29.01.2015 Aufrufe

Document PDF - Asociatia Tinerilor Istorici din Moldova

Document PDF - Asociatia Tinerilor Istorici din Moldova

Document PDF - Asociatia Tinerilor Istorici din Moldova

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

mir, ihn lieber in seiner geliebten Heimat sterben zu lassen als in einem fremden Land. Nach<br />

der Entlassung aus dem Gefängnis wirft Iordache Russet seine Handschellen auf den noch<br />

leeren Thron, ein zweideutiges Symbol, dass als Prophezeiung einer noch größeren Abhängigkeit<br />

vom Osmanischen Reich oder einer anderen Macht interpretiert werden kann.<br />

Trotz der ebenfalls kritischen Stellungnahme der Historiker hielt Vlad Iovita auch an einigen<br />

Szenen fest, die sich historisch zwar nicht belegen lassen, sondern eher dazu dienen,<br />

die Dramatik zu steigern (Beispiele: die Hinrichtung der serbischen Geisel Iovan Miritsch;<br />

Cantemirs Sohn als Geisel bei den Osmanen).<br />

Handlung des Films und Interpretation<br />

Der Erzählstoff des Filmes ist chronologisch aufgebaut und erzählt in 11 Sequenzen folgende<br />

Eckpunkte seines Lebens: Cantemir in Konstantinopel, kurzes Fürstendasein, die Begegnung<br />

mit Peter dem Großen und die Schlacht von Stanileşti. Der zweite Handlungsstrang<br />

erzählt die Liebesgeschichte des Kapitäns Decusara, ein Gehilfe Cantemirs, ein fröhlicher,<br />

etwas draufgängerischer, mit viel Kraft ausgestatteter Geselle, zu der Tochter des Bojaren<br />

Iordache Ruset, Rodica.<br />

…Eine endlose Kette von knarrenden, prallgefüllten Karren, junge Frauen, gefügige,<br />

sich in ihr Schicksal fügende Menschen werden über die staubige Landstraße von türkischen<br />

Soldaten angetrieben. Aus der totalen Perspektive symbolisiert der Zug mit dem Tribut einen<br />

Aderlass, ein Verlust der vitalen Kräfte des Landes.<br />

Nach dieser Einleitung wechselt der Ort der Handlung: Nach der kurzen Einblendung<br />

eines Gefängnisgitters (Bild 2), wird der Hof des Osmanischen Sultans vorgeführt. Die erste<br />

Szene zeigt uns Cantemir während der Hinrichtung einer slawischen Geisel (Iovan Miritsch).<br />

Vor der öffentlichen Hinrichtung übergibt der Todgeweihte ihm eine Kette mit einem Kreuz, als<br />

Symbol der gleichen religiösen Zugehörigkeit. Zum Abschluss der Sequenz wird Cantemirs<br />

Hand in Nahaufnahme gezeigt: Bluttropfen quellen aus einer Wunde, die das Kreuz in die<br />

Hand geritzt hat - Symbol religiöser Blutsbrüderschaft.<br />

Die über Cantemir ständig schwebende Gefahr wird sein weiteres Handeln im Film wie<br />

ein Passepartout begleiten. Die Bedrohung und die Erzwingung von Ehrfurcht sowie der damit<br />

vermittelte beängstigende Eindruck werden durch die Kameraeinstellungen zusätzlich unterstützt:<br />

der osmanische Wesir und der Henker werden aus der Froschperspektive gezeigt (Bild<br />

3). Cantemir schweigt; überhaupt ist das Schweigen der Hauptdarsteller in Vlad Ioviţas Filmen<br />

ein stets wiederkehrendes Erzählprinzip. Die Kameraeinstellung – hier Bilder von Cantemir<br />

in Nahaufnahme - wird zu einer narrativen Instanz, werden doch gerade auf diese Weise äußerst<br />

eindringlich die Gefühle und Gedanken der Menschen vermittelt, paradoxerweise sogar<br />

eindringlicher, als es durch den Ton geschehen könnte. Noch etwas wird durch diese Art der<br />

Darstellung erreicht: Es wird jegliche Distanz übersprungen: Wir befi nden uns mittendrin.<br />

Der Regisseur ist bemüht, eine ausgeglichene Darstellung der Jahre in Konstantinopel<br />

zu wählen, indem er Cantemir zwar als Gefangenen (das Bild des Gefängnisgitters) vorführt.<br />

Ein lukullisches Ambiente (auch hier hatten die Zensoren Einwände, weil Cantemir sich zu<br />

wohl fühlen würde) gehört ebenso dazu wie die Umgebung illustrer Gelehrter und Politiker.<br />

Die darauf folgende Szene zeigt Cantemir und sein Freund Reis-Effendi, der das Ende des<br />

Osmanischen Reiches nahen sieht - zwei Denker, zwei Intellektuelle trinken gemächlich einen<br />

Kaffee und parlieren miteinander. „Wie denkfaul müssen wir Osmanen sein, und fl eißig<br />

bist Du, Cantemir, denn ein Fremder wie du muss unsere Geschichte schreiben und unsere<br />

Musik komponieren“. Gekonnt wählt die Regie den Hintergrund für dieses Gespräch aus: ein<br />

Wasserfall, als Symbol für gedankliche Frische, aber auch um möglicherweise zu verdeutlichen,<br />

dass dem bisher relativ ruhigen, gemächlichen Fluss seines Lebens nun eine gewaltige<br />

Wandlung bevorsteht. Vlad Ioviţa präsentiert uns einen Dimitrie Cantemir, der am Wendepunkt<br />

seines Lebens steht.<br />

– 249 –

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!