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120 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />

Innerhalb der DDR-Stadtentwicklung wurde<br />

in den 1980er Jahren der Innenstadt<br />

als Wohnort mehr Gewicht beigemessen.<br />

Die Planungsansätze des Entwurfsseminars<br />

wurden 1983 für die Brachfläche an<br />

der Brühlschen Gasse nördlich der Frauenkirche<br />

und 1989 für das gesamte Quartier<br />

in zwei weiteren Architektenwettbederstand<br />

der SED-Führung konsequent für<br />

die im Krieg beschädigten Baudenkmäler<br />

einsetzte. Ihm gelang die Rettung oder<br />

zumindest die vorläufige Sicherung einiger<br />

wiederaufbaufähiger Ruinen (u. a. Residenzschloss,<br />

Semperoper, Frauenkirche),<br />

indem er sie für neue „gesellschaftliche<br />

Nutzungen“ vorschlug (Kulke 29.08.2009,<br />

Donath 2006: 103). Menting (2009: 24) interpretiert<br />

die Einführung des Prinzips<br />

Leitbau dahingehend, dass sie spätere Planungsstrategien<br />

und auch Kontroversen<br />

der Nachwendezeit (unabhängig von ihren<br />

heutigen baulich-räumlichen Ergebnissen)<br />

maßgeblich beeinflusst hat (vgl. dazu<br />

auch Paul 2008: 6 ff.). Sie verweist auf den<br />

Bedeutungswandel des Begriffs, der sich<br />

angesichts veränderter gesellschaftlicher<br />

und planerischer Verhältnisse verändert<br />

hat. Ursprünglich in einem anderen politischen<br />

System eingeführt, verstand er sich<br />

als Gegenbegriff und Gegenbewegung zur<br />

staatlich verordneten Planung. Nach seiner<br />

allmählichen Etablierung wurde der<br />

Begriff im Kontext der in der Zeit nach<br />

der politischen Wende geführten Wiederaufbaudebatte<br />

nach Menting mehr zu einer<br />

„Legitimierung einer bestimmten Planungsstrategie“<br />

und als „vermeintliches<br />

Qualitätskriterium, mit dem die Wiederbebauung<br />

des historischen Neumarkts gelingen<br />

könnte“ benutzt (Menting 2008: 24).<br />

Ein 1981 durchgeführtes Städtebausymposium<br />

zum „Rekonstruktionsgebiet<br />

Neumarkt“, veranstaltet durch den Bund<br />

der Architekten der DDR, des Stadtrates<br />

und der Technischen Universität Dresden,<br />

führte zu neuen Gestaltungsansätzen<br />

und brachte die Fachdiskussion erneut in<br />

Gang (Wachtel 1982). Begünstigend für einen<br />

Wiederaufbau auf historischem Stadtgrundriss<br />

kam in dieser Phase der Faktor<br />

hinzu, dass die Parteiführung der SED inzwischen<br />

die Bedeutung des lange verpönten<br />

Kulturerbes für die entwickelte „sozialistische<br />

Gesellschaft erkannt hatte<br />

(Donath 2006: 106). Der verloren gegangene<br />

historische Stadtgrundriss wurde nun<br />

als Besonderheit des Ortes hervorgehoben,<br />

die Rekonstruktion von historisch bedeutender<br />

Gebäude und Ensembles und eine<br />

harmonische Einordnung der Neubauten<br />

als Ziel definiert. Die Aufgabenstellung des<br />

Wettbewerbs zum Wiederaufbau des historischen<br />

Stadtzentrums fand in den Beschlüssen<br />

des IX. Parteitages der SED mit<br />

der „[…] Pflege und Wahrung unseres kulturellen<br />

Erbes und für die Entwicklung der<br />

sozialistischen Nationalkultur“ ihre Entsprechung.<br />

Die wiederaufbaufähigen und<br />

bereits teilrekonstruierten Gebäude wurden<br />

nun als „[…] kulturhistorisch wertvolle<br />

Bauten im Zentrum der Stadt Dresden“<br />

erklärt (Bund der Architekten der<br />

DDR 1981: 3). Für den Wiederaufbau wurden<br />

in Erwägung gezogen: Kurländer Palais,<br />

Schloss, Taschenbergpalais, Landtagsgebäude,<br />

Sächsischer Kunstverein aus<br />

Mitteln des Wohnungsbaus. Als weitere<br />

Gebäude sollten einbezogen werden: Nordseite<br />

der Rampischen Straße, Hotel Stadt<br />

Rom, Regimentshaus, British Hotel, Palais<br />

Hoym, Palais de Saxe und Dinglingerhaus.<br />

Die Mehrheit der Wettbewerbsbeiträge<br />

nahm den historischen Stadtgrundriss in<br />

seinen annähernden Proportionen wieder<br />

auf, so auch der Siegerentwurf von Heinz<br />

Schwarzbach, der eine moderne Blockrandbebauung<br />

in industrieller Bauweise<br />

entwarf, in die einzelne zu rekonstruierende<br />

Gebäude eingebettet werden sollten.<br />

Ebenso ging der Entwurf von dem Fernziel<br />

der Wiedererrichtung der Frauenkirche<br />

aus. Als ein weiteres Resultat ging die<br />

aktuell immer noch umstrittene Idee hervor,<br />

am Ort der Hauptwache und des Alten<br />

Gewandhauses einen Neubau zu errichten<br />

(Schwarzbach 2000: 20, Pohlack 2008: 34,<br />

vgl. dazu auch Bund der Architekten der<br />

DDR 1981: 3 f., ebd.: 81). 1982 wurde auf<br />

der Basis der Wettbewerbsergebnisse ein<br />

Acht-Punkte-Leitbild erarbeitet. Schwarzbach<br />

(2000: 20) interpretiert das Leitbild<br />

als die grundlegende Basis für die Prinzipien<br />

des späteren städtebaulich-gestalterischen<br />

Konzeptes, dass Mitte der 1990er<br />

Jahre entwickelt wurde. Unter anderem<br />

wurde in ihm eine kleinteilige Nutzungsmischung,<br />

die Maßstäblichkeit der Gebäude,<br />

die Bedeutung des historischen Stadtgrundrisses,<br />

die Funktion der historisch<br />

bedeutsamen Gebäude im Sinne Nadlers,<br />

die Verwendung von Materialien sowie die<br />

Fassadengestaltung formuliert.

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