen Entscheidungen der EU auf die<br />

Schweiz muss gegenüber der EU mit<br />

Überwachung des Handelns nach EU-<br />

Was macht Sinn Welches ist die beste<br />

Schweiz ist stark: Europapolitik ist Innen-<br />

höherem Selbstbewusstsein und nach<br />

Recht und Vorgehen bei Streitbeile-<br />

Lösung Gewisse Politikerinnen und<br />

Gastgeber Dr. h. c. Walter Reist erwähnte<br />

Bilaterale weiterführen oder<br />

politik. Die Schweiz hat indessen kein<br />

aussen generell mit einer einzigen<br />

gung, anzugehen. Der Bundesrat hat<br />

Politiker wollen partout den EU-Beitritt,<br />

einleitend, dass sich die Stiftung<br />

der EU beitreten<br />

Mitspracherecht in den EU-Institutionen.<br />

Stimme auftreten. Die Souveränität und<br />

aber schon am 21. Oktober 2009 fest-<br />

für sie sind also die Bilateralen schlecht.<br />

<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum seit der<br />

Die Problematik unserer Passivmitglied-<br />

Autonomie unseres Landes darf nicht<br />

gestellt, dass im Rahmen des bilateralen<br />

Es ist gut, dass unsere direkte Demokra-<br />

Ablehnung des EWR-Beitritts durch den<br />

In einem ersten Fragenkomplex<br />

schaft ist offensichtlich: Die Beziehungen<br />

gemindert werden. Der EU sind die<br />

Weges eine automatische Übernahme<br />

tie die Politiker in Schranken hält. Meine<br />

Schweizer Souverän im Jahre 1992 stets<br />

wollte Bruno Zuppiger von den vier<br />

sind statisch. Der Verwaltungsaufwand<br />

Mechanismen der direkten Demokra-<br />

des künftigen EU-Rechts aus souveräni-<br />

Beurteilung: Die EU ist eine intellektu-<br />

von Neuem mit unserem Verhältnis zur<br />

Politikern wissen, was die Bilate-<br />

ist enorm, mit der wachsenden EU nimmt<br />

tie und des Föderalismus umfassender<br />

tätspolitischen Gründen ausgeschlossen<br />

elle Fehlkonstruktion. Wie kann ein Sys-<br />

EU auseinandergesetzt habe. Ein mar-<br />

ralen der Schweiz bisher gebracht<br />

das Verhandlungsgewicht der Schweiz ab<br />

zu kommunizieren, dies auch bezüglich<br />

ist. Die SP wünscht sich nicht eine for-<br />

tem funktionieren, dem 27 Staaten mit<br />

kanter Vergleich zur EU habe im Rahmen<br />

haben, wo die Vorteile und wo die<br />

und eine Weiterentwicklung der Bilate-<br />

Terminfestlegungen zu herbeizuführen-<br />

melle, sondern eine reale Souveränität.<br />

verschiedenen politischen Strukturen,<br />

des Forums «Beitritt oder Kooperation»<br />

Nachteile liegen und ob die Bilate-<br />

ralen wird zunehmend schwieriger. Unser<br />

den Volksentscheiden. Ich erhoffe mir<br />

Nach aktueller Beurteilung lösen weder<br />

mit unterschiedlichen volkswirtschaftli-<br />

im Frühjahr 2001 stattgefunden.<br />

ralen weitergeführt werden sollen<br />

Ziel muss es sein, mit der EU gangbare<br />

von der vom Bundesrat und der EU ein-<br />

der Status quo noch ein Rahmenabkom-<br />

chen Mentalitäten und Kulturen ange-<br />

oder ob eher einem EU-Beitritt der<br />

Voraussetzungen für einen EU-Beitritt zu<br />

gesetzten informellen Expertengruppe<br />

men oder eine Neuauflage des EWR<br />

hören Wie soll eine Währung funktio-<br />

Der Moderator, Nationalrat Bruno Zuppi-<br />

Vorzug zu geben sei. Nachfolgend<br />

erwirken. Ein solcher bringt Mitbestim-<br />

‹Institutionelle Fragen EU› konkrete<br />

das Problem. Es sollen mit der EU Ver-<br />

nieren, die nicht wirtschaftlich, sondern<br />

ger, gab seiner Freude über die hohe<br />

Auszüge aus den Antworten der<br />

mung, die demokratische Legitimation<br />

Lösungsansätze, auch zum Ausschluss<br />

handlungen zum Beitritt aufgenommen<br />

primär politisch fundiert ist Die Stärke<br />

Kompetenz der Podiumsmitwirkenden<br />

Podiumsteilnehmenden:<br />

nimmt zu und unsere politische Isolation<br />

zwangsweiser Übernahme zukünftigen,<br />

werden, auch um die Flexibilität der EU<br />

der Schweiz beruht auf Souveränität,<br />

Ausdruck:<br />

wird aufgehoben.»<br />

also noch unbekannten EU-Rechts.»<br />

im Hinblick auf die Akzeptanz der von<br />

Unabhängigkeit und Eigenständigkeit.


34 35<br />

Die dauerhafte bewaffnete Neutrali-<br />

• Christa Markwalder: «Die Schweiz<br />

Angeregte Gespräche in der Pause:<br />

Ich hoffe, dass der Bundesrat mit höhe-<br />

Walter Reist erinnerte zum Schluss<br />

… und Nationalrätin Brigitte Häberli-<br />

tät hat uns während der vergangenen<br />

könnte als EU-Mitglied viele Werte ein-<br />

alt Bundesrat Christoph Blocher<br />

rem Selbstbewusstsein in die Verhand-<br />

des Ausserordentlichen Gespräches an<br />

Koller mit Gastgeber und Stiftungs-<br />

200 Jahre vor Krieg bewahrt. Wir haben<br />

bringen und die EU von innen heraus<br />

mit Alexandra Frei vom <strong>Lilienberg</strong><br />

lungen eintritt. Die Schweiz hat Stär-<br />

die mit dem Unternehmertum ver-<br />

ratspräsident Dr. h. c. Walter Reist.<br />

eine freiheitliche Ordnung, die Steuer-<br />

mitgestalten, ausgehend von der Kul-<br />

Ehrenteam …<br />

ken vorzuweisen. Dazu zählen sicher<br />

knüpften Kernaufgaben auf mensch-<br />

hoheit, eine eigene Währung und eine<br />

turen-, Religionen- und Sprachenviel-<br />

auch die Infrastrukturen im Transitver-<br />

licher, sachlicher, wirtschaftlicher<br />

eigene Währungspolitik. Was brauchen<br />

falt, dem direktdemokratischen und<br />

kehr. Die Schweiz steht – mit der funk-<br />

Ebene. «Es ist vordringlich, dass sich ein<br />

wir noch an Überlebenswichtigem von<br />

föderalistischen Gedankengut. Wir<br />

tionierenden Schuldenbremse – auch<br />

Unternehmer seiner Aufgabe gegen-<br />

der EU Nichts! Und was will die EU von<br />

sind aufgerufen, unsere liberale Über-<br />

• Christian Levrat: «Europa und die<br />

in der Führung des Finanzhaushaltes<br />

über dem Vaterland bewusst ist: dies<br />

Ausserordentliches Gespräch vom<br />

uns Steuergesetzänderung, Lockerung<br />

zeugung und unsere Wertehaltungen<br />

Schweiz sind seit unserem Nein zum<br />

vorbildlich da: Ein Beispiel, das auch für<br />

verbunden mit der Fähigkeit, für die<br />

24. November 2010, «Schweiz – EU,<br />

des Bankkundengeheimnisses, Informa-<br />

vor Ort zur Geltung zu bringen. Und<br />

EWR nicht stehen geblieben. Die<br />

die EU Gültigkeit hat.»<br />

Mitmenschen Arbeit zu schaffen, um<br />

wie weiter», mit alt Bundesrat<br />

tionsaustausch, Kohäsionszahlungen usw.<br />

wirtschaftlich betrachtet: Ein EU-Bei-<br />

Schweiz und die EU sind geografisch<br />

ihre Entfaltung zu fördern und derart<br />

Dr. Christoph Blocher (SVP), Chef-<br />

Es geht der Schweiz ausserhalb des<br />

tritt eröffnet einen erhöhten Markt-<br />

und wirtschaftlich eng miteinander<br />

Plenumsdiskussion rege genutzt<br />

auch die erspriessliche Fortentwick-<br />

stratege der SVP Schweiz, National-<br />

EWR und der EU besser als den EU-<br />

zugang, dies auch im Dienstleistungs-<br />

verbunden. Unser Land muss sich in<br />

Aufgrund vielseitiger Statements und<br />

lung des Staates zu sichern.»<br />

rätin Brigitte Häberli-Koller (CVP),<br />

Staaten. Die EU ist in einer tiefen Krise.<br />

bereich.»<br />

die europäische Entwicklung aktiv<br />

Fragestellungen vermittelten Bruno<br />

Vizefraktionschefin der CVP Schweiz,<br />

Mit einem Rettungsschirm von 750 Mil-<br />

einbringen und darf sich, gerade im<br />

Zuppiger und die Partei-Vertreter(innen)<br />

«Retter Europas ist vor allem, wer<br />

Nationalrat Christian Levrat (SP), Präsi-<br />

liarden Euro muss sie einzelne Mitglied-<br />

• Christoph Blocher: «Der Souverän hat<br />

Bewusstsein unserer Wertehaltungen,<br />

einen klareren Einblick in folgende<br />

es vor der Gefahr der politisch-<br />

dent der SP Schweiz, und Nationalrätin<br />

staaten vor dem Bankrott bewahren.»<br />

dem Bilateralismus bei sämtlichen Folge-<br />

nicht passiv – nur über den Nachvoll-<br />

Themenbereiche:<br />

religiös-sozialen Zwangseinheit und<br />

Christa Markwalder (FDP), Präsidentin<br />

abstimmungen zugestimmt. Der Volks-<br />

zug der EU-Gesetzgebung – verhal-<br />

Zwangsnivellierung rettet, die seine<br />

Neue Europäische Bewegung Schweiz;<br />

Persönliche Statements aus<br />

wille ist zu befolgen. Das Beitrittsgesuch<br />

ten. Nicht zu unterschätzen sind die<br />

• Finanzplatz Schweiz<br />

spezifische Eigenschaft, nämlich<br />

Gastgeber: Dr. h. c. Walter Reist, Prä-<br />

dem Innern heraus<br />

zur EU von 1992 ist zurückzuziehen.<br />

sich dank Beitrittsverhandlungen zur<br />

• Interventionen der Schweizerischen<br />

den vielartigen Reichtum seines<br />

sident des Stiftungsrates der Stiftung<br />

Walter Reist trat mit den Podiums-<br />

Hierzu braucht es gegenüber der EU<br />

EU wohl durchwegs zur Förderung der<br />

Nationalbank (SNB)<br />

Geistes, bedroht.»<br />

<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum; Mode-<br />

mitwirkenden in einen erweiter-<br />

Mut und Offenheit. Die beiden Systeme<br />

schweizerischen Prosperität zeigenden<br />

• Wechselkurse Euro, US-Dollar, Aus-<br />

Jacob Burckhardt (19. Jahrhundert)<br />

ration: Nationalrat Bruno Zuppiger.<br />

ten Dialog. Hierbei legte er den<br />

– dasjenige der EU und das in Freiheit<br />

binnenpolitischen Folgeschritte.»<br />

wirkungen auf die schweizerische<br />

Fokus – neben den vorgängig par-<br />

und Eigenverantwortung verankerte der<br />

Exportindustrie<br />

teipolitisch akzentuierten State-<br />

Schweiz – sind unverträglich. Es gilt,<br />

• Brigitte Häberli-Koller: «Auch als Nicht-<br />

• Kohäsionszahlungen an die EU<br />

ments – noch auf «rein persön-<br />

unsere Bundesverfassung zu respektie-<br />

mitglied der EU haben wir – dies ist<br />

• Bericht des Bundesrates über die<br />

lich» bedachte Argumente. Seine<br />

ren, im speziellen Artikel 2, der besagt:<br />

sicher auch eine vorrangige Aufgabe<br />

Evaluation der schweizerischen Euro-<br />

Frage an die Gesprächsteilnehmer:<br />

Die Schweizerische Eidgenossenschaft<br />

der Frauen – auf die Vorbildfunktion<br />

papolitik vom 17. September 2010<br />

«Was bewegt Sie, sozusagen aus<br />

schützt die Freiheit und die Rechte des<br />

der Schweiz in Bereichen wie Fami-<br />

• Vertragsverhandlungen mit der EU.<br />

dem Innern heraus, rund um das<br />

Volkes und wahrt die Unabhängigkeit<br />

lie, Erziehung und Bildung zu achten.<br />

Dossiers «Landwirtschaft» und «Elek-<br />

Verhältnis Schweiz – EU»<br />

und die Sicherheit des Landes.»<br />

Bezüglich Fortsetzung der Bilateralen:<br />

trizität»


