PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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222 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
schlaglichtartig anhand der vorliegenden<br />
unterschiedlichsten Quellen, wie Presseartikeln<br />
und Wortprotokollen der Stadtverordnetenversammlungen<br />
rekonstruieren.<br />
Einen wichtigen Meilenstein stellte<br />
die in der Stadtverordnetenversammlung<br />
geführte Diskussion um den Satzungsbeschluss<br />
des Bebauungsplans im März 2005<br />
dar, der von den beteiligten Fraktionen<br />
wiederum einstimmig beschlossen wurde<br />
(vgl. Stadt Frankfurt am Main 2003: Wortprotokoll<br />
zur 43. Plenarsitzung der Stadtverordnetenversammlung<br />
am 17.03.2005).<br />
Die Fraktionen der CDU mit Jochen Heumann,<br />
der SPD mit Klaus Oesterling und<br />
der Grünen mit Stefan Majer hoben noch<br />
einmal die mit der Realisierung des Projekts<br />
verbundene Chance zur Stärkung des<br />
innerstädtischen Einzelhandels an der Zeil<br />
als Gegengewicht zur peripheren Entwicklung<br />
hervor. Stefan Majer (Grüne) verdeutlichte<br />
im Rahmen der Diskussion seine Kritik<br />
im Rückblick auf den städtebaulichen<br />
Vertrag und das darauf basierende Bebauungsplanverfahren.<br />
Er gab zu Bedenken,<br />
dass die zu einem sehr frühen Zeitpunkt<br />
getroffenen Festlegungen im Vertrag und<br />
die planungsrechtliche Sicherung der extremen<br />
baulichen Verdichtung zu einem<br />
sehr hohen Ausnutzungsdruck auf den<br />
Grundstücken des gesamten Areals führten,<br />
die in Interessenkonflikte zwischen<br />
den Grundstückseigentümern mündeten.<br />
Dadurch wäre das planungspolitische Ziel<br />
zur Stärkung des Standorts Innenstadt fast<br />
gescheitert. Majer mahnte an, zukünftig<br />
im Vorwege sensibler mit dem Thema der<br />
städtebaulichen Verträge umzugehen. Der<br />
von ihm eingebrachte Ergänzungsantrag<br />
zum Satzungsbeschluss, der das In-Kraft-<br />
Treten des Bebauungsplanes von einer<br />
konsensfähigen Vereinbarung zwischen<br />
den beiden Grundstückseigentümern abhängig<br />
machen sollte, fand die Mehrheit<br />
der vertretenen Fraktionen. In der Debatte<br />
machte Jochen Heumann erneut die Position<br />
der CDU zum Wiederaufbauvorhaben<br />
deutlich, indem er auf die geschichtliche<br />
Bedeutung und Symbolik des Bauwerks<br />
verwies und das große Engagement des<br />
Investors MAB zu einem „originalgetreuen<br />
Wiederaufbau“ hervorhob. Dies würde<br />
auch die vom Investor geforderte Kompensation<br />
in Form von zwei Hochhäusern als<br />
eine „zu schluckende Kröte“ rechtfertigen.<br />
Weiterhin führte Heumann an, dass der<br />
städtebauliche Vertrag vom früheren Planungsdezernenten<br />
Dr. Martin Wenz (SPD)<br />
zu verantworten sei. Nach dem Satzungsbeschluss<br />
beruhigte sich die (lokalpolitische)<br />
Rekonstruktionsdebatte.<br />
Lange blockiert wurde das als eines der<br />
„größten Innenstadtprojekte Deutschlands“<br />
(o. V. 2005: Angekommen im 21. Jahrhundert)<br />
bezeichnete Großprojekt, dessen<br />
endgültige Fertigstellung ursprünglich auf<br />
Ende 2006 datiert war, durch die benachbarte<br />
Frankfurter Rundschau. Das Verlagshaus<br />
stellte für den Investor aufgrund<br />
der hohen finanziellen Forderungen für<br />
ihr Grundstück einen schwierigen Partner<br />
dar und mündete in Rechtsstreitigkeiten<br />
um den Grundstücksverkauf (Lüpke<br />
22.09.2009). Um weitere Verzögerungen bei<br />
dem Großprojekt zu vermeiden, schaltete<br />
sich die Oberbürgermeisterin Petra Roth<br />
ein. Erst nach monatelangen Verhandlungen<br />
um den Grundstückspreis konnte der<br />
Investor MAB Mitte 2005 für geschätzte 45<br />
Millionen Euro das Verlagsgebäude kaufen<br />
(o. V. 2005: Angekommen im 21. Jahrhundert).<br />
Für die Errichtung der Hochhaustürme<br />
hatten zwar Anfang 2005 die Abbrucharbeiten<br />
auf dem Telekomareal begonnen,<br />
die insgesamt sehr späte Übernahme des<br />
benachbarten Verlagsgrundstücks führte<br />
jedoch zu einer weiter veränderten Hochhausstellung<br />
und einem verzögerten Baubeginn<br />
(Lüpke 22.09.2009). Im September<br />
2005 wurde durch die Oberbürgermeisterin<br />
Petra Roth offiziell der Grundstein für<br />
das Projekt gelegt, bei dem sie das Vorhaben<br />
als „Areal des 21. Jahrhunderts“ bezeichnete<br />
(o. V. 2005: Angekommen im 21.<br />
Jahrhundert). Ebenso empfinde sie „Begeisterung<br />
für das Ensemble“. Frankfurt<br />
sei eine lebendige, sich in der Architektur<br />
widerspiegelnde Stadt. „Internationale Architekten<br />
senden hier Signale in den Himmel.“<br />
Da man die Geschichte nicht vergessen<br />
dürfe, freue sie sich besonders über<br />
die Rekonstruktion des Palais (Schulze<br />
2008). Das Verlagsgebäude wurde 2006 abgebrochen<br />
und die Portalbauten des Stadtschlosses<br />
für die spätere Rekonstruktion<br />
zunächst abgetragen und eingelagert, um<br />
das Gelände mit einer Tiefgarage mit ca.<br />
1 400 Stellplätzen und einem Betonsockel<br />
auszustatten (o. V. 2005: Angekommen im<br />
21. Jahrhundert). Auf dem Fassadensockel<br />
begann ab Anfang 2008 die Rekonstruktion<br />
des Schlosses.