Bergbauende an der Saar
Bergbauende an der Saar
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GLÜCK AUF!<br />
M O N T A G , 2 . J U L I 2 0 1 2 Son<strong>der</strong>beilage zum Ende des Bergbaus <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong><br />
S E I T E E 1<br />
Fahnenträger bei <strong>der</strong> letzten Mettenschicht.<br />
FOTO: ROLF RUPPENTHAL<br />
Festakt in Ensdorf Was die<br />
Ministerpräsidentin zum<br />
Ende des Bergbaus sagte<br />
Letzte Mettenschicht Wie<br />
die emotionale Feier die<br />
Menschen zu Tränen rührte<br />
<strong>Saar</strong>-Bergleute Wo <strong>der</strong><br />
Bergbau à la Sarre noch<br />
ein paar Jahre weitergeht
S E I T E E 2 N R . 1 5 1 GLÜCK AUF!<br />
M O N T A G , 2 . J U L I 2 0 1 2<br />
E D I TO R I A L<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser<br />
E<br />
s ist die letzte Revue. Mit<br />
dieser Son<strong>der</strong>beilage zum<br />
Bergbau im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d verbindet<br />
die <strong>Saar</strong>brücker Zeitung<br />
ein letztes „Glück auf“ mit einer<br />
Industriebr<strong>an</strong>che, die unser L<strong>an</strong>d<br />
geprägt hat wie sonst nichts. Der<br />
SZ ist dabei<br />
durchaus bewusst,<br />
dass längst<br />
nicht alle <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong>innen<br />
und<br />
<strong>Saar</strong>län<strong>der</strong> traurig<br />
sind über das<br />
Ende <strong>der</strong> Kohleför<strong>der</strong>ung, die ja<br />
nicht nur schwierig, teuer und<br />
schmutzig war. Son<strong>der</strong>n die vielen<br />
Menschen in den betroffenen<br />
Revier-Regionen auch viel Kummer<br />
und Ängste bereitet hat.<br />
Aber wir wissen auch, dass unsere<br />
eigene 250-jährige Geschichte<br />
g<strong>an</strong>z eng mit <strong>der</strong> über 250-jährigen<br />
Geschichte des <strong>Saar</strong>-Bergbaus<br />
verbunden ist.<br />
Die SZ hat den Bergbau in all<br />
seinen Facetten begleitet. Sie hat<br />
die Lebenswirklichkeit <strong>der</strong> Bergleute<br />
dargestellt, über Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
hinweg den schweren<br />
Kampf <strong>der</strong> Kumpel um gerechte<br />
Bezahlung, ordentliche Arbeitsbedingungen<br />
und Mitbestimmung<br />
geschil<strong>der</strong>t, die politischen,<br />
wirtschaftlichen und kulturellen<br />
Verflechtungen des<br />
Bergbaus mit Staat und Bürgern<br />
en detail beschrieben, kommentiert<br />
und illustriert. In <strong>der</strong> Blütezeit<br />
des Bergbaus malochten weit<br />
über 60 000 <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong> für den<br />
preußischen Bergfiskus, für die<br />
Mines Dom<strong>an</strong>iales Fr<strong>an</strong>çaises de<br />
la Sarre, für <strong>Saar</strong>berg o<strong>der</strong> am<br />
Ende für DSK und RAG. In den<br />
Revieren war fast je<strong>der</strong> Haushalt<br />
mit dem Bergbau t<strong>an</strong>giert, nahezu<br />
je<strong>der</strong> <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong> hatte einen<br />
Verw<strong>an</strong>dten und Bek<strong>an</strong>nten, <strong>der</strong><br />
untertage schuftete. Die L<strong>an</strong>dschaft<br />
war davon geprägt, das<br />
Vereinsleben, <strong>der</strong> Sport, die<br />
Kneipen und vieles mehr. Der<br />
Bergbau war <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d, <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d<br />
war Bergbau. Eine Symbiose, die<br />
auch das Bundesl<strong>an</strong>d <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d<br />
maßgebend geschaffen und den<br />
Lebensweg unserer Vorfahren<br />
geprägt hat. Die schließlich ein<br />
Teil unserer Identität wurde.<br />
Dieses Erbe gilt es zu bewahren.<br />
Allen Bergbauschäden, Bitternissen<br />
und Verwerfungen zum<br />
Trotz. Am Samstag war dieser<br />
Wille zu beobachten bei den sehr<br />
emotionalen Feierlichkeiten zum<br />
Ende des Bergbaus <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>.<br />
Ensdorf war die letzte Grube, die<br />
geschlossen wurde, es war die<br />
letzte Mettenschicht. In ihr wurde<br />
ein Stück Würde deutlich. Die<br />
Würde einer Arbeit, die mehr<br />
war als ein Job. Den vielen tausend<br />
Menschen, die zum Abschied<br />
leise Servus sagten, wurde<br />
zugleich bewusst, dass nach dieser<br />
Zäsur nun eine neue Ära beginnt.<br />
Eine Zeit ohne Schlägel<br />
und Eisen, ohne Loren und<br />
Schrämmaschinen, ohne Waschkauen<br />
und För<strong>der</strong>türme – aber<br />
nicht ohne Kohle. Denn die<br />
Steinkohle lebt nicht nur weiter<br />
in aller Welt, wo sie als Energiespen<strong>der</strong><br />
für unverzichtbar betrachtet<br />
wird, son<strong>der</strong>n – zumindest<br />
bis 2018 – auch in Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
D<strong>an</strong>n soll <strong>der</strong> Bergbau auch<br />
im Ruhrpott eingestellt werden.<br />
Das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d geht vor<strong>an</strong> und<br />
schreibt damit ein Stück Geschichte.<br />
Glück auf!<br />
Ihr Bernard Bernarding,<br />
stv. Chefredakteur<br />
I M P R E S S U M<br />
Chefredaktion:<br />
Peter Stef<strong>an</strong> Herbst, Bernard Bernarding<br />
Chef vom Dienst: Aloisius Tritz<br />
Art-Direction: Robby Lorenz<br />
Redaktion: Thomas Schäfer, Sebasti<strong>an</strong><br />
Klöckner, Thomas Sponticcia, Joh<strong>an</strong>nes<br />
Schleuning, Jörg Wingertszahn<br />
Geschäftsführung:<br />
Dr. Joachim Meinhold (Vorsitzen<strong>der</strong>),<br />
Christi<strong>an</strong> Erhorn<br />
Verlagsgeschäftsführung:<br />
Thomas Deicke<br />
Verlagsleitung Vertrieb:<br />
Thomas Marx<br />
Anzeigen:<br />
Alex<strong>an</strong><strong>der</strong> Grimmer<br />
Le <strong>der</strong>nier poste – die letzte Schicht, heißt das Gemälde <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>brücker Künstlerin Ruth Lavall. Es<br />
stammt aus dem Jahre 1997 und nahm das Ende des Bergbaus vorweg. REPRO: PRIVAT<br />
Vom Ende<br />
einer Epoche<br />
Der Bergbau gab dem <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d<br />
eine eigene Kultur.<br />
Deshalb markiert<br />
die letzte Mettenschicht<br />
im <strong>Saar</strong>-Bergbau auch mehr<br />
als das Ende <strong>der</strong> Kohleför<strong>der</strong>ung.<br />
Eine persönliche Betrachtung<br />
des Historikers und<br />
Ex-Ministerpräsidenten<br />
Reinhard Klimmt.<br />
A<br />
m Wochenende hat<br />
sich das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d mit<br />
einem Festakt und einer<br />
Mettenschicht<br />
vom aktiven Bergbau verabschiedet.<br />
Für die saarländische<br />
Wirtschaft im Jahre 2012 ist es<br />
nicht viel mehr als eine Zäsur,<br />
historisch gesehen markiert<br />
dieses Datum aber das Ende einer<br />
Epoche. Vor Jahrzehnten<br />
noch war die Kohle heiß begehrt,<br />
wurde als schwarzes Gold<br />
gefeiert. Mit <strong>der</strong> Kohle und dem<br />
Stahl aus den Revieren erst<strong>an</strong>d<br />
Europa aus Schutt und Asche,<br />
begründeten <strong>an</strong><strong>der</strong>e Regionen<br />
ihre neuen Industrien, die heute<br />
das Feld beherrschen. Wegen<br />
Kohle und Stahl wurde mit <strong>der</strong><br />
Mont<strong>an</strong>union die europäische<br />
Einigung begonnen.<br />
Tempi passati.<br />
Zwischen Aufstieg und Fall<br />
<strong>der</strong> Kohle liegen etwa 250 Jahre.<br />
In dieser Zeit gestaltete sich<br />
das Schicksal <strong>der</strong> L<strong>an</strong>de <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Saar</strong> auf, mit und wegen <strong>der</strong><br />
Kohle wechselhafter als das vieler<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>er Regionen in <strong>der</strong><br />
Nachbarschaft. Dieser L<strong>an</strong>dstrich<br />
in <strong>der</strong> Reibungszone zwischen<br />
Fr<strong>an</strong>kreich und Deutschl<strong>an</strong>d<br />
war vorher über viele Jahrhun<strong>der</strong>te<br />
nur dünn besiedelt<br />
und politisch zersplittert. Die<br />
Fr<strong>an</strong>zösische Revolution stürzte<br />
auch hier die Verhältnisse<br />
um. Nach Napoleons Nie<strong>der</strong>lage<br />
kamen Preußen und Bayern<br />
ins L<strong>an</strong>d, <strong>der</strong>en ökonomische<br />
und militärische Interessen<br />
künftig das Schicksal <strong>der</strong> Region<br />
bestimmen sollten. <strong>Saar</strong>brücken<br />
und <strong>Saar</strong>louis wurden Garnisonsstädte<br />
zum Schutz <strong>der</strong><br />
Grenze gegen Fr<strong>an</strong>kreich. Kohle<br />
und Eisen ließen ein pulsierendes<br />
Industrierevier entstehen.<br />
War das L<strong>an</strong>d in den ersten<br />
Jahrzehnten des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
noch ein Ausw<strong>an</strong><strong>der</strong>ungsl<strong>an</strong>d,<br />
so wendete sich das Blatt<br />
um die Jahrhun<strong>der</strong>tmitte. Die<br />
hier lebenden Menschen f<strong>an</strong>den<br />
nun Arbeit in Gruben und<br />
Hütten, aus <strong>der</strong> näheren Nachbarschaft<br />
pendelten die Menschen<br />
in das entstehende Revier<br />
o<strong>der</strong> zogen in die Nähe ihrer Arbeitsplätze.<br />
Die einst ländliche<br />
Gegend verw<strong>an</strong>delte sich in eine<br />
ständig wachsende Agglomeration<br />
im Schatten <strong>der</strong><br />
Schornsteine, <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>gerüste und<br />
<strong>der</strong> wachsenden<br />
Halden. Unter <strong>der</strong><br />
Erde schufen die<br />
Bergleute eine neue<br />
Welt, <strong>der</strong> Mensch<br />
wurde – zeitweilig –<br />
in <strong>der</strong> Tiefe heimisch.<br />
Nicht von<br />
„Die Kohle<br />
wird weltweit<br />
noch l<strong>an</strong>ge<br />
unverzichtbar<br />
sein.“<br />
ungefähr sprechen<br />
wir auch heute noch<br />
von den Grubengebäuden.<br />
Und das gilt<br />
bei<strong>der</strong>seits <strong>der</strong> immer<br />
wie<strong>der</strong> geän<strong>der</strong>ten<br />
und verschobenen<br />
Grenzen. Unabhängig<br />
von <strong>der</strong><br />
politischen Zugehörigkeit<br />
höhlten die Menschen<br />
die Erde, auf <strong>der</strong> sie siedelten,<br />
unter sich aus, teuften Schächte<br />
ab, gruben Stollen, legten Strebe<br />
<strong>an</strong> und för<strong>der</strong>ten die Steinkohle,<br />
den wichtigsten Energieträger<br />
des industrialisierten Europa.<br />
Damit verän<strong>der</strong>ten sie auch<br />
das Gesicht <strong>der</strong> L<strong>an</strong>dschaft,<br />
schufen riesige künstliche Hügel<br />
und ihre Siedlungen drängten<br />
in die freien Räume des L<strong>an</strong>des,<br />
füllten die Täler und eroberten<br />
die Höhen.<br />
In den 1960er Jahren war die<br />
Domin<strong>an</strong>z <strong>der</strong> Mont<strong>an</strong>industrie<br />
noch überall spürbar. Das L<strong>an</strong>d<br />
pulsierte. Kohle und Stahl gaben<br />
Arbeit, harte Arbeit, aber<br />
auch gut bezahlte Arbeit. Die<br />
Industriekathedralen mit ihren<br />
Schornsteinen und Hochöfen,<br />
die För<strong>der</strong>türme und För<strong>der</strong>gerüste<br />
beherrschten das Bild in<br />
<strong>der</strong> L<strong>an</strong>desmitte. Unter <strong>der</strong> Erde<br />
wuchs das Grubengebäude.<br />
Aber bald zeigte sich, dass die<br />
mo<strong>der</strong>ne Welt <strong>an</strong><strong>der</strong>e Wege einschlagen<br />
würde. Importkohle,<br />
Öl und d<strong>an</strong>n das Gas nahmen in<br />
<strong>der</strong> Energieversorgung immer<br />
mehr Räume ein. Die Zeit von<br />
1812 bis in die 60er Jahre des 19.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts war die Phase des<br />
Aufstiegs <strong>der</strong> Kohle. In den 60er<br />
Jahren des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />
beg<strong>an</strong>n ihr Nie<strong>der</strong>g<strong>an</strong>g. Das<br />
Jahr 2012 setzt <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> den<br />
Schlusspunkt. Eine Epoche<br />
geht damit zu Ende, die lebendige<br />
