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Document PDF - Asociatia Tinerilor Istorici din Moldova

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zunehmend auf solche Präferenen der Zuschauer wie das Melodram mit komischen Einlagen.<br />

Ein Liebesplot in einer historischen Kulisse und die Rekrutierung beliebter Kinostars lockt<br />

einfach mehr Zuschauer in die Kinos (vgl. Bild 1). Die weibliche Hauptrolle im Film Dimitrie<br />

Cantemir übernahm z. B. Natalia Varlei, zu jenem Zeitpunkt ein etablierter Kinostar (sie spielte<br />

bereits in der populärsten sowjetischen Kinokomödie „Die kaukasische Gefangene oder<br />

die neuen Abenteurs Suriks“ die Rolle der schönen Pädagogikstudentin Nina), die mit ihrer<br />

Marilyn-Monroe-Figur zum Sexsymbol der 1960er Jahre wurde. (Pupševa/Ivanov/Gukerman<br />

2002).<br />

2. Die anderen Anweisungen der Historiker und Parteizensoren betrafen vor allem das<br />

Problem der Interpretation der Geschichte im Film (als Allegorie zu der späteren revolutionären<br />

Epoche und Geschichte als Evolution).<br />

- als Allegorie: der Film sollte einige Elemente des aktuellen Zeitgeistes widerspiegeln.<br />

Einige Geschichtsbilder in diesem Film sollten als Allegorie für die Beschreibung der<br />

Gegenwart verstanden werden, d.h. unter der Folie der glorreichen Vergangenheit sollte das<br />

Heute durchschimmern, aber vor allem der Bezug zur glorreichen revolutionären Epoche der<br />

Sowjetunion verstanden werden. So hieß es in einer zeitgenössischen Filmkritik:<br />

„In seiner Problematik hat der historische Film Dimitrie Cantemir viele Ähnlichkeiten zu<br />

den vielen historisch-revolutionären Filmen, diese stellen zwar andere Zeiten, als in diesem<br />

Film dar, aber ähnliche Ideen wie Freiheit und internationale Brüderlichkeit der Völker untereinander,<br />

die sich gegen den Unterdrücker wehren und die die Idee der Rolle von historischen<br />

Persönlichkeiten in diesem Kampf hervorheben.“ (SARM, F. 3158 (8), inv. 2, Ordner 249).<br />

Keinen Zweifel lassen die Behörden auch an der gewünschten pädagogischen Funktion<br />

des Films. Der Historiker Kopanski schreibt, dass die Handlung des Films zweifellos in<br />

hohem Maße aktuell sei, sie rufe in gewissem Maße Assoziationen zum heutigen Tag hervor.<br />

Indem der Film heroische Szenen aus der Geschichte des Volkes zeige, sei er dazu berufen,<br />

zur Heimatleibe zu erziehen und für die Verteidigung des Landes im Sinne der Freundschaft<br />

zwischen dem moldauischen und dem russischen Volk zu mobilisieren“ (SA RM, F. 3158 (8),<br />

inv. 2, O. 249)<br />

Zudem waren die Historiker bemüht, auf die Besonderheiten der darzustellenden Vergangenheit<br />

und die Unterschiede der Epochen hinzuweisen. „... Es wird dem Regisseur vor<br />

allem von Historikern empfohlen, im Szenario zum Beispiel noch nachdrücklicher die qualvolle<br />

Arbeit des einfachen Volkes zu zeigen…“ (ebd.)<br />

Eine der am meisten diskutierten Sequenzen im Film war der Verrat der Bojaren und<br />

ihr Überlauf zu den Osmanen. Der Historiker Dragnjew schreibt in seiner Rezension vom<br />

23. 7. 1973, dass die Annäherung an Russland einstimmig, auch von Bojaren, unterstützt wurde.“<br />

Wenn es um Befreiungsbestrebungen Russlands ging, dürfte es nicht einmal zur Polarisierung<br />

entsprechend der marxistisch-leninistischen Klassentheorie zwischen den Vertretern<br />

der Klassenfeinde kommen (SA RM F. 3158 (8), inv. 2, O. 249). Erstaunlicherweise bewirkten<br />

einige dieser kritischen Stellungnahmen relativ geringe Veränderungen am Drehbuch. Zum<br />

Beispiel hielt Vlad Ioviţa unbeeindruckt an dieser polarisierenden Darstellung der Bojaren fest,<br />

was sicherlich auch ein Schlaglicht auf die Zensur und die Entscheidungsmechanismen innerhalb<br />

der sowjetischen Kulturindustrie der 1970er Jahre wirft.<br />

Besonders aufschlussreich ist in diesem Sinne die Darstellung von Iordache Russet. Obwohl<br />

im Film als Verräter dargestellt, kann man sich als aufmerksamer Zuschauer nur schwer<br />

dem Gedanken entziehen, dass Ioviţa mit dieser Person sympathisiert: Eine der Schlusssequenzen<br />

zeigt ihn, an den Armen gefesselt, hinter einem Holzwagen hinkend. Er bittet Cantein<br />

die Kinos. Die Filmwissenschaftlerin Neja Zorkaja, die die sowjetische Unterhaltungsindustrie analysierte,<br />

versuchte den Erfolg aus einem nicht entwickelten, infantilen, provinziellen Geschmack zu erklären. (Vgl.<br />

ZOKAJA 1989).<br />

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