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50 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143 Bezüge zur Rekonstruktionsdebatte 2: Volksreligiosität und Elitenkultur Neben dieser auch mit der eigenen Expertise begründeten kirchlichen Auffassung wurde allerdings auch ausgeführt, dass außerhalb der Kirche eine andere kritische Handhabung existierte. Für das Volk – einschließlich zumindest Teilen der weltlichen Eliten – reichte offenbar häufig der Schein und die im Reliquienkult bezeugte religiöse Anteilnahme aus. Hier manifestiert sich eine Teilung von kirchlicher Lehrmeinung und Volksreligiosität, die eine deutliche Parallele in der Erwartungshaltung von Experten und Laien an Denkmale bzw. Bauwerke – ob „echt“ oder rekonstruiert – haben. In der ebenfalls geschilderten theologischen Umdeutung der Anbetung von Fälschungen ist erkennbar, dass auch damals Teile der Experten darum bemüht waren, die Lehrmeinung mit der populären Auffassung in Einklang zu bringen. Ob bereits damals die Befürchtung eines eigenen Bedeutungsverlusts ein wesentliches Motiv dafür darstellte, wie es für einige Denkmalpfleger festzustellen ist, wäre an dieser Stelle allzu spekulativ. Auch hier ist auf den erheblichen Einfluss der Reformation für den Umgang mit der Volksreligiosität in beiden Konfessionen hinzuweisen. Die katholische Kirche hat über weite Teile eine integrierende Position vertreten und insbesondere den Heiligenkult genutzt, um auf einen Bedarf nach ritueller Spiritualität und religiösen Erklärungen für Alltagserfahrungen zu reagieren. Hingegen verfolgte der Protestantismus einerseits eine „Individualisierung“ des Glaubens, in dem persönliches Bekenntnis und Gottesdienst am Mitmenschen wichtiger wurden, und andererseits eine radikale Begrenzung von Symbolen, Ritualen und „Aberglauben“, um die hieraus resultierende Ausbeutung zu beenden und mit der Rückführung auf urchristliche Werte und Liturgie letztlich eine Elitenkultur einschließlich einer entsprechenden Sozial- und Leistungsethik durchzusetzen. Dabei ging die Reformation – etwa im „Bildersturm“ – häufig spontan und aggressiv vor, so dass es zu einer Verteidigungshaltung der Altgläubigen kam. Während den evangelischen Kirchen im bekräftigten und individualisierten Glauben, vor allem aber in der Ablehnung des Althergebrachten – einschließlich seiner Kulte und Zeichen – zumindest zunächst eine Identifikation der Gläubigen mit der Kirche gelang, fand diese in der katholischen Kirche neben gewissen Reformen durch eine Stilisierung der von den Protestanten abgelehnten Kultformen zu einer katholischen Identität statt. Somit kommt dem Protestantismus innerhalb der Neuzeit eine wesentliche Rolle für die gesellschaftliche Modernisierung zu, wie dies in der Moderne Architektur und Städtebau für sich reklamierten. Die katholische Kirche hingegen erscheint zu diesem Zeitpunkt als konservative Traditionswahrerin. Weitere Hinweise zu Erklärungsansätzen, die sich auf den Widerstreit von Experten und Laien beziehen, finden sich im entsprechenden Abschnitt unten. Sie sind teilweise ebenso auf die Vorstellung einer Volksreligiosität übertragbar. Bezüge zur Rekonstruktionsdebatte 3: Kultformen als Ersatz für Defizite innerhalb von Religion und Gesellschaft Während im Katholizismus ein langsamer Erneuerungsprozess feststellbar ist, in dem der Heiligen- und Reliquienkult zwar identitätsstiftend wirkte, aber einem langfristig rückläufigen Trend unterlag, kommt es im Protestantismus teilweise zu krisenhaften Entwicklungen, in denen