30.01.2015 Aufrufe

Managementbeteiligungen im Mittelstand - P+P Pöllath + Partners

Managementbeteiligungen im Mittelstand - P+P Pöllath + Partners

Managementbeteiligungen im Mittelstand - P+P Pöllath + Partners

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Private Equity<br />

<strong>Managementbeteiligungen</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Mittelstand</strong><br />

Die Kontrolle über das eigene Unternehmen ist ein wichtiger Wert. Es gibt jedoch<br />

Situationen, in denen Kontrolle allein nicht mehr ausreicht, um das Unternehmen<br />

voranzubringen. Private-Equity-Investoren können in solchen Situationen hilfrei che<br />

Partner sein. Von BARBARA KOCH-SCHULTE<br />

Zur Person<br />

Dr. Barbara Koch-Schulte, Counsel<br />

bei <strong>P+P</strong> Pöllath + <strong>Partners</strong> in<br />

München, arbeitet als Rechtsanwältin<br />

und Steuerberaterin. Ihre<br />

Tätigkeitsschwerpunkte liegen <strong>im</strong><br />

Gesellschafts- und Steuerrecht in<br />

den Bereichen Private-Equity-Fonds<br />

und <strong>Managementbeteiligungen</strong>.<br />

<strong>P+P</strong> Pöllath +<strong>Partners</strong> konzentriert<br />

sich auf best<strong>im</strong>mte Bereiche der<br />

Rechts- und Steuerberatung, u.a.<br />

die Beratung von Private Equity<br />

und Unternehmensverkäufen (M&A)<br />

sowie die steuerliche Beratung in<br />

diesem Gebiet.<br />

www.pplaw.com<br />

Ein wesentlicher Bestandteil von<br />

Private-Equity-Investments ist<br />

die Beteiligung des Topmanagements<br />

am Unternehmen. Damit holen<br />

die Finanzinvestoren das Management<br />

„ins Boot“ und stellen einen Interessengleichlauf<br />

zwischen Gesellschafter<br />

und Management her. Denn der Finanzinvestor<br />

ist auf ein seine Interessen<br />

als Gesellschafter berücksichtigendes<br />

Management besonders angewiesen,<br />

da er als Geldgeber, anders als ein<br />

strategischer Investor, das Unternehmen<br />

operativ selbst nicht leiten kann.<br />

In eigentümergeführten Unternehmen<br />

des <strong>Mittelstand</strong>s mit Fremdgeschäftsführern<br />

sieht man <strong>Managementbeteiligungen</strong><br />

jedoch eher selten. Hier ist<br />

die Sorge vor dem Kontrollverlust <strong>im</strong><br />

Unternehmen das Argument, das Unternehmer<br />

am häufigsten gegen die<br />

Abgabe von Anteilen für eine Managementbeteiligung<br />

vorbringen.<br />

Doch genauso wie ein Private-<br />

Equity-Investor ein sinnvoller Finanzierungspartner<br />

für <strong>Mittelstand</strong>sunternehmen<br />

sein kann, können<br />

<strong>Managementbeteiligungen</strong> für eigentümergeführte<br />

Unternehmen sinnvol-<br />

le Instrumente sein, um wichtige Entscheidungsträger<br />

an das Unternehmen<br />

zu binden. Dies gilt insbesondere dann,<br />

wenn <strong>im</strong> Unternehmen besondere Herausforderungen<br />

bewältigt werden müssen.<br />

Dies kann zum Beispiel die Durchführung<br />

einer Restrukturierung sein<br />

oder eben auch die Vorbereitung der<br />

Unternehmensnachfolge. Beide Situationen<br />

verlangen in besonderem Maße<br />

die Identifikation des Fremdgeschäftsführers<br />

mit den Zielen des Gesellschafters<br />

und hohen Einsatz für die Sache.<br />

Ein Manager, der sich pr<strong>im</strong>är als Angestellter<br />

begreift oder behandelt sieht,<br />

und nicht als Partner und Mitgesellschafter<br />

des Unternehmers, wird das<br />

erforderliche Engagement erfahrungsgemäß<br />

häufig nicht bringen oder sich<br />

eher mal anderen Herausforderungen<br />

zuwenden.<br />

Kernbestandteile von<br />

<strong>Managementbeteiligungen</strong><br />

<strong>Managementbeteiligungen</strong>, wie sie bei<br />

Investments von Private-Equity-Investoren<br />

regelmäßig strukturiert werden,<br />

sind auf den Erwerb durch die Entscheidungsträger,<br />

also für leiten- ➔<br />

Foto: Steffen Jänicke<br />

56<br />

| Unternehmeredition Private Equity / M&A 2013


Private Equity<br />

de Angestellte und die Mitglieder der<br />

Geschäftsführung, beschränkt. Dies<br />

ist der wesentliche Unterschied zu Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen,<br />

