Maddrax Band 1 - Bastei-Verlag

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30.01.2015 Aufrufe

ihn nach unten richtete. Schatten fielen auf das Nest und die fauchenden Biester. Große Schatten. Schatten menschlicher Körper. Smythe hielt die Stablampe mit beiden Händen fest. Seine Unterlippe flatterte wie Stoff im Wind. Seine Knie schlugen aneinander. Es waren keine Menschen! Sie waren so groß wie Menschen, hatten die Gestalt von Menschen und bewegten sich wie Menschen. Aber ihre Gesichter … Es waren keine Menschen. Oder doch Fleckige Gewänder aus grobem Stoff hingen bis über die Knie an ihren mageren Körpern herab. Und diese Gesichter … „Zurück in die Hölle mit euch“, stammelte Smythe. „Zurück in den Alptraum …“ Sie blickten zu ihm herauf. Ihre Gesichter waren wie das des urgeschichtlichen Mannes, dessen mumifizierte Leiche man vor fast zwanzig Jahren im Gletschereis der Ötztaler Alpen gefunden hatte: ledern, zerknautscht, vertrocknet. Und sie hatten die Farbe von schmutzigem Kerzenwachs. Nur für den Bruchteil einer Sekunde blickten sie zu Smythe hinauf. Dann begannen sie mit langstieligen Äxten auf die Biester im Nest einzuschlagen. Drei von ihnen hatten Spieße mit blanken Metallspitzen dabei. Sie stachen in das Nest zu ihren Füßen. Smythe sackte in seinem Sitz zusammen. Auf seinen Netzhäuten brannte das Bild der Mumiengesichter. In seinem Hirn zerplatzte alles, was er bisher für Wirklichkeit gehalten hatte, zu abertausend Lichtsplittern. Unter sich hörte er die schwarzen Tiere fauchen, pfeifen und knurren. Er hörte die dumpfen Schläge der Äxte, hörte Fleisch zerreißen, in das die Speerspitzen eindrangen, und die keuchenden Atemgeräusche der Mumiengesichter. Und dann … Stille. Atemlos lauschte Smythe, ohne einen erneuten Blick hinab zu wagen. Es raschelte und knisterte. Die Mumiengesichter schienen sich im Nest niederzulassen. Kaugeräusche und lautes Schmatzen wurden laut. Schmatzen und Schlürfen. Smythe packte die Lampe fester, hielt sich gleichsam daran fest. Er fühlte seine Beine summen, als hätten sich seine Nerven in Ameisenstraßen verwandelt. Unter ihm lautes Schmatzen und Schlürfen … Auch seine Arme summten und kribbelten, wie sein Gesicht und seine Kopfhaut. Er kicherte. „Was macht ihr bloß da unten …“ Immer lauter kicherte er. „Ihr werdet doch nicht …“ Er stieß ein irres Gelächter aus. Das Geschlürfe und Geschmatze unter ihm verstummte. Irgendwie schaffte er es, die Lampe zu heben. Der Lichtkegel fiel hinunter ins Nest. Die sieben Mumiengesichter erhoben sich eben. Viele leblose Körper lagen nun zwischen den Knochen und Federn. Einige zuckten noch. Andere sahen aus, als wären sie in das Räderwerk einer alten Kornmühle geraten. Die Mumiengesichter sahen zu ihm hinauf. Still und neugierig. Wie zuvor die Biester. Smythe sah ihre blutigen Äxte und Spieße gegen die Felswand lehnen. Und er sah, dass

die Hände der Gestalten nicht mehr die Farbe schmutzigen Wachses hatten. Blutig bis zu den Ellenbogen waren sie. Einer deutete nach oben. Bewegung kam in die sieben menschenähnlichen Gestalten. Sie begannen den eisigen Schacht hinaufzuklettern. Hinauf zu Smythe. „Bleiben … bleiben Sie unten!“, krächzte der Professor. „Ich will nicht, dass Sie … dass Sie …“ Ohne Hektik stiegen sie ihm entgegen. Alle sieben. „Ich bin Professor Dr. Jacob Smythe …“ Er atmete hechelnd. Sein Körper bebte, als würde jeder Atemzug eine unendliche Anstrengung bedeuten. „Ich bin Astrophysiker …“ Er kicherte und hob abwehrend die Linke. Mit der Rechten leuchtete er auf die herankletternden Mumien. Die erste war nur noch eine Körperlänge entfernt. Smythe sah, dass ihr Mund blutverschmiert war. Dahinter blitzten blutige angespitzte Zähne. „… und Spezialist für Kometen. Sie haben doch sicher von ‚Christopher-Floyd‘ gehört …“ Er stieß ein heiseres Gekichere aus. Die Stablampe entglitt seinen feuchten Händen. Es wurde stockdunkel. „Bestimmt haben Sie mich in letzter Zeit häufiger im Fernsehen gesehen!“, rief er glucksend. „Professor Dr. Smythe – der Berater des Präsidenten …“ Sein Schleudersitz wackelte. Er hörte eine Hand über die Sitzverschalung tasten. Und dann berührte jemand sein Bein … ENDE

die Hände der Gestalten nicht mehr die Farbe schmutzigen Wachses hatten. Blutig bis zu<br />

den Ellenbogen waren sie.<br />

Einer deutete nach oben. Bewegung kam in die sieben menschenähnlichen Gestalten.<br />

Sie begannen den eisigen Schacht hinaufzuklettern. Hinauf zu Smythe.<br />

„Bleiben … bleiben Sie unten!“, krächzte der Professor. „Ich will nicht, dass Sie … dass<br />

Sie …“<br />

Ohne Hektik stiegen sie ihm entgegen. Alle sieben.<br />

„Ich bin Professor Dr. Jacob Smythe …“ Er atmete hechelnd. Sein Körper bebte, als<br />

würde jeder Atemzug eine unendliche Anstrengung bedeuten. „Ich bin Astrophysiker …“<br />

Er kicherte und hob abwehrend die Linke. Mit der Rechten leuchtete er auf die herankletternden<br />

Mumien. Die erste war nur noch eine Körperlänge entfernt. Smythe sah, dass<br />

ihr Mund blutverschmiert war. Dahinter blitzten blutige angespitzte Zähne.<br />

„… und Spezialist für Kometen. Sie haben doch sicher von ‚Christopher-Floyd‘ gehört …“<br />

Er stieß ein heiseres Gekichere aus. Die Stablampe entglitt seinen feuchten Händen. Es<br />

wurde stockdunkel.<br />

„Bestimmt haben Sie mich in letzter Zeit häufiger im Fernsehen gesehen!“, rief er glucksend.<br />

„Professor Dr. Smythe – der Berater des Präsidenten …“<br />

Sein Schleudersitz wackelte. Er hörte eine Hand über die Sitzverschalung tasten. Und<br />

dann berührte jemand sein Bein …<br />

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