36 37<br />

G E S P R Ä C H<br />

G E S P R Ä C H<br />

Gut gelaunt: Die Moderatoren Gabriella<br />

Von Michel Grunder<br />

Meyer und Dietrich Pestalozzi (rechts)<br />

zusammen mit Gastreferent Josef Zibung.<br />

Von Michel Grunder<br />

Das Teamgefüge in der<br />

Unternehmung stärken<br />

Aus den Fehlern lernen<br />

Als Dienstleister verpflichtet sich auch<br />

die Star Group höchster Qualität. Dennoch<br />

sind Fehler unvermeidbar. Josef<br />

In der Gruppendiskussion des<br />

Kolloquiums wurden zehn Punkte<br />

genannt, welche die Star Group<br />

und deren Unternehmenskultur<br />

Mit Innovation vom Experiment<br />

zum Exponat im Technorama<br />

Die Unternehmenskultur der Star Group<br />

an das Unternehmen zu binden. Bei-<br />

Zibung verfolgt eine dezidierte Fehler-<br />

charakterisieren:<br />

Als Science Center hat das Technorama<br />

Doch das ist schwieriger, als es auf den<br />

ist anders. Das gilt auch für den Füh-<br />

spielsweise bietet die Star Group<br />

kultur und sieht es in der persönlichen<br />

• Anders als die anderen<br />

in Winterthur ein besonderes Ziel. Es<br />

ersten Blick scheint. Die Herausforde-<br />

rungsstil des Gründungsmitglieds und<br />

Familienanlässe oder sogar Philosophie-<br />

Verantwortung jedes Einzelnen, Fehler<br />

• Tun, was man gut kann, und sich<br />

will Naturphänomene erlebbar machen.<br />

rung ist, didaktisch wertvolle, sichere<br />

Direktors Josef Zibung, der die Geschi-<br />

stunden an.<br />

nicht zu verstecken oder weiterzuschie-<br />

wenn nötig helfen lassen<br />

Das Technorama möchte Erlebnisse kre-<br />

und robuste Exponate herzustellen,<br />

cke der Organisation unaufgeregt, aber<br />

ben, sondern aus ihnen zu lernen.<br />

• Freiheit und Sozialkontrolle<br />

ieren, die man noch nie oder zumindest<br />

die den Besucherströmen standhalten,<br />

mit viel Fingerspitzengefühl lenkt. Dies<br />

Dynamik in der Führungsstruktur<br />

• Familiarität und Kollegialität<br />

nicht in dieser Form gemacht hat. Das<br />

wenig Wartungsarbeiten beanspruchen<br />

mit grossem Erfolg, wie er am Kollo-<br />

Der familiäre Hintergrund habe seine<br />

Zentral ist für Josef Zibung auch das<br />

• Direkte Kommunikation<br />

kann nur mit naturwissenschaftlichem<br />

und die zum Erleben einladen. Das stellt<br />

quium vom 2. September aufzeigte. Die<br />

Vision der Zusammenarbeit zweifellos<br />

Bewusstsein der Mitarbeitenden für<br />

• Zu Fehlern stehen und daraus<br />

Verständnis, Ingenieurskunst, einem sen-<br />

selbstverständlich besondere Anforde-<br />

Star Group ist über die Jahre hinweg<br />

geprägt, was sich in der Unternehmens-<br />

Gemeingüter. Deshalb stellt die Star<br />

lernen<br />

siblen Gespür für Didaktik und viel Innova-<br />

rungen an die Ingenieure. Eine spezifi-<br />

vom Start-up zu einem globalen und<br />

kultur der Star Group manifestierte, sagte<br />

Group ihren Angestellten mehrere Fahr-<br />

• Vorbild des Chefs und seines<br />

tion erzielt werden. Diese Zutaten führen<br />

sche Ausbildung für die «Produktent-<br />

wichtigen Anbieter gewachsen.<br />

Josef Zibung am <strong>Lilienberg</strong> Kolloquium.<br />

zeuge unentgeltlich, und zwar selbst<br />

Lebensstils<br />

letztlich zum Ergebnis, das zahlreiche<br />

wicklung» des Technoramas gibt es aber<br />

In jungen Jahren habe er gelernt, anzu-<br />

in der Freizeit, sowie Ferienwohnun-<br />

• Entfaltungsmöglichkeiten schaffen<br />

Besucher stets aufs Neue begeistert.<br />

nicht. Die Ingenieure kommen entweder<br />

Schlüssel zum Erfolg sind – was man<br />

packen, Verantwortung für «Projekte»<br />

gen zur Verfügung. Aus diesen Gütern<br />

• Die Mitarbeitenden am Erfolg<br />

Welcher Prozess verbirgt sich dahinter<br />

aus der Industrie und bringen die Fähig-<br />

oft hört – die Mitarbeitenden. Bei der<br />

zu übernehmen, diese Verantwortung<br />

resultiert nicht nur ein Mehrwert für das<br />

beteiligen<br />

Das Kolloquium vom 17. November<br />

keit mit, sehr stabile und funktional her-<br />

Star Group steht dieses Credo nicht nur<br />

aber auch mit den Geschwistern zu tei-<br />

Personal. Es fördert auch den gegen-<br />

• Nachfolge regeln<br />

lieferte Antworten.<br />

vorragende Anlagen zu bauen. Jenen<br />

auf dem Papier. Es wird gelebt. Josef<br />

len. Bei der Star Group kommt klassi-<br />

seitigen Austausch, das gemeinsame<br />

Ingenieuren fehlt es aber an didakti-<br />

Zibung legt grossen Wert auf die Atmo-<br />

schen Hierarchie- und Team-Strukturen<br />

Organisieren und die Sensibilität für die<br />

Eigentlich tönt die Aufgabe, die das<br />

schem Wert. Oder sie haben einen Erfah-<br />

sphäre und ein familiäres Umfeld im<br />

kein grosses Gewicht zu, was den Mitar-<br />

Bedürfnisse der Kollegen.<br />

Zyklus «Die Wirkung der Unternehmens-<br />

Technorama hat, simpel: Erstens muss<br />

rungshintergrund im Consumersektor.<br />

Team. Schon bei der Neubesetzung von<br />

beitenden viel Freiheit gibt. Teams wer-<br />

kultur verstärken – ganz praktisch»; Lilien-<br />

ein Naturphänomen entdeckt werden.<br />

Sie wissen, wie man anregend gestaltete<br />

Arbeitsplätzen achtet die Star Group<br />

den projektbezogen zusammengesetzt,<br />

berg Kolloquium vom 2. September 2010,<br />

Zweitens muss ein Experiment erfunden<br />

und intuitiv bedienbare Geräte konstru-<br />

stark darauf, dass potenzielle Mitarbei-<br />

und die Projektleitung wird je nach<br />

«Wie vermittelt die Unternehmung den<br />

werden, welches das Phänomen sicht-<br />

iert. Diese halten dem Massenansturm<br />

tende nicht nur die geforderte Fachkom-<br />

Herausforderung einem anderen über-<br />

Mitarbeitenden langfristige Perspekti-<br />

bar macht. Erst jetzt kommt eigentliche<br />

im Technorama aber nicht stand.<br />

petenz mitbringen, sondern auch mit<br />

tragen. Das bringt eine gewisse Dyna-<br />

ven – ganz praktisch», mit Josef Zibung,<br />

Innovation ins Spiel. Denn drittens müs-<br />

der bestehenden Belegschaft harmonie-<br />

mik in die Führungsstruktur und bricht<br />

Inhaber Star Group, Ramsen; Mode-<br />

sen Ansätze gesucht und Wege gefun-<br />

ren. Im Weiteren setzt er Massnahmen<br />

insbesondere die herkömmliche Linien-<br />

ration: Gabriella Meyer und Dietrich<br />

den werden, um aus einem Experiment<br />

um, die das Teamgefüge stärken, und er<br />

kommunikation auf.<br />

Pestalozzi (Aktionsfeld Unternehmens-<br />

ein taugliches Exponat in den Hallen des<br />

schafft Anreize, um die Mitarbeitenden<br />

kultur & -ethik).<br />

Technoramas zu machen.


38 39<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Max Becker<br />

Direktor Thorsten D. Künnemann erläuterte<br />

auf <strong>Lilienberg</strong>, welche unternehmenskulturellen<br />

Elemente für die Innova-<br />

inspirierend. «Das Technorama arbeitet<br />

deshalb ganz gezielt und regelmässig<br />

mit Künstlern zusammen. Auch Raum<br />

Die Chancen auf dem Schweizer<br />

Arbeitsmarkt stehen weiterhin gut<br />

tionskultur im Technorama zentral sind:<br />

und Zeit für den informellen Informations-<br />

austausch setzt Innovationspotenzial frei.»<br />

Hinter dem vielleicht etwas trockenen<br />

Auf den Arbeitsmarkt am meisten Einfluss haben:<br />

• Mut zum Abbruch: Überzeugt ein<br />

Begriff «Arbeitsmarkt» verbirgt sich das<br />

• die Globalisierung der Märkte;<br />

Exponat nicht, muss der Entwicklungs-<br />

In der Gruppendiskussion standen die<br />

Uhrwerk der Wirtschaft: Der Arbeits-<br />

• die neuen Formen der Kommunikation, basierend auf teilweise spektakulären<br />

prozess abgebrochen werden, auch<br />

Fragen im Vordergrund, ob man selber<br />

markt geht uns alle etwas an und ist für<br />

Technologiesprüngen;<br />

wenn darin viele Arbeitsstunden und<br />

innovativ ist und wie sich ein Innovations-<br />

das Wohl der Wirtschaft und damit für<br />

• der gesellschaftliche und demografische Wandel: alternde Gesellschaft, neue<br />

viel Herzblut der Ingenieure stecken.<br />

klima schaffen und ein Markt für Innova-<br />

den Wohlstand des Landes entschei-<br />

Wertvorstellungen, die veränderte Rolle der Frau in der Gesellschaft, neue Ent-<br />

