Zahnriemenwechsel 5E - Typ 43 IG
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Da mein 200er wg. der Getriebeüberholung sowieso gerade aufgebockt ist, bot sich ein Wechsel des<br />
Zahnriemens an. Der soll zwar 100.000 km halten (bei mir ca. 50.000 km her), aber neun Jahre sind<br />
auch schon eine Weile. In der Regel muss dabei auch die Wasserpumpe erneuert werden, was den<br />
Arbeitsumfang stärker als die Kosten steigen lässt.<br />
Fangen wir mal mit einer Schwarz-weiß-Übersicht an:<br />
Auf die Nr. im Bild links bzw. auf die Pos. rechts beziehe ich mich im Folgenden gelegentlich. Viele der<br />
folgenden Tipps stammen übrigens von Andreas "audi-nsu-fanatic"!<br />
Zuerst entspannt man die Lichtmaschine und entfernt den entspr. Keilriemen (hier nicht im Bild).<br />
Dann sind der Keilriemenschutz und der entspr. Keilriemen der Servopumpe dran, rechts im Bild.<br />
Dazu löst man zunächst die waagerechte Befestigungsschraube und entspannt dann mit der<br />
senkrechten Schraube (nur hier mit einem Schlauchstück angehoben, unten). Dann entfernt man<br />
links den oberen ZR-Schutz (7) nach dem Herausdrehen der beiden Bundmuttern (23A), hier schon<br />
weg:
Nach dem Abziehen der Verteilerkappe kann man den Motor leicht auf den Zünd-OT von Zyl. 1<br />
stellen. Das geht natürlich auch via Nockenwellenrad oder Riemenscheibe, aber die winzigen<br />
Markierungen huschen und ruckeln doch recht schnell durch den relevanten Sichtbereich. Den stets<br />
unverborgenen Zündkontakt kann man dagegen allmählich auf die Markierung bei ca. 8 Uhr<br />
(Kunststoffscheibe unter Verteilerfinger kurz entfernen) drehen. Dazu darf man jetzt ausnahmsweise<br />
mal an der Schraube (5, SW19) des ZR-Rades (4) angreifen, da der ZR (6) dabei unnatürlich stark<br />
belastet wird - aber der wird ja hier sowieso erneuert:
Hier sieht man alle drei ZR-führenden Räder, v.l.n.r.: Nockenwelle, Kurbelwelle, Wasserpumpe:
Jetzt kann man schon mal den unteren ZR-Schutz ( 8 ) entfernen, der sich allerdings recht knapp um<br />
den ZR und hinter die Riemenscheibe schmiegt. Daher zuerst nur die beiden Schrauben (10) lösen:<br />
Links, also von vorne rechts:
und rechts, also von vorne links:
... und rausdrehen.<br />
Vor dem Entspannen den ZRs muss das Kühlwasser abgelassen werden. Ich habe dazu den unteren<br />
Kühlerschlauch gelöst - blöde Idee: Die Brühe hat sich über die komplette Motorunterseite verteilt<br />
und ist nur zum (größeren) Teil in den Eimer gelaufen ... Besser nimmt man einen tiefer liegenden<br />
Schlauch, den man auch freier umlenken kann, wie ich erst nachher in der Rep.-anl. gelesen habe.<br />
Vorher schraubt man aber erstmal den Verschlussdeckel des Kühlwasserausgleichsbehälters auf,<br />
dann den Schlauch.<br />
Dann löst man die "Zentralschraube" (21, SW13) an der Wapu (im Bild schon ohne ZR):
... und die beiden "Spannschrauben" (an der oberen (Inbus 6) hängt auch die Spannvorrichtung der<br />
Servopumpe):
Zum Entspannen des ZRs habe ich einen 10er Inbusschlüssel in die Lücke zwischen die beiden<br />
Langlöchern gesteckt und durch Nach-unten-drücken die Wapu nach rechts gedreht. Eigentlich soll<br />
man dazu die linke Kühlluftführung entfernen und mit einem Schraubendreher arbeiten. Da die<br />
Pappe aber eh schon beim scharfen Hinsehen bröselt und auch kein so langer Hebel erforderlich ist,<br />
geht's auch so:
