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262 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />

Auch andere Beiträge beschäftigen sich mit<br />

der von Joachim Fischer prägnant formunomenologisch<br />

bleiben und auch in den<br />

Beiträgen der Referenten selbst nicht fortgeführt<br />

oder in eine Theoriebildung integriert<br />

werden. Der von Abel vorgetragene<br />

Verweis auf rekonstruktive Praxen in<br />

anderen Disziplinen vermag zumindest<br />

für die Architekturdiskussion erhellend<br />

zu wirken. Ebenso fruchtbar könnten die<br />

Hinweise Hasslers zur Diskontinuität allein<br />

schon der denkmalpflegerischen Debatte<br />

um Rekonstruktion in den dreißig<br />

Jahren zwischen Ende des Zweiten Weltkriegs<br />

und dem Denkmalschutzjahr sowie<br />

ihr Verweis auf den Erhalt von traditionellen<br />

handwerklichen Verfahren durch Rekonstruktion<br />

sein.<br />

Deutlich mehr wäre in der Frage der Unterscheidung<br />

„guter“ und „schlechter“ Rekonstruktionen<br />

möglich gewesen, die Petzet<br />

einführt, ohne selbst eine auch nur<br />

subjektiv begründete Grenzziehung leisten<br />

zu können. Der allgemein als vollkommen<br />

unkritisch kommentierte Beitrag von<br />

Hertzig wird dadurch noch zusätzlich zum<br />

Einfallstor aufgewertet, die Tagung insgesamt<br />

auf das Werben für Rekonstruktion<br />

zu begrenzen und die wichtigen Differenzierungen<br />

und Analysen zu unterschlagen.<br />

6.32 Rekonstruktion Dekonstruktion<br />

Konstruktion – Workshop der AG<br />

Architektursoziologie am.<br />

8./9. Mai 2009 in Bamberg<br />

Das bislang zu konstatierende Fehlen<br />

der Wieder-Aufbau-Thematik aus eigenständig<br />

gesellschaftswissenschaftlichen<br />

Diskursen (bei Beteiligung von Gesellschaftswissenschaftlerinnen<br />

und Gesellschaftswissenschaftlern<br />

an den Diskursen<br />

der mit Bauen, Planen und Denkmalpflege<br />

befassten Disziplinen sowie öffentlich geführter<br />

Debatten) wird im Mai 2009 durch<br />

einen zweitägigen Workshop der AG Architektursoziologie<br />

in Bamberg teilweise<br />

aufgehoben. Einschränkend ist allerdings<br />

auch hier auf den Anteil (auch praktizierender)<br />

Architekten innerhalb des Arbeitskreises<br />

und die Ausweitung der Thematik<br />

unter der Überschrift „Rekonstruktion<br />

– Dekonstruktion – Konstruktion“ zu verweisen,<br />

obgleich die Mehrheit der Vorträge<br />

und Wortmeldungen aus soziologischer<br />

Sicht argumentiert und das Phänomen<br />

zeitgenössischer Rekonstruktion deutlich<br />

dominiert. Dies bedeutet andererseits aber<br />

auch nicht, dass die hier wiedergegebenen<br />

Diskurse ohne weiteres anschlussfähig an<br />

die sonstige Debatte sind.<br />

Die Veranstaltung verdeutlicht vor allem<br />

die Vielfalt unterschiedlicher soziologischer<br />

Interpretationsmöglichkeiten der<br />

aktuellen Rekonstruktionsbemühungen,<br />

wenngleich zumindest Prof. Joachim Fischer<br />

in seinem Vortrag eine eigenständige<br />

These formuliert. Viele der an Fallstudien<br />

orientierten Beiträge versuchen zunächst,<br />

einzelne Aspekte des Phänomens zu beschreiben,<br />

während eine Kontextualisierung<br />

innerhalb weiterer gesellschaftlicher<br />

Zusammenhänge nur in einigen Beiträgen<br />

erfolgt. Dabei erscheinen hier zwar insbesondere<br />

die direkt mit Rekonstruktion befassten<br />

Beiträge von Interesse, doch geben<br />

auch solche über Dekonstruktion oder<br />

Konstruktion wertvolle Hinweise. Für Fischer<br />

etwa sind Rekonstruktion und Dekonstruktion<br />

Gleichzeitigkeitsphänomene,<br />

wobei sich Rekonstruktion auf das Ensemble,<br />

Dekonstruktion auf den Solitär beziehe<br />

(Chor und Soli).<br />

Akteure<br />

Ein wesentlicher Aspekt der Phänomenbeschreibung<br />

ist die Darstellung der zumeist<br />

eindeutig in Rekonstruktionsbefürworter<br />

und -gegner unterteilten Akteure<br />

innerhalb der Diskussionen um WAV. Zentral<br />

sind diese Betrachtungen in René Seyfarths<br />

Beitrag, in dem er die an den Diskussionen<br />

Beteiligten in Pragmatiker und<br />

Idealisten unterteilt, wobei er die Befürworter<br />

mehrheitlich den Pragmatikern zuordnet,<br />

da es ihnen nicht um symbolische<br />

Orte, sondern um die immanente Materialisierung<br />

von Symbolen gehe, während<br />

den Gegnern vor allem an „Wahrheit“ gelegen<br />

sei. Beiden Gruppen gehe es dabei primär<br />

um Schönheit und nicht um die Steigerung<br />

des Lebenswerts. Schließlich weist<br />

er noch auf den hohen Anteil Jüngerer unter<br />

den engagierten Rekonstruktionsbefürwortern<br />

hin. Dass sie das Original nie gesehen<br />

haben, ist für ihn ein weiterer Beleg<br />

für die pragmatische Einstellung: Letztlich<br />

gehe es den Protagonisten um die „Machbarkeit<br />

von Welt“, in der die reale Rekonstruktion<br />

eines verlorenen Bauwerks ihnen<br />

als Ersatz für die schwierigere Lösung anderer<br />

gesellschaftlicher Probleme diene.

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