PDF-Download - Newsletter Urbane Transformationen
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Fallstudien<br />
121<br />
werben vertieft. Der 1983er-Wettbewerb<br />
brachte den zwischen 1987 und 1990 realisierten<br />
Hotelkomplex Dresdener Hof (heute<br />
Hilton Hotel) hervor, der in postmoderner<br />
Architektursprache errichtet wurde.<br />
Die städtebauliche Einordnung folgte im<br />
Wesentlichen den historischen Straßenfronten,<br />
griff jedoch die historische Parzellenstruktur<br />
nicht auf. Die vorgesehene<br />
originalgetreue Rekonstruktion des<br />
Ehrlichschen Hauses als Leitbau und der<br />
Vorschlag der Denkmalpflege, die Fassaden<br />
dem Bau anzupassen, wurde aus<br />
Kostengründen verworfen (Schwarzbach<br />
2000: 21, Donath 2006: 109). In den Wettbewerbsergebnissen<br />
von 1989 stand eine<br />
historisierende Wiederherstellung des<br />
Neumarktquartiers auf Grundlage eines<br />
modifizierten Wohnungstypenbaus mit einer<br />
Sonderfassade zur Diskussion, von denen<br />
aber nur einige in unmittelbarer Nähe<br />
zum Hotelkomplex in Plattenbauweise realisiert<br />
wurde. Insgesamt traf die Ausstellung<br />
der Wettbewerbsergebnisse bei der<br />
Dresdener Bevölkerung auf große Resonanz,<br />
da diese darauf abzielten, das Gebiet<br />
in äußerer städtebaulicher Gestalt wiederzuerrichten.<br />
Insbesondere der 3. Preis von<br />
Prof. Wagner mit einem weitgehend historischen<br />
Wiederaufbau und der Integration<br />
von Leitbauten wurde zum Favoriten der<br />
Bevölkerung (Schwarzbach 2000: 21, Kulke<br />
29.08.2009). Im Rückblick wertet Kulke die<br />
breite Zustimmung zu diesem Konzept als<br />
ein Signal für einen sich abzeichnenden<br />
„Stimmungsumschwung“ innerhalb der<br />
Bevölkerung und letztendlich auch als Anzeichen<br />
dafür, dass diese mit ihrer Hoffnung<br />
des Wiederaufbaus des verlorenen<br />
gegangenen Stadtzentrums „endlich Ernst<br />
genommen wurde“ (Kulke 29.08.2009).<br />
Die ambitionierten städtebaulichen Planungen<br />
für das restliche Neumarktareal<br />
wurden in den letzten Jahren vor der politischen<br />
Wende aufgrund der gesamtökonomischen<br />
Situation nicht umgesetzt.<br />
An dieser Stelle soll schlaglichtartig auf<br />
die Wiederaufbaubestrebungen für die<br />
Frauenkirche eingegangen werden, die<br />
sich im Endstadium der DDR in der Stadtgesellschaft<br />
herausbildete und als späterer<br />
Impulsgeber, Motor und Katalysator zur<br />
Bebauung des Stadtquartiers angesehen<br />
werden kann.<br />
Die als Mahnmal gegen den Krieg belassene<br />
Frauenkirchenruine, die für viele<br />
zu diesem Zeitpunkt das Sinnbild für das<br />
untergegangene, alte Dresden darstellte,<br />
entwickelte sich in den 1980er Jahren zu<br />
einem Gedenkort der unabhängigen Friedensbewegung.<br />
Vor dem Mahnmal wurden<br />
ab 1982 Gedenkgottesdienste und<br />
kleinere Demonstrationen abgehalten, zu<br />
denen Dresdener Christen aufgerufen hatten.<br />
Versuche der DDR-Behörden, diese<br />
Treffen zu unterbinden, hatten kaum Erfolg.<br />
Am 19.12.1989 rückten Kirche und<br />
Umfeld in den Blickpunkt der Weltöffentlichkeit,<br />
als Bundeskanzler Helmut Kohl<br />
Dresden besuchte. Bei seiner Rede vor der<br />
Ruine wurde er von etwa 100 000 Menschen<br />
empfangen, die für eine rasche Wiedervereinigung<br />
demonstrierten. Nach<br />
Donath (2006: 112) hatte die Dresdener Bevölkerung<br />
somit auch Anteil an der friedlichen<br />
Revolution in der DDR. Das Ereignis<br />
motivierte den Bundeskanzler, zusammen<br />
mit anderen Persönlichkeiten aus dem Inund<br />
Ausland öffentlich für den Wiederaufbau<br />
der Kirche einzutreten. Für Kohl selber<br />
stand die Kirche symbolisch für das Zusammenwachsen<br />
Deutschlands (Donath<br />
2006: ebd., http://www.frauenkirche-dresden.de/buergerbewegung.html).<br />
Im Herbst<br />
1989 entstand noch kurz vor der Wiedervereinigung<br />
aus einer Bürgerinitiative heraus<br />
die Idee zum rein spendenfinanzierten<br />
Wiederaufbau der Kirche, der ab 1990<br />
durch den Verein „Gesellschaft zur Förderung<br />
des Wiederaufbaus der Frauenkirche<br />
Deutschland e. V.“ weiter initiiert und vorangetrieben<br />
wurde (Donath 2006: 115, vgl.<br />
http://www.frauenkirche-dresden.de/buergerbewegung.html).<br />
Sie mündeten in den<br />
„Ruf aus Dresden“ vom 12.02.1990, den der<br />
Pfarrer Karl-Ludwig Hoch zusammen mit<br />
prominenten Dresdener Bürgern formulierte<br />
und mit ihm als Idee für den Wiederaufbau<br />
und gleichzeitigem Spendenaufruf<br />
in die Öffentlichkeit trat. Der Kunstwissenschaftler<br />
Matthias Donath geht davon<br />
aus, dass mit dem Ruf aus Dresden und<br />
das mit ihm verbundene lang ersehnte<br />
Ziel eines Wiederaufbaus der Frauenkirche<br />
für die Bevölkerung ein hoffnungsvoller<br />
Neubeginn bevorstand. Die Frauenkirche<br />
war Sinnbild für das alte Dresden, das<br />
weder durch die Kriegseinwirkungen noch<br />
durch die Jahre der SED-Herrschaft untergegangen<br />
war. Der Ruf aus Dresden sprach