Welt unter Tage wird zur<br />
Wüstung. Die Bauten über <strong>der</strong><br />
Erde bekunden dennoch ihre<br />
fortdauernde Existenz. All diese<br />
realen Spuren sind heute Erinnerungsorte,<br />
sind Zeugnisse <strong>der</strong><br />
Industriekultur und sollen es<br />
auch in Zukunft bleiben, denn<br />
l<strong>an</strong>ge Zeit materialisierte sich<br />
in ihnen das Wesen des L<strong>an</strong>des.<br />
Der Bergbau gab dem L<strong>an</strong>d eine<br />
eigene Kultur. In <strong>der</strong> Architektur,<br />
in den bildenden Künsten,<br />
in <strong>der</strong> Literatur, in <strong>der</strong> Musik,<br />
in <strong>der</strong> Sprache, in <strong>der</strong> vielfach<br />
heute noch fortdauernden<br />
Schicht im Schacht.<br />
Reinhard Klimmt<br />
FOTO: B&B<br />
Frömmigkeit <strong>der</strong> Menschen<br />
und ihrem Umg<strong>an</strong>g mitein<strong>an</strong><strong>der</strong>,<br />
überall ist <strong>der</strong> Einfluss des<br />
Bergbaus vorh<strong>an</strong>den, auch<br />
wenn das nicht immer auf den<br />
ersten Blick erkennbar wird.<br />
Das sind gewichtige Gründe,<br />
nicht einfach zur Tagesordnung<br />
überzugehen. Wir sollten die<br />
materiellen und ideellen Hinterlassenschaften<br />
des Mont<strong>an</strong>zeitalters<br />
mit Achtung und<br />
Sorgfalt beh<strong>an</strong>deln. Um das<br />
L<strong>an</strong>d zu verstehen, müssen wir<br />
bewahren und auch erklären,<br />
denn wir sehen nur das, von<br />
dem wir Kenntnis haben.<br />
Und wie die Ringwälle <strong>der</strong><br />
Kelten, die römischen Villen<br />
und Städte, die mittelalterlichen<br />
Burgen, die Schlösser <strong>der</strong><br />
Fürstenzeit und die Kirchenbauten<br />
für die Zeiten stehen, in<br />
denen ihre Erbauer mächtig waren<br />
und L<strong>an</strong>d und Menschen<br />
beherrschten, wie die Grenzver-<br />
FOTO: DAPD<br />
läufe, Festungen,<br />
Bunker und Kriegsgräber<br />
von den unsinnigen<br />
und unseligen<br />
Konflikten erzählen,<br />
die aber im<br />
kollektive Gedächtnis<br />
nicht auszulöschen<br />
sind, so wird<br />
<strong>der</strong> Bergbau für immer<br />
ein Teil unserer<br />
Identität sein.<br />
In den Alpenlän<strong>der</strong>n<br />
prägen die Berge<br />
das Bewusstsein<br />
<strong>der</strong> Menschen, in den<br />
Küstenlän<strong>der</strong>n sind<br />
es dagegen <strong>der</strong> hohe<br />
Himmel, <strong>der</strong> endlose<br />
Horizont und <strong>der</strong> Geruch<br />
des Meeres. In<br />
unserem von Flüssen und Bächen<br />
durchzogenen Hügell<strong>an</strong>d<br />
sind es die mythenzeugenden<br />
Berufe unter Tage und in den<br />
Eisenwerken, die stets präsent<br />
sind und den Charakter <strong>der</strong><br />
Menschen auch zukünftig mit<br />
prägen werden.<br />
Das Erbe <strong>der</strong> Mont<strong>an</strong>arbeiter<br />
ist die Bereitschaft zum Schaffen,<br />
die Kraft, sich unbequemen<br />
Aufgaben zu stellen, Solidarität<br />
zu üben, zu ihrem Erbe gehören<br />
Kameradschaft und Verlässlichkeit,<br />
das Gemeinschaftserlebnis<br />
auch über Tage. Daher rührt<br />
auch die Liebe zu den M<strong>an</strong>nschaftssportarten<br />
hierzul<strong>an</strong>de<br />
und das rege Vereinsleben hat<br />
dort seine Wurzeln.<br />
Nicht zu vergessen: Neben <strong>der</strong><br />
l<strong>an</strong>deseigenen Frömmigkeit,<br />
neben <strong>der</strong> Verlässlichkeit in <strong>der</strong><br />
Arbeit, wohnte auch immer –<br />
und wohnt noch – ein Stück<br />
Aufsässigkeit in den oft so gelassen<br />
sich gebenden Menschen.<br />
Der Rechtsschutzsaal in Bildstock<br />
ist ihr Symbol, das Gegenstück<br />
zu <strong>der</strong> Bergwerksdirektion,<br />
die den Macht<strong>an</strong>spruch des<br />
staatlichen Bergbaus in Stein<br />
gemeißelt repräsentiert. Mit regulären<br />
und wilden Streiks empörten<br />
sich die Bergleute gegen<br />
Ungerechtigkeiten, traten für<br />
ihre Interessen ein. Am Ende<br />
blieb nur noch <strong>der</strong> Kampf für ihre<br />
Arbeitsplätze, ein Kampf, den<br />
sie zuletzt nicht mehr gewinnen<br />
konnten. Es ist das grausame<br />
Gesetz <strong>der</strong> schrumpfenden<br />
Zahl: mit dem Rückg<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>ung schmolzen Bedeutung<br />
und Einfluss.<br />
Die Kohle wird weltweit noch<br />
l<strong>an</strong>ge unverzichtbar sein. Mit<br />
den <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> entwickelten<br />
Technologien werden sich die<br />
hiesigen Zulieferer noch einige<br />
Zeit im Markt halten. Außerdem:<br />
Kohle ist nichts <strong>an</strong><strong>der</strong>es<br />
als gespeicherte Sonnenenergie,<br />
oftmals mehrere hun<strong>der</strong>t<br />
Millionen Jahre alt. Photovoltaik<strong>an</strong>lagen<br />
auf den ehemaligen<br />
Grubenst<strong>an</strong>dorten nehmen dagegen<br />
den direkten Weg. Welch‘<br />
optimistische Pointe, wenn es<br />
gelingen sollte, in den stillgelegten<br />
Schächten mit Pumpspeicherkraftwerken<br />
die Flüchtigkeit<br />
von Wind- und Sonnenenergien<br />
zu b<strong>an</strong>nen.<br />
Mit unseren Nachbarn in<br />
Lothringen, Luxemburg und<br />
Rheinl<strong>an</strong>d-Pfalz müssen und<br />
wollen wir die Zukunft gestalten.<br />
Im Schoße <strong>der</strong> alten Industriegesellschaft<br />
ist eine Dienstleistungs-<br />
und Wissensgesellschaft<br />
gereift, neue Generationen<br />
werden das L<strong>an</strong>d, werden<br />
das Erbe <strong>der</strong> Bergleute weiterentwickeln<br />
und ebenfalls ihre<br />
Spuren hinterlassen.
M O N T A G , 2 . J U L I 2 0 1 2 GLÜCK AUF!<br />
N R . 1 5 1 S E I T E E 3<br />
Als dem <strong>Saar</strong>-Bergbau die letzte Stunde schlug<br />
Versöhnlich verabschiedete sich das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d im Bergwerk <strong>Saar</strong> vom Kohleabbau – Über 10 000 kamen zur feierlichen Mettenschicht<br />
Von SZ-Redakteur<br />
Oliver Schwambach<br />
Jetzt sind es tatsächlich<br />
bloß noch zwei Stunden<br />
bis zur Endgültigkeit.<br />
H<strong>an</strong>s-Jürgen Becker,<br />
<strong>der</strong> Betriebsratsvorsitzende<br />
des Bergwerks <strong>Saar</strong>,<br />
spricht auf <strong>der</strong> großen weißen<br />
Bühne am Fuße des frisch gestrichenen<br />
För<strong>der</strong>gerüsts <strong>der</strong> Anlage<br />
Duhamel. Mehr als einmal zittert<br />
seine Stimme „Nun blutet <strong>der</strong><br />
Bergbau aus, ein Wirtschaftszweig,<br />
<strong>der</strong> noch so viel zu geben<br />
hätte, er stirbt.“ Über 10 000<br />
noch aktive und ehemalige Bergleute,<br />
ihre Familien, ihre Freunde<br />
sind am Samstag nach Ensdorf<br />
gekommen, um beim Ende des<br />
Bergbaus <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> dabei zu<br />
sein. Ein einmaliges Ereignis in<br />
<strong>der</strong> Geschichte des L<strong>an</strong>des. Viele<br />
nicken zu Beckers Worten. Das<br />
M<strong>an</strong>nsbild mit dem mark<strong>an</strong>ten<br />
Bärtchen findet unter den vielen,<br />
vielen Rednern des Tages und des<br />
Abends die direktesten Worte,<br />
Worte, die zu Herzen gehen.<br />
120 Minuten bleiben jetzt dem<br />
Bergbau noch, bis auch die Mettenschicht,<br />
die sonst zu Weihnachten<br />
untertage gefeiert wird,<br />
vorüber und alles vorbei sein<br />
wird, über ein Vierteljahrtausend<br />
staatlichen Kohleabbaus in einer<br />
Region, in <strong>der</strong> bereits die Kelten<br />
nach dem schwarzen Gold gruben.<br />
120 Minuten sind es noch,<br />
bis die Grubenwehr mit Fackeln<br />
aufmarschiert zu dunklen Trommelschlägen,<br />
bis das letzte Stück<br />
Kohle übergeben wird. Und die<br />
Bergkapelle <strong>der</strong> RAG mit ihrem<br />
Dirigenten Bernhard Stopp „Time<br />
to say goodbye“ spielen wird.<br />
Box-Champion Henry Maske<br />
kletterte dazu oft in den Ring –<br />
und siegte. Heute Abend ist es<br />
keine Triumphmusik. Heute ist<br />
es das Abschiedslied. Das das Anzünden<br />
einer gig<strong>an</strong>tischen Grubenlampe<br />
begleitet. Ein Hoffnungsschein,<br />
dass m<strong>an</strong> zumindest<br />
das Erbe des Bergbaus nicht<br />
vergessen will.<br />
Und doch ist diese Mettenschicht,<br />
die den Bergbau im L<strong>an</strong>de<br />
endgültig beschließt, alles <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
als eine düstere Trauerfeier.<br />
Wehmut statt Wut, Nachdenklichkeit<br />
statt Empörung – so lässt<br />
sich die Gefühlslage am besten<br />
skizzieren. Natürlich fehlt es schauen, eine Deutschl<strong>an</strong>dfahne<br />
nicht <strong>an</strong> kritischen Worten, die mit <strong>der</strong> Aufschrift „Nationale<br />
den Unmut vieler Bergleute untermauern,<br />
dass m<strong>an</strong> eine nicht mahnt ein schwarzes Kreuz.<br />
Energieversorgung“. Dahinter<br />
erschöpfte Lagerstätte aufgeben Aber auch Stolz merkt m<strong>an</strong> vielen<br />
<strong>an</strong>, weil <strong>der</strong> Bergbau hier eben<br />
muss, wo doch noch so viel Kohle<br />
in <strong>der</strong> saarländischen Erde liegt. doch nicht einfach so vorbei ist,<br />
Gewerkschaftschef Michael wie m<strong>an</strong> heutzutage schnell mal<br />
Vassiliadis sagt es klipp und klar eine x-beliebige Fabrik zusperrt –<br />
und blickt auch auf die Ruhr und und die Leute auf <strong>der</strong> Straße stehen.<br />
Der Bergbau lässt seine Leu-<br />
nach Ibbenbühren, wo nun auch<br />
saarländische Bergleute arbeiten: te nicht ins „Bergfreie“ fallen.<br />
„Die IG BCE hält den bis 2018 gepl<strong>an</strong>ten<br />
Ausstieg Deutschl<strong>an</strong>ds ter Schrimpf, Vorst<strong>an</strong>dsmitglied<br />
„Wir sind stolz auf euch“, ruft Pe-<br />
aus <strong>der</strong> Steinkohleför<strong>der</strong>ung für <strong>der</strong> RAG. Und das Unternehmen<br />
falsch.“ Viel Beifall erntet Vassiliadis<br />
dafür. Und vor <strong>der</strong> Bühne Die großen Debatten aber mit<br />
tut was dafür.<br />
hält einer unentwegt in all die Foto-<br />
und Fernsehkameras, die zulen<br />
harten<br />
den Bergbaubetroffenen, die vie-<br />
Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzun-<br />
„Nun blutet <strong>der</strong> Bergbau aus,<br />
ein Wirtschaftszweig, <strong>der</strong> noch so viel<br />
zu geben hätte, er stirbt.“<br />
H<strong>an</strong>s-Jürgen Becker, Betriebsratsvorsitzen<strong>der</strong> des Bergwerks <strong>Saar</strong><br />
gen mit <strong>der</strong> Politik, sie überschatten<br />
nicht den versöhnlichen<br />
Grundton dieses Abschieds. So ist<br />
auch die L<strong>an</strong>despolitik <strong>an</strong> diesem<br />
Abend selbstverständlich mit dabei.<br />
Viele Minister und Ex-Minister<br />
sind seit dem Festakt am<br />
Nachmittag geblieben. Wirtschaftsminister<br />
Heiko Maas<br />
(SPD) geht sogar mit dem Hütten-<br />
und Knappenvereinen mit,<br />
als diese in einem prachtvollen<br />
Zug zur Bühne marschieren. Und<br />
Annegret-Kramp-Karrenbauer,<br />
nachmittags als Ministerpräsidenten<br />
noch offizielle Rednerin,<br />
ist am Abend quasi privat als<br />
Bergm<strong>an</strong>nsfrau da.<br />
M<strong>an</strong>chmal staunt m<strong>an</strong> aber<br />
auch, wie die Mettenschicht gerade<br />
zu Anf<strong>an</strong>g auch merklich zum<br />
Volksfest hin ausfr<strong>an</strong>st – mit vielen<br />
Schwätzchen unter alten Kollegen,<br />
mit Popcorn, Softeis, Pasta,<br />
Rostwurst für zwei Euro und<br />
überl<strong>an</strong>gen Schl<strong>an</strong>gen <strong>an</strong> den<br />
Bierständen. Vielleicht liegt es ja<br />
auch <strong>an</strong> diesem schönen Sommertag,<br />
dass keine allzu trüben<br />
Ged<strong>an</strong>ken aufkommen. Vielleicht<br />
zeigt sich da aber auch jene saarländische<br />
Grundfertigkeit, stets<br />
noch das Beste aus dem Unvermeidlichen<br />
zu machen.<br />
Doch mit <strong>der</strong> Dämmerung, den<br />
Worten des Trierer Bischofs Steph<strong>an</strong><br />
Ackerm<strong>an</strong>n, von Weihbischof<br />
Robert Brahm und den beiden<br />
ev<strong>an</strong>gelischen Oberkirchenräten<br />