• Working Prototypes: Dahinter ver-<br />

tionen finden lässt. Insbesondere wurde<br />

Technorama-Direktor Thorsten<br />

dend. Der Arbeitsmarkt wurde von der<br />

wicklungen im Aus- und Weiterbildungsbereich.<br />

birgt sich die Idee, dass es nie ein voll-<br />

die Problematik angesprochen, wie<br />

D. Künnemann: «Es gibt nie ein<br />

technologischen Entwicklung und der<br />

Neuere Entwicklungen deuten darauf hin, dass Arbeit und Freizeit für viele<br />

kommenes Exponat, sondern immer nur<br />

Innovation in einem effizienzorientierten<br />

vollkommenes Exponat, sondern immer<br />

Globalisierung der vergangenen Jahre<br />

immer mehr zusammenwachsen: Die Grenzen verwischen, die Arbeit durch-<br />

Entwürfe gibt, die laufend verbessert<br />

Umfeld begünstigt werden könnte.<br />

nur Entwürfe, die laufend verbessert<br />

in mancherlei Hinsicht durchgeschüttelt,<br />

dringt das Leben zu Hause – anderseits bieten neue Arbeitsformen grosse<br />

werden können.<br />

werden können.»<br />

er prägt aber auch die gefühlte Stim-<br />

Chancen; «work-life-balance» ist für viele die falsche Fragestellung.<br />

• Fehlertolerant konstruieren: Indem<br />

Zyklus «Die Wirkung der Unternehmens-<br />

mung in einem Land wesentlich mit.<br />

man das experimentierfreudige Verhal-<br />

kultur verstärken – ganz praktisch»; Lili-<br />

Der Zyklus «Arbeitsmarkt 2020 – eine<br />

ten der Besucher antizipiert, lassen sich<br />

enberg Kolloquium vom 17. November<br />

unternehmerische und gesellschaftli-<br />

Bildungsbereichs: Die Eintrittsquote im<br />

Allerdings seien die Schwierigkeiten bei<br />

Lösungen konstruieren, welche grosse<br />

2010, «Wie kann ein Unternehmens-<br />

che Herausforderung» wurde kürzlich<br />

universitären Bereich dürfte sich gemäss<br />

der europaweiten Umsetzung nicht zu<br />

Flexibilität bieten, ohne die Lebensdauer<br />

klima der Innovation geschaffen und<br />

abgeschlossen. Fazit: In der Schweiz<br />

der Untersuchung «Bildungsperspekti-<br />

übersehen, denn für die Unternehmun-<br />

der Exponate einzuschränken.<br />

erhalten werden – ganz praktisch»,<br />

stehen die Chancen auf dem Arbeits-<br />

ven» des Bundesamts für Statistik von<br />

gen und für die Bildungsinstitutionen<br />

• Sich Zeit zum Beobachten der Besu-<br />

mit Thorsten E. Künnemann, Direktor<br />

markt im europäischen Vergleich auch<br />

20 Prozent im Jahre 2010 auf 24 bis<br />

herrscht noch immer eine Phase der<br />

cher nehmen: Das dient nicht nur dem<br />

Technorama, Winterthur; Moderation:<br />

in Zukunft gut. An die Unternehmun-<br />

28 Prozent erhöhen, im Fachhochschul-<br />

Unsicherheit.<br />

Qualitätsmonitoring, sondern regt auch<br />

Stephan Illi und Dietrich Pestalozzi (Akti-<br />

gen hierzulande werden allerdings hohe<br />

bereich von 19 auf 21 bis 25 Prozent.<br />

Das «Lifelong Learning», also das<br />

neue Ideen an.<br />

onsfeld Unternehmenskultur & -ethik).<br />

Ansprüche gestellt.<br />

Bei der Umsetzung der sogenannten<br />

lebenslange Lernen, müsste der Normal-<br />

Wichtig ist für Thorsten D. Künnemann<br />

Bologna-Reform (Schaffung eines ein-<br />

fall, nicht die Ausnahme sein, so Roger<br />

zudem die Inspiration. «Einerseits,<br />

An der <strong>Lilienberg</strong> Tagung vom 4. Novem-<br />

heitlichen Hochschulwesens in Europa)<br />

Gfrörer weiter, aber die Möglichkeiten<br />

indem Quellen offengelegt werden und<br />

ber beleuchtete zuerst Dr. Roger<br />

sieht Roger Gfrörer Vorteile sowohl für<br />

dazu müssten auch genutzt werden.<br />

dadurch dem Schöpfer einer Idee Res-<br />

Gfrörer, Leiter der Abteilung Career Ser-<br />

die Studierenden (Erhöhung der Trans-<br />

Wieso sind beispielsweise die Senioren-<br />

pekt gezollt wird.» Andererseits wirke<br />

vices der Universität Zürich, die Entwick-<br />

parenz und Durchlässigkeit) als auch für<br />

Universitäten nicht besser in den Lehr-<br />

auch ein Perspektivenwechsel oftmals<br />

lung auf dem Arbeitsmarkt aus Sicht des<br />

die Arbeitgeber (Erhöhung der Qualität).<br />

betrieb integriert Der Referent ortet


41<br />

auch Verbesserungspotenzial bei der<br />

Liberaler Arbeitsmarkt<br />

Entwicklung der Wechselkurse<br />

delspartnern der Schweiz: die Länder<br />

Image-Bildung einzelner Wirtschafts-<br />

kommt allen zugute<br />

als grosse Unbekannte<br />

der Europäischen Union, Nordamerika<br />

zweige und der Qualität der Rekrutie-<br />

Nationalrat Bruno Zuppiger, Präsident<br />

Die Diskussion nach den Referaten war<br />

und zunehmend auch die Staaten<br />

rungsentscheide von Unternehmungen<br />

Teilnehmer und Moderatoren der Tagung unterwegs in Richtung Gesprächssaal:<br />

des Schweizerischen Gewerbeverban-<br />

geprägt von einem in der Tendenz opti-<br />

der «Emerging Markets», die für die<br />

(«Nur die Wirtschaft selbst kann ihr<br />

Vorne Dr. Max Becker (links) und der Chefökonom Dr. Daniel Lampart.<br />

des, plädierte für eine weitere Stär-<br />

mistischen Grundton: Die schweizeri-<br />

Schweiz an Bedeutung gewinnen wer-<br />

Image formen»).<br />

kung des dualen Bildungssystems, die<br />

sche Volkswirtschaft habe, im europä-<br />

den. Eines ist sicher: Die Entwicklung<br />

mithelfen soll, eine schleichende und<br />

ischen Vergleich, die Finanzkrise gut<br />

des Arbeitsmarkts bis 2020 wird uns<br />

Liberale Gesetzgebung als Vorteil<br />

unerwünschte Verakademisierung der<br />

überstanden und damit eine solide<br />

grosse Anstrengungen abverlangen und<br />

für den Standort Schweiz<br />

• Holland: Grosse regionale Unter-<br />

Beschäftigungschancen steigern<br />

Ausbildung zu vermeiden. Übereinstim-<br />

Basis für weiteres Wirtschaftswachstum<br />

hohe Ansprüche an die unternehmeri-<br />

Aus Sicht eines Unternehmers ging Rico<br />

schiede bezüglich Verfügbarkeit von<br />

Dr. Daniel Lampart, Chefökonom des<br />

mung mit den Sozialpartnern sieht er in<br />

gelegt, so der Tenor im Publikum. Dies<br />

schen Fähigkeiten und die Flexibilität der<br />

Randegger, CEO der Bosch Packaging<br />

Arbeitskräften, gepaart mit infrastruk-<br />

Schweizerischen Gewerkschaftsbundes,<br />

der Betonung des «Lifelong Learning».<br />

wiederum sei notwendig für eine wei-<br />

Schweiz stellen.<br />

Services (Schweiz), der Frage nach, wel-<br />

turellen Problemen (hohe Bevölkerungs-<br />

setzte einen Schwerpunkt auf die<br />

Bezüglich Regulierung komme ein wei-<br />

terhin hohe Beschäftigung. «Wir dür-<br />

ches die Gewinner und Verlierer auf den<br />

dichte).<br />

Aus- und Weiterbildungsanstrengungen,<br />

terhin liberaler Arbeitsmarkt Arbeit-<br />

fen nicht nachlassen, durch verstärkte<br />

Zyklus «Arbeitsmarkt 2020 – eine unter-<br />

Arbeitsmärkten in Europa sein könnten.<br />

• Schweiz: Sowohl Ingenieure als auch<br />

die Arbeitsmarktintegration sowie die<br />

nehmern und Arbeitgebern zugute;<br />

Anstrengungen im Bildungsbereich und<br />

nehmerische und gesellschaftliche Her-<br />

Ein Gewinner zeichnet sich aus durch<br />

gelernte Fachkräfte sind sehr knapp,<br />

Gesundheitsprävention. Er kam zudem<br />

Vertrauen in die eigenen Stärken der<br />

berufliche Mobilität die Wettbewerbs-<br />

ausforderung»; <strong>Lilienberg</strong> Tagung vom<br />

hohe Verfügbarkeit qualifizierter Arbeit-<br />

auf der anderen Seite fördert eine libe-<br />

zum Schluss, dass eine Erhöhung des<br />

Schweiz (gerade im Bildungsbereich) sei<br />

fähigkeit zu wahren», war unter den<br />

4. November 2010 mit Dr. Roger Gfrö-<br />

nehmer, eine hohe Produktivität, einen<br />

rale Gesetzgebung die Ansiedlung von<br />

AHV-Rentenalters nicht notwendig sein<br />

notwendig, um auf den Märkten zu<br />

Teilnehmenden immer wieder zu hören.<br />

rer, Leiter Career Services Universität<br />

gesicherten Arbeitsfrieden und eine hohe<br />

Firmen aus dem Ausland, gepaart mit<br />

werde, da steigende Löhne Mehreinnah-<br />

bestehen, ebenso Masshalten bei wei-<br />

Zürich, Dr. Daniel Lampart, Cheföko-<br />

Lebensqualität. Rico Randegger unter-<br />

in der Regel hohem Pflichtbewusst-<br />

men für die Sozialwerke zur Folge haben<br />

teren sozialen Ausbauschritten. Flexible,<br />

Nicht übersehen werden dürften jedoch<br />

nom Schweizerischer Gewerkschafts-<br />

zog die Märkte in Deutschland, Holland,<br />

sein und Qualitätsdenken der Arbeit-<br />

dürften. Er prognostiziert eine nochmals<br />

aber finanzierbare Pensionierungslö-<br />

einige Unbekannte, die unserer Kon-<br />

bund, Rico Randegger, General Mana-<br />

Frankreich und der Schweiz einem Ver-<br />

nehmenden.<br />

erhöhte Steigerung bei der Erwerbsquote<br />

sungen seien sinnvoll, «allerdings wer-<br />

trolle faktisch entzogen sind und die<br />

ger Bosch Packaging Services AG,<br />

gleich:<br />

bei den Frauen und ortet eine Notwendig-<br />

den wir mittelfristig nicht darum her-<br />

Anlass zu Besorgnis geben könnten:<br />

Neuhausen, und Nationalrat Bruno<br />

• Deutschland: Beträchtlicher «brain<br />

Rico Randegger sieht gute Chancen für<br />

keit des «Besser-zu-den-Arbeitnehmern-<br />

umkommen, auch eine Verschiebung<br />

die Entwicklung der Wechselkurse (und<br />

Zuppiger, Präsident Schweizerischer<br />

drain» (volkswirtschaftliche Verluste<br />

die Schweiz im europäischen Vergleich:<br />

Schauens» durch die Führungsverant-<br />

des Rentenalters nach oben in Betracht<br />

damit die Konkurrenzfähigkeit auf den<br />

Gewerbeverband; Moderation: Dr. Max<br />

durch die Emigration besonders ausgebil-<br />

«Das duale Berufsbildungssystem muss<br />

wortlichen in der Zukunft. Beunruhigend<br />

zu ziehen und damit die Zukunft der<br />

Weltmärkten) sowie die wirtschaftliche<br />

Becker und Anton Bucher (Aktionsfeld<br />

deter Menschen aus dem Land).<br />

beibehalten und gefördert werden, die<br />

ist für ihn die hohe Erwerbslosenquote bei<br />

Sozialwerke zu sichern.»<br />

Leistungsfähigkeit von wichtigen Han-<br />

Wirtschaft & Industrie).<br />

• Frankreich: Der Arbeitsmarkt ist geprägt<br />

Swissness (mit Geben und Nehmen als<br />

den jungen Ausländerinnen (12 Prozent),<br />

von einer radikalen und oft unkontrollier-<br />

Kulturelement) beibehalten und der Erhalt<br />

welche alle anderen Quoten weit über-<br />

baren Streikkultur, welche die Infrastruk-<br />

der Lebensqualität gesichert werden.»<br />

ragt. Hier sieht er die Unternehmungen<br />

tur des Landes in periodischen Abständen<br />

in der Pflicht, Beschäftigungschancen<br />

in Mitleidenschaft zieht.<br />

zu bieten.


42 43<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Max Becker<br />

Steht ein für unternehmerisches<br />

Denken in der Politik und die Sicherung<br />

Vom Jungunternehmer zum Patron:<br />

die Erfolgsgeschichte des Peter Spuhler<br />

Peter Spuhler ist Mitglied der einflussreichen<br />

Kommission für Wirtschaft und<br />

Abgaben (WAK). «Ich wünsche mir,<br />

noch Zeit für die Arbeit in einer weite-<br />

Produkten über jeden Zweifel erhaben<br />

ist («Bei der Qualität machen wir<br />

nie Kompromisse»). Zwar würden ihn<br />

die Märkte reizen (die sich oft nur mit<br />

des Werkplatzes Schweiz: Nationalrat<br />

Peter Spuhler (Mitte), hier zusammen<br />

mit den Gesprächsmoderatoren Dr. Max<br />

Becker (rechts) und Anton Bucher.<br />

Zum Abschluss des Zyklus war Nati-<br />

Zuerst 20, jetzt 3000 Mitarbeitende<br />

Verwaltungsrat der UBS an; ausserdem<br />

ren Ratskommission zu haben. In den<br />

erprobten Partnern erschliessen las-<br />

onalrat Peter Spuhler, CEO der Stad-<br />

1987 trat Peter Spuhler – nach kurzer<br />

ist er heute Mitglied des Vorstands des<br />

Kommissionen kann man Dinge gestal-<br />

sen), aber Peter Spuhler ist sich bei der<br />

Betriebs AG des ZSC Lions. Eishockey ist<br />

ler Rail, im Rahmen des Ausserordent-<br />

Tätigkeit bei einer Bank – bei Stad-<br />

Branchenverbands Swissmem.<br />

ten. Aber: Ein Mann für ein exekutives<br />

Zuordnung der finanziellen Ressourcen<br />

ein Sport, bei dem die harten Bandagen<br />

lichen Gesprächs Gast auf <strong>Lilienberg</strong>.<br />

ler Fahrzeuge AG ein, bereits zwei<br />

Amt in der Politik bin ich nicht – und<br />

der Verantwortung gegenüber seinen<br />

nicht in der Kabine oder an der Bande<br />

Die Moderatoren Dr. Max Becker und<br />

Jahre später übernahm er die Firma mit<br />

Im Verlauf des Gesprächs auf <strong>Lilienberg</strong><br />

werde ich nie sein», sagte Peter Spuhler<br />

Mitarbeitenden, Kunden und Kapital-<br />

bleiben. Ihr Gebrauch mag auf den<br />

Anton Bucher befragten den Politiker<br />

20 Mitarbeitenden und einem Umsatz<br />

legte Peter Spuhler dar, dass sein Ein-<br />

zu seinen weiteren Plänen als Politiker.<br />

gebern bewusst.<br />

Sport beschränkt bleiben, aber zu wis-<br />

und erfolgreichsten Wirtschaftsführer<br />

von 4,5 Millionen Franken. Schon bald<br />

tritt in die Politik nicht von langer Hand<br />

sen, wie man sie anwendet, kann auch<br />

aus dem Kanton Thurgau nach seinem<br />

erkannte er die Notwendigkeit einer<br />

geplant war: «Es hat sich einfach so<br />

Expansion eröffnete ungeahnte<br />

Welchen Führungsstil pflegt Peter<br />

im Rat und an der Spitze der Unterneh-<br />

Werdegang.<br />

Neuausrichtung der Firma und begann<br />

ergeben» – als bedeutender industrieller<br />

Geschäftsmöglichkeiten<br />

Spuhler «Ich kann zuhören, gewich-<br />

mung nützlich sein. Peter Spuhler blickt<br />

mit der Entwicklung eines für den<br />

Arbeitgeber im Kanton Thurgau wurde<br />

Bei Stadler Rail ist er in Märkten tätig,<br />

ten, beurteilen, aber auch Entscheide<br />

zuversichtlich in die Zukunft: «Wenn wir<br />

Der Vater von Peter Spuhler arbeitete<br />

modernen Nahverkehr zugeschnit-<br />

er aber bereits «im ersten Anlauf» im<br />

die bis vor Kurzem stark national ausge-<br />

umsetzen – und das rasch, auch Ent-<br />

unsere Hausaufgaben machen, haben<br />

als Koch im Hotel Dolder in Zürich. Die<br />

tenen Fahrzeugs, des Stadler GTW.<br />

Jahr 1999 als Mitglied des Nationalrats<br />

prägt waren. Im Zuge der WTO-Regu-<br />

scheide mit personellen Konsequenzen.<br />

wir Grund zu Optimismus.»<br />

Fähigkeit, ein Menü mit verschiedens-<br />

Dieses Fahrzeug war der Schlüssel für<br />

gewählt; in der Fraktion der SVP zählt<br />

lierungen ist jedoch dieser «Heimat-<br />

Den Vorteil der überschaubaren Unter-<br />

ten Zutaten zusammenstellen und auf<br />

den künftigen Erfolg der Stadler im<br />

er heute zu den führenden und sichtba-<br />

schutz» weitgehend gefallen – nicht<br />

nehmung lasse ich mir nicht nehmen.<br />

Zyklus «Arbeitsmarkt 2020 – eine unter-<br />

die Geschmäcker der Kunden einzuge-<br />

Schienenfahrzeugbau. Um weiter wach-<br />

ren Exponenten der Grossen Kammer<br />

zum Nachteil von Stadler Rail: Die<br />

Meine Konkurrenten sind oft grosse,<br />

nehmerische und gesellschaftliche Heraus-<br />

hen, sollte Peter Spuhler später immer<br />

sen zu können, kaufte Peter Spuhler<br />

in Bern, der sich aber in einzelnen Sach-<br />

Expansion in bisher nur schwer zugängli-<br />

multinationale Unternehmungen, viel-<br />

forderung»; Ausserordentliches Gespräch<br />

wieder zum Vorteil gereichen. Nach<br />

1997 das Werk Altenrhein der Schindler<br />

fragen nicht scheut, eine Meinung zu<br />

che Märkte wurde möglich, die Öffnung<br />

fach schwer steuerbar – und da ist mein<br />

vom 4. November 2010 mit Nationalrat<br />

seinem Betriebswirtschaftsstudium an<br />

Waggon AG und gründete eine Hol-<br />

vertreten, die nicht immer deckungs-<br />

des Ostens hat für die Firma ungeahnte<br />

Vorteil der raschen Umsetzung oft spiel-<br />

Peter Spuhler, Präsident des Verwaltungs-<br />

der Universität St. Gallen wusste er,<br />

ding-Gesellschaft. Durch die neue<br />

gleich mit jener der Mehrheit der Frak-<br />

Geschäftsmöglichkeiten<br />

geschaffen.<br />

entscheidend.»<br />

rats Stadler Rail AG, Bussnang; Modera-<br />

dass sein Berufsziel nicht «irgendeine<br />

Struktur hatte er auch die Möglichkeit,<br />

tion ist. Dies geschah zum Beispiel bei<br />

Und Asien «Vor Asien haben wir Res-<br />

tion: Dr. Max Becker und Anton Bucher<br />

Anstellung» sein würde, sondern dass<br />

nach Deutschland und später nach Ost-<br />

der Frage der Haltung der Schweiz zur<br />

pekt; zwar sind die potenziellen Märkte<br />

Flair fürs Agieren auf dünnem Eis<br />

(Aktionsfeld Wirtschaft & Industrie).<br />

er Unternehmer werden wollte und<br />

europa zu expandieren. Heute konzen-<br />

Erweiterung der EU nach Rumänien und<br />

vorhanden, aber ein Markteintritt erfor-<br />

Bleibt neben dem Doppel-Engagement<br />

jene Tätigkeit ausüben, die es erlaubt, zu<br />

triert sich Peter Spuhler auf seine Funk-<br />

Bulgarien respektive der damit verbun-<br />

dert nicht nur genaue Kenntnis der<br />

in Politik und Wirtschaft noch Zeit<br />

gestalten und Freiräume auszunützen,<br />

tion als CEO der Stadler Rail Group mit<br />

denen Kohäsionszahlungen durch die<br />

Kundenbedürfnisse, sondern auch der<br />

für ein Hobby Seit frühen Jahren ist<br />

die aber gleichzeitig auch soziale Ver-<br />

3000 Mitarbeitenden sowie als Verwal-<br />

Schweiz.<br />

Geschäfts- und Gesellschaftskultur.»<br />

Peter Spuhler dem Eishockey zugetan,<br />

antwortung erfordert.<br />

tungsratspräsident der Aebi Group. Für<br />

Ausserdem muss sichergestellt sein,<br />

zunächst als Spieler beim Grasshopper<br />

eine kurze Zeit gehörte er auch dem<br />

dass die Qualität von lokal produzierten<br />

Club Zürich, heute als Vizepräsident der


44 45<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Daniel Etter*<br />

Schweizer Bauern geniessen<br />

das Vertrauen der Konsumenten<br />

stehenden Produkten das Vertrauen<br />

der Konsumenten ausbauen könnten.<br />

Dies umso mehr, weil die Importpro-<br />

Ernährungssouveränität. Jedes Land soll<br />

seine eigene Agrarpolitik aufrechterhalten<br />

können. Thomas Gröbly zeigte sich<br />

sich bei den bäuerlichen Einkommen<br />

spürbar mache. «Die Politik muss ehrlich<br />

dazu stehen, was sie tut», betonte<br />

flächendeckende Landwirtschaft noch<br />

erwünscht sei, sei für die Bauern ein<br />

unhaltbarer Zustand.<br />

dukte qualitativ vergleichsweise schlecht<br />

skeptisch gegenüber der Globalisierung<br />

Ernst Schibli.<br />

In der Landwirtschaft genügt es nicht,<br />

die Schweizer Landwirtschaft im inter-<br />

sind. «Wegen des Cassis-de-Dijon-<br />

und sprach sich für einen Handelsstopp<br />

In einem Punkt waren sich alle fünf<br />

unternehmerisch zu denken. Die Zusam-<br />

nationalen Vergleich schlechte Karten<br />

Prinzips werden minderwertige Produkte<br />

von Agrargütern an der Börse aus. «Es<br />

Entscheidung gefordert<br />

Diskussionsteilnehmer einig. Keiner von<br />

menhänge sind wesentlich komplexer.<br />

hat. Wenn sich jedoch die Schweizer<br />

importiert. Das müssen wir den Kon-<br />

kann doch nicht sein, dass an der Börse<br />

«Wir brauchen eine politische Grund-<br />

ihnen glaubt an einen kurz- bis mittel-<br />

So lautet das Fazit der beiden Abschluss-<br />

Konsumenten hinter ihre Bauern stell-<br />

sumenten vor Augen führen», sagte<br />

mit Nahrungsmitteln Geld verdient wird,<br />

satzdebatte», forderte Samuel Krähen-<br />

fristigen Abschluss der WTO-Verhand-<br />

veranstaltungen des <strong>Lilienberg</strong> Zyklus<br />

ten, dann sehe dies ganz anders aus.<br />

Walter Willener. CVP-Nationalrat Markus<br />

wenn gleichzeitig Menschen hungern»,<br />

bühl, Redaktionsleiter der Internetplatt-<br />

lungen, und auch einen EU-Agrarfrei-<br />

«Offensivstrategie für die Ernährungs-<br />

Zemp unterstrich, dass die Konsumen-<br />

gab er zu bedenken. Er unterstrich aber<br />

form www.schweizerbauer.ch. Denn die<br />

handel schlossen sie vorerst aus. Auch<br />

wirtschaft – eine ganzheitliche Land-<br />

Importprodukte qualitativ<br />

ten den Schweizer Bauern sehr vertrau-<br />

auch die Macht des Handels gegen-<br />

Politik müsse sich entscheiden, welche<br />

gaben sich alle überzeugt, dass die<br />

wirtschaftspolitik der Schweiz». Am<br />

ungenügend<br />

ten und dass die Landwirte bereits jetzt<br />

über den Produzenten. «Gerade dies<br />

Landwirtschaft sie in Zukunft haben<br />

Schweizer Landwirtschaft grundsätzlich<br />

Podiumsgespräch beteiligten sich hoch-<br />

«Im Extremfall kommt es zu einer Volks-<br />

sehr gut akzeptiert seien. «Die aktuel-<br />

ist jedoch auch eine Chance, den Han-<br />

wolle. Nicht zu wissen, ob künftig eine<br />

eine positive Zukunft hat.<br />

karätige Persönlichkeiten aus der Land-<br />

abstimmung über ein Agrarfreihandels-<br />

len Fernsehsendungen wie ‹Landfrauen-<br />

del auszuschalten und beispielsweise<br />

wirtschaftsbranche, der Politik und den<br />

abkommen mit der EU», führte Ernst<br />

küche› oder ‹Ab auf die Alp!› bewei-<br />

Produkte direkt zu vermarkten», sagte<br />

Medien. Sie rechnen mittelfristig nicht<br />

Wüthrich aus. Er warf zugleich Argu-<br />

sen das grosse Interesse an der Land-<br />

Thomas Gröbly. Denn die Konsumenten<br />

mit einem Agrarfreihandelsabkommen<br />

mente aus Sicht der Konsumenten in<br />

wirtschaft», so der CVP-Politiker. Das<br />

fänden es stossend, wenn sie 1.80 Fran-<br />

Diskutieren über die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft (von links): Ethiker Thomas<br />

zwischen der Schweiz und der EU.<br />

die Waagschale, die für und gegen ein<br />

sei eine Chance, die genutzt werden<br />

ken für einen Liter Milch bezahlen müss-<br />

Gröbly, SVP-Nationalrat Ernst Schibli, Moderator Christoph Vollenweider, CVP-<br />

solches Abkommen sprechen, und er<br />

müsse.<br />

ten – im Wissen, dass der Bauer nur<br />

Nationalrat Markus Zemp, Sals-Direktor Walter Willener und der Redaktionsleiter der<br />

