Document PDF - Asociatia Tinerilor Istorici din Moldova
Document PDF - Asociatia Tinerilor Istorici din Moldova
Document PDF - Asociatia Tinerilor Istorici din Moldova
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
den direktesten Eingang zu den Werten und Normen, Zielen und Mitteln der Produzentenseite.<br />
(FLEDELIUS 1979).<br />
Das heißt, dass jeder Film, der ein historisches Ereignis verarbeitet, Aufschluss gibt<br />
über:<br />
1. die im Film dargestellte Wirklichkeit,<br />
2. die Wirklichkeit der fi lmischen Bearbeitung des historischen Stoffes, die abhängig<br />
sind von der Gegenwart, in der der Film gedreht wird; im Extremfall kann diese Ebene<br />
die erste überdecken, wenn die politische und ideologische Propaganda dazu drängt;<br />
3. und schließlich schließt die Rezeptionsebene die Realität des Betrachters, seine<br />
Gegenwart bestimmt Rezeption und Refl exion über den Geschichtsfi lm (oder: über historische<br />
Filme).<br />
Im folgenden Teil meines Beitrags werde ich das oben Skizzierte auf den Film Dimitrie<br />
Cantemir (<strong>Moldova</strong>-Film 1973) übertragen, der mehrere Fragen aufwirft:<br />
Welche Sicht auf die Person Dimitrie Cantemirs wird uns also in diesem Film nahegebracht<br />
Welches Bild von Cantemir wird präsentiert Und vor allem: Warum wird dieses Bild<br />
so und nicht anders gezeigt Die Frage warum meint in erster Linie den Entstehungskontext<br />
des Filmes. Wie ist die Idee entstanden, warum und unter welchen Umständen wurde<br />
er realisiert Nach welchen Prämissen konstruieren oder rekonstruieren die Regisseure die<br />
historische Vergangenheit Lassen sich zeitgenössische Bezüge in dem analysierten Film<br />
belegen, wie Verweise auf andere Textfelder diagnostizieren Verschmelzen im Film Motive<br />
aus Geschichte und Gegenwart<br />
Doch außer der Aufdeckung der Motive, Ziele und Verfahren der Filmemacher, die Aufdeckung<br />
ihres Wirkens, ist es genauso wichtig, über diesen aufklärerischen Anspruch hinauszugehen,<br />
denn nur so kann man den Film in der Geschichte begreifen. Im akademischen Diskurs<br />
nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wird zum Teil noch bis heute angenommen,<br />
dass sich das sowjetische Kino als Monolith darstellen lässt, ohne dass die Eigengesetzlichkeiten<br />
des Mediums Film Beachtung fi nden. Die Hauptaufgabe der historischen Kontextanalyse<br />
von Medienprodukten besteht aber darin, die Besonderheiten, Brüche, Verschiebungen<br />
des Films in die Konstellationen von Politik und Kultur einzuordnen. Ein Film transportiert eine<br />
Botschaft nicht ohne Reize, Sensation. Ist es die Aufgabe dieser Filme, eine bestimmte Ideologie<br />
zu transportieren, oder über den Weg der Unterhaltung die gemeinsamen Vorstellungen<br />
in der Gesellschaft über gut und böse, schön und hässlich Hat der emotionale Effekt dieser<br />
Filme den ideologischen verdrängt, relativiert oder überschrieben Liegt der Schwerpunkt vorrangig<br />
auf dem Erzählen spannender Kinogeschichten, für welche die historischen Persönlichkeiten<br />
wie Dimitrie Cantemir lediglich den historischen Rahmen abgeben<br />
Filmographische Daten<br />
Im Oktober 1973, pünktlich zum 300. Geburtstag von Dmitrie Cantemir, fand in Chişinău<br />
die Erstaufführung des Spielfi lms „Dmitrie Cantemir“ statt. Der Film war auf der Grundlage der<br />
gleichnamigen Novelle von Vlad Ioviţa gedreht worden, der auch der Regisseur des Filmes<br />
war. Dieser war nicht nur inhaltlich, sondern auch im Hinblick auf seine Produktionsgeschichte<br />
ein typisches Kunstwerk des sowjetischen Multinationalismus. Die Großproduktion kam dank<br />
der Zusammenarbeit mit den anderen Studios aus der Sowjetunion - Mosfi lm (Moskau), Lenfi<br />
lm (damals Leningrad) und Studio Dovženko (Kiew) - zustande. Die Schauspielertruppe war<br />
ebenfalls multinational: die Hauptrolle war mit Mihai Volontir, einem moldauischen Schauspieler,<br />
die Rolle Peters des Großen (Lazarev) von einem Russen, die des Khans der Tataren von<br />
einem Aserbaidschaner usw. besetzt. Für die mit großem Aufwand gedrehten Schlachtszenen<br />
- 3000 Kavallerie- und Infanteriekomparsen, Dutzende von Geschützen – wurden militärische<br />
Einheiten des Bezirks Odessa einbezogen. Die bulgarischen Kollegen lieferten die original<br />
– 245 –