auch Rückgriffe auf katholische Religionspraktiken feststellbar sind – etwa bildprächtige Kirchen im Historismus oder Vorstellungen einer evangelischen Heiligenverehrung. Diese erscheinen teilweise auch als Antwort darauf, dass die evangelische Kirche aufgrund ihrer ohnehin stärker säkularen Prägung anfälliger dafür ist, dass sich Gläubige innerhalb eines Prozesses gesellschaftlicher Säkularisierung von ihr abwenden. Zugleich entsteht damit allerdings – in protestantisch geprägten Gesellschaften stärker als in katholischen – eine Lücke hinsichtlich eines Bedürfnisses nach „Religion“ im weitesten Sinne: nach Kultformen, Heilsversprechen, Werten etc. Eine ebensolche Lücke des Urchristentums wurde bereits durch die mittelalterliche Kirche durch die Einführung der Heiligenverehrung mitsamt dem Reliquienkult gefüllt, damals noch gepaart mit einem Bedarf an Erklärungen für weltliche Alltagserfahrungen, der heute durch die Wissenschaft begegnet wird – solange
Gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Hintergründe 51 man hier nicht davon ausgeht, dass auch der „Glaube“ in ihre Erklärungsfähigkeit rückläufig ist. Nachfolgend wurden entsprechende Bedürfnisse ebenfalls durch Rückgriffe auf frühere Formen der Religiosität sowie durch weltlichen Ersatz in Ideologien und Heldenverehrung zu befriedigen versucht. Alle Formen sind bis heute präsent. Während zumeist auf verschiedene Formen der Verehrung von zeitgenössischen „Ersatzheiligen“ aus der Unterhaltungsbranche (vgl. etwa Paech 2006, Harzheim 2009), für eine baukulturelle Teilöffentlichkeit aber z. B. auch von einem „architektonischen Reliquienkult“ (Hollenstein 2009), der sich in der Verehrung bestimmter „Meister“ und ihrer Werke zeige, und der Herausbildung einer Star-Architektur verwiesen wird, erscheint hier vor allem der quasi eklektizistische Rückgriff auf frühere Kultformen bedeutsam. An dieser Stelle soll auch angemerkt werden, dass die für die heutige Zeit in vielen Gesellschaften beschreibbare Lücke insbesondere für die Transformationsstaaten Mittel- und Osteuropas besteht. Zu diesen zählen auch die neuen Bundesländer, da hier einerseits die im Westen über einen längeren Zeitraum gestreckten Modernisierungsprozesse wesentlich komprimierter stattgefunden haben, die sozialistische Ideologie als dominante „Ersatzreligion“ in kurzer Zeit „abhanden“ gekommen ist und die Gesellschaften – vielleicht mit Ausnahme Polens – schließlich als Folge des kommunistischen Einflusses stärker säkularisiert sind. Neben einer durchaus feststellbaren Rückbesinnung auf Religiosität und Spiritualität (wenngleich in pluralistischer, individualisierter Form, die nicht nur in verschiedenen christlichen Glaubensauffassungen, sondern auch im „Import“ anderer Religionen zum Ausdruck kommt) werden innerhalb der Postmoderne verstärkt auch Forderungen nach einem Rückgriff auf frühere Formen von „Ersatzreligion“ erhoben, die nicht nur in einem konservativen Beharren auf die gerade vergangene und entwertete Epoche bestehen. Vielmehr werden im Sinne des Neokonservativismus insbesondere preußische Tugenden als verlorene Werte idealisiert, wie insgesamt das „Preußentum“ zumindest in einem Teil der Gesellschaft zum Vorbild erklärt wird und nationale oder lokalpatri otische Ideologien nach einer Zeit der Tabuisierung im Zuge ihrer nationalsozialistischen Verwendung wieder an Bedeutung gewinnen. Entsprechend sind auch innerhalb der Rekonstruktionsvorhaben eine Vielzahl von Gebäuden zu finden, die sich jeweils auf eine kulturelle oder auch