PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Fallstudien<br />
131<br />
dener Dokumentationen.“ (Landeshauptstadt<br />
Dresden 2002).<br />
Das überarbeitete Planungsleitbild aus<br />
dem Jahr 2008 geht wesentlich sensibler<br />
mit den sich überlagernden Spuren der<br />
baulichen Geschichte um als noch die auf<br />
einer weitgehenden Rekonstruktion des<br />
Stadtgrundrisses aufbauenden Vorstellungen<br />
des Leitbilds aus dem Jahr 1994, das<br />
von einem Abriss der Bauten an der Nordseite<br />
der Wilsdruffer Straße ausgegangen<br />
war, und kann sich dabei auf die geringere<br />
Investitionsdynamik als Anfang der 1990er<br />
Jahre angenommen stützen:<br />
„Vorrangiges Ziel der städtebaulichen Entwicklung<br />
bleibt die ‚Stadtwerdung der Innenstadt‘.<br />
Zur Erreichung dieses Ziels<br />
kann jedoch nicht mehr – wie 1994/1999<br />
angenommen – auf ein erhebliches Neubauvolumen<br />
gesetzt werden. Daher sollen<br />
die Zahl bebaubarer Flächen sowie die<br />
möglichen Dichten und Bauhöhen reduziert<br />
werden. […] Die wiederzugewinnende<br />
Urbanität der Innenstadt muss sich […]<br />
auch aus dem Bestand heraus entwickeln.<br />
Qualitätvolle Bauten aus der Zeit nach<br />
1945 kommt somit ebenso große Bedeutung<br />
zu wie Gebäuden aus der Vorkriegszeit<br />
oder den verbliebenen Elementen des<br />
historischen Stadtgrundrisses.“ (Landeshauptstadt<br />
Dresden 2008: 56)<br />
„Mit dem Ziel der Ablesbarkeit und Schichtung<br />
der Stadtgeschichte ist ein respektvolles<br />
Gegenüber von historischer und historisierender<br />
Bebauung, von ‚Alt und Neu‘<br />
zu gewährleisten. Dies bedingt auch den<br />
Erhalt von Wilsdruffer Straße und Kulturpalast<br />
in ihrer heutigen Dimension<br />
und Form.“ (Landeshauptstadt Dresden<br />
2008: 60)<br />
Insgesamt hat sich damit inzwischen eine<br />
stadtplanerisch-architektonische Fachposition<br />
durchgesetzt, die zwar durch die<br />
Leitbauten stark historisch akzentuiert<br />
wird, aber ein sinnfälliges Nebeneinander<br />
von Alt und Neu postuliert und die Qualität<br />
des öffentlichen Raums in den Mittelpunkt<br />
stellt – dabei aber infolge der ersten<br />
Baumaßnahmen am Südrand des Neumarkts<br />
ein schwieriges Nebeneinander<br />
nicht miteinander verträglicher Strukturen<br />
geerbt hat:<br />
„Dresdens Geschichte stellt den Anspruch,<br />
den außergewöhnlichen historischen Mo<br />
numenten und sorgfältig rekonstruierten<br />
Leitbauten architektonisch anspruchsvolle<br />
Neubauten an die Seite zu stellen, die<br />
kulturell deutlich erkennbar im Heute verankert<br />
sind. […] Für die Wilsdruffer Straße<br />
ergibt sich mit dem langfristigen Erhalt<br />
der Wohnbebauung an der Nordseite eine<br />
Abfolge von verengten und aufgeweiteten<br />
Bereichen […].“ (Landeshauptstadt Dresden<br />
2008: 60f).<br />
Es ist allerdings im Rückblick unklar, wie<br />
weit dieser Sinneswandel tatsächlich ein<br />
Ergebnis der Debatten darstellt und welchen<br />
Einfluss darauf die Entscheidung<br />
der Wohnungsbaugesellschaft WOBA hatte,<br />
die Bauten an der Wilsdruffer Straße<br />
im Jahr 2002 zu sanieren. Interessant im<br />
Zusammenhang mit der Bewertung des<br />
Stadtbilds und des Neumarkts durch die<br />
Dresdener Fachleute dürfte in diesem Zusammenhang<br />
die Position Jürgen Paul<br />
(2007: 3) sein, der sich letztlich durch seine<br />
Wortwahl implizit als einer der anerkanntesten<br />
lokalen Kunsthistoriker auf die Seite<br />
der radikaleren Wiederaufbaubefürworter<br />
stellt: „Letztlich wurde der Abbruch für<br />
unvermeidlich angesehen. Im Jahre 2002<br />
hat dann die Stadt über die WOBA durch<br />
Sanierung der beiden Zeilen die Blockade<br />
aber auf unabsehbare Zeit perpetuiert.“<br />
(Angeführte) Argumente für einen<br />
Wiederaufbau<br />
Die Argumente für einen Wiederaufbau<br />
leiten sich aus einer Kritik an der architektonisch-städtebaulichen<br />
Moderne<br />
ab. Kernargument ist die These, die Gegenwartsarchitektur<br />
habe keine Überzeugungskraft.<br />
Die Moderne habe beim Wiederaufbau<br />
kriegszerstörter Städte in den<br />
meisten Fällen versagt. Ihr sei es nicht gelungen,<br />
Qualitäten eines gewachsenen<br />
Stadtgefüges zurück zu gewinnen. Dabei<br />
sei der menschliche Maßstab verloren gegangen.<br />
Am Dresdener Neumarkt bestehe<br />
die Chance, ein Stück Identität zu gewinnen,<br />
um die viele andere Städte Dresden<br />
beneiden würden. Identität bedeute, die<br />
einzigartige Geschichte des Ortes aufzunehmen<br />
und fortzuschreiben, und das alte<br />
Stadt- und Straßenbild wiederherzustellen<br />
(Donath 2006: 120)<br />
Die GHND als Wortführerin der Wiederaufbau-Befürworter<br />
will die Gestaltung<br />
nicht allein den Stadtplanern überlassen,