PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Grundlagen für eine Qualifizierung der Debatten über „Identität durch Rekonstruktion“<br />
281<br />
• Coselpalais Dresden<br />
• Kirche Loschwitz Dresden<br />
• Kurländer Palais Dresden<br />
• Residenzschloss Dresden<br />
• Semperoper Dresden<br />
• Taschenbergpalais Dresden<br />
• Alte Oper Frankfurt a. M.<br />
• Reitstadel Neumarkt<br />
• Mittelalterliches Badehaus Nürnberg<br />
Auffällig an der Liste ist allerdings, dass es<br />
sich bei den Wiederaufbauvorhaben mit<br />
ruinösen Überresten als Ausgangspunkt<br />
fast ausschließlich um Bauwerke in den<br />
Neuen Bundesländern handelt. Insofern<br />
verstärkt sich hier der „Verdacht“, dass einige<br />
dieser Wiederaufbauvorhaben nur<br />
deshalb der gegenwärtigen Rekonstruktionswelle<br />
zuzuordnen sind, weil sie als<br />
„verspätete“ Durchführungen des Nachkriegswiederaufbaus<br />
zu betrachten sind.<br />
Zudem sind Fälle bekannt, in denen die<br />
Bauwerke weitgehend ungesichert dem<br />
weiteren Verfall ausgesetzt waren und die<br />
Wiederaufbauinitiative zunächst mit einer<br />
Sicherung begann. Da an dieser Stelle<br />
keine als umfassende Reparaturen eingestufte<br />
Vorhaben aufgeführt werden, reduziert<br />
sich die Fallzahl deutlich und weicht<br />
erheblich stärker von der generellen Einschätzung<br />
ab, dass diese Ausgangssituation<br />
insbesondere in ostdeutschen Kleinund<br />
Mittelstädte gegeben ist.<br />
• St-Pauli-Kloster Brandenburg<br />
• Strehlower Dorfkirche Hohenmocker<br />
• Schloss Hundisburg<br />
• Belvedere auf dem Pfingstberg Potsdam<br />
• Ostflügel Schloss Biebrich Wiesbaden<br />
• Reuterhaus Wismar<br />
• Ostflügel Schloss Zerbst<br />
Ruine mit dezidierter Mahnmalfunktion<br />
Wenngleich nicht ausgeschlossen werden<br />
kann, dass unter den vorgenannten Ruinen<br />
vereinzelt auch eine dezidierte Mahnmalfunktion<br />
bestand, weil mit Schrifttafeln<br />
oder Kunstinstallationen jeglicher Art<br />
auf die Zerstörung und ihre Ursachen verwiesen<br />
wurde, so ist eine ausdrückliche<br />
Verwendung als Kriegsdenkmal von den<br />
identifizierten Wiederaufbauvorhaben<br />
seit 1975 lediglich für die Dresdener Frauenkirche<br />
bekannt. Gleichwohl sind andere<br />
Ruinen mit Mahnmalfunktion – insbesondere<br />
solche von Kirchen – in der gesamten<br />
Republik (etwa Nikolaikirche Hamburg,<br />
Aegidienkirche Hannover oder auch<br />
die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin;<br />
vgl. Kress 2009) wie auch im europäischen<br />
Ausland (herausragend hier sicherlich<br />
die St. Michael Cathedral in Coventry)<br />
bekannt. Eine Besonderheit des Dresdner<br />
Beispiels ist wohl, dass die Frauenkirche<br />
diese Funktion für die Bevölkerung bereits<br />
einnahm, bevor sie 1966 auch offiziell<br />
dazu bestimmt wurde.<br />
Inszenierung erhaltener Reste als<br />
„Schmuckstück“<br />
Ebenso sind kaum sonstige Inszenierungsformen<br />
für ruinöse Reste bekannt, die später<br />
zum Gegenstand eines Wiederaufbauvorhabens<br />
wurden, wenngleich auch ein<br />
solcher Umgang mit Ruinen in der Bundesrepublik<br />
wie insbesondere auch im<br />
Ausland durchaus üblich ist (etwa Heidelberger<br />
Schloss, Kolosseum in Rom etc.).<br />
Innerhalb der bekannten Wiederaufbauvorhaben<br />
findet sich lediglich die Alte<br />
Stadtbibliothek Frankfurt a. M., deren Portikus<br />
nach Kriegszerstörung und Trümmerbeseitigung<br />
als Solitär innerhalb einer<br />
Grünanlage stehen blieb. Das Bauwerk<br />
verfügte über eine ausreichende Zeichenhaftigkeit,<br />
um später Teil und Namensgeber<br />
des Veranstaltungsraumes „Portikus“<br />
zu werden. Untergebracht in einem<br />
in den Säulenvorbau gestellten Container,<br />
fand hier bis zum Beginn des Wiederaufbaus<br />
ein Programm statt, dass „international<br />
Aufsehen erregte“ (nrc 2005; vgl. woje/<br />
end 2005).<br />
Integration von Gebäudeteilen in eine Neubebauung<br />
(inkl. Teilrekonstruktionen)<br />
Zählt man das temporäre (wenngleich<br />
über zehn Jahre genutzte) Containerbauwerk<br />
des „Portikus“ mit, so könnte man<br />
das Frankfurter Beispiel auch für die Integration<br />
erhaltener Reste in eine Neubebauung<br />
anführen. Ansonsten sind auch hier<br />
wenige Beispiele bekannt, obwohl auch<br />
hier wieder bundesweit viele Fälle bekannt<br />
sind, wo im Nachkriegswiederaufbau zum<br />
Beispiel steinerne Erdgeschosse mit zeitgenössischen<br />
Bauwerken überbaut wurden