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Noch immer fiel ihm das Atmen schwer. Noch immer schmerzte sein Schädel. Und noch<br />
immer nahm Matthew Drax alles um sich herum wie durch graue Nebelschwaden wahr.<br />
Aber er spürte, dass sich etwas verändert hatte.<br />
Der stinkende Kerl in dem knarzenden Lederzeug und mit dem faltigen Gesicht einer<br />
Mumie kam nur noch selten an sein Lager. Und wenn er kam, murmelte er lediglich ein<br />
paar unverständliche Sätze, blitzte ihn aus seinen roten Augen an und verschwand dann<br />
wieder. Zuvor hatte er nächtelang neben seinem Lager gewacht und irgendwelche Kräuter<br />
verbrannt, deren Gestank Matts Fieberträume noch verschlimmert hatten.<br />
Doch es gab noch mehr, was sich verändert hatte. Seit ein paar Tagen hörte er oft das<br />
Gemurmel vieler Stimmen draußen vor der kleinen Steinhütte, in die sie ihn gelegt hatten.<br />
Und manchmal kam jemand auf Knien hereingerutscht und stellte irgendetwas neben ihm<br />
ab.<br />
Etwas, das die Frau – Aruula – ihm dann zerkleinerte und in den Mund steckte. Manches<br />
schmeckte fleischig und fett, anderes bitter und mehlig. Anfangs konnte Matt die Dinge<br />
nicht sehen, mit denen Aruula ihn fütterte. Er hielt sie für getrocknetes Fleisch und Wurzeln.<br />
Der Mann, der am häufigsten zu ihm kam, war unglaublich groß und fett. Er trug ein<br />
schwarzes Fell, das er meist in einer Art Kapuzenumhang über seinen dichten Lockenkopf<br />
gezogen hatte, und stank noch schlimmer als der Ledertyp. Er benahm sich merkwürdig<br />
unterwürfig. Als hätte er in Matt einen ranghöheren Offizier vor sich.<br />
In einem seiner lichten Momente begriff Matt, dass der fette Goliath Sorban hieß. Und<br />
dass er der Chef der <strong>Band</strong>e sein musste.<br />
Welche <strong>Band</strong>e das allerdings war, die anscheinend von der restlichen Welt abgeschieden<br />
mitten in den Alpen lebte, das hatte er noch immer nicht herausgefunden.<br />
In den ersten Tagen erlebte er wenige fieberfreie Stunden. Meistens morgens nach fürchterlichen<br />
Alptraumnächten. Er lag dann stundenlang wach und grübelte über hundert Fragen<br />
nach. Fragen, auf die er keine Antwort finden konnte.<br />
Zum Beispiel: Wo steckten die Besatzungen der anderen beiden Jets Was war aus ihnen<br />
geworden Aus Jensen, Williams und Chester, aus McKenzie und Smythe<br />
Er fragte sich auch, wo die Hitzewelle geblieben war, die dem Kometeneinschlag hätte<br />
folgen müssen. Und wo die Staubwolke, die jetzt eigentlich die Atmosphäre derart verdunkeln<br />
müsste, dass man Tag und Nacht nicht unterscheiden konnte.<br />
Am häufigsten aber fragte er sich, wo um alles in der Welt er gelandet sein mochte, was<br />
das für eigenartige Typen waren, die ihn gerettet hatten. Figuren, die Matt mehr in einen<br />
Bildband über die letzte Eiszeit zu passen schienen als ins einundzwanzigste Jahrhundert.