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Aruula winkelte die Arme an, zog die Ellenbogen hoch und stieß sie mit aller Kraft nach<br />
unten in Radaans Brustkorb. Er stöhnte laut auf; die Klammer um ihren Hals lockerte sich.<br />
Aruula packte seinen Arm und schlug ihre Zähne in seine Hand, so fest, bis sie Blut<br />
schmeckte. Endlich ließ er los. Sie sprang auf, griff hinter sich und riss ihr Schwert aus<br />
der Scheide.<br />
Mit beiden Händen umklammerte sie den Knauf. Drohend richtete sie die Spitze der<br />
Klinge auf die Kehle des im Schnee liegenden Radaan. „Ich weiß nicht, was du und Baloor<br />
vorhabt!“, fauchte sie. „Aber ich werde nicht zulassen, dass ihr <strong>Maddrax</strong> schadet!“<br />
Ungläubig starrte Radaan sie an. Die Handflächen in den Schnee gestützt, schob er sich<br />
vorsichtig aus der Reichweite von Aruulas Schwert. „Er ist kein Gott, Aruula, er hat uns<br />
betrogen …“<br />
„Er hat nie behauptet, ein Gott zu sein. Baloor hat das gesagt.“ Aruula fixierte ihn. „Wo<br />
bringt Baloor ihn hin“<br />
„Er hat uns betrogen …“ Radaan rappelte sich auf und klopfte sich den Schnee aus dem<br />
Fell. „Er ist ein Fremder und du hast gehört, dass er nicht allein gekommen ist.“ Er schien<br />
ihr überhaupt nicht zugehört zu haben. „Sie wollen uns vernichten …“ Breitbeinig und mit<br />
lauernd nach vorn gebeugtem Oberkörper stand er da. Schnee hing in seinen schwarzen<br />
Locken. Seine dunklen Augen flackerten unruhig. In kurzen Abständen schoss der Dampf<br />
seines Atems aus seinem Mund.<br />
„Du redest wie ein Kind, Radaan“, sagte Aruula kühl. „Sage mir, wo Baloor ihn hinbringt.“<br />
„Zu seinem Feuervogel.“<br />
Aruula wusste, dass er log. Und sie spürte es. Wieder huschten Taratzen vor ihrem inneren<br />
Auge vorbei. Fahrige Bilder aus Radaans Geist. Sollte der Göttersprecher <strong>Maddrax</strong><br />
tatsächlich den Taratzen ausliefern wollen<br />
„Lüg mich nicht an, Radaan“, fauchte sie. „Ich kenne den Weg zur Absturzstelle des<br />
Feuervogels. Dieser hier ist es nicht!“ Sie spähte zu ihrem Frekkeuscher. Das Tier hatte<br />
sich oben auf dem Gletscherkamm niedergelassen. Neugierig äugte es zu ihr hinunter. „Ich<br />
reite jetzt weiter. Verstanden“<br />
Sie nahm eine Hand vom Schwertknauf, steckte Daumen und Zeigefinger in den Mund<br />
und pfiff. Der Frekkeuscher setzte in weiten Sprüngen den Gletscher herunter.<br />
„Er hat dich verführt.“ Radaans Augen wurden schmal. „Und du hast dich ihm hingegeben!“<br />
Blitzschnell zog er sein Schwert. „Du … du Vielweib!“ Hass und Bitterkeit verzerrten<br />
sein junges Gesicht zu einer bösen Grimasse.<br />
„Kein Wort mehr, Radaan!“, rief Aruula. Ein Stück hinter ihr wirbelte eine Schneewolke<br />
auf. Ihr Frekkeuscher schlug mit den Flügeln und wiegte den grünen Schädel hin und her.<br />
„Ein Dämon redet dir ein, was du da von dir gibst!“ Die Schwertspitze drohend gegen den<br />
jungen Burschen erhoben, wich sie Schritt für Schritt zurück und näherte sich dem Reittier.<br />
„Ich warne dich, Radaan …“ Ihre braunen Augen funkelten zornig.<br />
Der Häuptlingssohn schwang sein Schwert. Mit drei Schritten war er bei ihr. Singend