PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fallstudien<br />
213<br />
innerhalb der Freien Reichsstadt eine einmalige<br />
und die anderen adeligen Bauten<br />
übertrumpfende Architektur dar. Die gewählte<br />
architektonische Bauform drückte<br />
entsprechend ihren zeitspezifischen<br />
Bedeutungen eine hohe gesellschaftliche<br />
Stellung innerhalb des Adels und eine damit<br />
einhergehende Lebensform aus.<br />
Bis zu seiner fast vollständigen Zerstörung<br />
im Zweiten Weltkrieg erlebte das spätbarocke<br />
Stadtschloss eine wechselvolle Geschichte,<br />
die sich in sehr unterschiedlichen<br />
Nutzungs- und Eigentümerstrukturen<br />
niederschlug. Seine ursprüngliche Funktion<br />
als fürstliche Residenz verlor das<br />
Palais bereits sieben Jahre nach seiner Erbauung.<br />
Mit der Verlegung ihres Familiensitzes<br />
von Frankfurt nach Regensburg<br />
im Jahre 1748 diente es zunächst noch als<br />
Sitz der der Kaiserlich-Thurn-und-Taxisschen<br />
Post sowie als repräsentatives Wohnhaus<br />
befreundeter Adeliger, die vorübergehend<br />
in der bürgerlichen Stadt verweilten<br />
(Verhoeven 2009: 28, Ryssel 1978). Damit<br />
endete die Episode der fürstlichen Hofhaltung,<br />
die im bürgerlich reichsstädtisch<br />
geprägten Frankfurt ohnehin nicht auf<br />
Gegenliebe traf. Nicht nur als Katholiken<br />
und Adelige stieß die fürstliche Familie<br />
auf Ablehnung, sondern vor allem ihre auf<br />
Prachtentfaltung ausgerichteter Lebensstil<br />
wurde von den Bürgern als Provokation<br />
empfunden (vgl. Ryssel 1978).<br />
Von 1816 bis zur Auflösung des Deutschen<br />
Bundes im Jahre 1866 trafen sich im<br />
Schloss die Vertreter der Bundesversammlung,<br />
nachdem Österreich das damals einzige<br />
repräsentative Bauwerk in der Bürgerstadt<br />
gemietet hatte. Das Gebäude trug in<br />
dieser Zeit die Bezeichnung „Bundespalais“.<br />
1875 begann die Familie Thurn und<br />
Taxis, den größten Teil der wertvollen Innenausstattung<br />
(Mobiliar, Kronleuchter,<br />
Gemälde, Ziergitter, Wandvertäfelungen)<br />
in ihre neue Regensburger Residenz gebracht.<br />
1895 verkaufte Fürst Albert I von<br />
Thurn und Taxis das Palais an die Reichspost,<br />
die zur Unterbringung von Büros<br />
und Verwaltungsräume eine Reihe von<br />
Umbauten vornahm. Die zur Zeil liegenden<br />
Gebäude, das hinter ihnen gelegene<br />
Stallgebäude sowie die Reithalle des Palais<br />
wurden abgerissen und an ihrer Stelle die<br />
kaiserliche Hauptpost im Gründerzeitstil<br />
der Neurenaissance errichtet. 1907 erwarb<br />
die Stadt auf Bitten engagierter Bürger und<br />
nach Protesten von Denkmalpflegern das<br />
Gebäude, renovierte es und richtete 1908<br />
ein Völkerkundemuseum ein. Zu Anfang<br />
der 1920er Jahre wurden Festsäle und das<br />
luxuriöse Treppenhaus restauriert bzw.<br />
teilrekonstruiert (Bartetzko 1990).<br />
Zerstörung<br />
Im Zweiten Weltkrieg wurde die barocke<br />
Anlage durch mehrere heftige Bombenangriffe<br />
zwischen 1943 und 1944 größtenteils<br />
zerstört. Bei Kriegsende blieben lediglich<br />
Teile des Portals und der Kopfbauten sowie<br />
die Gartenfront, hinter der die einstmals<br />
barocke Parkanlage lag, als bauliche Reste<br />
stehen. Im Inneren war das Gebäude völlig<br />
ausgebrannt. Das benachbarte Gebäude<br />
des 1890/1891 durch Kaiser Wilhelm II. errichteten<br />
Hauptpostamtes an der Zeil wurde<br />
ebenfalls zerstört. Im Gebäude waren<br />
bis zu seiner Zerstörung Post- und Fernmeldedienste<br />
untergebracht. Kabeltrassen<br />
verliefen unterhalb der zerstörten Gebäudereste<br />
und blieben relativ unversehrt.<br />
Eine seitens der Stadt gewünschte Wiederherstellung<br />
der barocken Anlage wurde<br />
zunächst angestrebt, jedoch zu Gunsten<br />
der Planungen zum Ausbau des innerstädtischen<br />
Poststandorts aus Kostengründen<br />
wieder fallen gelassen (Verhoeven 2009:<br />
24, Oberpostdirektion Frankfurt 1956: 12,<br />
Bartetzko 2004, Alexander 2002).<br />
Frühere Auseinandersetzungen um Erhalt/<br />
Wiederherstellung<br />
Die städtebaulichen Entwicklungen des<br />
zerstörten innerstädtischen Blocks zwischen<br />
den drei Geschäftsstraßen Zeil, der<br />
Großen Eschenheimer Straße und der<br />
Stiftstraße der frühen Nachkriegsjahre<br />
mündeten in einen ersten (Teil)-Wiederaufbau<br />
des Gebäudes, war aber zu keinem<br />
Zeitpunkt von öffentlichen Debatten begleitet,<br />
die sich für einen originalgetreuen<br />
Wiederaufbau eingesetzt hätten.<br />
Der Post- und Fernmeldebetrieb wurde bereits<br />
vor Kriegsende in Kellern, behelfsmäßig<br />
instand gesetzten Gebäuderesten sowie<br />
Notunterkünften wieder aufgenommen.<br />
Die dort untergebrachten Anlagen konnten<br />
den Anstieg des Fernmeldebetriebs jedoch<br />
nicht mehr abdecken. Im Zuge einer<br />
Standortentscheidung wollte die Bundespost<br />
deshalb durch den Ausbau und die