Maddrax Band 1 - Bastei-Verlag

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30.01.2015 Aufrufe

Sie deutete zur Hütte des Göttersprechers. „Baloor sagt“ – sie zeigte auf Matt – „Maddrax kein Gott. Taratzen hätten gefressen ihn.“ Matthew stieß ein bitteres Lachen aus. Der verdammte Kerl hatte ihn zur Hölle schicken wollen. Und um ein Haar wäre es ihm gelungen. Mit beiden Handflächen schlug er sich auf die Brust. „Ich lebe! Baloor ist von Neid erfüllt! Er will mehr sein als ein Göttersprecher. Er will verehrt sein wie ein Gott! Darum hat er mich Rraar ausgeliefert!“ Er nickte Aruula zu. Und sie übersetzte. Matt war sicher, dass sie das Wesentliche verstanden hatte. Erschrockene Gesichter sah Matt nun um sich. Und je länger Aruula redete, desto finsterer wurde Sorbans Miene. Sie schien ihm die Ereignisse der letzten vier Tage in allen Einzelheiten zu berichten. Vermutlich auch die Rolle, die sein eigener Sohn dabei gespielt hatte. Endlich drehte der struppige Häuptling sich um und winkte Baloor heran. Der näherte sich stolz. Kalt und abweisend war sein bleiches Faltengesicht. Ein paar Schritte vor Matt blieb er stehen. Seine roten Augen sprühten vor Hass, als er auf den blonden Mann herunterblickte. Zischend stieß er ein paar Worte aus. „Alles Lüge, sagt er“, übersetzte Aruula, „und du beweisen, dass du bist Gott.“ Matt nickte langsam. Sie weiß, dass ich ein Mensch bin, dachte er, Sorban und seine Horde wissen es nicht … Plötzlich hatte er das Gefühl, es könnte vorteilhaft sein, nichts daran zu ändern. „Ich gehe in meine Hütte“, sagte er müde. „Wenn die Nacht kommt, wird Maddrax beweisen, dass er ein Gott ist.“ Aruula dolmetschte, Sorban nickte, aufgeregtes Getuschel wurde laut. Matt zog sich auf sein Lager zurück. Gegen Abend schob Aruula den Fellvorhang am Eingang zur Seite. Sie rutschte zu ihm. Mit gekreuzten Beinen blieb sie vor ihm sitzen. Ihre Augen blickten ernst. Fürchtete sie die bevorstehende Entscheidung Matt richtete sich auf und sah sie fragend an. Der größte Unsicherheitsfaktor war sie selbst. Ihr hatte er sich offenbart. Als Mensch und nicht als Gott. „Wirst du zu mir halten“, fragte er leise. Sie tippte sich an die Brust und deutete auf ihn. Dann verschränkte sie die Finger beider Hände ineinander und schüttelte die gefalteten Hände vor der Brust. Matt fasste sie bei den Handgelenken und küsste ihr die Hände. „Danke.“ Aruula entzog sich ihm und huschte aus der Hütte. Und Matt wusste einmal mehr, dass er in dieser rätselhaften fremden Welt einen Menschen getroffen hatte, auf den er sich verlassen konnte. Nach Einbruch der Dunkelheit kroch er aus seiner Hütte. Er nahm eine Signalgranate und die Leuchtpistole mit. Langsam ging er talaufwärts. Alle Mitglieder der Horde traten vor ihre Zelte und sahen ihm nach. Auch der verletzte Sohn des Häuptlings wurde nach draußen getragen. Matt kletterte den Wasserfall hinauf. Oben breitete er die Arme aus und reckte sie gen

Himmel. „Es werde Licht!“ Damit schleuderte er die Signalgranate gegen die vereiste Felswand. Ein grünlicher Lichtblitz schoss über Eisformationen und Wasserfall. Minutenlang glühte das sprühende Licht vor der Wand. Kurz bevor es erlosch, hob Matt die Signalpistole. „… und wenn da draußen irgendjemand ist, der mich aus diesem Alptraum holen kann: Beeilt euch!“ Er hatte es schreien wollen, aber seine Kehle war wie zugeschnürt und so kam nur ein Flüstern über seine Lippen. Ein rotglühender Streifen bohrte sich in den Nachthimmel, beschrieb eine weite Parabel und zerplatzte schließlich in tausend glitzernde Funken. Matt dachte an „Christopher-Floyd“. Trauer und Beklommenheit griffen nach seinem Herz, als er wieder ins Tal hinabstieg. Seine Gefährten fielen ihm ein. Irvin, Hank und Jenny. Wo mochten sie sein Und was war aus Dave McKenzie und Jacob Smythe geworden, den beiden Wissenschaftlern Wenn Sorbans Leute ihn als einen Gesandten Wudans akzeptierten, würde er nach ihnen suchen lassen. Wenn nicht, musste er es allein versuchen. Allein … oder mit Aruula zusammen Im Lager begegneten ihm erschrockene und ehrfürchtige Menschen. Sie fielen vor ihm nieder und verneigten sich wortreich. Matt beendete seine Demonstration mit einer der fünf chemischen Fackeln, die er aus seiner Uniformhose zog. Er hielt den Stab an beiden Enden vor der Brust, wandte sich an den Schamanen und rief ihm zu: „Schau dir das an, Baloor, du Rabenaas!“ Dann bog er den Stab, bis dieser brach und die beiden Chemikalien sich vermischten. Für die Stammesmitglieder musste es aussehen, als käme flüssiges Feuer aus seinen Händen. Ein kollektiver Schrei klang auf. Auch Baloor schien beeindruckt, doch er bellte ein paar gehässig klingende Sätze. Fragend sah Matt nach Aruula. „Böser Zauber!“, dolmetschte sie. „Entscheidet, wer ins Südland euch führt, falscher Gott oder ich, Baloor.“ „Maddrax! Maddrax! Maddrax!“, kam es aus über dreißig Kehlen. Sorban knurrte Baloor an. Er ging zu ihm, griff nach einem Amulett aus getrockneten Kleintieren, das Baloor um den Hals trug, und riss es ihm mit einem Ruck herunter. Dann deutete er mit ausgestrecktem Arm auf die Berggipfel. Die Deutlichkeit der Geste bedurfte keines weiteren Wortes. Im Morgengrauen des nächsten Tages schleppte Baloor sein Bündel und einen Sattel aus dem Lager. Er sattelte seinen Frekkeuscher, band ihm das Gepäck unter den Bauch und kletterte auf das Tier. Sein Lederumhang und die Fransen seiner Lederkappe flatterten im kalten Wind, als er aus dem Tal ritt, ohne sich ein einziges Mal umzuwenden … Schweigend sah ihm die Horde hinterher. Matthew Drax hatte kein gutes Gefühl dabei …

