PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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280 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
hafte oder als Zwischenlösung konzipierte<br />
Nutzung und Gestaltung entwickelt. Aus<br />
Sicht vieler Rekonstruktionsbefürworterinnen<br />
ist der Ort dabei trotz verschiedener<br />
Formen der Wiederverwendung eine<br />
„Leerstelle“ in der Stadt geblieben, da mit<br />
der Zerstörung des Bauwerks ein wesentlicher<br />
Sinn verloren gegangen ist. Es stellt<br />
sich somit insgesamt die Frage, ausgehend<br />
von welchen Ausgangssituationen<br />
Wiederaufbauvorhaben eingefordert und<br />
durchgeführt werden und wie diese Situationen<br />
wahrgenommen und bewertet<br />
werden. Hierfür ist zunächst eine Typologisierung<br />
notwendig, welche unterschiedlichen<br />
baulich-räumlichen Situationen als<br />
Ausgangspunkte für Wiederaufbauvorhaben<br />
dienen. In einem zweiten Schritt wird<br />
exemplarisch analysiert, welche Bandbreite<br />
an Wahrnehmungen und Bewertungen<br />
hierzu in den jeweiligen Stadtgesellschaften<br />
bestehen, von welchen Faktoren<br />
diese abhängen und wann Ruinen und<br />
Mahnmale stadtgesellschaftlich akzeptiert<br />
werden bzw. allgemein Wirkung entfalten<br />
können. Mit der Realisierung eines<br />
Wiederaufbauvorhabens werden die Ausgangssituationen<br />
schließlich in der Regel<br />
vollständig überprägt und gehen ihrerseits<br />
verloren. Analog zur potenziell identitätsstiftenden<br />
Wirkung von Wiederaufbauvorhaben<br />
soll daher untersucht werden, welche<br />
Wirkungen vom baulich-räumlichen<br />
Bestand an den potenziellen Standorten<br />
von Wiederaufbauvorhaben ausgehen bzw.<br />
bei einer nachsorgenden Betrachtung ausgingen.<br />
Daher soll schließlich untersucht<br />
werden, in welchem Maße Wiederaufbauprozesse<br />
durch die unterschiedlichen Ausgangssituationen<br />
geprägt sind und welche<br />
Möglichkeiten des Umgangs mit den Vornutzungen<br />
bzw. „Leerstellen“ innerhalb<br />
des Wiederaufbauvorhabens in Vorbereitung,<br />
Durchführung und baulich-räumlichem<br />
Ergebnis bestehen.<br />
7.11 Typologie baulich-räumlicher<br />
Ausgangspunkte für Wiederaufbauvorhaben<br />
Nachfolgend soll eine mögliche Typologie<br />
für die baulich-räumlichen Situationen<br />
beschrieben werden, die an den Orten bestehen,<br />
die früher mit einem Bauwerk bebaut<br />
waren, das zu einem späteren Zeitpunkt<br />
rekonstruiert werden soll. Für die<br />
Typologisierung wurden die innerhalb der<br />
ersten Projektphase identifizierten Wiederaufbauvorhaben<br />
seit 1975 herangezogen.<br />
Allerdings lagen für elf Vorhaben keine<br />
ausreichenden Informationen vor. Da<br />
für diese Beispiele von keinem erheblichen<br />
zusätzlichen Erkenntnisgewinn ausgegangen<br />
wird, wurde auf eine umfangreiche<br />
Nachrecherche verzichtet. Um die<br />
Auswahl zu präzisieren und eine verzerrende<br />
Darstellung zu vermeiden, wird bei<br />
der nachfolgenden Zuordnung der Beispiele<br />
zudem auf diejenigen Wiederaufbauvorhaben<br />
verzichtet, die als „umfassende<br />
Reparatur“ eingeschätzt wurden. An einigen<br />
Stellen werden allerdings ergänzend<br />
Verweise auf den Umgang mit Leerstellen<br />
gegeben, die durch Kriegs- und Nachkriegszerstörung<br />
entstanden sind und die<br />
bislang nicht von Wiederaufbauvorhaben<br />
besetzt wurden.<br />
Belassung und Sicherung als Ruine ohne<br />
besondere Mahnmalfunktion<br />
Wohl die häufigste Ausgangssituation für<br />
Wiederaufbauvorhaben ist das Vorhandensein<br />
einer Ruine bzw. ruinöser Reste<br />
des früheren Bauwerks. An dieser Stelle<br />
soll eine Unterscheidung getroffen<br />
werden zwischen Ruinen, denen explizit<br />
eine Mahnmalfunktion zugewiesen wurde<br />
und der wesentlich größeren Zahl von<br />
Fällen, in denen die Gebäudereste ohne<br />
besondere Mahnmalfunktion in der Regel<br />
mehrere Jahrzehnte stehen blieben. Während<br />
die überwiegende Zahl der Bauwerke<br />
aufgrund ihrer Größe und städtebaulichen<br />
Position im Stadtbild durchaus präsent<br />
blieben sind einzelne Gebäude bekannt,<br />
die – wie etwa für die Jakob-Kemenate in<br />
Braunschweig berichtet – in einem weitgehend<br />
unentdeckten „Dornröschenschlaf“<br />
(www.jakobkemenate.de) verblieben. Die<br />
nachfolgend benannten Gebäude wurden<br />
zudem aufgrund des ihnen auch als Ruine<br />
zugestandenen Denkmalwertes oder weil<br />
eine spätere Rekonstruktion zumindest ab<br />
einem bestimmten Zeitpunkt beabsichtigt<br />
war (etwa Berliner Dom, Residenzschloss<br />
Dresden, Alte Oper Frankfurt) gesichert:<br />
• Berliner Dom<br />
• Neue Synagoge Berlin<br />
• Neues Museum Berlin<br />
• Nikolaikirche Berlin<br />
• Jakob-Kemenate Braunschweig