Der Bauer produziert in erster Linie Nah-<br />

zeigte bildlich die Abhängigkeit der Bau-<br />

50 Rappen erhalte.<br />

Internetplattform des «Schweizer Bauern», Samuel Krähenbühl.<br />

rungsmittel, die er den Konsumentinnen<br />

ern von den Konsumenten oder eben<br />

Produkte direkt vermarkten<br />

und Konsumenten zum Kauf anbietet.<br />

dem Stimmvolk.<br />

Thomas Gröbly, Lehrbeauftragter für<br />

Auch SVP-Nationalrat Ernst Schibli<br />

So weit, so klar. Künftig wird er aber<br />

Ethik an der Fachhochschule Nordwest-<br />

bemängelte, dass sich die Schere zwi-<br />

zunehmend auf die Gunst der Konsu-<br />

Diese These stiess bei den Teilneh-<br />

schweiz, rief den Selbstversorgungs-<br />

schen Konsumenten- und Produzenten-<br />

menten angewiesen sein, so die These<br />

mern des von Christoph Vollenweider<br />

grad in Erinnerung. «Wenn wir ehrlich<br />

preis immer weiter öffnet. «Der Handel<br />

von Ernst Wüthrich, Mitorganisator des<br />

moderierten Podiums auf breite Akzep-<br />

sind, haben wir eine Nettoselbstver-<br />

fordert, dass die Bauern billiger produ-<br />

<strong>Lilienberg</strong> Zyklus. Der Wirtschaftspro-<br />

tanz. Walter Willener, Präsident der<br />

sorgung von 25 Prozent», sagte er. Die<br />

zieren, sie selber haben aber die Haus-<br />

fessor mit einem Lehrstuhl an der Fach-<br />

Schweizerischen Vereinigung für einen<br />

Schweiz sei daher zwingend auf Import-<br />

aufgaben nicht gemacht und werden<br />

hochschule Nordwestschweiz zeigte am<br />

starken Agrar- und Lebensmittelsek-<br />

produkte und den Handel mit ande-<br />

immer teurer», kritisierte der Politiker. Er<br />

Podiumsgespräch vom 12. Oktober auf,<br />

tor (Sals), zeigte sich überzeugt, dass<br />

ren Ländern angewiesen. Doch dieser<br />

bemängle auch, dass die Politik die Nah-<br />

dass sich die Grenzen öffnen und dass<br />

die Schweizer Bauern mit ihren hoch-<br />

Handel müsse fair sein. Dazu forderte er<br />

rungsmittelproduktion zurückfahre, was


46 47<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Barbara Meili<br />

Die drei Thesen und Erkenntnisse in Kurzform<br />

Im Rahmen des Gesprächszyklus zur Schweizerischen Landwirtschaftspolitik führte<br />

Zyklus «Offensivstrategie für die Ernährungswirtschaft<br />

– eine ganzheitliche<br />

Landwirtschaftspolitik der Schweiz»; Lili-<br />

Demokratie braucht qualitativ<br />

hochstehende Medien<br />

am Institut für Publizistikwissenschaft<br />

und Medienforschung der Universität<br />

Zürich, stellten eine breite Palette von<br />

das <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum im vergangenen Jahr drei Kolloquien mit zum Teil<br />

enberg Tagung vom 12. Oktober 2010,<br />

Modellen vor, mit denen sich Medien<br />

hochkarätigen Referentinnen und Referenten durch. Über die Kolloquien berich-<br />

«Wer hat die Preishoheit in der Land-<br />

Unter Referenten wie Teilnehmenden<br />

vom 9. November einleitete. Konsens<br />

in der Schweiz und in anderen Märkten<br />

tete die Redaktion der «<strong>Lilienberg</strong> Zeitschrift» ausführlich in den Ausgaben Nr. 22<br />

und Ernährungswirtschaft», mit Josef<br />

herrschte Einigkeit: Die Demokratie<br />

bestand unter allen Anwesenden, dass<br />

finanzieren. Neben den bekannten Ein-<br />

und 23. Im Vorfeld des Ausserordentlichen Gesprächs, über das hier informiert<br />

Inauen, alt Landeshauptmann, Stiftung<br />

ist auf Massenmedien von guter Qua-<br />

die Demokratie auf Massenmedien<br />

nahmequellen, Anzeigen und Abonne-<br />

wird, fand eine dreistündige Tagung zum Thema «Wer hat die Preishoheit in der<br />

Fonds für Appenzeller Käse, Appenzell,<br />

lität mit breiter Meinungsvielfalt ange-<br />

angewiesen ist, die von guter Qualität<br />

mente sowie öffentliche Finanzierung<br />

Land- und Ernährungswirtschaft» statt. Unter der Leitung von Reinhard Koradi,<br />

und Werner Schweizer, Geschäftsfüh-<br />

wiesen. Tageszeitungen, während Jahr-<br />

sind und ein breites Meinungsspek-<br />

(Rundfunkgebühr, Presseförderung), gibt<br />

Mitorganisator des Zyklus, referierten alt Regierungsrat Josef Inauen und Werner<br />

rer Swiss Milk AG, Hochdorf; Modera-<br />

zehnten das Kernelement im Demo-<br />

trum abdecken. Doch insbesondere die<br />

es auch die Möglichkeit von Stiftungen<br />

Schweizer. Josef Inauen ist ehemaliger Vorsteher des Land- und Forstwirtschafts-<br />

tion: Reinhard Koradi (Aktionsfeld Wirt-<br />

kratiesystem, sind heute allerdings<br />

Tageszeitungen, in der Vergangenheit<br />

und Spenden oder Freiwilligenarbeit.<br />

departementes des Kantons Appenzell Innerrhoden. Heute ist er für die Stiftung<br />

schaft & Industrie). – Ausserordentliches<br />

wirtschaftlich stark bedroht. Doch haben<br />

stets das Kernelement im System, sind<br />

Private Eigentümer können ihren unter-<br />

Fonds für Appenzeller Käse tätig. Werner Schweizer, diplomierter Lebensmittel-<br />

Gespräch vom 12. Oktober 2010, «In der<br />

die demokratierelevanten Medien auch<br />

heute wirtschaftlich bedroht. Die meis-<br />

nehmerischen Spielraum nutzen: Mittel<br />

Ingenieur ETH, arbeitet als Geschäftsführer des Milchverarbeiters Hochdorf Swiss<br />

Landwirtschaft ist ökonomisches Den-<br />

nach der digitalen Revolution noch<br />

ten Online-Medien – zum Beispiel Blogs<br />

von Gönnern organisieren, sich mit<br />

Milk AG. Die Hochdorf-Gruppe gehört zu den führenden Nahrungsmittelunter-<br />

ken zwingend, aber nicht hinreichend»,<br />

eine Chance Diese Frage behan-<br />

und soziale Netzwerke – können diese<br />

Rundfunkvorhaben um einen Leistungs-<br />

nehmen in der Schweiz.<br />

mit Nationalrat Markus Zemp, Schafis-<br />

delte der Jahreszyklus des Aktionsfel-<br />

Lücke nicht schliessen, da sie nicht die<br />

auftrag der öffentlichen Hand bewer-<br />

heim, Nationalrat Ernst Schibli, Otel-<br />

des Medien & Kommunikation, der im<br />

Funktion journalistischer Massenmedien<br />

ben – oder sich mit bescheideneren<br />

Die Ergebnisse der drei Kolloquien und der Tagung hat das Kernteam des Land-<br />

fingen, Walter Willener, Direktor Sals,<br />

November abgeschlossen wurde.<br />

erfüllen, die sich mit einem universel-<br />

Renditen begnügen.<br />

wirtschaftszyklus unter der Leitung von Christoph Vollenweider und Prof. Ernst<br />

Lausanne, Samuel Krähenbühl, Redak-<br />

len Themenangebot an breite Bevölke-<br />

Wüthrich in drei Thesen formuliert. Diese lauten in Kurzform:<br />

tionsleiter der Internetplattform www.<br />

«Egal, ob online oder offline: Demo-<br />

rungsschichten wenden. Vielmehr kon-<br />

Die Referenten erinnerten an zwei Bei-<br />

• Der Preis ist nicht das Mass aller Dinge; der Preis als einziges Kriterium klammert<br />

schweizerbauer.ch, und Thomas Gröbly,<br />

kratierelevante Medien entstehen nur<br />

kurrenzieren manche Online-Medien als<br />

spiele, die am 31. August auf <strong>Lilienberg</strong><br />

viele Aspekte aus. Wer unsere Landwirtschaft auf den Franken reduziert, denkt<br />

Lehrbeauftragter für Ethik an der Fach-<br />

auf Redaktionen, die auf Dauer ange-<br />

Gratisangebote die bezahlten Print-Titel,<br />

vorgestellt worden waren: die genos-<br />

zu wenig weit.<br />

hochschule Nordwestschweiz, Olten;<br />

legt sind, kontinuierlich arbeiten und<br />

unter deren Marken sie sich profilieren.<br />

senschaftlich organisierte «Wochen-<br />

• Die Bauern müssen eine Mehrheit der Konsumentinnen und Konsumenten über-<br />

Moderation: Christoph Vollenweider<br />

die Inhalte mit journalistischer Profes-<br />

zeitung» (WOZ) und die anzeigenfi-<br />

zeugen und ihre Gunst gewinnen.<br />

(Aktionsfeld Wirtschaft & Industrie).<br />

sionalität aufbereiten. Solche Struktu-<br />

Breite Palette von<br />

nanzierte «Neue Rottweiler Zeitung» in<br />

• Der Handel hat eine zu grosse Bedeutung gegenüber dem Produzenten.<br />

ren haben naturgemäss ihren Preis.»<br />

Finanzierungsmodellen<br />

Süddeutschland, die als politisch rele-<br />

Die drei Thesen wurden im Ausserordentlichen Gespräch vorgestellt und diskutiert.<br />

*Daniel Etter ist Redaktor der Fachzeit-<br />

So skizzierten Dr. Matthias Künzler und<br />

Die Branche hat bisher keine nach-<br />

vante Stimme ein Zeitungsmonopol in<br />

schrift «Schweizer Bauer»<br />

Dr. Manuel Puppis die Ausgangslage<br />

haltigen Lösungen für dieses Problem<br />

ihrer Region brechen konnte.<br />

in ihrem Referat «Finanzierungs- und<br />

gefunden; Politik und Gesellschaft sind<br />

Organisationsmodelle für Qualitäts-<br />

deshalb gefordert. Matthias Künzler<br />

medien», das die <strong>Lilienberg</strong> Tagung<br />

und Manuel Puppis, Oberassistenten


48 49<br />

Martin Wagner.<br />

Tele Top will publizistisches<br />

Medien auch langfristig ein publizisti-<br />

soll, dass die Redaktionen und nicht<br />

wenn den Medienkonsumenten künftig<br />

Gegengewicht schaffen<br />

sches Gegengewicht zu den grossen<br />

die Suchmaschinen an den Qualitäts-<br />

noch mehr personalisierte Wahlmög-<br />

Auch Dr. Günter Heuberger, dem<br />

Medienkonzernen schaffen und einen<br />

inhalten verdienen.<br />

lichkeiten geboten werden, beispiels-<br />

Geschäftsführer der Top-Medien AG,<br />

regional relevanten, unabhängigen<br />

weise Print-Abos für einzelne Wochen-<br />

Referenten und Moderatoren vor der Remise (von links): Dr. Matthias Künzler,<br />

ist die institutionelle Vielfalt ein gros-<br />

Journalismus gewährleisten.<br />

Martin Baltisser verschliesst sich der Dis-<br />

tage oder Push-Dienste für ausgewählte<br />

Dr. Manuel Puppis, Christoph Vollenweider, Dr. Barbara Meili, Martin Baltisser,<br />