ökonomische Blütephase beziehen, wie diese für die preußischen Gebiete für das 19. Jahrhundert und insbesondere das zweite deutsche Kaiserreich attestiert werden. Deutlich wird hier die Parallelität zum Rückgriff auf die „großen Werke der Vergangenheit“, wie sie innerhalb der nationalen Bewegungen des 19. Jahrhunderts beschrieben wurden, wenngleich sich die heutige „Vergangenheitssehnsucht“ (Assmann 2007) weniger auf bestimmte Geistesgrößen bezieht, als vielmehr auf eine allgemeine Größe abzielt. Entsprechend sind es weniger die Nationaldenkmale, die errichtet werden – wenngleich es auch diese wieder vermehrt gibt, wobei sie allerdings mit einer Vielzahl von Mahnmalen „gegen das Vergessen“ der historischen Abgründe konkurrieren müssen; vielmehr sind es die „unschuldigen“ Bauten und Räume der Vergangenheit, die quasi die Schauplätze der Historie bilden. Sie könnten damit eine ähnlich „greifbare“ Verbindung zur Geschichte und früheren Größe sein, wie die Reliquien die Gläubigen mit den Heiligen und ihren Taten verbanden. Ihnen kommt somit auch jene Vermittlungs- und damit auch Auswahlfunktion zu, die zuvor der Geschichtsschreibung als „Priestertum“ der Nationalgeschichte angesehen wurden. Während sich die Geschichtswissenschaften zunehmend kritisch mit der Vergangenheit auseinandersetzen und immer komplexere Erklärungen bieten, erscheinen die Bauwerke als individuelle Projektionsflächen der jeweiligen persönlichen Vergangenheitssehnsüchte und entsprechen damit auch eher den Vorstellungen einer individualisierten, pluralistischen Gesellschaft. Wie für die Nationaldenkmale dargestellt, können Rekonstruktionen möglicherweise stärker noch als vorhandene Baudenkmale nicht nur der kultischen Vergegenwärtigung der Vergangenheit dienen, weil sie auch Anlass für Feiern und Ähnliches bieten, sondern auch eine – nicht unbedingt restaurative – „Erneuerung [und] Beschwörung der Zukunft“ (Angenendt
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50 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
Bezüge zur Rekonstruktionsdebatte 2:<br />
Volksreligiosität und Elitenkultur<br />
Neben dieser auch mit der eigenen Expertise<br />
begründeten kirchlichen Auffassung<br />
wurde allerdings auch ausgeführt, dass<br />
außerhalb der Kirche eine andere kritische<br />
Handhabung existierte. Für das Volk<br />
– einschließlich zumindest Teilen der weltlichen<br />
Eliten – reichte offenbar häufig der<br />
Schein und die im Reliquienkult bezeugte<br />
religiöse Anteilnahme aus. Hier manifestiert<br />
sich eine Teilung von kirchlicher<br />
Lehrmeinung und Volksreligiosität,<br />
die eine deutliche Parallele in der Erwartungshaltung<br />
von Experten und Laien an<br />
Denkmale bzw. Bauwerke – ob „echt“ oder<br />
rekonstruiert – haben. In der ebenfalls geschilderten<br />
theologischen Umdeutung der<br />
Anbetung von Fälschungen ist erkennbar,<br />
dass auch damals Teile der Experten darum<br />
bemüht waren, die Lehrmeinung mit<br />
der populären Auffassung in Einklang zu<br />
bringen. Ob bereits damals die Befürchtung<br />
eines eigenen Bedeutungsverlusts ein<br />
wesentliches Motiv dafür darstellte, wie es<br />
für einige Denkmalpfleger festzustellen ist,<br />
wäre an dieser Stelle allzu spekulativ.<br />
Auch hier ist auf den erheblichen Einfluss<br />
der Reformation für den Umgang mit der<br />
Volksreligiosität in beiden Konfessionen<br />
hinzuweisen. Die katholische Kirche hat<br />
über weite Teile eine integrierende Position<br />
vertreten und insbesondere den Heiligenkult<br />