Gottfried Müller und Barbara<br />
Rudolph, vor allem aber dem<br />
gemeinsam unter freiem Himmel<br />
gebeteten „Vater unser“ bekommt<br />
<strong>der</strong> Abend seine Andacht,<br />
seine Besinnlichkeit. Nichts freilich<br />
rührt so sehr wie die sieben<br />
Strophen des Steigerliedes. „Fest<br />
und kräftig“ verl<strong>an</strong>gt die Musizier<strong>an</strong>weisung<br />
auf dem Notenblatt.<br />
Bergkapelle und <strong>Saar</strong>knappenchor<br />
spielen und singen sie<br />
gemeinsam – fest und kräftig.<br />
Wie oft haben die beiden Werksensemble,<br />
die fest entschlossen<br />
sind, das Erbe des Bergbaus weiterzutragen,<br />
diese schlichten und<br />
doch so feierlichen Noten schon<br />
gespielt, gesungen Die Zehntausend<br />
stehen jetzt wie ein M<strong>an</strong>n.<br />
Tränen laufen<br />
über raue Männergesichter.<br />
Im Gesicht<br />
dieses Bergm<strong>an</strong>nes<br />
spie-<br />
wie Kohlensch-<br />
Pr<strong>an</strong>ken, groß<br />
gelt sich die aufeln, tasten<br />
Gefühlswelt suchend, fassen<br />
vieler Bergleute nach Frauenhänden,<br />
um in<br />
und ihrer Angehörigen.<br />
FOTO: diesem schweren<br />
Augenblick<br />
ROLF RUPPENTHAL<br />
Halt zu finden.<br />
Genau das<br />
werde ihm <strong>der</strong> schwerste Moment<br />
werden, wusste Engelbert<br />
Eisenbarth schon vor Tagen. Steiger<br />
war er, Berg- und Maschinen-<br />
Ingenieur. 70 ist <strong>der</strong> Quierschie<strong>der</strong><br />
mittlerweile. G<strong>an</strong>z unten in<br />
<strong>der</strong> Grube fing er <strong>an</strong>. Hat sich<br />
hochgearbeitet. Die Kohle, „sein<br />
<strong>Saar</strong>berg“, hat sein Leben geprägt,<br />
hat ihm als Lohn <strong>der</strong> Mühe<br />
ein gutes Auskommen gebracht,<br />
so wie einst dem halben L<strong>an</strong>d.<br />
Wenn er von <strong>der</strong> Kameradschaft<br />
untertage redet, „vom Einstehen<br />
fürein<strong>an</strong><strong>der</strong>“, fliegt die Zeit zurück<br />
in die 60er, als noch Zehntausende<br />
in den saarländischen<br />
Gruben „schafften“. Und keiner<br />
von ihnen dachte, dass er mal das<br />
Aus für die Kohle miterleben<br />
müsse.<br />
Es sind Geschichten wie die seine,<br />
die hun<strong>der</strong>tfach bei dieser<br />
Mettenschicht auch zu erzählen<br />
wären, ja, Geschichten, die das<br />
<strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d ausmachen. Unter den<br />
vielen Gästen in Ensdorf ist auch<br />
Jonas. Fünf ist er. Sein Opa, sagt<br />
er stolz, war „uff <strong>der</strong> Grub“. Davon<br />
erzähle ihm sein Opa oft. Wie<br />
er g<strong>an</strong>z tief aus dem „Bauch <strong>der</strong><br />
Erde“ die Kohle holte. Das beeindruckt<br />
Jonas – und <strong>der</strong> Knirps<br />
hat sich ein Stückchen <strong>der</strong> „letzten<br />
Kohle“ gesichert, die es als<br />
Andenken gibt.<br />
Wie viel aber von all dem, vom<br />
Leben und Arbeiten <strong>der</strong> Bergleute,<br />
von ihrer Kultur, ihrer Kameradschaft,<br />
ihrer universellen Geschicklichkeit<br />
wird bleiben Und<br />
was wird Jonas das noch bedeuten,<br />
wenn er groß ist Wird er vor<br />
alten För<strong>der</strong>türmen, vor dem<br />
<strong>Saar</strong>-Polygon, dem noch zu bauenden<br />
Bergbau-Denkmal, stehen<br />
und damit etwas <strong>an</strong>zuf<strong>an</strong>gen wissen<br />
Um 22.40 Uhr, am 30. Juni<br />
2012 ist es d<strong>an</strong>n tatsächlich so,<br />
dass <strong>der</strong> Bergbau im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d Geschichte<br />
ist. Nun ist es <strong>an</strong> uns, sie<br />
nicht zu vergessen.<br />
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Elektro R. Meyer: Ein Porträt<br />
Das traditionsreiche Fachgeschäft<br />
Elektro R. Meyer (Foto: Elektro R.<br />
Meyer) wurde 1962 von Rol<strong>an</strong>d und<br />
Hilde Meyer im Altenkesseler Elternhaus<br />
gegründet. Der Verlegung<br />
des Hauptsitzes mit Kundendienstzentrale,<br />
Werkstätten, Lager und<br />
Verwaltung nach Heusweiler 1974<br />
folgte 1977 die Einführung des<br />
hauseigenen Leasingsystems. Dies<br />
wurde im eigenen Haus entwickelt.<br />
1979 eröffneten die Fachleute eine<br />
Filiale in <strong>Saar</strong>brücken. Und im Jahre<br />
1982 schließlich folgte <strong>der</strong> Beitritt<br />
zur Expert Cooperation. Von den<br />
<strong>der</strong>zeit rund 230 Mitarbeitern arbeiten<br />
141 seit mehr als zehn Jahren<br />
für Elektro R. Meyer. 42 sind<br />
länger als 25 Jahre und sechs mehr<br />
als 40 Jahre dabei. Seit 40 Jahren<br />
sind alle fest <strong>an</strong>gestellten Mitarbeiter<br />
nach einem Jahr Betriebszugehörigkeit<br />
am Unternehmenserfolg<br />
beteiligt.<br />
Der Ausbildungsbetrieb betreut<br />
<strong>der</strong>zeit mehr als 20 Jugendliche.<br />
Die Geschäftsführer Rol<strong>an</strong>d Meyer,<br />
Thomas Elsenbast und Oliver Mayer<br />
leben ihren Slog<strong>an</strong> „Wir wollen,<br />
dass Sie zufrieden sind“. Motivierte<br />
Mitarbeiter und zufriedene Kunden<br />
zeigen, dass das Unternehmen seine<br />
Hausaufgaben perfekt meistert.<br />
Dies sehen die Geschäftsführer als<br />
Beweis für den Dienst am Kunden<br />
vor und nach dem Kauf. Denn Service<br />
und Kundenzufriedenheit stehen<br />
bei Elektro R. Meyer <strong>an</strong> erster<br />
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S E I T E E 4 N R . 1 5 1 GLÜCK AUF!<br />
M O N T A G , 2 . J U L I 2 0 1 2<br />
BERGBAU-CHRONIK<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
7. Jahrhun<strong>der</strong>t vor Christus:<br />
Der keltische Bergbau auf<br />
Steinkohlen im 7./6. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />
v. Chr. ist belegt<br />
durch eine Perle aus so gen<strong>an</strong>nter<br />
Kännelkohle, einer<br />
schnitzbaren Steinkohle,<br />
die im Grab <strong>der</strong> Keltenfürstin<br />
in Rubenheim<br />
gefunden wurde. Diese<br />
Perle gilt als <strong>der</strong> bisl<strong>an</strong>g älteste<br />
Nachweis für den Abbau<br />
von Steinkohlen in<br />
Deutschl<strong>an</strong>d.<br />
14./15. Jahrhun<strong>der</strong>t: Eine<br />
erste urkundliche Erwähnung<br />
<strong>der</strong> Steinkohle entstammt<br />
dem Jahr 1357. Damals<br />
untersagten die<br />
„Edelleute Friedrich und<br />
Simon von <strong>Saar</strong>brükken“<br />
das Graben von Steinkohlen<br />
auf dem B<strong>an</strong>n von Dudweiler.<br />
Wichtigstes Dokument<br />
jener Zeit ist das aus<br />
dem Jahr 1429 stammende<br />
„Schöffenweistum von<br />
Neumünster“ bei Ottweiler.<br />
Dabei h<strong>an</strong>delt es sich<br />
um ein Klosterbuch, in<br />
dem von <strong>der</strong> Kohlengewinnung<br />
und <strong>der</strong>en Nutzung<br />
berichtet wird.<br />
1586: Bergordnung des<br />
Grafen Philipp zu Nassau-<br />
<strong>Saar</strong>brücken. Sie regelt die<br />
Begrenzung <strong>der</strong> privaten<br />
Kohlengräbereien und<br />
enthält Bestimmungen<br />
über Kohlengewinnung<br />
und Kohlenverladung sowie<br />
Abgaben und Strafen.<br />
In die gleiche Zeit fällt eine<br />
Zunftordnung für die Kohlengräber<br />
<strong>der</strong> Gemeinden<br />
Dudweiler und Sulzbach.<br />
1608: Als Kohlenverschiffungsplatz<br />
wird zum ersten<br />
Mal die bei <strong>Saar</strong>brücken-St.<br />
Joh<strong>an</strong>n errichtete<br />
„Kohlrech“ (die spätere<br />
„Kohlwaage“) urkundlich<br />
erwähnt.<br />
1751: Einziehung <strong>der</strong> Steinkohlengruben<br />
(Kohlengräbereien)<br />
durch den Fürsten<br />
Wilhelm Heinrich zu<br />
Nassau-<strong>Saar</strong>brücken und<br />
Beginn <strong>der</strong> Bergmännischen<br />
Administration. Von<br />
diesem Zeitpunkt <strong>an</strong> steht<br />
<strong>der</strong> <strong>Saar</strong>bergbau im Wesentlichen<br />
ständig unter<br />
einheitlicher Leitung im<br />
Staatsbesitz – was ihn von<br />
allen <strong>an</strong><strong>der</strong>en Bergbaurevieren<br />
des Kontinents unterscheidet.<br />
1754: Durch Verordnung<br />
<strong>der</strong> Fürstlichen Regierung<br />
wird die Allgemeine Reservation<br />
<strong>der</strong> Steinkohlengruben<br />
und Abbaufel<strong>der</strong><br />
vollzogen. Dieser Zeitpunkt<br />
gilt als <strong>der</strong> eigentliche<br />
Beginn <strong>der</strong> systematischen,<br />
wirtschaftlichen<br />
und rationellen Kohlengewinnung<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>. Anstelle<br />
<strong>der</strong> pl<strong>an</strong>losen Kohlengräberei<br />
wird ein<br />
kunstgerechter Abbau,<br />
verbunden mit wirksamer<br />
Wasserlösung, eingeleitet.<br />
1765: Anordnung <strong>der</strong><br />
fürstlichen Rentkammer,<br />
sämtliche Gruben im <strong>Saar</strong>revier<br />
zu markscheiden<br />
und ordentliche Risse <strong>an</strong>zufertigen.<br />
1769: Durch Verordnung<br />
des Fürsten Ludwig zu<br />
Nassau-<strong>Saar</strong>brücken wird<br />
eine Bru<strong>der</strong>büchse für die<br />
Bergleute sämtlicher l<strong>an</strong>desherrlicher<br />
Gruben eingerichtet,<br />
die freie Kur und<br />
Arznei sowie Kr<strong>an</strong>kengeld<br />
und eventuell weitere nötige<br />
Unterstützungen zu<br />
gewähren hat.<br />
1793: Fr<strong>an</strong>zösische Revolutionstruppen<br />
besetzen<br />
die Besitzungen <strong>der</strong> Fürsten<br />
zu Nassau-<strong>Saar</strong>brücken.<br />
Die Bergwerke werden<br />
Regiebetriebe <strong>der</strong><br />
République Fr<strong>an</strong>çaise.<br />
1807: Napoleon I. gründet<br />
in Geislautern eine kaiserliche<br />
Bergakademie, zu <strong>der</strong>en<br />
Leiter <strong>der</strong> Bergdirektor<br />
Je<strong>an</strong>-Baptiste Duhamel<br />
ern<strong>an</strong>nt wird.<br />
1814/15: Die Gruben in <strong>der</strong><br />
Region werden infolge <strong>der</strong><br />
Bestimmungen des Pariser<br />
Friedens zum überwiegenden<br />
Teil von Preußen übernommen.<br />
„Abg<strong>an</strong>g mit erhobenem Haupt“<br />
Festakt im Konflikt zwischen Wut <strong>der</strong> Bergleute über das Aus und dem Versuch <strong>der</strong> Würdigung ihrer Leistung<br />
Von SZ-Redakteur<br />
Thomas Sponticcia<br />
Eine Mischung aus<br />
Stolz, Wut und dem<br />
Versuch, in Würde<br />
zu ertragen, was<br />
nicht mehr zu än<strong>der</strong>n<br />
ist, prägt den Festakt zum<br />
Abschied des <strong>Saar</strong>-Bergbaus. Vivi<strong>an</strong><br />
Loch (20) aus Schmelz<br />
spielt Klarinette in <strong>der</strong> Bergkapelle,<br />
die den musikalischen<br />
Rahmen bestreitet. Trotz des<br />
traurigen Anlasses strahlt die<br />
junge Frau. „Meine Familie,<br />
meine Großeltern waren schon<br />
Bergleute. Darauf bin ich stolz.<br />
Der Bergbau endet zwar, aber<br />
ich will ihn mit <strong>der</strong> Bergkapelle<br />
weiter repräsentieren.“ H<strong>an</strong>s<br />
Georg Schmitt (52), Vorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Bergkapelle, will das<br />
auch, hat aber eine klare Meinung<br />
zum Festakt. „Für mich<br />
spielen wir heute auf <strong>der</strong> eigenen<br />
Beerdigung.“ Längst nicht<br />
je<strong>der</strong> will ruhige, versöhnliche<br />
Töne <strong>an</strong>stimmen. Zu frisch sind<br />
für viele noch die Erinnerungen<br />
<strong>an</strong> einen verlorenen Kampf.<br />
Es ist <strong>der</strong> Gesamtbetriebsratsvorsitzende<br />
Ludwig Ladzinski,<br />
<strong>der</strong> deutliche Worte wählt.<br />
Nein, er könne sich nun wirklich<br />
nicht dem D<strong>an</strong>k <strong>der</strong> Regierungschefin<br />
<strong>an</strong> ihren Amtsvorgänger<br />
Peter Müller <strong>an</strong>schließen.<br />
Das Ende des Bergbaus sei<br />
eine kurzfristige und falsche Politik.<br />
Politische Stimmen, nicht<br />
nur aus <strong>der</strong> CDU, hätten das ohnehin<br />
problematische Ereignis<br />
des Grubenbebens in <strong>Saar</strong>wellingen<br />
im Februar 2008 ,,dazu<br />
genutzt, es für ihre Ideologien<br />
o<strong>der</strong> ihre Zwecke zu verwenden“.<br />
Zudem „war traurig, dass<br />
die Bergbaugegner unverhohlen<br />
