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38 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />

Deutlicher wird die Unterscheidung von<br />

der Romantik und dem Romantischen in<br />

Safranskis (2007) „Langessay[..]“ (Müller<br />

2007) über „Die Romantik. Eine deutsche<br />

Affäre“. Es ist der viel beachtete<br />

neueste, wenngleich im Wesentlichen<br />

bekanntes zusammentragende (Oschmann<br />

2008: 2) Beitrag zur Bedeutung der<br />

Romantik und des Romantischen in der<br />

deutschen Geistes- und Kulturgeschichte<br />

seit dem 18. Jahrhundert. Darin unterscheidet<br />

er die als kurze, rund dreißig Jahre<br />

andauernde Epoche der Romantik von<br />

dem hiernach fortwirkenden, sich transformierenden<br />

(vgl. Oschmann 2008: 4) romantischen<br />

Gedanken, der zudem häufig<br />

ins Politische mutiert sei und so auch<br />

mitverantwortlich für die deutsche Katastrophe<br />

gemacht werde (Greiner 2007).<br />

In seiner einleitenden, knapp umrissenen<br />

Epochenbeschreibung nennt Safranski<br />

(2007: 11) wesentliche Aspekte der um<br />

1800 entstehenden „romantischen Schule“:<br />

„Vergangenheitssehnsucht, […] Sinn<br />

für das Wunderbare, […] Hinneigung zur<br />

Nacht und zur poetischen Mystik, […] zugleich<br />

gedankenschwer und verspielt“. Es<br />

war eine überaus junge (vgl. Greiner 2007)<br />

Generation, die zwar von den mittlerweile<br />

gealterten Protagonisten des „Sturm<br />

und Drangs“ geprägt wurde, dennoch vom<br />

Selbstgefühl her avantgardistisch eingestellt<br />

war. Diese kurze Epoche ist hier zunächst<br />

nur deshalb von Bedeutung, weil<br />

das „Romantische“ als Geisteshaltung in<br />

dieser Epoche für Safranski (2007: 12) „ihren<br />

vollkommenen Ausdruck gefunden“<br />

hat. Dieser vollkommene Ausdruck besteht<br />

für Safranski insbesondere in einer<br />

nahezu uneingeschränkten Vergeistigung.<br />

Zwar bezeichnet er sie als „Fortsetzung<br />

der Religion mit ästhetischen Mitteln“ (zit.<br />

in Greiner 2007), doch werden diese Mittel<br />

genutzt für „eine Überbietung der Religion<br />

durch die Entfesslung der Einbillichkeit<br />

des Werkes bestehen, vgl. Oschmann<br />

2008: 3). Zum einen wird hiermit<br />

eine aktuelle und damit auch dem heutigen<br />

Zeitgeist gemäße Begriffsbestimmung<br />

gewählt, zum anderen vertritt er wie auch<br />

einige andere (erstmals wohl Lion 1947)<br />

auch die These einer Besonderheit der<br />

deutschen Romantik.<br />

Hoffmeister (1978: 1–4) bietet einleitend<br />

einen knappen Überblick über die wortgeschichtliche<br />

Entwicklung und folgert daraus,<br />

dass zunächst einmal generell der<br />

(literatur-)wissenschaftliche Romantikbegriff<br />

von einem parallel laufenden „volkstümlichen“<br />

zu unterscheiden sei. Der wissenschaftliche<br />

Romantikbegriff hat sich<br />

aus einer französischen (romanz, romanesque<br />

= volkshaft-national) und einer<br />

englischen (romantick = eigenständig,<br />

mittelalterlich-nordische Kunst) Quelle<br />

gespeist, denen die antiklassische Tendenz<br />

gemein ist. Ausgehend von dem<br />

französischen Wortursprung wurde die<br />

Wortgeschichte zunächst in England geprägt,<br />

wo einerseits das Adjektiv gebildet,<br />

andererseits die Bedeutung „vom Romanhaften<br />

zum Naturgefühl“ (Hoffmeister<br />

1978: 4) erweitert wurde und der Begriff<br />

in Antithese zur Klassik gestellt wurde. In<br />

Deutschland wurde der Terminus dann<br />

erstmals auf die Literatur und Kunstkritik<br />

angewendet. Während die Klassizisten<br />

den Begriff negativ besetzten, entstand<br />

im 18. Jahrhundert in England und Frankreich<br />

in Abgrenzung zu „romanesk“ und<br />

in Gleichklang mit „gotisch“ eine positive<br />

Wortbedeutung, die zur Beschreibung<br />

pittoresker Natur- und Landschaftsbilder<br />

verwendet wurde. In dieser auch heute<br />

noch geläufigen Wortverwendung ist<br />

bereits eine Zuschreibung zu Orten und<br />

Räumen gegeben, der auch an dieser Stelle<br />

diskutiert werden soll. Dabei ist allerdings<br />

auffällig, dass zu diesem Zeitpunkt das<br />

„(Wild-)Romantische“ vor allem mit der<br />

Natur und der „außergesellschaftliche[n]<br />

Lebenswelt“ (Schulz 2008: 9) verbunden<br />

war, wenngleich diese schon bald innerhalb<br />

von Parklandschaften kultiviert wurde,<br />

ohne dabei die Beschreibung als „romantisch“<br />

zu verlieren.<br />

Im Weiteren erscheint es wichtig, den Begriff<br />

der Romantik von dem des Romantischen<br />

zu trennen. Schon Ludwig Uhland<br />

schrieb 1807 „Über das Romantische“ und<br />

beschrieb darin unter anderem die Verbreitung<br />

des „romantische[n] Sinn[s] der<br />

gotischen Stämme“, bis hinein in das „romantische<br />

Christentum“ und die „romantische<br />

Liebe“, um schließlich mit einem<br />

Aufruf an die romantische Schwärmerei<br />

zu enden: „Nun so laßt uns Schwärmer<br />

heißen und gläubig eingehn in das große<br />

romantische Wunderreich, wo das Göttliche<br />

in tausend verklärten Gestalten umherwandelt!“

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