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Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 Die aktuelle „Rekonstruktionswelle“ in Deutschland 12 Abbildung 2 Modell des Ablaufs von Rekonstruktionsprozessen 13 Abbildung 3 Briefmarkenserie der Deutschen Bundespost zum Europäischen Denkmalschutzjahr 1975 21 Abbildung 4 Bebauungsplan zum Wiederaufbau der Kasseler Innenstadt (1954) 23 Abbildung 5 Prinzipalmarkt Münster 24 Abbildung 6 Wiederaufbauvorhaben in Deutschland seit 1975 27 Abbildung 7 Wiederaufbauvorhaben seit 1975 und konfessionelle Prägung in Deutschland 42 Abbildung 8 Römerberg-Ostzeile, Frankfurt am Main 76 Abbildung 9 Knochenhaueramtshaus, Hildesheim 77 Abbildung 10 Attrappe des Berliner Stadtschlosses als besondere Form medialer Präsentation 95 Abbildung 11 Übersicht über Straßen und Quartiere des Dresdener Neumarkts 113 Abbildung 12 Die Frauenkirche und die fertiggestellten Quartiere I und II 122 Abbildung 13 Luftbild des Neumarkts (2005) 143 Abbildung 14 Augusteum und Universitätskirche St. Pauli um 1890 149 Abbildung 15 Baustelle von neuem Augusteum, „Paulinum“ und ehemaligem Café Felsche im April 2009 193 Abbildung 16 Das spätgotische Rathaus (ca. 1900) 199 Abbildung 17 Rekonstruktion des Thurn-und-Taxis-Palais’ mit Büro- und Hoteltürmen im Hintergrund (Computersimulation) 215 Abbildung 18 Das PalaisQuartier aus der Luft (Computersimulation) 235 Abbildung 19 Fernsehturm mit Teil der Zentralen Achse 300 Abbildung 20 Olympiapark 303 Abbildung 21 Briefmarke der Deutschen Bundespost zur Interbau 1957 305