nach dem sofortigen Aus des<br />
Bergbaus im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d gerufen<br />
haben, ohne die Folgen für die<br />
Bergleute, <strong>der</strong>en Familien und<br />
die Region zu überdenken“, kritisiert<br />
Ladzinski.<br />
Ministerpräsidentin Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer<br />
(CDU) verteidigt ihren D<strong>an</strong>k<br />
auch <strong>an</strong> den Amtsvorgänger mit<br />
dem Argument, dieser habe in<br />
<strong>der</strong> hoch emotionalen Phase<br />
nach dem Beben st<strong>an</strong>dgehalten<br />
und nicht sofort einen endgültigen<br />
Bergbaustopp verhängt.<br />
Auch er habe sich für einen sozialverträglichen<br />
Auslaufbergbau<br />
eingesetzt. Ihre Rede beim Festakt<br />
verteidigt sie mit den Worten,<br />
die Politik „k<strong>an</strong>n und muss<br />
präsent sein, weil sie auch zu<br />
vertreten hat, was sie beschlossen<br />
hat“. D<strong>an</strong>n<br />
d<strong>an</strong>kt sie den Bergleuten<br />
für ihre große<br />
Leistung, die Arbeit<br />
zum Wohle des<br />
L<strong>an</strong>des. Dies werde<br />
m<strong>an</strong> im Herzen bewahren.<br />
Auch ohne<br />
Bergbau müsse es<br />
gelingen, Wirtschaftskraft<br />
zu stärken<br />
sowie die Fin<strong>an</strong>zen<br />
in den Griff<br />
zu bekommen.<br />
D<strong>an</strong>n habe das L<strong>an</strong>d<br />
eine gute Zukunft.<br />
Michael Vassiliadis,<br />
Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> Gewerkschaft<br />
IG BCE, äußert Zweifel.<br />
Ohne Bergbau wachse das Risiko,<br />
die industrielle Basis zu verschlechtern.<br />
Nur mit einer<br />
funktionierenden Industrie<br />
könne das L<strong>an</strong>d seinen Wohlst<strong>an</strong>d<br />
halten und steigern. Deshalb<br />
solle die L<strong>an</strong>desregierung<br />
attraktive Bedingungen für konventionelle<br />
und erneuerbare<br />
Energien schaffen. Sie dürfe<br />
nicht je<strong>der</strong> Protest-Initiative<br />
nachlaufen. Auch Vassiliadis<br />
hält das Bergbau-Ende für<br />
falsch. Die Menschen, „die hier<br />
bis heute hart und erfolgreich<br />
gearbeitet haben, wollten noch<br />
l<strong>an</strong>ge für den Bergbau und für<br />
das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d arbeiten. Sie wollten<br />
hier Steuern zahlen sowie<br />
die Basis für die Energie dieses<br />
Industriel<strong>an</strong>des liefern“. Diese<br />
Menschen, so stellt auch RAG-<br />
Chef Bernd Tönjes klar, „haben<br />
sich um den saarländischen<br />
Steinkohlenbergbau verdient<br />
„Bergleute<br />
können auf<br />
großartige<br />
Leistungen<br />
zurückblicken.“<br />
Die Bergkapelle und <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>knappenchor sorgten während des Festaktes für einen würdevollen Abschied vom Bergbau.<br />
gemacht. Sie können zurückblicken<br />
auf großartige Leistungen.“<br />
Mehr noch. „Die saarländischen<br />
Bergleute stellen die<br />
Hacke <strong>an</strong> den Stoß und verlassen<br />
ihr Bergwerk mit erhobenem<br />
Haupt.“<br />
Beson<strong>der</strong>s schmerzlich sei,<br />
dass nicht eine erschöpfte Lagerstätte<br />
das Aus war, das ihnen<br />
ihre Arbeit genommen habe.<br />
„Gerade die fehlende politische<br />
Rückendeckung hier im L<strong>an</strong>de<br />
in den schwierigen Jahren <strong>der</strong><br />
Er<strong>der</strong>schütterungen haben die<br />
Bergleute sehr bedauert – und<br />
auch noch nicht g<strong>an</strong>z verwunden.“<br />
Tönjes zeigt noch einmal<br />
Stationen des Bergbaus<br />
auf. Das Grubenbeben<br />
im Februar<br />
2008 habe<br />
d<strong>an</strong>n die Zukunftsperspektive<br />
des<br />
Bergwerks <strong>Saar</strong> zerstört.<br />
Wobei Tönjes<br />
heute einräumt,<br />
„dass in <strong>der</strong> Tat<br />
auch Menschen<br />
hätten zu Schaden<br />
kommen können.<br />
Zum Glück ist es bei<br />
Sachschäden geblieben“.<br />
Am Ende<br />
sagt er: „Ich hoffe<br />
sehr, dass wir den Verzicht auf<br />
die einzige heimische Energiequelle<br />
neben <strong>der</strong> Braunkohle<br />
nicht eines Tages bitter bereuen<br />
müssen.“<br />
Im Publikum sitzt <strong>der</strong> 82-jährige<br />
Adolf Quinten aus Dudweiler,<br />
<strong>der</strong> 1951 auf <strong>der</strong> Anlage Duhamel,<br />
dem Ort des Festaktes,<br />
seine Ausbildung begonnen hat.<br />
Von 1983 bis 1989 war er Direktor<br />
<strong>der</strong> Grube Reden. Quinten<br />
spricht nach dem Festakt von<br />
einem „würdigen Abschluss“.<br />
RAG-Chef Tönjes habe einen<br />
„schönen Abriss <strong>der</strong> Bergbaugeschichte<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> aufgezeigt“.<br />
Den Auftritt <strong>der</strong> Ministerpräsidentin<br />
hält Quinten für<br />
richtig. Zumal sie eingeräumt<br />
habe, dass es mit den Bergbaubetroffenen<br />
auch Menschen<br />
gibt, die vom Bergbau geplagt<br />
waren. Auch ihm sei klar gewesen,<br />
dass <strong>der</strong> Bergbau enden<br />
wird, sagt Quinten. Nur nicht,<br />
dass es so schnell gehen würde.<br />
Bernd Tönjes,<br />
Vorst<strong>an</strong>dschef<br />
<strong>der</strong> RAG<br />
Viele schwarze<br />
Stunden erlebt<br />
D<br />
er <strong>Saar</strong>bergbau hat viele<br />
schwarze Stunden erlebt.<br />
Alleine seit 1844<br />
sind 1440 Bergleute tödlich<br />
verunglückt. Das Ende <strong>der</strong><br />
Steinkohlenför<strong>der</strong>ung <strong>an</strong> <strong>der</strong><br />
<strong>Saar</strong> ist ein Augenblick von historischer<br />
Dimension. Er bewegt<br />
nicht nur uns Bergleute in<br />
sehr starkem Maße und erfüllt<br />
uns tief mit Wehmut – die Endgültigkeit<br />
dieses Moments ergreift<br />
das g<strong>an</strong>ze L<strong>an</strong>d und seine<br />
Menschen, lässt sie für einen<br />
Moment innehalten. Eine bedeutende<br />
Epoche geht zu Ende,<br />
die weit mehr war als nur eine<br />
FOTO: DAPD<br />
Bernd Tönjes,<br />
Vorst<strong>an</strong>dsvorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> RAG<br />
große Industrie-Epoche – und<br />
eine neue Ära bricht <strong>an</strong>. Der<br />
Bergbau im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d war existenz-<br />
und identitätsstiftend für<br />
den Einzelnen und das gesamte<br />
L<strong>an</strong>d. Über l<strong>an</strong>ge Zeit war <strong>der</strong><br />
Bergbau größter Arbeitgeber,<br />
größter Auftraggeber, größter<br />
Ausbil<strong>der</strong>. Viele sagen, ohne<br />
den Bergbau gäbe es das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d<br />
nicht. Die Schicksalsstunde<br />
schlug am 23. Februar 2008<br />
um 16.31 Uhr, als eine Er<strong>der</strong>schütterung<br />
nicht erwarteten<br />
Ausmaßes mit einem Schlag die<br />
Perspektive des Bergwerks <strong>Saar</strong><br />
zerstörte. Eine Erschütterung<br />
mit einer Heftigkeit, wie sie bis<br />
dahin niem<strong>an</strong>d für möglich<br />
hielt. Das Bergwerk <strong>Saar</strong> mit<br />
seiner hervorragenden Lagerstätte,<br />
mit Kohlevorräten weit<br />
über 2020 hinaus und wettbewerbsfähigen<br />
För<strong>der</strong>kosten<br />
st<strong>an</strong>d urplötzlich vor dem Aus<br />
und mit ihm <strong>der</strong> gesamte <strong>Saar</strong>bergbau.<br />
Ich hoffe sehr, dass<br />
wir den Verzicht auf die einzige<br />
heimische Energiequelle neben<br />
<strong>der</strong> Braunkohle nicht eines Tages<br />
bitter bereuen müssen.<br />
Stolz sein auf<br />
das Geleistete<br />
n zahlreichen Begegnungen<br />
in den letzten Tagen<br />
Iwurde ich gefragt: Darf die<br />
Politik diesen Tag des Abschieds<br />
mitbestimmen und auf<br />
dem Festakt reden Eine<br />
schwierige, eine berechtigte<br />
Frage. Meine Antwort ist: Ja.<br />
Die Politik k<strong>an</strong>n und muss präsent<br />
sein, weil sie zu vertreten<br />
hat, was sie beschlossen hat.<br />
Der Tag des Abschieds ist ein<br />
Tag voller Gefühle, auch <strong>der</strong><br />
Trauer. Ein Tag auch <strong>der</strong> Wut<br />
bei denjenigen, die in ihrer Lebenspl<strong>an</strong>ung<br />
berührt sind, weil<br />
sie von ihrer Familie getrennt<br />
FOTO: DPA<br />
Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer,<br />
Ministerpräsidentin<br />
des <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>des<br />
werden. War <strong>der</strong> Ausstieg aus<br />
dem Bergbau richtig, auch vor<br />
dem Hintergrund <strong>der</strong> Energiewende<br />
Richtig, auch aus <strong>der</strong><br />
Erleichterung <strong>der</strong>jenigen, die<br />
unter dem Bergbau gelitten haben<br />
Der Tag des Abschieds<br />
vom Bergbau ist kein Tag <strong>der</strong><br />
Gleichgültigkeit, weil niem<strong>an</strong>den<br />
<strong>der</strong> Bergbau gleichgültig<br />
lässt. Es geht um viel mehr als<br />
das Erbe <strong>der</strong> Steinkohlenför<strong>der</strong>ung<br />
und eines Industriezweiges.<br />
Wir erleben heute eine Zäsur.<br />
Und müssen uns jetzt alle<br />
<strong>der</strong> Aufgabe stellen, wie es mit<br />
dem <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d weitergeht. Außerdem<br />
es geht um die Frage,<br />
welches Erbe wir vom Bergbau<br />
bewahren wollen. Das L<strong>an</strong>d hat<br />
aber vor allem eines zu tun:<br />
D<strong>an</strong>k zu sagen <strong>an</strong> die Bergleute,<br />
die gearbeitet haben zum<br />
Wohle des L<strong>an</strong>des. Auch 2012<br />
verd<strong>an</strong>ken wir ihnen noch einmal<br />
einen Großteil des Wohlst<strong>an</strong>des.<br />
Ich sage: Ihr Bergleute<br />
könnt stolz sein auf das, was<br />
Ihr für das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d geleistet<br />
habt. Das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d wird die<br />
Bergleute nicht vergessen.<br />
Ein Bergm<strong>an</strong>n<br />
gibt nicht auf<br />
D<br />
as Er<strong>der</strong>schütterungs-<br />
Ereignis am 23. Februar<br />
2008, gefolgt von <strong>der</strong><br />
politischen Entscheidung für<br />
ein vorzeitiges Ende des Bergbaus<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> hat unsere<br />
Belegschaft ins Herz getroffen.<br />
Verlegung, Weiterqualifizierung,<br />
Neuorientierung – das<br />
sind Herausfor<strong>der</strong>ungen, denen<br />
sich viele unserer Beschäftigten<br />
stellen müssen. Und das<br />
tun sie. Denn aufgeben ist<br />
nicht eines Bergm<strong>an</strong>ns Sache.<br />
Und nun blutet <strong>der</strong> Bergbau<br />
aus. Ein Wirtschaftszweig, <strong>der</strong><br />
noch so viel zu geben hätte,<br />
FOTO: RUP<br />
FOTO: OLIVER DIETZE<br />
H<strong>an</strong>s-Jürgen<br />
Becker,<br />
Betriebsratsvorsitzen<strong>der</strong><br />
Bergwerk <strong>Saar</strong><br />
stirbt. Ich frage die in 2008 politisch<br />
Ver<strong>an</strong>twortlichen: War<br />
dieses frühe Aus <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong><br />
nicht abzuwenden Wir wissen:<br />
Mit gebündelter Kraft hätte<br />
dies vielleicht gelingen können.<br />
Aber <strong>der</strong> Bergbau war politisch<br />
nicht mehr gewünscht.<br />
Und dies ohne Wenn und Aber.<br />
Seit Monaten redet je<strong>der</strong> nur<br />
noch von unserer saarländischen<br />
Kohle. Das schwarze<br />
Gold ist in aller Munde – lei<strong>der</strong><br />
zu spät. Den Ausdruck „unser<br />
schwarzes Gold“ hätten wir in<br />
2008 so gerne gehört. Auch<br />
wenn <strong>der</strong> Bergbau geht, bitte<br />
ich jedoch darum, etwas zu bedenken:<br />
Wenn wir <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong><br />
nicht <strong>an</strong> unseren industriellen<br />
Arbeitsplätzen festhalten, wird<br />
unser Bundesl<strong>an</strong>d zum Ausw<strong>an</strong><strong>der</strong>ungsl<strong>an</strong>d.<br />
Für uns<br />
Bergleute ist es nun zu spät.<br />
Dennoch stehen wir solidarisch<br />
zur Industrie im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d<br />
mit ihren Auswirkungen, denn<br />
immer noch verdienen tausende<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer<br />
hier ihr tägliches<br />
Brot.