ses Anliegen. Er teilt den Grundgedan-<br />

kussion über staatliche Handlungsopti-<br />

Themen. Wie bei einem herkömmli-<br />

Nationalrat Hans-Jürg Fehr und Dr. Günter Heuberger.<br />

ken des Service public, dass die Ver-<br />

Konzentration gefährdet<br />

onen nicht, warnt jedoch vor Struktur-<br />

chen Zeitungsabonnement auch, so<br />

sorgung mit staatsbürgerlich relevanten<br />

Meinungsvielfalt<br />

erhaltung und Giesskannenlösungen, die<br />

bekommt der User von sogenannten<br />

Radio- und TV-Angeboten in allen Regi-<br />

Welche Szenarien entwickelt die Politik,<br />

per se weder Monopole brechen noch<br />

Push-Diensten seine bestellten Informa-<br />

onen sichergestellt sein muss. Der Win-<br />

um die Existenz demokratierelevanter<br />

Meinungsvielfalt garantieren.<br />

tionen frei Haus geliefert. In vordefinier-<br />

Zyklus «Haben demokratierelevante<br />

Dr. Günter Heuberger, Geschäftsfüh-<br />

terthurer Medienunternehmer liess die<br />

Medien sicherzustellen Darüber disku-<br />

ten oder definierbaren Intervallen erhält<br />

Medien nach der digitalen Revolution<br />

rer Top-Medien, Dr. Matthias Künzler,<br />

Geschichte des privaten Rundfunks in<br />

tierten Martin Baltisser, Generalsekretär<br />

Regionaljournalismus als<br />

der Nutzer Nachrichten von bestimmten<br />

noch eine Chance»; <strong>Lilienberg</strong> Kollo-<br />

Oberassistent am Institut für Publizistik-<br />

der Schweiz Revue passieren und ord-<br />

der SVP Schweiz und Vorstandsmitglied<br />

Stützpfeiler der Demokratie<br />

Anbietern zu gewünschten Themen.<br />

quium vom 31. August 2010, «Erfolgsmo-<br />

wissenschaft und Medienforschung der<br />

nete darin sein Tele Top ein. Dieses<br />

der Aktion Medienfreiheit, sowie der<br />

Martin Wagner, zum Zeitpunkt der Ver-<br />

delle für Qualitätsmedien: Best Practice<br />

Universität Zürich, Dr. Manuel Puppis,<br />

hatte 2008 die Sendekonzession für<br />

Schaffhauser SP-Nationalrat und Verle-<br />

anstaltung auf <strong>Lilienberg</strong> noch Verleger<br />

Auf die Frage des Moderators, was ihn als<br />

aus der Print- und der Online-Welt», mit<br />

Oberassistent am Institut für Publizis-<br />

die Kantone Schaffhausen, Thurgau und<br />

ger Hans-Jürg Fehr in der von Christoph<br />

und Verwaltungsratspräsident der Bas-<br />

Quereinsteiger in die Branche am meisten<br />

Susan Boos, Mitglied der Redaktions-<br />

tikwissenschaft und Medienforschung<br />

Zürich erhalten und das bekanntere Tele<br />

Vollenweider moderierten Debatte.<br />

ler Zeitung Medien AG, erläuterte im<br />

überrascht habe, meinte Martin Wagner:<br />

leitung «Die Wochenzeitung» (WOZ),<br />

der Universität Zürich; Moderation:<br />

Züri des Tamedia-Verlags ausgestochen.<br />

Obwohl aus verschiedenen politischen<br />

Gespräch mit Christoph Vollenweider<br />

«Der Negativismus der Exponenten, vor<br />

und Peter Arnegger, Herausgeber und<br />

Dr. Barbara Meili und Christoph Vollen-<br />

Günter Heuberger ist sich der damit<br />

Lagern, waren sich beide Exponenten<br />

die Grundregeln für guten Journalis-<br />

allem was die Überlebensfähigkeit der<br />

Chefredakteur «Neue Rottweiler Zei-<br />

weider (Aktionsfeld Medien & Kommu-<br />

verbundenen Verantwortung bewusst:<br />

in wesentlichen Punkten einig: Die Mei-<br />

mus, die Rolle des Journalismus in der<br />

Tageszeitungen betrifft. Da sollte die<br />

tung»; Moderation: Dr. Barbara Meili<br />

nikation); Ausserordentliches Gespräch<br />

«Wer eine Konzession will, wird über<br />

nungsvielfalt ist durch die Konzentration<br />

Demokratie und seine Vision der künf-<br />

Medienszene positiver gestimmt sein und<br />

und Werner Schwarzwälder (Aktions-<br />

vom 9. November 2010, «Die Bedeutung<br />

ein endliches Gut verfügen und muss<br />

der Medienunternehmen am Schwin-<br />

tigen Medienlandschaft. Wagner rech-<br />

dies auch ausstrahlen.»<br />

feld Medien & Kommunikation); Lilien-<br />

eines Regionalverlages für demokrati-<br />

deshalb einen Leistungsauftrag erfüllen.»<br />

den; die strukturellen Probleme bei den<br />

net damit, dass die Nachfrage nach<br />

berg Tagung vom 9. November 2010,<br />

sche Prozesse am Beispiel der Basler Zei-<br />

Tele Top hat dementsprechend tragfähige<br />

Tageszeitungen bilden eine wachsende<br />

Qualitätsinhalten ungebrochen ist, sich<br />

«Wie können sich demokratierelevante<br />

tung Medien AG», mit Martin Wagner,<br />

Organisations- und Qualitätssicherungs-<br />

Gefahr für die Demokratie. Ein Marktver-<br />

jedoch von den gedruckten Medien<br />

Medien finanzieren Auf der Suche<br />

ehemaliger Verleger, Präsident des Ver-<br />

strukturen etabliert.<br />

sagen ist unverkennbar. Allerdings haben<br />

noch viel mehr in den Online-Bereich<br />

nach neuen Modellen», mit Martin<br />

waltungsrates Basler Zeitung Medien;<br />

die beiden Politiker unterschiedliche<br />

verlagern wird. Die Audio- und Video-<br />

Baltisser, Generalsekretär SVP Schweiz<br />

Moderation: Christoph Vollenweider<br />

Mit Stolz verwies Günter Heuberger<br />

Vorstellungen von Lösungswegen. Hans-<br />

berichterstattung werde zunehmend<br />

und Vorstandsmitglied der Aktion Medi-<br />

(Aktionsfeld Medien & Kommunikation).<br />

auf eine Studie, die Tele Top ein sehr<br />

Jürg Fehr macht sich stark für eine effizi-<br />

«on demand» genutzt, also nicht mehr<br />

enfreiheit, SP-Nationalrat Hans-Jürg Fehr,<br />

gutes Zeugnis für die Regionalbericht-<br />

entere staatliche Presseförderung sowie<br />

zu den Programmzeiten der Radio- und<br />

erstattung ausstellt. Er will mit den Top<br />

eine «Content Tax», die gewährleisten<br />

TV-Sender. Sinnvoll findet Wagner,


51<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Stefan Bachofen<br />

Mit zehn Regeln zum guten Journalisten<br />

Ohne Journalismus keine Aufklärung, und ohne Aufklärung keine Demokratie. Die Bürger verantwortungsvoll aufzuklären, sie<br />

durch gut recherchierte Artikel zu informieren und damit eine intellektuelle Dienstleistung zu erbringen: Dies ist die zentrale Aufgabe<br />

der Journalistinnen und Journalisten – oder sie müsste es zumindest sein. Doch welche Grundvoraussetzungen muss ein<br />

Journalist erfüllen, um von sich behaupten zu können, ein guter Journalist zu sein, der seine Kernaufgabe tatsächlich wahrnehmen<br />

kann Martin Wagner formulierte zum Abschluss des Zyklus auf <strong>Lilienberg</strong> zehn Grundsätze. Wagner ist zwar heute nicht<br />

mehr Verleger der Basler Zeitung Medien AG. Seine Grundsätze haben jedoch trotzdem noch ihre Gültigkeit. Sie decken sich<br />

übrigens weitgehend mit den Empfehlungen und Richtlinien des Presserates.<br />

1. Gute Journalisten sind dem Wahrheitsprinzip verpflichtet. Sie schaffen bei den Leserinnen und Lesern Vertrauen, indem sie<br />

stets korrekt und fair berichten, ohne die Geschichte, die sie schreiben, aufzubauschen. Inhaltliche Fehler werden umgehend<br />

berichtigt.<br />

2. Gute Journalisten verhalten sich einzig gegenüber ihren Leserinnen und Lesern loyal.<br />

3. Gute Journalisten stehen zum Prinzip der Verifizierung. Sie verlassen sich nicht blindlings darauf, dass die Informationen, die<br />

sie – von wem auch immer – erhalten, wirklich stimmen. Auch schreiben sie nicht fremde Texte ab, ohne zuerst genau zu überprüfen,<br />

dass deren Inhalt korrekt ist.<br />

4. Gute Journalisten betreiben keine Hofberichterstattung. Sie schreiben unabhängig und kritisch – auch über Firmen und<br />

Institutionen, mit denen das eigene Medienunternehmen eine enge Zusammenarbeit im Anzeigenbereich pflegt.<br />

5. Gute Journalisten bieten in ihrem Medium ein Forum für öffentliche Kritik an. Damit entsteht ein interaktiver Dialog zwischen<br />

Journalisten und Leser.<br />

6. Gute Journalisten erkennen das Wesentliche, das sie möglichst interessant darstellen. Sie schreiben verständlich – und zwar für<br />

jedermann.<br />

7. Gute Journalisten gewichten ihre Artikel so, dass sie leserfreundlich sind. Kein Leser kämpft sich durch eine «Bleiwüste».<br />

8. Gute Journalisten sind kreativ. Sie bilden sich eine eigene Meinung, die sie nach aussen vertreten. Ihre Texte sind nicht ein<br />

blosses Aneinanderreihen und Zusammensetzen von Textpassagen, die ihnen die Nachrichten- und PR-Agenturen ins Haus liefern.<br />

9. Gute Journalisten trennen die Berichterstattung und den persönlichen Kommentar strikte. Wer den (objektiv gehaltenen)<br />

Artikel zu einem Thema verfasst, überlässt die allfällige Kommentierung desselben Themas einem Berufskollegen.<br />

10. Gute Journalisten halten konsequent die medienethischen und medienrechtlichen Regeln und Grundsätze hoch. Zitate<br />

und Interviews lassen sie gegenlesen und autorisieren.<br />

«Wer als Journalist arbeiten will, muss diese zehn Regeln konsequent befolgen», sagte Martin Wagner und erntete dabei Zustimmung<br />

im <strong>Lilienberg</strong> Publikum. Dabei handle es sich um Regeln, die für Journalisten eigentlich seit Jahrzehnten gelten. Dennoch<br />

habe sich das Berufsbild des Journalisten in jüngster Vergangenheit stark verändert. «Und es wird sich noch weiter verändern.»<br />

Zwar gebe es auch heute noch Spezialisten für einzelne Themen und Gebiete, beispielsweise in den Bereichen Wirtschaft und<br />

Wissenschaft. Wagner: «Gefragt sind – in einer immer digitalisierteren Welt – aber hauptsächlich Multi-Facetten-Journalisten,<br />

die fähig sind, crossmedial zu arbeiten, das heisst, gleichzeitig Beiträge für das Print-, das Online- und das Audiomedium eines<br />

Medienunternehmens zu realisieren.»<br />

Von Georg Leumann<br />

Tertiärstufe einheitlich finanzieren –<br />

Numerus clausus für Masterstudiengänge<br />

Die Thurgauer Erziehungsdirektorin<br />

Monika Knill ist mit der aktuellen<br />

Finanzierung der Ausbildungsgänge<br />

auf der Tertiärstufe unzufrieden. Heute<br />

bestünden zu unterschiedliche Bestimmungen.<br />

Auf <strong>Lilienberg</strong> sprach sie sich<br />

dafür aus, die Finanzierung neu zu<br />

regeln. Forderungen stellt auch der<br />

St. Galler Bildungsdirektor Stefan Kölliker.<br />

Er verlangt die Einführung des Numerus<br />

clausus für Masterstudiengänge.<br />

Regierungsrätin Monika Knill, Chefin<br />

des Departements für Erziehung und<br />

Kultur des Kantons Thurgau, stellte<br />

an der Tagung des Zyklus «Welches<br />

Bildungswesen stärkt die Schweiz»<br />

vom 17. November die Kooperationsstrategie<br />

des Nichtuniversitätskantons<br />

Thurgau dar. Mit den binationalen<br />

Studiengängen an der Pädagogischen<br />

Hochschule Thurgau zusammen mit<br />

der Universität Konstanz und den<br />

Kooperationen mit den An-Instituten<br />

an der Universität Konstanz sowie den<br />

Fachhochschulen St. Gallen und Winterthur<br />

besteht für den Thurgau in<br />

unmittelbarer Nähe ein breites und<br />

qualitativ gutes Hochschulangebot.<br />

Infolge des ausserordentlich hohen Braindrainverlustes<br />

finanziert der Thurgau die<br />

schweizerische Hochschullandschaft stark<br />

mit, profitiert davon aber wenig. Für die<br />

Erziehungsdirektorin ist es ein wichtiges<br />

Anliegen, dass die Finanzierungen der<br />

Ausbildungsgänge im Tertiär-B-Bereich,<br />

wie zum Beispiel von Meisterausbildungen<br />

und anderen höhere Berufsbildungen,<br />

neu geregelt werden. Bisher mussten<br />

diese Ausbildungsgänge – anders als die<br />

Studien auf der Tertiärstufe – weitgehend<br />

selber finanziert werden.<br />

Rankings werden immer wichtiger<br />

Der Universitätskanton St. Gallen führt<br />

eine der bedeutendsten Wirtschaftsuniversitäten<br />

Europas. Das an der HSG<br />

in Englisch geführte Masterprogramm<br />

«Strategie und internationales Management»<br />

erreicht im Weltranking sogar<br />

Platz vier. Die Wertschätzungen der<br />

HSG-Abschlüsse auf dem nationalen<br />

und internationalen Arbeitsmarkt sind<br />

sehr hoch. Folgen davon sind jährlich stark<br />

steigende Studierendenzahlen und eine<br />

erneute Raumknappheit, obwohl derzeit<br />

gerade Neubauten erstellt werden.<br />

Regierungsrat Stefan Kölliker, Vorsteher<br />

des Bildungsdepartements des Kantons<br />

St. Gallen, betonte in seinem Referat<br />

die Bedeutung des weltweiten Wettbewerbes<br />

zwischen den Universitäten. Er<br />

zeigte sich überzeugt, dass die Rankings<br />

der Hochschulen in Zukunft noch weiter<br />

an Bedeutung gewinnen werden. Um<br />

eine langfristige hohe Reputation der<br />

HSG gewährleisten zu können, fordert er<br />

eine Fortführung der Aufnahmeprüfungen<br />

für Studierende mit ausländischen<br />

Maturitäts- beziehungsweise Abiturabschlüssen,<br />

die Einführung eines Selektionsverfahrens<br />

für den Eintritt in die Masterstudiengänge<br />

sowie eine Erhöhung<br />

der Studiengebühren. Damit die HSG in<br />

St. Gallen weiterhin sehr gute Rankings<br />

ausweisen könne, sei eine Fortsetzung<br />

der im Zuge der Bologna-Reform eingeführten<br />

starken Selektion der Studierenden<br />

im Assessmentjahr notwendig.


52 53<br />

Fehlender Wettbewerb<br />

Lausanne 22 000 Franken und an der<br />

ETH und der HSG zu umgehen, indem<br />

Zyklus «Welches Bildungssystem stärkt<br />

im neuen Hochschulgesetz<br />

Universität Genf 40 000 Franken. Bei der<br />

sie zuerst an einer anderen Hochschule<br />

Erkenntnisse und Forderungen aus dem Zyklus<br />

die Schweiz»; <strong>Lilienberg</strong> Tagung vom<br />

Nationalrat Lieni Füglistaller, Präsident<br />

Ausgestaltung der Hochschullandschaft<br />

einen Bachelor erwerben, um anschlies-<br />

17. November 2010, «Welche Universi-<br />

der Kommission Wissenschaft, Bildung<br />

der Zukunft ist für den Präsidenten der<br />

send in ein Masterprogramm der bei-<br />

• Kinder, die positive erste Lebensjahre vorfinden, erhalten Entwicklungsvorteile,<br />

täten und Fachhochschulen brauchen<br />

und Kultur (WBK), kritisierte in sei-<br />

WBK des Nationalrates den Referenz-<br />

den renommierten Hochschulen über-<br />

die sich über die Lebensspanne verstärken<br />

wir», mit Regierungsrätin Monika Knill,<br />

nem Referat den Gesetzesentwurf zum<br />

kosten pro Studierenden ein sehr hoher<br />

treten zu können. Für die Zulassung zu<br />

• Progymnasien sind ein Standortvorteil<br />

Chefin des Departements für Erziehung<br />

neuen Hochschulgesetz. Es fehle ihm<br />

Stellenwert beizumessen.<br />

einem Masterstudiengang sei deshalb<br />

• Die Qualität der Lehrpersonen ist der Schlüsselfaktor für die Qualität des<br />

und Kultur des Kantons Thurgau, Regie-<br />

der Wettbewerb unter den Hochschu-<br />

dringend eine Selektionsstufe, gekop-<br />

Bildungswesens<br />

rungsrat Stefan Kölliker, Vorsteher des<br />

len, sagte er. «Zudem sind zu viel staat-<br />

Bologna-Reform reformieren<br />

pelt mit einer individuell abgestuften<br />

• Heute bestehen zu unterschiedliche Finanzierungen der Ausbildungswege auf<br />

Bildungsdepartements des Kantons<br />

liche Planung und Koordination sowie<br />

– Numerus clausus einführen<br />

Studiengebühr, einzuführen, sagte der<br />

der Tertiärstufe<br />

St. Gallen, Nationalrat Lieni Füglistaller,<br />

zu komplizierte Strukturen vorgesehen.<br />

Die schweizerische Hochschullandschaft<br />

Chefökonom von Economiesuisse, Prof.<br />

• Im neuen Hochschulgesetz (HFKG) fehlen der Wettbewerb und die Autonomie<br />

Präsident der Kommission Wissenschaft,<br />

Hochschulen brauchen in Zukunft genü-<br />

umfasst heute zwei ETH, zehn kanto-<br />

Dr. Rudolf Minsch. Für ihn ist die Ein-<br />

der Hochschulen<br />

Bildung und Kultur (WBK) des Natio-<br />

gend Autonomie, um im internationa-<br />

nale Universitäten, vierzehn Pädagogi-<br />

führung eines Numerus clausus, der<br />

• Das Bologna-Modell ist zu reformieren<br />

nalrats, und Professor Rudolf Minsch,<br />

len Wettbewerb erfolgreich bestehen<br />

sche Hochschulen und acht Fachhoch-<br />

von den Hochschulen selber definiert<br />

• Für Masterstudiengänge ist der Numerus clausus einzuführen<br />

Chefökonom Economiesuisse; Modera-<br />

zu können.»<br />

schulen. Die Studentenströme wachsen<br />

wird, unausweichlich. «Die bisherige<br />

tion: Georg Leumann und Nationalrä-<br />

stark an, was für unsere Volkswirtschaft<br />

Bologna-Reform verlief in die falsche<br />

tin Brigitte Häberli-Koller (Aktionsfeld<br />

Ausserdem sagte Lieni Füglistaller, dass<br />

eigentlich ein wichtiger Beitrag zur<br />

Richtung.»<br />

Die Regierungsratsmitglieder Monika Knill (Zweite von rechts) und Stefan Kölliker<br />