1 Zusammenfassung Die Rekonstruktionswelle Seit den 1980er Jahren entwickelt sich in Deutschland eine Rekonstruktionswelle, die vor allem nach der Wiedervereinigung einen besonderen Aufschwung in Ostdeutschland genommen hat, aber auch in der alten Bundesrepublik inzwischen viele Facetten aufweist. Ein innerer Zusammenhang besteht sowohl in den gemeinsamen Rahmenbedingungen als auch in der Art und Weise, wie die Vorhaben öffentlich diskutiert werden und sich gegenseitig und in der Folge sogar die rekonstruktionsskeptische Denkmalpflege-Profession beeinflussen. Insgesamt weist die Rekonstruktionswelle postmoderne Tendenzen auf. In ihrem Gefolge gehen die Positionsbestimmungen zum Thema weit auseinander, ohne dass dadurch eine Versöhnung von Positionen zu Einzelvorhaben möglich wäre, die jeweils in Entscheidungsverfahren vor Ort gefunden werden müssen. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Hintergründe Der Wunsch nach Rekonstruktion speist sich aus vielen – teils sehr unterschiedlichen, teils eng verknüpften – gesellschaftlichen Tendenzen. Es wurden Erklärungsansätze aus den Politik-, den Sozial- und den Kulturwissenschaften zusammengetragen und zueinander in Beziehung gesetzt. Es wurde auf diese Weise versucht, der Vielfalt der Ursachen für ein Engagement im Rahmen von Wiederaufbauvorhaben Rechnung zu tragen und möglichst viele der unterliegenden gesellschaftlichen Strömungen zu erfassen. Dabei wurden gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Hintergründe der deutschen Rekonstruktionswelle erläutert. Der Denkmalpflege in Wissenschaft und Praxis sowie dem Wiederaufbau nach dem Krieg bilden zwar über die Jahrzehnte vielschichtige, aber dennoch insgesamt mit der architektonisch-städtebaulichen Moderne verwandte Denktraditionen, die ihren Höhepunkt in der Charta von Venedig haben. Sie bestätigt eine rekonstruktionskritische Fachposition, die im Kern auf Dehio zurückgeht und sehr vorsichtig in der unmittelbaren Nachkriegszeit sowie intensiver im Rahmen der aktuellen Rekonstruktionswelle hinterfragt wird (vgl. Kap. 3.2). Im Weiteren werden grundsätzliche gesellschaftliche und sozialpsychologische Dispositionen (vgl. Kap. 3.3) von in der Nachmoderne bzw. im Spätkapitalismus aufgetretenen gesellschaftlichen Wandel unterschieden (vgl. Kap. 3.4). Als einer der grundsätzlichen Hintergründe wird ein spezifisch deutscher Umgang mit den Themen Kitsch und Nostalgie (vgl. Kap. 3.31) unterstellt, der auch das Verhältnis von Original und Fälschung berührt. Kitsch wird als ein Phänomen begriffen, das erst mit der Herausbildung des Bürgertums und noch stärker mit der Konsumgesellschaft überhaupt eine gesellschaftliche Wirkung entfalten konnte. Kitschgegenstände und -kunstwerke werden mit bereits erlebten Gefühlen verknüpft und dadurch wiederholbar gemacht. Je nüchterner und schnelllebiger eine Gesellschaft wird, desto stärker hat auch Kitsch Konjunktur: Kitsch erfüllt das Bedürfnis nach Geborgenheit, er gleicht emotionale Defizite aus, ermöglicht eine kurzzeitige Flucht aus der Realität und regt nicht zu sehr zu Reflexion an. Gerade nostalgische Kitschgegenstände erfreuen sich großer Beliebtheit, da ihre Formen bereits einmal kognitiv verarbeitet wurden und so der Rezipientenseite eine „Verschnaufpause“ gönnen. In der Architektur werden für verschiedene Stile und Gebäudearten Kitschtendenzen ausgemacht. Auch Rekonstruktionen können unter bestimmten Umständen als Kitschobjekte gelten. Ausgehend von der Beobachtung, dass des Öfteren ein weitgehend unreflektierter Zusammenhang zwischen Rekonstruktivismus und einer romantischen Strömung (vgl. Kap. 3.32) beschrieben wird, wird dieser mögliche Zusammenhang maßgeblich anhand Safranskis (2007) „Romantik. Eine deutsche Affäre“ untersucht. Dabei zeigt sich, dass die Epoche der Romantik in ihrem individualistischen und passiven Kern eher der Haltung mancher Rekonstruktionskritikerinnen entspricht, während im späteren Fortleben und der Weiterentwicklung des „romantischen Gedankens“ erhebliche Parallelen zur verschiedenen Aspekten der Rekonstruktionssehnsucht festzustellen sind. Auch die besondere Betonung des „Romantischen“ innerhalb der deutschen Kulturgeschichte findet eine baukulturelle Parallele in der besonders