M O N T A G , 2 . J U L I 2 0 1 2 GLÜCK AUF!<br />
N R . 1 5 1 S E I T E E 5<br />
Es bleiben Wehmut, Wut und Würde<br />
So denken Bergleute, Angehörige und Freunde über das Ende des Bergbaus <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> und die Feierlichkeiten<br />
Jörg Müller, 46, Bexbach: „Ich hatte am<br />
Freitag meine letzte Schicht, ziehe jetzt<br />
nach Ibbenbüren und muss dort noch einige<br />
Jahre arbeiten. Ich pendele – montags<br />
hin und freitags zurück. Ich bleibe<br />
dem Bergbau <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> aber immer<br />
verbunden und werde weiterhin in verschiedenen<br />
Traditionsvereinen und dem<br />
Bergwerksmuseum Bexbach mithelfen.“<br />
H<strong>an</strong>s Berger, 74, Klarenthal: „Ich erlebe<br />
den Tag wutentbr<strong>an</strong>nt, wegen all <strong>der</strong><br />
Krokodilstränen, die heute hier geflossen<br />
sind. Es wäre unver<strong>an</strong>twortlich, wenn wir<br />
uns von fossilen Brennstoffen abhängig<br />
machen. Damit versperren wir <strong>der</strong> Jugend<br />
den Weg in die Zukunft. “ (Berger<br />
war in den 90er Jahren Bundesvorsitzen<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> IG Bergbau und Energie)<br />
Ernst Maaß, 72, Schwarzenholz: „Ich<br />
schaue mit Wehmut und Groll auf das<br />
Ende des Bergbaus. Auch mein Vater<br />
und meine Brü<strong>der</strong> haben wie ich viele<br />
Jahre l<strong>an</strong>g im Bergbau gearbeitet. Ich<br />
werde diese Zeit immer in guter Erinnerung<br />
behalten. Ich bin Fahnenträger im<br />
Bergm<strong>an</strong>nsverein und werde die Tradition<br />
weiterpflegen.“<br />
Günther Michel, 56, Fraulautern: „Ich<br />
bin sehr traurig. Ich komme seit über 20<br />
Jahren hierher und habe viele Freunde<br />
auf <strong>der</strong> Grube. Ich habe das Gefühl, sehr<br />
viele Bergleute sind aus Protest heute<br />
nicht hierher gekommen. Das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d<br />
ist mit dem Bergbau groß geworden.<br />
Jetzt macht es sich von Energie aus dem<br />
Ausl<strong>an</strong>d abhängig.“<br />
Elke Söhnel, 57, St. Ingbert: „Mein M<strong>an</strong>n<br />
hat 34 Jahre im Bergbau gearbeitet, und<br />
ich hatte oft Angst um ihn. Wir haben alle<br />
Höhen und Tiefen erlebt und dem<br />
Bergbau viel zu verd<strong>an</strong>ken. Durch die Arbeit<br />
konnten wir sehr gut leben. Es gab<br />
eine große Verbundenheit unter den<br />
Kollegen, und wir haben viele schöne<br />
Feste mitein<strong>an</strong><strong>der</strong> gefeiert.“<br />
Anneliese Paul, 70, Bildstock: „Ich habe<br />
mein g<strong>an</strong>zes Leben mit dem Bergbau zu<br />
tun gehabt. Mein M<strong>an</strong>n war Bergm<strong>an</strong>n,<br />
mein Sohn ist Bergm<strong>an</strong>n und muss jetzt<br />
in einer g<strong>an</strong>z <strong>an</strong><strong>der</strong>en Br<strong>an</strong>che arbeiten.<br />
Auf <strong>der</strong> Grube haben die jungen Leute<br />
früher viel Geld verdient. Wenn ich heute<br />
in Göttelborn den För<strong>der</strong>turm sehe, erinnere<br />
ich mich <strong>an</strong> gute Zeiten.“<br />
Rolf Schultheis, 57, Bürgermeister von<br />
Friedrichsthal: „Jetzt ist es lei<strong>der</strong> endgültig.<br />
Beson<strong>der</strong>s schwer wird es für die,<br />
die noch viele Jahre in NRW einfahren<br />
müssen. Sie sind weit weg von <strong>der</strong> Heimat<br />
im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d. Das heute hier ist eine<br />
einmalige Ver<strong>an</strong>staltung, aber es muss<br />
weitergehen, wir müssen die Erinnerung<br />
<strong>an</strong> den Bergbau pflegen.“<br />
Gerhard R<strong>an</strong>ker, 84, Kleinblittersdorf:<br />
„Ich erlebe den Tag heute mit gemischten<br />
Gefühlen. Ich war Bergm<strong>an</strong>n von<br />
1955 bis 1989 und zuletzt Leiter <strong>der</strong><br />
technischen Eigenüberwachung. Die<br />
Ver<strong>an</strong>staltung heute ist für die Menschen<br />
hier sehr <strong>an</strong>sprechend, aber ich<br />
bedaure den Unterg<strong>an</strong>g des Bergbaus <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Saar</strong>.“ FOTOS: IRIS MAURER<br />
BERGBAU-CHRONIK<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
1848/52: Die <strong>Saar</strong>brücker<br />
Eisenbahn verbindet St.<br />
Joh<strong>an</strong>n und Neunkirchen.<br />
An <strong>der</strong> neuen Bahntrasse<br />
siedeln sich die so gen<strong>an</strong>nten<br />
Eisenbahngruben <strong>an</strong>.<br />
1877/80: Bau <strong>der</strong> Königlich-Preußischen<br />
Bergwerksdirektion<br />
in <strong>Saar</strong>brücken.<br />
Heute ist dort das<br />
Einkaufszentrum Europagalerie<br />
untergebracht.<br />
1908/11: Bau des För<strong>der</strong>turmes<br />
Camphausen IV –<br />
es ist die weltweit erste<br />
Turmför<strong>der</strong>-Konstruktion<br />
in Stahlbeton.<br />
1919/20: Inkrafttreten des<br />
Versailler Friedensvertrages<br />
und Gründung <strong>der</strong> Mines<br />
Dom<strong>an</strong>iales Fr<strong>an</strong>çaises<br />
de la Sarre durch Dekret<br />
<strong>der</strong> fr<strong>an</strong>zösischen Regierung.<br />
Der Gesellschaft<br />
unterstehen 29 Bergwerke<br />
mit über 65 För<strong>der</strong>- und 88<br />
Hilfsschächten sowie 26<br />
Wäschen, eine Kokerei<br />
und vier Kraftwerke.<br />
1935: Nach <strong>der</strong> Volksabstimmung<br />
vom 13. J<strong>an</strong>uar<br />
kehrt das <strong>Saar</strong>gebiet im<br />
März ins Deutsche Reich<br />
zurück. Die Gruben werden<br />
in die <strong>Saar</strong>gruben AG<br />
eingebracht, <strong>der</strong>en Aktienbest<strong>an</strong>d<br />
in Händen des<br />
Deutschen Reiches liegt.<br />
1945: Am 21. März besetzen<br />
US-Truppen das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d.<br />
Die zum Teil stark<br />
zerstörten Bergwerke unterstehen<br />
zunächst <strong>der</strong><br />
amerik<strong>an</strong>ischen Kontroll-<br />
Kommission (<strong>Saar</strong> Mining<br />
Mission). Am 10. Juli beendet<br />
sie ihre Tätigkeit und<br />
die Kontrolle geht auf die<br />
Mission Fr<strong>an</strong>çaise des Mines<br />
de la Sarre über.<br />
1948/49: Am 1. J<strong>an</strong>uar<br />
übernimmt die Régie des<br />
Mines de la Sarre alle Güter<br />
und Rechte <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>gruben<br />
AG.<br />
1954: Am 1. J<strong>an</strong>uar tritt <strong>der</strong><br />
von Fr<strong>an</strong>kreich und dem<br />
<strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d 1953 unterzeichnete<br />
Vertrag über den gemeinsamen<br />
Betrieb <strong>der</strong><br />
<strong>Saar</strong>gruben in Kraft. Er<br />
sieht die Ablösung <strong>der</strong><br />
Régie des Mines durch die<br />
<strong>Saar</strong>bergwerke vor.<br />
ANZEIGE<br />
Die Karlsberg Brauerei<br />
und <strong>der</strong> Bergbau <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong><br />
Am 30. Juni 2012 wurde die letzte<br />
Schacht<strong>an</strong>lage des <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>des<br />
stillgelegt. Damit endete <strong>der</strong> Bergbau<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> – die beson<strong>der</strong>e<br />
Verbindung zwischen <strong>der</strong><br />
Karlsberg Brauerei und dem<br />
Bergbau aber bleibt.<br />
Schon in den Kaffeeküchen <strong>der</strong><br />
Bergwerke gehörte ein kühles<br />
Karlsberg Pils genauso dazu wie<br />
<strong>der</strong> Ringel Lyoner. Ein Karlsberg<br />
Bräu steht für das gute Feierabend-<br />
Gefühl, für Genuss und Entsp<strong>an</strong>nung.<br />
Die Karlsberg Brauerei war<br />
als Getränkeliefer<strong>an</strong>t <strong>der</strong> K<strong>an</strong>tinen<br />
<strong>der</strong> <strong>Saar</strong>bergwerke immer vor Ort.<br />
Bis heute bleibt die Verbindung bestehen:<br />
Karlsberg war Hauptsponsor<br />
<strong>der</strong> Abschiedsfeier am Bergwerk<br />
<strong>Saar</strong> in Ensdorf.<br />
Die zahlreichen und abwechslungsreichen<br />
Werbekampagnen, in<br />
denen Karlsberg auf die Tradition<br />
des Bergbaus Bezug nimmt, machen<br />
die Zusammengehörigkeit<br />
deutlich. Schon 1937 existierte ein<br />
Werbeplakat, auf dem ein Bergm<strong>an</strong>n<br />
mit Helm und Hacke zu sehen<br />
ist. Der Slog<strong>an</strong> des Karlsberg-<br />
Plakates – „Je schwerer das Tagewerk<br />
um so froher <strong>der</strong> Feierabend<br />
bei einem leckeren kühlen Glas<br />
Karlsberg Bräu“ – beschreibt<br />
gleichzeitig das Lebensgefühl <strong>der</strong><br />
Zeit und die Nachricht <strong>der</strong> Homburger<br />
Karlsberg Brauerei: „Karlsberg<br />
– Weil Leben nicht nur Arbeit ist“.<br />
Auf dem bei den Bergleuten beliebten<br />
„Bergm<strong>an</strong>nskalen<strong>der</strong>“ belegte<br />
Karlsberg von 1965 bis 1981 jeweils<br />
die Umschlagseite und warb zudem<br />
mit zahlreichen Anzeigen.<br />
Im Juni ging nun nach über 250<br />
Jahren „Bergbau <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>“ eine<br />
bedeutende Industrie-Epoche zu<br />
Ende. Wie kaum eine <strong>an</strong><strong>der</strong>e Br<strong>an</strong>che<br />
hat die Kohle L<strong>an</strong>d, Wirtschaft<br />
und Menschen geprägt. Die regionale<br />
Ver<strong>an</strong>kerung und die Verbundenheit<br />
zum <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d ist die Stelle,<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> die Karlsberg Brauerei und<br />
<strong>der</strong> Bergbau des <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>des immer<br />
wie<strong>der</strong> zusammentreffen. Und das<br />
auch in Zukunft.<br />
Solidarität zum Bergbau<br />
Unter dem Motto „Kohle, Kumpel,<br />
Karlsberg Bier“ begleitet Karlsberg<br />
die ehemaligen Bergleute auch<br />
nach dem Ende des <strong>Saar</strong>-Bergbaus<br />
und bringt damit seine Solidarität<br />
zum Ausdruck. Denn auch hier gilt:<br />
„Karlsberg Bier-Gefühl ist Wir-Gefühl!“.<br />
Zum D<strong>an</strong>k erhielten alle ehemaligen<br />
Bergleute einen Gutschein<br />
für eine Kiste Karlsberg UrPils. Am<br />
„Tag des Abschieds“ am 30. Juni<br />
verteilte Karlsberg außerdem<br />
„Glück Auf“-Flaschenöffner <strong>an</strong> alle<br />
Besucher.<br />
PR<br />
Kohle, Kumpel,<br />
Karlsberg Bier!<br />
Seit jeher gehört Karlsberg zum Leben<br />
<strong>der</strong> Bergleute <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>.<br />
Karlsberg Anzeige aus dem Jahre 1965.<br />
Links: In Werbekampagnen nahm die Karlsberg Brauerei immer auch Bezug<br />
auf den Bergbau. Rechts: Am „Tag des Abschieds“ am 30. Juni verteilte<br />
Karlsberg „Glück Auf“-Flaschenöffner <strong>an</strong> alle Besucher. Fotos: Karlsberg<br />
Karlsberg UrPils.<br />
Frisch. Würzig. Herb.
S E I T E E 6 N R . 1 5 1 GLÜCK AUF!<br />
M O N T A G , 2 . J U L I 2 0 1 2<br />
BERGBAU-CHRONIK<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
1957: Nach <strong>der</strong> Einglie<strong>der</strong>ung<br />
des <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>des in die<br />
Bundesrepublik wird am<br />
30. September die <strong>Saar</strong>bergwerke<br />
AG mit Sitz in<br />
<strong>Saar</strong>brücken gegründet.<br />
Anteilseigner sind die<br />
Bundesrepublik mit 74<br />
Prozent und das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d<br />
mit 26 Prozent. 1958 besaßen<br />
die <strong>Saar</strong>bergwerke 99<br />
in Betrieb befindliche<br />
Schächte. Schon im selben<br />
Jahr mussten infolge <strong>der</strong><br />
verän<strong>der</strong>ten Verhältnisse<br />
auf dem Energiemarkt die<br />
ersten Feierschichten gefahren<br />
werden.<br />
1962: Am 7. Februar wird<br />
<strong>der</strong> <strong>Saar</strong>bergbau von dem<br />
folgenreichsten Grubenunglück<br />
seiner Geschichte<br />
getroffen. 299 Bergleute<br />
finden auf dem Bergwerk<br />
Luisenthal den Tod.<br />
1988: Die <strong>Saar</strong>bergwerke<br />
AG verabschiedet das<br />
Drei-St<strong>an</strong>dorte-Konzept.<br />
Dieses sieht unter <strong>an</strong><strong>der</strong>em<br />
die Stilllegung <strong>der</strong><br />
För<strong>der</strong>ung am St<strong>an</strong>dort<br />
Camphausen im Jahre<br />
1990 und die Schaffung des<br />
Verbundbergwerkes Göttelborn/Reden<br />
(Verbund<br />
Ost) vor. Die Anlagen Luisenthal<br />
und Warndt werden<br />
zum Verbundbergwerk<br />
West zusammengefahren.<br />
Das Bergwerk Ensdorf<br />
bleibt selbstständig.<br />
1997: Im März kommt es<br />
zu einer harten Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzung<br />
<strong>der</strong> Bundesregierung<br />
mit den Bergleuten<br />
und ihrer Gewerkschaft<br />
Bergbau und Energie<br />
(IGBE). Tagel<strong>an</strong>g<br />
herrscht in <strong>der</strong> damaligen<br />
Hauptstadt Bonn Belagerungszust<strong>an</strong>d.<br />
Die Reviere<br />
<strong>an</strong> Ruhr und <strong>Saar</strong> sind im<br />
Aufst<strong>an</strong>d. Am 13. März<br />
wird ein Kompromiss zwischen<br />
<strong>der</strong> Regierung, <strong>der</strong><br />
IGBE und den Bergbau-<br />
Unternehmen gefunden.<br />
Für die <strong>Saar</strong> bedeutet dies,<br />
dass die Steinkohlenför<strong>der</strong>ung<br />
auf dem Bergwerk<br />
Göttelborn/Reden Ende<br />
2000 eingestellt wird.<br />
1998: Am 1. Oktober wird<br />
die Deutsche Steinkohle<br />
AG (DSK) mit Sitz in Herne<br />
gegründet. Sie übernimmt<br />
die Bergwerke <strong>an</strong><br />
Ruhr, Rhein und <strong>Saar</strong>.<br />
2004: Zum 1. J<strong>an</strong>uar werden<br />
die För<strong>der</strong>st<strong>an</strong>dorte<br />
Ensdorf und Warndt/Luisenthal<br />