Himmel. „Es werde Licht!“ Damit schleuderte er die Signalgranate gegen die vereiste Felswand.<br />

Ein grünlicher Lichtblitz schoss über Eisformationen und Wasserfall. Minutenlang<br />

glühte das sprühende Licht vor der Wand.<br />

Kurz bevor es erlosch, hob Matt die Signalpistole. „… und wenn da draußen irgendjemand<br />

ist, der mich aus diesem Alptraum holen kann: Beeilt euch!“ Er hatte es schreien wollen,<br />

aber seine Kehle war wie zugeschnürt und so kam nur ein Flüstern über seine Lippen. Ein<br />

rotglühender Streifen bohrte sich in den Nachthimmel, beschrieb eine weite Parabel und<br />

zerplatzte schließlich in tausend glitzernde Funken.<br />

Matt dachte an „Christopher-Floyd“. Trauer und Beklommenheit griffen nach seinem<br />

Herz, als er wieder ins Tal hinabstieg. Seine Gefährten fielen ihm ein. Irvin, Hank und Jenny.<br />

Wo mochten sie sein Und was war aus Dave McKenzie und Jacob Smythe geworden,<br />

den beiden Wissenschaftlern<br />

Wenn Sorbans Leute ihn als einen Gesandten Wudans akzeptierten, würde er nach ihnen<br />

suchen lassen. Wenn nicht, musste er es allein versuchen.<br />

Allein … oder mit Aruula zusammen<br />

Im Lager begegneten ihm erschrockene und ehrfürchtige Menschen. Sie fielen vor ihm<br />

nieder und verneigten sich wortreich. Matt beendete seine Demonstration mit einer der<br />

fünf chemischen Fackeln, die er aus seiner Uniformhose zog. Er hielt den Stab an beiden<br />

Enden vor der Brust, wandte sich an den Schamanen und rief ihm zu: „Schau dir das an,<br />

Baloor, du Rabenaas!“<br />

Dann bog er den Stab, bis dieser brach und die beiden Chemikalien sich vermischten. Für<br />

die Stammesmitglieder musste es aussehen, als käme flüssiges Feuer aus seinen Händen.<br />

Ein kollektiver Schrei klang auf.<br />

Auch Baloor schien beeindruckt, doch er bellte ein paar gehässig klingende Sätze. Fragend<br />

sah Matt nach Aruula.<br />

„Böser Zauber!“, dolmetschte sie. „Entscheidet, wer ins Südland euch führt, falscher<br />

Gott oder ich, Baloor.“<br />

„<strong>Maddrax</strong>! <strong>Maddrax</strong>! <strong>Maddrax</strong>!“, kam es aus über dreißig Kehlen.<br />

Sorban knurrte Baloor an. Er ging zu ihm, griff nach einem Amulett aus getrockneten<br />

Kleintieren, das Baloor um den Hals trug, und riss es ihm mit einem Ruck herunter. Dann<br />

deutete er mit ausgestrecktem Arm auf die Berggipfel.<br />

Die Deutlichkeit der Geste bedurfte keines weiteren Wortes.<br />

Im Morgengrauen des nächsten Tages schleppte Baloor sein Bündel und einen Sattel aus<br />

dem Lager. Er sattelte seinen Frekkeuscher, band ihm das Gepäck unter den Bauch und<br />

kletterte auf das Tier. Sein Lederumhang und die Fransen seiner Lederkappe flatterten im<br />

kalten Wind, als er aus dem Tal ritt, ohne sich ein einziges Mal umzuwenden …<br />

Schweigend sah ihm die Horde hinterher. Matthew Drax hatte kein gutes Gefühl dabei …

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