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1 Dr. Franz Segbers / Universität Marburg Gegen Rente ab 67. Den ...

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<strong>Rente</strong>nniveaus ist eine heimliche Lohnkürzung. Die Arbeitgeber konnten sich aus der<br />

paritätisch finanzierten Altersvorsorge davon schleichen.<br />

Nach fünf Jahren Finanzkrise wissen wir: Massenweise h<strong>ab</strong>en Pensionsfonds ihr<br />

Leben ausgehaucht. Die privaten Pensionsfonds h<strong>ab</strong>en weltweit fast ein Viertel des<br />

Investitionswertes in der Finanzkrise verbrannt. Der größte amerikanische Versicherungskonzern<br />

AIG konnte nach einem Rekordverlust von über 100 Milliarden Dollar<br />

nur mit staatlicher Hilfe gerettet werden. Auch stöhnen die Lebensversicherungen,<br />

denn sie können den Garantiezins nicht mehr zahlen.<br />

Aber die Krise zeigt: Die einzige Alterssicherungsform, die von den Turbulenzen des<br />

Weltfinanzmarktes nicht berührt wird, ist das umlagefinanzierte, von der Arbeit gespeiste,<br />

gute, alte und so viel gescholtene <strong>Rente</strong>nversicherungssystem. Dass Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer halbe / halbe eingezahlt h<strong>ab</strong>en, ist nicht nur eine Finanzierungsfrage.<br />

In der Parität drückt sich aus, dass auch Arbeitnehmer und nicht nur die<br />

Arbeitgeber Teil h<strong>ab</strong>en an der wirtschaftlichen Entwicklung.<br />

Zur Wahrheit gehört, dass unsere Gesellschaft immer älter wird. Genauer: Der Anteil<br />

der Älteren nimmt zu und der Anteil der Jüngeren, die die <strong>Rente</strong> erwirtschaften,<br />

nimmt <strong>ab</strong>.<br />

Klar ist auch, wenn jemand länger lebt, dann bezieht er auch länger <strong>Rente</strong>. Es ist<br />

eine Milchmädchenrechnung, wenn gesagt wird. Früher h<strong>ab</strong>en 4 Arbeitnehmer die<br />

<strong>Rente</strong> für einen Rentner erarbeitet. Bald ist das Verhältnis 1:1.<br />

Die Wahrheit ist: Mit immer weniger Menschen werden wir immer mehr Güter erwirtschaften<br />

können. Deshalb geht es um die Produktivität der Arbeit. Diese Produktivität<br />

muss solidarisch verteilt werden. Dann schlägt auch die Produktivität die Demografie.<br />

Diese demografische Entwicklung wurde als Alibi für den Umbau der Altersvorsorge<br />

genutzt.<br />

Die meisten jungen Leute und auch Ältere glauben, dass wir wegen des demographischen<br />

Wandels das Kapitaldeckungsverfahren brauchen. Es ist ein Irrglaube,<br />

dass die Privatvorsorge und das Kapitaldeckungsverfahren den demografischen<br />

Wandel auffangen könnten. Ökonomisch ist unbestritten: Immer muss die arbeitende<br />

Generation für die Alten und Jungen sorgen. Jede Gesellschaft hat zu jedem Zeitpunkt<br />

mit der Arbeit der Arbeitsfähigen die Kinder und die Alten zu versorgen. Immer<br />

muss von den jetzt Arbeitenden zu den jetzt nicht mehr Arbeitenden verteilt werden,<br />

ob man nun die Börse dazwischen schaltet oder direkt umverteilt.<br />

Statt die Solidarität zu stärken und auszubauen, hat die Politik die solidarischen Sicherungssysteme<br />

fahrlässig demontiert. Diese Demontage der sozialen Sicherungssysteme<br />

hat die gesellschaftliche Solidarität deformiert und Altersarmut verursacht.<br />

Die Politik hat die Zukunftsfähigkeit einer solidarischen und umlagefinanzierten der<br />

Gesetzlichen <strong>Rente</strong> in Zweifel gezogen und die Leistungshöhe <strong>ab</strong>gesenkt wurde.<br />

Es gibt keinen Generationenkonflikt zwischen Jung und Alt, sondern einen Verteilungskonflikt<br />

innerhalb derselben Generation. Dass Gerede von Generationengerechtigkeit<br />

verdeckt den tatsächlichen Konflikt in unserer Gesellschaft. Es gibt arme<br />

Alte und reiche Alte wie es arme Junge und reiche Junge gibt. Unser Problem ist die<br />

Verteilungsungerechtigkeit innerhalb der jetzt lebenden Generationen, nicht ein Konflikt<br />

zwischen den Generationen. Die Generationengerechtigkeit wird innerhalb ein<br />

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