PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Fallstudien<br />
231<br />
bedeuten. Bartetzko nahm damit eine<br />
konträre Position zur Denkmalpflege ein<br />
(vgl. dazu Kap. 1.2.). Die Entscheidung<br />
des Landesdenkmalamtes, den Wiederaufbau<br />
der 1950er Jahre als nicht-denkmalwürdig<br />
einzustufen, hatte zur Folge,<br />
dass die Reste des Bauwerks für den Bau<br />
einer Tiefgarage abgetragen und eingelagert<br />
wurden. Sie bedeutete aber auch,<br />
dass Bartetzko nach dieser Entscheidung<br />
einen möglichst exakten Nachbau<br />
des Palais einforderte (u. a. wegen des<br />
Vorhandenseins von originalen Modellen<br />
und Plangrundlagen).<br />
(Angeführte) Argumente gegen einen<br />
Wiederaufbau<br />
Nach der Auswertung der unterschiedlichsten<br />
Quellen (vgl. vorheriger Abschnitt)<br />
ist festzustellen, dass es im Wiederaufbauprozess<br />
ablehnende Positionen und Argumente,<br />
die sich gegen einen Wiederaufbau<br />
wandten, kaum gegeben hat. Dies mag<br />
im Fehlen einer entsprechenden Initiative<br />
von Wiederaufbaugegnern begründet liegen.<br />
Der geplante „Wiederaufbau des ersten<br />
Wiederaufbaus“ wurde hingegen vor<br />
allem von der Denkmalpflege scharf kritisiert<br />
und abgelehnt.<br />
• Die in der Vorphase zum Gutachterverfahren<br />
vom Investor MAB vorgebrachten<br />
Argumente waren eher pragmatischer<br />
Natur: Sie bezogen sich auf technische<br />
Details (die unterhalb des Grundstücks<br />
verlaufenden Kabelstränge) und ökonomische<br />
Gründe, da eine Rekonstruktion<br />
anfangs als „Kostenverursacher“<br />
abgelehnt wurde, die dann aber mit der<br />
Prüfung einer „Rekonstruktionsmachbarkeit“<br />
in der Wettbewerbsphase in generelle<br />
Befürwortung umschlug<br />
• Der Landeskonservator Christoph Mohr<br />
lehnte den Wiederaufbau aufgrund der<br />
fehlenden ruinösen Reste der Originalbausubstanz<br />
am Ort ab. Die materiellen<br />
Authentizität und die historischen Kontinuität<br />
wären bereits beim ersten Wiederaufbau<br />
verloren gegangen und nicht<br />
wiederholbar. Seine Kritik hinsichtlich<br />
des nicht originalgetreu rekonstruierten<br />
Gebäudes belegte er mit den negativen<br />
Begrifflichkeiten wie „Fake“, „Las-Vegas-<br />
Architektur“ und „Ausstellungsarchitektur“.<br />
An die geschichtliche Bedeutung<br />
könne nicht angeknüpft werden, da das<br />
Palais die Geschichte nur zitiere.<br />
• Eine ähnliche Position bezieht die Denkmalpflegerin<br />
Jennifer Verhoeven (2009:<br />
23–30). Übereinstimmend mit Mohr kritisiert<br />
sie das entstehende Gebäude als<br />
„reine Kulissenarchitektur“ ohne Bezüge<br />
zum ursprünglichen historischen<br />
Kontext. Der Bau gebe nur vor, ein historisches<br />
Bauwerk zu sein. Dessen ursprüngliche<br />
Funktion als adeliges barockes<br />
Stadthaus mit den entsprechenden<br />
repräsentativen Räumen könne nicht<br />
wiederhergestellt werden.<br />
Bedeutung von Fachargumenten<br />
Während des Wiederaufbauprozesses haben<br />
hervorgebrachte fachplanerische Ansprüche<br />
und Argumente vor allem im<br />
Rahmen der Gebäudeplanung zum Wiederaufbauvorhaben<br />
eine Rolle gespielt,<br />
hier insbesondere zwischen dem Stadtplanungsamt<br />
und den beteiligten Denkmalpflegern<br />
und Architekten. Die günstige<br />
Verhandlungsposition des Investors<br />
und des von ihm beauftragten Architekturbüros<br />
zwang die beteiligten Ämter immer<br />
wieder zu Zugeständnissen. Darüber<br />
hinaus sind aus der Fachöffentlichkeit heraus<br />
Reaktionen auf die erheblichen Abweichungen<br />
zu der in der Literatur formulierten<br />
Ansprüche an Rekonstruktionen<br />
kaum bekannt. Da diese überwiegend in<br />
der fortgeschrittenen Bauphase erfolgten,<br />
flossen diese in den Argumentationspool<br />
der wenigen Wiederaufbaugegner mit ein,<br />
konnten den Prozess als solches nicht wesentlich<br />
beeinflussen.<br />
Neben der bereits dargestellten fachlichen<br />
Debatte mit der beteiligten Denkmalpflege<br />
kann die Rolle und die unterschiedlichen<br />
fachlichen Ansprüche des Stadtplanungsamtes<br />
sowie der beteiligten Architekten<br />
nicht bis ins Detail beleuchtet werden. Bekannt<br />
ist lediglich eine Kontroverse zwischen<br />
dem Stadtplanungsamt, dem Bauherrn<br />
und den beteiligten Architekten des<br />
Büros KSP um die verschiedenen Auffassungen<br />
zur ursprünglichen stadträumlich-städtebaulichen<br />
Situation, bei der sich<br />
das Stadtplanungsamt nicht durchsetzen<br />
konnte. Während das Stadtplanungsamt<br />
die Auffassung vertrat, die ursprüngliche<br />
Raumstruktur mit Nebenhöfen wiederherzustellen,<br />
sahen die Architekten in dem zu