Jubiläumsausgabe - Residentenkurier » Achtung Gefahr
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S e i t e 3 2<br />
W a s w i r v o n d e n A n d a l u s i e r n l e r n e n k ö n n e n<br />
„o te preocupes“.....<br />
Nichts charakterisiert einen<br />
Volkscharakter so gut wie<br />
seine Redensarten! Nehmen<br />
wir zum Beispiel die<br />
Ostfriesen, die immer wieder<br />
von Wind und Wetter, sprich<br />
Sturmfluten, heimgesucht<br />
w e r d e n u n d d e s h a l b<br />
schulterzuckend gerne ein<br />
„Nutzt ja nu nix!“ verwenden,<br />
den Spaten packen und den<br />
Deich erhöhen, auch wenn der<br />
wieder überschwemmt werden<br />
sollte. Dann geht’s eben wieder<br />
von vorne los.<br />
Von den Italienern kann man<br />
„C’e sempre una via!“ hören ,<br />
was übersetzt heißt: „Es gibt<br />
immer einen Weg“. Was aber<br />
eigentlich bedeutet: „Wir<br />
finden schon eine Lösung, auch<br />
wenn’s am Rande der Legalität<br />
sein sollte“.<br />
Schießscharten angebracht.<br />
Und man weiß ja bei<br />
Denkmalschutz: Keine<br />
V e r ä n d e r u n g a n d e r<br />
Außenfassade erlaubt! Unser<br />
Freund saß verzweifelt beim<br />
italienischen Architekten, um<br />
zu beratschlagen, wie man<br />
denn etwas Licht in dieses<br />
Stockwerk bringen könne,<br />
man wolle ja schließlich<br />
Dazu nur ein Beispiel eines<br />
unserer Freunde dort, der ein<br />
altes Kastell erwarb, das unter<br />
dem strengsten Denkmalschutzgesetz<br />
stand.<br />
Ausgerechnet im obersten<br />
kleinen Dachgeschoss, das<br />
natürlich den schönsten Blick<br />
auf die Meeresbucht hatte,<br />
waren nur so eine Art kleiner<br />
keine Riesenpanoramascheibe,<br />
so ndern nur<br />
behutsam ein Sprossenfensterchen.<br />
Und eigentlich<br />
hatte er als echter Deutscher<br />
innerlich schon resigniert,<br />
bis der Architekt, der<br />
übrigens praktischerweise<br />
auch im Gemeinderat saß,<br />
sagte: „C’e sempre una<br />
via,- ganz einfach: Wir<br />
sagen, da war schon ein<br />
Fenster, das vor 200 Jahren<br />
zugemauert wurde und wir<br />
stellen nur den ursprünglichen<br />
Zustand<br />
wieder her!“<br />
„Mañana” ist out<br />
„Mañana” hört man kaum<br />
mehr hier im Süden, aber<br />
vielmehr scheint die<br />
Lieblings-Redewendung in<br />
Andalusien zu sein: „No te<br />
preocupes“ (oder in der<br />
selteneren Sie-Form: „No se<br />
preocupe“) im Alltag die<br />
m e i s t g e b r a u c h t e<br />
R e d e w e n d u n g v o n<br />
Einheimischen, wenn ein<br />
Problem auftaucht: Wörtlich:<br />
„Sorge dich nicht!“ Hakt<br />
man nach, wie es denn<br />
weitergehen solle, lautet die<br />
Antwort noch einmal: „¡No<br />
te preocupe!“ (s-Endung wird<br />
h i e r i n A n d a l u s i e n<br />
bekanntlich verschluckt).<br />
Und wenn man dann, schon<br />
leichte Ungeduld in der<br />
Stimme, einen Lösungsvorschlag<br />
verlangt, kommt<br />
wieder: „¡No te preocupe!“<br />
und der Andalusier wendet<br />
sich achselzuckend ab, geht<br />
in den Feierabend und<br />
überlässt einen dem Problem.<br />
Und so erinnert man man<br />
sich notgedrungen an die<br />
circa 700 Jahrhunderte<br />
maurisch-arabischer Wurzeln<br />
in Andalusien, die immer<br />
wieder als Fatalismus<br />
durchscheinen. Ein ebenfalls<br />
hier ansässiger Österreicher<br />
h a t d i e s e s „ o s e<br />
preocupe“, so charakterisiert:<br />
Wenn dieser Satz<br />
falle, dann spätestens müsse<br />
man sich als Angesprochener<br />
ernsthaft Sorgen<br />
machen !<br />
Und eine andere Erinnerung<br />
kommt spontan hoch, jener<br />
eingängige, aber sehr<br />
einfach gestrickte Reggae-<br />
Song: „Don’t worry, be<br />
h a p p y “ m i t d i e s e r<br />
gebetsmühlenartig wiederholten<br />
Behauptung. Es ist<br />
wohl kein Zufall, dass<br />
Reggae aus der Karibik<br />
kommt, die von den<br />
Spaniern erobert und<br />
jahrhundertelang kolonisiert<br />
war ! Und so übersetzt man<br />
„no te preocupes“ am besten<br />
mit: „Mach Dir keine<br />
Sorgen, genieße lieber Dein<br />
Leben“. Eine Lebenseinstellung,<br />
die davon<br />
ausgeht, dass sich viele<br />
Probleme einfach durch<br />
Ignorieren von selbst<br />
auflösen. Übrigens ergaben<br />
Untersuchungen, dass<br />
Fatalisten länger leben.<br />
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Dr. Gabriele Hefele<br />
Tel. 952 89 3054<br />
Fax 952 89 3156<br />
gh@BioRanch.com<br />
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