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142 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />

Es kann davon ausgegangen werden, dass<br />

die relativ große Dichte der wiedererrichteten<br />

hochrangigen Gebäude, der mediale<br />

wie identitätsstiftende Erfolg des Frauenkirchen-Projekts<br />

und die lange, ja seit<br />

dem Zweiten Weltkrieg praktisch nicht<br />

unterbrochene Tradition des Leitbautenansatzes<br />

zu einer gewissen Selbstverständlichkeit<br />

in der Argumentation für<br />

Wiederaufbauprojekte geführt hat, die<br />

anderswo selten ist (aber ebenfalls dann<br />

wahrscheinlicher ist, wenn über Jahrzehnte<br />

eine zwanglose Kontinuität der Debatte<br />

über Wiederaufbauprojekte bestanden<br />

hat). Von Bedeutung sind dabei auch Zwischennutzungen,<br />

die für Ruinen gefunden<br />

wurden und diese vor einem vollständigen<br />

Abriss bewahrt haben.<br />

Verhältnis zu Denkmalschutz, Heimatkunde,<br />

Traditionspflege und politischen Parteien<br />

Die GHND agiert unabhängig von Denkmalschutz<br />

und politischen Parteien. Sie<br />

steht in enger argumentativer Verbindung<br />

zu den Wiederaufbau-Befürwortern der<br />

Frauenkirche. Die immer wieder deutlich<br />

werdende Bezugnahme auf die Bedeutung<br />

des zerstörten Neumarkt-Ensembles und<br />

die dazu herangezogenen kunstgeschichtlichen<br />

Informationen betrachten die weniger<br />

bedeutenden Gebäude und die nach<br />

1800 erfolgten Überprägungen der Struktur<br />

des Bereichs nicht oder bezeichnen<br />

diese als Entstellungen. Ähnlich verhält<br />

sie sich zu den Nachkriegsbauten an der<br />

Wilsdruffer Straße. Daraus wird deutlich,<br />

dass die GHND eine selektive, an einem<br />

bestimmten Bild des glanzvollen Dresdens<br />

in der Barockzeit interessierte Argumentation<br />

pflegt. Sie stellt sich damit eher<br />

in eine heimatkundliche Tradition, als<br />

dass sie sich an den Raum zeitlich umfassend<br />

und reflektierend kunstgeschichtlich<br />

annähern würde.<br />

Verhältnis zu moderner Architektur und<br />

gesellschaftlicher Modernisierung<br />

Obwohl die GHND immer wieder betont,<br />

dass sie nicht grundsätzlich gegen moderne<br />

Architektur ist, stellt sie die Ergebnisse<br />

der Wettbewerbsverfahren immer<br />

wieder in Frage, obwohl diese innerhalb<br />

der Fachwelt als anerkannte Mechanismen<br />

zur Auswahl der geeignetsten Entwurfsalternative<br />

gelten können. Hieraus<br />

werden sowohl die Grenzen von Wettbewerbsverfahren<br />

im Hinblick auf eine Integration<br />

unterschiedlicher Positionen deutlich<br />

als auch die Unfähigkeit der Initiative,<br />

die formale Entscheidungsautonomie der<br />

fachlichen Autoritäten zu erschüttern.<br />

Dies gelingt ihr nur bisweilen nach einer<br />

Entscheidung, so dass sie sich selbst weiterhin<br />

als ausgegrenzt vom eigentlichen<br />

Entscheidungsprozess sieht. In der Position<br />

zur Wiederherstellung eines Zustands<br />

von um 1800 liegt eine Haltung zur gesellschaftlichen<br />

Entwicklung zugrunde, die<br />

sich zwar auf einen kunsthistorisch bedeutungsvollen<br />

Zustand beruft, die allerdings<br />

angesichts der Vielschichtigkeit der<br />

Entwicklung seit damals auch in Dresden<br />

und auch am Neumarkt höchst fragwürdig<br />

erscheint. Die ins Feld geführten Argumente<br />

verfangen nur dann, wenn man den<br />

Schönheitsbegriff der Initiative, der beispielsweise<br />

den Historismus als Entstellungen<br />

des Platzes begreift, als verbindlich<br />

begreift. Dies darf mit guten Gründen abgelehnt<br />

werden. Selbst wenn man nicht so<br />

weit gehen möchte, die maßstäblich problematischen<br />

Produkte der Nachkriegsmoderne<br />

wie den Kulturpalast als integrierbar<br />

und weiterentwicklungsfähig in der<br />

Stadtstruktur anzusehen, lässt sich die Berufung<br />

auf den vergangenen Mythos von<br />

Dresden in unterschiedlichster Hinsicht<br />

als ahistorisch verstehen. Dies haben die<br />

Kritiker des Wiederaufbaus vielfach nachgewiesen.<br />

Nichtsdestoweniger ist der oben<br />

zitierte Hinweis von Jürgen Paul darauf<br />

nachvollziehbar, dass eine kulturphilosophische<br />

Infragestellung der Berechtigung<br />

des Vorgehens am Neumarkt unter starker<br />

Einflussnahme des GHND angewendet<br />

müßig sei.<br />

Milieuzugehörigkeit<br />

Die Mitglieder des GHND gehören unterschiedlichen<br />

Berufsgruppen an. Auffällig<br />

sind die engagierten Personen aus künstlerischen<br />

oder kunstnahen Berufen, die<br />

bestätigen, dass der Verein über ein hohes<br />

Sozialkapital und eine hohe kunsthistorisch-architektonische<br />

Kompetenz verfügt.<br />

Dies drückt sich in der differenzierten Argumentation<br />

in Stellungnahmen usw. immer<br />

wieder aus. Weiterhin ist interessant,<br />

dass etwa ein Drittel der etwa 700 Mitglieder<br />

aus der Bundesrepublik, aber nicht aus<br />

der Region Dresden stammt (www.neu­

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