1<br />

Zusammenfassung<br />

Die Rekonstruktionswelle<br />

Seit den 1980er Jahren entwickelt sich in<br />

Deutschland eine Rekonstruktionswelle,<br />

die vor allem nach der Wiedervereinigung<br />

einen besonderen Aufschwung in Ostdeutschland<br />

genommen hat, aber auch in<br />

der alten Bundesrepublik inzwischen viele<br />

Facetten aufweist. Ein innerer Zusammenhang<br />

besteht sowohl in den gemeinsamen<br />

Rahmenbedingungen als auch in der<br />

Art und Weise, wie die Vorhaben öffentlich<br />

diskutiert werden und sich gegenseitig<br />

und in der Folge sogar die rekonstruktionsskeptische<br />

Denkmalpflege-Profession<br />

beeinflussen. Insgesamt weist die Rekonstruktionswelle<br />

postmoderne Tendenzen<br />

auf. In ihrem Gefolge gehen die Positionsbestimmungen<br />

zum Thema weit auseinander,<br />

ohne dass dadurch eine Versöhnung<br />

von Positionen zu Einzelvorhaben möglich<br />

wäre, die jeweils in Entscheidungsverfahren<br />

vor Ort gefunden werden müssen.<br />

Gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />

und Hintergründe<br />

Der Wunsch nach Rekonstruktion speist<br />

sich aus vielen – teils sehr unterschiedlichen,<br />

teils eng verknüpften – gesellschaftlichen<br />

Tendenzen. Es wurden Erklärungsansätze<br />

aus den Politik-, den Sozial- und<br />

den Kulturwissenschaften zusammengetragen<br />

und zueinander in Beziehung gesetzt.<br />

Es wurde auf diese Weise versucht,<br />

der Vielfalt der Ursachen für ein Engagement<br />

im Rahmen von Wiederaufbauvorhaben<br />

Rechnung zu tragen und möglichst<br />

viele der unterliegenden gesellschaftlichen<br />

Strömungen zu erfassen. Dabei wurden<br />

gesellschaftliche Rahmenbedingungen<br />

und Hintergründe der deutschen Rekonstruktionswelle<br />

erläutert.<br />

Der Denkmalpflege in Wissenschaft und<br />

Praxis sowie dem Wiederaufbau nach dem<br />

Krieg bilden zwar über die Jahrzehnte vielschichtige,<br />

aber dennoch insgesamt mit<br />

der architektonisch-städtebaulichen Moderne<br />

verwandte Denktraditionen, die ihren<br />

Höhepunkt in der Charta von Venedig<br />

haben. Sie bestätigt eine rekonstruktionskritische<br />

Fachposition, die im Kern auf<br />

Dehio zurückgeht und sehr vorsichtig in<br />

der unmittelbaren Nachkriegszeit sowie<br />

intensiver im Rahmen der aktuellen Rekonstruktionswelle<br />

hinterfragt wird (vgl.<br />

Kap. 3.2).<br />

Im Weiteren werden grundsätzliche gesellschaftliche<br />

und sozialpsychologische<br />

Dispositionen (vgl. Kap. 3.3) von in der<br />

Nachmoderne bzw. im Spätkapitalismus<br />

aufgetretenen gesellschaftlichen Wandel<br />

unterschieden (vgl. Kap. 3.4).<br />

Als einer der grundsätzlichen Hintergründe<br />

wird ein spezifisch deutscher Umgang<br />

mit den Themen Kitsch und Nostalgie<br />

(vgl. Kap. 3.31) unterstellt, der auch das<br />

Verhältnis von Original und Fälschung berührt.<br />

Kitsch wird als ein Phänomen begriffen,<br />

das erst mit der Herausbildung des<br />

Bürgertums und noch stärker mit der Konsumgesellschaft<br />

überhaupt eine gesellschaftliche<br />

Wirkung entfalten konnte. Kitschgegenstände<br />

und -kunstwerke werden<br />

mit bereits erlebten Gefühlen verknüpft<br />

und dadurch wiederholbar gemacht. Je<br />

nüchterner und schnelllebiger eine Gesellschaft<br />

wird, desto stärker hat auch Kitsch<br />

Konjunktur: Kitsch erfüllt das Bedürfnis<br />

nach Geborgenheit, er gleicht emotionale<br />

Defizite aus, ermöglicht eine kurzzeitige<br />

Flucht aus der Realität und regt nicht<br />

zu sehr zu Reflexion an. Gerade nostalgische<br />

Kitschgegenstände erfreuen sich großer<br />

Beliebtheit, da ihre Formen bereits<br />

einmal kognitiv verarbeitet wurden und<br />

so der Rezipientenseite eine „Verschnaufpause“<br />

gönnen. In der Architektur werden<br />

für verschiedene Stile und Gebäudearten<br />

Kitschtendenzen ausgemacht. Auch Rekonstruktionen<br />

können unter bestimmten<br />

Umständen als Kitschobjekte gelten.<br />

Ausgehend von der Beobachtung, dass des<br />

Öfteren ein weitgehend unreflektierter Zusammenhang<br />

zwischen Rekonstruktivismus<br />

und einer romantischen Strömung<br />

(vgl. Kap. 3.32) beschrieben wird, wird dieser<br />

mögliche Zusammenhang maßgeblich<br />

anhand Safranskis (2007) „Romantik.<br />

Eine deutsche Affäre“ untersucht. Dabei<br />

zeigt sich, dass die Epoche der Romantik<br />

in ihrem individualistischen und passiven<br />

Kern eher der Haltung mancher Rekonstruktionskritikerinnen<br />

entspricht, während<br />

im späteren Fortleben und der Weiterentwicklung<br />

des „romantischen Gedankens“<br />

erhebliche Parallelen zur verschiedenen<br />

Aspekten der Rekonstruktionssehnsucht<br />

festzustellen sind. Auch die besondere Betonung<br />

des „Romantischen“ innerhalb der<br />

deutschen Kulturgeschichte findet eine<br />

baukulturelle Parallele in der besonders

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