Jetzt kann man den ZR zwar schon von den oberen Rädern ablegen, aber noch nicht entnehmen.<br />
Dazu ist die Riemenscheibe von der Kurbelwelle abzuschrauben. Mit den Werkzeugen 2079 und 2084<br />
ist das beinahe ein Kinderspiel. Zuerst legt man die Gabel von 2084 um den Zapfen des voderen<br />
Motorlagers und den Ring in die Riemenscheibe. Wenn die Aussparung luftig auf die Nase passt, hat
man mindestens die Kurbelwelle schon in der richtigen Zyl.-1-OT-Position stehen und mit dem<br />
Werkzeug auch gegen Verdrehen gesichert.<br />
Mit 2079 löst man nun die Schraube (SW27), das geht vielleicht auch mit einem anderen Schlüssel:
Aber besser doch so, denn in den Achtzack passt ein 3/4"-Vierkant für das sehr hohe, notwendige<br />
Moment:
Die Nase auf 12 Uhr in der Riemenscheibe stellt den Formschluss zur Kurbelwelle sicher:
Jetzt kann man auch den ZR und den unteren ZR-Schutz ausbauen. Vor der Wapu muss aber noch der<br />
hintere Zahnriemenschutz demontiert werden.<br />
Der Zahnriemen ist nun 'raus, doch zum Spannen des neuen Riemens muss die Wapu wieder<br />
verdreht werden und wird dabei garantiert undicht. Daher wird sie bei der Gelegenheit erneuert -<br />
Reparieren lohnt sich hier auch aus Kostengründen nicht. Zum Glück gibt es im Zubehör noch Ersatz;<br />
vielleicht auch, weil andere Fahrzeuge mit dem gleichen Teil unterwegs sind. Zum Demontieren der<br />
Wapu muss der hintere ZR-Schutz (Abdeckblech 17) mindestens gelockert werden, da er zum Teil<br />
auch die Wapu überdeckt, z. B. mit der "Zentralschraube" (21). Dazu kommen unten noch zwei<br />
Schrauben (11) und eine am Zylinderkopf links oben:
Leider hat mein Vorgänger-Monteur bei A.T.U. hier weniger Sorgfalt walten lassen und mehr mit<br />
Gewalt gearbeitet. Dadurch wurde das hintere ZR-Schutzblech verbogen und sollte jetzt ausgebaut<br />
werden. Da es vom "Steuerrad" auf der Nockenwelle verdeckt wird, muss letzteres abgenommen<br />
werden. Wieder konnte ich mich aus Andreas' Werkzeugfundus bedienen und einen Gegenhalter<br />
einsetzen, der mit seinen Zapfen in die Löcher des ZR-Rades eingreift, während man mit einem 19er<br />
Ringschlüssel die Schraube (5) herausdreht. Für den Formschluss zwischen ZR-Rad und Nockenwelle<br />
sorgt eine kleine Passfeder in einer Nut - Nicht verlieren:
Das Abdeckblech muss man noch über den oberen Stehbolzen (34) fädeln, der untere ist am Blechteil<br />
angeschweißt, auf beiden sitzt der obere ZR-Schutz. Wie geahnt, war das Blech ziemlich verzogen.<br />
Das Bild habe ich erst nach den ersten groben Richtversuchen in der Hand gemacht:
Nach Behandlung mit Hammer und Schraubstock war es zumindest akzeptabel, wie man an dem nun<br />
deutlich kleineren Spalt zwischen Hauptblech und Halbschale sieht:
Wer viel arbeitet, muss auch mal Pause machen: Zum Glück kam die beste aller Ehefrauen nicht nur<br />
mit Henry, sondern auch mit Kaffee und Keksen vorbei:
Die neue Wasserpumpe kommt aus Italien:
Den O-Ring etwas einölen und die Wapu auf die gereinigte Dichfläche in das Kurbelgehäuse<br />
einsetzen:
Hier seht Ihr die Nut für die ZR-Scheibe auf dem vorderen Nockenwellenende:
... und die dazugehörige Passfeder:
Ist die ZR-Scheibe wieder montiert und mit 80 Nm angezogen, hilft eine Markierung, diesen Stand zu<br />
dokumentieren. Wer, wie ich, meist mit tagelangen Unterbrechungen bastelt, vergisst damit nicht so<br />