zum Bergwerk<br />
<strong>Saar</strong> zusammengeführt.<br />
2006: Das Verbundbergwerk<br />
Warndt-Luisenthal<br />
(Verbund West) wird am 1.<br />
J<strong>an</strong>uar stillgelegt. Jetzt ruhen<br />
alle Hoffnungen für<br />
den künftigen Bergbau <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Saar</strong> auf dem Flöz<br />
Schwalbach.<br />
Mit brennenden Fackeln schufen Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Grubenwehr am Ende <strong>der</strong> Mettenschicht eine bewegende Atmosphäre.<br />
FOTO: OLIVER DIETZE/DPA<br />
Momente des Abschieds<br />
Viel Prominenz und tausende Freunde des Bergbaus beim letzten „Glück auf“ in Ensdorf<br />
Umweltminister Peter Altmaier, RAG-Chef Bernd Tönjes und<br />
Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer. FOTO: RUP<br />
Wie wird sich dieser kleine Junge wohl einmal <strong>an</strong> den Bergbau<br />
im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d erinnern FOTO: OLIVER DIETZE<br />
Schutzpatronin: Bergleute in traditioneller Montur tragen die mit Blumen geschmückte Heilige Barbara aufs<br />
Festgelände des Bergwerks <strong>Saar</strong>. FOTO: OLIVER DIETZE<br />
Anzeige<br />
Prominenz mit großen Verdiensten für den<br />
Bergbau: Ex-Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine<br />
und Reinhard Klimmt. FOTO: DIETZE<br />
Mehr als 10 000 Menschen kamen am Samstag zur Mettenschicht<br />
auf das Gelände des Bergwerks <strong>Saar</strong>. FOTO: B&B<br />
Bergwerksleiter Friedrich Breinig während<br />
seiner Ansprache. FOTO: OLIVER DIETZE
M O N T A G , 2 . J U L I 2 0 1 2 GLÜCK AUF!<br />
N R . 1 5 1 S E I T E E 7<br />
BERGBAU-CHRONIK<br />
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .<br />
,,Das Leben ist eine<br />
kostbare Leihgabe,<br />
die uns <strong>der</strong><br />
göttliche Schöpfer<br />
<strong>an</strong>vertraut hat.“<br />
Der Trierer Bischof<br />
Steph<strong>an</strong> Ackerm<strong>an</strong>n<br />
in seiner Ansprache<br />
Die Kirchenvertreter Gottfried Müller, Robert Brahm, Steph<strong>an</strong> Ackerm<strong>an</strong>n und Barbara Rudolph (v.l.).<br />
Glockengeläut und kirchlicher Segen<br />
„Doch in Gottes<br />
Namen gibt es<br />
keinen freien Fall.“<br />
Barbara Rudolph,<br />
Oberkirchenrätin <strong>der</strong><br />
Ev<strong>an</strong>gelischen Kirche<br />
im Rheinl<strong>an</strong>d, zu den<br />
Bergleuten<br />
Ökumenische Ged<strong>an</strong>ken während <strong>der</strong> Mettenschicht zum Leben nach dem Bergbau<br />
Von SZ-Redakteur<br />
Lothar Warscheid<br />
D<br />
ie Glocken waren es,<br />
die den Beginn <strong>der</strong><br />
Mettenschicht zum<br />
Ende des Bergbaus <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Saar</strong> einläuteten. Anf<strong>an</strong>gs<br />
war es die Anfahrtsglocke, die<br />
hell über das Gelände <strong>der</strong> Anlage<br />
Duhamel hallte. D<strong>an</strong>ach läuteten<br />
in nahezu allen saarländischen<br />
Gemeinden die Kirchenglocken<br />
zum Gedenken <strong>an</strong> diese<br />
prägende Industrie-Epoche.<br />
Der Trierer Bischof Steph<strong>an</strong><br />
Ackerm<strong>an</strong>n wies darauf hin, wie<br />
selten ein solches Ereignis ist<br />
und diese Art <strong>der</strong> Glocken-Symphonie<br />
nur erklingt, „wenn ein<br />
neuer Papst o<strong>der</strong> ein neuer Bischof<br />
gewählt ist“. Das Schwingen<br />
einer Glocke sei zwar nur ein<br />
mech<strong>an</strong>isches Geräusch, bei<br />
dem Metall auf Metall schlägt.<br />
„Doch ihre Schwingungen gehen<br />
unter die Haut, wecken tiefe Gefühle<br />
– vor allem <strong>an</strong> einem solchen<br />
Tag des Abschieds“, rief <strong>der</strong><br />
Bischof den Versammelten zu.<br />
Er zollte dem Bergm<strong>an</strong>ns-Beruf<br />
Respekt, „weil <strong>der</strong> Arbeiter untertage<br />
in lebensfeindliche Räume<br />
eindringt“. M<strong>an</strong> sei nahe <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> Gefahr und sollte sich stets<br />
dessen bewusst sein, „dass das<br />
Leben nicht unser Eigentum ist,<br />
son<strong>der</strong>n nur eine kostbare Leihgabe,<br />
die uns <strong>der</strong> göttliche<br />
Schöpfer <strong>an</strong>vertraut hat“.<br />
Barbara Rudolph, Oberkirchenrätin<br />
<strong>der</strong> Ev<strong>an</strong>gelischen<br />
FOTO: ROLF RUPPENTHAL<br />
Kirche im Rheinl<strong>an</strong>d, beschäftigte<br />
sich damit, dass ausgerechnet<br />
<strong>der</strong> biblische Unglücksrabe<br />
Hiob (Hiobsbotschaft) über den<br />
Bergbau die Weisheit findet. Sie,<br />
die Bergm<strong>an</strong>nstochter, sei<br />
schon früh auf Hiob gestoßen,<br />
<strong>der</strong> schreibt, dass „tief in <strong>der</strong> Erde<br />
<strong>der</strong> Mensch nach Eisen und<br />
Kupfer gräbt“. „Bis in den letzten<br />
Winkel stößt er vor, aus<br />
tiefstem Dunkel holt er das Gestein.“<br />
Die Weisheit Gottes reiche<br />
jedoch tiefer, machte Rudolph<br />
deutlich. „Die tiefste Tiefe<br />
sagt: Hier ist sie nicht!“,<br />
schreibt Hiob. Doch am Ende<br />
löst er das Rätsel auf: „Den Herren<br />
stets ernst zu nehmen, das<br />
ist Weisheit.“ Die Bergleute –<br />
aber auch die vom Bergbau Betroffenen<br />
– hätten viele Hiobsbotschaften<br />
ertragen müssen,<br />
erinnerte die Kirchenfrau.<br />
„Doch in Gottes Namen gibt es<br />
keinen freien Fall.“<br />
Der Auftritt <strong>der</strong> katholischen<br />
und ev<strong>an</strong>gelischen Würdenträger<br />
hatte etwas Feierliches und<br />
trug Züge eines Gottesdienstes.<br />
Die <strong>an</strong>schließenden Fürbitten<br />
waren für die kommenden Generationen.<br />
Gemeinsam mit ihren<br />
Zuhörern beteten Ackerm<strong>an</strong>n<br />
und Rudolph mit Weihbischof<br />
Robert Brahm und dem<br />
Oberkirchenrat Gottfried Müller<br />
ein „Vater unser“, bevor zum<br />
Segen <strong>der</strong> Kirche am Ende feierlich<br />
das dreistrophige „Te<br />
Deum“ („Großer Gott, wir loben<br />
dich“) erkl<strong>an</strong>g.<br />
2006: Bedingt durch<br />
mächtige S<strong>an</strong>dsteinbänke<br />
oberhalb <strong>der</strong> Flöze kommt<br />
es in <strong>der</strong> Primsmulde immer<br />
wie<strong>der</strong> zu Er<strong>der</strong>schütterungen,<br />
wenn die Bänke<br />
brechen. Die Bevölkerung<br />
macht ihrem Unmut immer<br />
stärker Luft.<br />
2007: Ende des Jahres<br />
tritt das Steinkohlefin<strong>an</strong>zierungsgesetz<br />
in Kraft<br />
und legt das sozialverträgliche<br />
Ende des subventionierten<br />
Steinkohlenbergbaus<br />
für 2018 fest.<br />
2008: Am 23. Februar<br />
kommt es zu <strong>der</strong> bis dahin<br />
stärksten Er<strong>der</strong>schütterung<br />
in <strong>der</strong> Primsmulde<br />
Süd mit <strong>der</strong> Stärke 4,0 auf<br />
<strong>der</strong> Richterskala. Die L<strong>an</strong>desregierung<br />
verfügt einen<br />
sofortigen Abbaustopp,<br />
weil sie Leib und Leben in<br />
Gefahr sieht. Mehr als<br />
4100 Mitarbeiter des Bergwerks<br />
<strong>Saar</strong> gehen in Kurzarbeit.<br />
Die RAG beschließt,<br />
den Abbau in <strong>der</strong> Primsmulde<br />
aufzugeben und die<br />
künftige För<strong>der</strong>ung auf die<br />
problemlosen, aber wenig<br />
ergiebigen Strebe 8.6 und<br />
8.7 Ost, Flöz Wahlschied,<br />
Feld Dilsburg Ost zu konzentrieren.<br />
Außerdem<br />
wird beschlossen, den<br />
Bergbau <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> Mitte<br />
2012 auslaufen zu lassen.<br />
2010: Bis zum Ende des<br />
<strong>Saar</strong>-Bergbaus müssen<br />
1400 Mitarbeiter innerhalb<br />
des Unternehmens<br />
ins Ruhrgebiet o<strong>der</strong> nach<br />
Ibbenbüren wechseln.<br />
2012: Am 30. Juni wird <strong>der</strong><br />
Bergbau im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d endgültig<br />
eingestellt. red<br />
Hauptquelle: „Der saarländische<br />
Steinkohlenbergbau:<br />
Dokumentation seiner<br />
historischen Bedeutung<br />
und seines kulturellen Erbes“,<br />
Karlheinz Pohmer<br />
(Hrsg.), Krüger-Verlag.<br />
ANZEIGE<br />
B<strong>an</strong>dbreite <strong>der</strong> Gefühlswelten<br />
Die DVD-CD-Box „Kaffeeküch’ und<br />
Schlagende Wetter – 250 Jahre<br />
Bergbau <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>“ vom <strong>Saar</strong>ländischen<br />
Rundfunk zum Ende<br />
des Bergbaus ist ab sofort erhältlich.<br />
Der Bergbau hat das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d geprägt.<br />
„Kaffeeküch’ und Schlagende Wetter“,<br />
<strong>der</strong> Titel unserer DVD-CD-Box<br />
<strong>an</strong>lässlich des Endes des Bergbaus<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> nach rund 250 Jahren,<br />
beschreibt sehr gut die extreme<br />
B<strong>an</strong>dbreite <strong>der</strong> Gefühlswelten, die<br />
<strong>der</strong> Bergbau in zweieinhalb Jahrhun<strong>der</strong>ten<br />
im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d geprägt hat.<br />
Zwischen <strong>der</strong> „Heimeligkeit“, <strong>der</strong><br />
warmen Geborgenheit <strong>der</strong> „Kaffeeküch’“,<br />
dem Treffpunkt <strong>der</strong> Bergleute<br />
auf dem Grubengelände, in<br />
dem es das Bergm<strong>an</strong>nsfrühstück<br />
und ein „Schwätzje“ unter Kollegen<br />
gab und dem „Schlagenden Wetter“,<br />
einer Feinstaubexplosion unter<br />
Tage, die den Albtraum eines jeden<br />
Bergm<strong>an</strong>ns darstellt und <strong>der</strong><br />
1962 im schlimmsten Grubenunglück<br />
Deutschl<strong>an</strong>ds in Luisenthal<br />
299 Menschen zum Opfer fielen,<br />
liegen viele Grautöne bewegen<strong>der</strong><br />
Fakten und Ereignisse wie etwa <strong>der</strong><br />
große Bergarbeiterstreik <strong>der</strong> 90er<br />
Jahre und die Ausein<strong>an</strong><strong>der</strong>setzungen<br />
um die Bergbauschäden ab<br />
Mitte <strong>der</strong> 2000er-Jahre. Der Titel<br />
beschreibt die beiden Extreme: Das<br />
<strong>der</strong> Geborgenheit im Bergbau, <strong>der</strong><br />
Arbeits- und Lebensumfeld definierte,<br />
den Lebensunterhalt absicherte,<br />
Kameradschaft und Mitein<strong>an</strong><strong>der</strong><br />
för<strong>der</strong>te und über die Schicht hinaus<br />
die <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong> in einen Wattebausch<br />
von sozialen Netzwerken<br />
packte. Auf <strong>der</strong> <strong>an</strong><strong>der</strong>en Seite die<br />
körperlich extrem harte und oft<br />
sehr gefährliche Arbeit unter Tage,<br />
verbunden mit Hitze, Lichtentzug<br />
und l<strong>an</strong>gen An- und Abfahrtswegen<br />
im Stollen und von und zum Bergwerk.<br />
Hinzu kommen in neuester<br />
Zeit die enormen Schäden über Tage<br />
durch den Bergbau, die die Menschen<br />
in bestimmten Regionen des<br />
Foto: RAG-Archiv<br />
<strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>des in Angst und Schrecken<br />
versetzen. Der Bergbau hat das<br />
<strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d geprägt, hat seinem sozialen,<br />
kulturellen und gesellschaftlichen<br />
Leben genau wie seiner<br />
L<strong>an</strong>dschaft seinen Stempel aufgedrückt,<br />
<strong>der</strong> noch l<strong>an</strong>ge sichtbar<br />
bleiben wird.<br />
Der <strong>Saar</strong>ländische Rundfunk hat<br />
über all die Jahre dieses ambivalente<br />
Verhältnis <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong> zu ihrem<br />
Bergbau ausgewogen, <strong>an</strong>gemessen<br />
und fair begleitet, vermittelt<br />
und kommentiert. Der Bergbau<br />
in all seinen Facetten und mit all<br />
seinen verschiedenen Wirkweisen<br />
auf Mensch und Natur im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d,<br />
auf Wirtschaft und Gesellschaft, auf<br />
Politik und Kirche wurde seit Bestehen<br />
des <strong>Saar</strong>ländischen Rundfunks<br />
vor 55 Jahren in Hörfunk und im<br />
Fernsehen und in jüngeren Jahren<br />
auch in unseren Telemedien-Angeboten<br />
abgebildet. Die wesentlichen<br />
und prägenden Momente des Bergbaus<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> mit ihren direkten<br />
und indirekten Auswirkungen auf<br />
das Leben <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong>innen und<br />
<strong>Saar</strong>län<strong>der</strong> finden Sie auf <strong>der</strong> DVD-<br />
CD-Box, die unsere Programme für<br />
Sie zusammen getragen haben. Auf<br />
den CDs finden sich erstklassige<br />
Radiofeatures zur Geschichte des<br />
Bergbaus <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>, zum Grubenunglück<br />
in Luisenthal, zur Kultur<br />
des Bergbaus und zu persönlichen<br />
Erinnerungen <strong>der</strong> Menschen, für die<br />
<strong>der</strong> Bergbau ihr Leben war und ist.<br />
Auf <strong>der</strong> DVD befinden sich zwei<br />
sp<strong>an</strong>nende Fernsehfeatures zu 250<br />
Jahren Bergbau <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> sowie<br />
zur Schließung des letzten Bergwerks<br />
im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d.<br />
Erinnern Sie sich mit uns <strong>an</strong> eine<br />
bedeutende Zeit, verbunden mit<br />
Wachstum und Nie<strong>der</strong>g<strong>an</strong>g, Hoffnung<br />
und Verzweiflung, harter Arbeit<br />
und verbinden<strong>der</strong> Kameradschaft,<br />
zwischen „Muddaglitzje“,<br />
„Kaffeeküch’“ und Schlagenden<br />
Wettern, die jetzt ihren endgültigen<br />
Abschluss findet.<br />
PR<br />
Die DVD ist ab sofort für 14,95<br />
Euro im „SR-Shop im Musikhaus<br />
Knopp“ sowie über SRshop.de erhältlich.<br />
Kaffeeküch' und<br />
Schlagende Wetter<br />