die<br />

allen Mitarbeitern offenstehen und nur<br />

einen geringen Kapitaleinsatz verlangen.<br />

Zu investieren sind Beträge von<br />

ca. ein bis zwei Bruttojahresgehältern<br />

des Managers. Das Investment soll<br />

dem Manager bei Verlust „wehtun“,<br />

ihn aber nicht ruinieren. Erworben<br />

werden echte Anteile am Eigenkapital<br />

(je nach Kapitalstruktur auch Gesellschafterdarlehen),<br />

die in Abhängigkeit<br />

von der Bewertung des Unternehmens<br />

eine substanzielle Beteiligung darstellen<br />

können. Die Beteiligungen vermitteln<br />

echte St<strong>im</strong>mrechte und sind, wenn<br />

auch in Form einer Minderheitsbeteiligung,<br />

echte unternehmerische Beteiligungen.<br />

Da es sich um Minderheitsbeteiligungen<br />

handelt, schränken sie die<br />

Handlungsfreiheit des Hauptgesellschafters<br />

bei den wesentlichen Entscheidungen<br />

schon nach Maßgabe des<br />

Gesellschaftsrechts nicht oder nur wenig<br />

ein. Sieht der Hauptgesellschafter,<br />

z.B. wegen der Verteilung der übrigen<br />

Anteile auf mehrere Familienmitglieder,<br />

den Bedarf, sich best<strong>im</strong>mte Entscheidungen<br />

vorzubehalten, so lässt<br />

sich dies über vertragliche Regelungen<br />

in Gesellschaftervereinbarungen sicherstellen<br />

oder aber auch durch die<br />

Zwischenschaltung eines Treuhänders<br />

oder eines Beteiligungsvehikels. Für<br />

den Fall, dass der Fremdmanager das<br />

Unternehmen verlässt, sollte <strong>im</strong>mer<br />

ein Ankaufsrecht des Hauptgesellschafters<br />

geregelt werden. Aber auch<br />

die Mitwirkung an grundlegenden Entscheidungen,<br />

wie Kapitalmaßnahmen<br />

und Umstrukturierungen, sollte vertraglich<br />

festgelegt werden.<br />

<strong>Managementbeteiligungen</strong> als<br />

Wettbewerbsvorteil<br />

Neben der Herstellung des Interessengleichlaufs<br />

zwischen Gesellschafter<br />

und Manager sind <strong>Managementbeteiligungen</strong><br />

mittlerweile ein wichtiges Instrument<br />

bei der Suche nach den besten<br />

Das Investment<br />

soll dem<br />

Manager bei<br />

Verlust ‚wehtun‘,<br />

ihn aber nicht<br />

ruinieren.<br />

Köpfen für das (Fremd-)Management<br />

von <strong>Mittelstand</strong>sunternehmen. Denn<br />

hier stehen Eigentümer <strong>im</strong>mer öfter <strong>im</strong><br />

Wettbewerb mit Private-Equity-Fonds,<br />

die nicht nur attraktivere Gehaltspakete<br />

für Topmanager schnüren, sondern<br />

auch mit der Möglichkeit einer Beteiligung<br />

am Unternehmen locken können.<br />

Denn viele Manager begreifen solche<br />

Beteiligungen als Chance, selbst und<br />

eigenverantwortlich unternehmerisch<br />

tätig zu werden, nachdem sie zum Teil<br />

schon einige Jahre als angestellte Geschäftsführer<br />

Verantwortung getragen<br />

haben.<br />

Maßgeschneiderte Strukturierung<br />