genutzt, um auf einen Bedarf nach<br />
ritueller Spiritualität und religiösen Erklärungen<br />
für Alltagserfahrungen zu reagieren.<br />
Hingegen verfolgte der Protestantismus<br />
einerseits eine „Individualisierung“<br />
des Glaubens, in dem persönliches Bekenntnis<br />
und Gottesdienst am Mitmenschen<br />
wichtiger wurden, und andererseits<br />
eine radikale Begrenzung von Symbolen,<br />
Ritualen und „Aberglauben“, um die hieraus<br />
resultierende Ausbeutung zu beenden<br />
und mit der Rückführung auf urchristliche<br />
Werte und Liturgie letztlich eine Elitenkultur<br />
einschließlich einer entsprechenden<br />
Sozial- und Leistungsethik durchzusetzen.<br />
Dabei ging die Reformation – etwa im „Bildersturm“<br />
– häufig spontan und aggressiv<br />
vor, so dass es zu einer Verteidigungshaltung<br />
der Altgläubigen kam. Während<br />
den evangelischen Kirchen im bekräftigten<br />
und individualisierten Glauben, vor allem<br />
aber in der Ablehnung des Althergebrachten<br />
– einschließlich seiner Kulte und<br />
Zeichen – zumindest zunächst eine Identifikation<br />
der Gläubigen mit der Kirche gelang,<br />
fand diese in der katholischen Kirche<br />
neben gewissen Reformen durch eine Stilisierung<br />
der von den Protestanten abgelehnten<br />
Kultformen zu einer katholischen<br />
Identität statt. Somit kommt dem Protestantismus<br />
innerhalb der Neuzeit eine wesentliche<br />
Rolle für die gesellschaftliche<br />
Modernisierung zu, wie dies in der Moderne<br />
Architektur und Städtebau für sich reklamierten.<br />
Die katholische Kirche hingegen<br />
erscheint zu diesem Zeitpunkt als<br />
konservative Traditionswahrerin.<br />
Weitere Hinweise zu Erklärungsansätzen,<br />
die sich auf den Widerstreit von Experten<br />
und Laien beziehen, finden sich im<br />
entsprechenden Abschnitt unten. Sie sind<br />
teilweise ebenso auf die Vorstellung einer<br />
Volksreligiosität übertragbar.<br />
Bezüge zur Rekonstruktionsdebatte 3:<br />
Kultformen als Ersatz für Defizite innerhalb<br />
von Religion und Gesellschaft<br />
Während im Katholizismus ein langsamer<br />
Erneuerungsprozess feststellbar ist,<br />
in dem der Heiligen- und Reliquienkult<br />
zwar identitätsstiftend wirkte, aber einem<br />
langfristig rückläufigen Trend unterlag,<br />
kommt es im Protestantismus teilweise<br />
zu krisenhaften Entwicklungen, in<br />
denen auch Rückgriffe auf katholische Religionspraktiken<br />
feststellbar sind – etwa<br />
bildprächtige Kirchen im Historismus oder<br />
Vorstellungen einer evangelischen Heiligenverehrung.<br />
Diese erscheinen teilweise<br />
auch als Antwort darauf, dass die evangelische<br />
Kirche aufgrund ihrer ohnehin stärker<br />
säkularen Prägung anfälliger dafür ist,<br />
dass sich Gläubige innerhalb eines Prozesses<br />
gesellschaftlicher Säkularisierung von<br />
ihr abwenden. Zugleich entsteht damit allerdings<br />
– in protestantisch geprägten Gesellschaften<br />
stärker als in katholischen –<br />
eine Lücke hinsichtlich eines Bedürfnisses<br />
nach „Religion“ im weitesten Sinne: nach<br />
Kultformen, Heilsversprechen, Werten etc.<br />
Eine ebensolche Lücke des Urchristentums<br />
wurde bereits durch die mittelalterliche<br />
Kirche durch die Einführung der<br />
Heiligenverehrung mitsamt dem Reliquienkult<br />
gefüllt, damals noch gepaart mit<br />
einem Bedarf an Erklärungen für weltliche<br />
Alltagserfahrungen, der heute durch<br />
die Wissenschaft begegnet wird – solange