leicht etwas oder macht Arbeiten doppelt:
Hier sieht man jetzt nochmal, dass man das ZR-Abdeckblech natürlich vor der ZR-Scheibe montieren<br />
muss. Das habe ich oben nicht erwähnt, gehört aber zur üblichen "Der-Einbau-erfolgt-in-derumgekehrten-Reihenfolge"-Logik.<br />
Im Bild links neben dem Wapu-Riemenrad sieht man das vordere<br />
Kurbelwellenende mit der Nut für die Riemenscheibe:
Vor dem Aufsetzen der Riemenscheibe legt man schon mal den Zahnriemen um das rückwärtige<br />
Antriebsrad, nachher ist das nicht mehr möglich!<br />
Zur Fixierung der Kurbelwellenschraube kommt wieder WZ 2084 zum Einsatz. Die Schraube muss mit<br />
350 Nm angezogen werden. Der Wert gilt bei Verwendung von WZ 2079. Vor dem letzten >Klick<<br />
sollten WZ 2079 und der Drehmomentschlüssel eine Gerade bilden:
Vor dem "endgültigen" Auflegen des Zahnriemens müssen die Steuerzeiten sorgfältig eingestellt<br />
werden! Die Zyl.-1-OT-Stellung der Kurbelwelle prüft man bei ausgebautem Getriebe mit einer<br />
Markierung auf der Riemenscheibe, die mit der linken Flanke der Nase am Ölpumpengehäuse<br />
fluchten muss:
Gleichzeitig muss die Markierung auf der Rückseite der Nockenwellen-Riemenscheibe auf Höhe der<br />
Oberkante Zylinderkopf stehen:
Jetzt kann der neue Zahnriemen endlich richtig aufgelegt werden. Vorher sollte man besser noch den<br />
unteren ZR-Schutz zumindest schonmal in Position bringen und lose die Schrauben ansetzen. Ich<br />
habe es leider erst nachher gemacht und ihn dann unendlich mühsam in das Labyrinth zw. ZR und<br />
Riemenscheibe eingefädeln müssen (dabei fällt einem meist die kurze Seitendichtung herunter, bei<br />
mir nur eine, weil die andere fehlte ... noch).<br />
Am leichtesten lässt sich der ZR zuletzt axial von vorne auf das Nockenwellenrad ziehen. Dazu sollte<br />
die Wapu möglichst weit nach rechts gedreht sein. Das Aufziehen des ZRs auf das Nockenwellenrad<br />
war trotz maximal entspannter Wapu ein recht strammes Geschäft. Darauf achten, dass auch bei der<br />
Wapu die ZR-Zähne in die Täler des Antriebrades greifen, dann geht's.<br />
Zum Spannen des ZRs wird die Wapu nach links gedreht, z. B. mit Hilfe des oben erwähnten 10-mm-<br />
Inbusschlüssels, den man nach oben hebelt. Die beiden hier mit Nüssen versehenen Schrauben legt<br />
man nur soweit an, dass sich die Wapu nicht von alleine verdreht:
Jetzt zitiere ich mal sinngemäß die Rep.-anl.: Wenn sich der Zahnriemen an seiner Laufstrecke<br />
zwischen Nockenwellenrad und Wasserpumpe zwischen Daumen und Zeigefinger gerade noch um 90°<br />
verdrehen lässt, die Schrauben mit 20 Nm anziehen. Bei eingebautem Motor ist diese Stelle leider<br />
schlecht zu erreichen, aber es geht.<br />
Bei ausgebautem Getriebe konnte ich jetzt bequem den Motor um mindestens zwei<br />
Kurbelwellenumdrehungen durchdrehen und kontrollieren, dass:<br />
- keine Ventile mit Kolben kollidieren und<br />
- die ZR-Spannung immer noch passt.<br />
So, das war's im Prinzip! Jetzt fehlen nur noch die restlichen Abdeckungen und Keilriemen. Das obere<br />
Schutzblech habe ich aber heute, zusammen mit der ZK-Haube, erstmal zum Sandstrahlen gegeben,<br />
deswegen muss die Fertigstellung noch ein wenig warten.<br />
EDIT: Natürlich muss noch das Kühlsystem wieder geschlossen und befüllt werden!
Bis dahin viel Spaß beim Selbermachen!<br />
_________________<br />
Viele Grüße - Michael