PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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170 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />
van Egeraats wurde dabei von Prof. Pahl,<br />
dem Lehrstuhlinhaber für „Gestalterisches<br />
Entwerfen“ an der Universität Leipzig<br />
vorgeschlagen (Gormsen 10.9.2009).<br />
Die Aufgabe wurde auf die Grundstücke<br />
des ehemaligen Cafés Felsche und den –<br />
nun vollständigen – Standort der ehemaligen<br />
Kirche beschränkt. Zudem wurde das<br />
bestehende Hauptgebäude am Augustusplatz<br />
nur insoweit zur Disposition gestellt,<br />
„als es für den Entwurf an dem Standort<br />
der Paulinerkirche nötig ist“ (Freistaat<br />
Sachsen 2003, zit. in Engmann 2008: 78,<br />
vgl. insg. 77–90) und ansonsten ein Umbau<br />
gefordert – was der schließlich zum Sieger<br />
gekürte Entwurf sehr großzügig als Neubau<br />
auslegte. In der Auslobung wurde ein<br />
breites Spektrum gestalterischer Lösungen<br />
bis hin zur „Orientierung am historischen<br />
Erscheinungsbild“ (Freistaat Sachsen 2003,<br />
zit. in Engmann 2008: 78) ermöglicht, ein<br />
tatsächlich originalgetreuer, freistehender<br />
Wiederaufbau der Kirche allerdings durch<br />
die funktionale Anforderung einer barrierefreien<br />
Vernetzung der Einzelgebäude<br />
in den Obergeschossen ausgeschlossen.<br />
Von den zehn abgegebenen Entwürfen –<br />
der geladene Frank O. Gehry (Los Angeles)<br />
verzichtete – wurden vier zur weiteren<br />
Bearbeitung in einer zweiten Phase ausgewählt,<br />
darunter neben einem grundlegend<br />
überarbeiteten Entwurf von Behet und<br />
Bondzio und dem beinahe ausgeschiedenen<br />
van Egeraat auch Vorschläge von<br />
Hans-Günter Merz (Stuttgart) und Peter<br />
Kulka (Dresden). Ausgeschieden war hingegen<br />
auch der Entwurf von Hand Kollhoff<br />
(Berlin), der eine originalgetreue Rekonstruktion<br />
der Paulinerkirche durch ein<br />
Universitätsgebäude mit historisierender<br />
Fassade und ein 22-geschossiges Hochhaus<br />
auf der Grundfläche des Café Felsche<br />
rahmte. Alle übrigen Entwürfe schlugen<br />
verschiedene zeitgenössische Varianten<br />
mit unterschiedlichen Anleihen der Ursprungsbebauung<br />
vor. Die ausgeschiedenen<br />
Storch, Ehlers und Partner (Hannover)<br />
etwa schnitten in das bestehende Hauptgebäude<br />
eine offene Passage, in denen sie<br />
die Säulen und Gewölbedecke der Paulinerkirche<br />
an ihren Originalstandorten,<br />
aber in moderner Materialität anbringen<br />
wollten. Durch die Überarbeitung näherten<br />
sich die vier Arbeiten weiter der Anmutung<br />
der Paulinerkirche an – Kulka versah<br />
seine zunächst als Flachbau vorgesehehet<br />
und Bondzio in seiner kubischen Form<br />
viele Leipziger an das kurz zuvor gebaute<br />
und zumeist negativ besprochene Museum<br />
der bildenden Künste auf dem<br />
Sachsenplatz erinnert habe (Koch/Koch<br />
2006: 13). Die Drittplatzierten Sprengler<br />
und Wiescholek (Hamburg) hingegen ließen<br />
an der Stelle der Paulinerkirche eine<br />
Leerstelle, die als überdachter Hof ausgebildet<br />
wird. Auf seinem Boden sollte der<br />
Grundriss nachgezeichnet und die transparente<br />
Fassade mit Abbildern des Kircheninnenraums<br />
bedruckt werden, in die<br />
auch erhaltene Originale hätten eingefügt<br />
werden könnten. Drei weitere Arbeiten erhielten<br />
fünfte Preise: Haslob, Kruse und<br />
Partner (Hamburg) schlugen eine Neuorientierung<br />
zur Grimmaischen Straße vor<br />
und schrieben einem zentralen „Universitätsturm“<br />
die Gedenkfunktion für die Paulinerkirche<br />
zu. Sebastian Franzius (Hamburg)<br />
schlug wiederum eine eigenständige<br />
Aula am Standort der Kirche vor, ge stal tete<br />
sie allerdings weitgehend ohne Reminiszenz<br />
an den Vorgängerbau. Helge Bofinger<br />
(Wiesbaden) schließlich orientierte sich in<br />
seinem Entwurf an der Kubatur der Paulinerkirche<br />
einschließlich Spitzdach, gestaltete<br />
aber insbesondere die Fassade eigenständig<br />
und ohne weitere Verweise auf das<br />
1968 zerstörte Gebäude. Kommentatoren<br />
verwiesen insbesondere auf die schwierigen<br />
Rahmenbedingungen und forderten<br />
eine Weiterentwicklung im Disput. „Lassen<br />
Sie uns streiten!“ formulierte etwa der<br />
als Sachpreisrichter an der Entscheidung<br />
beteiligte Oberbürgermeister Wolfgang<br />
Tiefensee.<br />
Wie beschrieben führte der Streit um den<br />
nur mit dem zweiten Preis gewürdigten<br />
Siegerentwurf zu einem zweiten Realisierungswettbewerb<br />
der nach Verhandlungen<br />
zwischen Stadt, Universität und Land<br />
schließlich im August 2003 ausgeschrieben<br />
wurde. Da der Entwurf von Behet und<br />
Bondzio weiterhin als Grundlage dienen<br />
sollte und die rechtliche Grundlage der<br />
Wettbewerbsgrundsätze nicht verlassen<br />
werden sollte, wurde ein in Umfang und<br />
Aufgabe beschränktes Qualifizierungsverfahren<br />
durchgeführt. Neben den fünf prämierten<br />
Büros des Realisierungswettbewerbs<br />
wurden von Freistaat, Universität<br />
und Stadt jeweils zwei weitere Büros ausgewählt,<br />
so dass schließlich elf zur Teilnahme<br />
eingeladen wurden. Die Einladung