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Document PDF - Asociatia Tinerilor Istorici din Moldova

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lung der Schlacht nur eines der Ziele des geplanten Films war. Am Beispiel des historischen<br />

Ereignisses galt es darüber hinaus, eine gemeinschaftliche Wir-Gruppe zu beschreiben und<br />

diese den sowjetischen Zuschauern nicht nur als Abbild der Vergangenheit, sondern zugleich<br />

als Idealbild und Vision für Gegenwart und Zukunft vorzustellen. Der Film Dimitrie Cantemir<br />

zeigt mit den beiden Herrscherfi guren Peters und Cantemirs in fi lmischer Monumentalität die<br />

reale Macht des Staates und die Sehnsucht nach einer starken Führerpersönlichkeit an seiner<br />

Spitze und sollte wohl auch die Gesichtslosigkeit oder aber die Lächerlichkeit der politischen<br />

Führer der Zeit überdecken (der regierende Generalsekretär Breshnjew war ins öffentlichen<br />

Bewusstsein ohnehin längst als Witzfi gur eingegangen).<br />

Das Bild Cantemir<br />

Im Einklang mit der Doktrin des Sowjetpatriotismus tritt Dimitrie Cantemir im Film vor<br />

allem als Ideologe im umfassenden Sinn des Wortes, als spiritus rector „der russisch-moldauischen<br />

Freundschaft und eines engen militärisch-politisches Bündnisses des russischen und<br />

moldauischen Volkes“ auf. (Poliuhova 1983, Vgl. Ebenfalls zeitgenössische Presse zum Film:<br />

Ioviţa 1973, Alesina, 1973; Svimlinskii 1973; Batrynu 1973; Coroban 1973; Marias1974).<br />

In seiner Bestrebung, in seine Heimat zurückzukehren, ist zwar der Wunsch nach dem<br />

Thron unmissverständlich vorhanden: („...22 Jahre lang habe ich mich verstellt, habe gelitten,<br />

habe mühevoll an nichts anderes gedacht …, habe den Morast der Erniedrigung durchquert,<br />

um auf den Thron dieses Landes zu gelangen… „), doch oberstes Ziel ist es, gegen die Osmanen<br />

zu kämpfen, denn nur so konnte er die Bestrebungen seines Volkes erfüllen: „La luptă!<br />

Norodul a spus nu! şi se apără cu mâinile goale, şi eu am spus nu! şi apăr ţara cu armele,...<br />

Ţara sânt cei care au bărbăţia să o apere…“<br />

Obwohl so die Zweifel an der Selbstlosigkeit seiner Absichten ausgeräumt werden und<br />

die Progressivität seiner Ideen nicht in Zweifel gezogen wird, kollidiert sie doch im Film mit<br />

dem Schicksal ihm nahe stehender Menschen, seiner Familie, und wird somit einer Prüfung<br />

unterzogen: der Regisseur stellt ihn vor die Wahl zwischen der Liebe und dem Leben seines<br />

eigenen Sohnes und der Liebe und dem Leben seines unterdrückten Volkes und Landes. Statt<br />

die Idee zu opfern, ist er eher bereit, seinen Sohn zu opfern. Dass Cantemirs weit vorauseilender<br />

Blick, seine Weisheit und sein Mut, Insignien der herausragenden historischen Persönlichkeit,<br />

deren Heldengröße um so eindrucksvoller erscheint, je weiter zeitlich man sich von ihr<br />

entfernt, nicht selten mit der unmittelbaren Umgebung kollidieren, äußert sich in Cassandras<br />

Vorwurf: „… O, dieser kühne Verstand! Du kannst weit weg in die Vergangenheit, weit in die<br />

Zukunft blicken, nur in deiner unmittelbaren Nähe bemerkst du nichts…“ Der Fürst steht somit<br />

nicht nur über den Dingen, die gewöhnliche Menschen bewegen, er hat eine besondere Aura,<br />

die ihn fast zu einer unnahbaren Figur macht. Seine Sorge gilt allein der „großen Familie“,<br />

dem Volk, deshalb erteilt er dem Liebespaar in der Schlussszene seinen väterlichen Segen,<br />

als pater patriae. 6<br />

Die deutliche Monumentalisierung des Helden im Film wird durch die Besetzung der<br />

Hauptrolle mit Mihai Volontir noch unterstützt. Als Theaterschauspieler zeichnet er sich besonders<br />

durch eine betonte Theatralik und einen Hang zum romantischen und deklamatorischen<br />

Pathos aus. Dem theatralischen darstellerischen Stil im Film entspricht auch die Stilistik der<br />

Bilder: die betont deklarative, an Gemälde erinnernde statische Einstellung sowie die massive<br />

Schwere der Gegenstände, die den Bildraum füllen - eine Schwere. die die staatliche Macht<br />

verkörpern soll. Komik und Exzentrik sind der Hauptfi gur fremd.<br />

6<br />

Die Schlusszene, in der Dimitrie Cantemir seinen Segen erteilt, korrespondiert z.B. mit den letzten Bildern<br />

des Films Padenie Berlina (Der Fall von Berlin), in dem „Stalin“ auf dem Flughafen von Tempelhof das Glück<br />

des Liebespaares Natascha und Alexej besiegelt.<br />

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