1 Dr. Franz Segbers / Universität Marburg Gegen Rente ab 67. Den ...
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Das ist kein Zufall. Diese Zerstörung der <strong>Rente</strong> auf der Grundlage der Solidarität der<br />
Generationen ist ökonomisch gewollt und politisch gemacht. Die von der Politik beschlossenen<br />
Kürzungen, <strong>Rente</strong>n<strong>ab</strong>senkungen, Dämpfungsfaktoren, Riesterfaktoren<br />
und Riestertreppen verrichten ihre Arbeit. Sie koppen die <strong>Rente</strong>n immer mehr von<br />
den Löhnen <strong>ab</strong>.<br />
Die Ursachen sind weithin bekannt und auch unumstritten:<br />
Die <strong>Rente</strong>npolitik der letzten Jahre und die Arbeitsmarktentwicklung.<br />
Seit zehn Jahren hat die Politik einen grundlegenden Wechsel in der <strong>Rente</strong>npolitik<br />
eingeleitet. Man hat sich von der Lebensstandardsicherung ver<strong>ab</strong>schiedet und das<br />
<strong>Rente</strong>nniveau <strong>ab</strong>gesenkt, das entspricht einer <strong>Rente</strong>nkürzung um rund zwanzig Prozent<br />
bis zum Jahr 2030. Das ist die entscheidende Ursache für Armut im Alter.<br />
Gleichzeitig wurde mit der Agenda 2010 und Hartz IV der Arbeitsmarkt dereguliert.<br />
Seitdem gibt es immer mehr Leiharbeiter, in Billigjobber oder befristet Beschäftigte.<br />
Seit Jahren sinkt die <strong>Rente</strong> für Neurentner. Wer im Jahr 2000 in <strong>Rente</strong> ging, bekam<br />
1021 Euro. Wer letztes Jahr in <strong>Rente</strong> ging bekam bei gleichen <strong>Rente</strong>nbeiträgen nur<br />
noch 953 Euro. Seit Bismarck galt in der <strong>Rente</strong>npolitik: Das Höhe der <strong>Rente</strong> richtet<br />
sich nach der Beitragshöhe. Doch jetzt ist nicht mehr <strong>Rente</strong>nhöhe entscheidend,<br />
sondern die Beitragshöhe. Jetzt heißt es, dass die Beitragshöhe 22 Prozent nicht<br />
übersteigen darf. Das war ein Geschenk an die Arbeitgeber. Doch das sagte man<br />
nicht so. Lieber sagt man: Man will die Versicherten nicht über Gebühr belasten.<br />
Doch die Entlarvung folgt auf dem Fuß: Man gibt vor die Arbeitnehmer zu entlasten,<br />
mutet ihnen <strong>ab</strong>er zu, jetzt 4 Prozent für die private Vorsorge zu leisten. 11 Prozent<br />
<strong>Rente</strong>nbeitrag für Arbeitnehmer plus 4 Prozent private Vorsorge macht 15 Prozent.<br />
Also sind die Kosten gestiegen – nicht <strong>ab</strong>er für die Arbeitgeber, doch für die Arbeitnehmer.<br />
Das Schlimmste d<strong>ab</strong>ei ist, dass mit dieser Belastung von insgesamt 15 Prozent<br />
nicht einmal das frühere <strong>Rente</strong>nniveau erreicht wird.<br />
Die <strong>Rente</strong>nreformen der Regierungen seit Rot-Grün, Rot-Schwarz und Schwarz –<br />
Gelb h<strong>ab</strong>en eines gemeinsam: Man hat sich von der <strong>Rente</strong>nreform aus dem Jahr<br />
1957 ver<strong>ab</strong>schiedet. Damals hieß es: <strong>Rente</strong> ist eine Lohnersatzleistung und zweitens<br />
ein Lohn für Lebensleistung. Auch die Rentnerinnen und Rentner sollten an der<br />
Wohlstandsentwicklung im Lande teilh<strong>ab</strong>en. Das war eine <strong>Rente</strong>, die auf der Solidarität<br />
der Generationen beruht. Die, die arbeiten, finanzieren die <strong>Rente</strong> von denen, die<br />
nicht mehr arbeiten. Von dieser grundlegenden Solidarität hat man sich in der <strong>Rente</strong>nreform<br />
ver<strong>ab</strong>schiedet. Das ist der Grundfehler.<br />
Die Folgen kann man besichtigen:<br />
Die <strong>Rente</strong> gerät für immer mehr Menschen in die Nähe der Sozialhilfe. Wenn eine<br />
Alterssicherung, die mit Beiträgen finanziert wurde, nicht viel höher als die Fürsorge<br />
ist, die man vom Staat ohne Beitragszahlungen erhält – warum soll man dann der<br />
beitragsfinanzierten <strong>Rente</strong> noch vertrauen<br />
Unerträglich ist der politische <strong>Rente</strong>npoker, den sich die Parteien seit über einem<br />
Jahr leisten. Die SPD hat sich zwar nach langem Ringen auf eine sogenannte Solidarrente<br />
verständigen können. Geringverdiener, die langjährig versichert sind, sollen<br />
ihre <strong>Rente</strong> aufstocken können. Doch kann man es eine Solidarrente nennen, wenn<br />
jemand auch nach jahrzehntelanger Versicherung gerade einmal 850 Euro erhält<br />
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