PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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238 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
stellungen) gezwungen war, ihm gegenüber<br />
Zugeständnisse einzuräumen,<br />
die in Folge zu erheblichen Auswirkungen<br />
auf das baulich-räumliche Ergebnis<br />
des Bauwerks an sich und der Frankfurter<br />
Skyline führten. Den fachlichen Akteuren<br />
des Stadtplanungsamtes und des<br />
Landesamts für Denkmalpflege fiel dabei<br />
während des ganzen Prozesses trotz<br />
der Einbringung von Fachargumenten<br />
für eine möglicherweise „gelungenere“<br />
Rekonstruktion eine unglückliche Vermittlerrolle<br />
zu. Sie mussten im Verlauf<br />
des Prozesses eine weniger harte Verhandlungsposition<br />
einnehmen. Zudem<br />
fanden sie innerhalb der Kommunalpolitik<br />
keinen Rückhalt. Schließlich wurde<br />
der angestoßene Wiederaufbauprozess<br />
nach dem Abschluss des städtebaulichen<br />
Vertrags, der nur wenig Bindungskraft<br />
für den Investor beinhaltete, ihm<br />
umgekehrt aber einen vergleichsweise<br />
großen Freiraum bot, in einem eher konventionellen<br />
Bebauungsplanverfahren<br />
zur Neuordnung des Geländes fortgeführt,<br />
das zwar dem Ausgleich zwischen<br />
öffentlichen und privatwirtschaftlichen<br />
Interessen dienen sollte, aber keine<br />
Wendungen oder Konfliktbewältigungslösungen<br />
mehr mit sich brachte. Dieses<br />
eher als „normales Alltagsgeschäft“ der<br />
Lokalpolitik zu bezeichnende planerische<br />
Instrument brachte im Hinblick auf<br />
die eingangs erwähnten zwei Aspekte<br />
keine Innovationen hervor. Bezeichnenderweise<br />
ist die Diskussion um den Wiederaufbau<br />
eine nach außen hin kaum<br />
wahrnehmbare, interne Diskussion geblieben.<br />
Folglich ist das baulich-räumliche<br />
Ergebnis als ein Ergebnis interner<br />
Verhandlungen zu bewerten.<br />
• Das Wiederaufbauvorhaben avancierte<br />
im Verlauf des Prozesses aufgrund<br />
der Synergieeffekte mit dem Projekt „PalaisQuartier“<br />
gleichermaßen zu einem<br />
Prestige- und Erfolgsprojekt des Investorenkonsortiums<br />
wie auch der CDU-<br />
Rathausspitze und den Stadtverordneten<br />
der CDU und wurde als solches<br />
auch so in der Öffentlichkeit proklamiert.<br />
Gleichwohl ist festzustellen, dass<br />
der Preis für die Realisierung als sprichwörtlich<br />
„sehr hoch“ angesehen werden<br />
muss. In diesem Zusammenhang erscheint<br />
es unverständlich, dass von der<br />
vorgenannten Akteursgruppe informelle<br />
städtebauliche Leitbilder wie der Hochhausentwicklungsplan,<br />
die der Steuerung<br />
der vertikalen baulichen Entwicklung<br />
sowie Entwicklung der Frankfurter<br />
Skyline dienen sollen (vgl. Stadt Frankfurt<br />
am Main (2009): Fortschreibung des<br />
Hochhausentwicklungsplans), ebenso<br />
wie die Vorschläge der beteiligten Ämter<br />
und Behörden im Hinblick auf den Umgang<br />
mit dem Gebäude missachtet wurden.<br />
An dieser Stelle ist noch einmal auf<br />
die zentrale Bedeutung des städtebaulichen<br />
Vertrags im Prozess hinzuweisen,<br />
der vom damaligen Planungsdezernenten<br />
ohne die Einbeziehung der Stadtverordnetenversammlung<br />
ausgehandelt<br />
wurde. Da dieser vom Investor während<br />
des gesamten Prozesses als Verhandlungsgrundlage<br />
bei gleichzeitig hohem<br />
Ausnutzungsdruck des Grundstücks herangezogen<br />
wurde, konnten die in ihm<br />
getroffenen Entscheidungen letztlich<br />
im Bebauungsplanverfahren nicht mehr<br />
aufgefangen werden.<br />
• Als letzter Punkt ist in Ergänzung zu den<br />
vorherigen Ausführungen die in der Debatte<br />
vorzufindende unkritische und<br />
unreflektierte Haltung der stadtpolitischen<br />
Vertreter aus dem konservativen<br />
Lager gegenüber dem wahren Wert und<br />
der Bedeutung einer Rekonstruk tion zu<br />
nennen, wie etwa vom Planungsdezernenten<br />
Edwin Schwarz (CDU), der sich,<br />
wie Alexander (2006) kritisch anmerkte,<br />
diese „als denkmalpflegerische Leistung“<br />
zu Gute hält. Diese Denkweise<br />
erlaube „tiefe Einblicke in ein oberflächliches<br />
Verhältnis zur Bauhistorie.“ Alexander<br />
führt weiter an: „Wenn sich das<br />
Verlorene wiedergewinnen lasse, so die<br />
fatale Logik dieser Denkweise, dann sei<br />
die Pflege des Originals nur noch von<br />
untergeordneter Bedeutung“ (ebd.).<br />
Lokale Identifikation<br />
Mit der Wiedererrichtung des Thurnund-Taxis-Palais<br />
hat die Frankfurter Innenstadt<br />
ein weiteres repräsentatives Gebäude<br />
zurück gewonnen, mit der sich die<br />
Frankfurter Stadtgesellschaft identifizieren<br />
kann. So scheint nach Aussagen und<br />
Einschätzungen von verschiedenen Gesprächspartnern<br />
das Gebäude nach seiner<br />
Errichtung und vor seiner Eröffnung<br />
Ende 2009 wahrgenommen zu werden.