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144 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />

zicht auf eine deutlichere Korrespondenz<br />

zwischen äußeren Fassaden und innerer<br />

Struktur wie beispielsweise Treppenhäusern<br />

und die Detailausführung der Fassaden<br />

mit heutigen handwerklichen und<br />

baulichen Methoden als Wirkungsschwäche<br />

der gestalterischen Vorgaben aufzufassen<br />

(Kulke 29.08.2009). Lediglich in den<br />

wenigsten Fällen sei die Umsetzung gelungen,<br />

so etwa am Schützhaus mit seinem<br />

Erker, dem Kanzleihaus oder dem British<br />

Hotel. Auch Investoren selbst achten aber<br />

inzwischen auf historische Merkmale.<br />

Aus der Sicht weniger historisierend gesinnter<br />

Architekten und Planer wiederum<br />

wird immer wieder Kritik an der Künstlichkeit<br />

der Anmutung einzelner Gebäude<br />

sowie der nur in der Fassadengliederung,<br />

nicht aber der inneren Aufteilung<br />

bestimmter Quartiere laut. Hier wird insbesondere<br />

das Quartier 1 als verkapptes<br />

Shopping Center gebrandmarkt. Der<br />

ehemalige Baubürgermeister Just hält<br />

den Bereich aufgrund seiner Materialien<br />

(Glasdach) und den Ausblick auf triste<br />

Rückfassaden für „die schlechteste Einkaufspassage“<br />

der Stadt. Weiterhin wird<br />

die Ausdehnung der Hotelnutzung des<br />

Hotel de Saxe über den ganzen Block und<br />

die Privatisierung der Hofbereiche kritisiert.<br />

Durch Auswahl der richtigen Investoren<br />

und eine veränderte Vergabepolitik<br />

solle eine kleinteiligere Bebauungsstruktur<br />

realisiert werden (vgl. Dresdner Neueste<br />

Nachrichten, 24.10.2006).<br />

Damit wird das bisher erreichte Ergebnis<br />

erwartungsgemäß unterschiedlich bewertet.<br />

Angesichts der großen öffentlichen<br />

Aufmerksamkeit und der Detailverliebtheit<br />

der lokalen Diskussionskultur beziehen<br />

sich die unterschiedlichen Positionen<br />

demgemäß auch auf Ansprüche der Akteure<br />

und Beobachter, die an vielen kleinen<br />

Stellen nicht durchgesetzt werden konnten.<br />

Dahinter droht bisweilen, eine echte<br />

städtebauliche Gesamtbewertung aus<br />

dem Blick zu geraten. Hier wurde eingangs<br />

bereits auf die Stadtreparatur- und Vernetzungsfunktion<br />

hingewiesen, die zwar<br />

nicht auf die Rekonstruktion von Leitbauten<br />

angewiesen gewesen wäre. Nichtsdestoweniger<br />

ist diese Strategie durchaus in<br />

der Lage, zumindest eine historische Anmutung<br />

und einen entsprechenden Kontext<br />

für Frauenkirche und Schloss herzu­<br />

stellen, die offenbar für die große Mehrzeit<br />

der Akteure vor Ort eine immense Bedeutung<br />

hat – angesichts der Zerstörungsfolgen<br />

selbst dann verständlich, wenn man<br />

die betreffende Auffassung nicht teilt. Die<br />

offene Situation an der Wilsdruffer Straße<br />

mit einem Planungsleitbild, das eine respektvolle<br />

Verbindung von „Alt und Neu“<br />

fordert, und einem Wiederaufbauplan, das<br />

auf der anderen Seite deren harte Konfrontation<br />

heraufbeschwört, drohen diesen<br />

Stadtreparaturerfolg zu relativieren, wenn<br />

Stadtreparatur nur auf Kosten weiterer<br />

Zerstörung städtebaulicher Zerstörung zu<br />

haben sein sollte und sich damit ihrer eigenen<br />

Legitimation im Sinne des bekannten<br />

Kriteriums namhafter Fachleute wie<br />

Wolfgang Pehnt berauben würde, Wiederaufbaumaßnahmen<br />

seien – neben anderen<br />

Kriterien – höchstens dann vertretbar,<br />

wenn ihr Schauplatz keine gänzlich neue<br />

städtebaulich-architektonische Prägung<br />

durch spätere Epochen erhalten habe.<br />

Entwicklung der politischen Kultur und<br />

des zivilgesellschaftlichen Engagements<br />

Am Neumarkt Dresden hat sich ein intensives<br />

zivilgesellschaftliches Engagement<br />

niedergeschlagen, das den Entwicklungsprozess<br />

aktiv und wachsam begleitet hat.<br />

Die GHND hat sich dabei natürlich lange<br />

nicht in allen Punkten durchgesetzt, aber<br />

dennoch eine sehr stetige Vereinsarbeit<br />

gemacht (Kulke 29.08.2009). Wie immer<br />

man zu den Ergebnissen und den einzelnen<br />

Entscheidungsprozessen steht, lässt<br />

sich doch konstatieren, dass der hohe planerische<br />

Aufwand, die Vielzahl von Diskussionen<br />

und die von der Gesamtstrategie<br />

bis zu den Einzelbauten und Details<br />

geführten Diskussionen in der Stadt in ihrer<br />

Intensität eine Ausnahme sind.<br />

Diese Erfolge schlagen sich auch in Auszeichnungen<br />

nieder, die dem Wiederaufbau<br />

zuteil wurden. So erhielt Dresden<br />

2008 den Europäischen Architekturpreis<br />

der Philippe Rotthier Stiftung in Brüssel<br />

in der Kategorie beste Rekonstruktion eines<br />

Stadtviertels und wurde dabei offenbar<br />

unter 200 Bewerbern einstimmig ausgewählt<br />

(Klemm/Schade 2008). Den Preis<br />

konnte Torsten Kulke von der GHND in<br />

Empfang nehmen. Wenngleich anhand<br />

der in den anderen Kategorien vergebenen<br />

Preise davon ausgegangen werden kann,

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