erforderlich<br />

Basis einer Managementbeteiligung<br />

müssen die Vorstellungen und individuellen<br />

Prioritäten des Unternehmers<br />

oder der Eigentümerfamilie sein. Sie<br />

sind vorab <strong>im</strong> Gespräch gründlich zu<br />

ermitteln und bei der Strukturierung<br />

der Beteiligung zu beachten. Hierhin<br />

gehört auch das Thema Unternehmenskontrolle,<br />

das heißt, der oder die<br />

Hauptgesellschafter müssen sich die<br />

Frage stellen, ob eine Eigenkontrolle<br />

von 100% der Anteile zur Steuerung<br />

des Unternehmens wirklich erforderlich<br />

ist oder ob die Beteiligung des Managements<br />

und die damit verbundene<br />

Herstellung des Interessengleichlaufs<br />

zwischen Gesellschafter und Management<br />

nicht eher einen Mehrwert für<br />

das Unternehmen bedeuten.<br />

Da es „das“ <strong>Mittelstand</strong>sunternehmen<br />

nicht gibt, muss eine Managementbeteiligung<br />

<strong>im</strong>mer an die<br />

individuelle Gesellschafts- und Finanzierungsstruktur<br />

des Unternehmens<br />

angepasst werden. Sie gibt wesentlich<br />

die Alternativen für die Strukturierung<br />

einer Beteiligung vor. Auch die finanziellen<br />

Möglichkeiten der Manager für<br />

den Erwerb einer Beteiligung sowie<br />

die steuerlichen Folgen unterschiedlicher<br />

Beteiligungsmodelle sind bei der<br />

Strukturierung zu berücksichtigen.<br />

FAZIT<br />

<strong>Managementbeteiligungen</strong> sind für<br />

Finanzinvestoren ein wichtiges Mittel<br />

zur Herstellung eines Interessengleichlaufs<br />

zwischen Management und<br />

Gesellschafter und dienen der Verbesserung<br />

eines Unternehmens und der<br />

Steigerung des Unternehmenswertes.<br />

Diese Ziele sind jedoch nicht auf Private<br />

Equity beschränkt, sondern gelten,<br />

mit gewissen Modifikationen und zum<br />

Teil anderen Gewichtungen, grundsätzlich<br />

auch für eigentümergeführte<br />

Unternehmen <strong>im</strong> <strong>Mittelstand</strong>. Insofern<br />

lassen sich die für Private Equity entwickelten<br />

Instrumente für die Strukturierung<br />

einer Managementbeteiligung<br />

grundsätzlich auf Unternehmen ohne<br />

Private-Equity-Beteiligung übertragen.<br />

Wichtig ist dabei <strong>im</strong>mer, dass den Besonderheiten<br />

des jeweiligen Unternehmens<br />

und seiner Gesellschafter durch<br />

individuelle Regelungen Rechnung<br />

getragen wird und die Ziele und Prioritäten<br />

des Unternehmers in der Struktur<br />

der Beteiligung Berücksichtigung<br />

finden. Damit ist aber die Implementierung<br />

einer Managementbeteiligung<br />

keine Frage der Unternehmenskontrolle,<br />

sondern lediglich eine Frage der<br />

richtigen Beratung.<br />

<br />

58<br />

| Unternehmeredition Private Equity / M&A 2013

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!