Bildung & Sport).<br />

eine weitere Verakademisierung mit<br />

Reduktion unseres Akademikermangels<br />

(rechts) sind an der Tagung des Aktionsfeldes Bildung & Sport Gäste von Nationalrätin<br />

einer fortschreitenden Kostensteige-<br />

ist. Durch die Bologna-Reform wurden<br />

Während der intensiv geführten Diskus-<br />

Brigitte Häberli-Koller und Georg Leumann.<br />

rung vor allem bei den Fachhochschulen<br />

die Studiengänge standardisiert. Kön-<br />

sionen im Zyklus «Welches Bildungs-<br />

und den Pädagogischen Hochschulen<br />

nen die Absolventen nach Abschluss<br />

system stärkt die Schweiz» wurde fest-<br />

eine zusätzliche Folge des neuen Geset-<br />

des Bachelors an den vielen Hochschu-<br />

gestellt, dass die Schweiz heute noch<br />

zes sein könnte. «Das ETH-Gesetz soll<br />

len auch dasselbe Bedeutet eine ein-<br />

über ein gutes und international aner-<br />

darum nicht ins neue Hochschulgesetz<br />

heitliche Verpackung auch einheitlichen<br />

kanntes Bildungssystem verfügt. Damit<br />

integriert werden, es würde die Hoch-<br />

Inhalt Insbesondere werden heute die<br />

unser Land auch in Zukunft im internatio-<br />

schule, die für exzellente Lehre und<br />

ETH und einzelne Studiengänge an den<br />

nalen Bildungswettbewerb gut beste-<br />

Forschung weltbekannt ist, stark ein-<br />

Universitäten mit Studierenden belas-<br />

hen kann, sind zur Weiterentwicklung<br />

schränken.» Die Grundausbildungskos-<br />

tet, die im Ausland keinen Studien-<br />

folgende Punkte zu beachten:<br />

ten bei den exakten Wissenschaften<br />

platz erhalten haben. Zudem versuchen<br />

liegen heute je nach Hochschule weit<br />

viele Studierende, die stark selektionie-<br />

auseinander. So betragen sie an der ETH<br />

renden Bachelorstudiengänge an der


54 55<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Wilhelm Knecht<br />

Dr. Fritz Schiesser.<br />

Fritz Schiesser: «Die ETH ist auch international<br />

als Schrittmacher anerkannt»<br />

Am Ausserordentlichen Gespräch vom<br />

17. November, als Abschluss des Zyklus<br />

«Welches Bildungssystem braucht die<br />

Schweiz», befassten sich Bildungsverantwortliche<br />

zusammen mit Dr. Fritz<br />

Schiesser, Präsident des ETH-Rates, mit<br />

der zentralen Frage «Welche Universitäten<br />

und Fachhochschulen brauchen<br />

wir». Die Statements der Gesprächsteilnehmenden<br />

sind richtungweisend.<br />

Christoph Vollenweider, Leiter Unternehmertum<br />

am <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum,<br />

betonte, dass sich unternehmerisches<br />

Denken nicht auf einen<br />

wirtschaftlich geführten Betrieb, auf<br />

eine Fabrik oder eine Bank beschränken<br />

lässt. «Ein Unternehmer muss Mehrwert<br />

schaffen, indem er sich auf dem Markt<br />

mit innovativen und zukunftsträchtigen<br />

Produkten behaupten kann. Das kann er<br />

nur dann, wenn er das Marktbedürfnis<br />

erkennt oder wenn er neue Marktbedürfnisse<br />

wecken kann. Er muss schöpferisch,<br />

kreativ und konstruktiv sein.»<br />

Der ETH-Ratspräsident, der ehemalige<br />

Glarner Ständerat Dr. Fritz Schiesser,<br />

tue dies genau so, sagte Christoph<br />

Vollenweider. Der Erfolg reflektiere sich<br />

insbesondere in den Innovationen, welche<br />

die Absolventen der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule Zürich<br />

(ETH) und der École Polytechnique Fédérale<br />

de Lausanne (EPFL) in der Wirtschaft<br />

umsetzen.<br />

Eigenständige Institutionen<br />

Nationalrätin Brigitte Häberli-Koller und<br />

Georg Leumann vom <strong>Lilienberg</strong> Aktionsfeld<br />

Bildung & Sport schlossen sich<br />

den Begrüssungsworten an. Brigitte<br />

Häberli unterbreitete dem Gesprächspartner<br />

Schlüsselfragen. Dr. Fritz Schiesser<br />

betonte in seinen Antworten die Eigenständigkeit<br />

der insgesamt sechs dem<br />

ETH-Rat zugeordneten Institutionen<br />

als Vorbedingung zum Erfolg. Neben<br />

der ETH Zürich und der EPFL Lausanne<br />

sind dies noch vier weitere Forschungsanstalten<br />

(siehe Kasten). Der ETH-Rat<br />

wirkt als strategisches Führungsorgan.<br />

Die einzelnen Institutionen verfolgen<br />

innerhalb des ETH-Bereichs jedoch ihre<br />

eigenen Strategien. Eine «dornenvolle»<br />

Aufgabe des ETH-Rates liege darin, die<br />

Bundesmittel von zuletzt 2,1 Milliarden<br />

Franken im Jahr 2009 auf die ihm<br />

zugeordneten Institutionen aufzuteilen,<br />

sagte Fritz Schiesser. «Als Entscheidungsbasis<br />

hierzu dienen die innerhalb<br />

des ETH-Bereichs getroffenen Zielvereinbarungen.»<br />

Auch die Wahl der Professoren<br />

liege – auf jeweiligen Antrag<br />

der Präsidenten der Institutionen – beim<br />

ETH-Rat, sozusagen im Sinne einer<br />

gewissen «Filter-Funktion».<br />

Die Wahl von bestqualifizierten Professorinnen<br />

und Professoren sei im globalen<br />

Wettbewerb von höchster Priorität. Die<br />

gegenseitige Abhängigkeit «Hervorragenden<br />

Professoren einerseits und Top-Studierenden<br />

andererseits» sei offensichtlich.<br />

Bildungspolitische Ebenen<br />

Die Interessen-Wahrnehmung und<br />

-Abstimmung, somit der Verkehr mit<br />

den relevanten Behörden, Kommissionen<br />

und Meinungsbildnern zählt zu den<br />

wichtigsten Aufgaben des ETH-Rates.<br />

Stellvertretend hierzu seien folgende<br />

Kommunikationsfelder genannt: Eidgenössisches<br />

Departement des Innern (EDI) ein Mitarbeiterstab von 30 Vollzeit-<br />

Mehrheitsfindung. Dem ETH-Rat steht<br />

mit Bundesrat Didier Burkhalter an der beschäftigten zur Seite, um die vielseitigen<br />

Dossiers aufzubereiten und die<br />

Spitze, das Staatssekretariat für Bildung<br />

und Forschung (BFI), die Bundesverwaltung,<br />

die Finanzkommissionen des wettbewerbsfähige Bildung im Auge<br />

Geschäfte, stets eine hochstehende,<br />

Ständerates und des Nationalrates, die behaltend, erfolgreich abzuwickeln.<br />

Schweizerische Konferenz der kantonalen<br />

Erziehungsdirektionen (EDK), die Von hoher Dringlichkeit ist laut Fritz<br />

Schweizer Universitätslandschaft, die Schiesser die Einflussnahme auf die Vorlage<br />

zum neuen Bundesgesetz über<br />

ETH-Kompetenzzentren sowie Partnerbereiche.<br />

Fritz Schiesser: «Oft geht es die Förderung der Hochschulen und<br />

um Allianzen und um die Sicherung der die Koordination im schweizerischen<br />

Der ETH-Bereich<br />

• ETH Eidgenössische Technische Hochschule Zürich<br />

• EPFL École Polytechnique Fédérale de Lausanne<br />

• PSI Paul Scherrer Institut, Villigen AG: experimentelle Forschungsanlagen,<br />

komplementäre Methoden für Strukturforschung und Spektroskopie; besonders<br />

verbunden mit dem Institut sind die Bio- und Materialwissenschaften, die<br />

Festkörper- und die Physikforschung sowie ein Grossteil der Energieforschung<br />

• Eawag, Dübendorf und Kastanienbaum: Wasser- und Gewässerforschung<br />

• Empa, Dübendorf: interdisziplinäre Forschungs- und Dienstleistungsinstitution<br />

für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung<br />

• WSL, Birmensdorf und Davos: eidgenössische Forschungsanstalt für Wald,<br />

Schnee und Landschaft<br />

Hochschulbereich (HFKG). Welches sind<br />

dessen Auswirkungen Wo liegen die<br />

wesentlichen Vorteile, wo die Nachteile<br />

Nach der Vernehmlassung im Ständerat<br />

(gewisse Anpassungsvorschläge vonseiten<br />

des ETH-Rates wurden berücksichtigt)<br />

wird nun die Gesetzesvorlage<br />

Anfang 2011 im Nationalrat behandelt.<br />

Die der ETH Zürich und der EPFL Lausanne<br />

heute zustehende «Machtfülle»<br />

im operativen Bereich darf mit Blick<br />

auf deren Vorteile zum Bestehen im<br />

internationalen Wettbewerb nicht vermindert<br />

werden. Das HFKG darf nicht<br />

in das Bundesgesetz über die Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschulen,<br />

das sogenannte ETH-Gesetz, eingreifen.<br />

Als Trägergesetz für die Institutionen<br />

des ETH-Bereichs wird auch in Zukunft<br />

das ETH-Gesetz gelten. Insbesondere<br />

die Finanzierung des ETH-Bereichs wird<br />

nur im ETH-Gesetz geregelt. Das HFKG<br />

beinhaltet primär nationale Regelungen.<br />

Die ETH, die EPFL und die Universitäten<br />

(hier allenfalls mit neuen Clusterbildungen)<br />

haben sich international<br />

zu orientieren. Fritz Schiesser: «Unser<br />

Benchmarking hat sich auf die weltweit<br />

führenden Hochschulen, wie etwa<br />

Stanford, Oxford und die Exzellenz-


57<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Hans-Ulrich Kull<br />

universitäten Deutschlands, auszurichten.<br />

Besonders beachtet werden muss<br />

die Unterscheidung zwischen univer-<br />

Der ETH-Ratspräsident Dr. Fritz Schiesser (rechts) mischt sich beim Apéro unter die<br />

Christoph Vollenweider und Nationalrätin<br />

Brigitte Häberli waren sich einig:<br />

«Der heutige Anlass hat allen Betei-<br />

Der Patient steht im Zentrum,<br />

nicht der Versicherer<br />

sitären Hochschulen und Fachhoch-<br />

Gäste und beantwortet zahlreiche Fragen rund um das Hochschulwesen.<br />

ligten, den Bildungsverantwortlichen,<br />

schulen – dies ausgehend von den<br />

aber auch den Verantwortungsträgerin-<br />

Die Netzwerk-Regelung im Gesund-<br />

steuerten kompetente medizinberufli-<br />

unterschiedlichen Ausgangslagen und<br />

nen und -trägern im Unternehmertum<br />

heitswesen soll primär eine Verbesse-<br />

che, versicherungstechnische, betriebs-<br />

Grundbedürfnissen. Es lässt sich nicht<br />

und in der Politik, wegweisende Impulse<br />

rung der Qualität für die Patienten und<br />

wirtschaftliche, ökonomische und<br />

alles vermischen.»<br />

des Privatsektors und der Konkurrenz-<br />

bewältigenden, sich ständig steigernden<br />

vermittelt.»<br />

weniger eine Kostensenkung für die<br />

gesundheitspolitische Ansichten bei.<br />

fähigkeit der Schweiz ein. «In Bezug<br />

Studentenanzahl, die Vor- und Nachteile<br />

Versicherer bewirken. Dies ist die ein-<br />

Wirtschaft stellt<br />

auf einen zeitgerechten Wissenstrans-<br />

eines Numerus clausus und die Frage<br />

Zyklus «Welches Bildungssystem stärkt die<br />

hellige Meinung der Teilnehmenden<br />

Freie Arztwahl ist zwingend<br />

hohe Anforderungen<br />

fer von den Hochschulen zur Wirt-<br />

nach den Studiengebühren. Beson-<br />

Schweiz»; Ausserordentliches Gespräch<br />

des dritten Kolloquiums im Aktionsfeld<br />

Das erste Impulsreferat hielt Anna Sax,<br />

Bildung und Forschung stehen mit<br />

schaft – auch zu den KMUs – besteht<br />

ders kritisch beurteilt wurde der an<br />

vom 17. November 2010, «Welche Univer-<br />

Gesundheit & Umwelt im Jahreszyklus<br />

Gesundheitsökonomin und Redaktorin<br />

ihren Ergebnissen permanent auf dem<br />

Handlungsbedarf.»<br />

der ETH viel zu geringe Frauenanteil an<br />

sitäten und Fachhochschulen brauchen<br />

«Mehr liberalisieren oder mehr regulieren<br />

der «Schweizerischen Ärztezeitung». Sie<br />

Prüfstand der Wirtschaft, dies unter<br />

Studierenden.<br />

wir», mit Dr. Fritz Schiesser, ETH-Rats-<br />

im Gesundheitswesen».<br />

stellte ihre Ausführungen unter den leicht<br />

den Anforderungskriterien prakti-<br />

Zu wenig Frauen<br />

präsident; Moderation: Georg Leumann<br />

modifizierten Titel: «Welche Freiheit<br />

scher Umsetzung der Forschungser-<br />

unter den Studierenden<br />

und Nationalrätin Brigitte Häberli-Koller<br />

Wenn es die Aufgabe der Kolloquien<br />

brauchen Netzwerke, und welche Frei-<br />

gebnisse. Der Präsident des ETH-Rates:<br />

In der anschliessenden Diskussion stan-<br />

Strategische Erfolgspositionen<br />

(Aktionsfeld Bildung & Sport).<br />

eines <strong>Lilienberg</strong> Aktionsfeldes sein soll,<br />

heit bringen sie» Ausführlich sprach sie<br />

«Wir wollen die besten Studierenden<br />

den Themenbereiche wie der Leistungs-<br />

der ETH Zürich<br />

ein bestimmtes Jahresthema kontra-<br />

über den notwendigen Wettbewerb im<br />

beziehungsweise<br />

Studienabsolventen,<br />

auftrag des Bundes an den ETH-Bereich<br />

diktorisch fundiert zu besprechen, so<br />

Gesundheitswesen und über die Schwie-<br />

auch solche aus dem Ausland, dies<br />

im Zentrum der Überlegungen, eben-<br />

• Life Science und Medical Engi-<br />

hat das Kolloquium des Aktionsfeldes<br />

rigkeit, den Begriff «Ärzte-Netzwerk»<br />

im Hinblick auf deren späteres Wir-<br />

falls die «Bonität» der schweizerischen<br />

neering<br />

Gesundheit & Umwelt vom 24. August<br />

überhaupt allgemeingültig zu definie-<br />

ken in schweizerischen Unternehmun-<br />

Maturitätsabschlüsse unter dem Aspekt<br />

• Computational Science<br />

das Ziel vollumfänglich erreicht. Einge-<br />

ren. Notwendige Bestandteile müssten<br />

gen, allenfalls nach zwischenzeitlichen<br />

des Studiums von Ingenieurwissen-<br />

• Information Science und Finan-<br />

bettet ins Thema «Mehr liberalisieren<br />

sein: die Budgetmitverantwortung, das<br />

Auslandaufenthalten.» Nebst der Lehre<br />

schaften, die der Bologna-Deklaration<br />

cial Science<br />

oder mehr regulieren im Gesundheits-<br />

Disease/Case-Management und die Qua-<br />

und Grundlagenforschung fordert die<br />

folgende Reform der Studienange-<br />

wesen» wurde unter der Gesprächslei-<br />

litätszertifizierung. Aber auch die freie<br />

Wirtschaft – gerade auch von der ETH<br />

bote sowie die Optionen zur privat-<br />

An die Studierenden gerichtet: «Wir<br />

tung von Dr. med. Peter Eichenberger die<br />

Spitalwahl, die freie Arztwahl sowie<br />

– ein zunehmendes Engagement in<br />

wirtschaftlichen Finanzierung von Lehr-<br />

wollen unternehmerischen Geist<br />

vom eidgenössischen Parlament kürzlich<br />

die Wahl des gewünschten Netzwerkes<br />

angewandter Forschung. Einen hohen<br />

stühlen und / oder Forschungsprojekten<br />

und Wettbewerbsdenken wecken.»<br />

beratene Frage «Wie viel Freiheit brau-<br />

gehörten dazu. Das Prinzip einer einheitli-<br />

Stellenwert nehmen die zu beschleu-<br />

an den Hochschulen. Tangiert wur-<br />

(Aus den strategischen Zielsetzun-<br />

chen Netzwerke im Gesundheitswesen»<br />

chen obligatorischen Grundversicherung<br />

nigenden Abläufe zwischen Forschung<br />

den zudem das Problem der unter den<br />

gen des ETH-Rates bis 2011)<br />

diskutiert. Die Teilnehmer brachten sehr<br />

dürfe nicht aufgeweicht werden.<br />

und Produktentwicklung zugunsten<br />

jetzigen Bedingungen kaum mehr zu<br />

unterschiedliche Vorkenntnisse mit und


59<br />

Administrieren statt Medizinieren<br />

Zyklus «Mehr liberalisieren oder mehr<br />

Das zweite Einführungsreferat von<br />

regulieren im Gesundheitswesen»;<br />

Von Stefan Bachofen<br />

Dr. oec. Walter Annasohn, General-<br />

<strong>Lilienberg</strong> Kolloquium vom 24. August<br />

sekretär der Berner Belegärzte-Vereini-<br />

2010, «Wie viel Freiheit brauchen Netz-<br />

Definition Ärztenetzwerk<br />

gung +, war sehr pointiert: Der Referent<br />

werke im Gesundheitswesen, um sinn-<br />

Ärztenetzwerke, sogenannte Managed-Care-Modelle oder Versorgungsnetze,<br />

warnte eindringlich vor zu grosser Einmi-<br />

voll arbeiten zu können», mit Anna Sax,<br />

sind Organisationen, die von Ärzten gebildet werden und der koordinierten<br />

schung der Politik und der Verwaltung<br />

Tradig GmbH für transdisziplinäre Ana-<br />

Gesundheitsversorgung dienen. Durch ein verbindliches Zusammenwirken unter<br />

in die Gesetzgebung für die Netzwerke,<br />

Dr. Hans-Ulrich Kull (links) und<br />

lysen im Gesundheitswesen, Redaktorin<br />

sich, mit netzfremden Leistungserbringern, also mit Spezialisten und Spitälern,<br />

vor drohender Einschränkung der freien<br />

Dr. Peter Eichenberger vom Aktionsfeld<br />

«Schweizerische Ärztezeitung», Zürich,<br />

aber auch mit den Kostenträgern, den Krankenversicherern, erbringen sie auf die<br />

