PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Fallstudien<br />
129<br />
menten immer wieder auseinanderzusetzen,<br />
während sich etwa die gegnerischen<br />
Positionen von Architekten auf einige wenige<br />
allgemeine Stellungnahmen und wenige<br />
Veranstaltungen wie etwa der der<br />
Sächsischen Akademie beschränkt oder<br />
der Architektenkammer zum Gewandhaus<br />
haben (vgl. www.buergerfraktion-dresden.<br />
de/stadtentwicklung/der-neumarkt/offener-brief.html).<br />
Dadurch ist zwar nicht<br />
die Dominanz der Architektenschaft in<br />
den fachlichen Entscheidungsgremien gebrochen<br />
worden, doch gelang es zumindest,<br />
die Leitbautendiskussion erfolgreich<br />
zu beeinflussen und die Durchsetzbarkeit<br />
moderner Architektur am Neumarkt deutlich<br />
zu erschweren.<br />
Rolle übergeordneter staatlicher Ebenen<br />
Der Einsatz von Städtebaufördermitteln<br />
steht im unmittelbaren Zusammenhang<br />
mit dem angestrebten Wiederaufbau des<br />
Quartiers um den Neumarkt. Bei den öffentlichen<br />
Investitionen geht es jedoch weniger<br />
um die Gewährung von Zuschüssen<br />
für die Wiederherstellung einzelner Gebäude,<br />
zu denen die Rekonstruktionsvorhaben<br />
zumeist privater Bauherren zählen<br />
würden. Vielmehr zielt die Sanierungsstrategie<br />
darauf ab, über öffentliche Investitionen<br />
zunächst die Attraktivität zu steigern,<br />
die private Investitionen nach sich<br />
ziehen soll. Ähnliche Sanierungsstrategien<br />
sind auch aus anderen Sanierungsvorhaben<br />
bekannt. Die Städtebaufördermittel<br />
dienen somit überhaupt als Impulsgeber<br />
und wesentliche Voraussetzung für die<br />
Wiederherstellung des „verlorenen“ Quartiers<br />
und einer Reurbanisierung.<br />
2002 wurde der Neumarkt durch Beschluss<br />
des Stadtrates in das Bund-Länder-Programm<br />
„Städtebauliche Erneuerung“<br />
als Sanierungsgebiet förmlich<br />
festgelegt und im vereinfachten Verfahren<br />
aufgenommen. Damit war die Voraussetzung<br />
für den Einsatz von Städtebaufördermitteln<br />
gegeben. Der Finanzierungsrahmen<br />
für zehn Jahre beträgt 37,5 Millionen<br />
Euro, die jeweils zu einem Drittel durch<br />
den Bund, dem Freistaat Sachsen sowie<br />
die Landeshauptstadt Dresden getragen<br />
werden. Mit rund 17 Millionen Euro entfiel<br />
der Schwerpunkt auf die Ordnungsmaßnahmen<br />
mit der Erneuerung der technischen<br />
Ver- und Entsorgungsstruktur, die<br />
Erneuerung der Straßen, Wege und Plätze<br />
sowie dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur<br />
mit Verkehrsberuhigung. Zu den größten<br />
Projekten zählt der Bau einer zentralen<br />
Tiefgarage mit 396 Stellplätzen unter dem<br />
Neumarkt, der die Situation des ruhenden<br />
Verkehrs verbessert. Bei der Neugestaltung<br />
der öffentlichen Freiräume wurde auf<br />
die Berücksichtigung historischer Raumstrukturen,<br />
Blickbezügen und Elemente in<br />
unmittelbarer räumlicher Nähe zum wieder<br />
aufgebauten Solitär der Frauenkirche<br />
geachtet. Die hochwertige Gestaltung der<br />
öffentlichen Freiräume erfolgte unter Bezugnahme<br />
auf den historischen Kontext.<br />
Auf eine barrierefreie Ausführung mit Zurücknahme<br />
von Höhensprüngen wurde<br />
ebenso Wert gelegt. Der Einsatz der Städtebaufördermittel<br />
(in unbekannter Höhe)<br />
ermöglichte die Sanierung des Landhauses<br />
als Barocker Palaisbau. Anschließend<br />
konnte im Gebäude nach seiner Eröffnung<br />
2005 die Städte Galerie Dresden als öffentliche/kulturelle<br />
Nutzung untergebracht<br />
werden. Bisher ist nichts über den Einsatz<br />
von Städtebaufördermitteln bekannt, die<br />
zur Rekonstruktion der Fassaden von Leitbauten<br />
eingesetzt wurden (Landeshauptstadt<br />
Dresden 2005: o. S).<br />
5.13 Argumente/<br />
Entscheidungsgrundlagen<br />
Architektonische bzw. städtebauliche<br />
Vorschläge zum Umgang mit Ort, Raum und<br />
Bauwerk<br />
Auf die unterschiedlichen Planungsüberlegungen<br />
zum Neumarkt seit der Zerstörung<br />
wurde bereits im Abschnitt „Verlauf“ eingegangen.<br />
Für die weitere Diskussion der<br />
Argumente und die Analyse ihres Einflusses<br />
auf das Planungsgeschehen soll im Folgenden<br />
lediglich nochmals vertiefend und<br />
kommentierend auf die Vorschläge, die<br />
seit dem Planungsleitbild Innenstadt 1994<br />
entstanden sind, eingegangen werden.<br />
Das Planungsleitbild Innenstadt 1994<br />
kann als erste konkretere Festlegung auf<br />
eine Wiederbebauung des Neumarkts angesehen<br />
werden (Paul 2007, Landeshauptstadt<br />
Dresden 2008: 20f). Die dort vom<br />
Beschluss für einen Wiederaufbau der<br />
Frauenkirche und der Erwartung eines hohen<br />
Investi tionsdrucks geprägten Überlegungen<br />
zum Neumarkt sehen zunächst<br />
eine Art kritischer Rekonstruktion vor: