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114 Positionen zum Wiederaufbau verlorener Bauten und Räume Forschungen Heft 143<br />

wandelte sich in ein angesehenes Stadtquartier<br />

(Hertzig et al. 2005: 12, Donath<br />

2006: 27 ff., Gesellschaft Historischer Neumarkt<br />

2000: 4).<br />

Im 18. Jahrhundert, unter der Regentschaft<br />

von Friedrich August I. (August der Starke)<br />

sowie seines Sohnes und Nachfolgers<br />

Friedrich August II., erhielt Dresden sein<br />

barockes Antlitz. Dem Aufstieg zur Hauptund<br />

Residenzstadt europäischen Formats<br />

entsprechend sollte die Stadt modernisiert<br />

und ein repräsentatives Aussehen erhalten,<br />

die eine rege Bautätigkeit nach sich zog.<br />

Nach Paul (1997: 14) ist August der Starke<br />

im Geschichtsbewusstsein der Stadt<br />

fast zum Synonym für Dresden geworden.<br />

Als Ausdruck dieser Bestrebungen begannen<br />

1715 Planungen zur Umgestaltung des<br />

Neumarkts. Durch Gebäudeabrisse und<br />

barocke Neubauung sollte der Platz in einen<br />

annähernd regelmäßigen, trapezförmigen<br />

Platz umgeformt werden. Lediglich<br />

zwei Solitäre des letztendlich niemals vollendeten<br />

Umgestaltungskonzeptes wurden<br />

realisiert. Im Jahre 1715 errichtete Johann<br />

Rudolph Fäsch an der Westseite des<br />

Platzes die Hauptwache parallel zum Gewandhaus<br />

als zweigeschossigen Bau. Der<br />

Renaissancebau des kurfürstlichen Stallgebäudes<br />

wurde in zwei Umbauphasen<br />

barockisiert. Fürstenhoff stockte 1722–<br />

1731 das Gebäude um ein Stockwerk auf<br />

und versah es mit einem Walmdach, Dreiecksgiebeln<br />

und einer „Englischen Treppe“.<br />

Der Umbau zur Gemäldegalerie erfolgte<br />

durch Knöffel zwischen 1744 und<br />

1746. Er gliederte das Gebäude durch<br />

Rundbogenfenster, aufgeputzte Spiegelfelder<br />

und Lisenen. Mit dem barocken Neubau<br />

der Frauenkirche als Nachfolgebau<br />

der romanischen Frauenkirche erhielt der<br />

Neumarkt seinen geistigen und städtebaulichen<br />

Mittelpunkt. Der von Ratsbaumeister<br />

Georg Bähr zwischen 1726 und 1743<br />

als monumentaler Zentral- und Kuppelbau<br />

auf einem quadratischen Grundriss<br />

von 45m x 45m errichtete Sakralbau wurde<br />

zum späteren Wahrzeichen und Synonym<br />

des Dresdener Barock. Im Gegensatz zu<br />

den anderen Gebäuden war sie kein Bauvorhaben<br />

des Hofes, sondern der Bürgerschaft,<br />

die ihrem protestantischen Glauben<br />

bildlichen Ausdruck verleihen wollte<br />

(Hertzig et al. 2005: 14 f., Donath 2006: 48 f.,<br />

Stadt Dresden: Neumarkt Dresden – Eine<br />

Ausstellung des Stadtplanungsamtes: o. S.).<br />

Zwar war der steinerne Kuppelbau ein Projekt<br />

der bürgerlichen Stadt, aber vom Hof<br />

gefordert und gefördert (Paul 1997: 15).<br />

Die räumliche Nähe zum Schloss bewirkte<br />

eine enorme Anziehungskraft auf die adlige<br />

Hofgesellschaft aus, das zu diesem Zeitpunkt<br />

ohnehin aber auch schon als bevorzugte<br />

Wohngegend wohlhabender Bürgern<br />

galt. Ein regelrechter Bauboom setzte zu<br />

Beginn des 17. Jahrhunderts am Neumarkt<br />

ein. Er führte zu einer Umgestaltung des<br />

gesamten Stadtviertels und zog die Errichtung<br />

einer großen Anzahl baukünstlerisch<br />

bedeutender Bauten nach sich. Die<br />

bürgerlichen Renaissancebauten des 16.<br />

und 17. Jahrhunderts wurden durch barocke<br />

Wohnhäuser mit aufwendigem Fassadenschmuck<br />

im Barockdekor ersetzt. Als<br />

prägnantes Beispiel hierfür gilt nach Hertzig<br />

(2005: 14) das gesamte Ensemble der<br />

Rampischen Straße. Die typischen barocken<br />

Bürgerhäuser waren Hofhäuser, in<br />

deren Vorderhäusern die herrschaftlichen<br />

Wohnräume untergebracht waren sowie<br />

Seiten- und Hintergebäude, in der die<br />

Wohnungen der Bediensteten lagen. Die<br />

Gebäude umschlossen einen engen Innenhof.<br />

Als vorherrschende Dachform galten<br />

hoch aufragende Mansarddächer. Die<br />

neu errichteten bürgerlichen Bauten standen<br />

unter dem baukünstlerischen Einfluss<br />

höfischer und adliger Architektursprache<br />

mit Architekten wie Pöppelmann, Starcke,<br />

Naumann und Knöffel, aber auch bürgerlichen<br />

Baumeistern wie George Haase, die<br />

diesen Baustil nachahmten. Die schmalen<br />

Häuser auf den mittelalterlichen Parzellen<br />

erhielten barocke Fassaden und gebrochene<br />

Mansarddächer. Inmitten der<br />

bürgerlichen Barockwohnhäuser entstanden<br />

als temporäre Wohnsitze für die höfische<br />

Gesellschaft großzügige Adelspalais,<br />

wie etwa das Kurländer Palais, das<br />

Palais Hoym oder das Taschenbergpalais.<br />

Auf der Grundlage der ersten strengen<br />

Bauordnungen sollte das Quartier im<br />

Sinne des Barocks zu einem einheitlichen<br />

städtebaulichen und architektonischen<br />

Ensemble geformt werden. Sie zielten auf<br />

einheitliche Trauf- und Firsthöhen, Fassadengliederung,<br />

Dachform, Baumaterial<br />

und Farbgebung ab. Darüber hinaus wurden<br />

feuerfeste steinerne Treppen vorgeschrieben.<br />

An markanten Eck- und Kreuzungspunkten<br />

sollte der Fassadenschmuck<br />

akzentuiert werden. Ein ausgewogenes

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