Arztwahl und vor möglicher Vernachläs-<br />

Versicherer resultieren: nämlich weni-<br />

Gesundheit & Umwelt empfangen zum<br />

und Dr. Walter Annasohn, Generalse-<br />

Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten ausgerichtete Gesundheitsleistungen.<br />

sigung der schwierigen Krankheitsfälle<br />

ger Verhandlungspartner, mehr Ein-<br />

letzten Kolloquium des laufenden<br />

kretär der Berner Belegärzte-Vereini-<br />

Dieses Zusammenwirken beruht auf vereinbarten Behandlungsprozessen, unter-<br />

nach Einführung der staatlichen Rege-<br />

flussmöglichkeit, finanzielle Mitverant-<br />

Zyklus die Gesundheitsökonomin<br />

gung +, Bern; Moderation: Dr. med.<br />

nehmerischen Organisationsstrukturen und einer gemeinsamen Betreuungskultur.<br />

lung. Es drohe das «Administrieren statt<br />

wortung durch das Ärztenetzwerk, klar<br />

Anna Sax und den Generalsekretär der<br />

Peter Eichenberger (Aktionsfeld Gesund-<br />

«Ärztinnen und Ärzte, die sich in Netzwerken zusammenschliessen, bieten eine<br />

Medizinieren».<br />

definierte Konditionen und Standards<br />

Berner Belegärzte-Vereinigung,<br />

heit & Umwelt).<br />

hohe medizinische Qualität und sparen Kosten», sagt Felix Huber, Pionier in<br />

bei der Betreuung eines Versicherten-<br />

Dr. Walter Annasohn (rechts).<br />

Sachen Managed Care in der Schweiz und Gründer des Netzwerks Medix, dem<br />

Zu viele Leistungsanbieter und<br />

kollektivs.<br />

heute in Bern und Zürich je rund hundert Ärzte angeschlossen sind. Im Zentrum<br />

Krankenkassen<br />

steht der haushälterische Umgang mit den vorhandenen Mitteln. Im Weiteren<br />

In der Diskussion wurde übereinstim-<br />

haben Managed-Care-Modelle zum Ziel, die Gesundheitsleistungen aus einer<br />

mend der von den Politikern über-<br />

Die Erkenntnisse aus dem Kolloquium<br />

Hand zu steuern. Bei Ärztenetzwerken verpflichten sich die Versicherten, zuerst<br />

schätzte Nutzen des Netzwerk-Zwanges<br />

einen Arzt innerhalb des Netzwerkes aufzusuchen, den Hausarzt. Der Hausarzt<br />

hinterfragt. Für die vernetzten Ärzte<br />

Die Teilnehmenden des Kolloquiums stellten in der Diskussion folgende Haupt-<br />

kennt die Patienten über einen längeren Zeitraum und kann Beschwerden richtig<br />

könne er möglicherweise in der Kos-<br />

forderungen an das Schweizer Gesundheitswesen:<br />

einordnen. Gefährliche und unnötige Doppel- oder gar Mehrfachuntersuchungen<br />

tenlenkung, Qualitätssteuerung, in der<br />

• Weitere Reduktion der zu grossen Anzahl von Leistungsanbietern (Spitalliste)<br />

werden vermieden. Dies führt zu Einsparungen, von welchen die Versicherten in<br />

Optimierung des Leistungseinkaufs und<br />

• Reduktion der Anzahl Krankenkassen und eine straffere Kostenvorgabe<br />

Form von tieferen Prämien profitieren.<br />

der erleichterten Behandlungskette lie-<br />

• Klare Messgrössen bei der Bestimmung des Mehrwertes von Behandlungs-<br />

gen. Die Patienten könnten allenfalls<br />

massnahmen<br />

Profit ziehen aus koordinierten Behand-<br />

• Ziel der Netzwerkregelung soll eine Qualitätsverbesserung für die Patienten und<br />

lungsmöglichkeiten und vielleicht aus<br />

weniger eine Kostensenkung für den Versicherer sein<br />

einem verbesserten Kosten-Nutzen-<br />

Der Zyklus «Mehr liberalisieren oder mehr regulieren im Gesundheitswesen»<br />

Verhältnis. Aber der grösste Nutzen<br />

wird am Donnerstag, 3. Februar 2011, mit einer Tagung (15 bis 16.15 Uhr) und<br />

von Ärzte-Netzwerken dürfte für die<br />

einem Ausserordentlichen Gespräch (17 bis 19 Uhr) abgeschlossen.


60 61<br />

G E S P R Ä C H<br />

Von Hans-Peter Wüthrich<br />

Der Mensch ist trotz Datenschutz<br />

gläsern geworden<br />

Einsamkeit macht krank. Durch die Spitzenmedizin,<br />

die dank IT immer besser<br />

wird, werden wir immer älter und<br />

Drei grundsätzliche Einflussfaktoren sind<br />

für die Entwicklung entscheidend:<br />

• technologische Entwicklung<br />

einsamer. Alt sein ist leider in unserer<br />

• Bedürfnisse der Wirtschaft<br />

Der Mensch, ob jung oder alt, ob<br />

von dieser Technik und ihren enormen<br />

Gesellschaft verpönt. Wir brauchen des-<br />

• Entwicklung des Menschen<br />

gesund oder krank, ob zu Hause oder<br />

Möglichkeiten abhängig.<br />

halb neue Denkmodelle für die Bewäl-<br />

Die Kolloquiumsreferenten Moshe Rappoport (Zweiter von rechts) und Geri Moll,<br />

unterwegs, ist heute im Berufsleben,<br />

tigung dieser Herausforderungen. Die<br />

Vor allem der letzte Punkt wird in der<br />

flankiert von den Moderatoren Hans-Peter Wüthrich (links) und Jörg Kündig.<br />

in der Freizeit, im Familienleben von<br />

Vereinsamung hinter dem<br />

Forschung ist gefordert, sie braucht aber<br />

Zukunft von Bedeutung werden. Es ist die<br />

Informationstechnik umgeben, betrof-<br />

Computer<br />

die Impulse aus der Gesellschaft. For-<br />

sogenannte Digital Divide, die zu neuen<br />

fen, fasziniert, aber vor allem beeinflusst<br />

In den verschiedensten Situationen und<br />

schung soll dem Menschen dienen und<br />

Entwicklungen führt. Digital-Natives-<br />

– und mehr oder weniger davon abhän-<br />

Lebenslagen spielt die Informatik heute<br />

darf niemals Selbstzweck sein.<br />

Leute, mit EDV und PC aufgewachsen<br />

Technik hilft in vielen Lebenslagen<br />

gente Kühlschränke stehen, die nicht<br />

gig. Der Zyklus des Aktionsfeldes Poli-<br />

eine zentrale Rolle. Eine Privatsphäre ist<br />

sind, und Digital Immigrants, die erst nach<br />

«Spätestens ab 2013 wird die Welt noch<br />

nur registrieren, welche Lebensmittel<br />

tik & Gesellschaft wird das Thema von<br />

praktisch nicht mehr gegeben. Unsere<br />

Anwendungen in den Geräten<br />

und nach IT-Wissen erwerben, haben<br />

mobiler sein», behauptete Geri Moll, CEO<br />

gebraucht werden, sondern auch in der<br />

drei verschiedenen Seiten beleuchten.<br />

persönlichen Daten sind hundert-<br />

immer einfacher<br />

unterschiedliche Bedürfnisse. Es gilt des-<br />

Noser Engineering AG, Winterthur, in<br />

Lage sind, selbstständig elektronische<br />

fach erfasst, und unsere Mobilität und<br />

Moshe Rappoport, Executive Tech-<br />

halb heute, die Generationen zusammen-<br />

seinem Referat. Der Zugriff von mobilen<br />

Bestellungen über die entsprechenden<br />

Technische Entwicklungen aufzeigen,<br />

Aktivität wird online ins Netz gestellt.<br />

nology Briefer IBM Research-Zurich,<br />

zuführen und die Anwendungen genera-<br />

Geräten auf das Netz werde in Zukunft<br />

Internetportale und Hauslieferdienste<br />

philosophische Betrachtungen vorneh-<br />

Trotz Datenschutz ist der Mensch glä-<br />

Rüschlikon, stellte in eindrücklicher<br />

tionenübergreifend nutzbar zu machen.<br />

grösser sein als derjenige ab stationären<br />

vorzunehmen.<br />

men und juristische Überlegungen<br />

sern geworden. Die Vernetzung und die<br />

Art die Wechselwirkung von Mensch<br />

Stationen.<br />

anstellen. Das sind die drei Hauptziele,<br />

schnelle Übermittlung von Informationen<br />

und IT dar. Er positionierte in seinem<br />

Für die Entwicklung neuer Anwendungen<br />

Schliesslich unterstrich Geri Moll auch<br />

die sich die Verantwortlichen des Akti-<br />

und Daten ist Segen und Fluch zugleich.<br />

Referat zuerst IBM-Research mit ihren<br />

werden die grundsätzlichen Anreize, wel-<br />

Im Vordergrund stehen dabei:<br />

den möglichen Nutzen im medizini-<br />

onsfeldes Politik & Gesellschaft für ihren<br />

Wo liegen die Grenzen des Erträglichen<br />

Hauptaufgaben Enabling Technologies,<br />

che die Nutzer umtreiben, angewandt:<br />

• Tracking von Bewegungen<br />

schen Bereich. Sei dies bei permanent<br />

neuen Zyklus gesteckt haben.<br />

Thought Leadership und Proof of Con-<br />

• Risikofreudigkeit<br />

• serienmässiger Einbau von Blackboxes<br />

verfügbaren Patientendaten oder bei<br />

Die Hektik des Alltages wird weitge-<br />

cepts. Die Entwicklung von Produkten<br />

• Geschwindigkeit<br />

in Fahrzeuge<br />

Ferndiagnosen.<br />

Das erste Kolloquium vom 18. Novem-<br />

hend durch IT verursacht oder zumin-<br />

braucht von der Idee bis zur Marktreife<br />

• Filter<br />

• automatische Personen- und Fahr-<br />

In diesem Zusammenhang schloss er<br />

ber stand unter dem Titel: «Technische<br />

dest mit verursacht. Der Mensch hat<br />

zwischen drei und zehn Jahren. Das ist<br />

• Restart-Möglichkeiten<br />

zeugerkennung beim Zoll oder ande-<br />

auch nicht aus, dass mittelfristig Chips<br />

Entwicklung – ohne Grenzen» Ein<br />

durch seine enorme Fremdbestimmung<br />

auch etwa der Zeithorizont für den Vor-<br />

ren Kontrollstellen (Gesichter, Auto-<br />

implantiert werden können, welche das<br />

gesellschaftspolitisch spannendes und<br />

und den Druck der Termine kaum mehr<br />

sprung der Forschung.<br />

Schliesslich wird die Entwicklung dahin<br />

nummern etc.)<br />

Funktionieren des Menschen steuern.<br />

spannungsgeladenes Thema. Das Indi-<br />

Zeit, um denken zu können. Obwohl<br />

gehen, dass die Anwendungen in<br />

viduum und unsere Gesellschaft werden<br />

total vernetzt, vereinsamt er hinter sei-<br />

den Geräten immer einfacher und die<br />

Warenströme werden über Scanning-<br />

heute durch IT nicht nur beeinflusst,<br />

nem Computer und seiner Spielkonsole;<br />

Daten immer bedürfnisgerechter auf-<br />

Marken umfassend gesteuert. In den<br />

sondern wir sind alle in hohem Masse<br />

damit wird sein soziales Netz zerstört.<br />

bereitet werden.<br />

Haushalten werden in Zukunft intelli-


62 63<br />

B I L D U N G<br />

Von Daniel Anderes<br />

Erste Thesen und Erkenntnisse<br />

In der Diskussionsrunde wurden die ersten Thesen zur vertieften Behandlung<br />

dieses komplexen Themas formuliert:<br />

• Der technologische Fortschritt wird unaufhörlich weitergehen<br />

• Das Interesse der IT-Branche gilt eher dem Feststellen von Tendenzen als der<br />

persönlichen Daten<br />

• Die Welt wird immer anonymer<br />

• Der Wunsch des Menschen nach persönlichen Kontakten, Anerkennung, Lob<br />

etc. wird bleiben, aber in seiner Bedeutung an Wert verlieren<br />

• Je stärker die Vernetzung und Globalisierung, desto stärker wird der Wunsch<br />

nach persönlichen Freiräumen und lokaler Verankerung<br />

Diese ersten Thesen werden an den nächsten Kolloquien die Grundlage für weitere<br />

interessante Diskussionsrunden sein.<br />

Weitere Anlässe im Rahmen des Zyklus 2010/2011<br />

25. Januar: Kolloquium zum Thema: Erwartungen und Ängste von Individuen<br />

und Gesellschaft<br />

29. März: Kolloquium zum Thema: Selbstverantwortung und Regulierung<br />

10. Mai: Tagung und Ausserordentliches Gespräch<br />

15. Juni: <strong>Lilienberg</strong> Gespräch<br />

Zyklus «Auf dem Weg zum gläsernen<br />

Menschen»; <strong>Lilienberg</strong> Kolloquium vom<br />

18. November 2010, «Technische Entwicklung<br />

– ohne Grenzen», mit Moshe<br />

Rappoport, Executive Technology Briefer<br />

IBM Research-Zurich, Rüschlikon,<br />

und Geri Moll, Noser Engineering AG,<br />

Winterthur; Moderation: Hans-Peter<br />

Wüthrich und Jörg Kündig (Aktionsfeld<br />

Politik & Gesellschaft).<br />

Fachgespräche als Chance zur<br />

unternehmerischen Weiterentwicklung<br />

Es ist gefährlich, in die Zukunft zu<br />

schauen, aber verantwortungslos, es<br />

nicht zu tun …<br />

Die Zukunft hat viele Namen. Für die<br />

Schwachen ist sie die Unerreichbare, für<br />

die Furchtsamen ist sie die Unbekannte,<br />

für die Tapferen ist sie die Chance. Seit<br />

mehr als 20 Jahren bietet das <strong>Lilienberg</strong><br />

Unternehmerforum insbesondere<br />

den Tapferen individuelle mannigfaltige<br />

Chancen:<br />

• als Ort der Begegnung, des Gesprächs<br />

und der Bildung;<br />

• als einmaliges unternehmerisches<br />

Netzwerk;<br />

• und als Denkplatz für Konferenzen,<br />

Seminare und Tagungen.<br />

Der gemeinsame unternehmerische<br />

Fortschritt steht auch im noch jungen<br />

Jahr 2011 ganz in unserem Fokus.<br />

Getreu dem Zitat von Albert Einstein «Der<br />

Fortschritt lebt vom Austausch des Wissens»<br />

bieten wir Ihnen erneut unzählige<br />

Chancen für Ihre persönliche und unternehmerische<br />

Weiterentwicklung.<br />

So zum Beispiel halbtägige Fachgespräche<br />

zu aktuellen Themen wie:<br />

• Social Media Marketing – Ihr Werkzeug<br />

mit viel Potenzial<br />

• Erfolgsfaktoren am heutigen Markt<br />

– Wo liegen die Chancen und Gefahren<br />

• Kampf um Talente – Wie gewinnen und<br />

halten Sie die besten Mitarbeitenden<br />

• Benchmarking – Der Blick über den<br />

eigenen Tellerrand<br />

• Warum Nachhaltigkeit Ihrem Unternehmen<br />

zum Erfolg verhilft<br />

• Erfolgreiche Verhandlungsstrategien<br />

– So pack ich es an und setz mich<br />

durch!<br />

oder unser unternehmerisches Gespräch<br />

von zwei Tagen zum Thema: «Sicherheitspolitik<br />

und Armee – Vorbereitung auf die<br />

kommende politische Diskussion».<br />

Unter dem Motto «Unternehmer schulen Unternehmer» bietet <strong>Lilienberg</strong> unter anderem<br />

Fachgespräche für Verantwortliche von KMU-Betrieben an. Eine Vergleichspersönlichkeit<br />

mit unternehmerischer Erfahrung steht dabei im Zentrum dieser Veranstaltungen.


