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Maddrax Band 1 - Bastei-Verlag

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Ein knappes halbes Jahr war das her. Schon damals hatte Matt den Mann instinktiv<br />

abgelehnt.<br />

Schnell war Smythe zum Chefberater des US-Präsidenten in Sachen „Christopher-Floyd“<br />

aufgestiegen. Zuletzt sah man ihn fast täglich im Fernsehen.<br />

In seinen Fieberträumen erlebte Matt die erste persönliche Begegnung mit dem Professor<br />

noch einmal. Einen Monat vor ihrem gemeinsamen Einsatz war es gewesen. Der General der<br />

US Air Force in Europa hatte ihn zu einem Briefing nach Brüssel ins NATO-Hauptquartier<br />

abkommandiert. Hohe NATO-Offiziere und einige Außenminister der Europäischen Union<br />

waren anwesend. Über Satellit waren der US-Verteidigungsminister und der amerikanische<br />

Präsident zugeschaltet. Wie ein Menetekel hing das Symbol der drohenden Katastrophe<br />

an der Stirnwand des Saals: eine stilisierte Erdkugel, die von einem feurigen Keil zerteilt<br />

wurde, in dessen Spitze ein Felsbrocken drohte.<br />

Zu dem Zeitpunkt hatte man bereits errechnet, dass „Christopher-Floyd“ in Zentralasien<br />

einschlagen würde. Die Massenevakuierung der betroffenen Länder lief eben an. Eine<br />

gewaltige Fluchtwelle hatte eingesetzt. Millionen und Abermillionen von Menschen bewegten<br />

sich in kilometerlangen Trecks nach Westen.<br />

Die Konferenz im NATO-Hauptquartier wollte militärische Optionen erwägen. Vor<br />

der versammelten militärischen und politischen Führung der westlichen Welt empfahl<br />

Smythe damals den Einsatz ferngelenkter Interkontinental-Raketen, die von der Internationalen<br />

Raumstation aus abgeschossen werden sollten. Nicht um den Kometen vom<br />

Kurs abzubringen, wie einige Hollywood-Streifen das schon vorexerziert hatten. Dafür<br />

hätte man „Christopher-Floyd“ bereits jenseits des Mars mit einer vollen Breitseite treffen<br />

müssen – ein undurchführbares Unternehmen. Die einzige Hoffnung bestand darin, ihn zu<br />

zertrümmern und die Myriaden Bruchstücke hinzunehmen, die zwar auch noch gewaltige<br />

Zerstörungen anrichten, aber der Menschheit zumindest eine Chance lassen würden.<br />

Der Vorschlag wurde einstimmig angenommen. Doch dann forderte Smythe, dass es<br />

außerdem unabdingbar wäre, alle Menschen mit einem akademischen Grad und einem<br />

Intelligenzquotienten von mindestens hundertvierzig in die verfügbaren Atombunker<br />

einzuquartieren. Mit Computern und Datenträgern, auf denen das aktuelle Wissen der<br />

Menschheit gespeichert sein sollte. Und mit Proviant für mindestens acht Jahre. Nur so<br />

ließe sich die Zivilisation bewahren.<br />

Ein Aufschrei der Entrüstung ging durch die Reihen der Konferenzteilnehmer. Auch der<br />

Präsident wies diese Forderung weit von sich. Eine derartige Selektion sei nicht mit den<br />

humanistischen Grundsätzen eines demokratischen Staatssystems zu vereinbaren.<br />

Nie würde Matt Smythes Antwort vergessen: „Wir sind an einem Punkt angelangt, Mr.<br />

President, an dem Humanität und Demokratie ihre Bedeutung verlieren. Unsere Situation<br />

ist so extrem, dass es nur noch um das Überleben der menschlichen Gattung gehen kann.<br />

Und dies muss notfalls mit diktatorischen Mitteln durchgesetzt werden.“ Genau das hatte<br />

Smythe gesagt.

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