250 Jahre Bergbau <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong><br />
DVD-CD-Box<br />
ab sofort für<br />
14,95 EUR<br />
Erhältlich im „SR-Shop<br />
im Musikhaus Knopp“<br />
o<strong>der</strong> bei SRshop.de
S E I T E E 8 N R . 1 5 1 GLÜCK AUF!<br />
M O N T A G , 2 . J U L I 2 0 1 2<br />
För<strong>der</strong>türme,<br />
Bergehalden und<br />
Absinkweiher – das<br />
<strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d ist voll von<br />
Wahrzeichen des<br />
Bergbaus. Und<br />
von vielen<br />
kleinen Orten<br />
<strong>der</strong> Erinnerung.<br />
Bergbau-Ensemble in L<strong>an</strong>dsweiler-Reden <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> Klinkentalhalle.<br />
Die sakral wirkenden Bleiglasfenster im Treppenhaus<br />
<strong>der</strong> <strong>Saar</strong>brücker Bergwerksdirektion.<br />
Denk mal: Orte <strong>der</strong> Erinnerung<br />
Erinnerungen<br />
sind elementar,<br />
sie<br />
prägen Kultur<br />
und Verhalten,<br />
sie sind Brücken von <strong>der</strong><br />
Verg<strong>an</strong>genheit in die Zukunft.<br />
Deshalb sind für eine<br />
Gesellschaft Erinnerungsorte<br />
so wichtig. Sie sind das<br />
kollektive Gedächtnis einer<br />
sozialen Gruppe, sie haben eine<br />
große symbolische Bedeutung,<br />
und sie stiften Identität.<br />
Die wahren Erinnerungsorte<br />
des Bergbaus <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> sind die<br />
Gruben selbst, ihre För<strong>der</strong>türme,<br />
Gerüste, Maschinenhallen, Mundlöcher.<br />
Aber auch eigene Denkmäler<br />
sollen <strong>an</strong> vielen Orten <strong>an</strong> den saarländischen<br />
Steinkohle-Bergbau erinnern.<br />
Das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d ist voller Erinnerungsorte,<br />
in zahlreichen Gemeinden<br />
stehen steinerne o<strong>der</strong> metallische<br />
Kunstwerke, die <strong>an</strong> die wichtigste Industrie<br />
<strong>der</strong> saarländischen Geschichte<br />
erinnern. Das monumentalste Denkmal<br />
ist noch nicht fertig, es wird das Polygon<br />
in Ensdorf sein (siehe letzte Seite).<br />
Beson<strong>der</strong>e Erinnerungsorte sind<br />
auch <strong>der</strong> „Redener H<strong>an</strong>nes“, <strong>der</strong><br />
Bronze-Bergm<strong>an</strong>n am Eing<strong>an</strong>g <strong>der</strong><br />
Grube Reden; die Bergwerksdirektion<br />
in <strong>Saar</strong>brücken mit ihren sakral<br />
wirkenden Bleiglasfenstern;<br />
das Ensemble mit Mini-För<strong>der</strong>turm<br />
in L<strong>an</strong>dsweiler-Reden; die<br />
stilisierte Barbara-Statue vor <strong>der</strong><br />
Grube Luisenthal; <strong>der</strong> Bergm<strong>an</strong>n<br />
mit Presslufthammer am Ortseing<strong>an</strong>g<br />
in Sulzbach; die Kohle-<br />
Lore mit Halbrad und Wappen<br />
am Ortseing<strong>an</strong>g Fischbach; die<br />
aufgehängte Kohlelore mit Stahlelementen<br />
am Verkehrskreisel Riegelsberg;<br />
die Statue <strong>der</strong> Heiligen<br />
Barbara am Kr<strong>an</strong>kenhaus Sulzbach.<br />
Allesamt sind sie Gedächtnisspeicher<br />
für die Menschen im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d – und<br />
für kommende Generationen. bb<br />
Bergm<strong>an</strong>n bei <strong>der</strong> Arbeit, Denkmal am Ortseing<strong>an</strong>g<br />
von Sulzbach.<br />
Barbara-Statue <strong>an</strong> <strong>der</strong> Grube Luisenthal.<br />
FOTOS: OLIVER DIETZE<br />
Grüne Idylle: Kohlelore mit Halbrad und Gemeindewappen am Ortseing<strong>an</strong>g in Fischbach.<br />
Der „Redener H<strong>an</strong>nes“ auf <strong>der</strong> Grube<br />
Reden gilt als „<strong>der</strong> <strong>Saar</strong>-Bergm<strong>an</strong>n“, geschaffen<br />
von Fritz Koelle.<br />
Mont<strong>an</strong>kunst: Kohlelore mit Stahlelementen<br />
am Verkehrskreisel Riegelsberg.<br />
Die Heilige Barbara des Künstlers Ernst Alt vor<br />
dem Knappschaftskr<strong>an</strong>kenhaus in Sulzbach.<br />
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Besuchen Sie das Historische Kupferbergwerk Düppenweiler. Tauchen Sie ein in die Unter-Tage-<br />
Welt des Besucherbergwerkes bei einer Führung mit <strong>der</strong> Licht- und Toninstallation ,,Mystal lica“.<br />
Über Tage locken neue Attraktionen wie die neue Kupferhütte mit Pochwerk, Schmelzhütte und<br />
Maschinen<strong>an</strong>lagen. W<strong>an</strong><strong>der</strong>n Sie auf dem Premium-W<strong>an</strong><strong>der</strong>weg <strong>der</strong> Gemeinde Beckingen, dem<br />
Litermont-Sagenweg. Genießen Sie wun<strong>der</strong>bare Aussichten auf dem P<strong>an</strong>orama-<br />
Höhenweg im Naturschutzgebiet Wolferskopf mit seiner einzigartigen Flora und Fauna, vielfältigen<br />
Tier- und Insektenarten sowie über 30 Orchideen- und Wildrosenarten.<br />
Der ,,<strong>Saar</strong>Garten“ Beckingen lädt zum Verweilen, Fl<strong>an</strong>ieren und Staunen ein. Auch Kunstfreunde<br />
kommen in diesem Skulpturengarten<br />
auf ihre Kosten!<br />
Im ,,<strong>Saar</strong>Garten“-Skulpturenpark<br />
lädt einer <strong>der</strong> schönsten Spielplätze<br />
im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d mit Piratenschiff, dem Leuchtturm mit<br />
seinen Riesenrutschen, großer Schaukel, Matschecke<br />
und Str<strong>an</strong>dl<strong>an</strong>dschaft Familien und Kin<strong>der</strong> zum Toben<br />
und Verweilen ein.<br />
Nähere Informationen:<br />
Tourist-Info Gemeinde Beckingen<br />
Tel. (0 68 35) 55-1 05<br />
o<strong>der</strong> www.beckingen.de<br />
W<strong>an</strong><strong>der</strong>n, Rad fahren, Reiten –<br />
Urlaub in bewegter L<strong>an</strong>dschaft<br />
Neue Attraktion in Beckingen<br />
Das Historische Kupferbergwerk in<br />
Beckingen-Düppenweiler fungiert<br />
seit 1986 als Besucherbergwerk,<br />
das einen abenteuerlichen Einblick<br />
in die harten Arbeitsbedingungen<br />
„unter Tage“ erlaubt. Dort werden<br />
außerdem mittels <strong>der</strong> Licht- und<br />
Toninstallation „Mystallica“ die<br />
„Herzstücke“ des Bergwerks mit<br />
Beleuchtung, Musik, Geräuschen<br />
und gesprochenen Texten präsentiert.<br />
Nach <strong>der</strong> Einfahrt über den<br />
Barbaraschacht gel<strong>an</strong>gt <strong>der</strong> Besucher<br />
in den „Dom“, wo <strong>der</strong> Abbau<br />
<strong>der</strong> Erze in großen Räumen und Höhen<br />
mit Hilfe einer Bühnenbautechnik<br />
dargestellt wird. Im „Maschinenschacht“<br />
wird über die Probleme,<br />
die das reichlich vorh<strong>an</strong>dene<br />
Grundwasser mit sich brachte, informiert.<br />
Am „Unterirdischen See“<br />
erlebt m<strong>an</strong> während einer Zeitreise<br />
in die Erdgeschichte die Entstehung<br />
<strong>der</strong> Erze.<br />
Als neue Attraktion auf dem<br />
Über-Tage-Gelände k<strong>an</strong>n die neue<br />
Kupferverhüttungs<strong>an</strong>lage mit Pochwerk,<br />
Erzwäsche, Erzrösten und<br />
Schmelzhütte besichtigt werden.<br />
Die voll funktionsfähige, historische<br />
Kupferhütte ver<strong>an</strong>schaulicht<br />
dem Besucher die Verarbeitung des<br />
Erzes nach seiner För<strong>der</strong>ung im<br />
Bergwerk des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />
Am Samstag, 21. Juli, um 19 Uhr<br />
steht wie<strong>der</strong> „Blech im Bruch“ auf<br />
dem Programm. Mit <strong>der</strong> Produktion<br />
Hier geht es zum „Unterirdischen See“.<br />
„A Highl<strong>an</strong>d Symphony“ wird das<br />
Gebiet des sagenumwobenen Königs<br />
Artus und den Rittern <strong>der</strong> Tafelrunde<br />
betreten.<br />
PR<br />
Öffnungszeiten des Bergwerkes:<br />
Von Anf<strong>an</strong>g April bis Ende J<strong>an</strong>uar<br />
jeden Freitag, Samstag und Sonntag<br />
im Monat sowie <strong>an</strong> Feiertagen<br />
(außer Weihnachten und Silvester)<br />
von 14 bis 18 Uhr, <strong>an</strong>sonsten nur<br />
nach Vereinbarung. Weitere Infos:<br />
www.beckingen.de.<br />
Fotos: Gemeinde Beckingen
M O N T A G , 2 . J U L I 2 0 1 2 GLÜCK AUF!<br />
N R . 1 5 1 S E I T E E 9<br />
Zahlen und<br />
Daten zum<br />
<strong>Saar</strong>-Bergbau<br />
Die Kohle hat den L<strong>an</strong>dstrich,<br />
den wir heute <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d nennen,<br />
geprägt wie sonst nichts.<br />
Ein paar Daten und Fakten zum<br />
Bergbau <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>:<br />
1,5 Mrd.<br />
Tonnen Kohle wurden nach<br />
Angaben <strong>der</strong> RAG seit 1751 aus<br />
<strong>der</strong> saarländischen Erde geholt.<br />
Das entspricht <strong>der</strong> weltweiten<br />
Produktion von Obst<br />
und Gemüse im Jahr 2011 o<strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Masse aller Tiere in den<br />
Oze<strong>an</strong>en. Die höchste Jahresför<strong>der</strong>ung<br />
wurde 1955 mit 17<br />
Millionen Tonnen erreicht.<br />
75 000<br />
Menschen waren zu Spitzenzeiten<br />
im Bergbau <strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong><br />
beschäftigt, das war 1924. Dabei<br />
hatte alles so klein <strong>an</strong>gef<strong>an</strong>gen:<br />
1773 lag die Zahl <strong>der</strong><br />
Mitarbeiter bei 141, im Jahr<br />
1816 waren es knapp 1000,<br />
1855 schon rund 10 000 und<br />
54 000 <strong>an</strong>no 1910. 50 Jahre<br />
später setzte <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>g<strong>an</strong>g<br />
ein: Zwischen 1960 und 1970<br />
halbierte sich die Zahl <strong>der</strong> Beschäftigten<br />
auf knapp 27 000.<br />
450<br />
Kilometer sind es von <strong>Saar</strong>brücken<br />
bis Ibbenbüren, wo<br />
2010 die ersten 175 <strong>Saar</strong>-Bergleute<br />
ihre Arbeit aufnahmen.<br />
Bis Mitte 2013 sollen insgesamt<br />
rund 1400 Beschäftigte<br />
von <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> nach Nordrhein-<br />
Westfalen gewechselt sein.<br />
299<br />
Bergleute starben 1962 bei <strong>der</strong><br />
schlimmsten Katastrophe des<br />
<strong>Saar</strong>-Bergbaus in Luisenthal.<br />
Auch in <strong>an</strong><strong>der</strong>en Gruben gab<br />
es viele Tote. Zum Beispiel<br />
1864 (34 Tote) und 1907 (150<br />
Tote) in Reden, 1885 in Camphausen<br />
(175 Tote) o<strong>der</strong> 1930 in<br />
Maybach (99 Tote).<br />
1712,70<br />
Meter unter <strong>der</strong> Erde liegt <strong>der</strong><br />
tiefste Punkt des <strong>Saar</strong>-Bergbaus<br />
– es ist zugleich <strong>der</strong> tiefste<br />
zugängliche Punkt in Europa.<br />
Die Seilfahrt bis zur 24.<br />
Sohle im Nordschacht des<br />
Bergwerks <strong>Saar</strong> bei Lebach-<br />
Hoxberg dauerte zuletzt rund<br />
sieben Minuten.<br />
94<br />
Er<strong>der</strong>schütterungen gab es<br />
von Juni 2007 bis Februar<br />
2008 im Raum <strong>Saar</strong>wellingen.<br />
Das heftigste Beben am 23.<br />
Februar 2008 erreichte eine<br />
Stärke von 4,0 auf <strong>der</strong> Richterskala<br />
und Schwinggeschwindigkeiten<br />
von bis zu 93,5 Millimetern<br />
pro Sekunde.<br />
27 500<br />
Mitglie<strong>der</strong> hat <strong>der</strong> L<strong>an</strong>desverb<strong>an</strong>d<br />
<strong>der</strong> Bergm<strong>an</strong>ns-, Hüttenund<br />
Knappenvereine des <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>des,<br />
<strong>der</strong> sich beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />
Pflege bergmännischer Traditionen<br />
verpflichtet hat.<br />
1372<br />
Pferde waren 1906 im <strong>Saar</strong>-Revier<br />
unter Tage im Einsatz.<br />
Schon 1875 sollen es 600 gewesen<br />
sein, 1910 über 1600. Bis<br />
Mitte <strong>der</strong> 1960er Jahre setzte<br />
m<strong>an</strong> im deutschen Bergbau auf<br />
die Hilfe <strong>der</strong> „Gruwepäär“.<br />
1908<br />
setzte das Grubensterben <strong>an</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>Saar</strong> ein, als Geislautern<br />
geschlossen wurde. Massiv<br />
wurde es im Zuge <strong>der</strong> Weltwirtschaftskrise:<br />
1931 und<br />
1932 machten gleich fünf Gruben<br />
dicht. Zwischen 1958 und<br />
1968 wurden weitere 13 Gruben<br />
aufgegeben. tho<br />
Wo <strong>der</strong><br />
<strong>Saar</strong>-Bergbau<br />
weiterlebt<br />
Nach dem Ende von Ensdorf arbeiten<br />
viele <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong> jetzt in Ibbenbüren<br />
Von SZ-Redakteur<br />
Thomas Sponticcia<br />
<strong>Saar</strong>ländische Bergleute<br />
sind flexibel. Beim Versuch,<br />
<strong>an</strong> ihrer neuen<br />
Wirkungsstätte in Ostwestfalen<br />
zumindest<br />
ein wenig heimatliche Atmosphäre<br />
zu schaffen, muss sich aber<br />
wohl noch einiges einspielen.<br />
So redet die 51 000 Einwohner<br />
zählende Stadt Ibbenbüren heute<br />
noch über die erste „saarländische<br />
Kneipenfastnacht“. Sogar<br />
die Lokalpresse erschien, als sich<br />
im „Ledigs Anna“ zwei verkleidete<br />
Herren einf<strong>an</strong>den, die sich als<br />
„Mönch“ und „Robin Hood“ ausgaben.<br />
Jörg Loosz, Prokurist für<br />
Belegschaftswesen im Bergwerk<br />
Ibbenbüren, klärt lächelnd auf:<br />
„Fastnacht in Ibbenbüren geht<br />
ohne Verkleidung. Die trinken<br />
ein Bierchen und gut iss.“<br />
Einfacher verläuft die Annäherung<br />
<strong>der</strong> Mentalitäten in <strong>der</strong> täglichen<br />
Arbeit im Bergwerk Anthrazit.<br />
Torsten Marquardt (45) aus<br />
Überherrn, <strong>der</strong> seit 1. Februar<br />
2012 vor Ort ist, rät seinen saarländischen<br />
Kollegen, sich nicht<br />
zu verschließen, we<strong>der</strong> beruflich<br />
noch privat. „Keiner<br />
beißt einen. So<br />
schlimm ist das hier<br />
oben gar nicht. Wir<br />