64 65<br />

M I T G L I E D S C H A F T<br />

B L I C K W I N K E L<br />

Von Daniel Anderes<br />

Von André Voillat*<br />

Dr. André Voillat.<br />

Nutzen einer Mitgliedschaft<br />

Werden Sie Teil des einmaligen unternehmerischen<br />

Netzwerks und profitieren<br />

Sie von den Vorzügen als <strong>Lilienberg</strong><br />

Freund.<br />

«Investieren Sie in Ihre und unsere<br />

gemeinsame Zukunft. Denn Erfolg<br />

hat nur, wer etwas tut, während<br />

er auf den Erfolg wartet.»<br />

Weitere Informationen und Anmeldungen<br />

unter www.lilienberg.ch<br />

Als <strong>Lilienberg</strong> Freund (CHF 500.–)<br />

sind Sie Mitglied der <strong>Lilienberg</strong> Gemeinschaft<br />

und können unentgeltlich mit<br />

einer Begleitperson unternehmerische<br />

Auseinandersetzungen in unseren<br />

• Foren<br />

Thomas Alva Edison<br />

• Besonderheiten<br />

• Kolloquien<br />

Wer eine Mitgliedschaft als <strong>Lilienberg</strong> Freund abschliesst, kann unentgeltlich an vielen<br />

Veranstaltungen auf <strong>Lilienberg</strong> teilnehmen.<br />

• Tagungen (ohne Begleitung)<br />

• Ausserordentlichen Gesprächen<br />

• <strong>Lilienberg</strong> Gesprächen<br />

erleben. Ausserdem erhalten Sie alle<br />

Publikationen, neben der «<strong>Lilienberg</strong><br />

Zeitschrift», dem «<strong>Lilienberg</strong> Ausblick»<br />

auch die «<strong>Lilienberg</strong> Schrift» und das<br />

«<strong>Lilienberg</strong> Spektrum».<br />

Braucht ein Unternehmen<br />

eine Heimat<br />

In der Finanz- und Wirtschaftskrise ist<br />

die Rückbesinnung der Unternehmen<br />

auf ihre Wurzeln, ihre Heimat wieder<br />

aktuell geworden. Aber was ist Heimat<br />

überhaupt Manifestiert sich das<br />

Heimatgefühl durch rein geografische,<br />

örtliche Begebenheiten oder durch die<br />

geschichtsträchtigen Wurzeln, welche<br />

ein Unternehmen verankern Nun:<br />

Heimat ist von vielfältiger Natur. Sie<br />

kann nach geografischen, historischen<br />

Aspekten oder auch nach dem Zugehörigkeitsgefühl<br />

und ethischen Kontexten<br />

bestimmt werden. Der reine Steuersitz<br />

eines Unternehmens kann demnach<br />

tendenziell ausgeschlossen werden.<br />

Aber welches sind die Beweggründe für<br />

ein heimatliches Zugehörigkeitsgefühl,<br />

kann es gar von einer wirtschaftlichen<br />

Komponente, wie der Marktgrösse,<br />

abhängig gemacht werden<br />

Heimat als Rückzugsort<br />

Nach den Entwicklungen in der Finanzund<br />

Wirtschaftskrise ist erkennbar, dass<br />

das Heimatgefühl vermehrt an Bedeutung<br />

gewinnt. Die Besinnung auf Herkunft<br />

ist jedoch nur dann glaubwürdig, wenn<br />

das betreffende Heimatgefühl die wirtschaftlichen<br />

Konjunkturzyklen übersteht.<br />

Verwurzelung dieser Werte im<br />

Unternehmen ist das Stichwort. Denn<br />

wo kein Leben in diesen Werten ist, fehlt<br />

die Grundlage, die eigenen Handlungen<br />

nach diesen auszurichten und nach<br />

aussen zu tragen.<br />

Ebenfalls zentral für die Wahrnehmung<br />

des Heimatbegriffes ist die globale<br />

Spannweite eines Unternehmens.<br />

Heisst global, supernational in dieser<br />

Konstellation gleich heimatlos Dass<br />

dies nicht so sein muss, beweisen unter<br />

anderem amerikanische, japanische und<br />

chinesische Firmen. Diese behalten bei<br />

aller Internationalität ihre Wurzeln im<br />

Ursprungsland. Natürlich erfordert der<br />

globale Fokus regionale Anpassungen<br />

– nicht aber die Verleugnung der Herkunft.<br />

Gewachsene Gegebenheiten<br />

können jedoch ergeben, dass ein globales<br />

Unternehmen mehrere Wurzeln hat,<br />

in einem solchen Fall ist die Situation<br />

differenziert zu betrachten. Europäische<br />

Firmen hingegen, im Fokus besonders<br />

die Grossbanken, glaubten vor ihrem<br />

Sturz, auf Heimat verzichten zu können.<br />

Der Rückzug in die Ursprungsmärkte ist<br />

daher heute besonders auch bei europäischen<br />

Firmen und den angesprochenen<br />

Grossbanken zu beobachten. Denn<br />

insbesondere wenn es um staatliche<br />

Unterstützungen geht, ist der Rückhalt<br />

in der Gesellschaft, auch in geldwerter<br />

Hinsicht, für das unternehmerische<br />

Überleben zentral. Aber geht es in den<br />

aktuellen Fällen, mit teuren Umpositionierungskampagnen<br />

im Hintergrund,<br />

wirklich um die Besinnung auf die eigenen<br />

Wurzeln oder um den Übermut<br />

oder gar die Überheblichkeit, welche in<br />

diese Lage geführt haben Der Heimatbezug<br />

sollte keinem momentanen Trend<br />

folgen, sonst wird die Besinnung auf die<br />

eigenen Wurzeln den nächsten wirtschaftlichen<br />

Aufschwung nicht überstehen.<br />

Es stellen sich die Fragen: Steht<br />

global zu lokal in einem Zyklus Und ist<br />

der Trend zur Besinnung auf die Herkunft<br />

somit von kurzer Dauer Selbstverständlich<br />

soll dies nicht bedeuten, dass<br />

ein Unternehmen nicht global wachsen<br />

kann und muss, sondern es geht darum,<br />

sich seiner Herkunft bewusst zu sein.


66 67<br />

O R G A N I S A T I O N<br />

Das <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum ...<br />

ist ein unternehmerisches Erlebnis- und Begegnungszentrum. Mit seiner traumhaften Lage und seiner einmaligen Umgebung ist <strong>Lilienberg</strong><br />

eine Oase des Nachdenkens, wo man sich finden, einbringen und klären kann. Das Unternehmerforum ist ein Ort der Begegnung,<br />

der Gespräche und der Bildung. Hier treffen sich unternehmerisch denkende und wirkende Persönlichkeiten aus allen Bereichen<br />

sowie deren Mitarbeiterschaft. Um die Ziele zu verwirklichen, bietet das <strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum unternehmerisch interessierten<br />

Menschen in den drei Bereichen Begegnung, Gespräch und Bildung verschiedene Veranstaltungen und Aktivitäten an.<br />

Heimat und Verwurzelung<br />

über Zeit<br />

Heimat bei KMUs<br />

Für KMUs sind die divergierenden Krite-<br />

* Dr. André Voillat ist Mitglied des Stif-<br />

B E G E G N U N G G E S P R Ä C H B I L D U N G<br />

Glaubwürdigkeit ist zentral – diese gilt<br />

rien weniger stark spürbar. Die Dimen-<br />

tungsrates sowie des Ehrenteams des<br />

In verschiedenen Einzelveranstaltun-<br />

Im Bereich Gespräch werden wirtschaft-<br />

Unter dem Motto «Unternehmer schu-<br />

es besonders durch nachhaltige, lang-<br />

sionen sind nicht vergleichbar mit glo-<br />

<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforums<br />

gen mit aussergewöhnlichen Persön-<br />

liche, politische und gesellschaftliche<br />

len Unternehmer» bietet <strong>Lilienberg</strong><br />

fristige Entscheidungen und durch ein<br />

balen Konzernen. Ist das Verhalten von<br />

lichkeiten treffen sich unternehmeri-<br />

Fragen im Zusammenhang mit dem<br />

Erlebnis-Gesprächstage sowohl zu un-<br />

klares Heimatbekenntnis, im Sinne<br />

KMUs somit nachhaltiger heimatbezo-<br />

sche Menschen aus Wirtschaft, Politik,<br />

Unternehmertum in folgenden Aktions-<br />

ternehmerischen Grundsatzthemen als<br />

einer Bejahung des Unternehmens zur<br />

gen Es kann sein – muss aber nicht. Die<br />

Gesellschaft und Armee und kommen<br />

feldern behandelt:<br />

auch zu Sach- und Fachthemen an. Im<br />

Gesellschaft, zu erreichen. Gefragt ist<br />

Heimatbezogenheit kann dabei zusam-<br />

miteinander ins Gespräch, um sich<br />

Mittelpunkt stehen jeweils eine Ver-<br />

eine langfristige, strategische und vor<br />

men mit der Wahrnehmung von Verant-<br />

gegenseitig zu begegnen und nachhal-<br />

– Sicherheit & Armee<br />

gleichspersönlichkeit und deren unter-<br />

allem auch kulturell gestützte Ausrich-<br />

wortung in der Gesellschaft und dem<br />

tig kennen zu lernen.<br />

– Medien & Kommunikation<br />

nehmerische Erfahrungen. Die Seminar-<br />

tung der Entwicklung und Festigung<br />

Verantwortungsbewusstsein gegenüber<br />

– Gesundheit & Umwelt<br />

teilnehmer denken dabei selber vertieft<br />

des Unternehmens. Hier gibt es aber<br />

einer bestimmten geografischen Region<br />

Im Bereich Begegnung unterscheiden<br />

– Unternehmenskultur & -ethik<br />

über sich und über die eigene Posi-<br />

Unterschiede: In der Finanzwirtschaft<br />

über Unternehmenserfolg entscheiden.<br />

wir folgende Veranstaltungen:<br />

– Wirtschaft & Industrie<br />

tion nach und bringen gegenseitig ihre<br />

herrscht kurzfristiges Denken vor; die<br />

■ Im <strong>Lilienberg</strong> Forum tritt eine ausser-<br />

– Politik & Gesellschaft<br />

Erfahrungen ein.<br />

Realwirtschaft kommt ohne langfristi-<br />

Heimat – Melting-Point <strong>Lilienberg</strong><br />

gewöhnliche Persönlichkeit auf und<br />

– Bildung & Sport<br />

ges Denken gar nicht zum Erfolg – hier<br />

Viele offene Fragen ergeben sich. Sie<br />

berichtet aus ihrem Wirkungskreis.<br />

■ Unternehmergespräche<br />

sind somit bereits gewisse Anzeichen<br />

sollen auch nicht per se beantwortet<br />

■ Der <strong>Lilienberg</strong> Preis wird alle zwei<br />

Die Fragestellungen werden in<br />

Unternehmergespräche behandeln die<br />

auszumachen, welche Wendungen<br />

werden, sondern sollen Raum für eigene<br />

Jahre an beispielhafte unternehmeri-<br />

Gesprächszyklen vertieft behandelt, die<br />

unternehmerischen Grundsatzfragen,<br />

die Entwicklungen bisher genommen<br />

Antworten lassen. <strong>Lilienberg</strong> ist Anlauf-<br />

sche Persönlichkeiten und Institutio-<br />

in der Regel ein Jahr dauern und aus<br />

zum Beispiel: Aufbau und Organisation,<br />

haben. Zu Recht kann man sich hier die<br />

stelle von unterschiedlichen Unterneh-<br />

nen verliehen.<br />

mehreren Kolloquien, einer Tagung und<br />

Generationenwechsel, finanzielle Stär-<br />

Frage stellen: Können Denkweisen der<br />

merinnen und Unternehmern sowie<br />

■ Die <strong>Lilienberg</strong> Rezitale dienen der<br />

einem abschliessenden Ausserordentli-<br />

kung.<br />

Finanz- und Realwirtschaft überhaupt<br />

Kaderleuten mit verschiedenen heimat-<br />

Begegnung von Persönlichkeiten<br />

chen Gespräch bestehen. Daneben wer-<br />

■ Sachgespräche<br />

synchronisiert werden Der Rückzug<br />

lichen Wurzeln und Hintergründen. Die<br />

in einem kulturellen Rahmen, der<br />

den kurze Zyklen organisiert, welche<br />

In Sachgesprächen geht es vor allem<br />

als Muss ist kein echtes Bekenntnis zu<br />

Diskussion darüber ist daher spannend<br />

gleichzeitig jungen Künstlern eine<br />

herausfordernde tagesaktuelle Themen<br />

um die Fragen rund um den geeigneten<br />

den eigenen Wurzeln. Es geht vielmehr<br />

und der Austausch lehrreich und inte-<br />

wertvolle Plattform bietet.<br />

zum Inhalt haben.<br />

Mitteleinsatz.<br />

darum, dass ein Unternehmen sich dau-<br />

ressant. Ziel dieses Artikels ist es, Sie<br />

■ Fachgespräche<br />

ernd als Bestandteil einer Gesellschaft<br />

zum Nachdenken über die eigene unter-<br />

In diesen Gesprächen geht es in erster<br />

und eines Staates sieht und innerhalb<br />

nehmerische Heimat anzuregen. In die-<br />

Linie um die Bewältigung der Alltags-<br />

dieses Gefüges gesellschaftliche, politi-<br />

sem Sinne frohes Sinnieren und bis bald<br />

probleme von KMUs wie Rekrutierung<br />

sche und soziale Verantwortung wahr-<br />

in der Beheimatung des unternehmeri-<br />

und Schulung von Mitarbeitern, Ver-<br />

nimmt.<br />

schen Treffpunktes – dem <strong>Lilienberg</strong>.<br />

handlung mit Banken.


<strong>Lilienberg</strong> Unternehmertum<br />

Industriestrasse 1<br />

CH-8340 Hinwil<br />

Telefon +41 44 938 70 00<br />

Fax +41 44 938 70 99<br />

<strong>Lilienberg</strong> Unternehmerforum<br />

Blauortstrasse 10<br />

CH-8272 Ermatingen<br />

Telefon +41 71 663 23 23<br />

Fax +41 71 663 23 24<br />

info@lilienberg.ch<br />

www.lilienberg.ch

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