PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Die aktuelle Fachdebatte – Tendenzen eines inter- und transdisziplinären Diskurses<br />
279<br />
7 Grundlagen für eine Qualifizierung<br />
der Debatten über „Identität durch<br />
Rekonstruktion“<br />
Im Folgenden sollen anlässlich der Ergebnisse<br />
dieser Untersuchung vielversprechende<br />
Ansätze für eine Qualifizierung<br />
der Debatten über Wiederaufbauvorhaben<br />
formuliert werden. Insbesondere wurden<br />
dabei die beiden folgenden Querschnittsthemen,<br />
die sich sowohl aus unterschiedlichen<br />
Fallbeispielen als auch der allgemeinen<br />
teils fachlichen, teils (lokal-)<br />
politischen Auseinandersetzung ableiten<br />
lassen, als fruchtbar erachtet:<br />
• Identitätsstiftende oder stigmatisierende<br />
Rolle von städtischen „Leerstellen“,<br />
Mahnmalen und Ruinen, integrative<br />
Stadtentwicklungsverfahren an symbolischen<br />
Orten<br />
• Zeitgenössische identitätsstiftende<br />
Archi tek tur<br />
Im Hinblick auf die beiden weiteren bislang<br />
in Aussicht genommenen Vertiefungsthemen<br />
wurde in der weiteren<br />
Untersuchung festgestellt, dass der Zusammenhang<br />
von Rekonstruktionsvorhaben<br />
und der Städtebauförderung zwar<br />
besteht, hierbei aber von einem Randproblem<br />
in beiderlei Richtungen auszugehen<br />
ist – einerseits werden Wiederaufbauprojekte<br />
nur sehr eingeschränkt durch die<br />
Städtebauförderung vorangetrieben, andererseits<br />
treten in Sanierungsgebieten<br />
äußerst selten derartige Vorhaben auf. Damit<br />
erschien es sinnvoll, auf eine vertiefte<br />
Auseinandersetzung wegen des begrenzten<br />
Erklärungswerts zu verzichten, zumal<br />
die Zielformulierungen der Städtebauförderungsprogramme<br />
eine Profilierung in<br />
einer Richtung, die Wiederaufbaudebatten<br />
zusätzlich profiliert, kaum auf überkommunaler<br />
Ebene zulassen.<br />
Im Rahmen der Analyse der Fachdebatte<br />
in Kapitel 6 wurde aus verschiedenen<br />
Blickwinkeln auf die Entwicklungstendenzen<br />
in der Denkmalpflege eingegangen.<br />
Dabei wurde deutlich, dass die Debatte<br />
im Hinblick auf Kriterien für die Vertretbarkeit<br />
von Wiederaufbauvorhaben“ mit<br />
dem einfachen Kriteriensatz von Wolf gang<br />
Pehnt eine sehr handhabbare und – in den<br />
Grenzen, die aufgrund der grundsätzlichen<br />
Skepsis gegenüber Wiederaufbauvorhaben<br />
unter Denkmalpflegern geboten<br />
sind – konsensfähige Grundlage geschaffen<br />
wurde. Die Werbung für einen Einsatz<br />
einer umsichtigen Kombination einer<br />
undogmatischen Anwendung der Charta<br />
von Venedig, des Erfahrungsschatzes<br />
der Kritischen Rekonstruktion für größere<br />
städtebauliche Zusammenhänge und der<br />
sehr vorsichtig eingesetzten Kriterien von<br />
Pehnt lassen eine Qualifizierung der Debatten<br />
an Einzelfällen erhoffen. Die Werbung<br />
für eine solche Vorgehensweise benötigt<br />
aber Anwälte, die sie sich zueigen<br />
machen. Aufgrund der unterschiedlichen<br />
organisatorischen Verankerung der Denkmalpflege<br />
ist eine solche Herangehensweise<br />
von ihr nicht zu erwarten. Vielmehr<br />
liegt sie für Baudezernate nahe, die stadtpolitisch<br />
einem brei ten Anspruch städtischer<br />
Ziele verpflichtet sein müssen, aber<br />
dabei auch darauf zu achten haben, dass<br />
ihre eigene Position in der Suche nach integrativen<br />
Entscheidungen im Einzelfall<br />
nicht nachträglich untergraben wird. Der<br />
in Frankfurt a. M. gewählte Weg von Planungswerkstätten<br />
mit breiter Beteiligung<br />
der we sentlichen Vertreter unterschiedlicher<br />
Positionen verspricht hier am ehesten<br />
eine gemeinsame Verpflichtung auf konsensual<br />
erarbeitete Ziele. Nähere Hinweise<br />
zu den Inhalten eines solchen Vorgehens<br />
werden in den nächsten beiden Abschnitten<br />
im Detail erläutert.<br />
7.1 Identitätsstiftende oder<br />
stigmatisierende Rolle von<br />
städtischen „Leerstellen“,<br />
Mahnmalen und Ruinen,<br />
integrative Stadtentwicklungsverfahren<br />
an symbolischen<br />
Orten<br />
Durch die bei zeitgenössischen Wiederaufbauvorhaben<br />
in der Regel lange zurückliegende<br />
Besetzung der Standorte mit den<br />
„ursprünglichen“ Bauwerken hat sich seitdem<br />
an dieser Stelle entweder eine dauer