arbeiten da, wo <strong>an</strong><strong>der</strong>e<br />
Urlaub machen.“<br />
Wer will,<br />
k<strong>an</strong>n viele Freizeitmöglichkeiten<br />
nutzen.<br />
Zudem liegen<br />
Hamburg, Bremen,<br />
Münster und auch<br />
die Nie<strong>der</strong>l<strong>an</strong>de vor<br />
<strong>der</strong> Tür.<br />
Selbst <strong>an</strong> Kleinigkeiten<br />
lässt sich ablesen,<br />
dass die RAG<br />
vieles unternimmt,<br />
um den <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong>n<br />
die Umgewöhnung zu erleichtern.<br />
Und von Zeit zu Zeit <strong>an</strong> ihre<br />
Heimat erinnert zu werden. So<br />
erscheint im Bergwerk überall<br />
auf Info-Bildschirmen gleichzeitig<br />
die Wettervorhersage für Ostwestfalen<br />
und das <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d.<br />
300 <strong>Saar</strong>-Bergleute haben bereits<br />
in den verg<strong>an</strong>genen zwei<br />
Jahren die Schicht in Ibbenbüren<br />
<strong>an</strong>getreten. Die heiße Phase beginnt<br />
jetzt mit dem endgültigen<br />
Ende des <strong>Saar</strong>-Bergbaus. Direkt<br />
im Anschluss machen sich weitere<br />
rund 200 Bergleute auf den<br />
Weg. Die Verlegung von 1000<br />
<strong>Saar</strong>län<strong>der</strong>n innerhalb des gesamten<br />
Jahres ist eine große logistische<br />
Herausfor<strong>der</strong>ung. Zumal<br />
es jetzt verstärkt g<strong>an</strong>ze Familien<br />
trifft. Bisher wurden vorr<strong>an</strong>gig<br />
Junggesellen verlegt, um soziale<br />
Härten zu vermeiden.<br />
Jörg Buhren-Ortm<strong>an</strong>n, Arbeitsdirektor<br />
im RAG Bergwerk<br />
Anthrazit Ibbenbüren, und Betriebsrat<br />
Reinhard Alkemeyer<br />
äußern viel Lob über die Leistungsbereitschaft<br />
und fachliche<br />
Qualität <strong>der</strong> saarländischen Kollegen.<br />
„Die Kollegen sind bei uns<br />
willkommen. Die <strong>Saar</strong>-Bergleute<br />
sind sehr gut ausgebildet. Wir<br />
brauchen sie“, sagt Buhren-Ortm<strong>an</strong>n.<br />
Die hohe Wertschätzung<br />
hat noch einen weiteren Grund.<br />
,,Der Bergbau ist hier noch sehr<br />
<strong>an</strong>gesehen. Und mit 2400 Beschäftigten<br />
gleichzeitig auch <strong>der</strong><br />
größte Arbeitgeber in unserer<br />
Region“, sagt <strong>der</strong> SPD-Bürgermeister<br />
von Ibbenbüren, Heinz<br />
Steingröver.<br />
Nicht mehr so einfach wie noch<br />
vor zwei Jahren ist die Wohnungssuche.<br />
Eckhard Ferlem<strong>an</strong>n<br />
vom Immobiliencenter <strong>der</strong><br />
Kreissparkasse Ibbenbüren bestätigt,<br />
„dass gute Zwei-Zimmer-<br />
Wohnungen schwer zu bekommen<br />
sind. Das führen wir schon<br />
auf den Zuzug <strong>der</strong> saarländischen<br />
Bergleute zurück.“ Von denen 95<br />
„Die<br />
<strong>Saar</strong>-Bergleute<br />
sind bei uns<br />
willkommen.<br />
Wir brauchen<br />
sie.“<br />
Jörg<br />
Buhren-Ortm<strong>an</strong>n,<br />
Arbeitsdirektor im<br />
RAG-Bergwerk<br />
Anthrazit Ibbenbüren<br />
Prozent die Familie nicht mitbringen.<br />
Sie pendeln spätestens<br />
jedes zweite Wochenende, was<br />
nicht ohne Risiken ist. Denn alleine<br />
die vielen engen Großbaustellen<br />
im Großraum Köln for<strong>der</strong>n<br />
auch nach <strong>der</strong> Schicht<br />
höchste Aufmerksamkeit. Für eine<br />
Strecke muss m<strong>an</strong> fünf Stunden<br />
einkalkulieren. Derzeit überlegt<br />
die RAG in Ibbenbüren, wie<br />
m<strong>an</strong> noch besser Fahrgemeinschaften<br />
org<strong>an</strong>isieren k<strong>an</strong>n, etwa<br />
durch elektronisch vermittelte<br />
Angebote im Bergwerk. Auch fin<strong>an</strong>ziell<br />
ist die Doppelbelastung<br />
einer Wohnung in Ibbenbüren<br />
und <strong>der</strong> Wohnung o<strong>der</strong> des Hauses<br />
<strong>an</strong> <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> nicht so einfach zu<br />
schultern.<br />
M<strong>an</strong>che tun sich diesen Stress<br />
erst gar nicht <strong>an</strong>, son<strong>der</strong>n haben<br />
Frau und Kin<strong>der</strong> mitgenommen<br />
nach Ibbenbüren. Zumal dort ein<br />
Netz <strong>an</strong> Kin<strong>der</strong>betreuungs-Einrichtungen<br />
und alle Schultypen<br />
existiert. „Bei <strong>der</strong> Wohnungssuche<br />
wird versucht, alle Wünsche<br />
zu berücksichtigen. Bisher hat es<br />
keine Beschwerden gegeben“,<br />
sagt RAG-Arbeitsdirektor Buhren-Ortm<strong>an</strong>n.<br />
Je<strong>der</strong> konnte sich<br />
gemeinsam mit Ehefrau o<strong>der</strong> Lebensgefährtin<br />
drei<br />
bis vier Angebote<br />
<strong>an</strong>sehen.<br />
Dass es bisher so<br />
gut geklappt hat, ist<br />
auch auf Sabine<br />
Lesch-Hoffm<strong>an</strong>n<br />
zurückzuführen.<br />
Die <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong>in<br />
aus Schwalbach<br />
kümmert sich seit<br />
drei Jahren im Verlegeteam<br />
<strong>der</strong> RAG<br />
Anthrazit um die<br />
Wohnungswünsche.<br />
Was <strong>der</strong> <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong><br />
sucht „Eine kleine,<br />
schnuckelige Wohnung<br />
mit etwas Garten,<br />
wo m<strong>an</strong> Schwenken k<strong>an</strong>n.“<br />
Für 300 bis 400 Euro Miete ist<br />
das machbar. Selbst Urlaubswünsche<br />
werden möglichst erfüllt.<br />
Das Gleiche gilt für kulinarische<br />
Annehmlichkeiten, wenn m<strong>an</strong> einige<br />
sprachliche Beson<strong>der</strong>heiten<br />
verinnerlicht. „An <strong>der</strong> <strong>Saar</strong> wird<br />
geschwenkt, hier wird gegrillt.<br />
Wenn m<strong>an</strong> beim Metzger also<br />
Grillware bestellt, versteht <strong>der</strong> einen“,<br />
sagt Lesch-Hoffm<strong>an</strong>n.<br />
M<strong>an</strong>cher „Geheimtipp“ ist<br />
auch schon bek<strong>an</strong>nt. So weiß<br />
Steiger Achim König (42) aus<br />
M<strong>an</strong>delbachtal zu berichten:<br />
„M<strong>an</strong> bekommt saarländisches<br />
Bier. Wenn m<strong>an</strong> Ur-Pils will,<br />
muss m<strong>an</strong> zum Marktkauf fahren.<br />
Nur Lyoner muss m<strong>an</strong> sich<br />
noch mitbringen“, sagt König,<br />
<strong>der</strong> sich seit dem 1. Juni 2011 um<br />
die Verbesserung von Arbeitsabläufen<br />
im Bergwerk kümmert.<br />
„M<strong>an</strong> muss sich schon etwas <strong>an</strong>passen,<br />
aber m<strong>an</strong> sollte von Anf<strong>an</strong>g<br />
<strong>an</strong> Fragen stellen, nicht warten.<br />
M<strong>an</strong> muss sich seinen Platz<br />
erkämpfen. D<strong>an</strong>n wird m<strong>an</strong> auch<br />
respektiert“, rät König seinen<br />
künftigen Kollegen aus dem <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d.<br />
Bergm<strong>an</strong>n Marquardt empfiehlt,<br />
die Freizeit zu genießen<br />
und Sport zu treiben. So gibt es<br />
bei <strong>der</strong> RAG in Ibbenbüren ein<br />
Gesundheitszentrum, in dem<br />
kostenlos trainiert werden k<strong>an</strong>n.<br />
Mit allen Annehmlichkeiten eines<br />
Fitnesscenters. Ideal, um<br />
auch hier neue Kontakte zu<br />
knüpfen. In Zusammenarbeit mit<br />
Knappschaft und Berufsgenossenschaft<br />
werden viele Aktivitäten<br />
<strong>an</strong>geboten: vom Kochkurs<br />
über Rücken-Schulungen bis<br />
zum Lauftraining mit Nordic<br />
Walking. Auch viele Fahrrad- und<br />
W<strong>an</strong><strong>der</strong>wege sind vorh<strong>an</strong>den.<br />
Gerne werden die <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong><br />
auch in den Vereinen gesehen. Es<br />
gibt einen Musikverein, ein Sinfonieorchester,<br />
eine Bergm<strong>an</strong>ns-,<br />
<strong>Saar</strong>-Bergleute in Ibbenbüren. Das Bild zeigt am Nordschacht des Bergwerks Anthrazit (von links) Stef<strong>an</strong><br />
Schmitt (Losheim am See), Torsten Marquardt (Überherrn) und Achim König (M<strong>an</strong>delbachtal). FOTO: RAG<br />
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Erhalt des Brauchtums im Bergbau<br />
kümmern. Ein <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong><br />
führt schon Besuchergruppen<br />
durch das Bergbaumuseum, ein<br />
<strong>an</strong><strong>der</strong>er bereichert den „Harley<br />
Davidson Club“. Bergm<strong>an</strong>n Stef<strong>an</strong><br />
Schmitt (47) aus Losheim am<br />
See hat seine <strong>an</strong>fängliche Scheu<br />
abgelegt. Und sich gut eingearbeitet.<br />
Die Wohnung hat er mit<br />
seiner Frau ausgesucht. Ihm gefällt<br />
es in Ibbenbüren. Er wird<br />
wohl fünf bis sechs Jahre bleiben.<br />
Und d<strong>an</strong>n<br />
An diesem Punkt wird es heikel.<br />
Das Heimweh kommt zur<br />
Sprache, von dem in Ibbenbüren<br />
die meisten <strong>Saar</strong>län<strong>der</strong> betroffen<br />
sind. „Für immer will ich hier<br />
nicht bleiben“, sagt Schmitt. Kollege<br />
Marquardt ist offener. ,,Mal<br />
sehen, was das Leben noch<br />
bringt. Vielleicht mal am Meer leben.“<br />
Für Achim König sind solche<br />
Vorstellungen völlig ausgeschlossen.<br />
„Ich werde zurückgehen<br />
ins <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d. Jetzt, wo ich<br />
weg bin von daheim, lerne ich die<br />
Heimat erst so richtig schätzen.<br />
M<strong>an</strong> klebt eben <strong>an</strong> seiner Scholle.<br />
Dahemm is dahemm!“<br />
1950<br />
1960<br />
1970<br />
<strong>Saar</strong>brücken | Bahnhofstraße
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M O N T A G , 2 . J U L I 2 0 1 2<br />
Das große Denkmal auf<br />
<strong>der</strong> Bergehalde Ensdorf<br />
D<br />
ie Vorbereitungen zur Realisierung des großen Denkmals,<br />
das auf <strong>der</strong> Bergehalde Duhamel in Ensdorf <strong>an</strong> die technischen<br />
und sozialen Leistungen im saarländischen Bergbau<br />
erinnern soll, laufen auf Hochtouren. Die Grundsteinlegung ist für<br />
September 2012 vorgesehen. Das <strong>Saar</strong>-Polygon soll im April 2013<br />
fertig sein. Nach Angaben des Vorsitzenden des För<strong>der</strong>vereins<br />
Bergbau-Erbe-<strong>Saar</strong>, H<strong>an</strong>s-Jürgen Becker, werden die Baukosten 1,1<br />
Millionen Euro betragen. M<strong>an</strong> lege dabei Wert auf Qualität und<br />
L<strong>an</strong>glebigkeit. Der Clou des einmaligen Wahrzeichens: Durch die<br />
beson<strong>der</strong>e Konstruktion sieht es aus je<strong>der</strong> Himmelsrichtung <strong>an</strong><strong>der</strong>s<br />
aus.<br />
Ursprünglich sollte das <strong>Saar</strong>-Polygon zum Ende des Bergbaus am<br />
30. Juni 2012 fertiggestellt sein. Bis vor kurzem war jedoch die Fin<strong>an</strong>zierung<br />
noch nicht sichergestellt. Ein Vorst<strong>an</strong>ds-Beschluss<br />
schreibt die komplette Fin<strong>an</strong>zierung vor, bevor mit dem Bau des<br />
Denkmals begonnen wird. Dies ist jetzt <strong>der</strong> Fall.<br />
Auch die L<strong>an</strong>desregierung habe nunmehr ihren Anteil bewilligt,<br />
sagt Becker. Die Belegschaft selbst trägt 250 000 Euro durch den<br />
Verkauf von Treppenstufen bei, die zum Denkmal führen. Dabei<br />
erhält <strong>der</strong>jenige, <strong>der</strong> eine Stufe erwirbt, ein Namensrecht. 78 Stufen<br />
können noch käuflich erworben werden (bis zu 1000 Euro). Auch<br />
Unternehmen können als Sponsoren auftreten.<br />
Die Bezeichnung Polygon stammt aus dem Griechischen und bedeutet<br />
Vieleck. Die begehbare Großskulptur <strong>der</strong> Berliner Architekten<br />
Katja Pfeiffer und Oliver Sachse ging als Sieger aus einem Wettbewerb<br />
„L<strong>an</strong>dmarke zum Ende des Bergbaus“ hervor, den die RAG<br />
AG zum Ende des Bergbaus ausgeschrieben hatte.<br />
ts<br />
Wahrzeichen <strong>der</strong> Bergbau-Ära im <strong>Saar</strong>l<strong>an</strong>d: So soll es aussehen, das<br />
<strong>Saar</strong>-Polygon auf <strong>der</strong> Halde Duhamel in Ensdorf. Die begehbare Skulptur<br />
kostet rund 1,1 Millionen Euro. ENTWURF: KATJA PFEIFFER/OLIVER SACHSE<br />
FOTO: SZ<br />
Zum Abschied<br />
Von Joh<strong>an</strong>nes Kühn<br />
Bergm<strong>an</strong>n, du warst <strong>der</strong> Mensch, <strong>der</strong> Reichtum brachte,<br />
und ob auch als Arbeitsm<strong>an</strong>n <strong>an</strong>gesehen,<br />
erlebtest du, wie die Wölkchen am Himmel spielten,<br />
wie Schnee lag bei Weiden am Bach –<br />
und gleich, was sich sonst begab <strong>an</strong> Erfreulichem über <strong>der</strong> Erde –<br />
du musstest hinab in den Schacht zu Arbeitsqual,<br />
in die Gef<strong>an</strong>genschaft <strong>der</strong> Schicht <strong>an</strong> Löhnung denkend.<br />
Dein Leben war kein Lustspiel.<br />
M<strong>an</strong> bewun<strong>der</strong>te dich, m<strong>an</strong> bedauerte dich, m<strong>an</strong> höhnte dich.<br />
Schwarzes Gold heißt die Kohle mit gehöhtem Namen.<br />
Bergm<strong>an</strong>n, dich, <strong>der</strong> es för<strong>der</strong>te,<br />
sah m<strong>an</strong> jahrhun<strong>der</strong>tel<strong>an</strong>g in unserem L<strong>an</strong>d.<br />
Das ist vorbei, es schließen alle Stollen,<br />
Knappe, begreif es! Nun such dir <strong>an</strong><strong>der</strong>e Arbeit!<br />
Was Fluch war, das war auch Segen.<br />
Ich stolpere nicht in Verneinungen.<br />
Ich stolpere nicht in Bejahungen.<br />
Ich habe wie viele sonst, gar keine Macht dir zu helfen.<br />
Bedauernd prophezei ich: Du wirst zur Erinnerung.<br />
Die haltet in Ehren, Menschen <strong>der</strong> Heimat!<br />
Der Lyriker Joh<strong>an</strong>nes Kühn (78) aus Tholey-Hasborn stammt<br />
aus einer Bergm<strong>an</strong>nsfamilie. Dieses auch persönlich gefärbte Gedicht<br />
hat er eigens für die SZ zum Ende des Bergbaus verfasst.