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Volken und die Keller, von 1314 bis 1888 - Gemeinde Volken

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Klima <strong>und</strong> Katastrophen<br />

Die Jahre 1850 sowie 1851/1852 <strong>und</strong> 1854/1855 brachten kalte Frühjahre <strong>und</strong> nasse Hochsommer <strong>und</strong> damit<br />

eine Rezession, <strong>und</strong> <strong>von</strong> 1865 <strong>bis</strong> 1867 gab es nochmals schlechte Ernten mit sinkenden Roherträgen 83 . 1867<br />

suchte eine Cholera-Epidemie Zürich <strong>und</strong> Umgebung heim.<br />

Es kamen auch Naturkatastrophen. So zog am Abend des 21. Juli 1881 ein ungemein heftiges Gewitter über<br />

das Gebiet zwischen Aaretal <strong>und</strong> Kaiserstuhl. In Flaach teilte es sich, der südliche Arm zog über <strong>Volken</strong>, Dorf,<br />

Humlikon gegen Adlikon. Es richtete schreckliche Verheerungen an. Obst- <strong>und</strong> Waldbäume wurden in grosser<br />

Zahl vom Sturme umgeworfen. Was stehen blieb, wurde vom Hagel nahezu vollständig entlaubt, das Getreide<br />

lag entkörnt <strong>und</strong> zerhackt, <strong>die</strong> Reben wurden furchtbar mitgenommen <strong>und</strong> mussten zu einem grossen Teil neu<br />

angepflanzt werden. In <strong>Volken</strong> erlitten 59 Einwohner oder r<strong>und</strong> 1/5 der Volkemer Schäden im Ausmass <strong>von</strong><br />

49’000 Franken. Zehn Jahre später wurden Dorf <strong>und</strong> <strong>Volken</strong> neben anderen <strong>Gemeinde</strong>n wiederum <strong>von</strong> einem<br />

schrecklichen Hagelwetter heimgesucht. In <strong>Volken</strong> erlitten 51 Landbesitzer einen Schaden <strong>von</strong> 45’000 Franken,<br />

der durch Spenden aus dem Kanton in Höhe <strong>von</strong> 9’900 Franken etwas gemildert wurde. Um einen Kaufkraft-Vergleich<br />

zu haben: in seinem letzten Jahr als Posthalter, <strong>1888</strong>, ver<strong>die</strong>nte J.C. <strong>Keller</strong> 280 Franken jährlich.<br />

Der Franzosenkrieg <strong>von</strong> 1870/71 erforderte eine Grenzbesetzung. Die Zeit nach <strong>die</strong>sem Krieg führte 1876 –<br />

<strong>1888</strong> zur „grossen Depression des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts“. 84 Nach 1878 begannen <strong>die</strong> Agrarpreise, <strong>die</strong> seit 1840<br />

kontinuierlich angestiegen waren, langsam zu sinken. Als Folge mehrerer schlechter Wetterlagen <strong>und</strong> der<br />

Verluste durch Schäden (falscher Mehltau, ab 1886 Reblaus) gingen <strong>die</strong> Ernten auf einen Viertel jener Mengen<br />

zurück, <strong>die</strong> in den goldenen Weinjahren <strong>von</strong> 1874 <strong>bis</strong> 1876 erzielt worden waren. Die Liegenschaftenpreise,<br />

welche um <strong>die</strong> Mitte der siebziger Jahre ihren Höhepunkt erreicht hatten, fielen <strong>bis</strong> Mitte der Achtzigerjahre<br />

um einen Drittel <strong>bis</strong> um <strong>die</strong> Hälfte. Viele Bauern konnten ihre Hypothekarschulden, <strong>die</strong> sie vor 1875 in Anbetracht<br />

der guten Ertragslage eingegangen waren, nicht mehr verzinsen.<br />

Auf der Landschaft nahmen <strong>die</strong> Zwangsversteigerungen stark zu: <strong>von</strong> 1879 <strong>bis</strong> 1891 gingen 6 - 8% aller Betriebe<br />

in Konkurs. In den ländlich-bäuerlichen <strong>Gemeinde</strong>n herrschten Zukunftsangst <strong>und</strong> Unzufriedenheit;<br />

angesichts des Aufschwungs der nach 1883 wieder prosperierenden Industrie fühlten sich <strong>die</strong> Bauern benachteiligt.<br />

85 Die landwirtschaftlich geprägten Bezirke Andelfingen etc. erlebten zwischen 1880 <strong>und</strong> <strong>1888</strong> eine Bevölkerungsabnahme,<br />

<strong>die</strong> sich in vielen <strong>Gemeinde</strong>n <strong>bis</strong> ins 20. Jahrh<strong>und</strong>ert fortsetzte. Die Auswanderung nach<br />

Übersee erreichte einen neuen Höhepunkt.<br />

Die politische Entwicklung<br />

Die neue Kantonsverfassung vom 18. April 1869 sah <strong>die</strong> Unentgeltlichkeit des Volksschul-Unterrichts, der<br />

militärischen Ausrüstung (<strong>die</strong> früher selbst gekauft werden musste), eine Progressiv- <strong>und</strong> Erbschaftssteuer <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Gründung der Kantonalbank vor. Die neue Demokratie förderte <strong>die</strong> Integration des gewerblichen Mittelstandes,<br />

der Bauern <strong>und</strong> z.T. auch der Arbeiter in den bürgerlichen Staat. 86 Die Höchstarbeitszeit für Kinder<br />

wurde erstmals festgelegt, <strong>und</strong> zwar 13 St<strong>und</strong>en täglich. Für Erwachsene gab es keine Höchstgrenze. 87<br />

83 Geschichte des Kantons Zürich, Werd-Verlag, Band 3, Seite 147<br />

84 Geschichte des Kantons Zürich, Werd-Verlag, Band 3, Seite 158<br />

85 Geschichte des Kantons Zürich, Werd-Verlag, Band 3, Seiten 207 - 209<br />

86 Geschichte des Kantons Zürich, Werd-Verlag, Band 3, Seite 149<br />

87 dito, Seite144<br />

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