Document PDF - Asociatia Tinerilor Istorici din Moldova
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Die Armee als Schule der Nation, Waffenbrüderschaft zwischen Moldauern und Russen,<br />
Schlacht als sportlicher Wettkampf (in dem übrigens kein Blut fl ießt), die bösen Osmanen vs.<br />
„unsere“ guten tapferen Soldaten usw. Die gegnerischen Soldaten werden in ein negatives<br />
Licht gerückt und herabgewürdigt. Der sowjetische Filmemacher konnte sich diesem Thema<br />
auch deshalb so ausführlich widmen, ihr Gewissen dem Feind gegenüber war entlastet, da die<br />
Türkei dem feindlichen Militärbündnis, der NATO angehörte.<br />
Die Pausen dazwischen werden durch Beratungsszenen im jeweiligen Hauptquartier gefüllt,<br />
die nicht nur der Steigerung der Dramaturgie dienen, sondern auch dazu, die jeweilige<br />
Strategie und Taktik der Osmanen und Russen darzustellen: Deserteure vs. tapfer Kämpfende.<br />
Die Gegenüberstellung gilt hier nicht nur für das gegnerische Lager, sondern auch für die<br />
Verbündeten: Cantemirs Armee vs. Russische Armee (Vgl. Bild 10), hier das Chaos da das<br />
Ordnungsprinzip. Die Moldauer verhalten sich kämpferisch, mutig, aber chaotisch, als riefen<br />
sie geradezu nach der führenden Hand.<br />
Die Schlachtdarstellung hat einen merkwürdigen Doppelcharakter. Auf der anderen Seite<br />
sind ambitionierte Filmemacher der Versuchung einer monumentale Megaproduktion verfallen<br />
und haben so auf Ähnlichkeiten mit der Boro<strong>din</strong>o-Schlacht in Sergej Bondarschuks Film<br />
Krieg und Frieden bestanden, die vor allem bei der Kameraführung zu beobachten sind: auch<br />
hier haben wir ungewöhnliche Kamerawinkel, atemberaubende Kamerafahrten, mit extremen<br />
Einsatz des Weltwinkelobjektivs. Diese Kameraperspektiven wirken wie nicht von dieser Welt,<br />
als würde jemand von oben die infernalischen Schlachtszenen beobachten. Zum anderen<br />
wird sie als ein Spiel gezeigt, in dem trotz heftigen Hauens und Stechens kein Blut fl ießt.<br />
Obwohl im Film nie von einer Niederlage die Rede ist (Peter der Große in optimistischer<br />
und eher fröhlicher Haltung versucht Cantemir zu überzeugen, sich rechtzeitig vor der Niederlage<br />
zu schützen, dass „mehr als ein Sieg zu erringen ist“), sind die es Bilder, die sprechen:<br />
schwarze Krähen fl iegen über ein wüstes Feld, ein schwarzes Pferd irrt durch die Landschaft,<br />
eine Ikone ist dem Feuer preisgegeben. Dies alles sind Insignien einer tödlichen Verwüstung,<br />
die die Feinde hinterlassen haben. Anschließend wird ein brennendes Kruzifi x gezeigt, das die<br />
Niederlage der Christen in diesem Kampf symbolisiert. Oder es soll damit ein Symbol in dem<br />
Sinne transformiert werden, dass der Krieg der allergrößte Feind ist.<br />
Alles in allem hatte das Leben Cantemirs in der MSSR deshalb eine besondere Bedeutung<br />
und mündete in eine teure, monumentale Verfi lmung 7 , weil es zum gemeinsamen<br />
Erinnerungsschatz der in der Sowjetunion “vereinten” Völker gehörte und sich mit ihm der<br />
sowjetische Vielvölkerstaat historisch legitimieren ließ.<br />
Die Filme über Dimitrie Cantemir, die fast zur gleichen Zeit in Rumänien gedreht wurden,<br />
hatten eine andere Legitimierungsgrundlage zu erfüllen.<br />
Die rumänische Verfi lmung „Muschetarul român“ von 1975 von Mihnea Georghiu<br />
und Gheorge Vitanidis sollte eine Leindwandrehabilitierung Cantemirs, eine Replik auf die<br />
Chişinăuer Verfi lmung von 1973 sein, wo Cantemir so erscheint, wie ihn die rumänische Historiographie<br />
bis 1960 präsentiert hatte, nämlich russifi ziert.<br />
Fürsten in Filmen in Rumänien und der RSSM:<br />
Zwischen Nationalem und Transnationalem<br />
Im rumänischen Film wird Cantemir als europäisches Fürst-Genie dargestellt. Er ist seinem<br />
herausragenden Zeitgenossen Leibniz ebenbürtig. Seine Figur löst Bewunderung, aber<br />
7<br />
Obwohl Geld in der sowjetischen Filmproduktion bekanntlich keine besondere Rolle spielte:<br />
Nach heutigen Schätzungen kostete Bondarschuks Film Krieg und Frieden eine halbe<br />
Milliarde Dollar.<br />
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