PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fallstudien<br />
153<br />
deraufbau von Universitätskirche und<br />
Augusteum in Leipzig“ zurück. Deren<br />
Hauptinitiatoren waren Joachim Busse,<br />
ein pensionierter Studienrat aus Osterode<br />
im Harz, und eine Leipzigerin, die<br />
eine Veröffentlichung Busses zum Thema<br />
aufgegriffen hatte und ein Treffen arrangiert<br />
hatte (Stötzner 28.8.2008). Topfstedt<br />
(2000: 329) geht davon aus, dass die wesentliche<br />
Anregung zu der Initiative von<br />
Gründung des Förderkreises für den Wiederaufbau<br />
der Dresdener Frauenkirche im<br />
Februar 1990 ausging.<br />
Wesentliches Argument war zunächst,<br />
dass in der Paulinerkirche ein „Sinnbild<br />
des inneren, geistigen Widerstands in<br />
Leipzig“ gesehen wurde, wie es ein erster<br />
Rundbrief Busses (1990; zit. in Topfstedt<br />
2000: 329) formuliert:<br />
„Der Wiederaufbau der Kirche wäre nicht<br />
nur die Heilung einer baulichen Wunde im<br />
Stadtkörper, sondern würde dazu beitragen,<br />
den Leipziger Bürgern ein Stück ihrer<br />
angeblich verloren gegangenen Identität<br />
wieder zurückzugewinnen und wäre<br />
‚ein symbolischer Akt des Dankes für Mut<br />
und Beharrlichkeit bei der Durchsetzung<br />
ihrer politischen Forderungen im Herbst<br />
89.‘“ (Topfstedt 2000: 329 mit Verweis auf<br />
Busse 1990)<br />
War Busse (1990) noch bereit „aus praktischen<br />
Gründen“ (Topfstedt 2000: 329)<br />
auch einen anderen Standort zu akzeptieren<br />
– genannt wird der der ehemaligen Johanniskirche<br />
oder das direkt angrenzende<br />
Eckgrundstück von Augustusplatz und<br />
Grimmaischer Straße (ehemals Café Felsche)<br />
–, so stellte für den Verein ab 1992<br />
zunächst die Wiederherstellung der alten<br />
Front zum Augustusplatz einschließlich<br />
des Augusteums die wesentliche Forderung<br />
dar, zumal zu diesem Zeitpunkt<br />
auch der benachbarte „MDR-Würfel“ noch<br />
nicht gebaut war. Das Vorhaben wurde<br />
primär als ein architektonisch-städtebauliches<br />
begriffen, während man sich deutlich<br />
nicht als „Kirchenbauverein“ verstand.<br />
(Stötzner 28.8.2009)<br />
Ein zweiter Anlass ist allerdings auch darin<br />
zu sehen, dass in den 1990er Jahren der<br />
Gebäudebestand des Innenstadtcampus<br />
der Universität mehr und mehr zur Disposition<br />
gestellt wurde. Wenngleich Heymann<br />
(26.8.2008) davon ausgeht, dass die<br />
unzureichende Qualität der Gebäude lan<br />
ge bekannt war, so wurde noch in der Auslobung<br />
des 2001/2002 durchgeführten Realisierungswettbewerbs<br />
von Erhalt und<br />
Sanierung des Universitätshauptgebäudes<br />
ausgegangen. Von erheblicher Bedeutung<br />
dafür, dass der Freistaat Sachsen<br />
letztlich erheblichen Eingriffen in den Bestand<br />
zustimmte, waren die 600-Jahrfeier<br />
der Universität im Jahr 2009 (vgl. Gormsen<br />
10.9.2009), das Bedürfnis der Universität<br />
nach dem Repräsentationsraum einer Aula<br />
(vgl. Häuser 10.9.2009) und auch das Betreiben<br />
des Paulinervereins (vgl. Stötzner<br />
etwa 28.8.2009, Heymann 26.8.2009).<br />
Akteure/Zielgruppen<br />
Als wesentliche Akteure innerhalb der nahezu<br />
zwanzig Jahre andauernden Diskussion<br />
um den Wiederaufbau der Paulinerkirche<br />
und seine konkrete Ausgestaltungen<br />
sollen nachfolgend beschrieben werden<br />
(vgl. ganz überwiegend auch www.paulinum-glaswand.de):<br />
• die Universität Leipzig, zumeist vertreten<br />
durch ihre Rektoren Volker Bigl (1997<br />
bis 2003) sowie Franz Häuser (seit 2003);<br />
als weitere Teile der Alma Mater Lipsiensis<br />
treten insbesondere in der Diskussion<br />
seit 2004 die theologische Fakultät, die<br />
beiden Studierendengemeinden, Kustos<br />
Rudolf Hiller von Gaertringen und Universitätsmusikdirektor<br />
David Timm, seltener<br />
die Studierendenschaft vertreten<br />
durch den StudentInnenRat in Erscheinung;<br />
• der Freistaat Sachsen, insbesondere die<br />
Staatsministerien für Wissenschaft und<br />
Kunst sowie für Finanzen, die Baukommission<br />
sowie der landeseigene Staatsbetrieb<br />
Sächsisches Immobilien- und<br />
Baumanagement als bauausführendes<br />
Unternehmen;<br />
• der Architekt Erick van Egeraat sowie<br />
das Büro behet + bondzio (Münster);<br />
• die Stadt Leipzig, vertreten durch die<br />
Oberbürgermeister sowie Stadtbauräte<br />
sowie die im Stadtrat vertretenen Fraktionen<br />
von SPD, CDU, FDP/Bürgerliste,<br />
Bündnis 90/Die Grünen sowie der DVU;<br />
• die Evangelisch-Lutherische Landeskirche<br />
Sachsen sowie verschiedene kirchliche<br />
Personen, die Katholische Kirche<br />
hingegen nur in anekdotischer Erwähnung.